| Titel: | Neue Chromoxyd-Beize Darstellung echter Dampffarben, insbesondere dunkelbraun mittels Alizarin; von Gros-Renaud. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. LXIV., S. 234 | 
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                        LXIV.
                        Neue Chromoxyd-Beize Darstellung echter
                           Dampffarben, insbesondere dunkelbraun mittels Alizarin; von Gros-Renaud.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle
                              de Rouen, August 1873, S. 11.
                        Gros-Renaud, neue Chromoxyd-Beize für echte
                           Dampffarben.
                        
                     
                        
                           Das Chromoxydhydrat vermag sich ebenso wie die essigsaure Thonerde und das essigsaure
                              Eisen mit gewissen organischen Farbstoffen zu verbinden. Es behält nothwendig diese
                              Eigenschaft Lacke zu bilden bei, selbst dann wenn es auf einem Gewebe fixirt worden
                              ist.
                           Das Chromoxydhydrat gibt als Mordant für Färbebäder: mit
                              dem Krapp eine eigenthümliche röthliche Farbe; mit dem Campecheholz Schwarz oder
                              Grau, mit den Rothhölzern Flohbraun und Levkojenblau; mit der Cochenille ein
                              falsches Carmesinroth; Gelb mit den gelben Farbstoffen; mit dem Catechu Nüancen von
                              Holzfarbe und Gelb.
                           Außer mit dem Catechu und dem Campecheholz gibt das Chromoxyd als Mordant auf Baumwolle keine brauchbaren Nüancen.
                           Das Chromoxyd verliert durch das Dämpfen nicht, wie das Eisenoxyd, das Vermögen in
                              den Färbebädern anzuziehen.
                           Man verwendet die Chromoxydsalze und namentlich das essigsaure Chromoxyd mit Vortheil
                              als Mordants in den Dampffarben.
                           Nicht alle Chromoxydlösungen sind, wie Schützenberger
                              Traité des matières colorantes, t.
                                    I p. 278. bemerkt, selbst bei gleichem Chromgehalt in gleichem Grade vortheilhaft, um
                              Chromoxyd auf Geweben zu liefern. So ist eine Auflösung von Chromalaun die
                              ungeeignetste, weil das daraus abgeschiedene Oxyd am wenigsten grün ist.
                           Das salpetersaure Chromoxyd gibt in dieser Hinsicht
                              bessere Resultate. Mit einer hinreichenden Quantität Wasser bereitet, um die Bildung
                              des braunen Salzes zu vermeiden, und durch Krystallisation vom salpetersauren Kali
                              gereinigt, gibt es concentrirtere Auflösungen als die anderen Chromoxydsalze und
                              daher dunkle (grüne) Farben, welche in mehreren Tönen dargestellt werden können. Es
                              gibt durch Lüften so viel Chromoxyd ab, daß es nöthigenfalls als Mordant
                              functioniren kann, verändert die Gewebe nicht, und ist nicht zerfließend wie das
                              Chromchlorür. Man bereitet es durch Behandlung einer Bichromat-Lösung mit
                              Salpetersäure und Rohzucker.
                           Das essigsaure Chromoxyd, welches gewöhnlich durch
                              doppelte Zersetzung mit essigsaurem Bleioxyd bereitet wird, ist viel beständiger als
                              die ihm entsprechende Thonerdeverbindung. Seine Auflösungen werden durch das Sieden
                              nicht zersetzt. Durch das Dämpfen können jedoch die Gewebe dem essigsauren Chromoxyd
                              die Vase entziehen. Dasselbe wird auch nur auf diese Weise und mit Beihilfe
                              geeigneter Verdickungsmittel benützt; es hat den Vortheil, die Verdickungsmittel in
                              der Kälte nicht gerinnen zu machen.
                           Um auf Geweben Chromoxydhydrat zu fixiren, braucht man nur
                              den mit einem Chromoxydsalz bedruckten oder gleichmäßig imprägnirten Stoff durch
                              eine schwache Auflösung von kohlensaurem Natron (3° B.) bei 40° C. zu
                              passiren.
                           Essig-salpetersaures Chromoxyd für Dampffarben.
                              – Ich kam auf den Gedanken, daß bei den echten Dampffarben, welche mit
                              Anwendung von Alizarin dargestellt werden, ein Gemisch
                              von essigsaurem und salpetersaurem Chromoxyd ein sehr zweckmäßiger Mordant sein
                              dürfte; die Erfahrung hat diese Vermuthung bestätigt, und ich verwende eine solche
                              Chromoxyd-Beize schon seit zwei Jahren, um mit dem Alizarin ein echtes Dampfbraun (Flohbraun, puce)
                              nach der Methode von Horaz Köchlin zu erzeugen.
                           Dieselbe Chromoxyd-Beize kann man für Dampfschwarz
                              mit Campecheholzextract benützen etc.
                           Wie für alle Chromoxyd-Präparate dient zur Darstellung dieses Mordant das
                              Kali-Bichromat; anstatt aber die Reduction desselben mit dem mehr oder
                              weniger reinen Zucker zu bewerkstelligen, ziehe ich vor, dazu das Glycerin zu benützen, welches man sich jetzt überall zu
                              niedrigem Preise verschaffen kann. Ich werde nun die Darstellung des
                              essig-salpetersauren Chromoxyds ausführlich beschrieben.
                           
                        
                           Darstellung der neuen
                                 Chromoxyd-Beize für echte Dampffarben.
                           Man stellt in einem geräumigen Local oder im Freien einen Topf aus Steinzeug von 30
                              Liter Inhalt auf zwei Querhölzer; nachdem man denselben erwärmt hat, gibt man
                              sogleich hinein:
                           
                           3 Kil. grob zerstoßenes Kali-Bichromat;
                           4,4 Liter kochendes Wasser;
                           2,6 Liter Salpetersäure von 36° Baumé.
                           Dann gießt man sofort, unter Umrühren mit einem langen (massiven) Glasstabe und indem
                              man jedesmal das Aufhören des Aufbrausens abwartet, per
                              halben Liter langsam hinein:
                           0,72 Liter weißes Glycerin von 28° B.;
                           4,28 Liter Essigsäure von 7° B.
                           Besonders während der ersten Hälfte des Beimischens von
                              Glycerin muß das Zusetzen sehr langsam geschehen, denn sonst könnte die Reaction
                              durch Abkühlung gestört werden; die Flüssigkeit bleibt dann braun, ungeachtet neuer
                              Zusätze von Glycerin, und trotz eines späteren viel längeren Siedens in dem
                              Kessel.
                           Nachdem das Bichromat gänzlich aufgelöst ist, ohne daß die Flüssigkeit sich im Kochen
                              befindet, gießt man dieselbe in einen kupfernen mit Dampfgehäuse versehenen Kessel
                              und erhitzt mittels Dampf rasch bis zum Sieden, welches man zwei Minuten lang
                              unterhält, nämlich bis die Flüssigkeit in dünner Schicht betrachtet schön dunkelgrün
                              ist. Dann gießt man sie in den Topf von Steinzeug und setzt sie während einer Nacht
                              der Kälte aus.
                           Nach dem Decantiren wird die reichliche Krystallisation von Salpeter mit 0,8 Liter
                              kalten Wassers gewaschen, wonach man die Flüssigkeit decantirt, indem man das
                              geneigte Gefäß abtropfen läßt.Die Salpeterkrystalle (= 1,5 Kilo von 90 Proc. Gehalt) können leicht
                                    gereinigt werden durch Auflösung und Behandlung mit ein wenig Kalkmilch,
                                    Filtration in der Wärme etc.
                              
                           Die beiden Flüssigkeiten werden vereinigt und mit ein wenig Wasser versetzt, bis zu
                              einem Gesammtgewicht von 12,66 Kil. – nämlich 10 Liter Mordant von ungefähr 30 1/4° B.
                           Dieser Mordant ist flüssig und nicht klebrig; mit Wasser verdünnt, bleibt er klar
                              ohne sich zu trüben.
                           Man kann ihn leicht verdicken: er zersetzt den Stärkekleister nicht und macht das
                              Gummiwasser nicht gerinnen, wenn er den Farbstoffen beigemischt wird.
                           Bei der beschriebenen Darstellung der Chromoxyd-Beize (des essigsalpetersauren Chromoxyds) verwandelt sich 1 Aeq.
                              Kali-Bichromat (148 Grm.) in 1 Aeq. Chromoxyd, welches in 500 Kubikcentimeter
                              Mordant von 30° B. enthalten ist. Die Hälfte des Chromoxydes ist darin mit
                              der Salpetersäure verbunden, und der Rest befindet sich in Gegenwart eines
                              Ueberschusses von Essigsäure.
                           
                           Ich habe bei meinen Versuchen gefunden, daß für Flohbraun
                              als Dampffarbe 1 Gramm reines und trockenes Alizarin (natürliches oder künstliches)
                              5 Kubikcentimeter von diesem Mordant von 30° B. erfordert. –
                           Der Verfasser hat seiner Abhandlung in unserer Quelle Proben von echten Dampffarben
                              auf Halbwollstoff beigegeben. Die mit essigsalpetersaurem
                                 Chromoxyd von 30° B. als Mordant durch Dämpfen und Seifen erhaltenen
                                 Farben sind:
                           
                              1)Schwarz mit Campecheholz, 20 Vol. Mordant = 100 Vol.
                                 Farbe;
                              2)Grau mit Campecheholz, 3 Vol. Mordant = 100 Vol.
                                 Farbe;
                              3)Olivengrün mit Campecheholz und Quercitronrinde, 3 Vol.
                                 Mordant = 100 Vol. Farbe;
                              4)Gelb, mit bräunlichem Stich, mit Gelbbeeren, 3 Vol. Mordant = 100 Vol. Farbe;
                              5)Gelblichbraun mit gelbem
                                    Catechu, 1/2 Vol. Mordant = 100 Vol. Farbe;
                              6)Flohbraun mit künstlichem
                                    Alizarin, 20 Vol. Mordant = 100 Vol. Farbe;
                              7)Chocoladebraun mit Krappextract, 20 Vol. Mordant = 100 Vol. Farbe.
                              
                           
                              D.