| Titel: | Ueber den Aufzug mit Regulirtrommel (System Mégy): mitgetheilt von R. Neuhaus. | 
| Autor: | R. Neuhaus | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XXVIII., S. 108 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber den Aufzug mit Regulirtrommel (System Mégy): mitgetheilt von R. Neuhaus.
                        Mit Holzschnitt und Abbildungen auf Tab. II.
                        Neuhaus, über Mégy's Aufzug etc.
                        
                     
                        
                           Dieser Aufzug, welcher auf der Wiener Weltausstellung nicht unbedeutendes Aufsehen
                              erregt hat, findet nun auch in deutschen Fabriken und Werkstätten eine zunehmende
                              Anwendung, nachdem man seine Vortheile neben einfacher Handhabung und Sicherheit im
                              Betriebe kennen gelernt hat.
                           Diejenigen Eigenschaften, durch welche sich dieser Aufzug vortheilhaft vor anderen
                              gebräuchlichen auszeichnet, sind etwa folgende:
                           
                              1. Es kann nur bis zu einer bestimmten
                                    Maximallast gehoben werden, also der Apparat durch zu große Belastung
                                 weder direct beschädigt, noch dauernd überangestrengt werden, so daß demselben
                                 eine große Dauerhaftigkeit gesichert erscheint.
                              
                           
                              2. Sobald die Kraft aufhört zu wirken, steht die Last
                                 still.
                              3. Die Förderlast kann mit einer nach Belieben regulirbaren
                                 Geschwindigkeit fallen, welche jedoch niemals über einebestimmte Maximalgeschwindigkeit hinausgehen kann; das Anhalten
                                 der Last erfolgt dagegen momentan ohne Stoßerzeugung, so daß auch hierdurch
                                 Unfälle für das Personal vermieden werden.
                              4. Da beim Niedergehen der die Kurbel nicht leergeht sondern stille steht, so ist das Bedienungspersonal vor
                                 Unglücksfällen, wie dieselben bei andern Winden so häufig vorkommen,
                                 gesichert.
                              5. Die Manipulationen beim Aufwinden sowohl als beim Niederlassen
                                 sind bedeutend einfacher, wie bei ähnlichen Winden, da eine besondere Bremse nicht vorhanden ist und ein
                                 Aus- und Einrücken der Sperrklinke wegfällt.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 213, S. 108
                              
                           
                           Wir wollen nun sehen, in welcher Weise diese Bedingungen von dem neuen Aufzuge
                              erfüllt werden, dessen Einrichtung nachfolgende ist.
                           Mit einer Kurbelwelle ist eine mit Leder garnirte kreisförmige Feder verbunden,
                              welche gegen den inneren Umfang einer glatt gedrehten Trommel einen bestimmten
                              Expansivdruck ausübt. Beim Vorwärtsdrehen der Kurbel wird diese Trommel mit
                              herumgenommen und durch eine Zahnradübersetzung sowie mittels einer sogenannten Nuß
                              eine Kette angezogen, und so die Last gefördert. Eine Sperrklinke verhindert beim
                              Loslassen der Kurbel das Niedersinken der Last. Um die Last zum Sinken zu bringen,
                              bedarf es nur einer Vorrichtung, um die Kreisfeder außer Berührung mit der Trommel
                              zu bringen, wodurch letztere frei wird und die Last in Folge ihres Gewichtes sinkt.
                              Wird nun die erwähnte Feder mehr oder weniger zusammengezogen, d.h. deren Lederband
                              weniger oder mehr in Berührung mit der Trommel gelassen, so wird die Last schneller
                              oder langsamer sinken; auf diese Weise hat man es daher in der Hand die
                              Fallgeschwindigkeit der Last zu reguliren. Wird die Vorrichtung zum Zusammenziehen
                              der Feder losgelassen, so preßt die Feder durch ihre Expansivkraft gegen die Trommel
                              und bewirkt dadurch ein sofortiges Bremsen derselben, bezieh. den Stillstand der
                              Last.
                           Damit das Niedersinken der Last nicht mit einer zu großen Geschwindigkeit
                              stattfindet, befindet sich in dem Apparat ein Centrifugal-Regulator. Dieser
                              besteht aus Bleisectoren, welche durch eine ebenfalls mit Leder garnirte Kreisfeder
                              zusammengehalten werden; bei der Rotation wird alsdann durch die Centrifugalkraft
                              der Sectoren die Feder auseinander gebogen, und mit der Ledergarnirung gegen einen
                              feststehenden Rand gepreßt; durch die entstehende Reibung wird somit ein
                              gleichförmiges Niedersinken bewirkt.
                           Verständlicher wird die Erklärung des Apparates mit Zuhilfenahme der Abbildungen in
                              Figur
                                 18–21; Fig.
                                 18 stellt einen solchen Aufzug im Horizontalschnitt, Fig. 19 in der
                              Vorderansicht, Fig.
                                 20 im Schnitt A B und Fig. 21 im Schnitt C D dar.
                           Auf die Kurbelwelle a wird die Kurbel bei b aufgesteckt; etwa in der Mitte ist die Welle
                              vierkantig zur Aufnahme eines Daumens c. Die Kurbelwelle
                              bewegt sich in einer gußeisernen Büchse d d, welche im
                              Gestelle passend gelagert ist, und die sich in der Mitte zu einem Gehäuse e erweitert, welches den Daumen c einschließt. Seitlich von e befindet sich
                              ein Rand f, der glatt polirt ist und gegen welche der
                              Centrifugal-Regulator seine Wirkung ausübt. Auf dem einen Ende der Büchse d sitzt ein Sperrrad w, in
                              welches eine Sperrklinke v eingreift, deren Bewegung begrenzt ist. Um das
                              Gehäuse e legt sich die mit Leder garnirte Kreisfeder
                              k und zwar so, daß das eine Ende in den Umfang des
                              Gehäuses e eingreift, daselbst also einen Stützpunkt
                              hat, während das andere Ende bei g durch eine kleine Gall'sche Kette, die über eine Rolle im Gehäuse e geht, mit dem Daumen c in
                              Verbindung steht. Man ist daher durch Rückwärtsdrehen der Kurbel –
                              entgegengesetzt der Pfeilrichtung – im Stande, die Feder k zusammenzuziehen.
                           Von der einen Seite ist über die Büchse d eine glatt
                              polirte Trommel m mit angegossenem Getriebe l (Fig. 18) aufgeschoben,
                              gegen welche die erwähnte Kreisfeder k durch ihre
                              Expansivkraft drückt dergestalt, daß beim Vorwärtsdrehen der Kurbel die Trommel in
                              der Richtung des Pfeiles mitgenommen wird. Auf der Büchse d befindet sich ferner noch die Scheibe n,
                              welche den Centrifugal-Regulator aufnimmt. Dieser Regulator besteht aus 7
                              Bleisectoren i (Fig. 21), die auf n aufgelegt sind und durch eine ebenfalls mit Leder
                              garnirte Kreisfeder t zusammengehalten werden. Ein Stift
                              o nimmt die Bleisectoren bei der Rotation mit. Sinkt
                              die Last, so rotiren die Bleisectoren und überwinden durch ihre Centrifugalkraft die
                              Spannkraft der Feder. Beim Ueberschreiten einer gewissen Geschwindigkeit aber
                              drücken sie das Lederband t gegen den beim Niedergehen
                              der Last feststehenden Ring f an, wodurch die
                              entstehende Reibung eine Zunahme der Geschwindigkeit verhindert, und die Last
                              gleichförmig niedergelassen wird. Durch die Trommel m
                              und Deckel n wird in dieser Weise der ganze innere
                              Mechanismus verschlossen und vor Staub geschützt. m und
                              n sitzen lose auf der Büchse d und können sich frei bewegen, wenn die Feder k zusammengezogen ist.
                           In das Zahnrad l greift das Rad r ein, welches auf einer schmiedeisernen, im Gestelle gelagerten Welle q aufgeschoben ist. Mit dem Rade r ist die sogenannte Nuß verbunden, welche das Anziehen der Lastkette
                              besorgt. Die Nuß s ist ein besonderes Gußstück, welches
                              4 Vertiefungen für die Kettenglieder enthält; sie ist von dem Kettenführer u umgeben, der ein Ausweichen der Kette verhindert und
                              für eine gute Ableitung derselben sorgt. Durch diese Einrichtung wird die Kette sehr
                              sicher erfaßt, so daß ein Rutschen derselben unmöglich ist. Es ist jedoch nöthig,
                              daß dieselbe immer angezogen ist, weshalb ein Kugelgewicht dicht oberhalb des
                              Hakens, an welchem die Last hängt, angebracht ist. Dieses Kugelgewicht dient denn
                              auch zum Niederlassen, wenn die geförderte Last oben abgenommen ist.
                           Die Handhabung des Apparates ist nun folgende:
                           Zum Heben der Last dreht man die Kurbel in der Richtung des Pfeiles (Fig. 19); dadurch stößt
                              der Daumen c mit der Kante x
                              gegen Vorsprünge an dem
                              Gehäuse e, in Folge dessen dasselbe gedreht wird, ebenso
                              wie die durch die Expansivkraft der Feder k mitgenommene
                              Trommel m. Durch die Zahnräder l,
                                 r und die Nuß s wird die Bewegung auf die Kette
                              übertragen und die an derselben hängende Last gehoben. Da die Feder k mit einem bestimmten Drucke gegen die Trommel m drückt, so wird man mit einem bestimmten Apparate nur
                              eine gewisse Maximallast zu fördern im Stande sein, indem bei einer größeren Last
                              die Federgarnirung an der Trommel einfach gleiten muß. Der Apparat ist demnach vor
                              zu großer Belastung geschützt.
                           Hört die Kraft auf die Kurbel auf zu wirken, so verhindert der Sperrhaken v die Zurückbewegung; daher Stillstand der Last.
                           Um die Last zum Sinken zu bringen, braucht man die Kurbel nur ein wenig
                              zurückzudrehen, wodurch mittels der Gall'schen Kette die
                              Feder k zusammengezogen, die Trommel m also frei gemacht wird. Ein zu starkes Zusammenziehen
                              der Feder ist durch Anschlag des Daumens mit seiner Kante z gegen den Vorsprung p im Innern des Gehäuses
                              e verhindert; dadurch ist auch die kleine Gall'sche Kette vor einer etwaigen zu großen
                              Inanspruchnahme geschützt. Bei einer gewissen Geschwindigkeit fängt alsdann der
                              Centrifugal-Regulator an seine Wirkung auszuüben, indem derselbe durch
                              Bremsen an dem feststehenden Rande f jede Zunahme der
                              Geschwindigkeit verhindert. Mittels der Kurbel kann man nun die Fallgeschwindigkeit
                              der Last bis zu einer bestimmten, nicht zu großen Geschwindigkeit variiren. Zieht
                              man nämlich die Kurbel nur wenig zurück, so wird die Last langsam sinken, jedoch
                              immer gleichförmig, so lange die Trommel m mit der
                              Federgarnirung k in Berührung bleibt; zieht man die
                              Kurbel stärker zurück, so wird die Last schneller sinken.
                           Bei großen Fallhöhen kann man den Druck auf die Kurbel durch ein angehängtes Gewicht
                              hervorbringen, wodurch das Sinken der Last automatisch geschieht.
                           Soll die Last wieder zum Stillstand gebracht werden, so braucht man nur die Kurbel
                              loszulassen, indem alsdann die Feder k durch ihre
                              Expansivkraft sich ausdehnt und ihre Ledergarnirung gegen die Trommel m preßt, auf diese Weise also eine Bremsung, somit
                              Anhalten der Last ohne Stoßwirkung hervorbringt.
                           Aus dem Vorhergehenden ist nun ersichtlich, daß zunächst die Eingangs erwähnten drei
                              ersten Eigenschaften dem Apparate thatsächlich zukommen; ebenso folgt auch aus der
                              Beschreibung, daß die Kurbel während des Niedersinkens der Last stille steht, und
                              ein Rücken der Sperrklinke nie stattfindet. Ferner dient zum Anhalten der sinkenden
                              Last derselbe Mechanismus wie zum Aufwinden, und da dieser nur von der Kurbel aus
                              gehandhabt wird, so ergibt sich die ganze Manipulation des Apparates als sehr
                              einfach, nämlich kurz wiederholt:
                           Vorwärtsdrehen der Kurbel – Steigen der Last.
                           Loslassen der Kurbel – Stillstand der Last.
                           Geringes Rückwärtsdrehen der Kurbel – Sinken der
                              Last.
                           Dabei Loslassen der Kurbel – Stillstand der Last.
                           Wird also die Kurbel unvorsichtiger Weise einmal losgelassen, so
                              können nie Unglücksfälle eintreten, da die Last sofort zum Stillstande kommt.
                           Sehr leicht läßt sich dieser Aufzug zum Transmissionsbetriebe einrichten, indem man
                              eine Riemenscheibe aufsetzt; gewöhnlich macht man dazu in diesem Falle Sperrrad w und Riemenscheibe aus einem Stück. An Stelle der
                              Kurbel tritt ein Handrad, mit welchem das Niederlassen der Last bewirkt wird.
                           Der ganze Apparat läßt eine zweckmäßige Construction erkennen: große Lagerflächen der
                              schnell rotirenden Theile, somit geringe Abnützung derselben, leichte Aufstellung
                              und Befestigung. Ebenso ist durch passend angebrachte Schmierlöcher für eine gute
                              Oelung der inneren Theile vorgesorgt, welche gegen Verstaubung vollkommen geschützt
                              sind.
                           Was die Abnützung der Lederbänder anbelangt, so hat sich bisher schon ergeben, daß
                              sich die Garnitur der Feder k fast gar nicht abnützt,
                              und daß die Abnützung des zum Regulator gehörigen Lederbandes nur sehr unbedeutend
                              ist. Ebenso kann die Abnützung der Kettennuß s klein
                              gehalten werden, wenn für gute Schmierung derselben und vor allen Dingen der Kette
                              selbst gesorgt wird. Eine Verlängerung der einzelnen Kettenglieder – und
                              demzufolge schlechtes Einlegen der Kette in die Nuß – wird nicht so sehr zu
                              befürchten sein, da die Constructeure für ihre verschiedenen Aufzüge die Kette viel
                              stärker ausführen, als dies gewöhnlich der Fall zu sein pflegt. Beispielsweise ist
                              die Kette für den 6 Centner Aufzug 8 Millim. stark, für den 12 Centner Aufzug 10,5
                              Millimeter.
                           Alle erwähnten Vortheile haben sich durch eingehende Versuche an vorhandenen
                              Apparaten auch bewährt befunden, so daß die Zuverlässigkeit dieses Aufzuges außer
                              Zweifel steht, und derselbe einer vielfachen Anwendbarkeit fähig ist.
                           Der Aufzug ist in allen deutschen Staaten inclusive Preußen und in verschiedenen
                              anderen Ländern patentirt. Die Ausführung erfolgt in verschiedenen Größen von 3, 6,
                              12, 20, 30, 40 Centner Tragfähigkeit und darüber; sie sind entweder horizontal und vertical
                              verwendbar, oder auch zur Befestigung an eine Wand eingerichtet.
                           Die Vertretung für das deutsche Reich hat Ingenieur Stauffer in Magdeburg übernommen.Hrn. Ingenieur Stauffer ist es gelungen, die
                                    Construction des oben beschriebenen Aufzuges wesentlich zu Vereinfachen und
                                    dadurch auch dessen Preis etwa um 1/3 des bisherigen zu reduciren. Wir
                                    hoffen in Kürze über den verbesserten Aufzug (System Stauffer-Mégy) referiren
                                    zu können. Die Red.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
