| Titel: | Ueber Excavatoren; von A. C. Both, Civil-Ingenieur in Portland (Maine, Amerika). | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XXVII., S. 104 | 
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                        XXVII.
                        Ueber Excavatoren; von A. C. Both,
                           Civil-Ingenieur in Portland (Maine, Amerika).Vom Hrn. Verfasser gefälligst eingesendete Brochüre: Description of A. C.
                                 Both's
                                 Patent Dredging Bucket; Portland 1873. D. R. v. D.
                                 p. J.
                           
                        Mit Holzschnitten und Abbildungen auf Tab. II.
                        Both, über Excavatoren.
                        
                     
                        
                           Eine mehrjährige Beschäftigung mit Baggerarbeiten in den verschiedensten Bodenarten
                              hat mich erkennen lassen, daß ein harter gelber oder blauer Thon zu den Materialien
                              gehört, welche den Excavatoren die meisten Schwierigkeiten bereiten, daher auch die
                              Unternehmer von Baggerarbeiten nicht gern an die Bearbeitung eines solchen Bodens
                              herangehen. Selbst die besten bis jetzt dafür angewendeten Maschinen gaben nur ein
                              sehr langsames Vorrücken in dem harten Thon, und man war bei Anwendung von
                              Excavatoren genöthigt, das Gewicht derselben durch Auflegen bedeutender Eisenmassen
                              zu vergrößern, um nur einen vollständigen Schnitt von dem Erdreich zu erhalten. Wird
                              das Gewicht fortgelassen, ist also der Apparat nicht schwer genug, so vollführen die Kästen
                              zwar einen gewissen Theil des Schnittes, aber nur bis der Zug an der Hebekette der
                              Summe aus dem Widerstande des Bodens und dem Gewichte des Apparates gleich wird,
                              worauf ein plötzlicher Ruck erfolgt – ein Zeichen, daß der Apparat aus dem
                              Boden gerissen ist, ehe die beiden Kästen sich vollständig schließen konnten. Die
                              Form des geförderten Erdreiches ergibt dies auch ganz klar, da dieselbe nicht aus
                              einer zusammenhängenden Scheibe, sondern aus zwei getrennten Klumpen besteht.
                           
                              
                              Holzschnitt I, Bd. 213, S. 104
                              Die Gründe für dieses Verhalten der Excavatoren in schwerem zähem Boden scheinen
                                 mir in Folgendem zu liegen. Die Schnittlinie der Apparate nach der jetzt
                                 üblichen Construction schließt sich weniger dem Halbkreise an; in Folge dessen
                                 dringen bei Beginn des Schnittes die scheidenden Kanten fast vertical in den
                                 Boden ein und setzen dieser Stellung dem Schließen der beiden Kästen einen
                                 bedeutenden Widerstand entgegen. Die beiden Holzschnitte I und II, welche die
                                 Apparate von Morris und Cumming und von Curtis, Fobes und Comp. darstellen, zeigen dies genauer.
                              
                           
                              
                              Holzschnitt II, Bd. 213, S. 104
                              Der Apparat wirkt bekanntlich in der Weise, daß er
                                 geöffnet auf den fortzunehmenden Boden niedergelassen wird, in denselben zum
                                 Theil einsinkt und damit ein Quantum desselben umspannt. Durch Anziehen der
                                 Kette a drehen sich die Kettentrommel b und mit ihr die daran befestigten Scheiben c, deren Ketten d an der
                                 beweglichen Welle e festgemacht sind und diese
                                 abwärts ziehen, wodurch der Excavator mittels der Schubstangen f, f geschlossen wird.
                              
                           Um nun die schneidenden Kanten aus der Anfangsstellung durch
                              den schweren Boden hindurch einander näher zu treiben, ist ein sehr starker Zug an
                              der Kette a nothwendig, welcher – wie erwähnt
                              – die
                              Veranlassung gibt, daß der Apparat überhaupt aus dem Boden gerissen wird. Haben die
                              Schneidekanten erst etwa zwei Drittel ihres Weges zurückgelegt, so genügt das
                              Gewicht des bereits abgeschnittenen Stückes Erdreich, den Apparat bis zur Vollendung
                              des Schnittes festzuhalten.
                           Das Unökonomische dieser Apparate liegt also darin, daß zu ihrer vollständigen
                              Wirkung eine nicht unbedeutende Gewichtsvermehrung nur in dem ersten Theile einer
                              jeden Operation erforderlich ist, welche während des Restes aber nur als todte Last
                              wirkt. Bedenkt man, daß das aufzulegende Gewicht bei größeren Apparaten mehrere
                              Tonnen betragen kann und dasselbe in einem Tage 500 bis 1000 Mal durchschnittlich
                              einige Meter hoch zu heben ist, so kommt man zu dem Schluß, daß dieses
                              Aushilfsmittel einen nicht geringen Kraftverbrauch und in Folge dessen einen nicht
                              unbedeutenden Brennmaterialaufwand zur Folge hat.
                           Auf Grund dieser Beobachtungen glaubte ich bei Construction eines brauchbaren
                              Excavators dahin streben zu müssen, die schneidende Wirkung desselben während des
                              ganzen Weges der angreifenden Kanten möglichst constant zu machen, und glaube dies
                              durch die in Fig.
                                 16 und 17 dargestellte Anordnung erreicht zu haben.
                           Es sind bei derselben die beiden Kästen a, a des
                              Excavators mit je zwei Scharnieren versehen – das eine an der Peripherie, das
                              andere nahe der inneren Kante. Das erstgenannte Paar Scharniere ist mit dem Gestelle
                              des Apparates mittels der Zugstangen b, b mit der Achse
                              d der Kettentrommel verbunden und beschreibt bei der
                              Bewegung einen Kreisbogen um diese Achse. Das zweite Paar Scharniere steht durch die
                              Schienen c, c einerseits mit der Vorgelegwelle e in Verbindung, andererseits mit einem Bolzen f, welcher der Welle e in
                              gleichem Abstande von der Mittellinie des Apparates gegenüberliegt; es schwingen
                              also die inneren Scharniere in Kreisbögen um e und f als Mittelpunkte. Die Schienen c, c werden in einem Schlitz geführt, der durch Vorschrauben eines
                              bogenförmigen Stückes i vor den Untertheil des Gestelles
                              gebildet ist, wodurch die seitliche Bewegung der beiden Kästen a, a verhindert wird, während das Gestell selbst unten
                              durch die Achse der Kettentrommel versteift ist. Um diese Achse dreht sich die
                              Trommel mit den beiden angegossenen Getrieben frei. Letztere greifen in Räder auf
                              der Vorgelegwelle e und drehen dadurch die mit ihnen
                              verbundenen Kettenscheiben. Mit diesen ist wiederum die bewegliche Achse g durch Ketten verbunden, welche durch ihr Niedergehen
                              vermittels der Schienen h, h das Schließen der beiden
                              Hälften des Apparates bewirkt. In Folge der besonderen Aufhängung der Scharniere an
                              den Kästen hat die Achse
                              g einen nur geringen Hub zu machen; der Apparat kann
                              also schneller arbeiten als die nach gewöhnlicher Construction. Außerdem ist die
                              Lage der Trommelwelle d so angeordnet, daß die Schienen
                              b mit ihren an den Scharnieren befestigten Enden
                              einen ziemlich gleichen Ausschlag nach oben und nach unten haben, wie auch der Holzschnitt III zeigt, in welchem wie bei den anderen
                              Skizzen die offene Stellung durch ausgezogene, die geschlossene durch punktirte
                              Linien angedeutet ist. Der Winkel dieser Schienen gegen Verticale weicht daher auch
                              äußersten Stellungen wenig von einem Rechten ab.
                           
                              
                              Holzschnitt III, Bd. 213, S. 106
                              Versuche, welche mit einem Modell des neuen Apparates angestellt sind, haben
                                 recht befriedigende Resultate ergeben; gleichzeitig sind die Arbeit und der
                                 Kraftverbrauch desselben mit einigen der in Amerika gebräuchlichsten
                                 Constructionen in der Art verglichen worden, daß für dieselben der Weg der
                                 Schneiden aufgezeichnet und die auf Schließen des Apparates wirksame Kraft für
                                 verschiedene Stellungen desselben berechnet worden ist.
                              
                           
                              
                              Holzschnitt IV, Bd. 213, S. 106
                              Die beigefügten Diagramme geben in Holzschnitt I den Apparat von Morris und Cumming in
                                 New-York, in II von Curtis, Fobes und Comp. in Port- und
                                 in IV den Apparat von Th. Symonds in Portland. Die Zeichnungen sind unter der Voraussetzung
                                 erhalten, daß die schraffirten festen Drehpunkte ihre verticale Entfernung von
                                 dem Boden nicht ändern und daß mit Ausnahme des letztgenannten Apparates (IV) die Seitenkanten der Kästen bei Anfang des
                                 Einschneidens gleiche Winkel mit der Horizontalen bilden.
                              
                           Die übrigen Vergleichszahlen sind in nachstehender Tabelle
                              zusammengetragen – unter Annahme, daß bei allen Apparaten die Kästen einen
                              Radius von 0,76 und 1,22 Meter Breite, also 1,11 Kub. Met. Fassungsraum haben, und
                              daß die Zugkraft an der Kette zum Schließen des Apparates 1500 Kilogrm. beträgt.
                           Die Vergleichung der Zahlen in dieser Tabelle und der Holzschnitte ergibt zunächst,
                              daß mein Apparat den größten Schnitt macht, welcher sogar den eigentlichen
                              Kubikinhalt der Kästen übersteigt, während das Förderquantum für Apparat I und II
                              unter dem Inhalt der Kästen bleibt. Der Apparat von Symonds (IV) würde unter den gemachten
                              Voraussetzungen nach oben schneiden und gar nichts fördern; er ist eben nur in
                              weichem Boden zu gebrauchen, wo er leicht einsinken kann. Es ergibt sich ferner, daß
                              mein Apparat von Anfang an ein Zusammengehen der Schneiden befördert und eine
                              flachere Schicht abschneidet, während – wie schon bemerkt – die
                              Schneiden bei Morris-Cumming (I) und bei Curtis-Fobes (II) zuerst ein Stück
                              vertical niederschneiden.
                           
                              
                                 Excavatoren
                                 Morris-Cumming
                                 Curtis-Faves
                                 Both
                                 Symonds
                                 
                              
                                 Spannweite (Meter)
                                   1,64
                                   1,65
                                   2,57
                                   2,57
                                 
                              
                                 Weg der Kette (Meter)
                                   1,30
                                   0,84
                                   2,29
                                   1,65
                                 
                              
                                 Abgeschnittene Fläche (Quadr. Met.)
                                   0,60
                                   0,74
                                   1,02
                                   0,28
                                 
                              
                                 Förderung pro Schnitt (K. M.)
                                   0,74
                                   0,91
                                   1,25
                                 –
                                 
                              
                                 Wirksame Zugkraft in Stellung
                                    1.      „        
                                    (Kilogrm.)    
                                      „     
                                    2.      „          
                                    „        „      
                                      „     
                                    3.      „          
                                    „        „      
                                      „     
                                    4.      „          
                                    „        „      
                                      „     
                                    5.      „          
                                    „        „      
                                      „      6.
                                 vergl.Holzschn.I-IV.
                                 212521252405212519651594
                                 1764152215221196  985  817
                                 243225002647250024322142
                                 40623422250021671477  942
                                 
                              
                           Die Tabelle ergibt noch, daß die für das Schneiden wirksame Kraft bei meinem Apparate
                              nahezu constant ist, während sie bei dem von Symonds
                              (IV) von einem hohen Anfangswerth an sehr schnell
                              abnimmt; die beiden anderen Apparate (I und II) zeigen Abweichungen, welche zwischen den
                              angeführten Extremen liegen. (Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              1874 S. 35.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
