| Titel: | Kohlenoxyd im Tabakrauch von Dr. Otto Krause in Annaberg. | 
| Autor: | Otto Krause | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. CXXI., S. 496 | 
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                        CXXI.
                        Kohlenoxyd im Tabakrauch von Dr. Otto
                              Krause in Annaberg.
                        Krause, über Kohlenoxyd im Tabakrauch.
                        
                     
                        
                           Die Zusammensetzung des Tabaks, dieses selbst von Damen
                              nicht mehr verschmähten Genußmittels, ist mehrfach Gegenstand chemischer
                              Untersuchungen gewesen; auch wurden einige Bestandtheile des Tabakrauches,Zeise, Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 47
                                    S. 212; Vogel in Buchner's neuem Repertorium Bd. 6 S. 1 und 155; Vogel in Dingler's
                                    polyt. Journal, 1858 Bd. CXLVIII S. 231 und ebendaselbst, 1859 Bd. CLII S.
                                    398; Poggiale und Harty, Journal de Pharmacie, Bd. XI S.
                                    216. namentlich Nicotin, Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Cyan etc., genauer
                              studirt; dagegen scheint noch Niemand die beim Rauchen entstehenden Mengen von Kohlenoxyd beachtet zu haben. Gerade dieser Bestandtheil
                              des Rauches hat aber gewiß einen großen Antheil an den Wirkungen desselben, wenn er
                              nicht in manchen Fällen sogar die Hauptwirkung verursacht.
                           Selbstverständlich variirt der Gehalt eines Tabakrauches an Kohlensäure und
                              Kohlenoxyd je nach Beschaffenheit der verwendeten Cigarre, nach der Füllung der
                              Pfeife etc., so daß man von vornherein auf übereinstimmende Resultate selbst nicht
                              bei Cigarren von gleicher Qualität rechnen darf. Auch die Art, wie der Raucher die
                              Luft durch die Cigarre oder Pfeife saugt, ob in kräftigen oder in schwachen Zügen,
                              muß die Verbrennung beeinflussen, d.h. die Bildung von Kohlenoxyd begünstigen oder hemmen. Jede
                              Cigarre verlangt nach ihrer Bauart eine andere Behandlung. Wenig oder gar keinen
                              Einfluß scheint die Güte resp. der Preis des verwendeten Materials auf die Bildung
                              des Kohlenoxydes zu haben.
                           Die Untersuchung der verschiedenen Arten von Tabakrauch wurde in folgender Weise
                              ausgeführt: Mit dem Pfeifenrohr oder dem Ende der Cigarrenspitze wurden zwei
                              graduirte Röhren von 200 Kub. Cent. Inhalt verbunden und der Rauch des brennenden
                              Tabaks solange durch dieselben gesogen, bis man annehmen konnte, daß alle
                              atmosphärische Luft verdrängt war. Das Ansaugen erfolgte theils durch einen
                              Aspirator, theils mit dem Munde, in letzterem Falle genau so, wie man zu rauchen
                              pflegt, d.h. in gewissen, abgesetzten Zügen. Nachdem der Rauch sich auf die
                              Temperatur der Umgebung abgekühlt hatte, wurden die Kohlensäure durch Kalklösung,
                              Kohlensäure und Kohlenoxyd durch Kupferchlorür in Ammoniak absorbirt; die Differenz
                              gab die Menge des vorhandenen Kohlenoxydes. Die Kalklösung und das Ammoniak
                              absorbiren natürlich auch den etwa vorhandenen Schwefelwasserstoff; da die Menge
                              desselben aber unbeträchtlich ist, so wurde sie nicht berücksichtigt. Da
                              Kupferchlorür nicht blos Kohlenoxyd, sondern auch manche Kohlenwasserstoffe
                              absorbirt, von denen geringe Quantitäten vorhanden sein konnten, so sind die
                              gefundenen Werthe allerdings nicht ganz genau.
                           Die Versuche gaben nun folgende Resultate:
                           
                              
                                 Material.
                                 Fabrikpreispro
                                       mille.
                                 Art desRauchens.
                                 Gehalt des Rauchesin 100 Vol.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 CO2
                                 CO
                                 
                              
                                 Cigarre
                                 25 Mark
                                 Aspirator
                                   12,8 Vol.
                                     8,4 Vol.
                                 
                              
                                 „
                                 36    „   
                                 „
                                 10,5   „
                                 13,8   „
                                 
                              
                                 „
                                 48    „   
                                 Mund
                                 13,7   „
                                   8,7   „
                                 
                              
                                 „
                                 54    „   
                                 Aspirator
                                 11,9   „
                                   9,7   „
                                 
                              
                                 „
                                 78    „   
                                 „
                                 11,4   „
                                 10,0   „
                                 
                              
                                 „
                                 108    „     
                                 Mund
                                 16,0   „
                                 10,0   „
                                 
                              
                                 „
                                 138    „     
                                 Aspirator
                                 12,4   „
                                   9,0   „
                                 
                              
                                 „
                                 210    „     
                                 „
                                   9,4   „
                                   9,0   „
                                 
                              
                                 Pfeife, locker gestopft
                                 Mund
                                 14,7   „
                                   5,2   „
                                 
                              
                                 Pfeife, fest gestopft
                                 „
                                   9,2   „
                                   9,2   „
                                 
                              
                                 
                                 Im Durchschnitt
                                 12,2   „
                                   9,3   „
                                 
                              
                           Der Tabakrauch enthält demnach constant eine beträchtliche Menge Kohlenoxydgas; da
                              der Raucher niemals allen Rauch ausstößt, sondern einen Theil desselben in die Lunge
                              aufnimmt, so ist eine Kohlenoxydvergiftung nicht zu vermeiden. Je ungeschickter der Raucher ist, um
                              so rascher werden sich die Wirkungen des Kohlenoxydes fühlbar machen, daher die
                              üblen Folgen der ersten Rauchstudien, deren Wirkungen man gewöhnlich allein dem
                              Nicotin zuschreibt.