| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. , S. 322 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Anwendungen der Phosphor-Bronze.
                           Diese Legirung fährt fort die Aufmerksamkeit des Continents auf sich zu ziehen, und
                              zwar ganz besonders durch ihre Anwendung bei den Walzwerken
                                 und zu Wasserformen bei Hohöfen. Die Erfinder, Montefiore-Levy und Dr. Künzel in Brüssel, haben zur Wiener Ausstellung eine
                              Sammlung von instructiven Modellen gesandt, die bei der Artillerie, der
                              Waffenerzeugung und anderen Gegenständen Anwendung finden. Gillieaux zu Charleroi und Blondeaux haben
                              diese Legirung bei Walzwerken in Anwendung gebracht und theilen im Folgenden die
                              Resultate einer dreijährigen Erfahrung darüber mit: Die Phosphor-Bronze ist
                              bei großen Stirnrädern und conischen Rädern der verschiedenartigsten Walzwerke mit
                              gutem Erfolge angewendet und zwar bei solchen, die zu ihrem Betrieb 170 bis 200
                              Pferdekräfte bedurften und deren Walzen 60 Umgänge pro
                              Minute machten, bei einem Gewichte von 5 Tonnen und einer andauernden Bewegung, die
                              in 24 Stunden nur 1 1/2 Stunden Stillstand zuließ. Man beobachtete, daß die Räder
                              aus gehärtetem Gußeisen sehr leicht zerbrachen; sie wurden dann durch Räder von
                              gewöhnlicher Bronze ersetzt, und endlich nahm man dazu Phosphor-Bronze. Die
                              Dauer der gewöhnlichen Bronze ging durchschnittlich nicht über 5 Monate hinaus,
                              während die Räder von Phosphorbronze wenigstens 9 Monate durchschnittlich
                              aushielten. Auch ist die letztere bei Achsen mit großem Vortheil angewendet und
                              scheint in diesem Falle die dauernde Haltbarkeit nicht allein von der Härte, sondern
                              besonders von der bedeutenden Widerstandsfähigkeit und Zähigkeit der Legirung
                              abhängig zu seyn. Die Wellen von Phosphor-Bronze biegen sich weit weniger,
                              als die von geschmiedetem Eisen und sind bei Weitem weniger geneigt zu brechen, als
                              die von Gußeisen. (Engineer. and Min. Journ.
                                 New-York 1873, vol. XVI, Nr. 9; berg- und hüttenmännische Zeitung, 1874,
                              Nr. 3.)
                           
                        
                           Darstellung von Schweißstahl.
                           Brooks bereitet einen Stahl, den er
                              „Schweißstahl (acier de
                                    soudage)“ nennt, indem er in einem Tiegel zusammenschmilzt: 34
                              Kil. Stabeisen, 400 Grm. Wolfram, 230 Grm. Holzkohle, 84 Grm. Mangan und 230 Grm.
                              Flußspath. Ersetzt man das Wolfram durch 700 Grm. wolframsauren Kalk, so erhält man
                              eine bessere Qualität.
                           Stahl zu Klingen wird durch Zusammenschmelzen folgender Substanzen erhalten: 34 Kil.
                              Bessemereisen, 34 Grm. Gußeisen, 56 Grm. Flußspath, 15 Grm. Mangan, 32 Grm.
                              Holzkohle und 28 Grm. Wismuth. (Französisches Patent vom 23. Mai 1872.) (Berichte
                              der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1478.)
                           
                        
                           Uhrfedern aus Aluminiumlegirungen.
                           Der Uhrenfabrikant Hr. A. Lange in Glashütte, Sachsen, hat
                              sich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Verwendung von
                              Aluminiumlegirungen zu Uhrfedern (Spiralfedern) patentiren lassen. Als geeignete
                              Legirungen werden z.B. bezeichnet solche von 100 Thln. Aluminium und 5 Thln. Silber,
                              sowie die von 5 Thln. Aluminium mit 90 Thln. Kupfer. Soweit die uns vorliegende
                              Notiz es erkennen läßt, wird der Draht so dünn als möglich gezogen oder gewalzt,
                              dann mit einer besonderen Art Hobel bearbeitet und schließlich auf einem
                              Schleifstein zur nöthigen Dicke abgeschliffen. Die Drähte werden in Formen von Stahl
                              eingelegt, und letztere bis hellblau erhitzt, dann abgekühlt. Als Vorzüge solcher
                              Federn werden bezeichnet ihr geringes specifisches Gewicht, der Umstand, daß sie
                              nicht rosten, und ihre Eigenschaft, nicht magnetisch, dagegen sehr elastisch und
                              hart, aber nicht so spröde wie Stahl zu seyn (Der praktische Techniker, 1873 S.
                              592.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Reinigung des Chlorgases von dem es begleitenden
                              Chlorwasserstoff; von Franz Stolba.
                           Bei den gewöhnlichen Methoden der Darstellung des Chlorgases wird dasselbe von
                              Chlorwasserstoff begleitet, der sich dem Chlorgase nur schwierig entziehen läßt.
                           Man kann angestellten Versuchen zu Folge jedoch die Salzsäure leicht und vollständig
                              zurückhalten, wenn man sich zum Waschen des Chlorgases zunächst einer entsprechenden
                              Menge einer ziemlich concentrirten Kupfervitriollösung bedient, hierbei einen
                              zweckmäßigen Waschapparat verwendet, und das Chlorgas dann noch mit Wasser wäscht.
                              Man lasse das Chlorgas nur langsam durchstreichen und bringe in die Flüssigkeit
                              Bimssteinstücke, die mit der Lösung geschüttelt werden und dann zumeist oben
                              schwimmen.
                           Die Wirkung der Kupfervitriollösung beruht auf der großen Neigung des
                              Chlorwasserstoffes sich mit dem Kupfersulfat zu Chlorkupfer und Schwefelsäure
                              umzusetzen, während das Chlor auf das Salz nicht einwirkt.
                           Das Waschen mit Wasser soll etwa mit fortgerissene Salztheilchen zurückhalten, welche
                              das Chlorgas leichter als andere Gasarten mitnimmt. (Vorgetragen in der Sitzung der
                                 Classe der königl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften am 7. November
                                 1873.)
                           
                        
                           Zur Darstellung des Thalliums aus dem Flugstaube der
                              Schwefelsäurefabriken; von Franz Stolba.
                           Bei der wiederholten Aufarbeitung des thalliumhaltigen Flugstaubes zweier
                              Schwefelsäurefabriken, welche den Schwefelkies von Meggen benutzen, wandte ich zur
                              Abscheidung des Thalliums der Hauptsache noch eine Methode an, welche auf die
                              Bildung von Thalliumalaun ausgeht und sich aus dem
                              Folgenden ergeben wird.
                           Der Flugstaub wurde vermittelst eines groben Siebes von den beigemengten
                              Ziegel-, Mörtel- und Thonstücken gesondert und partienweise mit Wasser ausgekocht, welches mit etwas Schwefelsäure
                              angesäuert worden war.
                           Der Brei wurde auf ein passendes großes Filter gebracht und daselbst nach dem
                              Abtropfen unter fleißigem Umrühren mit heißem Wasser sorgfältig ausgesüßt.
                           Die Waschwässer dienten nach dem Ansäuern mit Säure zum Auskochen einer frischen
                              Partie u.s.w.
                           Das erste ziemlich concentrirte Filtrat wurde in sehr
                                 flachen Schalen bis zum Krystallisationspunkte eingedampft, wobei sich beim
                              Erkalten große und schöne röthlich gefärbte Krystalle von
                              Thallium-Thonerde-Eisenalaun absetzen.
                           Die Mutterlauge nach Zusatz von etwas schwefelsaurer Thonerde nochmals abgedampft,
                              gab noch eine kleine Menge gemischter Alaune.
                           Die letzten Mutterlaugen sowie das Spülwasser der Krystalle mittelst roher Salzsäure
                              ausgefällt, schieden eine auffallend geringe Menge von Chlorthallium aus. Die
                              Krystalle des rohen Thalliumalaunes wurden aus, mit Schwefelsäure gesäuertem Wasser
                              zweimal hintereinander krystallisirt, wodurch ein Alaun erhalten wurde, der mit
                              reinem Zink und etwas Schwefelsäure versetzt reines Thallium lieferte, und mit
                              reiner Salzsäure reines Chlorthallium gab.
                           Man kann das Princip dieser Methode auch in der Art verwerthen, daß man in bekannter
                              Art rohes Chlorthallium darstellt, dieses mit Schwefelsäure zunächst in Sulfat und
                              dann vermittelst schwefelsaurer Thonerde in Thalliumalaun überführt, der durch
                              Krystallisation gereinigt werden kann.
                           Mir scheint die erstere Methode bequemer zu seyn, da die lästige Zersetzung des
                              Chlorids mittelst Schwefelsäure hinwegfällt.
                           Nachdem der Thalliumalaun in heißem Wasser bedeutend löslicher ist, wie in kaltem,
                              bietet die Ueberführung des viel schwerer löslichen Sulfats in den entsprechenden
                              Alaun, den großen Vortheil dar, die Thalliumverbindung aus viel kleineren
                              Quantitäten Wassers, demnach viel bequemer und rascher umkrystallisiren zu können,
                              und doch das Metall in einer Verbindung zu behalten, die gleich leicht auf Metall
                              oder Chlorid, Jodid verarbeitet werden kann. (Vorgetragen in der Sitzung der
                              mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königl. böhmischen
                              Gesellschaft der Wissenschaften am 7. November 1873.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Reduction der Tellursäure durch Traubenzucker; von
                              Franz Stolba.
                           Gleich wie die tellurige Säure, so wird auch die Tellursäure in alkalischer Lösung durch Traubenzucker bei Siedhitze reducirt.
                           Ich stellte meine dießfälligen Versuche mit tellursaurem Ammoniak an, da man sich
                              diese Verbindung besonders leicht rein darstellen kann, und dieselbe von den
                              Alkalien leicht zersetzt wird.
                           Ein Antheil dieser Verbindung wurde in die kochende Lösung des ätzenden oder
                              kohlensauren Alkali eingetragen und nachdem das Ammoniak ausgetrieben worden war,
                              der siedenden, überschüssiges freies oder kohlensaures
                                 Alkali haltenden Flüssigkeit eine hinreichende
                              Menge Traubenzuckerlösung zugefügt. Die Flüssigkeit, die sich bald färbte, setzte
                              nach und nach schwarze Flocken von Tellur ab, jedoch nicht so rasch wie bei der
                              tellurigen Säure unter gleichen Umständen.
                           Um zu sehen, ob bei längerer Einwirkung und genügender Menge des Reductionsmittels
                              sämmtliches Tellur als solches ausgefällt worden,
                              wurde ein Theil der Lösung filtrirt, das Filtrat mit Schwefelsäure schwach
                              übersättigt und in einer Platinschale mit reinem Zink in Berührung gebracht.
                           Unter diesen Verhältnissen setzen nämlich tellurhaltige Lösungen einen Theil des
                              Tellurs am Platin, einen anderen pulverförmig ab, und kann der Absatz leicht weiter
                              untersucht werden.
                           Ich konnte auf diese Art, welche sehr geringe Mengen von
                              Tellur nachzuweisen gestatten, unter obigen günstigen Verhältnissen in der
                              Flüssigkeit kein Tellur mehr nachweisen, und folgt hieraus, daß die Tellursäure
                              vollständig zu Tellur reducirt werden kann.
                           Die Flüssigkeit war circa eine halbe Stunde in lebhaftem
                              Kochen erhalten worden.
                           Dieses interessante Verhalten der Tellursäure ermöglicht die Darstellung eines chemisch reinen Tellurmetalles, wenn man reines
                              tellursaures Ammoniak oder Alkali mit den betreffenden reinen Materialien so lange
                              im Kochen erhält, bis sämmtliches Tellur ausgefällt worden. Sollte es an
                              Traubenzucker fehlen, so setzt man selben zeitweilig der concentrirten Lösung
                              hinzu.
                           Ich habe nach dieser Methode aus namhaften Mengen von, auf
                              tellurige und Tellursäure verarbeiteten Tellurerzen, Tellur abgeschieden.
                           Das scharf getrocknete Tellur wurde im Glaskolben in einem Bade von Eisenfeilspänen
                              zum Schmelzen erhitzt, und um die Vereinigung der Metallkügelchen zu erleichtern,
                              etwas trockenen Kalisalpeters zugesetzt, unter dessen
                              geschmolzener Decke sich das Metall leicht und rasch zu einem Klumpen
                              vereinigte.
                           Das Tellur wird nämlich, wie schon Klaproth beobachtete,
                              wenn es nicht sein vertheilt ist, beim Schmelzen mit
                              Salpeter nur wenig angegriffen, ja es kann sogar unreines Tellur beim Schmelzen mit
                              Salpeter bis zu einem gewissen Grade gereinigt werden. (Vorgetragen in der Sitzung
                              der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königl. böhmischen
                              Gesellschaft am 7. November 1873.)
                           
                        
                           Bereitung des Doppelsalzes von Fluoraluminium und
                              Fluornatrium.
                           Nach dem der Société anonyme d'Aluminium am
                              4. Juni 1872 in Frankreich patentirten Verfahren wendet man zu dem oben angegebenen
                              Zweck reine, wenigstens 5procentige Flußsäure an, die hauptsächlich frei von
                              Schwefelsäure und Kieselfluorwasserstoffsäure seyn muß, sättigt sie halb mit reiner
                              Thonerde und setzt alsdann Chlornatrium in solcher Menge hinzu, daß auf 1 Molecül
                              Thonerde 6 Molecüle Chlornatrium kommen. Es fällt das Doppelsalz von Fluoraluminium
                              und Fluornatrium (künstlicher Kryolith) nieder. Man kann auch ein in passenden
                              Proportionen gemachtes Gemenge von Aluminium- und Natriumfalz direct mit
                              Flußsäure behandeln. In ähnlicher Weise erhält man das Kaliumdoppelsalz. (Berichte
                              der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1479.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Reinigung der Oxalsäure; von Franz Stolba.
                           Wenn es sich um die Darstellung größerer Quantitäten
                              reiner Oxalsäure handelt, so empfiehlt sich nach meinen Versuchen das schon von
                              anderer Seite empfohlene Umkrystallisiren aus Salzsäure.
                           Wenn man nämlich die zu reinigende Oxalsäure in der genügenden Menge einer
                              10–15procentigen siedenden Salzsäure löst, das Filtrat erkalten läßt, die
                              Mutterlauge durch Absaugen entfernt und so lange mit kleinen Quantitäten Wassers
                              nachwäscht, bis das ablaufende nur sehr geringe Mengen von Salzsäure enthält, so
                              braucht man die feuchten Krystalle nach dem Absaugen der Mutterlauge nur aus reinem
                              Wasser umkrystallisiren zu lassen, um in der abgewaschenen Oxalsäure ein ganz reines
                              Product zu erhalten.
                           Wesentlich ist hierbei der Umstand, daß man in beiden
                              Fällen die heiße Lösung unter stetem Umrühren rasch erkalten lasse, um kleine Krystalle zu erhalten, nachdem die beim langsamen
                              Erkalten sich bildenden großen Krystalle Mutterlauge einschließen können.
                           Selbst größere Quantitäten von in dieser Art gereinigter Oxalsäure verflüchtigen beim
                              Erhitzen in einem Platintiegel ohne den geringsten Rückstand zu lassen. Die
                              erhaltenen Mutterlaugen können mit Vortheil auf oxalsaures Ammoniak verarbeitet
                              werden, da sie beim Neutralisiren mit kohlensaurem Ammoniak das meiste Oxalat
                              ausscheiden, nachdem sich dasselbe bekanntlich in einer Lösung von Chlorammonium
                              schwieriger löst, als in reinem Wasser. (Vorgetragen in der Sitzung der
                              mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königl. böhmischen
                              Gesellschaft der Wissenschaften am 7. November 1873.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung der Kohlensäure durch Gährung; von Franz
                              Stolba.
                           Die Darstellung der Kohlensäure durch Gährung ist in den Laboratorien am wenigsten
                              gebräuchlich, obgleich sie in manchen Fällen sehr vortheilhaft seyn kann.
                           Handelt es sich z.B. um einen sehr lange anhaltenden Gasstrom, wie man eines solchen
                              zur Darstellung gewisser Bicarbonate bedarf, so eignet sich hierzu die durch
                              geistige Gährung gewonnene Kohlensäure ganz besonders. Ich verwende zu dieser
                              Darstellung geräumige Thon- oder Glasgefäße an und als Material Rohzucker,
                              der sich hierzu durch seine Billigkeit empfiehlt.
                           Der Zucker wird in 4 Theilen Wassers gelöst und mit der genügenden Menge Hefe
                              versetzt (5 Volumina dicker Hefe per mille).
                           Die Gährung tritt im Lause einiger Stunden ein und kann durch Steigerung der
                              Temperatur beschleunigt, durch Erniedrigung verzögert werden.
                           Man kann demnach durch Wahl eines passenden Locales die Gährung rascher oder
                              langsamer verlaufen lassen.
                           Geht die Gährung zu Ende, so speist man mit frischer Zuckerlösung und gibt auch etwas
                              Hefe hinzu.
                           Nachdem die Flüssigkeit während der Gährung steigt und schäumt, muß man eben Gefäße
                              mit genügendem Steigraume verwenden.
                           Die vergohrene Flüssigkeit wird durch Destillation auf Spiritus verarbeitet.
                           Zum Waschen der Kohlensäure wendet man zweckmäßig einen mit Wasser gefüllten
                              Kaliapparat, z.B. den von Liebig oder Mitscherlich an, den man mittelst Draht an den Hals des
                              Entwickelungsgefäßes befestigt und die nothwendige Verbindung mit Kautschukröhren
                              herstellt. Bei dieser Einrichtung wird der Apparat sehr handlich und compendiös.
                           Will man Melasse anwenden, so verdünne man selbe mit 3 Theilen Wasser und wende zum
                              Waschen des Gases zunächst Eisenvitriollösung an, nachdem manche Melasse bei der
                              Gährung Stickoxyd liefert, welches von der Vitriollösung absorbirt wird. Hierauf muß
                              das Gas noch durch ein mit staubfreien Stückchen Holzkohle gefülltes Rohr geleitet werden, um die
                              Kohlensäure geruchlos zu erhalten. (Vorgetragen in der Sitzung der
                              mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der königl. böhmischen
                              Gesellschaft der Wissenschaften am 7. November 1873.)
                           
                        
                           Ueber die Einwirkung der Mineralsäuren auf Zucker bei
                              Gegenwart von Salzen der in den Rübensäften enthaltenen organischen Säuren; von E.
                              Feltz.
                           Die Wirkung von Mineralsäuren auf eine Zuckerlösung ist bekannt; die kleinsten Mengen
                              derselben verwandeln bei Anwendung von Wärme den Rohzucker in Invertzucker. Feltz suchte nun durch Versuche zu entscheiden, ob
                              dieselbe Wirkung bei Gegenwart von Salzen der in den Rübensäften vorkommenden
                              organischen Säuren eintritt, und diese Untersuchung gewann um so mehr an Interesse,
                              als die Resultate derselben für die dem Hrn. Margueritte
                              patentirte (unten mitgetheilte Methode der Reinigung von Zuckersäften von höchstem
                              Belange sind.
                           18 Hektoliter Syrup (drittes Product) von 25° Baumé wurden mit 16 Liter
                              käuflicher, mit dem fünf- bis sechsfachen Volum Wasser verdünnter Salzsäure
                              gemischt, dem Gemisch eine Probe entnommen, dieselbe auf 20° Baumé
                              verdünnt und alkalimetrisch untersucht; es wurden per
                              Liter 2,44 Grm. HCl gefunden. Die Hauptmasse des Gemisches wurde dann im Robert'schen Apparate bei 68 bis 75° C. und einer
                              Luftleere von 18 bis 20 Zoll auf 46° Baumé abgedampft. Es wurde nun
                              wieder eine Probe auf 20° Baumé verdünnt und alkalimetrisch
                              untersucht; gefunden wurden per Liter 0,71 Grm. HCl,
                              also eine bedeutende Abnahme der sauren Reaction constatirt. Außerdem wurden vor dem
                              Einkochen in dem auf 20° Baumé verdünnten Gemische per Liter 8,5 Grm. Glukose, nach dem Einkochen dagegen
                              9,9 Grm. derselben Zuckerart gefunden; der Unterschied ist, wie man sieht, gar nicht
                              bedeutend.
                           Andere Versuche, deren Details in unserer Quelle mitgetheilt sind, gaben ähnliche
                              Resultate. Es verflüchtigen sich etwa 60 bis 70 (nach einem Versuch 77,7) Proc. der
                              ursprünglich vorhandenen Säure.
                           Im Anschluß an diese Fabriksversuche wurden einige Laboratoriumsversuche in gleichem
                              Sinne angestellt, und die bei der Verdampfung resultirenden sauren
                              Condensationswässer gesammelt und untersucht. Dieselben enthielten nur Spuren von
                              Salzsäure; die saure Reaction derselben rührt also nur von den verflüchtigten
                              organischen Säuren, welche durch die Salzsäure frei gemacht wurden, her.
                           Weitere Versuche des Hrn. Feltz ergaben, daß es unmöglich
                              ist, alle im Syrup enthaltenen organischen Säuren durch Zusatz von Mineralsäuren in
                              Freiheit zu setzen, ohne gleichzeitig eine theilweise Inversion des Zuckers
                              einzuleiten. Doch scheint es möglich, wenigstens die Hälfte der organischen Salze in
                              der Luftleere in Mineralsalze umzuwandeln, ohne daß man diese Veränderung zu
                              befürchten hat.
                           Als Feltz 200 Kubikcentimeter einer reinen Zuckerlösung
                              von 200 Baumé mit 0,71 Grm. HCl vermischte und die Mischung in einem offenen
                              Gefäß auf 600 C. erwärmte, war nach zwei Stunden fast die ganze Zuckermenge
                              invertirt; es waren nämlich per Liter 403 Grm. Glukose
                              entstanden. Ein gleicher Versuch, mit einem Syrup von 170 Baumé, welcher per Liter 4,7 Grm. Glukose enthielt, angestellt, ergab
                              dagegen, daß der Glukosegehalt desselben nur auf 6,49 Grm. gestiegen, also nur um
                              circa 2 Grm. per Liter
                              größer geworden war.
                           Die Wirkung von Mineralsäuren auf Zucker wird hiernach bei Gegenwart von Salzen
                              organischer Säuren gänzlich modificirt, und die Anwendung von Mineralsäuren in der
                              Zuckerfabrication kann nicht in dem Maaße schädlich wirken, als man bisher wähnte.
                              Aus diesem Grunde kann die Benutzung dieser Säuren nach den Margueritte'schen Angaben auch dem Zuckerfabrikanten in vielen Fällen von
                              Nutzen seyn. (La sucrerie indigène t. VII;
                              Zeitschrift für Zuckerindustrie, 1873 S. 498.)
                           
                        
                           
                           Reinigung von Zuckersäften nach dem Patent von Margueritte in Paris.
                           Der Rübensaft, auf die gewöhnliche Weise geläutert etc., wird auf 27 bis 30°
                              Baumé eingedampft und mit dieser Concentration in einen Kessel abgelassen, wo
                              er nach fast vollständigem Erkalten mit einer entsprechenden Menge von Schwefelsäure
                              oder Salzsäure vermischt wird. Diese Säuren werden, mit Wasser verdünnt, dem Safte
                              in einem dünnen Strahl unter fortwährendem Umrühren zugefügt. Nachdem dieß geschehen
                              ist, wird der Saft in die Robert'schen Verdampfapparate
                              zurückgeführt und bei einer möglichst niedrigen Temperatur, 50 bis 55°,
                              weiter eingekocht.
                           Auf 100 Kil. der Trockensubstanz nach der Balling'schen
                              Anzeige werden 0,5 Kil. Schwefelsäure oder 1,295 Kil. käufliche Salzsäure (spec.
                              Gewicht 1,16) gerechnet. Wenn man die benöthigten Mengen der Säuren aus dem
                              Aschengehalte bestimmen will, so muß man 21,6 Proc. (des Aschengehaltes) Salzsäure
                              von der angegebenen Dichte in Rechnung bringen.
                           Diese Säuremengen können unter Umständen noch vergrößert werden, ohne daß man eine
                              Inversion zu befürchten hat, da sie durch die Vasen der in dem Saft enthaltenen
                              Salze von organischen Säuren neutralisirt werden. Die organischen Säuren wirken auf
                              den Zucker nicht ein; auch verflüchtigen sich dieselben zum größten Theile während
                              der mehrstündigen Abdampfung und sammeln sich in den Condensationswässern an.
                              Hieraus erklärt sich auch der Umstand, daß die Säfte trotz der zugesetzten Säuren
                              nach der Concentration nur sehr schwach auf Lackmuspapier reagiren, und die saure
                              Reaction nach dem Filtriren sich gänzlich verloren hat, ja oft sogar einer schwach
                              alkalischen gewichen ist.
                           Die Vorzüge dieses Verfahrens sollen seyn: 1) Bedeutende Verbesserung des Geschmackes
                              und des Geruches der Füllmasse und der erzeugten Zucker. 2) Bedeutende Verminderung
                              der Salzquotienten beim zweiten Product. 3) Erhöhung des Rendements beim ersten und
                              zweiten Product, so daß bei Anwendung obiger Methode um 2 Proc. derselben mehr
                              erzielt weiden kann, als beim gewöhnlichen Verfahren. 4) Das Einkochen erfolgt
                              sowohl in den Robert'schen Apparaten als auch im Vacuum
                              viel leichter. (La sucrerie indigène, t. VIII p. 71; Zeitschrift für Zuckerindustrie, 1873 S.
                              507.)
                           
                        
                           Hollefreund's Maischverfahren für
                              Spiritusbrennereien.
                           Dieses Verfahren, von Märcker als wesentlichster
                              Fortschritt, welchen die Brennereitechnik seit längerer Zeit gemacht hat,
                              bezeichnet, ist im Wesentlichen folgendes:
                           Die Kartoffeln oder anderen Materialien für die Spiritusfabrication werden in
                              besonders construirten Maischapparaten (bisher sind deren sieben aufgestellt; sie
                              werden gebaut von den vereinigten beiden Firmen Wegelin
                              und Hübner und A. Wernicke in
                              Halle a. S.), deren wesentlichster Theil aus einem dampfkesselartigen cylindrischen
                              Behälter von starkem Eisenblech besteht, zunächst einem sehr starken Dampfdrucke
                              ausgesetzt, um sodann in dem geschlossenen Kessel durch ein Rührwerk zerkleinert und
                              in Brei verwandelt zu werden. Die durch gespannte Dämpfe auf circa 130° C. erhitzte Masse wird hierauf durch Evacuiren
                              vermittelst Condensator und Luftpumpe auf die richtige Maischtemperatur (60°
                              C.) gebracht, und endlich das mit Wasser angerührte Malz sofort in den
                              luftverdünnten Raum des Maischkessels gezogen. Nach Beendigung des durch die
                              Einwirkung der Diastase des Malzes auf die Stärke der Maischmaterialien eintretenden
                              Verzuckerungsprocesses wird die verzuckerte Maische durch Dampf aus dem Maischkessel
                              auf das Kühlschiff gedrückt, um von diesem Stadium des Brennereiprocesses an ebenso,
                              wie nach dem alten Verfahren, weiter behandelt zu werden. Mit Hülfe dieses
                              Verfahrens soll eine Materialersparniß von mindestens 16 Procent erzielt werden.
                              (Zeitschrift für deutsche Spiritusfabrication, S. 340 1872.)
                           Hollefreund's Verfahren ist in England als Verfahren zur
                              Gewinnung von Zucker aus Kartoffeln, Mais, Korn etc. patentirt worden. Nach dem
                              Patent wird das zu bearbeitende Material in hermetisch geschlossenen Cylindern
                              mittelst eingeführten Dampfes auf 80 bis 100° R. während 30 bis 80 Min. erhitzt. Es wird
                              hierauf Wasser von etwa 60° in den Cylinder gebracht, damit die teigartige
                              Masse verdünnt werde, zur Erzeugung einer Luftverdünnung von 22 bis 26 Zoll ein in
                              einen Condensator mündendes Ventil geöffnet, und nun die Masse durch einen in dem
                              Cylinder befindlichen rotirenden Schneideapparat zu einer homogenen Maische
                              verarbeitet. Wenn dieß bewerkstelligt ist, was etwa 20 Minuten – auf die
                              Minute 60 bis 70 Umdrehungen gerechnet – erfordert, wird das Malz, 5 bis 6
                              Proc., in das Gefäß gebracht und der Masse durch lange fortgesetztes Rühren
                              einverleibt. Während dieser Operation muß die Temperatur auf circa 50° R. erhalten werden. Je nach der Verschiedenheit des
                              Rohmateriales variiren obige Zahlen ein wenig; auch hat bei Anwendung von Mais, Korn
                              etc. der Behandlung mit Dampf ein Zerquetschen der Substanz voranzugehen, und es
                              findet dann kein Zerschneiden im Cylinder statt. Die angeführten Zahlen beziehen
                              sich auf das Maischen von Kartoffeln. (Deutsche polytechnische Zeitung, 1873 S. 186;
                              Chemisch-technisches Repertorium, 1872, 2. Halbjahr, S. 50.)
                           
                        
                           Verwendung von Argand'schen
                              Gasbrennern zur Straßenbeleuchtung.
                           In Lyon sind neuerdings Versuche gemacht worden, die Straßenbeleuchtung zu
                              verbessern, und es liegt über das Resultat dieser Versuche ein sehr günstiger
                              Bericht des Controleurs Charbon vor. Früher hatte man
                              Schmetterlingsbrenner mit 140 Liter stündlichem Consum. Statt deren hat man jetzt
                              einen Argandbrenner (Bengel) mit 30 Löchern, 9 Millimeter innerem Luftstrom, Conus
                              von 19 Millimeter und Glascylinder von 20 Millimeter, der auf einem Giroud'schen Rheometer für 120 Liter Consum befestigt
                              ist, ferner einen runden, inwendig emaillirten Reflector aus Eisenblech in der Höhe
                              der oberen Kante der Seitenscheibe der Laterne. Die Flamme wird durch eine der dazu
                              vorgerichteten Dachscheiben angezündet; der Boden der Laterne ist geschlossen. Der
                              Bericht gibt an, daß bei einer Gasersparniß von 20 Liter per Stunde eine Steigerung der Leuchtkraft von 7 auf 11 Kerzen, also mehr
                              als 50 Proc. gewonnen sey. Die Kosten der Installation werden im Ganzen zu 12 Francs
                              40 Cent. per Laterne angegeben, und schließlich wird als
                              Ergebniß einer Calculation hingestellt, daß Lyon durch Einführung der neuen
                              Beleuchtung in den 30 Jahren seines Contractes 719,213 Francs sparen würde. Hier
                              sind nun allerdings die Unterhaltungskosten nicht in Anschlag gebracht, welche wohl
                              den eigentlichen Ausschlag geben dürsten. Interessant an den Versuchen ist
                              wesentlich die Constatirung der Thatsache, daß es mit dem Giroud'schen Rheometer
                              möglich ist, Argandbrenner zur Straßenbeleuchtung zu verwenden. (Journal für
                              Gasbeleuchtung, 1873 S. 550.)
                           
                        
                           Anwendung der Kresylsäure zur Verscheuchung von
                              Fliegen.
                           Zur Verscheuchung von Fliegen hängt man, nach einer im Moniteur industriel erwähnten Mittheilung von F. C. Calvert, in den amerikanischen Waarenmagazinen Kattunstreifen auf, die mit
                              Kresylsäure getränkt sind. Es sollen für diese Verwendung in den Vereinigten Staaten
                              bedeutende Mengen von Kresylsäure abgesetzt werden. (Der praktische 'Techniker, 1873
                              S. 506.)