| Titel: | Der Profilograph; von Radislav Marian, Oberlieutnant in der k. k. österreichische Genie-Truppe. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. XCVIII., S. 394 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XCVIII.
                        Der Profilograph; von Radislav Marian, Oberlieutnant in
                           der k. k. österreichische Genie-Truppe.
                        Aus den Technischen Blättern, 1874 S.
                              107.
                        Mit Abbildungen.
                        Marian's Profilograph.
                        
                     
                        
                           Der Profilograph hat den Zweck, das Profil einer Trace, welche mit demselben
                              „befahren“ wird, auch sofort zu zeichnen.
                           
                              
                              Holzschnitt I, Bd. 213, S. 394
                              Der Mechanismus ist in einem Kasten eingeschlossen (Holzschnitt I), welcher mit zwei vorderen auf gemeinschaftlicher
                                 Achse aufgekeilten Rädern und einem dritten Rade von gleichem Durchmesser
                                 unveränderlich verbunden ist, somit beim Befahren eines Terrains stets parallel
                                 mit demselben verbleibt. Durch die zwei vorderen Laufräder wird der Mechanismus
                                 in Thätigkeit gesetzt. Zur Regulirung dieser Bewegung entsprechend dem
                                 jeweiligen Terrainwinkel dienen zwei auf einer gemeinsamen Achse befindliche
                                 schwere, sich stets vertical stellende Pendel, welche auch mit dem Kasten
                                 denselben Terrainwinkel einschließen.Um Schwingungen des Pendels zu vermeiden, ist bei wechselndem Terrain
                                       langsames, gleichmäßiges Fahren besonders geboten und dürfte in den
                                       schwer vermeidlichen Pendelschwingungen eine unliebsame Fehlerquelle
                                       sich finden. (A. d. R. d. T. Bl.) Mit der Achse des rückwärtigen Rades ist ein Führungsstab, die Deichsel,
                                 verbunden.
                              
                           Das Princip, nach welchem der Mechanismus construirt ist, beruht auf der Bestimmung
                              eines Linienelementes Profils durch seine zwei Ordinaten, bezogen auf ein
                              rechtwinkeliges Coordinatensystem: indem durch denselben ein Papierstreifen im
                              verjüngten Maßstabe nach der Horizontal-Projection der entwickelten Trace, d.
                              i. nach dem Cosinus des jeweiligen Terrainwinkels – und gleichzeitig ein
                              Bleistift senkrecht auf diese Bewegungsrichtung entsprechend der
                              Vertical-Projection, d. i. nach dem Sinus desselben Terrainwinkels, entweder in dem einen
                              oder dem entgegengesetzten Sinne bewegt wird, je nachdem das Terrain steigend oder
                              fallend ist, wodurch sich das continuirliche Profil ergibt.
                           Die folgenden Figuren zeigen die Lage der einzelnen Theile, wenn der Apparat auf
                              einer abwärts geneigten Böschung steht.
                           
                              
                              Holzschnitt II, Bd. 213, S. 395
                              
                           Durch die zwei vorderen Laufräder A₁, A₂ (Holzschnitt
                                 II) wird während des Fahrens die Achse B sowie das
                              auf sie aufgeschobene Zahnrad C gedreht. Dieses Rad
                              greift in den parallel zur Achse gezahnten Theil D₁ der Welle D, welche mittels der Schraube
                              ohne Ende D₂ die ebenfalls parallel zu ihrer
                              Achse gezahnte Welle E in Umdrehung versetzt. Auf der
                              Welle ist ein gekerbtes Stahlrädchen F befestigt,
                              welches die eigens geformte, glatt abgedrehte Welle G
                              aus Hartkautschuk durch Friction bewegt. Zur sicheren Lagerung und Bewegung
                              derselben ist unten und oben eine Messingplatte angeschraubt. Letztere ist gezahnt
                              und greift in die ebenfalls gezahnte Scheibe J ein, die
                              mittels eines Dornes in einer (in der Figur nicht ersichtlichen) Hülse gelagert ist.
                              Auf der unteren Seite der Scheibe J ist ein Kegelrad K angelöthet, welches in ein anderes eingreift. An die
                              Achse des letzteren ist eine Walze aufgeschoben, welche mit einer ebenso großen,
                              unterhalb befindlichen Walze einen dazwischen gelegten Papierstreifen fortbewegt,
                              der sich von einer Walze ab- und auf eine andere aufwickelt, wozu selbe mit
                              einer der früheren durch eine endlose Kette verbunden ist. Hierdurch wird der Papierstreifen in einem
                              ganz bestimmten Verhältnisse zur entwickelten Trace vorwärts bewegt.
                           Zur Bewegung des Bleistiftes überträgt die Scheibe J ihre
                              Bewegung durch Friction auf das gekerbte Stahlrädchen a,
                              welches auf einer viereckigen Welle b aufgeschoben ist.
                              An einem Ende dieser Welle ist ein Zahnrad aufgesetzt, welches in ein Getriebe einer
                              Spindel eingreift. Durch die Spindel wird ein Metallstück, welches den Bleistift
                              aufnimmt, gradlinig und zwar senkrecht auf die Bewegungsrichtung des Papierstreifens
                              fortbewegt.
                           
                              
                              Holzschnitt III, Bd. 213, S. 396
                              Kommt der Kasten auf eine horizontale Ebene zu stehen, so wird durch die auf
                                 gemeinschaftlicher Achse M (Holzschnitt III) aufgekeilten Pendel P1,2
                                 Die mit Ziffern 1,2 versehenen Buchstaben
                                       deuten auf den analogen symmetrisch angeordneten Theil des
                                       Mechanismus. die Lage einzelner Theile – wie folgt – geändert.
                              Durch den auf der Achse M aufgesteckten 100°
                                 Segmentbogen S1,2
                                 welcher sich hierbei relativ nach rechts bewegt, dreht sich die Welle bei c um ihre Achse somit auch das Zahnrad Q1,2 dieses bewegt
                                 nun den Rahmen R1,2
                                 in der Richtung des Pfeiles. Es wird somit die Spange T (Figur II), die mit ihren Enden durch
                                 den Schlitz des Rahmens R₁ durchgesteckt ist,
                                 sammt den mit ihr fest verbundenen Theilen, d. i. dem Kniestück U der an dasselbe angeschraubten geschlitzten Platte
                                 V, wie der Welle E
                                 und dem Stahlrade F, in einer Ebene nach abwärts
                                 gedrückt, bis die Enden der Spange T in den Scheitel
                                 α des Schlitzes (Fig. III) gelangt.
                              
                           Hierbei gleitet das Stahlrädchen F beständig längs der
                              Welle G, wozu die Führungen X1,2 für die Enden der Spange, an denen
                              kleine Leitrollen angesetzt sind, entsprechende Form haben, ohne daß hierdurch der
                              Eingriff zwischen der Schraube ohne Ende D₂ und
                              der verticalen Welle E einerseits und zwischen dem Zahnrade C und dem gezahnten Wellenstücke D₁ andererseits aufgehoben wird. Damit dies möglich ist, wird die
                              Welle D bei dieser gleichzeitigen seitlichen
                              Verschiebung der Spange T etc. ebenfalls mitgenommen,
                              die sich daher auch in ihren Lagern u, m seitlich
                              verschieben läßt. Das Ende D₃ hat einen verengten
                              Hals, welcher in den Schlitz der Platte V eingelegt ist,
                              damit die Abwärtsbewegung nicht gehindert wird. Gleichzeitig bewegt sich aber auch
                              das gezahnte Rädchen C1,2 (Holzschnitt III) an der Welle N1'2' wodurch der
                              gezahnte Schlitten d1,2
                              längs des mit einer Nuth versehenen Ständers C1'2'
                              in welchen eine Feder des Schlittens eingreift, nach abwärts. An den Schlitten ist
                              eine ebenfalls mit einer Nuth versehene geschweifte Führung F1'2' befestigt, in welche Nuth die Enden einer
                              Spange g eingreifen. Diese umfaßt das gekerbte
                              Stahlrädchen a und schiebt dasselbe auf der viereckigen
                              Welle b (ohne die rotirende Bewegung zu beeinträchtigen)
                              entsprechend der seitlichen Verrückung durch die Führungen in der Richtung eines
                              Durchmessers der Scheibe J (in Fig. II senkrecht auf der Ebene des Papiers, in Fig. III in der Richtung des horizontalen Pfeiles).
                           Bei einem horizontalen Terrain kommt die Führung F1,2 in eine solche Lage, daß sich das Ende der
                              Spange g in der Mitte derselben, das Stahlrädchen a genau über dem Mittelpunkte der Scheibe J befindet, wodurch keine Bewegung durch dieselbe auf
                              das Stahlrädchen, somit auch nicht auf den Bleistift übertragen werden kann. Es
                              verzeichnet sich hierbei bei der Fortbewegung des Papierstreifens eine zum Rande
                              parallele, d. i. eine horizontale Linie.
                           Uebergeht der Apparat aus dieser Position auf ein steigendes Terrain, so erfolgt die
                              Bewegung der Segmente etc. (wie früher) im Sinne der Pfeile fort. Hierbei wird die
                              Spange T sammt den mit ihr verbundenen Theilen
                              entsprechend der Steigung durch den anderen Theil αγ des Schlitzes gehoben, wodurch die Bewegung des Papieres,
                              wegen des größer werdenden Durchmessers der Welle G im
                              selben Verhältnisse verzögert wird, als der Cosinus des Terrainwinkels kleiner wie
                              die entwickelte (zu befahrende) Strecke ist. Geht andererseits der Schlitten d1,2 (Fig. III) noch weiter herunter, so kommt die von der
                              Mittellinie rechts liegende Nuth der Führung F1,2 mit den Enden der Spange g in Contact und schiebt selbe noch weiter nach rechts, wodurch das
                              Stahlrädchen a auf die andere Seite vom Mittelpunkte der
                              Scheibe aus zu stehen kommt. Bei der (gleichen) Fortbewegung der Scheibe wird
                              offenbar das Rädchen a sich im entgegengesetzten Sinne
                              gegenüber dem früheren sich bewegen, somit auch der Bleistift in der anderen
                              Richtung, d.h. entsprechend dem steigenden Terrain die Trace zeichnen. Je mehr sich der
                              Segmentbogen F1,2 von
                              seiner Mittellage nach der einen oder der anderen Richtung bewegt, d.h. je größer
                              der Terrainwinkel ist, desto größer ist die Verschiebung des Stahlrädchens vom
                              Mittelpunkte der Scheibe, desto größer ist somit die relative Umfangsgeschwindigkeit
                              gegen die der Scheibe J, desto größer somit auch die
                              seitliche Bewegung des Bleistiftes, wegen der größeren Verticalprojection des
                              Profilelementes.
                           Wenn das Profil verzerrt werden, d.h. die Verticalprojection drei- oder
                              viermal vergrößert erscheinen soll, so ist es nur nöthig, die Schraube h1,2 zu lüften und die
                              geschweifte Führung um ihren Mittelpunkt so zu drehen, daß die entsprechende Marke
                              am geschlitzten Segmentbogen i1,2 mit einer am Schlitten angebrachten übereinstimmt, wonach die Schraube
                              h1,2 wieder
                              angezogen wird. Der hierdurch entstehende Fehler ist sehr klein, wenn man die
                              Führung nicht gegen eine neue richtig construirte umtauschen will.
                           Soll das Instrument fahren, ohne jedoch hierbei zu zeichnen, so wird das Rad C an der Achse B außer
                              Eingriff mit D₁ gebracht.
                           Um die richtige Lage der Pendel P1,2 zu erkennen, dienen die kleinen sehr empfindlich
                              eingerichteten Pendel P'1,2 deren Spitze mit einer Marke an dem großen Pendel stets übereinstimmen
                              soll. –
                           Allerdings hat sich der Mechanismus nach der ersten Ausführung des InstrumentesGegenwärtig befindet sich dasselbe in der Modellen-Sammlung des
                                    deutschen polytechnischen Institutes zu Prag., welches nur als Modell dienen sollte, etwas complicirt erwiesen,
                              nichtsdestoweniger aber auch ein Resultat geliefert, durch welches sich bei nur
                              einiger Vereinfachung eine praktische Verwerthbarkeit fast mit Sicherheit erhoffen
                              läßt, da sich die Walzen wie das Stahlrädchen auf der Scheibe, selbst wenn es sehr
                              nahe dem Mittelpunkte stand, noch ganz gut bewegten, wenn der Papierstreifen nicht
                              eingelegt war.
                           Welche Anforderungen noch außerdem die Praxis verlangt, kann auch nur durch
                              praktische Versuche ermittelt werden, welche ich zu unternehmen nicht mehr in der
                              Lage war.
                           Prag, im Juni 1874.