| Titel: | Die Blocksignalapparate von Siemens und Halske in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XXI., S. 89 | 
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                        XXI.
                        Fehler in der Artikelnummerierung: Die Druckvorlage zählt hier fälschlich einen zweiten Artikel mit Nummer 21.
                        Die Blocksignalapparate von Siemens und Halske in
                           Berlin.Nach einem, bei Vorführung der Blocksignale, in der 82. Hauptversammlung des
                                 Sächsischen Ingenieur- und Architekten-Vereins von Prof. Dr. E. Zetzsche gehaltenen Vortrage; aus den
                                 Protokollen des Vereins mit gefälliger Genehmigung des Hrn. Verfassers. Die
                                 Red.
                           
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Zetzsche, über die Blocksignalapparate von Siemens und
                           Halske.
                        
                     
                        
                           Unter den verschiedenen, speciell für den Eisenbahnbetriebsdienst bestimmten
                              Telegraphenapparaten, mit welchen die Firma Siemens und
                              Halske in Berlin im vorigen Jahre die Wiener
                              Ausstellung beschickt hatte, und zu denen die Zugsignal- und
                              Zugcontroll-Apparate, die neue Eisenbahnläutesäule mit Wechselstromauslösung
                              und Hilfssignaleinrichtung, die mit Federschlußklemmen ausgerüsteten Morse'schen Eisenbahnstationstelegraphen, der
                              Wärterstationsapparatsatz, dessen Farbschreiber durch bloße Verlegung des Ankers am
                              Ankerhebel für Ruhe- oder Arbeitsstrom benutzbar gemacht werden, die für
                              vorübergehenden Dienst bestimmten Wärterbudentelegraphen, transportable Telegraphen
                              u.s.w. gehörten, nahm die Gruppe der Blockapparate das
                              Interesse im höchsten Grade in Anspruch; daher hoffe ich, daß es schon deshalb nicht
                              unpassend erscheinen wird, wenn ich an den Blocksignalapparaten die Art und Weise zu erläutern versuche, in welcher
                              Siemens und Halske die
                              Bedingungen zu erfüllen suchen, die an ein wirksames Blocksystem überhaupt zu stellen sind. Demgemäß will ich aber weder
                              zugleich auch die Einrichtung der anderwärts, namentlich in England, in Gebrauch
                              genommenen Blockapparate schildern, noch werde ich selbst auf die allmälige
                              Vervollkommnung eingehen, welche die von Siemens und Halske gebauten Blockapparate unter der kundigen Hand des
                              Hrn. Oberingenieur Carl Frischen erlangt haben.
                           Es sei zunächst daran erinnert, daß bei Anwendung des Blocksystems eine jede längere
                              Eisenbahnstrecke in eine Anzahl von Theilstrecken von entsprechender Länge eingetheilt
                              wird, und daß keinem Zuge erlaubt wird, in eine solche Theilstrecke einzufahren, so
                              lange zu befürchten steht, daß ihm in derselben ein Unfall begegnet. Während jedem
                              Zug die Einfahrt in eine solche Theilstrecke untersagt ist, heißt die Strecke blockirt.
                           Der einfachste Fall des Blockirens liegt für gewöhnlich bei zweigeleisigen Bahnen vor
                              und zwar an den Stellen, wo dieselben eine stets unveränderte Fahrbahn bieten, wo
                              also weder Geleisabzweigungen, noch Geleiskreuzungen vorhanden sind. Werden solche
                              Bahnen auf jedem Geleise nur in einerlei Richtung
                              befahren, so droht auf ihnen bei sonst gutem Oberbau dem Zuge nur insofern Gefahr,
                              als er von einem ihm nachfolgenden Zuge eingeholt wird. Um dies zu verhüten, hat man
                              daher blos dafür zu sorgen, daß kein zweiter Zug in eine Theilstrecke einfährt, so
                              lange ein bereits früher in sie eingelassener Zug dieselbe noch nicht wieder
                              verlassen hat. Dazu reicht es aber vollkommen aus, wenn man am Anfange einer jeden
                              Theilstrecke dem Zuge zuverlässige Auskunft darüber ertheilt, ob diese Theilstrecke
                              scholl von einem Zuge besetzt, oder ob sie frei ist. Da indeß das darüber Auskunft
                              ertheilende Signal zweckmäßig dem Zuge nur an Ort und Stelle gegeben werden kann, so
                              ist am Anfange jeder Strecke ein Signalwächter aufzustellen; dieser erhält aber im
                              voraus ein für allemal Vollmacht, dem Zuge die Einfahrt in die Theilstrecke zu
                              gestatten, sobald diese Strecke frei ist und nicht besondere Gründe vorliegen die
                              Einfahrt zu untersagen. Früher glaubte man hierbei mit dem Zeitblocksysteme auskommen zu können, indem man nach dem Einfahren eines
                              Zuges die Theilstrecke auf so lange Zeit blockirte, bis der Zug fahrplanmäßig die
                              Strecke wieder verlassen haben sollte. Die Erfahrung hat aber dargethan, daß nur das
                              Raumblocksystem wirklichen Schutz gegen das
                              Aufeinanderfahren zweier Züge bietet, indem dabei zwei sich folgende Züge beständig
                              in der bahnreglementmäßigen Stationsdistanz von einander
                              gehalten werden können. Dabei wird es aber unvermeidlich, durch entsprechende
                              Telegraphenapparate vom Ende jeder Theilstrecke her nach deren Anfang die Meldung zu
                              senden, daß der Zug die Theilstrecke verlassen hat. Zu dieser Meldung sind indessen
                              gewöhnliche Telegraphenapparate im Allgemeinen nicht ausreichend; man hat jedoch in
                              dem so eben erwähnten Falle blos einfache Blockapparate
                              nöthig.
                           Anders verhält es sich bezüglich des Einlassens eines Zuges in eine solche Strecke,
                              in welcher die Fahrbahn entweder in verschiedenen Richtungen befahren oder in den
                              Zwischenzeiten anderweitig benützt wird, oder in welcher andere Geleise einmünden
                              oder die Fahrbahn kreuzen, und in welcher deshalb die Fahrbahn Veränderungen
                              unterworfen ist. Hier
                              könnte der einfahrende Zug auf einen ihm entgegenkommenden oder stillstehenden
                              andern Zug oder Zugtheil auffahren, ferner bei falsch oder nicht genau gestellter
                              Weiche entgleisen; nur zu oft schon sind Züge auch dadurch verunglückt, daß eine
                              Weiche noch umgestellt wurde, nachdem ein Theil des Zuges durch sie hindurchgefahren
                              war. Auf solchen Strecken darf daher nicht der am Anfang derselben aufgestellte
                              Signalwärter zur Ertheilung der Einfahrtserlaubniß ermächtigt werden, sondern dieser
                              Wärter muß die Erlaubniß zum Einlassen des Zuges erst bei demjenigen Beamten
                              einholen, welcher bisher die freie Verfügung über die Strecke hatte – in
                              einem gleichzeitig mit zum Rangiren von Zügen benütztem Bahnhofe also z.B. bei dem
                              Bahnhofsvorstande. Zugleich darf aber dieser Beamte selbst die nachgesuchte
                              Erlaubniß zum Einfahren erst dann ertheilen können, wenn alles für die Einfahrt des
                              Zuges vorbereitet und unabänderlich festgemacht ist. In diesem Falle treten zu den
                              einfachen Blocksignalen noch diese Erlaubnißsignale hinzu, und die einfachen
                              Blocksignalapparate sind zu diesem Behufe durch Abschlußapparate oder Bahnhofsdeckungsapparate
                              zu ersetzen.
                           Bevor ich die Wirkung dieser beiderlei Apparate mit Hilfe der aufgestellten, von Siemens und Halske gebauten
                              Apparate zeige, mögen die Bedingungen und Anforderungen erwähnt werden, denen diese
                              Apparate genügen.
                           1) Der Zugführer erhält die Erlaubniß zum Einfahren in die Strecke
                              durch weithin sichtbare optische Signale, z.B. durch die
                              Stellung von Flügeln oder Scheiben an Masten (Semaphoren).
                           2) Der Signalwärter muß diese optischen Signale selbst geben, damit derselbe dem Zuge das Einfahren auch
                              verwehren kann, sobald ihm außergewöhnliche, in seinem Gesichtskreise bemerkbare
                              Umstände dazu Anlaß geben.
                           3) Beim Einfahren des Zuges in eine Theilstrecke wird dasselbe der
                              in der Zugrichtung nächstfolgenden, am Ende der Theilstrecke gelegenen Blockstation
                              durch ein elektrisches, blos hörbares Signal (das Vorwecken oder Vorläuten)
                              gemeldet, damit jeder unnöthige Aufenthalt des Zuges vermieden wird.Die in Sachsen auf der Strecke Zwickau-Hof benützten
                                    Blocksignalapparat sind nicht mit Vorweckern ausgerüstet, weil man
                                    befürchtet, die Signalwärter, denen die Züge überdies durch Glockensignale
                                    angemeldet werden, möchten durch das Vorwecken zu bequem gemacht
                                    werden.
                           4) Wenn der Zug die Theilstrecke wieder verlassen hat, wird der
                              Wärter am Anfange dieser Strecke auf elektrischem Wege davon unterrichtet und so die
                              bisher blockirte Anfangsstation elektrisch entblockirt.
                           5) Dieses in Bezug auf die Zugrichtung rückwärts gegebene
                              (Entblockirungs-) Signal kann der Wärter nur dann erscheinen lassen, wenn der
                              vorhergehende Wärter sich vorher wirklich blockirt hatte.
                           6) Das Entblockirungssignal kann der Wärter erst dann geben, wenn
                              er seinen eigenen Signalflügel, mit welchem er dem Zuge das Fahrsignal
                              „Frei“ gegeben hat, wieder auf „Halt“ zurückgestellt
                              hat.Die erste Anregung dazu hat Hr. Telegraphen-Oberinspector Pörsch in Dresden gegeben. Durch das
                              Entblockirungssignal blockirt ferner der Wärter sich selbst, und zwar nicht blos
                              mittels eines elektrischen Signals, sondern durch Festmachen des Semaphorenflügels in dessen Haltstellung; erst durch das
                              später eintreffende, seiner Station geltende Entblockirungssignal wird der Flügel
                              wieder frei beweglich gemacht.
                           7) Die elektrischen Blockirungs-
                              und Entblockirungssignale sind sichtbar und hörbar zugleich und zwar bleibend sichtbar.
                           8) Jeder Wärter kann dabei aus dem bei ihm zugleich mit
                              erscheinenden Blockirungssignale beurtheilen, ob sein Entblockirungssignal auf der
                              andern Station vollendet ist.
                           9) Jeder Wärter ist für gewöhnlich außer Stande, sich selbst zu
                              entblockiren.
                           10) In gewissen Ausnahmefällen dagegen vermag der dazu Berechtigte
                              eine mechanische Umänderung der Blockirungs- und Entblockirungssignale zu
                              bewirken.
                           11) Die Elektricitätsquelle ist nicht nur dem Versagen nicht
                              ausgesetzt sondern überhaupt unveränderlich, und erfordert keine weitere Aufsicht
                              oder Erneuerung.
                           12) Die elektrischen Blocksignale werden von der atmosphärischen
                              oder tellurischen Elektricität nicht beeinflußt oder gefälscht.Hierauf wurde schon in diesem Journal Bd. CCXII S. 437 hingewiesen. Die
                                    Red.
                           13) Zum Vorläuten und für die einfachen Blocksignale in beiden
                              Zugrichtungen ist nur ein einziger Leitungsdraht
                              erforderlich; derselbe kann
                           14) von jeder Station vorwärts (in der Zugrichtung) blos zum
                              Vorläuten benützt werden, aber zu jeder Zeit, rückwärts dagegen nur zu
                              Blocksignalen.
                           15) Nur zwischen einem Blocksignalapparate und dem zu ihm
                              gehörigen Abschlußapparate (z.B. zwischen einem Bahnhofsapparate und seinem
                              Deckungsapparate) wird ein doppelter Draht ausgespannt.
                           16) Versäumt ein Wärter ein Signal zu geben, so verursacht er dem
                              Zuge nur einen unnöthigen Aufenthalt, bringt ihn aber nicht in Gefahr. Wenn er nicht
                              vorweckt und wenn er zu spät entblockirt, kann er von der Nachbarstation darüber
                              ertappt und namentlich im letzteren Falle von ihr durch Weckersignale an seine
                              Pflicht erinnert werden.
                           17) Ebenso wird der Wärter bei fahrlässiger Bedienung der
                              Blocksignale (bei zu frühem Entblockiren oder beim Entblockiren, während die
                              Vorstation gar nicht blockirt war) durch den Zug auf der That ertappt.
                           Die vorgeführte Apparatzusammenstellung nun ist für den Fall berechnet, daß zwischen
                              zwei Bahnstationen nur eine einzige Blockstation liegt, nach beiden Seiten hin aber
                              als Abschlußbude dienen soll. Nur aus diesem Grunde sind von dem mittleren Apparate
                              aus beiderseits zwei Leitungsdrähte gespannt. Der mittlere Apparat gleicht äußerlich
                              einem gewöhnlichen (in Figur 1 in 1/10 der
                              natürlichen Größe abgebildeten) Blocksignalapparate; in seiner inneren Einrichtung
                              weicht er aber so wenig von den übrigen Blocksignalapparaten ab, daß er bei
                              Beseitigung des dann überflüssig werdenden zweiten Leitungsdrahtes dadurch in einen
                              blos nach einer Seite hin abschließenden Apparat verwandelt werden kann, daß man
                              zwei Klemmen durch einen kurzen Draht verbindet. Thut man dasselbe auch nach der
                              andern Seite hin, so kann dieser mittlere Apparat ohne weiteres als ein gewöhnlicher
                              Blocksignalapparat benützt werden. Ich werde indeß hernach auch ohne diese
                              Umschaltung, nach bloßer mechanischer Umstellung der sichtbaren elektrischen Signale
                              den mittleren Apparat wie einen gewöhnlichen benützen.
                           Die innere Einrichtung und Einschaltung eines solchen gewöhnlichen Blockapparates
                              will ich mit Hilfe zweier – in Fig. 2 und 3 wiedergegebenen –
                              vereinfachten Skizzen deutlich zu machen suchen.
                           Zur Hervorbringung der elektrischen Signale werden nicht galvanische Batterien, die
                              ja mit den bekannten Uebelständen behaftet sind, sondern ein kräftiger Magnet-Inductor
                              J (der Siemens'sche
                              Cylinder-Inductor) benützt. Derselbe zeigt jedoch, wie Fig. 4 erkennen läßt, hier
                              eine Eigenthümlichkeit insofern, als zwei Schleiffedern
                              a und b auf seiner Achse
                              schleifen, diese Achse aber an der Stelle, wo die eine Feder a aufschleift, zur Hälfte aus einem isolirenden Material hergestellt ist.
                              Beim Umdrehen der Kurbel h vermag daher der einerseits
                              durch den Draht D mit der Erde E verbundene Inductor von der Schleiffeder b
                              aus Wechselströme, von der Feder a aus dagegen gleichgerichtete Ströme zu
                              entsenden – beide in rascher Folge. Den gleichgerichteten Strömen eröffnen
                              die Weckertasten
                              q₁ und q₂
                              einen Weg zu den von beiden Seiten einmündenden an die Platten t₁ und t₂
                              geführten Leitungen L₁ und L₂, sobald die Weckertasten auf die untern Contactplatten c₁ und c₂
                              niedergedrückt werden und dadurch letztere mit den Platten t₁ und t₂ in leitende Verbindung
                              setzen. Diese gleichgerichteten Ströme geben beim Vorläuten blos hörbare Signale auf den Glocken g₁
                              oder g₂ der Wecker W₁ oder W₂ der einen oder der
                              anderen Nachbarblockstation; die Abreißfedern an den Elektromagnetankern in diesen
                              Weckern sind aber so stark gespannt, daß die Elektromagnete auf die kurzen Wechsel
                              ströme nicht ansprechen. Die Wechselströme dagegen lassen die zugleich sichtbaren und hörbaren elektrischen Blockirungs- und
                              Entblockirungssignale entstehen, wenn ihnen der durch das Niederdrücken einer Blocktaste
                              k₁ oder k₂ von
                              dem Ruhecontacte r₁ oder r₂ auf den Arbeitscontact s₁
                              oder s₂ gelegte Contacthebel f₁ oder f₂
                              einen Weg in die Leitung L₁ oder L₂ eröffnet. Die Skizze Fig. 1 (und in ähnlicher
                              Weise auch Fig.
                                 3) zeigt nur die linke Hälfte der Blockeinrichtung; die ganz ebenso
                              eingerichtete rechte Seite ist der Vereinfachung halber weggelassen. Die
                              Entblockirungsströme gelangen aus L₁ über die
                              Platten t₁ und P₁ (nach der Klemme u₁, dem Hebel
                              f₂ und r₂)
                              in den Wecker W₁ und durch die Spule n₁ des elektrischen Blocksignals und über v zur Erde. Die Blockirungsströme gehen einerseits über
                              D zur Erde E,
                              andererseits von der
                              Feder b durch die Spule m₁ des Blocksignals über ₁, f₁, u₂, P₂, q₂ und t₂ in die Leitung L₂. Beide elektrische Ströme müssen auf den Elektromagnet desselben
                              Blocksignals wirken, und dies läßt sich am leichtesten dadurch erzielen, daß man
                              diesem Elektromagnet zwei getrennte Spulen m und n gibt, wie es in Fig. 2 angedeutet ist. Die
                              Spule m wird dann blos von den Blockirungsströmen, n nur von den Entblockirungsströmen durchlaufen.
                           Der Elektromagnet des Blocksignals hat einen permanent magnetischen Anker, welcher
                              durch die vom Inductor gelieferten Wechselströme in Schwingungen versetzt wird und
                              dabei ein auf seine Achse aufgestecktes Echappement e,
                              zugleich aber auch einen Klöppel Z läutend zwischen zwei
                              Glocken G, G (Fig. 3) hin und her
                              bewegt. Das Echappement e legt sich bei seinen
                              Schwingungen abwechselnd in die Zähne eines um die Achse i drehbaren Zahnkranzbogens d d ein. Befindet
                              sich nun der Bogen d d beim Beginn der Wechselströme in
                              der (in Figur
                                 3 gezeichneten) gehobenen Stellung, so senkt er sich durch sein eigenes
                              Gewicht allmälig in seine Ruhelage herab, und der Fortsatz w am Bogen d d hebt sich, bis er mit einem aus
                              ihm vorstehenden Stifte an ein lose auf die Stange K
                              aufgestecktes und auf einem durch diese Stange durchgesteckten Stifte ruhendes
                              Gewicht V anstößt. Wird dagegen die Stange K mittels der Weckertaste k
                              niedergedrückt, so setzt sich das Gewicht V auf den in
                              der gehobenen Stellung befindlichen Fortsatz w des
                              Bogens d d auf und nöthigt den Bogen sich zu heben,
                              sobald gleichzeitig die Wechselströme den Elektromagnet durchlaufen. Die
                              vollständige Hebung oder Senkung des Bogens d d
                              erfordert aber eine längere Reihe (21) Wechselströme, und kann deshalb durch
                              einzelne, die Leitung etwa durchlaufende atmosphärische oder tellurische Ströme
                              nicht herbeigeführt werden.
                           Auf dem Bogen d d wird unten eine rothe und oben eine
                              weiße Scheibe befestigt, von denen die erstere als Haltsignal, die letztere als
                              Fahrsignal „Frei“ gilt, wenn sie durch ein Fenster U₁ oder U₂
                              (Fig. 1)
                              des Signalkastens sichtbar werden. Die beiden Scheiben bilden mit dem Bogen d d ein Ganzes (ein Tableau,
                              eine Bildscheibe), dessen oberes Feld weiß, und dessen
                              unteres Feld roth ist. Jedes dieser beiden Fenster gehört zu der durch den darunter
                              stehenden Pfeil angedeuteten Fahrtrichtung. Die Wechselströme lassen also in den
                              Blocksignalapparaten auf der Blockstation, von welcher sie ausgehen, die blockirende
                              rothe Scheibe, auf der Blockstation, nach welcher sie gesandt werden, die weiße
                              Scheibe als Entblockirungssignal sichtbar werden.
                           Bei ihrem Niedergehen muß ferner die Stange K nicht nur
                              den durch eine kräftige Feder nach oben gezogenen Contacthebel f sondern auch die darunter liegende Stange P nebst dem ebenfalls durch eine kräftige Feder nach oben gezogenen
                              Sperrkegel T mit nach unten bewegen. Nun kann der
                              Sperrkegel T₁ diese Bewegung zwar machen, wenn er
                              dem Einschnitte in der Scheibe Q₁, welche auf die
                              zum Semaphorenflügel F₁ auf der Säule S (Fig. 1) gehörige
                              Kettenwalze aufgesteckt ist, gegenübersteht – nicht aber, wenn er der vollen
                              Scheibe Q₁ gegenüberliegt. Daher kann die
                              Blocktaste k₁ zur Entsendung der
                              Entblockirungsströme erst dann niedergedrückt werden, wenn vorher der Flügel F₁ mittels der Kurbel H₁ (Fig. 1) in seine (horizontale)
                              „Halt“-Stellung gebracht wurde, weil nur bei dieser
                              Flügelstellung der Einschnitt in Q₁ dem
                              Sperrkegel T₁ gegenübersteht.
                           Die Achse i des Bogens d d
                              ist an einer Stelle halb ausgeschnitten, so daß bei jeder Hebung und Senkung des
                              Bogens die obere Spitze des zweiarmigen Hebels N an der
                              Achse i vorbeigehen kann, während diese Spitze vor oder
                              nach der Hebung und Senkung entweder vor oder hinter der Achse festgehalten wird. In
                              der in Figur 3
                              gezeichneten Stellung legt sich aber der Hebel N mit
                              einer Nase vor eine Schulter an der Stange P, hält
                              dadurch diese und den Sperrkegel T in der gesenkten Lage
                              fest und verhindert so die Bewegung der Scheibe Q, macht
                              also den Flügel F in der Haltlage fest. Erst, wenn durch
                              die Entblockirungsströme die Scheibe d d sich senkt,
                              gewinnt die durch P auf N
                              wirkende kräftigere Feder am Sperrkegel T die Oberhand
                              über die schwächere Feder am Hebel N und stößt dessen
                              Spitze an der Achse i vorbei, so daß sich T aus Q aushebt und der
                              Flügel F wieder frei beweglich wird.
                           Hieraus ergibt sich nebenbei noch, daß eine etwa nach dem Entblockiren noch
                              entsendete zweite Stromfolge die stromgebende Blockstation nicht entblockiren kann,
                              sondern blockirt läßt, die empfangende Blockstation dagegen entblockirt läßt und
                              nicht wieder blockirt, weil daselbst der Bogen d d sich
                              schon gesenkt hat. Es ist demnach mit dem Feststellen des Flügels F in der Haltestellung zugleich auch das elektrische,
                              sichtbare Signal der willkürlichen Umstellung seitens des Blockwärters entzogen. Ein
                              mechanisches Umstellen dieses Signals wird nur möglich, wenn zuvor die eine oder die
                              andere der beiden auf der Oberseite des gußeisernen Schutzkastens angebrachten und
                              durch Siegelverschluß verwahrten Klappen oder Platten X₁ und X₂ (Fig. 1) geöffnet wird, was
                              unter andern zu geschehen hat, wenn auf einer Blockstation ein Zug liegen bleibt,
                              einen andern überholt u.s.w.
                           Die bisherigen Angaben über die Einrichtung der Blocksignalapparate von Siemens und Halske reichen
                              zwar schon aus, um über die Vorgänge auf einer blos aus gewöhnlichen
                              Blocksignalstationen gebildeten Linie klar zu legen; bevor ich indessen die Vorgänge an
                              der aufgestellten Apparatgruppe wirklich vor Augen führe, will ich mit Hilfe einer
                              weiteren (in Fig.
                                 5 wiedergegebenen) Skizze die Vorgänge kurz schildern, welche sich folgen,
                              wenn ein Zug zwischen zwei Bahnstationen A₁ und
                              A₂ fährt, welche zwischen sich nicht blos
                              eine beiden gemeinschaftliche Deckungsstation oder Abschlußbude haben, sondern jede
                              eine besondere Abschlußbude B₁ und B₂, und wobei zwischen B₁ und B₂ auch noch mehrere
                              gewöhnliche Blocksignalstationen C₁, C₂ u.s.w. liegen.
                           Dabei ist jedoch zunächst noch zu erwähnen, daß, wie es auch in Fig. 5 angedeutet ist, die
                              Bildscheiben sämmtlicher Zwischenstationen C und die in
                              der Ausfahrtsrichtung gelegenen Bildscheiben der Bahnhofsapparate A und der Bahnhofsdeckungsapparate B für gewöhnlich die weißen Felder durch die Fenster U sehen lassen, wogegen die in der Einfahrtsrichtung
                              gelegenen Bildscheiben der Bahnhofsapparate A und der
                              Bahnhofsdeckungsapparate B die rothen Felder zeigen;
                              letzteres wird einfach dadurch erreicht, daß jede der betreffenden Bildscheiben des
                              Bahnhofs- und des Deckungsapparates verkehrt auf ihre Achse aufgesteckt wird,
                              d.h. mit dem rothen Felde nach oben. Ferner wurden in Fig. 5 der größeren
                              Deutlichkeit halber die optischen Flügel F meist in der
                              Freistellung gezeichnet, während es aus Eisenbahnbetriebsrücksichten vorzuziehen
                              ist, daß sie sämmtlich (also nicht blos die Flügel der Bahnhofsdeckungsapparate in
                              der Einfahrtsrichtung, welche auf „Halt“ stehen müssen) für gewöhnlich horizontal, d.h. auf
                              „Halt“ gestellt werden. Der Bahnhof ist demnach für
                              gewöhnlich allen einfahrenden Zügen verschlossen und kann deshalb in der
                              Zwischenzeit ganz beliebig ausgenützt werden, z.B. zum Rangiren von Zügen etc. Ein
                              für allemal mag endlich noch erwähnt werden, daß jede Umstellung einer Bildscheibe
                              von weiß in roth oder von roth in weiß von einem gleichzeitig ertönenden Läuten
                              begleitet ist, damit das Erscheinen des sichtbaren, elektrischen Signales zugleich
                              dem Ohre verkündet werde; um jedoch eine Verwechselung dieses Läutens mit dem Vorläuten oder Vorwecken
                              unmöglich zu machen, soll dieses Läuten im folgenden nicht weiter ausdrücklich
                              erwähnt werden.
                           Bevor nun der Bahnhofsvorstand in A₁ den Zug nach
                              B₁ hin abgehen läßt, drückt er unter Umdrehen
                              der Kurbel h die Weckertaste q₁ und läutet in der Leitung L₁
                              den Zug in B₁ vor, indem er einen daselbst
                              befindlichen Wecker ertönen läßt. Darauf fährt der Zug von A₁ ab, der Vorstand aber drückt die Blocktaste k₂; dadurch in die Leitung L' gesendeten Ströme machen in A₁ die
                              Scheibe U₂ roth und bezeichnen dadurch den
                              Bahnabschnitt zwischen A₁ und B₁ als blockirt. In B₁ stellt der Blockwärter, welcher das Vorläuten gehört hat, das
                              Freisignal für den
                              kommenden Zug mit dem Flügel F₂ und läßt, nachdem
                              er den ihm sichtbar werdenden Zug (durch Niederdrücken seiner Weckertaste q₂ und Umdrehen der Kurbel h) auf der Leitung L₂ in C₁ vorgeläutet hat, den Zug vorbeifahren. So
                              lange nun in B₁ der Flügel F₂ noch auf „Frei“ steht, vermag der Wärter
                              daselbst das Entblockirungssignal nicht nach A₁
                              zu geben, weil er seine Blocktaste k₂ nicht
                              niederdrücken kann und weil ein mit der Weckertafte q₁ nach A₁ gegebenes Signal A₁ nicht entblockirt. Wenn dagegen der Wärter in
                              B₁ den Flügel F₂ mittels der Windenkurbel H₂
                              wieder auf „Halt“ gestellt hat, so kann er die Blocktaste k₂ niederdrücken und sendet dann durch Umdrehen
                              der Kurbel h elektrische Ströme in der Leitung L₁ nach A₁;
                              dadurch wird in A₁ die Scheibe U₂ wieder weiß, in B₁ dafür aber die Scheibe U₂ roth,
                              und zugleich wird auch in B₁ der Flügel F₂ mechanisch auf „Halt“
                              festgestellt (blockirt). Somit ist jetzt der
                              Bahnabschnitt A₁ B₁ wieder entblockirt und dafür der Abschnitt zwischen B₁ und C₁
                              blockirt. Kommt der Zug nach C₁, so läutet der
                              Wärter in C₁ auf der Leitung L₃ nach C₂
                              vor. Wollte aber der Wärter in C₁, solange sein
                              Flügel F₂ noch auf „Halt“
                              steht, B₁ schon entblockiren, bevor noch der Zug
                              an C₁ vorübergefahren ist, so würde er sich nicht
                              nur seine Scheibe U₂ roth, sondern zugleich auch
                              seinen Flügel F₂ auf „Halt“
                              festmachen; er könnte dann dem etwas später ankommenden Zuge nicht mehr mit dem
                              Flügel F₂ das Fahrsignal geben, würde vielmehr
                              eben dadurch von demselben auf frischer That ertappt und der falschen Signalisirung
                              überführt. Hätte dagegen der Wärter in C₁
                              vorschriftsmäßig mittels der Windenkurbel H₂ den
                              Flügel F₂ auf „Frei“
                              gestellt, so würde der Zug sofort weiter fahren, der Wärter aber würde dann nach dem
                              Vorüberfahren des Zuges erst mittels der Kurbel H₂ den Flügel F₂ wieder auf
                              „Halt“ stellen, die Weckertaste k₂ niederdrücken und durch Umdrehen seiner Kurbel h in der Leitung L₂
                              Ströme nach B₁ senden, so daß in B₁ die Scheibe U₂ wieder weih, in C₁ aber die
                              Scheibe U₂ roth und der Flügel F₂ mechanisch festgestellt wird. Dies wiederholt
                              sich, bis der Zug nach B₂ kommt; hier und in A₂ ist ja die in der Einfahrtsrichtung gelegene
                              Scheibe U₂ roth, auch der Flügel F₂ in B₂ auf
                              „Halt“ festgestellt. Zunächst wird daher der Blockwärter in
                              B₂ (sofern nicht ein in seiner Nähe liegendes
                              Hinderniß ihn davon abhält) die Weckertaste q₂
                              niederdrücken und durch Umdrehen der Kurbel h Ströme in
                              L₅ nach dem Bahnhofsapparate A₂ senden, um den Zug auf dem in diesem
                              Bahnhofsapparate befindlichen Wecker W vorzuläuten. Will
                              und kann der dortige Vorstand den Zug einfahren lassen, so drückt er seine
                              Blocktaste k₂ unter Umdrehen der Kurbel h; die dabei in der Leitung L₅ von A₂ nach B₂ entsendeten Ströme machen die Scheiben U₂ in A₂ und B₂ zugleich weiß, den Flügel F₂ in B₂ aber
                              beweglich. Darauf gibt der Wärter in B₂ mit dem
                              Flügel F₂ dem harrenden Zuge die Erlaubniß zur
                              Einfahrt in den Bahnhof A₂; nach dem Einfahren
                              des Zuges aber stellt er seinen Flügel F₂ wieder
                              auf „Halt“, drückt die Weckertaste k₂ und dreht gleichzeitig die Kurbel h
                              um; die dabei in L₄ nach C₂ entsendeten Ströme nehmen in C₂ ihren Weg zur Erde, können jedoch aus dieser nicht schon in B₁ wieder zum Inductor gelangen, sondern sie
                              gehen in der Erde nach A₂ und darauf in der
                              Leitung L'' nach B₂
                              zurück; in Folge dessen erscheinen in B₂ und A₂ wieder die rothen Scheiben, in C₂ aber wieder die weiße an den Fenstern U₂, woraus der Vorstand in A₂ ersieht, daß in dem Bahnhofsdeckungsapparate B₂ der Flügel F₂ wieder auf „Halt“ steht und auch in dieser
                              Stellung festgemacht ist. Damit ist aber nicht nur der Abschnitt C₂ B₂ wieder
                              entblockirt, sondern es ist der ursprüngliche Zustand überall wieder hergestellt.
                              Der Vorstand des Bahnhofes A₂ wird jedoch nicht
                              eher wieder die Erlaubniß zur Einfahrt eines von der Station A₁ kommenden Zuges ertheilen, bis der bereits eingefahrene den
                              Platz geräumt hat.
                           Soll ein zweiter von A₁ nach A₂ fahrender Zug einen vorausgegangenen auf einer
                              Blockstation, z.B. in C₂, überholen, so muß der
                              Blockstationswärter in C₂, nachdem der erste Zug
                              seine Blockstation erreicht hat und die vorhergehende Station C₁ entblockirt worden ist, die in der Zugrichtung liegende
                              verschlossene (versiegelte) Klappe X₂ auf der
                              oberen Seite des Blocksignalkastens öffnen und durch Bewegung mit der Hand das
                              elektrische, sichtbare Haltsignal in das Freisignal umändern, die weiße Scheibe an
                              Stelle der rothen im Fensterchen U₂ wieder
                              erscheinen machen. Der nachfolgende zweite Zug fährt nun von C₁ ab, überholt den in C₂
                              haltenden ersten Zug in C₂ und setzt seine Fahrt
                              nach C₃ hin weiter fort; dies alles geschieht
                              unter Benützung und Beobachtung der gewöhnlichen Blocksignale. Wenn dann der
                              überholende zweite Zug in der nächstfolgenden Blockstation C₃ eingetroffen ist und der dortige Blockwärter den Bahnabschnitt
                              zwischen C₂ und C₃ entblockirt hat, kann der überholte, noch in C₂ haltende Zug nachfolgen; hat derselbe nun die Station C₂ verlassen, so blockirt der Blockwärter in C₂ wieder mit der Hand d.h. er verwandelt das
                              elektrische „Frei“ (die weiße Scheibe) durch Bewegung mit der
                              Hand wieder in das „Hall“ (in die rothe Scheibe); darauf aber
                              nehmen die übrigen Blocksignale wieder ihren regelmäßigen Verlauf.
                           Und nun als Schluß meiner erläuternden Bemerkungen nur noch den Hinweis darauf, daß
                              in ganz ähnlicher Weise wie die Signalflügel auch einzelne Weichen, ganze Weichenstraßen, Drehbrücken,
                              Tunnelchore u.s.w. sich blockiren lassen, daß man sich an den Einmündungsstellen von
                              Nebengeleisen in ein Hauptgeleise durch Wechselarretirung der Signalflügelwinden und
                              durch Arretirungsschieber in dem betreffenden Bahnhofssignalapparate gegen das
                              gleichzeitige Einfahren zweier Züge auf demselben Schienenstrang schützen kann, daß
                              man endlich mittels des Bahnhofscentralapparates die Oberleitung des ganzen Verkehrs
                              auf einem größeren Bahnhofe in eine Hand zu legen, den
                              ganzen Verkehr im Bahnhofe nach einem Willen zu regeln
                              vermag. Ich habe die Art und Weise, wie Oberingenieur Frischen diese drei Aufgaben löst, in der diesjährigen Märznummer des
                              Organs für die Fortschritte des Eisenbahnwesens etwas ausführlicher geschildert, und
                              will deshalb jetzt weder darüber, noch über einige andere für besondere Zwecke
                              entworfene Abänderungen der BlocksignalapparateZ.B. die Einfügung eines besonderen Zustimmungssignals zwischen einem
                                    Bahnhofssignalapparate und dem weiter vorgeschobenen Einfahrtssignal
                                    desselben. etwas weiteres hinzuzufügen, um endlich an die Borführung der
                              Blocksignalapparate selbst gehen zu können.Die Einschaltungsskizze der von dem Hrn. Vortragenden vorgeführten Apparate
                                    ist den Protokollen des Sächsischen Ingenieur- und
                                    Architekten-Vereins beigefügt. Die Red.
                              
                           
                        
                     
                  
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