| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. , S. 482 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           C. Dauthendey's patentirter
                              Illuminator für Photographien.
                           Unter der Bezeichnung „Illuminator“ hat sich der Photograph C.
                              Dauthendey in Würzburg
                              einen eben so einfachen als eleganten Apparat zur Betrachtung photographischer
                              Portraits patentiren lassen, dessen optische Wirkung darauf beruht, daß die Bilder
                              nicht durch direct einfallendes, sondern durch reflectirtes
                                 diffuses Tageslicht beleuchtet werden. Stellt man nämlich den
                              lichtschirmähnlichen Apparat in der Nähe eines Fensters auf, so tritt dem Betrachter
                              das Bild aus der Umrahmung in überraschender Verschönerung entgegen. Indem nämlich
                              das von der Rückseite des Schirmes herrührende diffuse Reflexlicht alle
                              mikroskopischen Unebenheiten des Bildmateriales ausfüllt, und dadurch das letztere
                              in ein scheinbar structurloses Medium verwandelt, entsteht auf den ersten Blick die
                              eigenthümliche Täuschung, als habe man ein auf Milchglas ausgeführtes
                              Transparentbild vor sich. Im Gegensatz zu dem kalten Ton
                              bei gewöhnlicher directer Beleuchtung erscheint das Bild von einem warmen zarten
                              Farbenton überhaucht.
                           
                        
                           Brunfaut's Glaswolle- und
                              Glasgespinnst-Manufactur.
                           Schon bei den ersten Versuchen, geeignetere Zusammensetzungen des Glases zum Spinnen
                              zu finden, zeigte es sich, daß bei einer gewissen Sorte grünen Tafelglases die Fäden
                              sich zu einer Art Spirale sanft zusammenrollten. Der erste Faden dieser Art hatte
                              freilich nur 3 bis 4 Zoll Länge. Aber er regte zu weiteren Untersuchungen an, und
                              nach einigen Monaten, zu Ende des Jahres 1849, kamen Locken aus Glasgespinnst zu
                              Stande. Erst 10 Jahre später gelangte Brunfaut nach
                              vielfach vergeblich gemachten Versuchen zu einer Composition, welche stets gelocktes
                              oder gekraustes Glasgespinnst erzeugt. Sobald man den 5 Ellen im Umfange haltenden
                              Strähn von Glasfäden
                              durch einen Schnitt vom Umfange des Rades lostrennt, wickeln sich die Fadenbündel zu
                              einer Spirale von ungefähr einer Elle Länge zusammen, vermindern daher ihre
                              geradlinige Ausdehnung um vier Fünftheile.
                           Diese gekrausten Glasfäden sind ungleich feiner, als die nach älterer Methode
                              erzeugten glatten Glasfäden. Sie übertreffen an Dünne nicht nur die feinste
                              Baumwolle, sondern sogar die einfachen Coconfäden, da sie nur einen Durchmesser von
                              0,006 bis 0,012 Millimeter haben. Dabei erscheinen sie nahezu so weich und
                              elastisch, wie Seidencharpie. Werden die Strähne gekrauster Glasfäden vom Rade
                              abgenommen und durch einander gewirrt, so bilden sie Wollflocken von schneeiger
                              Weiße und besitzen einen Schimmer, welcher den Glanz der Seide weit übertrifft.
                           Diese Erfindung bahnte dem Glasgespinnste ganz neue und bedeutungsvolle Wege. Brunfaut stellte die Glaswolle zuerst zu Marburg in
                              Steiermark aus, wo man den Versuch machte, sie mit den Füßen zu zerstampfen und zu
                              zerreiben, und dennoch keine Veränderung wahrnehmen konnte, und wo ein zufällig
                              anwesender Gutsbesitzer aus Frankreich, welcher in der Züchtung der edleren
                              Wollschaf-Racen tüchtige Erfolge aufweisen konnte, sie für die feinste
                              Elektoralwolle des besten Rambouillet-Schafes aus Frankreich erklärte, da er
                              von dem mineralischen Ursprunge der Wolle keine Ahnung hatte. Brunfaut erhielt damals und dann auch später wiederholt den ersten
                              Preis.
                           Nun konnte auch der industriöse Geist der Gemahlin Brunfaut's erfinderisch schaffen und unerwartetes Neues hervorbringen. Aus
                              den dichten, weichen Locken fügten sich bald Astrachan-Muffe, Kappen und
                              Hüte, Plüschbesätze zu Kleidern, Rüschen und Pelerinen zusammen. Die halbgekrausten
                              Gespinnste lieferten das Material zu prachtvoll glänzenden weißen Straußenfedern,
                              Pleureusen und anderen Haarputzartikeln. Ein Wiener Friseur und Perückenmacher
                              verfertigte aus den weißen Glasfadenlocken eine Rococoperrücke, welche die
                              Bewunderung aller Kenner erregte, und nachdem sie im Auslagekasten Monate lang stets
                              neue Zugkraft auf die Passanten der Kärtnerstraße, wo sie ausgestellt war, ausgeübt
                              hatte, für den Preis von 100 Gulden verkauft ward. Brautschleier aus Glaswolle von 2
                              1/2 Ellen im Gevierte waren von unerreichbarer Zartheit, ließen sich, ohne zerdrückt
                              zu werden, in eine Nußschale einschließen und sofort wieder durch Aufblasen mit dem
                              Athem in die volle Weite ausdehnen. Wer immer noch diese Erzeugnisse erblickte,
                              fühlte sich hingerissen von der Zauberhaftigkeit und Schönheit der an und für sich
                              so einfachen Gebilde aus Glas.
                           Die Preisaufgabe vom Jahre 1825 war nun glänzend, wenn auch für die Erlangung des
                              Preises etwas zu spät, gelöst. Der Faden oder das Fadenbündel ließ sich knüpfen und
                              flechten und verweben, man konnte damit häkeln, sticken, stricken, nähen, kurz alle
                              Arbeiten verrichten, zu denen bisher Baumwoll- , Woll- oder
                              Seidenfäden verwendet wurden.
                           Das Jahrbuch der Erfindungen von H. Hirzel und H. Gretschel (Jahrgang 1869, S. 231) theilt mit, daß man in
                              Wien gelungene Versuche gemacht habe, mit Hülfe der Lamb'schen Maschine bei der Shawlstrickerei Glasfäden einzustricken, und daß
                              „dieses Erzeugniß der Glasspinnerei von außerordentlicher Feinheit und
                                 Geschmeidigkeit“ auch auf der Nähmaschine zum schönsten
                              Ketten- und Steppstiche benutzt werden kann.
                           Die durch einander gewirrten Wollflocken werden in neuester Zeit als Gichtwolle oder
                              Rheumatismus-Watte mit vorzüglichem Erfolge benutzt. Auch fanden Chemiker und
                              Apotheker dieselben besonders zu Filtern sehr geeignet, weil die Glaswolle weder von
                              Säuren angegriffen wird, noch, wie andere Filter, schon nach einmaligem Gebrauche
                              verdorben ist, da sie sich mittelst Wasser waschen und zu fernerem Gebrauche wieder
                              herstellen läßt.
                           Auch die glatten Glasfäden wurden seit der Erzeugung der gekrausten Gespinnste
                              beträchtlich verbessert und verfeinert. Sie dienen gegenwärtig vorzüglich zu
                              Geflechten, welche dann weiter zu Polstern, Lampentellern, Teppichen, Decken,
                              Shawls, Halstüchern, Cravatten, Manschetten, Kragen, Kleidergarnituren, Uhrketten
                              und dergl. verarbeitet werden.
                           Posamentirer bemächtigten sich der Glasfäden zur Erzeugung von Knöpfen und
                              Franzen.Darunter fanden besonders die aus Glas verfertigte unzerreißbare
                                    Tambourirseide und die hieraus gedrehten vierfachen Franzen vielen
                                    Beifall. Besonders reizend sind Hütchen für Damen ganz aus Glas, durch gekrauste Federn von Glas
                              geputzt. Sie wiegen höchstens zwei Loth, während die vor Jahren in Venedig
                              geflochtenen Hüte zehn bis zwölf Loth wogen und doch nicht größer waren.
                           Die glatten Glasfäden, deren Farben sehr gut decken, lassen sich auch zum Einweben
                              von Figuren in Brokate und andere schwere Seiden- oder Sammetstoffe
                              verwenden. Ihr Glanz überdauert und übertrifft den lebhaftesten Glanz der Seide oder
                              des Atlasses. In Musselin als Einschlag eingewebt, verziert der glatte Glasfaden
                              besonders Ballkleider weit schöner als Seideneinschlag. Ebenso nehmen sich Borten
                              mit Stickerei von Glasgespinnst prachtvoll aus. Fabrikant Reiterer in Wien brachte die Glasfäden offen und gedreht wie
                              Tambourirseide auf Spulen beim Weben der Cravatten- und Giletstoffe am
                              Jacquardstuhle in Anwendung und erzielte dabei denselben Erfolg wie bei der
                              Verwendung von Seide.
                           Prof. Kick in Prag schlug vor, die glatten Glasfäden zu
                              Fadenkreuzen optischer Instrumente zu verwenden. Dieselben sind feiner,
                              gleichmäßiger und fester als die Fäden eines Spinngewebes. (Die Glashütte, 1873 Nr.
                              44.)
                           
                        
                           Ueber Cassius'schen Purpur; von Dr. H. Schnitzler.
                           Das sehr schwierige Absetzen des für die Porzellanmalerei vorzüglich geeigneten, nach
                              der in Graham Otto's Lehrbuch gegebenen Vorschrift
                              mittelst Zinnsalz, Zinnchlorid und Goldchlorid erhaltenen Cassius'schen Purpurs erfolgt leicht durch genügenden Zusatz von Alkohol
                              ca. 1/10 der Flüssigkeit.
                           
                        
                           Ueber sogenannte Gold- und Violettbronze (wolframsaures
                              Wolframoxyd-Alkali); von Dr. H. Schnitzler.
                           In der Fabrik des Hrn. Dr. Th. Schuchardt in Görlitz in Schlesien wurde mir die Gelegenheit, obige
                              Bronzen darzustellen.
                           Sie wurden bis dahin mittelst Zinn und dem geschmolzenen sauren
                              Wolframsäure-Salz dargestellt, mit einer sehr geringen Ausbeute.
                           Ich erreichte die pfundweise Darstellung dadurch daß ich die Menge der Wolframsäure
                              so sehr erhöhte, daß das gepulverte bei stärkerer Hitze in einem Tiegel geschmolzene
                              Gemenge in eine Porzellanröhre gebracht bei schwachem Holzkohlenfeuer höchstens
                              zusammensinterte. Die Reduction erfolgte dann mittelst Leuchtgases in einigen
                              Stunden. Die Ausbeute war bedeutend bei leicht zu treffendem mäßigem Feuer. Die
                              Goldbronze ist nach genügender mehrmaliger Reinigung mit heißer Salpetersäure zur
                              Oxydation überschüssigen Wolframoxyds und mit Natronlauge, ein im Sonnenlichte
                              prachtvoll goldgelbes gleichmäßiges Pulver.
                           Bei stärkerer Hitze erhält die Farbe einen Stich in's Carmoisinrothe (vielleicht
                              durch einen geringen Gehalt von Kali bedingt). Die Violettbronze
                              (Kali-Verbindung) erfordert etwas größere Hitze. – Man könnte diese
                              Präparate, welche in der Buntpapierfabrication des hohen Preises wegen beschränkte
                              Anwendung finden, in geeigneten Oefen centnerweise darstellen, wenn nur der hohe
                              Preis der Verwendung entgegensteht.
                           
                        
                           Ausbeute eines Tellurerzes; von Dr. H. Schnitzler.
                           Bei Verarbeitung von etwa 6 Pfd. Tellurerz erhielt ich nach Behandlung mit verdünnter
                              Salzsäure und dann durch wiederholtes Erhitzen mit Salpetersalzsäure. Eindampfen der
                              Lösung, Fällen des Goldes mit Eisenvitriol in der Wärme, des Tellurs mit
                              Schwefligsäuregas in der Wärme, Ausziehen des Chlorsilbers aus den Rückständen mit
                              Ammonflüssigkeit und Reduction mit Zink:
                           128 GrammeGrains reines Gold, 240 GrammeGrains Tellur, 10 GrammeGrains tellurhaltiges Selen, welches später gefällt wird und 30 GrammeGrains Silber.
                           
                           Das schwarze pulverige Tellur läßt sich in einem bedeckten Porzellantiegel bei ganz
                              gelinder Hitze fast ohne Verlust zu einem Regulus von glänzendem Metall
                              schmelzen.
                           Das Tellurerz wird von den österreichischen Bergämtern nach dem Goldgehalte verkauft;
                              derselbe war in obigem Schlich zu etwa 120 GrammeGrains angegeben.
                           
                        
                           Darstellung von Chlorbor und Chlorsilicium; von Dr. H. Schnitzler.
                           Wer sich mit der Darstellung von Chlorbor beschäftigt hat,
                              weiß, wie schwierig es ist, selbst bei starker Kältemischung nur einige
                              Kubikcentimeter darzustellen. Mittelst eines U-förmigen Rohres mit Ablauf, dessen Temperatur durch Schnee und
                              Schwefelsäure unter – 30° C. gehalten wurde, gelang es nur nach langer
                              Zeit, ca. 25 K. C. zu sammeln.
                           Dagegen erfolgte die Condensation leicht bei Anwendung eines ca. 6 Zoll langen und 1 1/2 Zoll weiten Rohres, welches so geneigt war,
                              daß der Ablauf des Chlorbors dem Chlorstrom entgegen geschah. Das Rohr lag in einer
                              Holzrinne in Schnee gehüllt, der von Zeit zu Zeit mit starker roher Salzsäure
                              übergossen wurde. Die Temperatur war ca. –
                              10°. Die Darstellung geschah mittelst eines geglühten Gemisches von Borsäure,
                              Ruß und Oel in Kugelform in einem Porzellanrohr in der bekannten Weise. Der
                              Chlorstrom darf stark seyn, wenn nur die Temperatur eine sehr hohe ist. In einem
                              Nachmittage erhielt ich ca. 80 K. C. schwach gelb
                              gefärbten Chlorbors.
                           Chlorsilicium bedarf einer etwas geringeren Hitze, die
                              Condensation erfolgt bequem in einem U-förmigen
                              Rohr der geringeren Flüchtigkeit wegen. Als Kältemischung ist eine Mischung von
                              Schnee oder gestoßenem Eise mit concentrirter Schwefelsäure dienlich. Die
                              Schwefelsäure wird vorher mit so viel Schnee versetzt, daß sie den höchsten
                              Wärmegrad von ca. 50° erhält, dann erkalten
                              gelassen und nun mit kaltem Schnee vermischt. In 2 Tagen erhielt ich ca. 200 GrammeGrains, welche Menge sich in einem geeigneten Apparat nach vorheriger Behandlung
                              mit Quecksilber anfangs unter Ausstoßen von Salzsäuredampf ohne Verluste zu einer
                              krystallhellen Flüssigkeit rectificiren ließ.
                           
                        
                           Darstellung von Lithium; von Dr.
                              H. Schnitzler.
                           Mittelst einer Batterie von 12 Bunsen'schen Elementen
                              geschieht die Reduction von mit etwas Chlorammonium versetzten in einem großen
                              Porzellantiegel geschmolzenen Chlorlithiums. Der großen den arbeitenden Chemiker
                              hindernden Hitze eines Thonofens wegen geschieht das Schmelzen am besten mittelst
                              eines guten 24-Brenners. Man kann dann den an dem den negativen Pol bildenden
                              dicken Eisendraht sich ansammelnden Lithiumtropfen durch Emporheben des Eisendrahtes
                              mittelst eines kleinen eisernen Löffels durch geschicktes Abwerfen in Petroleum
                              kugelförmig gewinnen. Man erhält Kugeln bis zu 1 Centimet. Durchmesser, welche von
                              anhängendem Chlorlithium befreit, in einer eisernen Form durch eine feine Oeffnung
                              zu silberglänzendem Drahte durchgequetscht werden können, der in Petroleum
                              schwimmend in einem Glasrohre eingeschmolzen eine interessante Erscheinung ist. Das
                              bei dem Ausschöpfen erhaltene Chlorlithium kann man mit dem etwa anhängenden
                              Petroleum wieder in den Porzellantiegel werfen und so das gesammte theure
                              Chlorlithium ausnutzen. Wohl vorbereitet, kann man in einem Tage 25 GrammeGrains und mehr darstellen.
                           
                        
                           Zusatz von Wolfram und Chrom zu Eisen und Stahl, nach J. E. T.
                              Woods und J. Clark in
                              London.
                           Der Zusatz von 1 bis 5 Proc. einer aus 10 Theilen Wolfram und 90 Theilen Chrom
                              bestehenden Legirung zu Eisen oder Stahl gibt diesen Metallen besondere Härte und
                              Widerstandsfähigkeit gegen das Rosten. Ein silberfarbiges, äußerst politurfähiges,
                              zu Speculum-Metall ganz vorzügliches Material wird durch Zusammenschmelzen
                              von 67 Theilen Stahl und
                              38 Theilen Wolfram-Chrom-Legirung, welche aus 5 Wolfram und 95 Chrom
                              besteht, erhalten. (Englisches Patent vom 25. Juni 1872.) (Berichte der deutschen
                              chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1554.)
                           
                        
                           Ueber die Structur des Porzellans; von H. Behrens.
                           Nach der zuerst von Ehrenberg
                              Poggendorff's Annalen Bd. XXXIX S. 106. gemachten Angabe bestände das Porzellan aus einer geschmolzenen Masse, deren
                              wesentlicher Bestandtheil die dem Kaolin zugesetzten Flußmittel wären, in welcher
                              Masse die aus an einander gereihten Kügelchen gebildeten und dadurch gegliedert
                              erscheinenden Kaolin-Stäbchen, welche wie ein Filz zusammengehäuft sind,
                              unter dem Mikroskope deutlich zu erkennen seyen. Demgemäß wird, und zwar allgemein,
                              das Porzellan als das Product einer partiellen Schmelzung betrachtet; es ist
                              undurchsichtig, weil es ungeschmolzene Kaolinpartikeln in reichlicher Menge enthält,
                              deren Aggregate durch die glasartig geschmolzenen Flußmittel durchscheinend gemacht
                              sind, wie mit Firniß getränktes Papier; es würde durchsichtig seyn, wenn es einer
                              zur Schmelzung des Kaolins genügenden Temperatur ausgesetzt gewesen wäre.
                           Dagegen behaupteten Oschatz und Wächter,Polytechn. Journal Bd. CVI S.
                                       322. das Porzellan sey ein Glas, aus dem sich Krystalle
                                 ausgeschieden haben; und Behrens hat gefunden,
                              daß diese Behauptung richtig ist. In keinem der von ihm untersuchten
                              Porzellanpräparate war etwas von gegliederten Kaolin-Stäbchen zu bemerken,
                              und die Partien, welche sich noch etwa als Kaolin deuten ließen, waren keineswegs
                              bloß von Fluß durchtränkt, sondern vollständig flüssig gewesen. Der einzige
                              Bestandtheil, welcher theilweise festen Aggregat-Zustand behalten hatte, war
                              der Quarz; der Verf. betont: theilweise, denn die Kanten der kleinen Quarzsplitter
                              waren allemal abgerundet, und zudem gibt es Sorten von ächtem, hartem Porzellan, die
                              keinen Quarz erkennen lassen, während ihr mikroskopisches Bild sonst in allen
                              Stücken dem der quarzhaltigen Porzellane gleicht. Der Quarz zeigt in diesem Falle
                              ein ähnliches Verhalten, wie der Olivin in geschmolzenem Basalt, der nur dann zum
                              Flusse zu bringen ist, wenn man den Basalt zu äußerst feinem Pulver zerrieben hat.
                              (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1873,
                              Bd. CL S. 386.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung künstlicher Brennmaterialien,
                              insbesondere über die Holzkohlen-Briquettes; von Prof. Dr. Weber in Berlin.
                           In der Märzversammlung 1873 des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              Preußen, hielt Hr. Professor Dr. Weber einen Vortrag über die Darstellung künstlicher Brennmaterialien,
                              insbesondere über die in neuerer Zeit vielfach verwendeten Holzkohlen Briquettes. Derselbe führte zunächst aus, daß für viele
                              technische Zwecke die Brennstoffe, wie sie die Natur unmittelbar darbietet, nicht
                              geeignet seyen, daß umfangreiche Industriezweige auf der Präparation der
                              Heizmaterialien basiren, daß einzelne dieser Proceduren bereits seit langer Zeit
                              ausgeführt werden. Nach Plinius haben schon die Griechen
                              und Römer den Proceß der Holzverkohlung und die an Brennstoff reicheren Kohlen für
                              metallurgische Zwecke benutzt. Es ist vielfach, indessen ohne Erfolg, versucht
                              worden, den Brennwerth der Braunkohlen und des Torfes durch Verkohlung zu erhöhen;
                              dagegen hat man technisch günstige Erfolge durch Comprimiren dieser Stoffe erzielt.
                              Große Dimensionen hat die Fabrication von Steinkohlenkohks und von
                              Steinkohlenbriquettes angenommen, und das von dem ursprünglichen Brennstoffe wohl am
                              meisten abweichende Brennmaterial, das Generatorgas, gewinnt immer mehr Bedeutung
                              und erweist sich für viele Zwecke als ein vorzüglicher Heizstoff. Auch die
                              staubförmigen, feinpulverigen Brennmaterialien finden bei metallurgischen Arbeiten
                              jetzt vielfach Eingang. Die Brennstoffe weichen wesentlich von einander hinsichtlich
                              ihrer Entzündlichkeit und der Fähigkeit, leicht fortzubrennen, ab, und oft wird
                              hierdurch die Wahl des Brennmateriales für einen bestimmten Zweck bedingt. In vielen
                              Fällen liegt das Bedürfniß vor, einen Brennstoff zu besitzen, welcher möglichst
                              leicht, wenn auch langsam, fortbrennt und selbst bei einem beschränkten Luftzuge
                              nicht verlischt. Diesen Bedingungen genügen die natürlichen Brennstoffe nicht, auch
                              nicht die lediglich verkohlten oder pulverisirten Rohstoffe. Für diesen Zweck wird
                              ein Präparat hergestellt, bestehend aus einer an sich leicht brennbaren, vorher in
                              Pulverform gebrachten Kohle und aus sauerstoffabgebenden Zusätzen, durch deren
                              Mitwirkung die Entzündlichkeit ersterer erhöht, das Fortbrennen derselben
                              erleichtert wird. Derartige Fabricate haben sich für viele Zwecke als sehr nützlich
                              erwiesen und der auf ihre Bereitung basirende Industriezweig hat in letzterer Zeit
                              an Umfang erheblich gewonnen. Die wesentlichen Bestandtheile dieser Präparate sind
                              pulverisirte Kohle, namentlich Holzkohle, Salpeter und ein Bindemittel. Nach einem
                              belgischen Patente aus dem Jahre 1864 fabricirte Vuitton
                              derartige Brennstoffe durch Pressung eines feuchten Gemisches von pulverisirter
                              Holzkohle, Steinkohle mit Zusatz von Salpeter und Kleister. Gedge (Engineer vol. XXI) empfiehlt die
                              Verwendung dieses Heizmateriales für kleine Wärmöfen, z.B. in Wogen, in Werkstätten
                              zum Anwärmen von Leim, zum Erhitzen der Buchbinderstempel, zum Warmhalten von
                              Wasser, auch zum directen Erhitzen der Platten und dergleichen. Eine bedeutende
                              Anwendung hat derselbe in den letzten Jahren als Material zum Heizen der
                              Eisenbahnwaggons gefunden. Man hat es in kleinen stehenden Oefen gebrannt, hat
                              später kastenartig gestaltete Brenner benutzt, in welchen die Kohle auf unterlagen
                              von dicken Drahtgeflechten verglimmt. Diese unter den Sitzen angebrachten Kästen
                              waren früher mit durchlöcherten Deckplatten versehen, so daß die Verbrennungsgase in
                              den Waggon eintreten konnten. Jetzt werden, um das Dunsten zu vermeiden, die Kästen
                              ringsum völlig dicht hergestellt und behufs der Luftzufuhr mit Röhren versehen,
                              welche außerhalb der Wagen münden. Eine eigenthümliche Anwendung haben diese
                              Kohlenpräparate jetzt für bautechnische Zwecke gefunden. Man benutzt sie als ein bequemes Mittel zur Entwickelung von Kohlensäure in Räumen,
                                 welche mit frischem Wandputz versehen worden sind, und befördert dadurch den
                                 Erhärtungsproceß des Kalkputzes. Der frische Putz enthält bekanntlich den
                              Kalk als festes Kalkhydrat, und dieses wird langsam durch die in der Luft
                              enthaltene, namentlich beim Bewohnen sich entwickelnde Kohlensäure unter
                              Ausscheidung von Wasser zersetzt. Die beim langsamen Verglimmen der Kohlenziegel
                              entbundenen Verbrennungsgase wirken wie das Kohlensäuregas, welches sich beim
                              Bewohnen in Folge des Athmens etc. erzeugt. Der Vortragende stellte Versuche mit
                              Kohlenpräparaten dieser Art an, welche in der Fabrik von Runge in Berlin gefertigt waren. (Verhandlungen des Vereines zur
                              Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1873 S. 168).
                           
                        
                           Schädliche Wirkung von Zinkdächern und
                              Dampf-Abzugsröhren von Zink in der Bierbrauerei; von Prof. Dr. J. Neßler.
                           Vor einiger Zeit klagte dem Verfasser ein Bierbrauer, daß seit der letzten Zeit sein
                              Bier sich nicht mehr kläre, und zwar seyen von den 3 oder 4 Tagen der Woche, an
                              welchen er braue, die Biere des ersten Tages in dieser Beziehung am schlechtesten.
                              In der Brauerei, auf welche diese Klage sich bezog, war über dem Kessel ein
                              Zinkdach, von welchem hier verdichtetes Wasser tropfenweise wieder in die Würze
                              zurückfloß. Eine Untersuchung ergab, daß dieses Wasser sehr viel Zink enthielt; ja
                              sogar in der eingesottenen und vergohrenen Würze konnte Zink nachgewiesen
                              werden.
                           Einige Wochen später kam ein anderer Brauer mit der Klage, daß sein Bier sich nicht
                              kläre. Hier wurde nur Sonntags nicht gesotten, und es klärte sich auch hier das
                              Montagsbier noch schlechter, als das an anderen Tagen der Woche bereitete Bier.
                              Ueber dem Kessel war ein großes Rohr von Zink angebracht, um die Dämpfe abzuleiten,
                              und über dem Kühlschiff befand sich ein Zinkdach. Von dem Zinkrohre liefen sehr
                              große Mengen von condensirtem Wasser wieder in den Kessel zurück; bei der
                              Untersuchung dieses Wassers ergab sich gleichfalls, daß dasselbe ziemlich reich an
                              Zink war.
                           
                           Es läßt sich hieraus noch nicht mit Sicherheit schließen, daß die verhältnißmäßig
                              doch immer kleine Menge von Zink die Trübung des Bieres verursachte. Der Umstand
                              indeß, daß das Bier trüber blieb, wenn einen oder einige Tage lang nicht gebraut
                              wurde, deutet auch darauf hin; denn während man mit Brauen aussetzte, konnte das
                              Zink sich oxydiren und mit Kohlensäure verbinden, und beim ersten Sud konnte dann in
                              Folge dessen mehr Zink aufgelöst werden als bei späteren Operationen. Nachdem bei
                              dem einen Brauer das Zinkdach entfernt war, und bei dem anderen alles Wasser,
                              welches sich an der Abzugsröhre verdichtete, abgeleitet wurde, klärte das Bier sich
                              auch wie früher. (Daß eine Spur von Zinkoxyd eine Trübung des Bieres veranlassen
                              kann, erscheint nach einer früheren Beobachtung von Vohl
                              über zinkerne Kühlschiffe (polytechn. Journal Bd.
                                 CCVII S. 511) als wahrscheinlich.)
                           Aber selbst auch abgesehen davon, ob das Bier durch einen Zinkgehalt trüber wird oder
                              nicht, muß sorgfältig vermieden werden, daß vom Zink Wasser in die Würze abtropft,
                              weil nun festgestellt ist, daß in diesem Wasser viel Zink enthalten sehn kann, und
                              das Zink in seinen Lösungen als gesundheitsschädlich zu betrachten ist. (Der
                              bayerische Bierbrauer, 1873, Nr. 12.)
                           
                        
                           Gasrohr-Verbindung.
                           Es ist allgemein anerkannt, daß die gewöhnliche Art Gas- oder
                              Wasserleitungsrohre zu verbinden sehr unvollkommen ist. Wenn die Verbindung auch
                              nach dem Legen noch so dicht ist, so wird sie doch durch die Winterkälte, sowie
                              durch die Erschütterung des Bodens allmählich undicht. Diesem Uebelstande wird bei
                              Gasröhren durch die Erfindung des Hrn. Somerville,
                              Ingenieur der Tublin-Gas-Compagnie, abgeholfen. Seine Erfindung beruht
                              auf dem von M. E. Mathieu in den „Nouvelles Annales de la Construction“ ausgesprochenen Principe, daß an den Verbindungsstellen zweier Rohre eine
                              Substanz eingeschoben werden sollte, die bei der Expansion oder Contraction sich
                              mehr oder weniger zusammendrücken läßt. Bei Somerville's
                              Erfindung besitzt der ausgebohrte Muff immer eine Rinne oder Kammer; der Hals der
                              Gegenröhre ist gedreht, um den Muff hineinzupassen, und besitzt an seinem Umkreise
                              eine entsprechende Vertiefung, so daß, wenn die beiden Röhren in gewöhnlicher Weise
                              in einander geschoben sind, diebeiden Rinnen – jene in dem Muff und diese am
                              Halse – genau aufeinanderpassen. In dem so gebildeten ringförmigen
                              Zwischenraum wird durch ein Bohrloch in dem Muffe eine geringe Menge Blei
                              eingegossen, welches nun ein Verschlußstück von der Form eines doppelten
                              ringförmigen Keiles bildet, der das Auseinandergleiten beider Rohre verhindert und
                              hinreichende Elasticität für die Expansion und Contraction besitzt. Dadurch wird die
                              Dichtigkeit der Verbindung vollständig erhalten. Die Erfindung hat sich seit zwei
                              Jahren bei der Dubliner Gasleitung vollkommen bewährt. (Engineering vom 1. August 1873.)
                           
                        
                           Glasur für gewöhnliche Thongegenstände.
                           Nach einem dem Hrn. Constantin ertheilten französischen
                              Patente erhält man diese Glasur durch Auftragen von Wasserglas (kieselsaurem Kali
                              oder Natron) von 35° Baumé entweder allein oder mit Zusatz von 20
                              Proc. Mennige und 5 Proc. Kieselsäure. Die dicke Flüssigkeit wird mittelst eines
                              Pinsels auf die halbgebrannten Gegenstände aufgetragen. Diese Glasur kann zum
                              Glasiren von Statuetten oder anderen Verzierungsgegenständen angewendet werden; sie
                              leistet auch vortreffliche Dienste als Glasur für gewöhnliche Töpferwaaren, denn sie
                              ist, gut eingebrannt, ganz unschädlich, da sie durch saure und fette Flüssigkeiten
                              nicht angegrissen wird. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S.
                              1562.)
                           
                        
                           Einwirkung des Terpenthinöles auf Blei und Zinn; von J. M. Merrick.
                           Ich wurde neulich von einem Maler ersucht, ihm zu rathen welches Metall er zur
                              Auskleidung eines großen Behälters nehmen solle, in dem er eine große Quantität Terpenthinöl aufbewahren
                              möchte. Ich empfahl ihm Bleiblech, aber er trat meiner Ansicht unter Vorzeigung
                              eines ganz zerfressenen Bleibleches entgegen, welches zur Ausfütterung eines
                              Terpenthinfasses gedient hatte, und fügte auch noch ein weißes Pulver hinzu, das ich
                              sofort als Bleiweiß erkannte, und das, nachdem das Oel aus dem Fasse abgelassen war,
                              sich auf dem Boden desselben als dicke Lage vorfand. Das Oel reagirte nicht merklich
                              sauerNatürlich, denn die Säure war durch das Bleioxyd abgestumpft. Der
                                    Uebersetzer. und zeigte nichts Abweichendes.
                           Laurent beobachtete an den Deckeln von Zinkbüchsen, in
                              welchen Terpenthinöl aufbewahrt worden war, weiße körnige Krystalle von
                              ameisensaurem Zinkoxyd, und Saussure fand, daß binnen
                              neun Monaten 1 Volum Terpenthinöl sein 128faches Volum Sauerstoff aufnehmen
                              kann.
                           Offenbar diente im obigen Falle das Oel als Uebertrager des Sauerstoffes aus der Luft
                              auf das Metall.
                           Dieß veranlaßte mich, auch das Verhalten des Zinnes zu Essigsäure und zu Terpenthinöl
                              zu prüfen. Das Metall war in Blechform und die Säure theils eisige, theils solche,
                              welche gleiche Theile der letzteren und Wasser enthielt. Die Zeitdauer der
                              Einwirkung ist in den nachstehenden Tabellen in Stunden ausgedrückt.
                           Versuche mit eisiger Essigsäure.
                           
                              
                                 Gewicht des Zinnes
                                 Gewichts-Verlust
                                 Gewichts-Verlustin Procenten
                                 Zeitdauer derEinwirkung
                                 
                              
                                 28,948
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 28,780
                                 0,168
                                 0,58
                                 24 Stunden
                                 
                              
                                   28,1435
                                   0,6365
                                 2,21
                                   70      „
                                 
                              
                                 27,655
                                   0,4885
                                 1,74
                                   96      „
                                 
                              
                                 27,545
                                 0,110
                                 0,39
                                 100      „
                                 
                              
                                 27,537
                                 0,008
                                     0,0003
                                 104      „
                                 
                              
                                 27,100
                                 0,437
                                 1,54
                                 118      „
                                 
                              
                           Versuche mit einer Mischung von gleichen
                                 Theilen eisiger Essigsäure und Wasser.
                           
                              
                                 Gewicht des Zinnes
                                 Gewichts-Verlust
                                 Gewicht-Verlustin Proc.
                                 Zeitdauer derEinwirkung
                                 
                              
                                 30,209
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 30,204
                                 0,005
                                   0,00017
                                 24 Stunden
                                 
                              
                                 30,191
                                 0,013
                                 0,0003
                                   70      „
                                 
                              
                                 30,183
                                 0,008
                                 0,0002
                                   96      „
                                 
                              
                                 30,180
                                 0,003
                                 0,0001
                                 100      „
                                 
                              
                                 30,173
                                 0,007
                                 0,0002
                                 104      „
                                 
                              
                                 30,163
                                 0,010
                                 0,0003
                                 118      „
                                 
                              
                           In Terpenthinöl verlören 40,024 Grm. Zinnblech binnen 118 Stunden nur 0,001 Grm. an
                              Gewicht. (American Chemist, Februar 1874, S. 289.)
                           
                        
                           Halb gefärbte Federn.
                           Die Federfärberei beschäftigt sich neuerdings nicht allein damit, die Federn uni zu färben; man hat auch angefangen, die Federn zu schattiren und in mehreren
                              
                              Farben zu färben. Das Schattiren geschieht in ähnlicher
                              Art, wie die Erzeugung der Ombrés auf Garnen, d.h. durch successives
                              Eintauchen der Feder in die Flotte, wodurch hellere und dunklere Stellen erzeugt
                              werden. Neuerdings finden wir Federn, bei welchen beide Fahnenhälften verschieden
                              gefärbt sind. So erzeugt man Federn rosa und weiß, blau und roth u.s.w. So
                              überraschend dieß auf den ersten Augenblick seyn mag, so ist doch die Herstellung
                              solcher Federn bei einiger Vorsicht nicht schwierig. Es versteht sich, daß die Feder
                              nur halb eingetaucht wird, und zwar muß dieß geschehen, während sie straff gespannt
                              ist. Zu diesem Zweck bedient man sich eines quadratischen hölzernen Rahmens, in
                              welchem eine Seite fehlt. Der Rahmen hat etwa die Einrichtung des Gestelles einer
                              Laubsäge. Hier befinden sich an den beiden offenen Enden Klammern aus Eisen, in
                              unserem Falle dagegen Messingklemmen, in welche die Federn mit ihren Enden
                              eingeklemmt wird. Man spannt die Feder straff ein, so daß der Kiel eine gerade Linie
                              bildet, und taucht die untere Hälfte vorsichtig bis zum Kiel in die bereit stehende
                              Farbflotte. Nach dem Färben der einen Seite wird gespült und umgespannt, so daß die
                              bisher nicht gefärbte Fahnenhälfte nach unten kommt, und in einer anderen Flotte
                              weiter gefärbt. Es ist nicht nöthig, für jede Federlänge einen besonderen
                              Klemmrahmen zu haben; es genügt vielmehr ein einziger großer Rahmen. Für kürzere
                              Federn hilft man sich durch Anfügen eines Bindfadens an die Federfahne, dessen eines
                              Ende um den Federkiel geschlungen und dessen anderes Ende fest geklemmt wird. (Reimann's Färberzeitung, 1874 Nr. 1 und 2.)
                           
                        
                           Erzeugung von Anilingrau auf Baumwollgewebe in der Druckerei,
                              nach Eduard Lauber, Chemiker und Colorist.
                           Ein sehr schönes Anilingrau wird durch schwache Oxydation auf folgende Weise auf dem
                              Gewebe hervorgerufen:
                           In 3 1/2 Liter kochendem Wasser löst man 625 Grm. chlorsaures
                                 Kali; nach dem Abkühlen werden
                           
                              
                                       6 1/2
                                 Liter Gummiwasser
                                    à 1 Kil.
                                 
                              
                                   312,5
                                 Grm. Chlorammonium,
                                 
                              
                                 1500
                                 Grm. weinsaures Chromoxyd-Kali von
                                    30° Baumè,
                                 
                              
                                   200
                                 Grm. Anilin,
                                 
                              
                                 1160
                                 Grm. Weinsäure
                                 
                              
                           eingerührt, und das Ganze wird tüchtig durchgearbeitet, damit
                              die Salze sich vollständig lösen.
                           Das weinsaure Chromoxyd-Kali wird auf folgende Weise dargestellt: In 3 Liter
                              warmem Wasser löst man 960 Grm. doppelt-chromsaures Kali; ist die Lösung auf
                              35° R. abgekühlt, so rührt man langsam 1440 Grm. Weinsäure, welche vorher
                              fein gepulvert wurde, ein. Hierbei ist durch Einstellen des Gefäßes in kaltes Wasser
                              eine Temperatur-Erhöhung zu vermeiden, da das grüne Doppelsalz sonst in eine
                              andere Modification übergehen und dabei seine Eigenschaften theilweise verändern
                              würde.
                           Diese Methode der Darstellung des Doppelsalzes von weinsaurem Chromoxyd und
                              weinsaurem Kali ist jedoch insofern nicht rationell, als zur Reduction der
                              Chromsäure die so theure Weinsäure verwendet wird; man kann dieselbe, in so weit sie
                              für diesen Zweck bestimmt ist, wahrscheinlich durch wohlfeilere Stoffe, wie
                              Weingeist, Zucker etc. ersetzen.
                           Beim Druck der Stücke ist zu beachten, daß sie die Trockenplatten nicht berühren, und
                              daß sie diese nach vollendetem Druck rasch verlassen, die Maschine daher nicht
                              angehalten werden darf, bis das letzte Stück die Trockenplatten vollständig
                              verlassen hat. Nach dem Druck werden die Stücke 48 Stunden lang in einem auf ca. 32° C. erwärmten Raume aufgehängt, dann 1
                              Stunde lang in den Bach eingelegt, auf dem Haspel gewaschen, getrocknet und
                              appretirt.
                           Durch Verdünnung mit Gummiwasser lassen sich natürlich hellere Nüancen
                              herstellen.
                           Das Grau zeichnet sich durch Aechtheit aus und erträgt alle Behandlungen des
                              Alizarinroth, wobei nur die Zinnsalzpassage weggelassen wird. Auch zur Herstellung
                              schöner, zarter Fonds ist es sehr zu empfehlen. (Musterzeitung, 1874 Nr. 1.)
                           
                        
                           
                           Zubereitung der Wolle vor dem Krempeln, nach G. Whitaker und J. Ashworth in
                              Rochdale.
                           Dieses Verfahren bezweckt eine Ersparniß an Oel beim üblichen Oelen der Wolle. Diese
                              wird, nachdem sie aus dem alkalischen Bade genommen ist, in mit Schwefelsäure
                              angesäuertes Wasser gebracht und hierin 1 bis 2 Minuten lang umgeschwenkt. Das
                              Säurebad wird auf ungefähr 35° C. erwärmt, und man nimmt zu 200 Gallons
                              Wasser 3 Pfd. käufliche Schwefelsäure; diese Menge von Säure reicht für etwa 200
                              Pfd. Wolle aus. Nach diesem Bade wird sorgfältig ausgewaschen und getrocknet. So
                              zubereitete Wolle bedarf nur der Hälfte der gewöhnlich erforderlichen Oelmenge.
                              (Englisches Patent vom 26. Juni 1872.) (Berichte der deutschen chemischen
                              Gesellschaft, 1873 S. 1554.)
                           
                        
                           Verbesserung in der Fabrication von Stearinsäure, von Deiß.
                           Die vorgeschlagene Verbesserung besteht in der Anwendung von Schwefelkohlenstoff zur
                              Erhöhung der Flüssigkeit der Oelsäure und der darnach möglichen Beseitigung des
                              Warmpressens der rohen Stearinsäure. Der Zusatz von Schwefelkohlenstoff kann vor
                              oder nach dem Kaltpressen der Säure geschehen. Man schmilzt die rohe Fettsäure in
                              einem passenden Apparate und vermischt sie alsdann im flüssigen Zustande mit 20
                              Proc. Schwefelkohlenstoff, läßt erkalten und preßt in der Kälte aus. Die so
                              erhaltene Stearinsäure soll von Oelsäure frei seyn. (Französisches Patent vom 13.
                              Juli 1872.) (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1562.)
                           
                        
                           Ueber die Zersetzung des dreibasisch-phosphorsauren
                              Kalkes durch Wasser; von Rob. Warington.
                           Einige Chemiker haben die Beobachtung gemacht, daß das einbasische und das
                              zweibasische Kalkphosphat durch kochendes Wasser in saures und basischeres Salz
                              zerfallen. Der Verf. fand im Jahre 1866, daß kochendes Wasser auch auf dreibasisches
                              Kalkphospat zersetzend wirkt, indem die Flüssigkeit eine saure Reaction annimmt, und
                              neue Versuche bestätigen dieß. Die frisch gefällte und gut ausgewaschene Verbindung,
                              ein paar Grammen in trockenem Zustande entsprechend, wurde mehrmals nacheinander mit
                              einem Liter Wasser je zwei Stunden lang gekocht. Das Wasser ward dadurch sauer, und
                              der Niederschlag enthielt schließlich neben dreibasischem Phospat noch Kalkhydrat,
                              und zwar in dem Verhältniß von 3 (3 CaO + PO⁵) + CaO, HO, so daß man
                              denselben als Apatit ansehen kann, worin das Fluorcalcium oder Chlorcalcium durch
                              Kalkhydrat vertreten ist.
                           Auch schon kaltes Wasser übt diese Wirkung aus, nur weit langsamer. (Journal of the Chemical Society, 2. Ser., vol. XI p. 983; Oct. 1873).
                           
                        
                           Ammonio-Nitrometrie, oder neues Verfahren zur
                              Bestimmung des Ammoniaks, des Stickstoffes der organischen Materien, der
                              Salpetersäure in den natürlichen Wässern, Erden, Düngern etc.; von Piuggari.
                           Unter dem Namen Ammonio-Nitrometrie begreife ich sämmtliche Operationen zur
                              volumetrischen Bestimmung des Ammoniaks, des organischen Stickstoffes und der
                              salpetrigen Verbindungen in jedem Medium, wo die Zersetzung organischer
                              stickstoffhaltiger Materien stattfindet oder stattfinden kann, mithin in den
                              natürlichen Wässern, Erden und Düngern.
                           Die wichtigsten festzustellenden Grundlagen sind in allen Fällen die Menge des freien
                              und gebundenen Ammoniaks, des in den organischen Materien enthaltenen Stickstoffes
                              und der Salpetersäure oder des Salpeters, welche aus der Oxydation jener Materien
                              hervorgehen.
                           
                           Den Namen Ammonio-Nitrometrie habe ich deßhalb gewählt, weil das Verfahren zum
                              Zweck hat, auf nassem Wege hauptsächlich das Ammoniak, die salpetersauren
                              Verbindungen und im Allgemeinen den Stickstoff zu bestimmen, in welchem Zustande er
                              sich auf befinden mag, dadurch daß jene Verbindungen vorübergehend in salpetrigsaure
                              und schließlich in Ammoniak umgewandelt werden.
                           Die von mir angewandten allgemeinen Mittel sind einfach die der Oxydation und
                              Reduction; aber da alle bis jetzt angewandten Reagentien weder energisch noch rein
                              genug sind, um, bei Untersuchung von Materien in höchst geringen Quantitäten,
                              hinreichend genaue Resultate zu geben, so bediene ich mich als eines zugleich
                              oxydirenden und reducirenden Agens für die organischen Materien eines Gemenges von
                              frisch gefälltem, noch feuchtem Chlorsilber und Kalihydrat, welches zwei bis drei Stunden bei 50 bis
                              60° C. einzuwirken hat. Die Vorzüge dieser beiden Körper bestehen nicht nur
                              darin, daß sie sehr energisch reagiren, sondern auch daß sie völlig ammoniakfrei zu
                              erhalten sind, was mit anderen Körpern von ähnlicher Wirkung mitunter sehr schwer zu
                              erreichen ist.
                           Durch dieses Gemenge wird aller Stickstoff der organischen Materien in Ammoniak und
                              in salpetrige und Salpetersäure übergeführt, welche letztere dann durch
                              Reductionsmittel ebenfalls in Ammoniak verwandelt werden müssen. Das hierzu dienende
                              Reductionsmittel ist der Wasserstoff im Entstehungszustande, den man mittelst Aluminium-Feile und Kalihydrat entwickelt, und zwar bei einer 100° nicht
                              überschreitenden Temperatur 1/2 bis 1 Stunde lang, je nach der Menge der zu
                              reducirenden Materie, worauf man das Ammoniak abdestillirt.
                           Die Brauchbarkeit meines Verfahrens habe ich an mehreren Substanzen von bekannter
                              chemischer Zusammensetzung wie Morphin, Codein, Strychnin, Albumin, Leim und
                              Harnsäure erprobt, und differirten die Resultate nur zwischen 1 bis 3 Proc., obwohl
                              nur mit sehr wenig Substanz (0,0002 bis 0,0005 Grm. in 1/2 Liter Wasser) gearbeitet
                              wurde.
                           Das aus sämmtlichem Stickstoff auf die angegebene Weise erzeugte Ammoniak dosire ich,
                              wenn es sich nur um äußerst kleine Mengen handelt, mit dem Neßler'schen Reagens, indem ich die Reaction mit einer auf 1/100
                              Milligramm Ammoniak per Kubikcentimet. gestellten
                              Flüssigkeit vergleiche. Bei etwas größerer Quantität wende ich ein anderes, von mir
                              ammonio-nitrometrisches benanntes Reagens an, welches durch Versetzen von 5
                              bis 6 K. C. unterchlorigsaurer Natronlösung mit 1 bis 2
                              Tropfen Phenol (Carbolsäure) hergestellt und der zu
                              untersuchenden Flüssigkeit zugesetzt wird. Dieses Reagens ertheilt der destillirten
                              ammoniakalischen Flüssigkeit eine schöne blauviolette Farbe, bleibt immer klar und
                              haltbar, und seine Intensität kann leicht mit einer normalen Flüssigkeit durch Hülfe
                              des Collardeau'schen Colorimeters verglichen werden.
                           Nach dem vorstehenden Verfahren stelle ich die sorgfältigsten Untersuchungen über das
                              Regenwasser, das Wasser des Platastromes, die Wässer der Brunnen und Cisternen der
                              Stadt Buenos-Ayres, die Bodenarten der argentinischen Republik und die Dünger
                              an. Ich nehme jedesmal 1/2 Liter natürliches oder destillirtes Wasser, setze dazu
                              die zu untersuchende Materie und bestimme darin nacheinander den im Zustande als
                              freies Ammoniak, als gebundenes Ammoniak, als Nitrat und als organisch vorhandenen
                              Stickstoff.
                           
                        
                           Berichtigungen.
                           In Dr. H. Schnitzler's
                              chemischen Notizen in vorstehenden Miscellen S. 484 und 485 ist statt
                              „Grains“ zu lesen: „Gramme“;
                           in Fischer's Aufsatz „über
                                    Verunreinigung eines Brunnens durch die Abfälle einer
                                    Gasanstalt“ in diesem Bande S. 140 (zweites Januarheft 1874) ist
                              in der Anmerkung 42 zu lesen:
                           Kresol und Phlorol statt
                              „Kreosol“ und „Plorol“.