| Titel: | Ueber die zum Prägen der Goldmünzen verwendeten Legirungen; von Eugen Peligot. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XV., S. 38 | 
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                        XV.
                        Ueber die zum Prägen der Goldmünzen verwendeten
                           Legirungen; von Eugen
                              Peligot.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Mai 1874 S. 229.
                        Peligot, über die zum Prägen der Goldmünzen verwendeten
                           Legirungen.
                        
                     
                        
                           Die der (französischen) Akademie von mir unterbreiteten Versuche betreffen eine
                              heikle Frage, deren nähere Erörterung ich lange beanstandete: ich meine die Münzeinigung.
                           Die Gelehrten, welche am Ende des vorigen Jahrhunderts das metrische System schufen,
                              sahen das mit der Existenz einer Universalmünze verbundene hohe Interesse voraus und
                              hatten zu diesem Zwecke durch Verknüpfung der französischen Münzeinheit (Frank) mit
                              dem neuen Maß- und Gewichtssysteme einen ersten Versuch gemacht, welcher in
                              Folge der Ereignisse lange fruchtlos bleiben mußte. Seit ungefähr den letzten
                              zwanzig Jahren aber ist durch die außerordentlich gesteigerten Verkehrsmittel, durch
                              die Handelsverträge und die durch diese Factoren herbeigeführte großartige
                              Entwicklung der Industrie bei den verschiedenen Völkern eine Solidarität der
                              Interessen geschaffen worden, welche die Einführung und Annahme gleichmäßiger Mittel
                              zum Wägen, Messen und Bezahlen der Handelserzeugnisse immer Wünschenswerther
                              macht.
                           Hinsichtlich der Maße und Gewichte gilt jetzt das metrische System im Allgemeinen als
                              den für eine gemeinsame Annahme günstigsten Bedingungen entsprechend. Von seinem
                              Ursprunge an internationaler Natur – denn an seiner Schaffung nahmen auch
                              nichtfranzösische Gelehrte lebhaften Antheil – findet dieses System durch die
                              Wirksamkeit berühmter, die „internationale
                                 Meter-Commission“ zusammensetzender, den verschiedensten
                              Ländern angehörender Gelehrten eine definitive Sanctionirung und seine allgemeine
                              Annahme kann von nun an als vollendete Thatsache betrachtet werden.
                           
                           Für die Münzeinigung gilt dagegen keineswegs ein Gleiches. Dieselbe ist von der
                              Maß- und Gewichtsfrage in solchem Grade verschieden, sie setzt Interessen von
                              so ganz abweichender Art in Bewegung, die sie mit jener Frage verknüpfenden Bande
                              sind so locker, und selbst die Nothwendigkeit einer Erhaltung der letzteren ist so
                              anfechtbar, daß die Metercommission sich mit diesem Gegenstande zu beschäftigen gar
                              nicht die geringste Absicht zu hegen scheint.
                           Inzwischen waren seit etwa zehn Jahren von Abgeordneten fast sämmtlicher
                              handeltreibenden Staaten beschickte Münzcommissionen wiederholt versammelt; allein
                              als Resultat der von denselben, namentlich von der i. J. 1867 in Paris unter Vorsitz
                              von Mathieu tagenden internationalen Maß-,
                              Gewichts- und Münzcommission und von der in demselben Jahre daselbst unter
                              de Parieu's Leitung versammelten internationalen
                              Münzconferenz gepflogenen Verhandlungen ergab sich nur die Bestätigung der mit
                              dieser Frage verknüpften großen Schwierigkeiten – ein Resultat, welches zu
                              einer Einigung durchaus nicht führen konnte.
                           Nur in Bezug auf zwei, allerdings sehr wesentliche Punkte stimmten fast sämmtliche
                              Abgeordnete überein – darin nämlich, daß einer möglichst allgemeinen
                              Münzeinigung die Goldwährung zu Grunde zu legen sei, und
                              ferner in dem Verlangen, daß alle Münzen zukünftig mit einem Feingehalte von neun Zehntheilen ausgeprägt werden sollten.
                           Betreffs der Einführung einer Münze, welche zur Circulation in allen Ländern bestimmt
                              sein soll, scheint der erste dieser beiden Punkte außer aller Anfechtung zu stehen;
                              doch dürfen wir dabei nicht außer Acht lassen, daß die vor kurzem so vielfach
                              erörterte Frage einer einzigen oder aber einer zweifachen Währung sich – für
                              Frankreich wenigstens – mit neuen, durch die Ereignisse der letzten Jahre
                              geschaffenen Elementen darbietet – mit Elementen, welche für die zu Zeiten
                              aus der gleichzeitigen Existenz der beiden Edelmetalle in der Münzcirculation eines
                              Landes entspringenden Vortheile sprechen.
                           Ich will mich hier über das Verlangen nach einem Feingehalte von neun Zehnteln näher
                              aussprechen. Meiner Ansicht nach ist die Aufrechterhaltung dieses Feingehaltes ein
                              ernstliches Hinderniß für die Einführung einer allgemeinen Münze, ist dieselbe nur
                              von untergeordneter Bedeutung, und es würde meinem Dafürhalten nach mit einer
                              zweckentsprechenden Auswahl von geeigneten, jetzt cursirenden Goldmünzen möglich
                              sein, Münzstücke zu schaffen, welche decimal sind in
                              Bezug auf ihr Schrot (Gewicht), nicht aber decimal
                              hinsichtlich ihres Korns (Feingehaltes) und die für eine
                              allgemeine Münzeinigung ersprießlicher sein würden als die gegenwärtig circulirenden
                              Goldstücke.
                           
                           Bei der Anregung einer Erörterung dieses Punktes täusche ich mich keineswegs
                              hinsichtlich der möglichen Ergebnisse der letzteren; sicherlich werde ich mehr
                              Widersacher als Anhänger finden. Ebenso halte ich es, da ich seit langen Jahren mit
                              der Verwaltung der französischen Münzstätten betraut bin, für ernste Pflicht zu
                              erklären, daß meine derzeitige amtliche Stellung dieser Abhandlung, für welche ich
                              die volle Verantwortlichkeit auf mich allein nehme, gänzlich fremd ist. Das
                              chemische Studium der Edelmetalle würde keinen Fortschritt machen, wenn eine allzu
                              rücksichtsvolle Berücksichtigung der gesetzlichen Feingehalte ein Hinderniß sein
                              sollte für die experimentellen Untersuchungen, welche zu dem Zwecke ausgeführt
                              wurden, festzustellen, ob es nicht möglich sein wird – abgesehen von jenen
                              Feingehalten – Legirungen herzustellen, welche zu den diesen Metallen
                              bestimmten Verwendungen ebenso gut oder noch besser geeignet sind. Auch mache ich
                              keineswegs den Anspruch, eine Lösung der so sehr verwickelten Aufgabe einer
                              allgemeinen Münzeinigung darbieten zu wollen. Ich möchte lediglich den damit
                              Beauftragten einige technische Thatsachen vorlegen, welche der in Rede stehenden
                              Frage über das allzu ausschließliche Bereich der ökonomischen Grundsätze, auf das
                              sie bisher beschränkt war, hinwegzuhelfen geeignet sein dürften. Mit diesen
                              Vorbehalten gehe ich zu dem eigentlichen Gegenstande dieser Untersuchungen über.
                           Die meisten Nationen haben für ihre Münzen den Feingehalt von neun Zehntel
                              angenommen; derselbe bildet bekanntlich eine der Grundlagen unseres Münzsystemes,
                              insofern unser (französischer) Münzfuß von 5 Gramm in 1000 Theilen 900 Theile
                              Feinsilber enthält.Gleich den deutschen Vereinsthalern, den österreichischen und den
                                    süddeutschen Gulden, den griechischen 5, 1, 1/2 und 1/4
                                    Drachmen-Stücken, sämmtlichen spanischen Silbermünzen, den
                                    nordamerikanischen 50, 25, 10 und 5 Cents-Stücken, den römischen
                                    Scudi und Paoli; die Bremer Halbthaler (36 Grot-Stücken) haben 986
                                    1/2, die englischen Silbermünzen 925, die holländischen 2 1/2, 1 und 1/2
                                    Gulden-Stücke 945, sämmtliche portugiesische Silbermünzen 916 2/3,
                                    die ostindischen 1, 1/2, 1/4 und 1/8 Rupien-Stücke ebenfalls 916 2/3
                                    Tausendtel Feingehalt.H. H. Wenn unsere Goldmünze, welche denselben
                              Feingehalt hat, in Bezug auf ihr Gewicht ein einfaches Verhältniß darböte, welche
                              eine engere oder fernere Annäherung an das metrische Maß- und Gewichtssystem
                              gestattete, so würde die Annahme des letzteren, wie es scheint, in einer von selbst
                              sich ergebenden Weise zur Schaffung einer allen handeltreibenden Völkern gemeinsamen
                              Münze führen können.
                           Allein unsere (französische) wichtigste Goldmünze, das Zwanzigfrankenstück, wiegt 6,451 Gramm; einer so wenig decimalen
                              Gewichtsgröße gegenüber läßt sich begreiflicher Weise nicht hoffen, daß dieses Münzstück als Basis zu
                              einem allgemeinen Uebereinkommen verwendet werden könnte. Da überdies keine andere,
                              nichtfranzösische Goldmünze mit dem metrischen Systeme, überhaupt mit irgend
                              welchem, auf wissenschaftliche Elemente gegründeten Gewichts- und Maßsysteme
                              im Einklange steht, so wird die Frage einer baldigen Lösung wohl nicht
                              entgegengehen; dieselbe kann nur mit Hilfe von Compromissen und gegenseitigen
                              Concessionen, deren zur gemeinsamen Genugthuung der Münzkunde und gleichzeitig einer
                              jeden der betheiligten Partheien erfolgende Regelung sehr schwierig erscheint, zu
                              einem guten Ende geführt werden.
                           Bei einer Münze sind drei, unter sich solidarische Dinge in Betracht zu ziehen: das
                              Gewicht (das Schrot), der Feingehalt (das Korn) und der Werth
                              (Curs- oder Handelswerth). Von dem Gepräge rede
                              ich nicht; dieses würde natürlich in den verschiedenen Ländern verschieden bleiben
                              müssen und die gesetzliche Bürgschaft für die Authenticität, die Echtheit des
                              Stückes bilden.
                           Das Schlagen einer Goldmünze, welche der dreifachen Bedingung genügte, daß
                              gleichzeitig ihr Gewicht, ihr Feingehalt und ihr Werth dem Decimalsysteme
                              entsprächen, dies ist ein Problem, dessen Lösung nicht möglich ist. Um den
                              Anforderungen des Decimalsystemes Genüge leisten zu können, muß eines dieser drei
                              Elemente den beiden anderen geopfert werden.
                           Eine Veränderung des Werthes ist nicht zulässig, obschon
                              hervorragende Männer eine Modification desselben in Vorschlag gebracht haben,
                              insofern sie die Einführung eines 10 Gramm schweren Goldstückes von dem jetzt (in
                              Frankreich) gesetzlichen Goldgehalte empfahlen. Der Werth dieser Münze würde einunddreißig Franken (8 Thlr. 8 Sgr.) betragen. Die
                              Gesetzgeber des Jahres III (der ersten französischen Republik) hatten das Ausprägen
                              derselben auch wirklich decretirt; da aber die erste zur erfolgreichen Einführung
                              einer neuen Münze zu erfüllende Bedingung diejenige ist, daß dieses Geldstück einen
                              Werth repräsentirt, der sich leicht in die bis dahin gangbare Münze also, namentlich
                              zu jener Zeit, in Silbergeld übertragen, sich in der letzteren (ohne Bruchtheile)
                              glatt ausdrücken läßt, so hat dieses 10 Gramm schwere Goldstück das Tageslicht nie
                              gesehen. Etwas später betrat man den Weg der Assimilation, der Werthannäherung; man
                              nahm nämlich das Verhältniß des Goldwerthes zum Silberwerthe, welches damals = 15,5
                              : 1 war, zur Grundlage. Vom Frank als Einheit ausgehend, schuf man durch das Gesetz
                              vom 7. Germinal des Jahres XI das Zwanzigfrankenstück – und zwar von
                              demselben Feingehalte wie das Silberstück, von welchem 155 Stück auf 1 Kilogrm.
                              gehen, so daß, wenn das Kilogramm geprägtes Silber 200 Fr. gilt, die gleiche
                              Gewichtsmenge Gold den Werth von 3100 Fr. hat. In diese Werthe sind die Prägkosten
                              mit eingeschlossen.Da diese Prägkosten dem Metallwerthe nicht proportional sind (1,50 Fr. pro Kilogrm. Silber und 6,70 Fr. pro Kilogrm. Gold), so ist das oben angegebene
                                    Verhältniß von 15,50 : 1,00 nicht ganz genau; es ist vielmehr – 15,58
                                    : 1,00. Bekanntlich hat dieses Verhältniß sehr häufig, den Zeiten und den
                                    Ländern entsprechend, noch weit beträchtlichere Schwankungen gezeigt.
                              
                           Die von den californischen und den australischen Goldbergwerken gelieferte Ausbeute
                              hat seit ungefähr zwanzig Jahren die Münzwirthschaft der bedeutendsten Handelsvölker
                              vollständig umgestaltet. Das früher seltene Gold ist jetzt zu dem, wenn auch nicht
                              gebräuchlichsten, so doch wenigstens zum gesuchtesten und zu dem zur Erfüllung der
                              Bedingungen einer Gleichförmigkeit des Münzwesens am besten geeigneten Tauschmittel
                              geworden.Nach Angabe des Nordamerikaners S. Rugglas sind
                                    aus den californischen und australischen Goldlagerstätten in den Jahren von
                                    1851 bis 1866 mehr als für zehn Milliarden
                                    (Frank?) Gold nach den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich
                                    geflossen.
                              
                           Das Gewicht einer Münze ist ein Gegenstand von solcher
                              Bedeutung, daß einem jeden Staate, welcher das Decimalsystem eingeführt hat, daran
                              gelegen sein muß, auch jenes Gewicht diesem System anzupassen oder es wenigstens so
                              zu vereinfachen, daß Jedermann es leicht seinem Gedächtnisse einprägen kann. Denn es
                              ist gerade das Gewicht, welches eine wirkliche Verification der Echtheit und des
                              wahren Werthes der Münzstücke ermöglicht. Wenn bei der angestrebten Verwirklichung
                              einer allgemeinen Münzeinigung das Silber zum Ausgangspunkte genommen würde, oder
                              wenn das Gewicht der Goldstücke dem Decimalsysteme entspräche, so würde in Folge der
                              directeren Beziehungen unseres (französischen) Geldes zum metrischen Systeme die
                              früher oder später erfolgende Einführung des französischen Systemes von Seiten
                              anderer Länder manches Wahrscheinliche für sich haben; diese Einführung würde
                              hauptsächlich aus dem Grunde stattfinden, weil der französische Frank vermittels
                              alter und ziemlich einfacher Beziehungen dem englischen Pfund Sterling, dem
                              amerikanischen Dollar, dem österreichischen Gulden, dem russischen Rubel, dem
                              portugiesischen Milreis u.s.w. nahe steht.Diese in so bestimmter Weise aufgestellte Behauptung des Verfassers erweist
                                    sich bei näherer Betrachtung – bis auf das Verhältniß des Frank zum
                                    Pfund Sterl. (= 25 Fr.), allenfalls auch zum österreichischen Gulden (= 2,5
                                    Fr.), zum portugiesischen Milreis Rechnungsmünze
                                    (= 5,5 Fr.) und zur portugiesischen Corôa
                                       d'oro oder Goldkrone (= 10 Milreis Gold
                                    = 56,25 Fr.) – als unrichtig. Denn der
                                    Dollar der Vereinigten Staaten ist = 43 Silbergr. (= 5,375 Fr.), der
                                    russische Silberrubel = 32 Sgr. 4,7 Pf., das portugiesische Milreis Silber = 41 Sgr. 3 Pf., und die portugiesische
                                    Silberkrone = 48 Sgr. 10,5 Pf. 1 deutscher
                                    Reichsthaler ist bekanntlich = 4,25 Fr.H. H. Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, daß jedwede
                              Veränderung des Münzfußes, welcher Art dieselbe auch sei, nur dann möglich ist, wenn
                              der Werth der neuen Münze von demjenigen des zur Zeit der Einführung einer solchen
                              Veränderung cursirenden Geldes wenig abweicht. Feer-Herzog, dem wir mehrere sehr beachtenswerthe Schriften über
                              diesen Gegenstand verdanken, erinnert mit Recht, wie die Geschichte uns lehrt, daß
                              alle Neuerungen im Münzwesen nicht Revolutionen waren, sondern
                                 Adaptationen und Anpassungen an das ihnen vorangegangene
                              Münzwirthschaftssystem. Dies sind die Beweggründe, welche mich in Verbindung mit Dumas, dem damaligen Präsidenten der Münzcommission,
                              veranlagen, die Einführung des Fünfundzwanzigfrankenstückes als eine erste Anbahnung der Schaffung einer
                              internationalen Münze in Vorschlag zu bringen.Seit einigen Monaten läßt Oesterreich Goldstücke von dem Gewichte oder
                                    Schrote (3,2258 Grm.) und dem Feingehalte oder Korne des französischen Zehnfrankenstückes (900 Tausendtel) prägen.
                              
                           Gehen wir jetzt auf die Frage bezüglich des Feingehaltes
                              ein. Läßt sich derselbe mit Vortheil in der Weise abändern, daß das Gewicht der neuen Münze, bei gleichbleibendem Werthe derselben, den Anforderungen des metrischen
                              Systems entspricht?
                           Es wird Niemand einfallen, die Vorzüge des in Frankreich durch das Gesetz vom 23.
                              Thermidor vom Jahre III eingeführten, heutzutage als eine Art von internationalem
                              Feingehalt von fast allen Nationen angenommenen Korns oder Feingehaltes von 900
                              Tausendtheile in Abrede zu stellen. Die alten Goldmünzen waren freilich reicher an
                              Gold, da sich dieses Metall um so leichter bearbeiten läßt, je feiner es ist; allein
                              die nach und nach in der Münzfabrikation, zunächst in Folge der Verdrängung des
                              Hammers durch den Hebel und dann in Folge der Anwendung der Presse an Stelle des
                              Hebels, eingeführten Verbesserungen ermöglichten eine Herabsetzung des Feingehaltes,
                              der jedoch niemals unter den oben angegebenen Betrag hinabging. Uebrigens muß man
                              bei dieser Frage bezüglich des Feingehaltes einem gewissermaßen instinktiven Gefühle
                              genügende Rechnung tragen, welches in den mannigfachen Verfälschungen seinen
                              Ursprung hat, welche das französische Geld, namentlich im XVI. Jahrhundert, zu
                              erleiden hatte, in Manövers der „Kipper und Wipper“ , denen
                              auch die zahlreichen deutschen Souveräne und die englischen Könige nicht fremd
                              blieben. Dieses Gefühl hat zu der Annahme geführt, daß – abgesehen von der
                              rationellen Bestimmung des Werthes – die besten Münzen diejenigen sein
                              müssen, welche den größten Feingehalt haben.
                           
                           Diese Erinnerungen sowie die Schwierigkeiten, welche schon das Ausmünzen einer doch
                              nur ein Zehntel Kupfer enthaltenden Legirung darbietet – einer Legirung, die
                              sich „trocken“ und spröde erweist, wenn sie nicht von sehr
                              geübten Händen bearbeitet wird, machen den Vorzug, welchen die Münzconferenzen dem
                              Feingehalte von neun Zehnteln einstimmig gegeben haben, ganz erklärlich und
                              rechtfertigen dieses Verfahren vollkommen. Bis jetzt hat auch Niemand daran gedacht,
                              ihn abzuändern. Dennoch habe ich mir das Ziel gesteckt, dies selbst zu thun und habe
                              zu diesem Zwecke mich mit eingehenden Untersuchungen über verschiedene neue
                              Legirungen beschäftigt, welche, obschon sie von geringerem Feingehalte sind, mir
                              gleichwohl zur Fabrikation ganz vorzüglicher Goldmünzen sehr geeignet zu sein
                              scheinen.
                           Ich habe wohl nicht nöthig, hier besonders zu bemerken, daß die Verwendung dieser
                              Legirungen zum Vermünzen den wirklichen, inneren Werth
                              dieser Münzen in keiner Hinsicht modificiren würde. Jedes
                                 Stück würde vielmehr genau dieselbe Menge Feingold enthalten wie bei dem
                                 gegenwärtigen Systeme. Es ist durchaus nicht die Rede von einer Nachahmung
                              dessen, was kraft der in Frankreich promulgirten Gesetze von 1864 und 1866 in Bezug
                              auf die kleinen Silbermünzen (Silberscheidemünzen) geschah, deren Feingehalt
                              – unter Beibehaltung des früheren Gewichtes und Nennwerthes – auf 835
                              Tausendtheile herabgesetzt wurde. Dies wird aus den im Nachstehenden näher zu
                              erörternden Einzelnheiten klar hervorgehen.
                           Meiner Meinung nach hat der Ausdruck des Feingehaltes einer Münze durch eine
                              Decimalzahl, wie z.B. der Feingehalt von 900 Tausendtheilen, nicht ganz die
                              Wichtigkeit, welche man ihm zuschreibt. Das Wesentliche an der Sache besteht darin,
                              daß dieser Feingehalt, sobald er einmal festgestellt worden, wahr ist, d.h. daß er
                              die gesetzliche Zusammensetzung der Münzmaße, des Münzmetalles, ganz genau, ohne
                              jede Abweichung nach oben oder nach unten, also ohne jedes Plus noch Minus,
                              repräsentirt und sich bei jedem einzelnen Münzstücke innerhalb der engen Grenzen des
                              vom Gesetze den Münzmeistern nothgedrungen bewilligten Remediums (d.h. der Abweichungen im Schrot und Korn, welche Münzen zeigen
                              dürfen, ohne unrichtig zu sein) hält. Zur Erreichung dieses Zieles darf keine Mühe,
                              keine Sorgfalt gespart werden. Der Feingehalt ist in der That das unveränderliche
                              Element eines Münzstückes, dessen Gewicht und wirklicher Werth in Folge der durch
                              den Verkehr unvermeidlich herbeigeführten Abnützung verändert werden, und das nach
                              längerer Circulation nichts anderes mehr ist, als ein seinem Feingehalte nach genau
                              bestimmtes Metallplättchen, welches der Staat zurückkauft für einen Preis, welcher mit Hilfe einer Wage
                              festgestellt wird.
                           Hat aber das Publicum wirklich ein ernstes Interesse daran, daß dieser Feingehalt ein
                              decimaler ist? Offenbar nicht. Derselbe ist ein
                              latentes Element, welches sich jeder Kontrolle entzieht und dessen Kenntniß
                              lediglich für denjenigen, welcher die Münze prägt und für denjenigen, der sie zum
                              Umschmelzen in den Tiegel wirft, von Interesse ist. So lange das Geldstück
                              circulirt, ist der Feingehalt nur eine Frage des guten Rufes und des Vertrauens,
                              – allerdings sicherlich eine Frage von hoher Bedeutung, denn der geringste
                              gegründete oder auch nicht begründete Zweifel rücksichtlich seiner Identität kann
                              wohl zur Ursache oder zum Vorwande für ernstliche commercielle Störungen werden.
                           Dies zugestanden, ist die Frage gestattet, ob es wirklich sehr nothwendig ist, die
                              Decimalität des Gewichtes, wie es gegenwärtig geschieht, der Decimalität des
                              Feingehaltes zum Opfer zu bringen. Für den Fall einer verneinenden Antwort wird man
                              darauf geführt, zu untersuchen, welche Zusammensetzung ein Kilogramm Münzgold haben
                              müßte, dessen Werth, anstatt bei dem gegenwärtigen Feingehalte 3100 Fr. zu betragen,
                              bei anderen Feingehalten 3000, 2500 oder 2000 Fr. sein würde.
                           Zum Zwecke dieser Untersuchung genügt es, die Verzeichnisse der
                                 Marktpreise der verschiedenen Gold- und Silbersorten zu Rathe zu
                              ziehen, aus denen der Werth dieser Metalle bei einem bestimmten Feingehalte zu
                              erfahren ist; diesem Werthe werden dann die Prägekosten hinzugerechnet. Diese
                              letzteren betragen gegenwärtig in Frankreich 6,70 Fr. per Kilogrm. Gold von 900 Tausendtheilen Feingehalt; sie können übrigens
                              ohne große Nachtheile um einen geringen Betrag erhöht oder herabgesetzt werden.
                           Das den Werth von 3000 Fr. repräsentirende Kilogramm Gold würde unter diesen
                              Bedingungen dem Feingehalte von 871 Tausendtheilen entsprechen. Das Gold mehrerer
                              älterer Münzen, namentlich der neapolitanischen Unzen, der unter Don Carlos geprägten Dukaten, der dänischen
                              Courantdukaten, der alten tuneser Zecchinen, hatten genau diese Zusammensetzung.
                              Demzufolge kann kein Zweifel obwalten darüber, daß eine derartige Legirung wirklich
                              für das Vermünzen geeignete Eigenschaften besitzt; allein sie eignet sich schlecht
                              zum Theilen, indem 5 Grm. derselben einen Werth von 15 Fr., 2 1/2 Grm. einen solchen
                              von 7,50 Fr. u.s.w. repräsentiren. Demnach ist es meinem Dafürhalten nach ohne
                              Interesse, diese Legirung eingehender zu berücksichtigen. Die per Kilogramm einen Werth von 2500 Fr. vertretende Goldlegirung entspricht
                              dem Feingehalt von 725 Tausendtheilen nebst etwa 8 Fr. Prägekosten. Die in Frankreich angefertigten
                              Schmucksachen haben einen dem eben erwähnten sehr nahe kommenden Feingehalt von 750
                              Tausendtheilen; allein der nur in Kupfer bestehende Zusatz zum Golde gibt eine zur
                              leichten Verarbeitung zu harte Legirung. Das sogen, rothe Gold oder Rothgold der
                              Goldarbeiter, unter den im Handel vorkommenden Sorten dieses Edelmetalles die an
                              Kupfer reichste, enthält immer eine kleine Menge Silber, gewöhnlich 30
                              Tausendtheile. Am häufigsten ersetzen die Münzmeister, um ihr Metall geschmeidiger
                              zu machen und ihm die Farbe des Feingoldes zu geben, einen Theil des Kupfers durch
                              eine gleiche Gewichtsmenge Silber – und zwar im Betrage von 100 bis 125
                              Tausendtheilen. Für das Vermünzen würde es angemessen sein, auch dem Werthe dieses
                              letztern Metalles Rechnung zu tragen, wodurch der Goldgehalt auf ungefähr 720
                              Tausendtheile vermindert werden würde.
                           Bei Verwendung dieser Legirung, welche ohne Zweifel zu schönen und brauchbaren Münzen
                              verarbeitet werden könnte, würde das Fünfundzwanzigfrankenstück 10 Grm. wiegen und
                              somit ziemlich genau den Werth des englischen Pfund Sterling (oder vielmehr des
                              Sovereign), einer der am meisten verbreiteten Goldmünzen, haben – ein Punkt
                              der seine Bedeutung hat.Das Gold der englischen Sovereigns hat 916, das der österreichischen Dukaten
                                    986, das der holländischen Dukaten 982, das der preußischen Friedrichsd'or
                                    und der sächsischen Augustd'or 902, das der Goldkronen des
                                    deutsch-österreichischen Münzvereins und der nordamerikanischen
                                    Goldstücke 900 Tausendtheile Feingehalt. Der Feingehalt der neuen deutschen
                                    Gold- (Zehn- und Zwanzigmark') Stücke ist bekanntlich
                                    ebenfalls 900 Tausendtel.H. H. Das aus dem in Rede stehenden Metalle
                              geprägte Zwanzigfrankenstück würde 8 Grm., das Fünffrankenstück 2 Grm. wiegen.
                           Bis auf die aus dem Versatze mit Silber sich ergebende Complication, die sich
                              indessen vielleicht durch die Verwendung anderer Metalle von geringerem Werthe,
                              namentlich des Nickels, beseitigen lassen könnte, würde sich diese Legirung ziemlich
                              gut zum Theilen der Münzen eignen.
                           Die einen Werth von 2000 Fr. per Kilogrm. repräsentirende
                              Goldlegirung ist diejenige, auf deren eingehendes Studium ich die größte Sorgfalt
                              verwendet habe. Dieselbe enthält in 1000 Th. Metall 580 Th. Gold; die Kosten ihrer
                              Vermünzung belaufen sich auf 6,57 Fr. per Kilogramm. Der
                              Marktpreis des diesen Feingehalt besitzenden Goldes ist in der That auf 1993,43 Fr.
                              per Kilogramm festgesetzt.
                           Mit den gegenwärtig üblichen Feingehalten verglichen, ist dieser Feingehalt ein sehr
                              geringer. Dessen ungeachtet steht er demjenigen des in fast ganz Deutschland,
                              England und Holland zur Anfertigung von Goldwaaren üblichen 14karätigen Goldes sehr nahe.In Deutschland enthalten die Goldwaaren gewöhnlich
                                    583, zuweilen auch 750 Tausendtheile
                                    Feingold.H. H. Die in diesen Ländern fabricirten
                              Goldwaaren weichen in ihrem äußern Ansehen und in ihrer Haltbarkeit von den
                              französischen Bijouterien wenig ab und sind allem Anscheine nach nicht weniger
                              gesucht als die letzteren.
                           Nehmen wir an, daß ein solches Metall die zum Zwecke des Vermünzens wünschenswerthen
                              Eigenschaften besitzt, so werden wir auch durch die Verhältnisse bestochen, in
                              welchem sein Gewicht und sein Werth zum Gewichte und zum Werthe des Silbers stehen
                              – Verhältnisse, welche so einfach und dem Decimalsysteme so entsprechend
                              sind, als sich dies nur wünschen läßt, denn wir haben es hier in der That mit dem
                              Verhältnisse 10 : 1 zu thun; nämlich:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Gold
                                 Silber (900/1000)
                                 
                              
                                 1000 Grm.
                                 haben
                                 in
                                 ausgemünzten
                                 Stücken
                                 den
                                 Werth
                                 von
                                 2000 Fr.
                                 200      Fr.
                                 
                              
                                     10    „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   20  „
                                   
                                    2       „
                                 
                              
                                       5    „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   10  „
                                   
                                    1       „
                                 
                              
                                       2,5 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                     5  „
                                    0,50  „
                                 
                              
                           Besitzt aber die in Rede stehende Legirung jene wünschenswerthen Eigenschaften auch
                              wirklich? Nachstehende Experimente berechtigen zu dieser Annahme.
                           Nach den von mir anfänglich gemachten, jedoch erfolglos gebliebenen Versuchen, aus
                              Gold und Kupfer allein eine geschmeidige und dehnbare binäre Legirung von schöner Farbe und wünschenswerther Dauer herzustellen,
                              stellte ich eine ternäre Legirung auf dem Wege dar, daß
                              ich einen Theil des Kupfers durch Zink ersetzte. Schon früher (in einer im Jahre
                              1864 veröffentlichten Abhandlung) hatte ich die günstigen Resultate nachgewiesen,
                              welche man durch Versetzung verschiedener Silberkupferlegirungen mit Zink zu erzielen vormag, insofern dieses letztere Metall
                              jenen Legirungen eine größere Geschmeidigkeit und eine größere Homogenität
                              erheilt.Man vergleiche die Mittheilung „über die Legirungen von Silber und
                                       Zink und deren Anwendbarkeit in der Münzkunst“, von Eug. Peligot, in Dingler's
                                    polytechn. Journal, 1864 Bd. CLXXII S. 433.
                              
                           Indessen lagen keinerlei Beobachtungen vor, welche darauf hindeuteten, daß
                              Goldlegirungen ein ähnliches Verhalten gegen Zink zeigen; es schien im Gegentheil
                              aus den einzigen bekannt gewordenen Versuchen, welche von Hatchett und Cavendish nach dieser Richtung hin
                              im Anfange dieses Jahrhunderts in der Londoner Münze ausgeführt worden waren,
                              hervorzugehen, daß das Zink die Ductilität des Goldes vernichtet. Denn nachdem Hatchett die eben erwähnten Versuche zur Darstellung
                              geschmeidiger Goldzinklegirungen beschrieben, schließt er seine Mittheilungen mit den
                              nachstehenden Worten:
                           
                              „Es steht demnach fest, daß das Zink die Geschmeidigkeit des Goldes
                                 aufhebt; daß man es mit Hilfe von Wärme leicht vom letzteren Metalle abscheiden
                                 kann, daß beim Legiren größerer Goldmengen mit angemessenen Quantitäten von Zink
                                 sich nur ein Theil des letztern rasch verflüchtigt, während sich dasselbe beim
                                 Operiren mit kleinen Mengen gänzlich abscheidet und das Gold in reinem Zustande
                                 zurückläßt. Wendet man das Zink mit Kupfer verbunden – im Zustande von
                                 Messing – an, so wird es durch die Wärme
                                 nicht so leicht verflüchtigt, als wenn es mit dem Golde durch directe Schmelzung
                                 zugesetzt wird, weil das in Fluß befindliche Gold einen Theil des Zinks
                                 absorbirt und zurückhält, sobald es den Dämpfen dieses letztern Metalles
                                 ausgesetzt ist, selbst in offenen Gefäßen.“
                              
                           Den Ergebnissen meiner Versuche zufolge können diese Bemerkungen nur für die viel
                              Gold enthaltenden Legirungen Giltigkeit haben. Denn nach meinen Beobachtungen erhält
                              man durch Versetzung eines Goldes selbst noch von 725 Tausendtheilen Feingehalt mit
                              50 Theilen Zink ein spröderes Metall, als durch Zusatz von Kupfer allein; anders
                              aber verhält sich ein Gold von 580 bis 600 Tausendtheilen. Eine derartige Legirung,
                              welche bei bloßem Kupfergehalte sich hart und spröde erweist, wird durch den Zusatz
                              von 50 bis 70 Tausendtheilen Zink hämmerbar und zeigt zugleich die Farbe des Goldes
                              von hohem Feingehalte. Bezüglich der Haltbarkeit dieser Legirung und ihrer
                              Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung der Luft, des Wassers, der schwachen
                              Säuren etc. habe ich Grund zu der Annahme, daß das in Rede stehende Metall diese
                              Eigenschaften in demselben Grade besitzen würde wie dasjenige der jetzigen
                              französischen Goldmünzen, namentlich nach dem Färben
                              derselben, durch welchen Proceß die Bildung eines Häutchens von reinem Edelmetall an
                              der Oberfläche der Legirung vermittelt wird. Uebrigens kann diese Frage nur auf dem
                              Wege des Experimentes gelöst werden; jedoch ist es, da Ergebnisse praktischer
                              Versuche noch nicht vorliegen, wohl anzunehmen gestattet, daß eine etwa 60 Procent
                              nicht oxydirbares Metall enthaltende Legirung nicht leicht unansehnlich und
                              unbrauchbar werden kann, wenn sie in Form von Münzen dem täglichen Verkehre
                              übergeben wird. Diese Annahme erhält nun andererseits dadurch eine Stütze, daß wir
                              in Uebereinstimmung mit den Ansichten von Henri Ste.-Claire Deville das mehr oder minder rasche Verderben der Metalle
                              hauptsächlich den Einwirkungen des Schwefels und seiner
                              Verbindungen zuschreiben müssen, das Zink aber bekanntlich eine nur geringe
                              Affinität zum Schwefel besitzt, so daß ein Zinkgehalt die Legirungen gegen die
                              zerstörenden Wirkungen des Schwefels sogar schützt.
                           Ich bemerkte weiter oben, daß durch die in Rede stehende Herabsetzung des
                              Feingehaltes der Goldmünzen durch Zusatz von Kupferzinklegirung der innere Werth der
                              Münzen in nichts vermindert wird. Um in Bezug auf diesen Punkt jeden Zweifel zu
                              beseitigen, kann ich nicht umhin, auf einige Einzelnheiten betreffs der zur
                              Herstellung der Proben (welche der Akademie vorgelegt wurden) angewendeten
                              Verfahrungsweisen näher einzugehen. Diese sämmtlichen Proben rühren von
                              Zwanzigfrankenstücken her, welche ich mit solchen Quantitäten von Kupfer und Zink
                              umschmolz, daß die erhaltene Metallmasse einem Gewichte von 10 Grm. per Stück entspricht.
                           Das Zink wird in Form von Messing oder aber einer vorher genau analysirten
                              Kupferzinklegirung dem Golde zugesetzt; dieses letztere Verfahren ist vorzuziehen,
                              da das im Handel vorkommende Messing meistentheils einen geringen Bleigehalt hat,
                              welcher die Qualität der erhaltenen Legirung leicht beeinträchtigen könnte. Unter
                              diesen Bedingungen und immer nur in sehr geringen Mengen angewendet, verflüchtigt
                              sich das Zink nicht merklich; denn in dem erhaltenen Regulus oder Zain findet man
                              die Gewichtsmenge der angewendeten Materialien beinahe vollständig wieder. Ich
                              stelle indessen keineswegs in Abrede daß die Anwendung eines flüchtigen Metalles zu
                              einem ziemlich ernstlichen Hindernisse für die Herstellung einer Legirung von ganz
                              genau bestimmter Zusammensetzung werden kann; ich bin aber ebenso fest überzeugt
                              davon, daß eine längere Praxis dieser Schwierigkeit gerecht zu werden im Stande sein
                              wird.Um dem Einwurfe bezüglich der Anwendung eines flüchtigen Metalles zur
                                    Production einer Legirung, welche einen genau bestimmten Feingehalt haben
                                    muß, begegnen zu können, stellte ich, seitdem ich die vorliegende Abhandlung
                                    in der betreffenden Sitzung der Akademie vorgetragen, verschiedene
                                    Legirungen aus Gold, Kupfer und
                                    Nickel dar. Dieses letztere Metall muß man aber
                                    in geringeren Quantitäten verwenden wie das Zink, da es die Eigenschaft
                                    besitzt, Legirungen von blasserer Färbung zu geben. Nimmt man nur 10
                                    Tausendtheile Nickel, so erhält man ein gut gefärbtes Metall von geeigneter
                                    Geschmeidigkeit.
                              
                           Zum Einschmelzen bedeckt man die im Tiegel befindlichen Metalle zur Verhütung einer
                              theilweisen Oxydation derselben mit einigen Holzkohlenstückchen, oder man
                              verschließt, was noch besser ist, den Schmelztiegel mit einem aus Gasretortengraphit
                              angefertigten Deckel.
                           Nachstehend gebe ich die Einzelnheiten mehrerer von diesen Versuchen.
                           
                              
                                 I
                                 Zwanzigfrankenstück
                                 6,450
                                 Grm.
                                 
                              
                                 
                                 Messing (mit 33 Proc. Zink)
                                 2,000
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Kupfer
                                 1,550
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 10,000
                                 Grm.
                                 
                              
                           Der erhaltene Regulus war geschmeidig und zeigte eine hübsche Goldfarbe.
                           
                           
                              
                                 II
                                 Zwanzigfrankenstück
                                 6,456
                                 Grm.
                                 
                              
                                 
                                 Kupferzinklegirung mit 65 Proc. Zink
                                 0,894
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Kupfer
                                 2,650
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 10,000
                                 Grm.
                                 
                              
                           Der erhaltene geschmeidige Metallkönig ließ sich, ohne nachgelassen werden zu müssen,
                              zu dünnem Blech auswalzen.
                           
                              
                                 III
                                 Goldstücke von 20 Franken
                                 6,450
                                 Grm.
                                 
                              
                                 
                                 Legirung vom Versuche II
                                 0,746
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Kupfer
                                 2,804
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 10,000
                                 Grm.
                                 
                              
                           Der Abbrand betrug 0,015 Grm.; der Regulus wurde ausgewalzt; ein nochmaliges
                              Einschmelzen verursachte einen Gesammtverlust von 0,020 Grm.
                           
                              
                                 IV
                                 Zehn Goldstücke
                                 64,515
                                 Grm.
                                 
                              
                                 
                                 Legirung vom Versuche II
                                 9,230
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Kupfer
                                 26,255
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,000
                                 Grm.
                                 
                              
                           Das Metall wurde in eine gußeiserne Zainform gegossen; der kleine 8 Millim. starke
                              Zain gab nach dem Anwärmen oder Anlassen eine 3 Millim. starke Platte.
                           Die Zusammensetzung dieser ternären Legirungen ist demnach die folgende:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Gold
                                 580
                                 581
                                 580
                                 580
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 354
                                 361
                                 372
                                 360
                                 
                              
                                 Zink
                                   66
                                  58
                                   48
                                   60
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 1000  
                                 1000  
                                 1000  
                                 1000  
                                 
                              
                           Die Dichtigkeit oder das specifische Gewicht dieser Legirungen ist = 12,8, die des
                              Goldes von 900 Tausendtheilen Feingehalt = 17,1.
                           Durch ein bis zwei Procent Zink mehr oder weniger wird die Farbe dieser Producte in
                              bemerkenswerther Weise abgeändert. So ist der procentale Unterschied zwischen dem
                              Zinkgehalte der Legirungen I und III geringer als 2 Procent; die erstere zeigt eine
                              weit gelbere Färbung als die letztere, wie man bei näherer Betrachtung der beiden
                              Münzen (welche ich der Akademie vorlege) deutlich wahrnehmen kann. Das die
                              entschiedenste Gelbfärbung zeigende Stück, dessen Farbe in der Praxis nicht zulässig
                              ist, habe ich nur in der Absicht, diese Differenz nachzuweisen, prägen lassen.Bei verschiedenen später abgeführten Versuchen wurden Münzen geprägt aus
                                    Abfällen (Schnittlingen) von Schrötlingen oder Münzplatten, welche zur
                                    Herstellung von 10 Grm. schweren Goldstücken gedient hatten. Der Guß gelang
                                    gut; das Auswalzen der Zaine bot keine Schwierigkeit dar und erfordert kein
                                    Anlassen oder Anwärmen. Das Ausschlagen der Schrötlinge erfolgte glatt und
                                    bei der Prägung zeigten sie sich sehr weich.
                              
                           
                           Bei einem Gehalte von 10 bis 12 Proc. Zink wird das Metall spröde und brüchig und
                              nimmt die Farbe des sogenannten grünen Goldes der
                              Goldarbeiter an.
                           Ersetzt man das Zink durch gleiche Mengen Silber, so fällt
                              die Legirung hellgelb aus und gleicht in ihrer Farbe dem um das Jahr 1815 zum Prägen
                              der Goldmünzen verwendeten Metalle. Bei einem Silbergehalte von 60 Tausendtheilen
                              ist sie ductil; bei nur 30 Tausendtheilen Silber ist ihre Geschmeidigkeit weit
                              geringer.
                           Das Zinn vermag ungeachtet seiner weit größeren Ductilität
                              das Zink nicht zu ersetzen. Ein mit Zusatz von 0,600 Grm. Zinn und 2,960 Grm. Kupfer
                              eingeschmolzenes Zwanzigfrankenstück gab einen sehr spröden Regulus von
                              gelblichgrauer Farbe.
                           Zum Schlusse stelle ich die im Vorstehenden mitgetheilten Ergebnisse meiner Versuche
                              und die aus denselben sich ergebenden Schlußfolgerungen kurz zusammen.
                           Bei Verwendung ternärer Legirungen von 725 bis ungefähr 580 Tausendteln Feingehalt
                              ist es möglich, eine dem Gewichte nach decimale Münze herzustellen, welche die bei
                              den jetzt circulirenden Goldstücken gesuchten Eigenschaften aller Wahrscheinlichkeit
                              nach besitzt und den vollen Werth derselben hat.
                           Wenn auch sicherlich Niemand daran denken kann, eine so radicale Veränderung in
                              unseren Münzgewohnheiten ohne Weiteres einführen zu wollen, so dürfte es dennoch
                              wohl gestattet sein, von einem rein objectiven Standpunkte aus zu untersuchen,
                              welche Vortheile eine Münze von der vorstehend besprochenen Art, z.B. eine solche
                              von 580 Tausendteln Feingehalt darbieten könnte.
                           Zu diesem Behufe wird es angemessen sein, an die Anforderungen zu erinnern, denen
                              eine gute Münze genügen muß. Nach Mongez, einer Autorität
                              in diesem Fache, müssen die zu dem fraglichen Zweck zu verwendenden Materialien
                              folgende Eigenschaften besitzen:
                           Dieselben müssen 1) bei dem möglichst kleinen Volum das größtmögliche Gewicht haben;
                              2) eine leichte Theilung zu lassen; 3) eine möglichst lange Haltbarkeit und Dauer
                              besitzen; 4) eine möglichst oft wiederholte Veränderung ihrer Form mit dem möglichst
                              geringen Verluste gestatten; 5) in den Ländern, wohin sie durch den Handel gelangen,
                              die am wenigsten häufig vorkommenden sein.
                           Zu diesen Eigenschaften ist meiner Ansicht nach die folgende hinzuzufügen. Das Gold,
                              das Silber und das Kupfer müssen in ihren zum Vermünzen bestimmten Legirungen die
                              wesentlichen Eigenschaften des vorwaltenden, der Münze die allgemeine Bezeichnung
                              (Goldmünze, Kupfermünze etc.) und ihren Werth verleihenden Metalles beibehalten. Man muß es sonach
                              vermeiden, aus Gold Geldstücke herzustellen, welche nicht die Farbe dieses Metalles
                              zeigen, aus Silber Stücke zu prägen, welche das Ansehen des Kupfers besitzen (wie
                              dies öfters bei gewissen Sorten von Silberscheidemünzen vorgekommen ist), und man
                              darf selbst mit Kupfer zusammengesetzte weiße Legirungen nicht zum Schlagen von
                              Geldstücken benützen, welche der eigenthümlichen Charaktere von Verderben und
                              Abnützung entbehren, welche diesem Metalle seine untergeordnete Stellung in der
                              Münzscale anweisen. Gibt man zu, daß die Goldlegirung von dem oben angegebenen
                              Feingehalte diese verschiedenen Bedingungen erfüllt, so ist man berechtigt,
                              nachzuforschen, welche Beweggründe zur Zurückweisung einer aus jener Legirung
                              geprägten Münze geltend gemacht werden können, abgesehen von den moralischen
                              Betrachtungen und den Gewohnheiten, welche hinreichend sind, für jetzt eine so
                              beträchtliche Abänderung des Feingehaltes abzulehnen. Ich muß gestehen, daß ich
                              derartige Motive von wirklich ernster Art aufzufinden nicht vermocht habe.
                           Von den Vortheilen, welche aus der Einführung der gedachten Goldlegirung resultiren
                              würden, führe ich nur die nachstehenden an:
                           1. Das decimal gewordene Gewicht würde die in Rede stehende Münze mit dem metrischen
                              System verknüpfen.
                           2. Da das Volum dieser Goldstücke beträchtlich größer ausfallen mühte, so würden sie
                              im Gebrauche bequemer sein. Als die Metallcirculation (in Frankreich) lebhafter war,
                              hörte man allgemeine Klage über die Dimensionen des Fünffrankenstückes, welches als
                              Silbermünze zu groß, als Goldmünze zu klein gefunden wurde.
                           3. Die Einführung dieser einen Werth von 20 Fr. besitzenden zehn Gramm Gold würde,
                              wenn sich ihre Rolle auf die einer internationalen Münze beschränkte, das
                              Einschmelzen der existirenden Goldstücke keineswegs nach sich ziehen; sie könnten,
                              ohne daß dadurch Verwirrung entstehen würde, neben diesen letzteren circuliren,
                              indem es dazu hinreichend sein würde, wenn die neuen Goldstücke eine etwas größere
                              Dicke (Metallstärke) erhielten.
                           4. Bei gleicher Oberfläche und gleicher Härte würde diese Münze weniger durch
                              Abnützung verlieren.
                           5. Endlich würde die neue Münze, da sie keiner der jetzt circulirenden Goldmünzen
                              gleicht, alle nationalen Empfindlichkeiten, welche gleichfalls zu den am
                              schwierigsten zu vermeidenden Klippen gehören, die heutzutage einer Münzeinigung
                              entgegentreten, ganz unberührt lassen.
                           
                              H.
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