| Titel: | Die Dampfmaschinen-Steuerungen auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Ingenieur Müller-Melchiors. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. LXVIII., S. 265 | 
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                        LXVIII.
                        Die Dampfmaschinen-Steuerungen auf der
                           Wiener Weltausstellung 1873; von Ingenieur Müller-Melchiors.
                        Mit Holzschnitten und Abbildungen auf Tab. IV.
                        (Fortsetzung von S. 364 des ersten Juniheftes)
                        Müller-Melchiors, über die Dampfmaschinen-Steuerungen
                           auf der Wiener Weltausstellung 1873.
                        
                     
                        
                           III. Drehschieber-Steuerungen.
                           Unter dieser Bezeichnung sollen hier alle diejenigen Mechanismen begriffen werden,
                              bei welchen das Organ der Dampfvertheilung – dem nur mehr in übertragener
                              Bedeutung der Name „Schieber“ zukommt – eine
                              continuirliche Drehung mitgetheilt erhält und durch dieselbe die Bedingungen des
                              abwechselnden Dampf-Eintrittes und Austrittes in entsprechender Weise
                              erfüllt.
                           Dabei ist es principiell dasselbe, ob die Dampfcanäle normal zur Drehungsachse oder
                              in einer concentrischen Cylinder- oder Kegelfläche angeordnet sind. Die
                              Bedingungen der Dampfvertheilung sind in beiden Fällen gleich; wohl aber bietet die
                              praktische Ausführung wesentliche Verschiedenheiten. Während nämlich die ebenen
                              Drehschieber anfänglich einen vollkommen dichten Dampfabschluß gewähren, denselben
                              aber bald – in folge der so sehr verschiedenen Umfangsgeschwindigkeiten der
                              einzelnen Theile und daraus resultirender ungleichförmiger Abnützung –
                              einbüßen, sind die drehbaren Hähne diesem Uebelstande nur
                              in geringem Maße, cylindrische Drehschieber aber selbstverständlich gar nicht
                              unterworfen. Letztere aber dürften wohl kaum in größeren Dimensionen dampfdicht
                              herzustellen sein, und die drehbaren Hähne lassen sich zwar beliebig durch Anziehen
                              nachdichten, müssen aber stets ein gewisses minimales Spiel zwischen den
                              Gleitflächen erhalten, da sich sonst der Hahn unter dem Drucke des Dampfes alsbald
                              festklemmen würde.
                           Nichtsdestoweniger bleiben drehbare Hähne die einzig rationelle Anordnung des
                              Drehschiebers für größere Maschinen, da sie wenigstens die Gewähr eines dauernd zu erhaltenden Zustandes bei mäßigen Dampfverlusten bieten, ferner eine nahezu
                              vollständige Entlastung gestatten und auch in praktischer Weise die Anbringung
                              breiter Dampfcanäle ermöglichen.
                           
                           
                              
                              Holzschnitt XIV, Bd. 213, S. 266
                              Unter allen Umständen aber muß die Drehschieber-Steuerung in Folge der
                                 unvermeidlichen Uebelstände ihres Dampfvertheilungs-Organes, wenn sie
                                 selbst eine vollkommene Dampfvertheilung gewährt, nothwendig hinter den
                                 Steuerungen mit oscillirendem Schieber zurückstehen, und wird darum auch nur
                                 selten angewendet.
                              
                           
                              
                              Holzschnitt XV, Bd. 213, S. 266
                              Dagegen besitzt diese Steuerung, als Mechanismus
                                 betrachtet, in ihrer constructiven Einfachheit, Vermeidung von Excentern,
                                 Schubstangen und überhaupt aller oscillirender Massen, einen Vorzug vor sämmtlichen anderen Steuerungs-Systemen, der
                                 sie speciell für schnellgehende Maschinen vorzüglich
                                 geeignet macht, umsomehr als hier auch die unvermeidlichen Dampfverluste weniger
                                 empfindlich werden.
                              
                           
                              
                              Holzschnitt XVI, Bd. 213, S. 266
                              
                           In diesem Sinne waren auch die drei auf der Weltausstellung befindlichen
                              Drehschieber-Steuerungen sämmtlich für hohe Tourenzahlen bestimmt, indem die
                              „Dreicylinder-Maschine“ von Brotherhood und Hardingham in London über 200
                              Touren pro Minute regelmäßig machte, die Maschine der
                              Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken 100 bis
                              130 Umdrehungen, und die von der Maschinen- und
                              Waggonbaufabriks-Actiengesellschaft
                               (vormals H. D. Schmid) in Simmering bei Wien
                              ausgestellte 10pferdige Dampfmaschine – System Radinger – zwar nur für 65 Touren construirt war, nach den
                              Intentionen des Erfinders aber gleichfalls eine bedeutend höhere Umdrehungszahl
                              hätte erhalten sollen.
                           Ehe nun in die Details dieser drei hier zu besprechenden Steuerungsmechanismen
                              eingegangen wird, möge noch – nach dem Vorgange der „Doppelschieber-Steuerungen“
                              – die Aufstellung eines Diagrammes versucht werden, aus welchem die typischen
                              Eigenschaften aller Drehschieber-Steuerungen deutlicher ersichtlich
                              werden.
                           Zu diesem Behufe wähle man bei dem einfachsten Drehschieber, der in Holzschnitt XIV und XV
                              dargestellt ist, einen beliebigen Kreis von den Radius ρ, an dessen Umfange die Erscheinungen der Dampfvertheilung
                              beobachtet werden sollen, und ziehe (Holzschnitt XVI)
                              mit diesem Radius einen Halbkreis über dem Mittelpunkte O eines rechtwinkeligen Coordinatensystemes.
                           Die Grundlinie AB, welche gleichzeitig den
                              Kolbenweg darstellen soll, theile man in eine beliebige Anzahl gleicher Theile,
                              errichte in den Theilpunkten Senkrechte und hat sodann, unter der Voraussetzung
                              einer unendlich langen Kolbenstange, in den zwischen den einzelnen Senkrechten
                              eingeschlossenen Bogentheilen des Kreises ρ die
                              Schieberwege, welche den betreffenden Theilen des Kolbenweges entsprechen.
                           Diese Bogenwege trage man – mit dem Zirkel abgestochen oder aus einer
                              Bogentafel entnommen – auf der Graden AA'
                              auf, so daß die Länge AA' gleich der Bogenlänge
                              ρπ des Halbkreises ρ wird, und die einzelnen Theile 0,1 0,2 0,3...
                              die den Kolbenwegen I II III... entsprechenden Bogenlängen darstellen. Steht somit
                              eine Kante des Drehschiebers beim Beginn des Kolbenhubes um die Größe x von der mit ihr zusammenarbeitenden Kante des
                              Schiebergesichtes ab, so ist dieser Abstand x ±
                              0,1 geworden für den Kolbenweg I, x ± 0,2 für den
                              Kolbenweg II u.s.f. – beziehungsweise x ±
                              0,1/2, x ± 0,2/2, wenn der Drehschieber die halbe
                              Umdrehungszahl macht wie die Kurbelwelle.
                           Diese Größen – als Ordinaten in den Punkten I II... aufgetragen und mit
                              einander continuirlich verbunden – geben eine Curve, welche den Abstand der
                              zusammenarbeitenden Kanten für jede beliebige Kolbenstellung ergibt und dort, wo sie
                              die Linie AB schneidet, das Zusammenfallen der
                              betreffenden zwei Kanten, sonnt Beginn oder Schluß der Einströmung oder Ausströmung
                              anzeigt.
                           Danach wird in dem Diagramme XVI der Abstand der die Einströmung bestimmenden Kanten a des
                              Schiebers und α des Schiebergesichtes (Holzschnitt XV) durch die Curve aα ausgedrückt, welche für den todten Punkt A ein lineares Voreilen = v anzeigt, der
                              Abstand der Kanten b und β, welche die Schließung des
                                 Dampfcanales bezeichnen, durch die Curve bβ, welche für den todten Punkt A eine
                              Distanz der zusammen arbeitenden Kanten = e ergibt und
                              den Beginn der Expansion in ihrem Durchschnittspunkte VI
                              mit der Linie AB anzeigt.
                           Ebenso stellt die Curve cα den Abstand der
                              Kante c des Austrittcanales im Schieber von der Kante
                              α des Schiebergesichtes dar, welcher Abstand
                              für den todten Punkt A die Größe w beträgt und für den todten Punkt in B, beim
                              Rückgange des Kolbens, das lineare Voreilen des Dampfaustrittes w – ρπ
                              = m ergibt. Die Curve d
                              β endlich gibt den Abstand der Kanten d und β an, welcher für den todten Punkt A den Werth 2 ρπ – o erreicht und beim
                              Rückgange des Kolbens für den Punkt II der Linie AB gleich Null wird, somit bei 8/10 des Kolbenweges den Schluß der
                              Dampfausströmung bezeichnet.
                           Entnimmt man noch aus den Dimensionen der Dampfcanäle die größtmöglichen
                              Canalöffnungen, und zieht in den betreffenden Abständen die Parallelen pp' resp. tt',
                              so gibt dann die vertical schraffirte Fläche App'
                              VI das complette Bild der Dampfeinströmung, sowie die horizontal schraffirte Fläche
                              Bt't II das Bild der Dampfausströmung als
                              orthogonales Schieberdiagramm.
                           Für die andere Seite des Cylinders, welche mit dem Dampfcanal α'β' des Schiebergesichtes communicirt, finden sich die
                              entsprechenden ganz identischen Flächen über der Linie A'B' des Diagrammes; doch ist die Fortsetzung der Curven bis dahin nur
                              dann von Bedeutung, wenn die endliche Länge der Kurbelstange in Betracht gezogen
                              werden soll.
                           Nach dem Vorausgegangenen ergibt sich nun von selbst, wie das Diagramm bei gegebenen
                              Bedingungen der Dampfvertheilung zur Construction des Schiebers und
                              Schiebergesichtes verwendet werden kann. Dabei ist es für die Construction des
                              Schiebers gleichgiltig, ob 2, 3 oder 4 Cylinderseiten gesteuert werden sollen (ein
                              doppeltwirkender Cylinder – drei einfachwirkende,
                              zwei doppeltwirkende Cylinder u.s.f.), indem dies
                              einfach durch die entsprechende Zahl von Schlitzen im Schiebergesichte regulirt
                              wird, deren Kanten um 180°, beziehungsweise 120° oder 90° gegen
                              einander verdreht sind.
                           Jenen unmittelbaren Vortheil für die Construction gewährt
                              in dem vorliegenden einfachen Falle das aufgestellte Diagramm wohl nicht, welchen es
                              unter entsprechender Modification bei complicirteren Drehschieber-Steuerungen
                              bietet; unter allen Umständen aber gibt es ein so klares Bild aller Vorgänge der
                              Dampfvertheilung und der darauf einwirkenden Factoren, daß es zur principiellen Vergleichung der
                              Drehschieber-Steuerung mit den früher behandelten Systemen vollkommen
                              geeignet ist.
                           Was zunächst die Bedingungen der Dampf-Einströmung
                              und Ausströmung betrifft, so hat die Steuerung mit
                              rotirendem Steuerungsorgane den Vortheil der stets gleichmäßigen Bewegung vor dem
                              oscillirenden Schieber voraus, und kann somit eine raschere Eröffnung und Schließung
                              der Dampfcanäle geben wie der vom Excenter bewegte Schieber, welcher nur einen
                              Moment vor dem todten Punkte der Kurbel jene Maximal-Geschwindigkeit besitzt,
                              welche dem Drehschieber continuirlich zukommt. Die Größe der linearen Voreilung läßt
                              sich ganz unabhängig von dem Füllungsgrade nach dem Diagramme beliebig reguliren
                              durch entsprechende Disposition der Kanten a und c des Schiebers; ist dieselbe gegeben, so kann auch noch
                              durch Vergrößerung des Voreilungswinkels vor der Kurbel das lineare Voreilen erhöht
                              werden, was sich in dem Diagramme durch das Hinaufrücken der Curven aα und cα um die entsprechende Bogenlänge ausdrückt. Gleichzeitig jedoch
                              sinken dann die Curven bβ und dβ um denselben Werth herab und zeigen
                              damit – ganz analog der einfachen Schiebersteuerung – im selben Maße
                              vergrößerte Expansion und Compression an.
                           Eine Variirung der Füllung ist daher nach fixer
                              Disposition der zusammen arbeitenden Kanten durch Verdrehung des Schiebers gegenüber
                              der Kurbel nur in beiläufig denselben Grenzen möglich wie bei dem von einem Excenter
                              bewegten Flachschieber durch Verdrehung des Excenters. Die gleichzeitig hier
                              mögliche Veränderung des Hubes – durch Verschiebung des Excenters oder
                              Anwendung zweier Excenter mit Coulisse – findet bei der
                              Drehschieber-Steuerung keine Anwendung, bei welcher ja, wie aus dem Diagramme
                              klar hervorgeht, nur durch Veränderung der Distanz der
                                 zusammen arbeitenden Kanten eine Veränderung der Dampfvertheilung erreicht
                              werden kann.
                           Man muß somit zur Erzielung einer stellbaren variablen
                                 Expansion bei gleichbleibender Voreilung und unveränderter Compression
                              nothwendig zur Anwendung eines eigenen Expansionsschiebers schreiten, der es
                              ermöglicht, die Curve bβ, welche den
                              Dampfabschluß bestimmt, unabhängig von allen anderen beliebig aufwärts oder abwärts
                              zu verschieben.
                           In der Anordnung dieses einzigen Expansions-Systemes der
                              Drehschieber-Steuerungen, welches etwa mit der Meyer-Steuerung bei den
                              „Doppel-Steuerungen“ zu vergleichen wäre, ist jedoch
                              eine gewisse Mannigfaltigkeit möglich.
                           
                           Das einfachste ist die Anbringung einer fest mit dem Regulator oder einem
                              entsprechenden Griffrade verbundenen Platte auf dem
                              Schieber, deren Schlitze AB, durch welche der Dampfeintritt in den
                              Vertheilungsschieber erfolgt, beiläufig den Schlitzen αβ des Schiebergesichtes entsprechen, so daß durch
                              Verdrehung der Platte gegen die Bewegungsrichtung des
                              Schiebers die Distanz der Kanten b und B verkürzt wird und vor die Curve bβ des Diagrammes eine neue Curve bB tritt, welche den früheren Dampfabschluß
                              bezeichnet. Das Umgekehrte tritt bei Verstellung der Expansionsscheibe im Sinne der
                              Schieberdrehung ein, wobei nur Sorge zu tragen ist, daß der Spalt AB der
                              Expansionsplatte groß genug ist, damit nicht die Distanz der Kanten Aa kleiner wird wie diejenige der Kanten aα.
                           Dieselbe Einrichtung ist natürlich wie alles Vorausgegangene ebensowohl für rotirende
                              Hähne anwendbar und war in dieser Weise bei der Dingler'schen Maschine auf der Ausstellung durchgeführt.
                           Auf demselben Principe beruht auch der Radinger'sche
                              Expansionsconus, welcher innerhalb des Vertheilungshahnes – diesem
                              entgegengesetzt – rotirt und durch entsprechende Verdrehung seitens des
                              Regulators variable Füllung bewirkt.
                           Ein zweites Mittel zur Veränderung der Distanz der arbeitenden Kanten b und β und dadurch
                              erzielter variabler Füllung wäre noch die Anbringung einer verstellbaren Scheibe zwischen Schieber und Schiebergesicht, welches System
                              zwar auf der Ausstellung nicht vertreten war, aber beiläufig bemerkt bei R. T. Allen's Drehschieber-SteuerungBeschrieben in Dingler's polytechn. Journal, 1874
                                    Bd. CCXI S. 409. in gelungener Weise durchgeführt ist.
                           Damit sind jedoch alle Mittel zur Erzielung einer variablen Expansion erschöpft, und
                              es verdient nur noch hervorgehoben zu werden, daß bei allen Füllungsgraden –
                              bezogen auf die Kolbenwege – nahezu gleich rascher Dampfabschluß erfolgt,
                              wodurch sich speciell die höheren Füllungsgrade hier günstiger gestalten wie bei den
                              Doppelschieber-Steuerungen.
                           Was endlich die Möglichkeit der Reversirung betrifft, so ist als der entscheidende
                              Punkt hier hervorzuheben, daß die zusammen arbeitenden Kanten des Schiebers und des
                              Schiebergesichtes ihre Rollen wechseln und beim umgekehrten Drehungssinne die Curve
                              bβ unseres Diagrammes nun nicht mehr
                              den Dampfabschluß sondern die Admission, umgekehrt die Curve aα
                              die Expansion bestimmt; ebenso gilt dann dβ
                              für den Beginn und cα
                              für den Schluß des
                              Dampfaustrittes. Nehmen wir nun den Fall an, daß die Steuerung keine Voreilung und
                              Compression, sowie volle Füllung gewährt, so fallen in dem Diagramme XVI die Curven
                              aα und dβ, sowie cα und bβ zusammen; es ist dann möglich durch
                              Vertauschung der Dampf-Einströmung und Ausströmung, oder durch Verdrehung des
                              Schiebers um 180° – beziehungsweise 90°, wenn der Schieber die
                              halbe Umdrehungszahl der Kurbelwelle macht, – den umgekehrten Drehungssinn
                              einzuleiten, ganz analog der Umkehrung des Ganges bei einem ohne Voreilung
                              aufgekeilten Excenter.
                           Findet dieser einfache Fall aber nicht statt, so ist der Schieber nur um so viel
                              gegenüber der Kurbel zu verdrehen, als erforderlich ist, in dem Diagramme die Curve
                              bβ an die Stelle von aα und die Curve aα an die Stelle von bβ zu rücken. Dabei sinkt aber auch
                              gleichzeitig die Curve dβ und steigt die
                              Curve cα um denselben Bogenweg. Sind
                              demnach die Abstände der Wendepunkte der beiden Curvenpaare aα, bβ und cα, dβ einander gleich, d.h. besteht die
                              Beziehung m + o = e – v, so hat nichts
                              weiter zu geschehen als eine Verdrehung des Drehschiebers in seiner
                              Bewegungsrichtung um den Bogenweg e – v – m + o, und die Reversirung ist eingeleitet und gibt genau
                              dieselbe Dampfvertheilung für den Rückgang wie früher für den Vorwärtsgang der
                              Maschine.
                           Bei den Excenter-Steuerungen findet dieser Vorgang sein Analogon in der
                              Construction des losen Excenters, welches durch feste Anschläge auf der
                              Schwungradwelle im einen oder anderen Bewegungssinne mitgenommen wird.
                           Inwieweit durch Umkehrung des Drehungssinnes für den
                              rotirenden Schieber eine Reversirung möglich ist und damit gleichzeitig reversible
                              stellbare Expansion zu verbinden wäre, würde an dieser Stelle eine zu erörtern zu
                              weit führen; es genüge hier gezeigt zu haben, daß wohl die
                              Drehschieber-Steuerungen in Bezug auf die Dampfvertheilung annähernd
                              dieselben Resultate erzielen lassen wie die früher behandelten Steuerungssysteme,
                              daß aber nichts berechtigt, sie über dieselben zu stellen
                              oder gar als das bevorzugte Steuerungssystem der Zukunft anzusehen, wie es speciell
                              bezüglich der Hahnsteuerungen scholl behauptet worden ist.
                           Vielmehr kann nun – nach den Resultaten der vorausgegangenen Betrachtungen und
                              mit Rücksicht auf die hervorgehobenen Nachtheile des Dampfvertheilungs-Organes, sowie die Vorzüge des
                              Steuerungs-Mechanismus – um so
                              begründeter behauptet werden, daß nur für schnellgehende
                              Maschinen die Drehschieber-Steuerung an ihrem Platze ist.
                           
                           In dieser Anwendung möge sie zunächst in ihrer einfachsten Gestalt bei der
                              Dreicylinder-Maschine von Brotherhood und Hardingham in London betrachtet werden. Das Wesen dieser
                              schon mehrfach beschriebenen MaschineVergl. Dingler's polytechn. Journal, 1873 Bd.
                                    CCVII S. 177. besteht bekanntlich darin, daß der Dampf innerhalb der drei convergirenden
                              Dampfcylinder (Figur
                                 1) continuirlich einströmt und durch einen Drehschieber s (Figur 2) die äußeren
                              Cylinder-Enden abwechselnd mit der freien Atmosphäre oder mit der centralen
                              Dampfkammer verbunden werden. Dadurch folgt für jeden Kolben abwechselnd Ausgang
                              unter Arbeitsverrichtung, welche mittels der Zugstangen auf die gemeinsame Kurbel
                              übertragen wird, und leerer Rückgang bei gleichem Dampfdrucke auf beiden Seiten des
                              Kolbens, während derselbe von der Kurbel nach einwärts gezogen wird. Hierbei ist
                              auch, indem der Dampf hinter dem Kolben früher abgesperrt wird, eine
                              Expansionswirkung möglich, welche bei der vorliegenden Maschine während drei Fünftel
                              des Rückganges stattfindet.
                           Die Anordnung des Schiebers findet sich dann leicht, aus dem oben aufgestellten
                              Diagramme XVI; das Schiebergesicht muß, entsprechend den drei zu steuernden
                              einfachwirkenden Dampfcylindern, drei Schlitze haben, deren Kanten um je 120°
                              von einander abstehen. Automatische Regulirung der Expansion fand hier nicht statt,
                              soll aber auch schon bei einigen dieser Maschinen angewendet worden sein, und kann
                              selbstverständlich nur durch Anbringung einer Expansionsplatte erzielt werden,
                              welche von dem Regulator entsprechend verdreht wird. Bei der vorliegenden Maschine
                              diente das in Figur
                                 2 angedeutete Griffrad nur zum leichteren Anlassen der Maschine, deren
                              Kurbelwelle w in ihrer Verlängerung eine der bekannten
                              Schraubenpumpen (helical pump) von Imray und Boulton
                              Vergl. Dingler's polytechn. Journal, 1874 Bd. CCXI
                                    S. 330. antrieb.
                           Außer dieser Maschine, welche 9 Zoll engl. (229 Millim.) Cylinder-Durchmesser
                              und 8 Zoll (203 Millim.) Hub hatte, waren auch noch andere kleinere Maschinen dieser
                              Construction ausgestellt, wie sie von der genannten englischen Firma fabriksmäßig
                              erzeugt und für eine Reihe von Verwendungen – für Centrifugalpumpen,
                              Ventilatoren, Dampfwinden u.a.m., ferner auch als hydraulische Motoren –
                              empfohlen werden. Ueberraschend war dabei die zeitweilig erreichte hohe
                              Umdrehungszahl, wie beispielsweise die hier beschriebene Maschine mehrmals über 1000
                              Umdrehungen pro Minute gemacht haben soll.
                           Ueber die Bewährung des Schiebers und überhaupt aller Bewegungstheile, sowie über die
                              erreichbare Oekonomie des Dampfverbrauches konnte man natürlich nur die günstigsten Urtheile hören;
                              – dennoch ist es kaum denkbar, wie diese Maschine längere Zeit ohne kolossale
                              Dampfverluste arbeiten kann. In vielen Fällen mag sie jedoch in directer Verbindung
                              mit der anzutreibenden Arbeitsmaschine – speciell wegen der hohen
                              Umdrehungsgeschwindigkeit und des compacten Mechanismus – zweckmäßige
                              Verwendung finden; als Motor ist die
                              Dreicylinder-Maschine selbstverständlich mit der jetzt zu besprechenden
                              Dampfmaschine der Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken gar nicht zu vergleichen.
                           Die „Dingler-Maschine,“ wie
                              sie allen Besuchern der Maschinenhalle so wohl im Gedächtnisse ist, nahm unter den
                              Dampfmaschinen der Weltausstellung einen hervorragenden Platz ein, zunächst durch
                              die äußerst gelungene und durchdachte Construction der ganzen Maschine, die
                              vortreffliche Ausführung und den überraschend ruhigen Gang bei einer
                              Admissionsspannung von 10 Atmosphären, 10facher Expansion und einer Umdrehungszahl
                              von 115 bis 130 Touren pro Minute; ferner aber war sie
                              auch bemerkenswerth durch die glückliche Anwendung der Hahnsteuerung, die außerdem
                              nur noch bei der Simmeringer Maschine durchgeführt war, hier aber nicht im Betrieb
                              gesehen werden konnte.
                           Auf die allgemeine ConstructionBeschrieben in Dingler's polyt. Journal, 1873 Bd.
                                    CCX S. 1 und 251. ist hier nur in soweit einzugehen, als es zum Verständnisse der Steuerung
                              nothwendig erscheint. Die Maschine ist zweicylindrig mit einem Hochdruckcylinder von
                              125 Millim. und Niederdruckcylinder von 250 Millim. Durchmesser; gemeinschaftlicher
                              Hub 500 Millim. Die Kurbeln der doppelt gekröpften Schwungradwelle sind um
                              180° versetzt und der Dampf, welcher im kleinen Cylinder c (Figur 3) gearbeitet hat,
                              expandirt beim Rückgange des Hochdruckkolbens direct durch den Steuerhahn hinüber in
                              den großen Cylinder C. Am anderen Ende der beiden in
                              einem Stücke gegossenen Cylinder befindet sich ein ganz gleicher Hahn, in einer um
                              90° verdrehten Stellung, – halbe Umdrehung des Hahnes für eine
                              Umdrehung der Kurbelwelle – welcher gleichzeitig durch die in Figur 5 ersichtlichen
                              Canäle frischen Dampf in den Hochdruckcylinder einläßt und den gebrauchten Dampf des
                              Niederdruckcylinders zum Condensator abführt. Dabei ist in bekannter Weise durch
                              entsprechende Disposition der arbeitenden Kanten eine fixe Voreilung für Eintritt
                              und Austritt, sowie constante Füllung des kleinen Cylinders mit 65, des großen
                              Cylinders mit 90 Procent erzielt. Um auch unterhalb dieser Grenze, bis hinab zu 5
                              Procent, die Füllung im Hochdruckcylinder variiren zu können, hat jeder der beiden
                              Steuerhähne noch eine
                              Kappe k aufgesetzt, deren Querschnitt (nach der Linie
                              III IV) in Figur
                                 6 dargestellt ist. Dieselbe ist auf dem schwächeren Ende des Hahnkörpers
                              angebracht und steht mittels der Stange s (Figur 5),
                              welche durch eine Stopfbüchse aus dem Schiebergehäuse heraustritt, mit dem Regulator
                              durch Vermittelung von Hebel und Zugstange in Verbindung. So lange bei unveränderter
                              Stellung des Regulators die Kappe k fest bleibt, findet
                              eine constante Füllung statt, welche der Distanz e (für
                              den todten Punkt) der zusammen arbeitenden Kanten der Expansionskappe und des in
                              derselben rotirenden Hahnes entspricht, da der frische Dampf nur durch die Schlitze
                              der Expansionskoppe dem Steuerhahne zuströmen kann. Durch eine kurze Drehung der
                              Kappe nach links oder rechts unter dem Einflusse des Regulators wird die Distanz e vergrößert oder verkleinert, und damit größere oder
                              geringere Füllung erzielt, ganz analog der Wirkungsweise der früher besprochenen
                              Expansionsplatte. Dabei ist aber hier die Expansionsvorrichtung fast vollständig
                              entlastet und in folge dessen die Einwirkung des Regulators sehr sicher und
                              rasch.
                           Die schädlichen Räume, speciell zwischen Hochdruck- und Niederdruckcylinder,
                              sind aufs kleinste reducirt, was allerdings durch die außergewöhnlich kleinen
                              Querschnittsdimensionen der Dampfcanäle erleichtert wurde, welche jedoch nach den
                              Ansichten des Constructeurs vollkommen genügen sollen.
                           Um die Steuerhähne von einem einseitigen Drucke zu entlasten, sind alle Canäle
                              doppelt, mit diametral gegenüberstehenden Kanten angeordnet, wodurch auch die halbe
                              Umdrehungsgeschwindigkeit der Steuerhähne gegenüber der Kurbelwelle bedingt wurde.
                              Das Hahngehäuse h, welches in das Gußstück g eingesetzt ist, hat gleichfalls an beiden Seiten die
                              correspondirenden Oeffnungen (Schnitt I II in Fig. 4), welche durch
                              einen im Gehäuse h ausgedrehten Canal unter einander und
                              mit dem entsprechenden Dampfcylinder-Canale in Verbindung stehen, so daß aus
                              beiden Oeffnungen des Hahnes der Dampf ausströmen kann.
                           Somit bleibt nur mehr ein in der Längsachse des Hahnes wirkender Druck pp auf dessen Querschnittsfläche übrig, welcher
                              die Tendenz hat, denselben von seiner Gleitfläche zu entfernen. Dem entgegen wirkt
                              die Spindel S, welche den Hahnkörper an seinem größeren
                              Ende mit vier Klauen umfaßt und außerhalb des Hahngehäuses in einer nachstellbaren
                              Spurpfanne gelagert ist. Hier sitzen auch auf den Spindeln S die Schraubenräder, welche mit den Rädern einer längs des
                              Maschinengestelles laufenden Welle in Eingriff stehen und mittels derselben ihren
                              Antrieb von der Schwungradwelle aus erhalten.
                           
                           Es muß noch speciell hervorgehoben werden, welch wesentlicher Vorzug für das ganze
                              System in dieser Disposition der Steuerhähne begründet ist. Indem nämlich der Dampf
                              das Bestreben hat, sich von dem engeren nach dem weiteren Ende des Hahnes
                              durchzuzwängen, wird wohl stets ein gewisser unvermeidlicher Dampfverlust vorzusehen
                              sein, gleichzeitig aber wirkt diese Dampfschichte als beste Schmierung und
                              verhindert Reibung und Abnützung der Gleitflächen, so daß alle Gewähr eines
                              dauernden Erhaltungszustandes geboten ist. Sollte beim Auslaufen des Spurzapfens der
                              Spindel S das richtige Nachstellen versäumt werden, so
                              würden wohl größere Dampfverluste eintreten, die sich alsbald bemerkbar machen
                              müßten; nie aber wird der Fall eintreten können, daß in folge des Dampfdruckes
                              selbst ein Verlaufen oder Festklemmen des Hahnes stattfindet, welches zum Bruch und
                              Stillstand der Maschine führen würde.
                           In dieser Ausführung ist eine Dingler'sche
                              Doppeldampfmaschine – System Ehrhardt – nun
                              schon mehrere Jahre in Betrieb und hat sich bis jetzt in allen wesentlichen Theilen
                              aufs vorzüglichste bewährt. Wir sehen hier eine Anwendung der
                              Drehschieber-Steuerung, bei welcher alle Mängel des Systemes so viel als
                              möglich herabgedrückt, alle Vorzüge aufs äußerste ausgenützt sind, so daß man nicht
                              mit Unrecht die dauernde Bewährung und Ausbreitung dieses
                              Systemes als eine entscheidende Probe für die Brauchbarkeit der
                              Drehschieber-Steuerung überhaupt erklären könnte.
                           Man muß daher mit größtem Interesse den Resultaten der ausgedehnten Versuche
                              entgegensehen, welche von dem Erfinder dieses Maschinensystemes, Ingenieur L. Ehrhardt, gegenwärtig in der Dingler'schen Maschinenfabrik angestellt werden, leider aber noch nicht so
                              weit gediehen sind, um hier schon veröffentlicht werden zu können.
                           Während die Dingler-Maschine als Resultat
                              mehrjähriger Versuche an einer ähnlich gebauten Vorgängerin auf die Weltausstellung
                              gesendet wurde, ist die 10pferdige Dampfmaschine – 265 Millim. Durchmesser,
                              630 Millim Hub – der Maschinen- und Waggonbaufabriks-Actiengesellschaft (vormals H. D.
                              Schmid) in Simmering mit rotirender Hahnsteuerung
                              System Radinger als erste
                              ihrer Gattung und daher selbstverständlich mit manchen Unvollkommenheiten
                              erschienen, welche bei späteren Constructionen leicht vermieden werden dürften.
                           Wir zählen dazu nicht die Anwendung von zehn Zahnrädern zum Antrieb der Steuerung,
                              welche die meisten Besucher vorwegs von dem näheren Studium der Maschine
                              abschreckten, von denen jedoch die Zahl von acht nothwendig durch das System bedingt ist; wohl
                              aber erscheint uns vor allem die normale Tourenzahl der Maschine wenigstens um die
                              Hälfte zu klein – bei 65 Umdrehungen der Maschine macht der Regulator nur 32
                              1/2 Touren in der Minute – und der ganze Mechanismus der beiden in einander
                              rotirenden Hähne mit den betreffenden Dichtungen und Nachstellvorrichtungen noch
                              mancher Verbesserung fähig.
                           Die Maschine enthält, wie aus Figur 7 und 8 ersichtlich
                              ist, vier verschiedene Steuerhähne; – davon zwei für den austretenden Dampf,
                              welche nahezu cylindrisch sind und keiner Nachstellung bedürfen, da sie in folge
                              eines gewissen Spieles gegen ihre Drehungsachse bei Schließung der Austrittscanäle
                              durch den Druck des Dampfes selbst abgedichtet werden.
                           Zwischen denselben sind in einem eigenen Gehäuse, in welches der Kesseldampf
                              eintritt, die beiden Hähne für die Dampfzuströmung angebracht, von denen der äußere
                              die fixe Admission und Expansion, der innere die variable
                              Expansion bewerkstelligt.
                           Die Hähne sind zum Zwecke der Entlastung mit diametral entgegengestellten Schlitzen
                              versehen, so daß einer halben Umdrehung derselben eine ganze Umdrehung der Kurbel
                              entspricht, und dem entsprechend münden auch die beiden Canäle zum Dampfcylinder
                              unter einem rechten Winkel gegen einander im Hahngehäuse ein. Indem aber der
                              Expansionsconus dem äußeren Hahne entgegengesetzt rotirt, bewirkt er den
                              Dampfabschluß gerade doppelt so rasch wie die Ehrhardt'sche Expansionskappe, und bedingt dadurch einen wesentlichen Vorzug der Radinger-Steuerung.
                           Im Uebrigen ist das Princip der Expansions-Regulirung ganz übereinstimmend mit
                              dem bei der Dingler'schen Maschine angewendeten, sowie
                              mit der eingangs besprochenen verstellbaren Expansionsplatte und bedarf daher keiner
                              näheren Erklärung. Auch hier wird durch Verdrehung des Expansionsconus gegen die Bewegungsrichtung des Vertheilungshahnes
                              – d.h. im Sinne seiner eigenen Rotationsbewegung – die Füllung
                              verringert, bei Verdrehung des Expansionsconus entgegen seinem Drehungssinne längere
                              Admission erzielt. Dabei gestattet aber das hier angewendete System die Durchführung
                              einer äußerst geistreichen und wirklich frappant einfachen automatischen
                              Expansionsvorrichtung.
                           Es empfängt nämlich der Expansionsconus, der mit einem nach oben bis über die
                              Regulatorhülse verlängerten Rohre die Spindel des Regulators umfaßt, seinen Antrieb
                              am oberen Ende dieses Rohres von dem Querstege a,
                              welcher fest mit der Regulatorhülse verbunden ist und an dessen Enden die abgekröpften
                              Regulatorarme angreifen. Während aber dieser Steg in der Regulatorspindel einen
                              verticalen Schlitz zu seiner auf- und abwärtsgehenden Bewegung findet, sind
                              die entsprechenden Schlitze des mit dem Expansionsconus verbundenen Rohres
                              schraubenförmig gewunden, so daß dasselbe zwar bei fixer Stellung der Regulatorhülse
                              an der Drehung der Regulatorspindel in fester Verbindung mit derselben theilnimmt,
                              bei der Verstellung der Schwungkugeln aber durch den Druck des Steges gegen die
                              Schraubenlinie eine kleine Drehung gegenüber der Spindel machen muß. Hierdurch wird
                              in gewünschter Weise der Expansionsconus durch das Steigen oder Sinken der Kugeln
                              – im Sinne oder entgegen seiner Bewegungsrichtung – verdreht und damit
                              größere oder geringere Expansion vom Stande des Regulators abhängig gemacht. Nachdem
                              der Expansionsconus bis auf die Ringfläche, welche der Differenz des oberen und
                              unteren Durchmessers entspricht, vollkommen entlastet ist, kann diese Verdrehung mit
                              geringem Kraftaufwande erfolgen, umsomehr als die Wirkung des Regulators eine so
                              unmittelbare ist, wie bei keiner anderen Dampfmaschinen-Steuerung. Es wirkt
                              demgemäß auch der Regulator, trotz seiner geringen Tourenzahl mit vollendeter
                              Sicherheit und Empfindlichkeit.
                           Bemerkt muß noch werden, daß die Regulatorhülse mittels Zugstange und Winkelhebels
                              mit einem Gegengewichte verbunden ist, das in bekannter Weise die Wirkung des Watt'schen Regulators zu einer annähernd astatischen
                              gestaltet; ein mit dem Winkelhebel verbundener Zeiger gibt gleichzeitig die Stellung
                              der Regulatorhülse und den entsprechenden Füllungsgrad an.
                           Um aber auch außer den Grenzen der automatischen Regulirung die Maschine zwischen 10
                              und 60 Procent auf den gewünschten mittleren
                              Expansionsgrad einzustellen, ist die Regulatorspindel selbst einer Hebung oder
                              Senkung fähig, indem der Spurzapfen der Spindel mittels eines doppelarmigen Hebels
                              h durch Schraube und Griffrad hinauf oder herab
                              bewegt werden kann.
                           Der Antrieb der Spindel erfolgt mittels des Kegelrades b,
                              welches von dem auf der Welle w aufgekeilten Kegelrade,
                              vom halben Durchmesser, in Bewegung gesetzt wird. In entgegengesetzter Richtung wird
                              der Vertheilungshahn durch das zweite Kegelrad c bewegt,
                              welches mit dem nach abwärts verlängerten, die Spindel umfassenden Rohre des äußeren
                              Hahnes durch Feder und Nuth verbunden ist. Mit dem Kegelrade aus einem Stücke ist
                              das oberhalb desselben befindliche Stirnrad, welches die beiden Hähne für die
                              Dampfausströmung in Bewegung setzt, und es ist nur noch hinzuzufügen, daß die Welle w mittels gleichgroßer conischer Räder von einer
                              unterhalb der Kurbelwelle gelagerten Vorgelegewelle angetrieben wird, welche
                              dieselbe Tourenzahl erhält wie die Hauptwelle.
                           Es erübrigt noch die Darstellung des eigenthümlichen Mechanismus, mittels dessen die
                              rotirenden Hähne in der richtigen Lage gehalten, resp. nach Bedarf verstellt werden
                              können. Zu diesem Zwecke ist der äußere Hahn an seinem oberen Ende durch vier Arme
                              mit einem Rohre verbunden, welches über das Rohr des Expansionsconus geschoben ist,
                              und durch eine Stopfbüchse aus dem Hahngehäuse heraustritt. Der Deckel des Gehäuses
                              ist zweitheilig und trägt einen Ständer aufgegossen, in dessen oberem Theile die
                              Hülse r fest, und das zweitheilige Kammlager k verschiebbar gelagert ist. Die Hülse r, in welche das Kammlager eingeschraubt ist, trägt an
                              ihrem unterem Ende eine Schraubenverzahnung mit eingreifender Schnecke, womit die
                              Hülse r gedreht und dadurch das Kammlager und der
                              Vertheilungshahn gehoben und gesenkt werden können. Gleichzeitig muß jedoch auch der
                              innere Conus mitbewegt werden, und zu diesem Ende ist die Schraubenhülse r' sowie das Kammlager k',
                              welches den Expansionsconus trägt, in der Verlängerung des Kammlagers k gelagert, so daß der innere Hahn stets zugleich mit
                              dem äußeren gehoben und gesenkt wird, außerdem aber noch eine besondere Verstellung
                              mittels des an r' angebrachten Schneckengetriebes
                              erhalten kann.
                           Wie aus Figur 8
                              hervorgeht, hat dabei das Kammlager k' gleichzeitig die
                              Bestimmung, den dampfdichten Abschluß des auf die Regulatorspindel aufgeschobenen
                              Rohres zu bewerkstelligen, erfüllt denselben aber, wie die Erfahrung zeigt, nicht
                              vollkommen, so daß die Anbringung einer Stopfbüchse in der Schraubenhülse r' beabsichtigt wird.
                           Abgesehen jedoch von diesem kleinen Uebelstande bewährt sich die Maschine, welche
                              gegenwärtig einen Theil der Werkstätten der Simmeringer Maschinenfabrik antreibt,
                              aufs vollkommenste und zeichnet sich speciell aus durch die vortreffliche Wirkung
                              des Regulators und ihren ruhigen Gang. Dabei darf freilich nicht unterlassen werden,
                              für das Nachstellen der Hähne entsprechend Sorge zu tragen, indem sich die
                              Kammzapfen, durch den nach abwärts gerichteten Druck des Dampfes, allmälig auslaufen
                              und dadurch ein Verklemmen der Hähne eintreten kann, wenn die Kammzapfen nicht
                              rechtzeitig mittels der Schraubenhülsen r und r' wieder etwas gehoben werden.
                           Es ist klar, daß dieses Geschäft mit sorgfältiger und geübter Hand besorgt werden
                              muß, um nicht andererseits durch zu großes Spiel der Hähne übermäßige Dampfverluste
                              hervorzurufen, und es mag der Ausspruch wohl gestattet sein, daß in dieser Richtung noch eine
                              Verbesserung des Systemes wünschenswerth und auch wohl möglich wäre, durch welche
                              die Vorzüge dieser interessanten Steuerung einer ausgedehnteren Anwendung zugeführt
                              würden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
