| Titel: | Ueber die Heizkraft und die Classification der Steinkohle; von L. Gruner. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. CIV., S. 431 | 
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                        CIV.
                        Ueber die Heizkraft und die Classification der
                           Steinkohle; von L.
                              Gruner.
                        Aus den Annales des Mines, 1873 t. IV p.
                              169.
                        (Schluß von S.
                              255 des ersten Augustheftes.)
                        Gruner, über die Heizkraft und die Classification der
                           Steinkohle.
                        
                     
                        
                           3) Eigentliche fette Steinkohlen oder
                                 Schmiedekohlen (fette Schmiedekohlen).
                           Die Kohlen dieser Classe sind schön schwarz, von lebhaftem Glanze und einem
                              charakteristischen fetten Ansehen, wenig hart und von mehr oder weniger deutlich
                              hervortretend blättriger Textur. Ihr Staub ist braun. Sie brennen mit weniger langer
                              und weniger rußender, glänzenderer Flamme als die beiden vorigen Typen. Im Feuer
                              erweichen sie, erleiden eine Art von teigiger Schmelzung oder schmelzen sogar
                              vollständig, wie Harz oder Pech. Obgleich sie weniger flüchtige Substanzen enthalten
                              als die fetten Steinkohlen mit langer Flamme, so blähen sie sich beim Erhitzen doch
                              stärker auf. In Folge der Schmelzung oder Erweichung, die diese Kohle im Feuer
                              erleidet, backt das Kohlenklein oder die Lösche zusammen und bildet compacte Massen,
                              wodurch sie zur Benützung beim Schmieden außerordentlich geeignet wird (indem sie in
                              dem Schmiedefeuer über dem zu erhitzenden Schmiedestücke ein Gewölbe bildet); sie
                              wird im Handel mit dem Namen Schmiedekohle bezeichnet. In
                              Folge der eben erwähnten Eigenschaft ist sie auch zur Production guter Coaks
                              trefflich geeignet; daher die Bezeichnung Backkohle. Wir
                              müssen indessen die Bemerkung hinzufügen, daß der letztere Ausdruck in der
                              Wirklichkeit eine allgemeinere Bedeutung hat; derselbe paßt für alle drei Classen
                              von fetten Kohlen, und diese können auch wirklich alle
                              drei als Gaskohle, als Schmiedekohle und als Coakskohle benützt
                              werden; nur ist der erste Typus speciell für die Gasbereitung geeignet in Folge des
                              großen Gehaltes an flüchtigen Substanzen und der letzte Typus – die fetten
                              Kohlen mit kurzer Flamme begreifend – ist wiederum ganz besonders zur
                              Coaksfabrikation passend, wegen des bedeutenden Gehaltes an festem Kohlenstoff und
                              der Festigkeit des kohligen Rückstandes. Demnach muß man, obgleich die eigentlichen
                              fetten Kohlen (Schmiedekohlen) sehr häufig zur Darstellung von Coaks und zuweilen
                              auch zur Leuchtgasfabrikation benützt werden, dennoch für den erstgenannten Zweck
                              (die Vercoakung) den fetten Kohlen mit kurzer Flamme (des
                              vierten Typus) und für die Gasbereitung den fetten Kohlen mit langer Flamme (der zweiten Classe) den Vorzug geben.
                           Die mittlere Dichtigkeit der eigentlichen fetten Kohlen (Schmiedekohlen) ist = 1,30;
                              ein Kubikmeter Stückkohle wiegt 750 bis 800 Kilogrm.
                           Die Elementarzusammensetzung der dieser Classe angehörenden Fettkohlen ist die
                              folgende:
                           
                              
                                 Kohlenstoff 
                                 84    – 89,0
                                 
                              
                                 Wasserstoff 
                                   5,5 –   5
                                 
                              
                                 Sauerstoff und Stickstoff 
                                 11    –   5,5
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Sonach liegt das Verhältniß (O + N)/H zwischen 2 und 1.
                           Die Immediatanalyse führt andererseits zu den nachstehenden Zahlen:
                           
                           
                              
                                 Dichte gut geschmolzene Coaks 
                                 68–74
                                 
                                 
                                 
                              
                                 AmmoniakwasserBitumen Gas 
                                   3–  113–10
                                    16–15
                                 
                                    
                                    
                                 Flüchtige Substanzen 32–26.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die calorimetrischen Untersuchungen von Scheurer-Kestner und Meunier ergeben für
                              den Wärmeeffect der reinen fetten Steinkohlen, ohne Asche und Wasser angenommen,
                              8800 bis 9300 Wärmeeinheiten. Wir führen als Beispiele hier speciell die Kohlen von
                              Ronchamp, Denain und Anzin an (vergl. die erste Tabelle auf S. 74).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 213, S. 432
                              Abstammung der untersuchten
                                 Steinkohlen; Zusammensetzung der Steinkohlen, nach Abzug der Asche; Gehalt der
                                 reinen, aschfreien Kohle an flücht Substzn.; Beschaffenheit und äußeres Ansehen
                                 der Coaks; Bemerkungen; Grube Grand-Croix Rieve-de-Gier;
                                 Obere Partie des großen Flötzes; Untere Partie; Fette Kohle von Newcastle; Fette
                                 Steinkohle von Durham (Yorkshire); Mittel von fünf Flötzen v. Denain bei
                                 Valenciennes; Mittel von neun Flötzen d. Beckens von Valenciennes; Mittel von
                                 drei Flötzen: Lens, Hersin und Bily-Montigny (Dep.
                                 Pas-de-Calais); Geschmolzen stark aufgebläht; Gut geschmolzen aber
                                 weniger aufgebläht; Diese beiden von Regnault untersuchten Steinkohlensorten
                                 wurden hauptsächlich zur Coaksfabrikation verwendet; Analysen von Richardson;
                                 Analysen von Marseilly; Diese Kohlen gehen schon in fette Kohlen mit kurzer
                                 Flamme über, welche Nordfrankreich trotz ihrer leichten Zerreiblichkeit als
                                 harte Kohlen bezeichnet werden
                              
                           Die eigentlichen fetten Steinkohlen kommen in Frankreich in sehr großer Menge vor;
                              sie finden sich hauptsächlich in dem Becken von Saint-Etienne, sowie in den
                              mittleren Theilen des Nordbeckens und des Beckens von Pas-de-Calais.
                              Ferner sind sie in großer Menge in Belgien, in der Gegend von Lüttich, und in dem
                              unteren Theile des Beckens von Mons vorhanden; ebenso in Westphalen (Ruhrbecken) und
                              in der unteren Zone des nordenglischen Steinkohlenbeckens (Yorkshire). In Wales
                              existirt die eigentliche fette Steinkohle in der Umgegend von Newport, nach dem
                              östlichen Ende dieses Beckens hin. Die vorstehende Tabelle enthält die Analysen mehrerer, zur
                              Classe der Schmiedekohlen gehörender fetter Steinkohlen aus verschiedenen Ländern.
                              Die Zusammensetzung der Fettkohle von Ronchamp wurde bereits in der ersten Tabelle
                              angegeben.
                           Auch die Steinkohlen von Bochum und Essen in Rheinland-Westphalen sind nach
                              den Analysen von Dr.
                              Heintz hauptsächlich fette Kohlen, deren Zusammensetzung
                              im Allgemeinen mit den in der vorstehenden Tabelle angegebenen Mittelwerthen
                              übereinstimmt. Im Bochumer Reviere finden sich aber außerdem in den Hangenden
                              Partien Kohlen mit langer Flamme, deren Kohlenstoffgehalt bis auf 82 Proc. hinabgeht
                              und dessen Sauerstoff (mit Einschluß des Stickstoffgehaltes) 12 bis 13 Procent
                              erreicht.
                           Bei näherer Prüfung dieser Analysen der fetten Schmiedekohlen wird man durch den
                              Mangel an Uebereinstimmung in der Elementarzusammensetzung und dem Gehalte an
                              flüchtigen Substanzen überrascht. So z.B. geben die Kohlen von Grand-Croix,
                              welche 89 Proc. Kohlenstoff auf 11 Proc. gasförmige Bestandtheile enthalten, 30
                              Proc. flüchtige Producte, während die Kohlen von Valenciennes und aus dem
                              Departement Pas-de-Calais, welche unter 82 Proc. Kohlenstoff und über
                              12 Proc. gasförmige Bestandtheile enthalten, bei der Destillation oft nur 24, 26,
                              höchstens 32 Proc. flüchtige Bestandtheile geben. Der Gegensatz ist noch größer,
                              wenn wir die Steinkohle von Ronchamp mit der vom Chaptal-Schachte (im
                              Creuzot) vergleichen, deren Analyse schon S. 74 mitgetheilt wurde. Wie ich bereits
                              bemerkt habe, ist die Elementarzusammensetzung bei beiden Kohlen beinahe ganz
                              dieselbe, und dennoch lassen sie sich nicht in eine und dieselbe Classe einreihen;
                              die erstere ist eine gewöhnliche fette Kohle mit 27 Proc. flüchtiger Bestandtheile,
                              während die vom Chaptal-Schachte eine kurzflammende Steinkohle ist, die nur
                              19,6 flüchtige Substanzen gibt und diese Differenz entspricht einer um genau 545
                              Wärmeeinheiten größeren Verbrennungswärme. Derselbe Gegensatz existirt, wie wir
                              sahen, zwischen den Steinkohlen von Denain und Anzin und denen von Duttweiler und
                              Sulzbach.
                           Uebrigens zeigt sich dieser Mangel an Uebereinstimmung zwischen der
                              Elementarzusammensetzung und den Resultaten der Immediatanalyse ganz besonders bei
                              der Vergleichung der aus verschiedenen Becken abstammenden Steinkohlen: von Ronchamp
                              und vom Creuzot; von Saarbrücken und aus dem französischen Nordbecken; aus dem
                              Bassin der Loire und aus dem Becken des Departement Pas-de-Calais.
                           Schließlich erwähnen wir die mit den eigentlichen oder gewöhnlichen fetten
                              Steinkohlen (Schmiedekohlen) abgeführten Verdampfungsversuche, welche zur Bestimmung
                              ihres relativen Werthes gedient haben.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 213, S. 434
                              Abstammung der untersuchten
                                 Steinkohlen; Wassergehalt; Aschengehalt; der Steinkohle in Procent;
                                 Gewichtsmenge des per Kilogrm. verbrannter Kohle
                                 verdampften Wassers von 0°; in verkäufl. Zustände; in reinem Zustande;
                                 Bemerkungen; Steinkohle v. Ronchamp (1. Versuchsreihe); Steinkohle v. Ronchamp
                                 (2. Versuchsreihe); Steinkohle von Wettin (preuß. Prov. Sachsen); Steinkohle von
                                 Eschweiler (Rheinpreußen); Steinkohle von Grube Engelsburg (Ruhrbecken);
                                 Steinkohle von der Grube Präsident (Ruhrbecken); Versuche von
                                 Scheurer-Kestner. Die 1 Versuchsreihe ergab in Folge der zur Verbrennung
                                 ungenügenden Luftmenge eine niedrigere Zahl, als die 2. Reihe; Versuche von
                                 Brix
                              
                           Diese Tabelle zeigt, daß die eigentlichen oder gewöhnlichen Fettkohlen
                              durchschnittlich 8,75 Kilogrm. Wasser verdampfen, und daß ihr Verdampfungsvermögen
                              zwischen dem Minimum von 8,40 Kilogrm. und dem Maximum von 9,20 Kilogrm. liegt. Die
                              5 bis 15 Proc. fremdartige Substanzen enthaltenden marktfertigen Kohlen verdampfen
                              7,50 bis 8,30 Kilogrm., falls eine genügende Menge Verbrennungsluft vorhanden
                              ist.
                           
                        
                           4) Fette Steinkohlen mit kurzer Flamme,
                                 oder Coakskohlen.
                           Die an flüchtigen Bestandtheilen wenig reichen Fettkohlen zeigen dieselben
                              Texturverhältnisse, wie die der vorigen Classe angehörenden Kohlen, doch ist ihr
                              Glanz gewöhnlich nicht so stark; sehr oft haben sie sogar ein gestreiftes Ansehen,
                              und erscheinen aus schmalen, abwechselnd glänzenden und matten Lagen
                              zusammengesetzt. Ihre Dichtigkeit liegt zwischen 1,30 und 1,35; ein Kubikmeter,
                              wiegt 800 Kilogrm. Die dieser Classe angehörenden Steinkohlen sind fast stets
                              außerordentlich bröcklich und leicht zerreiblich und, wenn sie dessenungeachtet in
                              Belgien und Nordfrankreich als harte Kohlen bezeichnet
                              werden, so muß man, wie schon bemerkt wurde, darunter Kohlen verstehen, welche sich
                              langsam verzehren, welche im Feuer andauern oder anhalten.
                           Die Kohlen dieses Typus entwickeln wenig flüchtige Substanzen, entstammen sich
                              schwierig und brennen mit kurzer, Heller, weißer, etwas in's Blaue ziehender und
                              sehr wenig Rauch gebender Flamme. Bei der Destillation backen die Stücke zusammen
                              und blähen sich selbst auf; dessenungeachtet fallen die Coaks fest und hart aus. Bei den an der Grenze
                              mit den mageren Kohlen stehenden Varietäten bleibt indessen die Agglutination, das
                              Zusammenbacken, unvollständig. Dasselbe findet statt, wenn eine sehr wenig fette
                              Steinkohle einige Zeit hindurch der Einwirkung der Luft ausgesetzt bleibt; dann wird
                              das backende Element durch eine langsame Oxydation verändert oder verflüchtigt sich
                              sogar theilweise. Daher muß man diese Steinkohlensorten in frischem Zustande, wie
                              sie aus der Grube kommen, vercoaken. Unter diesen Bedingungen geben sie ganz
                              vortreffliche, dichte und harte Coaks, deren Menge überdies in Folge des geringen
                              Gehaltes an gasförmigen Bestandtheilen immer sehr bedeutend ausfallen wird.
                           Es sind, mit einem Worte, die wahren Coakskohlen
                              diejenigen, welche das größte Coaks-Ausbringen und gleichzeitig die
                              gesuchtesten Coaks geben.
                           Die Elementarzusammensetzung der fetten Kohlen mit kurzer Flamme schwankt innerhalb
                              der nachstehenden Grenzen:
                           
                              
                                 Kohlenstoff 
                                 88    – 91
                                 
                              
                                 Wasserstoff 
                                   5,5 –   4,5
                                 
                              
                                 Sauerstoff und Stickstoff 
                                   6,5 –   4,5
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           das Verhältniß (O + N)/H liegt sonach stets in
                              der Nähe von 1.
                           Bei der Destillation der dieser Classe angehörenden Steinkohlen erhält man:
                           
                              
                                 Coaks 
                                 74–82
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Ammoniakwasser Bitumen Gas 
                                   1–  110–  5
                                    15–12
                                 
                                    
                                    
                                 Flüchtige Substanzen 26–18
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Zahlen der zweiten Columne entsprechen denjenigen bereits in halbmagere Kohlen
                              übergehenden Sorten, deren Coaks nur schwach gebacken sind. Die fetten Steinkohlen
                              mit kurzer Flamme geben von allen festen oder starren mineralischen Brennstoffen den
                              höchsten Wärmeeffect; derselbe erreicht 9300 bis 9600 Wärmeeinheiten. Von hier ab
                              bis zu den Anthraciten nimmt die Verbrennungswärme in Folge einer Verminderung des
                              Wasserstoffgehaltes merklich ab. Uebrigens ist die einzige diesem Typus angehörende
                              Steinkohle, mit welcher Scheurer-Kestner
                              experimentirt hat, die vom Chaptal-Schachte im Creuzot; dieselbe gab 9622
                              Wärmeeinheiten. Der höhere Wärmewerth dieses Typus ergibt sich jedoch, wie wir
                              sogleich sehen werden, auch aus den Verdampfungsversuchen.
                           
                           In Frankreich finden sich die fetten Kohlen mit kurzer Flamme, außer im Creuzot, auch
                              im Liegenden der Becken von Saint-Etienne, im Bassin des Gard, in den Becken
                              von Brassac, Ahun, du Nord u.s.w. In Belgien sind sie besonders in der Gegend von
                              Charleroy reichlich vorhanden; in England besonders in Wales, namentlich bei der
                              Stadt Cardiff.
                           Die nachstehende Tabelle enthält als Beispiele die Analysen von mehreren dieser
                              Classe angehörenden Steinkohlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 213, S. 436
                              Abstammung der untersuchten
                                 Steinkohlen; Zusammensetzung der Steinkohlen nach Abzug d. Asche; Flüchtige
                                 Substanzen in der reinen aschfreien Kohle; Beschaffenheit und äußeres Ansehen
                                 der Coaks; Bemerkungen; Steinkohle v. Hemyschachte (Rive-de-Gier),
                                 Bastardflötz; Steinkohle von Rochebelle bei Alais (Gard); Steinkohle vom
                                 Chaptal-Schachte im Creuzot; Mittel aus 6 Flötzen, den sogen. fines
                                 forges, von Mons; Mittel aus 7 Flötzen von Centre (Belgien). Etwas weniger fett
                                 wie die vorhergehenden; Mittel aus 3 Flötzen Charleroy; Geschmolzen; Vollständig
                                 geschmolzen; Gut geschmolzen; Analysen von Regnault; Analyse von
                                 Scheurer-Kestner; Analyse von de Marsilly
                              
                           Diese Analysen liefern, ebenso wie die Analysen der dem dritten Typus angehörenden
                              Steinkohlen, den Beweis dafür, daß die Menge der flüchtigen Substanzen im
                              Allgemeinen keineswegs mit den Ergebnissen der Elementaranalyse in Einklang steht;
                              diese Abweichung zeigt sich hier noch specieller, wenn man die aus verschiedenen
                              Becken stammenden Kohlen mit einander vergleicht: die aus dem Gard-Becken und
                              dem Becken von Rive-de-Gier mit den Kohlen aus dem Bassin vom Creuzot
                              und aus den verschiedenen belgischen Becken. Bei gleicher Zusammensetzung geben die
                              Kohlen von diesen letzteren Lagerstätten mehr Coaks und entwickeln mehr Hitze, als
                              die südfranzösischen Steinkohlen.
                           Gehen wir zu den Verdampfungsproben über. Dieselben sind zu wenig zahlreich, oder
                              wenigstens nicht genau genug, um Anhaltpunkte zu einer richtigen Vergleichung
                              darzubieten. Deshalb lassen sich dieselben auch nicht in tabellarischer Form
                              zusammenstellen, und müssen wir uns auf nachstehende Daten beschränken.
                           Scheurer-Kestner konnte die fette Steinkohle vom
                              Creuzot im Großen nicht untersuchen, sondern er verbrannte ein Gemenge von zwei
                              Drittel mageren Creuzot-Kohle mit einem Drittel Fettkohle von Ronchamp
                              – ein Gemenge, welches beinahe den Kohlen des vierten Typus äquivalent
                              ist.
                           
                              
                                 Bei
                                 einer
                                 ersten
                                 Versuchsreihe
                                 verdampfte
                                 1 Kilgrm.
                                 reiner
                                 Kohle
                                 9,33 Kilogrm. Wasser 
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 zweiten
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 9,68      „            „
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Im Mittel
                                 9,75 Kilogrm. Wasser
                                 
                              
                           Dies ist die höchste Ziffer, welche Scheurer-Kestner bei seinen sämmtlichen Verdampfungsproben
                              erzielte. Diejenige Steinkohle, mit welcher Brix das
                              Maximum von Wasserverdampfung erzielte, ist ebenfalls eine fette Kohle mit kurzer
                              Flamme, und zwar stammte dieselbe von der Grube James in Eschweiler. Dieselbe
                              verdampfte im natürlichen Zustande 8,93 Kilogrm. Wasser – entsprechend 9,25
                              Kilogrm., die Kohle rein angenommen.
                           Auch die zahlreichen in England ausgeführten Verdampfungsversuche stellen die
                              Vorzüglichkeit der waleser Fettkohlen mit kurzer Flamme heraus. Die in den Handel
                              kommenden, 5 bis 7 Proc. Asche gebenden Steinkohlen dieses Districtes verdampfen
                              fast sämmtlich 9 bis 9,50 Kilogramm Wasser, während die Leistungsfähigkeit der
                              nordenglischen fetten Kohlen selten über 8,50 Kilogrm. hinausgeht. Diese letzteren
                              geben ein rascheres Feuer, gestatten eine raschere Steigerung der Dampfspannung,
                              halten aber im Feuer weniger lange an (stehen nicht so gut) und entwickeln im Ganzen
                              weniger Wärme.
                           Die Ergebnisse der im J. 1862 zu Brest unter der Leitung des Marineingenieurs Delautel ausgeführten Versuche stimmen gleichfalls mit
                              den im Vorstehenden angegebenen Resultaten überein.
                           Indem Delautel das Verdampfungsvermögen der oben erwähnten
                              Steinkohle von Cardiff = 1 setzte, sand er:
                           
                              
                                 Für
                                 die
                                 analogen Kohlen von Anzin 
                                 1,05–1,01
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 fetten Kohlen mit kurzer Flamme von
                                    Roche-la-Moliere (Saint Etienne) 
                                 0,95–0,94
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 gewöhnlichen Fettkohlen aus dem Loire-Becken 
                                 0,90
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 langflammenden Fettkohlen von Newcastle 
                                 0,34
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 langflammenden Fettkohlen von Blanzy (Montceau) 
                                 0,78
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 langflammenden trockenen Kohlen von Montceau 
                                 0,74
                                 
                              
                           Wie man sieht, stehen auch diese Zahlen mit Allem, was wir über den relativen Wärmeeffect der
                              verschiedenen Steinkohlensorten angegeben haben, in Uebereinstimmung.
                           
                        
                           5) Magere oder anthracitische
                                 Steinkohlen.
                           Die mageren Steinkohlen vermitteln den Uebergang zu den eigentlichen Anthraciten. Sie sind schwarz, gewöhnlich von matten Streifen
                              durchzogen. Ihre Cohäsion ist noch gering, nimmt aber zu, je mehr die Beschaffenheit
                              der Stücke sich der des dichten Anthracites nähert. Ihre Dichtigkeit liegt
                              gewöhnlich zwischen den beiden Grenzwerthen 1,35 und 1,40; ein Kubikmeter der
                              Steinkohlen erreicht das Gewicht von 850 Kilogramm. Diese Steinkohlen entstammen
                              sich nur schwierig und brennen mit kurzer, beinahe rauchloser Flamme von geringer
                              Dauer. Häufig verknistern sie im Feuer gleich den Anthraciten – ein
                              Verhalten, welches ihre Verwendung ziemlich schwierig macht.
                           Bei der Destillation geben die mageren Kohlen kaum schwach zusammengebackene
                              pulverförmige Coaks; es sind die Sinterkohlen und die Sandkohlen mit kurzer Flamme
                              (magere Steinkohlen mit kurzer Flamme) des deutschen Hüttenmannes. Als Stückkohle
                              lassen sie sich im rohen, unvercoakten Zustande zum Hohofenbetriebe verwenden, wie
                              dies im westlichen Theile von Wales geschieht. Die Elementarzusammensetzung der
                              mageren Kohlen läßt sich in folgender Weise darstellen:
                           
                              
                                 Kohlenstoff 
                                 90 –93
                                 
                              
                                 Wasserstoff 
                                  4,5– 4
                                 
                              
                                 Sauerstoff und Stickstoff 
                                  5,5– 3
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           durch Zahlen, welche für das Verhältniß (O + N)/H zu einer Ziffer führen, welche eher niedriger als
                              höher wie 1 ist.
                           Die Destillation gibt:
                           
                              
                                 Coaks 
                                 82–90
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Ammoniakwasser Bitumen Gas 
                                   1–  0  5–  212–  8
                                 
                                    
                                    
                                 Flüchtige Substanzen 18–10
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                   100
                                 
                                 
                                 
                              
                           Der Wärmeeffect scheint zwischen 9200 und 9500 W. E. zu liegen; dies ergibt sich
                              wenigstens aus den beiden von Scheurer-Kestner mit
                              den mageren Kohlen vom Creuzot (s. die Tabelle auf S. 74) ausgeführten sowie auch
                              aus den Verdampfungsversuchen, welche, wie es scheint, zu einem etwas geringeren
                              Wärmeeffecte führen als für die fetten Steinkohlen mit kurzer Flamme. Allerdings
                              kann dieser geringere Brennwerth zum Theil von den Schwierigkeiten herrühren, denen man
                              begegnet, wenn man die mageren Kohlen auf Rosten brennen will. Man muß daher die
                              Kohlen dieser Classe so viel als möglich zur Fabrikation der künstlichen Kohlensteine oder Briquittes, sowie zur Darstellung gasförmiger Brennstoffe zu verwerthen suchen.
                           In Frankreich sind die ganz mageren Kohlen ziemlich selten. Es kommen dergleichen vor
                              am Nordrande des Beckens von Valenciennes, in dem Becken der Sarthe, des Roannais
                              und der niederen Loire, in manchen Theilen des Becken des Gard, der Creuse
                              u.s.w.
                           In Belgien ist Charleroy zu erwähnen; in England der westliche District von Wales
                              (die Gegend von Swansea und Merthyr-Tydwill). In Nordamerika, namentlich in
                              Pennsylvanien, treten sehr mächtige und sehr ausgedehnte Lagerstätten von
                              anthracitischen Steinkohlen auf.
                           In der nachfolgenden Tabelle stelle ich die Analysen von mehreren Sorten magerer
                              Steinkohlen zusammen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 213, S. 439
                              Abstammung der untersuchten
                                 Steinkohlen; Zusammensetzung der Steinkohlen nach Abzug d. Asche; Gehalt d.
                                 reinen aschfreien Kohle an flüchtigen Bestandtheilen; Beschaffenheit und äußeres
                                 Ansehen der Coaks; Bemerkungen; Steinkohle vom St. Paul-Schachte im
                                 Creuzot; Anthracitische Steinkohle vom Creuzot; Mittel von 8 Flötzen in
                                 Charleroy; Steinkohle von Rolduc (Aachener Rev.); Steinkohle von Mayenne;
                                 Gefrittet; Pulverförmig; Analysen von Scheurer-Kestne; Analysen von de
                                 Marsilly; Analysen von Regnault
                              
                           Die beiden letzten Steinkohlen bilden schon einen Uebergang zu den eigentlichen
                              Anthraciten. Zwischen beiden Classen von Brennstoffen läßt sich eine scharfe Grenze
                              durchaus nicht ziehen.
                           Die Verdampfungsproben ergaben für die anthracitische Steinkohle vom Creuzot, auf den
                              Zustand der Reinheit reducirt, 9,15 Kilogrm., und im Zustande der 10 bis 11 Proc.
                              Asche enthaltenden Handelskohlen 8,12 Kilogrm. Die in England mit 5 bis 6 Proc.
                              Asche enthaltenden magern Steinkohlen aus Wales ausgeführten Versuche ergeben
                              Zahlen, welche meistens zwischen 8,50 und 9,50 Kilogrm. verdampften Wassers schwanken. Demnach ist
                              das Verdampfungsvermögen dieser Kohlen etwas geringer als
                              das der kurzflammenden Fettkohlen; indessen rührt dies, wie ich bereits bemerkte,
                              von der Unmöglichkeit her, magere Kohlen auf Rosten vollständig zur Verbrennung zu
                              bringen.
                           Zum Schluß stellen wir die charakteristischen Eigenschaften der fünf
                              Steinkohlenclassen – d.h. die Menge und die Beschaffenheit der aus ihnen
                              dargestellten Coaks und ihren Wärmeeffect – in einer Tabelle übersichtlich
                              zusammen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 213, S. 440
                              Classen oder Typen der eigentlichen
                                 Steinkohlen; Menge der Coaks pro 100 Theile
                                 Steinkohle; Menge flücht. Subst. in 100 Theilen reiner Steinkohle;
                                 Beschaffenheit und äußeres Ansehen der Coaks; Wirklicher Wärmeeffect Heizkraft
                                 W. E.; Verdampfungsvermögen. Menge des per Kilo
                                 reiner Steinkohle bei 112° C. verdampften Wassers v. 0°; Trockene
                                 Steinkohlen mit langer Flamme; Fette Steinkohlen mit langer Flamme (Gaskohlen);
                                 Eigentliche (gewöhnliche) fette Steinkohlen (Schmiedekohlen); Fette Steinkohlen
                                 mit kurzer Flamme (Coakskohlen); Magere oder anthracitische Steinkohlen;
                                 Pulverförmig o. schwach gefrittet; Vollständig zusammengebacken, oft
                                 geschmolzen, oder porös; Geschmolzen und mehr oder weniger aufgebläht;
                                 Geschmolzen und dicht; Schwach gefrittet wenigstens pulverf.
                              
                           
                              H.
                                 H.