| Titel: | Der Kupferrubin und die verwandten Gattungen von Glas; von Paul Ebell. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XXXIX., S. 132 | 
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                        XXXIX.
                        Der Kupferrubin und die verwandten Gattungen von
                           Glas; von Paul
                              Ebell.
                        Aus dem chemisch-technischen Laboratorium
                           des Collegium Carolinum zu
                           Braunschweig.
                        (Fortsetzung von Seite 59 des vorhergehenden Heftes.)
                        Ebell, über den Kupferrubin und die verwandten Gattungen von
                           Glas.
                        
                     
                        
                           2. Rubinglas durch
                                 Schmelzung.
                           Während das durch Lasur erzeugte Glas stets unmittelbar nach eingetretener Wirkung
                              des Reductionsmittels in der hochrothen Farbe auftritt, zeigt das durch
                              Zusammenschmelzen aus Glassatz erzeugte ein anderes Verhalten. Es existirt
                              bekanntlich in zwei Zuständen, farblos und hochroth. Nach vollendeter Schmelzung und
                              klarem Fluß rasch abgekühlt, erscheint das Glas farblos (oder doch nur schwach
                              grünlich u.s.w. je nach den zufälligen Nebenbestandtheilen, wie Eisen etc.). Wird
                              das richtig geschmolzene
                              farblose Glas nachträglich auf die Temperatur seiner Erweichung erhitzt, so
                              entwickelt sich die hochrothe Farbe plötzlich durch die Masse. Diese in der
                              Glasmacherkunst unter dem Namen „Anlaufen“ bekannte Erscheinung
                              ist genau wie bei dem Goldrubin. Beim Erkalten im Schmelztiegel des Laboratoriums
                              erscheint das Kupferrubin im Allgemeinen gesprochen gefärbt, aber in der Regel nicht
                              homogen. Sehr selten kamen farblose Partien vor, die Masse ist leberfarbig, theils
                              dunkel rothbraun durchsichtig, theils rothbraun bis Hochroth opak, beide Zustände in
                              Streifen und Flecken nebeneinander.
                           Aus der Färbung des Glases als Lasur geht hervor, daß schon sehr geringfügige Mengen
                              Kupfer hinreichen, um die volle rothe Färbung hervorzubringen. Beim Schmelzen
                              gelingt der Rubin mit solchen geringen Mengen nicht, wahrscheinlich weil sie zu
                              schwer vor Oxydation zu schützen sind; sie gelingt auch mit sehr reichlichen Mengen
                              nicht, weil dann andere, ins Gebiet des Hämatinon fallende, Erscheinungen eintreten.
                              Die folgenden Versuche sind zur Aufklärung bestimmt über die Menge des dem Glase
                              einzuverleibenden Kupfers und die Wahl der geeigneten Kupferpräparate. Sie sind
                              – bis auf wenige Fälle, wo das Gegentheil jedesmal ausdrücklich angegeben
                              ist, – mit einem, den Schmelzvorrichtungen des Laboratoriums am besten
                              entsprechenden, bleiischen Glassatz A aus
                           
                              
                                 Sand
                                 Mennige
                                 Potasche und
                                 Kalisalpeter.
                                 
                                 
                              
                                 48
                                 60
                                 12
                                 8
                                 = 128 Gew.-Th.
                                 
                              
                           angestellt. Man gab diesem Satz den Vorzug, theils weil er
                              hinreichend leichtflüssig, theils weil bleiische Gläser besonders zur Färbung
                              geeignet sind. Anschließend an die Versuche mit Lasur in den Glasröhren benützte man
                              zur erstern Reihe der Schmelzungen Kupferoxyd mit einem Reductionsmittel. Als solche
                              äußern verschiedene Körper im Princip gleiche Wirkung, wie Eisenhammerschlag,
                              metallisches Zinn, Zink, Kohlenpulver, aber sie sind von sehr ungleichem praktischen
                              Werthe. Kohle entwickelt eine belästigende Menge Gas und bildet wegen zu rascher
                              Wirkung Ausscheidung von Kupferkönigen am Boden des Tiegels. Zink verbrennt zu
                              schnell. Hammerschlag wirkt angemessen, färbt aber das Glas stark. Weitaus am
                              entsprechendsten ist Zinnfolie, in das klar geflossene Glas unter Umrühren
                              untergetaucht. Sie bietet nur die Gefahr, daß sie bleiische Gläser unter gewissen
                              Umständen in einen schwarzen Fluß verwandelt – eine secundäre Erscheinung,
                              welche mit der Färbung durch Kupfer nichts zu thun hat.Davon wird später bei den Erscheinungen die Rede sein, welche das Bleiglas
                                    mit den rothen Kupfergläsern gemein hat.
                              
                           Obiger Satz A zu Bleiglas mit 0,4 pro mille Kupferoxyd geschmolzen, gab kein Rubinglas, weder wenn das Kupferoxyd als solches,
                              noch wenn es als Lösung von schwefelsaurem Kupfer sehr verdünnt mit dem Satze
                              gemengt wurde; weder mit Zinnfolie, noch mit Hammerschlag. Auch nicht in der Art,
                              daß ein Theil des Glases für sich mit Kupferlösung ein anderer Theil mit
                              Eisenhammerschlag geschmolzen und beide Gläser dann unter Umrühren zusammengegossen
                              wurden. Derselbe Satz A mit 2 p.
                                 m. Kupferoxyd und Zinn wie oben, oder einem Ueberschuß von Hammerschlag,
                              lieferte einmal (mit 1 Proc. Zinn) ein vollkommenes, in Wasser gegossen farbloses,
                              schön und rasch anlaufendes Rubinglas; alle übrigen Versuche mit dem gleichen Zusatz
                              an Kupfer mißlangen. Man sieht, daß die Menge des Kupferzusatzes mit 2 p. m. entschieden und weitaus hinreichend, aber die
                              Behandlung zu schwierig ist. Denn auch 5 p. m.
                              Kupferoxyd gaben mit Hammerschlag noch keine gelungene Schmelzungen, aber mit Zinn
                              (1 1/2 Proc.) ein dunkelrothes, in Wasser abgeschreckt farbloses und schön
                              anlaufendes Glas. Erst bei Zusatz von 1 Proc. Kupferoxyd fingen die Schmelzungen an
                              regelmäßig Rubin zu liefern, sowohl mit Hammerschlag (1 1/2 Proc.), als mit
                              Zinnfolie (2 Proc.) bei einer Schmelzzeit von 1 1/2 Stunden. Die Schmelzhitze eines
                              tragbaren Windofens bei Coaksfeuer reichte hin. Unter 12 Schmelzungen gab nur eine
                              Schmelzung einen etwas unvollkommenen Rubin und keine mißlang. Bei einigen dieser
                              Versuche mit 1 Proc. Kupferoxyd lies man sich angelegen sein, aus dem Tiegel von dem
                              Zeitpunkt des vollen Flusses an nach dem Einbringen des Zinns fortlaufende Proben zu
                              ziehen – in einem Fall so, daß nach 2 Stunden Schmelzzeit die erste, dann von
                              Stunde zu Stunde eine Probe gezogen wurde, im Ganzen fünf. Es war sehr schlagend zu
                              erkennen, daß die Rubinfärbung anfangs ungenügend sich erst im Laufe des Schmelzens
                              nach und nach auf die volle Höhe entwickelt. Das im Tiegel erkaltete Glas war
                              leberfarbig mit opaken rothen Streifen, einigemal von der Farbe des
                              Zinnobersiegellackes. Beim Ausgießen in Wasser findet man häufig die dickeren
                              Klumpen roth, das dünne und fadenartige Glas farblos; ähnlich – aber nur die
                              dünnsten Theile farblos – beim Ausgießen auf eine trockene Thonplatte. Zur
                              Beurtheilung der Schmelzproducte ist (neben dem Mikroskop, wovon weiter unten) das
                              Ueberfangen unerläßlich. Im Kleinen verfährt man zweckmäßig so, daß man eine weiche
                              Glasröhre unten zuschmilzt, in das geschlossene Ende ein linsengroßes Stück der
                              Schmelze fallen, mit dem Rohr in der Flamme zusammengehen läßt und zur Kugel
                              ausbläst. Das dunkle leberbraune Korn der Schmelze gibt einen in's Bräunliche
                              gehenden gelben Fleck vom Umfang einer Kirsche, welcher über der Gasflamme sogleich
                              schön blutroth anläuft.
                           
                           Es war von Interesse den Kupfergehalt des fertigen Glases, nachdem seine völlige
                              Umwandlung in Kupferrubin, an der Hand dieser Proben constatirt war, – mit
                              der Quantität des zugesetzten Kupfers zu vergleichen. Zu dem Ende wurde Bleiglassatz
                              A mit 1 Proc. Kupferoxyd geschmolzen, nach dem
                              völligen Fluß 2 Proc. Zinnfolie zugegeben, unter das Glas gedrückt, umgerührt und
                              mit Schmelzen (bei Coaksfeuer im tragbaren Windofen) 1 1/2 Stunden fortgefahren, bis
                              in Wasser gegossene Proben ein farbloses, etwas in's Gelbe stechendes, tief und
                              schön roth anlaufendes Rubinglas lieferten.
                           2,0435 Grm. dieses Glases gaben 0,0165 Schwefelkupfer (Cu₂S) und 0,032 Schwefelzinn (SnS₂), entsprechend 0,66 Proc. des Rubinglases an
                              Kupfer und 1,38 Proc. an Zinn; nahezu gleiche Atome, nämlich 1 Cu : 1,1 Sn.
                           Bei einem anderen Versuch wurde der Glassatz A in zwei
                              gleiche Theile getheilt und jeder zuerst für sich, der eine mit 1 Proc. Kupferoxyd,
                              der andere mit 1 1/2 Proc. Hammerschlag niedergeschmolzen. Nachdem beide gleichmäßig
                              geflossen, wurden sie unter Umrühren vereinigt und die Mischung so lange im Feuer
                              des Windofens gelassen wie oben, bis nach anderthalb Stunden in Wasser gegossene
                              Proben als farbloses, gelbliches, schön anlaufendes Glas erstarrten. Von diesem im
                              Wasser abgeschreckten Glase gaben:
                           2,064 Grm. an Schwefelkupfer 0,011 Grm. und an Eisenoxyd 0,0205 Grm., entsprechend
                              0,42 Proc. Kupfer und 0,959 Eisenoxydoxydul des fertigen Rubinglases.
                           Es berechnet sich daher
                           
                              
                                 
                                 das metall. Kupfer zu:
                                 das Eisenoxydoxydul zu:
                                 
                              
                                 beim fertigen Rubinglase
                                 0,42 Proc.
                                 0,959 Proc.
                                 
                              
                                 beim Satze
                                 0,44    „    
                                 0,75      „  
                                    
                                 
                              
                           Ebenso bei dem vorigen Glase:
                           
                              
                                 
                                 das metall. Kupfer zu:
                                 das Zinn zu:
                                 
                              
                                 beim fertigen Rubinglase
                                 0,66 Proc.
                                 1,38 Proc.
                                 
                              
                                 beim Satze
                                 0,88    „    
                                 2,00    „    
                                 
                              
                           Bei dem beträchtlichen Gewichtsverlust, welchen der Satz im Schmelzen erleidet, hätte
                              der Gehalt des fertigen Rubinglases an Kupfer in demselben Verhältniß größer
                              ausfallen müssen als im Satze. Der Umstand, daß das Gegentheil eintrat und der
                              Kupfergehalt in dem einen Fall dem des Satzes kaum gleich, im andern Fall merklich
                              kleiner ausfiel, – dieser Umstand beweist, daß sich entweder metallisches
                              Kupfer beim Schmelzen abgeschieden, oder daß das Rubinglas nicht homogen war. Letztere Eigenschaft ist in
                              der That nur sehr schwierig, und bei Schmelzversuchen im Kleinen kaum jemals
                              vollständig zu erreichen. In einem weiteren oben erwähnten Versuche ist ein
                              vollkommen sattgefärbtes Rubinglas mit einem Zusatze von 2 p.
                                 m. Kupferoxyd zum Glassatze erzielt worden; nach obigen Analysen waren von
                              1 Proc. Kupferoxyd im Satze nahe 7 p. m. resp. 9 p. m. Kupfer in's Glas eingegangen, also beträchtlich
                              mehr. Der größere Versatz mit Kupferoxyd hat indessen weniger die Bedeutung, eine
                              große Menge des färbenden Kupfers in's Glas zu bringen, als vielmehr die Bedeutung,
                              es dem Glase mit Sicherheit einzuverleiben.
                           Bleiglas ist zur Entwickelung der rothen Farbe mit Kupfer bekanntlich nicht
                              unersetzlich. Schmelzungen mit Bruchstücken von käuflichem Hohlglas und 1 Proc.
                              Kupferoxyd lieferten ebenfalls Rubin. Auch ein Glasfluß aus 20 G. Th. Sand und 46 G.
                              Th. calcinirter Soda (ohne Kalk oder Bleioxyd) nahm mit 2 G. Th. Kupferoxyd und
                              Eisenfeile die rothe Farbe an.
                           Die folgenden Versuche haben den Zweck zu ermitteln, ob und wie weit sich das
                              Kupferoxyd durch metallisches Kupfer bei der Erzeugung von Rubinglas ersetzen läßt.
                              Eine Schmelzung von zerstoßenem Spiegelglas und 1 Proc. metallischem (aus Oxyd mit
                              Wasserstoff reducirtem) Kupfer – beides nach Zusatz von Eisenhammerschlag
                              eine Stunde lang im tragbaren Windofen im Fluß erhalten – gab ein
                              verneinendes Ergebniß. Es erfolgte ein grünes, nicht anlaufendes Glas; der Hitzegrad
                              war offenbar für die Strengflüssigkeit des Glases unzureichend. Man wählte daher für
                              die folgenden Schmelzungen ein leichtflüssigeres Glas und höheren Hitzegrad im
                              gemauerten Windofen mit 40 Fuß hoher Esse. Bleiischer Satz A mit 1 Proc. reducirtem Kupfer wurde in einer – in einem
                              hessischen Tiegel (mit dichtschließendem Deckel) eingesetzten –
                              Porzellantasse zwei Stunden der höchsten Temperatur ausgesetzt. Das nicht
                              ausgegossene, langsam abgekühlte Glas bestand aus einer rothen und aus einer
                              schwarzbraunen Schichte, von denen keine beim Ueberfangen vor der Glasbläserlampe
                              anlief; nur einige farblose spärliche Theile an der Oberfläche zeigten die
                              Erscheinung. Dagegen ergab die Wiederholung desselben Versuches ein vollkommeneres
                              Rubinglas, in Wasser gegossen farblos und gut anlaufend, in Tiegel erkaltet leberig.
                              Die Bildung von Kupferrubin unmittelbar durch Schmelzen mit metallischem Kupfer
                              steht also fest, nur erfolgt sie im Allgemeinen schwieriger, gibt auch eine weniger
                              feurige Farbe und ist zum Ueberfangen weniger geeignet. Die Schwierigkeit liegt
                              sicherlich nur darin, daß man auf diesem Wege das Glas die nöthige Menge des
                              färbenden Materiales nur langsam und erst bei höherem Hitzegrade aufnimmt.
                           Die herkömmliche Anschauung, welche die rothe Farbe des Rubinglases dem Kupferoxydul
                              oder seinem Silicate zuschreibt, legt ein besonderes Gewicht auf Versuche mit diesem
                              Körper, denen die letzte Reihe von Schmelzungen gewidmet ist. Die Erfahrung im
                              Großen gibt darüber keine Anhaltspunkte. Sie wendet zwar häufig den oxydulhaltigen
                              Kupferhammerschlag aber stets mit Zusatz von Reductionsmitteln an, ohne welche sie
                              ihren Zweck nicht zu erreichen scheint. Es kam bei den vorgenommenen Schmelzungen
                              – zu denen man aus Kupferoxyd durch Zucker (nach Art der Fehling'schen Probe) reducirtes, sehr feinzertheiltes
                              Oxydul verwendete – wesentlich darauf an, sowohl Reduction als Oxydation zu
                              vermeiden. Beim ersten Versuch war das Kupferoxydul dem Satz (bleiischer Satz A) möglichst gleichmäßig beigemischt. Man suchte während
                              der 2 1/2 stündigen Schmelzung schädliche Einflüsse durch Einleiten von Kohlensäure
                              in den Tiegel zu beseitigen. Es entstand ein dunkel grüngelbes Glas mit einigen
                              rothen Streifen; das Glas war zwar stellenweise gefärbt, aber das ungefärbte Glas
                              konnte beim Ueberfangen in keiner Weise zum Anlaufen gebracht werden. Das
                              zweifelhafte Ergebniß rührte offenbar von der Unvollkommenheit der Maßregeln her;
                              die Wirkung der Kohlensäure wird durch die starken Strömungen in der hochglühenden
                              Umgebung gelähmt; die lange Zeit vor dem Eintritt des Flusses gibt dem Kupferoxydul
                              zu viel Spielraum zu chemischen Umsetzungen und die lange Schmelzzeit im offenen
                              Tiegel Anlaß zu störenden secundären Erscheinungen. In den folgenden Schmelzungen
                              ließ man daher den Satz zuerst zu klarem Glase fließen, setzte dann das Kupferoxydul
                              unter raschem Umrühren zu und ließ den wohlbedeckten, in die Kohlen eingebetteten
                              Tiegel 1 bis höchstens 2 Stunden im Feuer. Auf diese Weise gab der bleiische Satz
                              A mit 1 Proc. Kupferoxydul, bei hohem Hitzegrad 2
                              Stunden lang geschmolzen, ein blaugrünes Glas mit Kügelchen von metallischem Kupfer
                              am Boden; ganz dasselbe erfolgte mit 4 Proc. Kupferoxydul bei einstündigem Schmelzen
                              und mäßiger Rothglut. Ebenso verhielt sich Spiegelglas und ein aus Sand, Potasche
                              und salpetersaurem Barit geschmolzenes Glas, beide mit 1 Proc. Kupferoxydul;
                              ersteres als strengflüssiges, letzteres als leichtflüssiges bleifreies Glas gewählt.
                              Man vermied beim Umrühren selbstverständlich eiserne Geräthe und bediente sich
                              theils eines Kupfer – theils eines Glasstabes. Direct zugesetztes
                              Kupferoxydul gleicht in seiner Wirkung keineswegs dem mit Reductionsmitteln
                              versetzten Kupferoxyd. Auch v. Pettenkofer erhielt durch
                              Zusammenschmelzen eines Satzes aus Kalk und Soda mit 10 Proc. im Fluß zugesetzten
                              Kupferhammerschlag in einer Atmosphäre des Schmelzofens, die keinen freien
                              Sauerstoff mehr enthalten konnte, schlechterdings nur ein Glas von schwarzgrüner
                              Farbe, ohne Spur von Roth oder auch nur von einer gemischten Farbe, in welcher Roth
                              enthalten sein konnte.A. a. O. S. 126. Es steht mithin fest, daß Kupferoxydul dem Glase einverleibt keine rothe
                              Farbe bedingt. Es wird einfach in metallisches Kupfer und Kupferoxyd gespalten,
                              welches letztere – durch die Verbrennungsgase im Glase nicht reducirbar
                              – dieses letztere wie gewöhnlich blaugrün färbt. Nur als secundäre
                              Erscheinung, durch dauernde Einwirkung des flüssigen Glases auf das abgeschiedene
                              Metall entstehen topische Rothfärbungen. Diese treten nur in verschwindendem Umfang
                              – als leichte Aureolen um die Metallkügelchen – auf, weil das Kupfer
                              in dem glühenden Fluß des Glases, also bei einer den Schmelzpunkt dieses Metalles
                              erreichenden Temperatur, abgeschieden wird, bei der es zu schnell regulinische
                              Massen bildet. Gibt man das Oxydul gleich dem Satze zu, so bleibt das Metall länger
                              zertheilt und bietet so breitere Gelegenheit zur Rothfärbung des Glases; so bei dem
                              ersten Versuch mit Kupferoxydul.
                           Erhitzt man durchsichtiges rothes, durch Lasur erzeugtes, nicht zu tief gefärbtes
                              Rubinglas – z.B. die Glasröhren der eingangs beschriebenen Versuche –
                              im Verbrennungsofen für organische Analyse längere Zeit, etwa 3 Stunden lang unter
                              Durchleiten von Wasserstoff, so verschwindet die rothe Farbe gänzlich und ist das
                              Glas alsdann nicht mehr zum Anlaufen zu bringen. Die Rubinfarbe durch Wasserstoff
                              anfangs hervorgerufen, wird in derselben Wasserstoffatmosphäre wieder zerstört. Die
                              Zerstörung der Farbe kann demnach nicht Einwirkung des Wasserstoffes, sondern nur
                              fortgesetzte Einwirkung des Glühens sein.
                           In der That blieb die Erscheinung dieselbe bei fortgesetztem Glühen in Kohlensäure
                              oder Stickstoff ganz dieselbe – ebenso als man vor dem Glühen erst längere
                              Zeit Kohlensäure durch das Rohr leitete, um die Luft möglichst vollständig
                              auszutreiben. Es genügt, daß das durch Lasur erhaltene Rubinglas sich während des
                              Glühens in einer indifferenten Atmosphäre befindet. In keinem Falle kann die
                              Erscheinung einfach auf Oxydation, auf Umwandlung des Kupfers der rothen Farbe in
                              Oxyd beruhen. Offenbar hängt die Erscheinung damit zusammen, daß die rothe Färbung
                              nur in einer unmeßbar dünnen Schichte der äußersten Oberfläche ihren Sitz hat und
                              die Menge des in's Glas eingegangenen Kupfers ungemein klein ist. Bei fortgesetzten
                              Erhitzen ziehen sich diese winzigen Antheile in das Innere der Röhrenwand von der heißeren
                              Außenfläche zurück. Die Farbe ist dann nicht mehr hervorzubringen, entweder in Folge
                              zu weit gegangener Verdünnung des färbenden Stoffes, oder weil das wenige Kupfer
                              doch Gelegenheit gefunden, sich in Oxyd umzuwandeln, und im Inneren von den
                              Reductionsmitteln – der wesentlichen Bedingung der Rubinfärbung –
                              nicht mehr erreicht wird. Auf diesen Zusammenhang weisen einige anderweitige
                              Thatsachen hin – zunächst die, daß durch Schmelzung erzeugter, also
                              kupferreicherer Rubin die Farbe unter gleichen Umständen nicht verliert; ferner das
                              Verhalten des blaugrünen Kupferoxydglases, welches durch Glühen im Wasserstoffstrom
                              nur auf der äußersten Oberfläche roth wird.
                           
                        
                           3) Optisches Verhalten des
                                 Rubinglases.
                           Zu den am meisten in die Augen springenden Erscheinungen bei den Rubingläsern aus
                              Kupfer gehört das verschiedenartige Ansehen, mit dem sie nach den Umständen
                              auftreten. Nicht nur Rubingläser verschiedener Darstellung, auch Rubingläser nach
                              derselben Vorschrift und auf gleiche Weise erzeugt, fallen meist von abweichendem
                              Ansehen aus. Ja selbst bei dem Producte einer und derselben Darstellung bemerkt man
                              sehr gewöhnlich auffallende Verschiedenheiten. Kupferrubin durch Lasur entsteht
                              nicht aus einem anfangs farblosen, dann anlaufendem Glase; er erscheint unter allen
                              Umständen sogleich roth – bei mäßiger Imprägnation des Glases mit dem
                              färbenden Material als klares durchsichtiges Blutroth, – bei einer
                              Imprägnation über den zur Entwickelung des satten Roths hinausgehenden Grad, getrübt
                              bis undurchsichtig karneolartig, von mehr kupferrother Farbe. Der Kupferrubin der
                              Glashütten, durch Ueberfang und Anlaufenlassen hergestellt, erscheint gegen das
                              Licht gehalten wie der Lasur von mäßiger Imprägnation, als klares Blutroth; auf
                              einem dunklen Hintergrund, oder besser noch mehrere Tafeln aufeinander gelegt, im
                              reflectirten Licht betrachtet, erscheint er mit deutlicher rother Trübung –
                              und zwar in Gestalt von Wolken wegen ungleicher Vertheilung des färbenden Körpers.
                              – Der Kupferrubin durch Schmelzung, in Wasser glühend abgelöscht, farblos,
                              erscheint im Tiegel erkaltet oder auf eine Platte ausgegossen, im Allgemeinen
                              leberfarbig, aber fast nie homogen; hellere opake Streifen wechseln mit dunklen aber
                              nicht getrübten Parthien. Die opaken Streifen gehen von braunroth bis in die Farbe
                              des Zinnobersiegellackes. Je nach Gang und Gelingen der Schmelzung, je nach der
                              Vertheilung des färbenden Stoffes, je nach der Art des Erkaltens (ausgegossen, im
                              Tiegel u.s.w.), je nachdem die erstarrende Masse dicker, dünner oder Fäden sind,
                              entstehen solche mehr oder weniger starke Abweichungen im Ansehen. Zur klaren Erkenntniß der Ursachen
                              der beschriebenen Erscheinungen, ein Ausfluß des innersten Wesens der mit Kupfer
                              roth gefärbten Gläser, ist die mikroskopische Untersuchung der allein zum Ziele
                              führende Weg. Aber der Gegenstand verlangt eine angemessene Behandlung mit diesem
                              Instrument – nämlich Untersuchung bei zweierlei Beleuchtung. Im durchgehenden
                              Lichte erhält man Bilder von einseitiger Natur, die zwar im Einzelnen wichtige
                              Aufschlüsse geben, aber im Ganzen leicht auf irrige Vorstellungen führen. Ungleich
                              entscheidender und belehrender sind die Bilder unter auffallendem Lichte eines durch
                              eine Sammellinse verdichteten, auf das Object gelenkten Strahlenbündels. Nur durch
                              Combination der beiden Gattungen von Bildern gelangt man zu vollkommener Erkenntniß
                              der Erscheinung. Selbstverständlich ist das diffuse Tageslicht zu schwach und bedarf
                              die Beleuchtung mit der Linse directes Sonnenlicht oder die Flamme einer
                              Argandlampe.
                           Ueberfangene Rubingläser des Handels und Rubingläser durch Lasur durch das bloße Auge
                              im reflectirten Lichte wolkig trüb, erscheinen auch unter dem Mikroskop im
                              durchfallenden Lichte so – und zwar schon bei mäßiger Vergrößerung (80 bis
                              150fach) wie in einem zarten nebelartigen Schleier, welcher übrigens der
                              Durchsichtigkeit noch wenig benimmt. Kleinere Gegenstände durch das Glas gesehen
                              z.B. ein untergelegter Glasfaden zeigt vollkommen deutliche scharfe Umrisse. Im
                              reflectirten Lichte im Mikroskop gesehen, stellt sich die Erscheinung, ohne
                              wesentliche Aenderung, nur ungleich deutlicher dar: der leichte Nebel tritt mit
                              hellerer leuchtender Farbe als eigentliche Trübung hervor; die Trübung ist aber auch
                              bei der stärksten Vergrößerung noch nicht lösbar. Dagegen zeigen die dem bloßen Auge
                              undurchsichtigen opalartigen Lasuren im durchfallenden Lichte eine derbere Trübung,
                              die sich eben zu lösen beginnt und im reflectirten Lichte von einem höchstfeinen
                              glänzenden Korn, als eine Wolke leuchtender Punkte erscheint. Beide Arten Rubinglas,
                              überfangene und Lasuren, treten unter dem Mikroskop in jeder Beleuchtung immer nur
                              roth in verschiedenen Tönen auf; gänzlich frei von Trübung sind sie als Ueberfang
                              kaum zu finden, lassen sich auch durch Lasur nicht leicht, wohl aber durch
                              Ueberfangen im Kleinen herstellen. Schmilzt man ein Korn Kupferglas in eine
                              Glasröhre ein, so erhält man durch Aufblasen eine im Inneren mit dem ungefärbten
                              oder kolophoniumfarbigen Kupferglas überzogene Kugel. Hält man diese Kugel über den
                              Cylinder einer brennenden Lampe, indem man sie vorsichtig der heißesten Stelle
                              nähert, so kann man es ohne Schwierigkeit dahin bringen, daß das Anlaufen sehr
                              allmälig eintritt. Zieht man die Glaskugel in dem Augenblick zurück, wo das Roth eben
                              angefangen hat zu erscheinen, so hat man einen blutrothen Rubin ohne alle Trübung,
                              gleichsam einen absoluten Rubin. Denn die Trübung ist nur das Merkmal davon, daß das
                              Glas bereits den eigentlichen Zustand von Rubin um etwas überschritten hat, daß es
                              begonnen hat, in das folgende Stadium einzutreten. Dieses Stadium kennzeichnet sich
                              durch die Bildung von undurchsichtigen Ausscheidungen. In dem käuflichen
                              Ueberfangglas, sowie in den nicht karneolartigen Lasuren sind diese Ausscheidungen
                              nur eben angedeutet als leichter, mikroskopisch unlösbarer Nebel, welchen das
                              unbewaffnete Auge nur im reflectirten Lichte wahrnimmt, aber im durchfallenden
                              Lichte übersieht. Es übersieht ihn, wie beim Lesen den Staub auf der Brille, weil es
                              bei dem überreichlich durchfallenden Lichte die Gegenstände jenseits des Glases
                              deutlich und mit vollen Umrissen erblickt, sich also auf die unermeßlich feinen
                              Theilchen der Trübung in der unmittelbaren Nähe nicht zu fixiren vermag. Unter dem
                              Mikroskop bei durchfallendem Lichte sind keine Bilder von anderweitigen Gegenständen
                              vorhanden, welche das Auge zerstreuen, während sich die stark vergrößerten Theilchen
                              des Nebels im Focus befinden; so ist das Auge gezwungen, sich darauf zu fixiren und
                              der Nebel wird sichtbar. Beim Betrachten derselben Gläser auf dunklem Hintergrund,
                              empfängt das unbewaffnete Auge von dem klaren Theil des Glases nur sehr wenig Licht,
                              weil der überwiegende Betrag der Strahlen durchgeht und, indem ihn die dunkle Fläche
                              des Hintergrundes verschluckt, somit verloren geht; dagegen wird das Licht von der
                              Trübung ebenso überwiegend zurückgeworfen, sie wird zum einzigen Gegenstand, welchen
                              das Auge fassen kann, und somit wahrnehmbar. Bei den opalartigen Lasuren ist die
                              Trübung ungleich stärker ausgebildet, ihre Theilchen zu größerem Umfang entwickelt
                              und ungleich dichter gesäet. Das Auge sieht beim Durchblicken keine Umrisse der
                              jenseits befindlichen Gegenstände; es kann unter allen Umständen nur noch die
                              Trübung (unter dem Mikroskop bei auffallendem Licht am schärfsten, zu getrennten
                              leuchtenden Pünktchen aufgelöst) sehen. Das Verhältniß der Trübung zu dem klaren
                              Theil des Glases, also die Menge und Beschaffenheit der Ausscheidung, hängt zumeist
                              von der Art der Abkühlung ab und kann bei ein und demselben Glase sehr verschieden
                              ausfallen, wie folgender lehrreicher Versuch beweist.
                           Ein Stück käuflicher Ueberfangrubin, bei dem nur im reflectirten Lichte ein leichter
                              Nebel zu bemerken war, einige Stunden lang in der Muffel bei der Temperatur der kaum
                              beginnenden Erweichung erhalten, so daß weder Verbiegung noch Abrundung der Kanten
                              stattfand, hatte sein Ansehen völlig geändert: an die Stelle des durchsichtigen
                              Hochroths war ein in
                              jeder Lage gegen das Licht undurchsichtiges Braun, eine derbe Trübung getreten.
                              Unter dem Mikroskop im durchfallenden Lichte stellte sich das opake braunrothe Glas
                              als eine lichtgrüne durchsichtige Grundmasse mit dunklen, tief braunschwarzen Wolken
                              durchzogen dar – letztere bei starker Vergrößerung als deutliche Granulation
                              erkennbar. Im auffallenden Lichte gewährt das Glas ein gänzlich verschiedenes Bild;
                              es erscheint als eine schöne hellleuchtende glührothe Masse, die sich schon bei
                              mittlerer Vergrößerung wie eine Milchstraße in Wolken von glänzenden rothgelben
                              Pünktchen, eingebettet in eine Grundmasse von dunkler unbestimmter Farbe auflöst.
                              Dieses Verhalten – schwarze Punkte in grünem Glas, bezüglich rothgelb
                              glänzende Punkte in dunkler Masse – beweist, daß die Ausscheidungen
                              undurchsichtig und von hellrother FarbeBei Tageslicht; bei Lampenlicht mehr gelbroth, feuerfarben. sein müssen. Dasselbe ist der Fall bei den meisten durch Schmelzen erzeugten
                              Rubinen.
                           Schwerer und selten gelingt es nämlich Rubinglas durch Schmelzen, wenn es nicht in
                              Wasser abgeschreckt wird, im normalen Zustande als absoluten Rubin zu erhalten
                              – ohne Ausscheidung. Ein Product der bereits beschriebenen Schmelzungen mit 2
                              pro mille Kupferoxyd und Zinn als Reductionsmittel
                              stellte einen solchen Rubin im strengen Sinn des Wortes dar. Das Glas im Tiegel
                              erkaltet und auf eine Platte ausgegossen ist ohne getrübte Streifen und Zonen, eine
                              gleichmäßige, tief rothbraune, nicht leberige Masse. Splitter und dünne Stücke sind
                              für das bloße Auge und Mikroskop rubinroth durchsichtig im durchgehenden Lichte und
                              im auffallenden Lichte unter dem Mikroskop so gut wie gar nicht sichtbar zu machen,
                              weil alle reflectirenden Theile – also Ausscheidungen – fehlen. Für
                              das bloße Auge sieht das Glas durch die starke Absorption des Lichtes dunkel aus.
                              Zum Zustandekommen eines solchen Glases sind besondere glückliche Umstände, nicht zu
                              rasche und nicht zu langsame Abkühlung erforderlich; ferner von färbendem Stoff,
                              welcher noch nicht als Ueberschuß gelten kann. Auch bei einer anderen Schmelzprobe
                              von 5 pro mille Kupferoxyd mit Zinn gelang dies noch
                              fast ebensogut.
                           Die Rubine durch Schmelzen mit mehr Kupferoxyd – 1 Proc. und darüber –,
                              so homogen sie auch aussehen mögen, sind es in der That nicht, sondern enthalten,
                              wie ihre lebrige Beschaffenheit schon andeutet, stets Ausscheidungen in heterogener
                              Grundmasse. Im durchfallenden Lichte unter dem Mikroskop verschwindet die Leberfarbe
                              gänzlich und man
                              erblickt ein grünes Glas mit dunklen Punkten durchsäet; im auffallenden Lichte
                              verschwindet auch diese Farbe und die Glassplitter erscheinen überraschend und
                              täuschend wie hochrothglühende Körper in hellrother Farbe, die sich bei
                              hinreichender Vergrößerung wieder in zahllose höchst feine Punkte derselben Farbe
                              auflöst. Das Glas besteht sonach (ganz wie der in der Muffel geglühte
                              Ueberfangrubin) aus einer durchsichtigen grünen Grundmasse mit ausgeschiedenen
                              hellrothen Partikeln. Im unbewaffneten Auge vermischen sich, wie schon v. Pettenkofer dargethan hat, beide Farben zu Braun. Im
                              durchfallenden Licht erblickt man die Grundmasse mit ihrer wirklichen Farbe, die
                              Ausscheidung als Projection undurchsichtiger, darum unbeleuchteter Körperchen, als
                              dunkle Punkte. Im auffallenden Lichte verschwindet umgekehrt die Grundmasse und
                              springen nur die grell beleuchteten Körperchen der Ausscheidung mit ihrer
                              eigenthümlichen Farbe in's Auge; denn diese allein reflectiren Licht, weil
                              undurchsichtig. Zuweilen finden sich in den Schmelzungen auch Parthien mit rother
                              Grundmasse – namentlich bei dünnerer Masse, Fäden u.s.w. Beim Ueberfang
                              bildet das leberfarbige Glas einen wenig gefärbten bräunlichen Ueberzug, welcher,
                              wie schon oben bemerkt, gut anläuft.
                           Geht man mit dem Betrag des Kupferoxyds noch höher, über 1 Proc. hinaus auf 4 und 5,
                              auf 9 Proc., immer mit entsprechendem Zusatze von Reductionsmitteln, so bleiben auch
                              diese größeren Zuschläge dem Glase einverleibt. Um zu sehen, wie weit die
                              Aufnahmsfähigkeit des Glases für Kupferoxyd unter Einwirkung von Reductionsmitteln
                              gehe, schmolz man bei höchster Rothglut 3 Gew. Th. bleiischen Glassatz (der eingangs
                              gegebenen Vorschrift) mit 1 G. Th. Kupferoxyd und 2 G. Th. metallischem Zinn. Es
                              erfolgte nach dem Abkühlen im Tiegel an der Luft ein ganz opakes, rothbraunes,
                              streifiges Glas von sehr mattem Glanz, einigermaßen schlackenähnlich, mit viel
                              groben und feineren runden Kupferkörnern in der Masse. Ein Theil des Glases wurde
                              beim Herausnehmen des Tiegels aus dem Feuer so heiß als möglich in viel Wasser
                              gegossen und zur Analyse auserlesene Stücke verwendet, in dem keine Metallkörner mit
                              dem Auge wahrnehmbar waren. Beim Zerreiben im Achatmörser, wo auch die kleinsten
                              Kupferkörner unter dem Pistill fühlbar und durch Abplatten augenfälliger werden,
                              entfernte man die noch vorkommenden wenigen, dem Auge entgangenen Metallkörnchen
                              sorgfältigst. Die Bestimmung der Kieselerde geschah – wie gewöhnlichgewöhlich – durch Aufschließen mit kohlensaurem Natron, jene des Zinnes als
                              Halbschwefelzinn; ein anderer mit Bariumoxydhydrat aufgeschlossener Antheil diente
                              zur Bestimmung des Kupfers als Halbschwefelkupfer und ein dritter mit Fluorwasserstoff
                              aufgeschlossener Antheil zur Bestimmung des Kali als Sulfat. Man erhielt:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                 38,55
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Zinnoxyd
                                 13,79
                                 „
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 36,34
                                 „
                                 
                              
                                 Kali
                                 3,86
                                 „
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 6,75
                                 „
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 0,71
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           Geht man, um einen festen Anhaltspunkt zum Vergleich zu gewinnen, von der Kieselerde
                              aus, so ergibt sich, daß auf 100 G. Th. derselben im Satze (88,9 Kupferoxyd oder)
                              70,4 G. Th. Kupfer kommen, im fertigen Glase dagegen nur 17,5 G. Th. Von dem
                              zugesetzten Kupfer (des Oxydes) ist also nur eben der vierte Theil dem Glase
                              einverleibt. Immerhin ist die Aufnahmsfähigkeit für Kupfer beim Rothfärben bedeutend
                              und ohne Vergleich – wenigstens 30 mal größer als beim Gold im günstigsten
                              Fall.
                           Dieses kupferreiche Glas verhielt sich im Ganzen, so wie es aus der Schmelzung im
                              Tiegel hervorging, nicht wesentlich anders wie die Glasflüsse mit wenig Kupfer. Es
                              bildete einen leberigen, hie und da in's Graue und Schwarze spielenden Fluß mit
                              hochrothen Adern, matt und in Stücken ganz undurchsichtig. Unter dem Mikroskop, wo
                              nur die allerdünnsten Splitter durchsichtig erschienen, hatten diese eine Rubinfarbe
                              mit Ausscheidungen – im auffallenden Licht gesehen – von zahllosen
                              Flimmern in glänzender Hellrother Farbe. In kaltem Wasser abgeschreckt, liefert es
                              tief braunschwarze glänzende Körner, weder opak noch matt und schlackenartig,
                              sondern ganz und gar von Ansehen und Beschaffenheit des Glases; unter Vergrößerung
                              ergab es sich oberflächlich farblos, im Inneren rubinroth, durchsichtig, mit
                              spärlicheren Ausscheidungen. Der nicht abgeschreckte, aber auf einer trockenen
                              Platte ausgegossene, sowie der an der Tiegelwand haftend gebliebene Theil gaben beim
                              Zerreiben ein Pulver etwa wie Blauholzextract oder Kino-Gummi, rothbraun.
                              Unter starker Vergrößerung bemerkte man in einer dunklen, nicht gefärbten Grundmasse
                              einzelne sehr getrennt liegende eckige Körner, viel größer und deutlicher als obige
                              Ausscheidungen im rothen Grunde, allem Anschein nach krystallinisch, in der
                              Projection, soviel sich erkennen ließ, Quadrate. Ein Ueber- fang ließ sich
                              wegen Strengflüssigkeit durch den starken Zinnzusatz nicht herstellen.
                           Zwei andere Proben Glas (Bleisatz) mit 9 Proc. Kupferoxyd geschmolzen, nahmen ihrem
                              Verhalten nach eine mittlere Stellung zwischen dem vorigen und den Gläsern mit 1
                              Proc. und weniger Kupferoxyd ein. Sie stellten im Tiegel erkaltet einen leberbraunen Fluß
                              dar – glänzend, spiegelnd, dunkelbraun wie Kino, mit rothbraunen opaken
                              Streifen. In Wasser abgeschreckt ohne opake Streifen, tief schwarzbraun; dünne
                              Splitter unter dem Mikroskop theils ganz farblos, theils rubinroth durchsichtig,
                              letztere im auffallenden Lichte schwarz, nur mit Andeutung von Ausscheidung. Der
                              Ueberfang lief roth an, unter Vergrößerung mit Oberlicht gelbrothe Ausscheidungen
                              zeigend; ebenso das zu Fäden ausgezogene Glas, nur die Ausscheidung mit deutlicheren
                              Punkten. Ein erbsengroßes Stück, länger von dem Gebläse geglüht und an der Luft
                              erkaltet, zeigte in einander gewickelte, marmorartige, siegellackrothe neben
                              dunkelbraunen Streifen; das Pulver – für das bloße Auge wie bemerkt von der
                              Farbe des Blauholzextractes – zeigt unter dem Mikroskop im durchfallenden
                              Licht durchsichtiges Rubinroth, im auffallenden Licht ausgezeichnet die Farbe eines
                              rothglühenden Eisens.
                           Eine seltenere und nur hie und da an vereinzelter Stelle vorkommende Erscheinung bei
                              den beiden beschriebenen Schmelzungen mit viel Kupferoxyd, sind zeisiggelbe, etwas
                              ins grasgrüne stechende Parthien. Bei dem beschriebenen Glase mit 6,7 Proc.
                              Kupfergehalt läßt sich dieser Zustand durch Einschmelzen in eine Glasröhre und
                              Ausziehen in einen dicken Faden unschwerer hervorbringen; die Farbe des
                              eingeschmolzenen Flusses war melassenbraun, ziemlich durchsichtig und lief
                              nachträglich gelinde erhitzt nicht roth sondern zeisiggelb bis helllehmfarben opak
                              an. Unter dem Mikroskop bei Oberlicht betrachtet, löste sich die lehmfarbige Masse
                              in eine Ausscheidung von glänzenden, sehr feinen, dichtgehäuften gelben Flimmern in
                              einer Grundmasse von schwacher, nicht zu bestimmender Farbe.
                           Die Anführung dieser Einzelnheiten soll nur zum Nachweis dienen, daß äußeres Ansehen
                              und Beschaffenheit der mit Reductionsmitteln geschmolzenen kupferhaltigen Gläser
                              nicht sowohl von ihrem Gehalt an Kupfer, als vielmehr von den Umständen bei der
                              Behandlung, insbesondere der Art der Abkühlung abhängt, welche auch bei ein und
                              derselben Schmelzung – je nach dem Ausgießen in Fäden, in dünnerer oder
                              dickerer Masse, auf Platte oder in Wasser, Erstarren im Tiegel u.s.f. –
                              ungemein wechselt. Alle Gläser von 1 pro mille bis zum
                              höchsten Versatz mit Kupferoxyd zeigen in der Hauptsache die gleiche Beschaffenheit,
                              einfach durch Schmelzen und Erkalten hergestellt, eines leberigen, bald mehr, bald
                              weniger opaken Flusses. Der Versatz mit 9 Proc. Kupferoxyd entspricht dem Hämatinon,
                              ein solcher mit 4 bis 5 Proc. dem Aventurin; aber auch diese Gläser machen, durch
                              bloßes Schmelzen dargestellt, keine eigentliche Ausnahme von der Regel. Man kann nur sagen, daß die
                              Gläser mit steigendem Versatz an Kupferoxyd immer mehr zu Ausscheidungen neigen und
                              mehr opak ausfallen. Ein Glas bildet nicht darum Hämatinon, weil es mit 4 bis 5
                              Proc. ein Glas bildet, nicht darum Aventurin, weil es mit 9 Proc. Kupferoxyd
                              geschmolzen ist, sondern nur weil diese Gläser nach dem Schmelzen gewisse
                              Ausscheidungen entwickeln und diese Ausscheidungen bei dem betreffenden Versatz an
                              Kupferoxyd am besten gelingen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)