| Titel: | Lufbery's selbstthätige elektrische Ausrück-Vorrichtung für Wirkmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. LVI., S. 200 | 
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                        LVI.
                        Lufbery's selbstthätige elektrische Ausrück-Vorrichtung für
                           Wirkmaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Lufbery's selbstthätige elektrische
                           Ausrück-Vorrichtung für Wirkmaschinen.
                        
                     
                        
                           Seit der Vorrichtung von Radiquet und Lecêne, welche auf der Pariser Ausstellung 1867 zu
                              sehen warBeschrieben in diesem Journal, 1870 Bd. CXCV S. 304 und 480., sind weitere Versuche zur Erreichung selbstthätiger Auslösungen des Triebes
                              mechanischer Wirkstühle nicht bekannt geworden. Es sind indeß seit einiger Zeit in
                              einer Wirkwaarenfabrik in Langlée bei Montargis (Frankreich) Ausrückapparate
                              in Verwendung, welche sich sehr gut bewähren und jedenfalls weitere Verbreitung
                              verdienen. Im Allgemeinen ist dabei die Einrichtung so getroffen, daß für eine
                              Anzahl Stühle eine elektrische Batterie oder eine magnet-elektrische
                              Maschine einen Strom liefert, und daß dieser durch die einzelnen möglichen
                              Zufälligkeiten: Fadenbruch, Einlaufen zu starker Fäden und Verbiegen der Nadeln,
                              welche große Störung in der Production und langen Aufenthalt des Arbeiters
                              verursachen, sofort einem in der Nähe der Triebwelle befindlichen Elektromagneten
                              mitgetheilt wird, welcher dann die Maschine zum Stillstande bringt.
                           Die Wirkung des Elektromagneten auf den Antrieb der Wirkmaschine wird mit Hilfe der
                              Figur 33
                              deutlich. A ist die Transmissionswelle, welche durch
                              eine Reibscheibe die Rolle B umdreht, und diese bewegt
                              durch einen Riemen die Antriebsscheibe D des
                              Wirkstuhles. Die Achse von B liegt in einer oben
                              gegabelten Stange W, welche um die Achse der
                              Antriebsscheibe D ausschwingen, also die Rolle B nach A hin oder von A hinweg schieben kann. Die beiden Stäbe E, E sind zusammen mit der Stange F und einzeln, der eine mit der Stange W und
                              der andere mit einem drehbar aufgehängten Arme H
                              verbunden. F hängt wiederum an dem zweiarmigen Hebel G, welcher eine Platte Q
                              trägt und in der Regel die durch die punktirte Linie angedeutete Lage einnimmt, in
                              welche sein vorderes Ende auf dem Nahmen L aufliegt und
                              Q hoch gehoben, F aber
                              hinabgedrückt wird. Dabei entsteht durch E, E eine
                              Kniehebelwirkung und die Rolle B wird an A angedrückt, um genügende Reibung zur Mittheilung der
                              Bewegung zu erzeugen. Damit dieser Druck elastisch bleibt, ist die Feder M eingeschaltet, welche den Arm H rechts hinzieht, so daß er eine immerhin nachgiebige Stütze des
                              Kniehebels bildet. L ist nun ein um sein unteres Ende
                              beweglicher Rahmen, welcher von dem Elektromagneten K
                              angezogen, also oben nach rechts hin verschoben wird, wenn das weiche Eisen des
                              letzteren durch den hindurchgehenden elektrischen Strom zum Magneten wird. Wird
                              daher die Leitung geschlossen, also der Strom nach K
                              geleitet, so rückt L oben nach rechts, der Hebel G fällt herab und die Platte Q fällt gerade auf A und B auf – und zwar an der Stelle, an welcher beide
                              Scheiben an einander gedrückt werden. Diese in Richtung der Pfeile sich drehenden
                              Scheiben erfassen nun die Platte Q, welche darauf von
                              der Betriebskraft selbst noch weiter abwärts gezogen wird, so daß der Hebel G rechts sich senkt und links mit F sich hebt und die Stange W nach links zieht.
                              Hierbei endlich wird die Scheibe B von A abgezogen und an einen mit Kautschuk ausgefütterten
                              Bremsklotz angedrückt, so daß sie – und der Wirkstuhl natürlich mit ihr
                              – sofort still steht. Soll der Stuhl wieder eingerückt werden, so muß man die
                              Platte Q heben, also die Stange F senken und die Kraft der Feder N überwinden,
                              so daß die Stangen E, E sich ausspreizen und die Rolle
                              B an A andrücken.
                           
                           Am Stuhle selbst sind die in den Figuren 34 bis 36
                              gezeichneten kleinen Vorrichtungen angebracht, welche den Strom in den
                              Elektromagneten K senden, wenn der Faden zerrissen oder
                              eine Nadel verbogen oder ein erheblich stärkerer Faden als gewöhnlich eingeführt
                              worden ist. Jeder zu verarbeitende Faden liegt nahe an der Stelle, an welcher er in
                              die Nadeln eingeführt und kulirt wird, auf zwei Rollen P
                              (Fig. 34)
                              und trägt zwischen beiden eine Drahtgabel, deren Enden je in ein Gefäß G mit Quecksilber reichen, letzteres aber für gewöhnlich
                              nicht berühren. Bis zu den beiden Gefäßen sind ferner die Leitungen von der Batterie
                              und vom Elektromagneten K (Fig. 33) geführt; wenn
                              nun der Faden reißt, so fällt die Gabel in das Quecksilber, schließt die Leitung und
                              der Stuhl bleibt sofort stehen.
                           Für gebogene, d.h. aufwärts stehende oder abwärts gezogene Nadeln, oder für zu dick
                              eingeführtes Garn (wenn der laufende Faden von der Spule mehrere Lagen Garn mit
                              fortreißt), ist an einer Stelle des Stuhles der in Fig. 35 in der
                              Seitenansicht und in Fig. 36 in der
                              Vorderansicht gezeichnete Apparat angebracht. Man hat dabei namentlich eine
                              Verwendung für französische Rundstühle im Auge gehabt, und es stellt d die Nadelbarre oder den Nadelkranz und a eine Nadel vor. Die Nadeln sind horizontal im Kranze
                              befestigt und rotiren um dessen Mittelachse; dicht über und unter ihrer Reihe sind
                              die leicht beweglichen Platten V und V' angebracht und mit der Schwingungsachse der oberen
                              Platte V ist ein hammerähnlicher Hebel M verbunden, dessen Arm m
                              außerhalb der Nadelreihe und (wie Fig. 36 zeigt) links bis
                              über V' hinabreicht, – wenn die Drehungsrichtung
                              des Nadelkranzes eine solche von rechts nach links ist. Kommt nun eine, nach oben
                              oder unten gebogene Nadel, oder eine solche, auf welcher ein sehr dicker Faden
                              liegt, an diese Stelle, so streift sie entweder an V
                              oder V', schwingt eine dieser Platten zu Seite und
                              bewegt den Arm m nach links (Fig. 35), also den Hammer
                              M nach rechts, so daß der Hammerkörper zwischen die
                              Endenschienen e der elektrische Leitung eintritt, beide
                              berührt und sie also mit einander verbindet. Damit wird aber der Strom nach dem
                              Ausrückapparat übersendet und der Stuhl zum Stillstande gebracht. Ein größerer
                              Rundstuhl, welcher vielleicht vier Systeme hat, braucht einen Ausrückapparat (Fig. 33), vier
                              Apparate (Fig.
                                 34) (für jeden Arbeitsfaden einen) und einen oder vielleicht zwei Apparate
                              der letzten Art (Fig. 35 und 36), um an zwei Stellen
                              des Stuhles die Nadellage und Fadenstärke controlliren zu können. Hierdurch wird es
                              möglich, einem Arbeiter die Aufsicht über mehrere, bis vier Stühle zu übertragen,
                              während er bis jetzt mit einem genug zu thun hatte. In der erwähnten französischen Fabrik ist anstatt
                              der elektrischen Batterie eine magnetelektrische Maschine verwendet, welche einen
                              zur Benützung für 150 Stühle hinreichenden Strom liefert. (Aus der Revue industrielle,
                                 Februar 1874 S. 8 durch die deutsche Industriezeitung, 1874 S.
                                 263.)
                           
                              G.
                                 W.
                              
                           
                        
                     
                  
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