| Titel: | Gas-Generator von F. A. Thum in Sunderland (England). | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XXXV., S. 121 | 
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                        XXXV.
                        Gas-Generator von F. A. Thum in
                           Sunderland (England).
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Thum's Gas-Generator.
                        
                     
                        
                           Die allgemein angewendete Form der Gas-Generatoren ist bekanntlich derart
                              eingerichtet, daß die Oeffnung zur Eingabe der Kohlen sowie der Zugang zum Roste
                              behufs Entfernung der Schlacken und Aschen auf ein und derselben Seite sich
                              befinden. Die Bahn, auf welcher das Brennmaterial vom Schürloche, resp. dem
                              Fülltrichter aus abwärts zum Roste gelangt, wird auf eisernen Trägern hergestellt,
                              die nach Außen die Vorderwand des Generators bilden. Bei der wichtigen und je nach
                              der Beschaffenheit der Kohle an sich sehr beschwerlichen Reinigung des Rostes ist
                              nun der Arbeiter in niedergebeugter Stellung unter dieser geneigten Fläche
                              beschäftigt und der vom Roste ausstrahlenden Hitze ausgesetzt. Hierzu kommt, daß, um
                              dem Arbeiter die Eingabe der Kohlen und die übrigen Arbeiten oberhalb zu
                              ermöglichen, noch eine Breterabdeckung des Raumes vor dem Roste nöthig wird. Die
                              Kohlen selbst müssen zunächst auf die obere Fläche des Generators befördert werden
                              und fallen beim Eingeben nicht selten theilweise in den Aschenraum, wenn die
                              Breterabdeckung nicht in vollkommen dichtem Zustande erhalten wird. – Es ist
                              daher nicht zu verwundern, wenn man bei dieser Form des Generators zur Erleichterung
                              der Arbeit, d.h. um eine constante Gasproduction zu sichern, sich durchweg der
                              besten Kohlen zu bedienen pflegt, wodurch jedoch der Anwendung des Gases gegenüber
                              directer Feuerung ein nicht unwesentlicher Vortheil entgeht.
                           Ich habe diese allgemein gebräuchliche Einrichtung ebenfalls mehrfach auszuführen
                              Gelegenheit gehabt und ihre Uebelstände lange vergeblich zu beseitigen versucht, bis
                              ich mich vor 6 Monaten zu der in Figur 33 bis 37 näher
                              dargestellten abgeänderten Disposition entschloß, welche sich seitdem als überaus
                              zweckmäßig bewährt hat. Die Kohleneingabe und die Wartung des Rostes geschehen hier
                              auf den sich gegenüber liegenden Seiten des Generators;
                              beide Arbeiten werden dadurch außerordentlich vereinfacht. Das Auflockern des
                              Brennstoffes und das Niederstoßen der Schlacken geschieht einzig durch das Schürloch
                              (Oeffnungen im Generatorgewölbe zu letzterem Zwecke sind überflüssig), von wo aus
                              sich der ganze innere Raum beherrschen läßt und welches einfach durch Kohlen
                              geschlossen wird. Liefert die Kohle eine einigermaßen leichtflüssige Schlacke, so
                              sammelt sich dieselbe ohne irgend welche Nachhilfe auf dem Roste und wird von hier
                              durch Losstoßen und Ausziehen entfernt. Nur im Nothfalle kann man sich zu diesem
                              Zwecke zugleich der über dem Roste in der Ofenwand gelassenen Oeffnung bedienen,
                              welche hierauf mit einer Lage Ziegel und Lehm wieder verschlossen wird.
                           Vier solcher Generatoren, welche sich auf der Zinkhütte zu Sunderland im Betriebe
                              befinden, werden durch einen Arbeiter mit Leichtigkeit bedient (ein Arbeiter genügt
                              für sechs Generatoren) und verarbeiten nur Staubkohlen, die durch ein Sieb von 3/8
                              Zoll engl. (10 Mm.) Maschenweite gegangen sind; sie verbrauchen zusammen hiervon 2
                              1/2 bis 3 Tonnen täglich und zwar zur Heizung von zwei belgischen Zinköfen mit je 60
                              Röhren.
                           Ich brauche kaum darauf aufmerksam zu machen, daß bei der Einfachheit der
                              Einrichtung, namentlich der verhältnißmäßig sehr geringen Menge erforderlicher
                              Eisentheile, die Anlagekosten bedeutend niedriger sind als jene der sonst
                              gebräuchlichen Generatoren. Die Ableitung des Gases durch eiserne Röhren ist
                              natürlich (behufs Entfernung von Ruß und Theer) auch bei der gewöhnlichen Form nicht
                              zu umgehen. Ich bin jedoch auch hierbei meinen in dieser Richtung gemachten
                              Erfahrungen gefolgt und zweifle nicht mit der in den Abbildungen gegebenen
                              Gasableitung eine Verbesserung einzuführen. Es ist nämlich einerseits nothwendig,
                              daß die Oeffnung, durch welche das Gas aus dem Generator entweicht, eine ziemlich
                              kleine ist, um den Zug und damit die Verbrennung niederhalten und eine gewisse
                              Gasspannung im Generator erzeugen zu können. Andererseits müssen dagegen diese
                              Ableitungswege leicht und mit möglichst wenig Zeitverlust sich aufräumen lassen,
                              sobald sie – wie fast täglich – sich zu verstopfen beginnen. Das
                              letztere läßt sich nun, wie schon ohne Erläuterungen aus der Zeichnung hervorgeht,
                              mit größter Leichtigkeit bei der gegebenen Einrichtung bewerkstelligen. Der Arbeiter
                              führt zu diesem Zwecke zunächst einen Haken durch das Schürloch in die Oeffnung o. Genügt dies nicht, so kann von p aus nach erfolgtem Oeffnen des Verschlusses nachgeholfen werden. Zur
                              Reinigung des eisernen Rohres genügen in den meisten Fällen einige auf dasselbe
                              geführte Schläge und bei Abnahme der gußeisernen Deckel q und r kann man mit einer Krücke in dasselbe
                              gelangen, wobei der losgelöste Ruß nach unten in den Raum s niedergleitet, ohne, wenn der Schieber t
                              niedergelassen ist, durch den Zug in den Hauptgascanal v
                              fortgerissen zu werden. In Betreff des letzteren will ich hier nur bemerken, daß es
                              nicht leicht etwas für den Heizeffect einer Gasfeuerung Nachtheiligeres gibt, als
                              das Eindringen von Feuchtigkeit, was trotzdem, wie mich die Erfahrung gelehrt hat,
                              nur zu häufig übersehen wird. Es gilt dies sowohl für die Gasleitungscanäle, wie ganz besonders auch
                              für die gewöhnlich unterhalb der Gasverbrennung ziemlich tief angelegten Gas-
                              und Luftkammern. Um eine wirksame Drainage dieser Räume zu erzielen, muß man
                              dieselben so tief anlegen, daß ein Verdampfen des darin abfließenden Wassers in
                              Folge der von letzteren ausgehenden Wärme nicht mehr stattfinden kann. Versäumt man
                              dies, so tritt der in Spannung versetzte Wasserdampf durch die Fugen des Mauerwerkes
                              in jene Räume und die Wirkung ist zunächst ein meist ganz unerklärliches Sinken der
                              Temperatur des Heizraumes, ein erschwerter, oft ganz unterbrochener Eintritt der
                              Luft, massenhafter Rußabsatz in den Gascanälen etc. Es sind mir mehrere Fälle
                              bekannt, wo unter großem Kostenaufwands nach Monate langen Versuchen die Einführung
                              der Gasfeuerung gänzlich aufgegeben wurde, ohne daß man sich auch nur dieser
                              eigentlichen Ursache des Fehlschlagens bewußt geworden wäre.
                           Der in der Zeichnung ersichtliche Canal w hinter dem
                              Roste ist an sich nicht unbedingt erforderlich. Ich habe denselben jedoch bei den
                              von mir erbauten Generatoren ausgeführt – und zwar zum Aufsaugen der zur
                              Gasverbrennung dienenden Luft. Dadurch, daß dieselbe von diesem tiefen Niveau
                              aufsteigt, erlangt sie eine geringe Pressung und kann ohne Anwendung starken
                              Essenzuges durch den Heizapparat und in den Verbrennungsraum geleitet werden. Die so
                              aufgesogene Luft besitzt überdies schon eine Temperatur von circa 80 bis 100° C. und ermöglicht es da, wo von einem sehr hohen
                              pyrometrischen Effecte abgesehen wird, ohne jedes weitere Erhitzen derselben eine
                              sehr helle Rothglut zu erzeugen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
