| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. , S. 80 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Bandsäge für gekrümmte Hölzer.
                           Für Schiffsbauzwecke ist es öfters nöthig Hölzer so auszuschneiden, daß deren
                              Oberfläche eine gekrümmte wird, eine schiefe oder schraubenartig geformte Gestalt
                              erhält. Hierzu haben Powis, James, Western und Comp. in Lambeth bei London eine besondere Maschine
                              construirt, deren Hauptanordnung eine gewisse Aehnlichkeit mit einer gewöhnlichen
                              Metallhobelmaschine zeigt. Es ist daran nämlich zunächst ein horizontaler Tisch
                              vorhanden, auf welchem der zu bearbeitende Balken aufgespannt werden kann und
                              welcher durch die gewöhnlichen Einrichtungen mittels Zahnstange und Getriebe auf
                              einer Rollenführung hin- und herbewegt wird, und zwar wird er dem arbeitenden
                              Werkzeug – einer Bandsäge – mit einer der Härte des Holzes
                              entsprechenden, von 0,450 bis 1,350 Meter beliebig zu ändernden Geschwindigkeit
                              entgegengeführt, während der Rücklauf mit einer bedeutend größeren Geschwindigkeit
                              erfolgt. Analog wie bei den Metallhobelmaschinen finden sich auch hier zwei
                              aufrechte Ständer vor, an deren verticalen Führungen durch je eine in jedem Ständer
                              vorhandene Schraube sich (wie dort der Schneidstahlsupport) hier ein Rahmen
                              auf- und niederbewegen läßt, an welchem die Achsen für die Scheiben der
                              Bandsäge parallel zur Bewegungsrichtung des Tisches angebracht sind. Die eine
                              Scheibenachse ist fest an einem Rahmenende eingelagert und das Triebwerk so
                              angeordnet, daß mittels einer stehenden Nuthwelle und darauf verschiebbarem
                              conischen Rade die Bewegung sich ungestört in jeder beliebigen Höhenlage des Rahmens
                              von der Hauptwelle aus auf die Scheibenachse überträgt. Die Achse der anderen
                              getriebenen Bandsägenscheibe ist auf dem Rahmen verschiebbar, und es sind die
                              gewöhnlichen Mittel (Schraubenstellung und Federn) vorhanden, um dem Bandsägeblatt
                              die gewünschte Spannung zu ertheilen. Ebenso sind auch auf dem Rahmen die
                              gewöhnlichen Führungen für die Säge angebracht und zwar zwei, d.h. eine unmittelbar
                              vor der Stelle, wo das Blatt gerade schneidet und die andere gleich dahinter; diese
                              doppelte Führung macht sich nöthig, da die Säge während des Ganges bei windschiefen
                              Oberflächen fortwährend verstellt wird. Das Bandsägeblatt bewegt sich hier sonach
                              quer gegen die Richtung des Tisches oder des hierauf gespannten Balkens. Der ganze
                              Rahmen ist der leichten Beweglichkeit halber durch Gewichte etwas ausbalancirrt und
                              die Schrauben in den Ständern zum Verstellen desselben eine jede mit einem
                              besonderen Handrädchen versehen; es kann demnach dem Rahmen und somit dem
                              Bandsägeblatt eine beliebige horizontale oder geneigte Stellung gegeben werden.
                           Soll nun z.B. die obere Fläche eines Balkens zu einer gekrümmten oder windschiefen
                              Fläche bearbeitet werden, so sind an den Seitenflächen die entsprechenden Curven
                              anzuzeichnen; wird dann die Maschine in Thätigkeit gesetzt und der auf dem Tisch
                              aufgespannte Balken der Säge entgegengeführt, so ist für jeden der beiden Ständer
                              ein Arbeiter hinzustellen, welcher ein Handrädchen fortwährend so dirigirt, daß die
                              Säge stets auf der vorgezeichneten Curve hinschneidet.
                           
                           Ist die zu erzeugende Schnittfläche eine blos einseitig gekrümmte, so müssen beide
                              Ständerschrauben stets gleich viel gedreht werden; man kann sie alsdann (ähnlich wie
                              bei der Hobelmaschine) durch eine Querwelle mit conischen Rädern mit einander
                              verbinden, und es genügt ein einziger Arbeiter zur Auf- und Niederstellung
                              des Rahmens. (Nach dem Engineer, Mai 1874 S. 310, durch
                              die deutsche Industrie-Zeitung. 1874 S. 256.)
                           
                        
                           Feuerfeste Pulverschränke.
                           Der Schrank gleicht ungefähr einem feuer- und diebesfesten Geldschranke, nur
                              hat er einen einfachen Verschluß. Die Wände desselben sind von ungewöhnlicher Stärke
                              und bestehen aus 4zölligen Kammern, gestopft mit einer Füllung von Sägemehl und
                              Alaun. In der Hitze schmilzt der Alaun, und die Feuchtigkeit desselben (Alaun
                              enthält 42 Proc. Wasser) findet durch kleine Oeffnungen ihren Weg in den
                              Pulverschrank, wo sie loses Pulver, welches etwa auf dem Boden liegt, näßt und vor
                              der Explosion bewahrt. Es wurden von der englischen Regierung versuchsweise vier
                              solcher Pulverschränke mit größeren oder kleineren Quantitäten Pulver in vier
                              verschiedenen Oefen einem mächtigen Feuer ausgesetzt und nach mehr als 6 Stunden
                              zwei davon untersucht. In beiden war das Pulver unversehrt. Die Schränke selbst
                              hatten sich sehr gut gehalten. Von den Thermometern mit Selbstanzeiger war das eine
                              zerbrochen, das andere zeigte 210° Fahrenheit (98,890 C.) Die beiden anderen
                              Schränke wurden darauf ohne Schaden noch weiter der Wirkung des Feuers ausgesetzt.
                              Bewährt sich die Erfindung, so möchten solche Schränke allen, die Pulver in größeren
                              Quantitäten inmitten von Häusern und Bewohnern aufzubewahren haben, zu empfehlen,
                              wenn nicht gesetzlich zu octroiren sein. (Polytechnisches Notizblatt, 1874 Nr.
                              11.)
                           
                        
                           Ueber die Verwerthung von Lederabfällen; von Director Kester in München.
                           Die Darstellung der Abfallsverwerthung bildete auf der Wiener Ausstellung eine eigene
                              Gruppe, und nahmen hieran die bei der Lederfabrikation sich ergebenden Abfälle
                              keinen unwesentlichen Antheil. Zu solchen Abfällen gehören die Gerberwolle, die
                              Haare, Knochen, Hörner, die verschiedenen bei der Bearbeitung der Häute aus dem
                              Kalke abfallenden Fleischtheile, Sehnen, Abschnitzel der Häute selbst, welche
                              sämmtlich mit dem allgemeinen Namen „Leimleder“ bezeichnet
                              werden; aber auch bei der Fertigstellung der bereits gegerbten Leder ergeben sich
                              eine Menge Abfälle, Lederschnitzel, Falzspäne – und die Verwerthung dieser
                              Abfälle bietet der Industrie noch ein großes Feld. Wolle, Haare, Knochen und
                              Leimleder finden bereits ausgedehnte Verwendung, weniger war dies bis vor kurzer
                              Zeit mit den sogenannten Falzspänen und ganz kleinen Lederabschnitzeln der Fall. Die
                              thierischen Häute sind ihrer Natur nach nicht an allen Theilen von gleicher Dicke,
                              da nun aber zu verschiedenen Zwecken ein vollkommen gleichstarkes Leder erfordert
                              wird, so muß dasselbe egalisirt werden, und die bei dieser Arbeit sich ergebenden
                              Lederschnitzel werden Falzspäne genannt.
                           Die Franzosen waren die ersten, welche aus diesen Spänen sogenanntes künstliches
                              Leder (cuir factice) machten und dasselbe zu
                              Brandsohlen, Absätzen etc. bei der Schuhfabrikation verwendeten. Auf der Wiener
                              Ausstellung war dieses künstliche Leder nur durch Roullier und Comp. in Paris und Cornelius Heyl in Worms vertreten, obwohl es von mehreren Fabriken
                              in Deutschland und Frankreich jetzt angefertigt wird. Die Fabrikation selbst ist
                              eine sehr einfache. Die Abfälle werden unter Hinzufügung eines Klebstoffes in
                              viereckigen Platten auf einander gelegt, durch hydraulische Pressen zusammengepreßt,
                              getrocknet und gewalzt, um als „cuir
                                    factice“ hervorzugehen.
                           Die Preise sind für:
                           
                              
                                 Absätze (Sousbouts)
                                 36
                                 Kreuzer
                                 
                                    per
                                    
                                 Kilogrm.
                                 
                              
                                 Kappen (Contreforts)
                                 40
                                 „
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                                 „
                                 
                              
                                 Brandsohlen (Premiéres) 12
                                    Kreuzer per Blatt.
                                 
                              
                           
                           Daß dieses künstliche Leder nur für geringe Arbeiten und nicht in der Nässe zu
                              verwenden ist, ergibt sich von selbst.
                           Die Kopenhagener Lederfabrik in Kopenhagen zeigte auf der
                              Wiener Ausstellung die Verwendung dieser Abfälle zu gleichem Zwecke zum erstenmale
                              in anderer Art. Die Lederabfälle werden dort in einer Maschine, welche 8 bis 10
                              Pferdekräfte erfordert, derart zerkleinert, daß sie wie eine Art Wolle erscheinen.
                              Diese Lederwolle wird jetzt mit Kautschuk und verschiedenen Chemikalien vermischt
                              und dann in Knetmaschinen durchgearbeitet, bis sie als eine klebende dicke Masse in
                              Metallform geformt wird. Dieses Product wird nun getrocknet und einer progressiven
                              Pressung unterworfen, um zuletzt unter einem Drucke von 6 bis 10,000 Pfund per Quadratzoll fertig gepreßt zu werden, um dann
                              schließlich durch einen leichten Anstrich auf seine Oberfläche ein dem Leder
                              ähnliches Ansehen zu erhalten. Die Waaren, die auf diese Weise hergestellt sind,
                              stellen sich circa. 50 Proc. billiger, als wenn sie aus
                              natürlichem Leder wären, und lassen sich nach Angabe der Fabrikanten beinahe in
                              derselben Weise verarbeiten und sind völlig wasserdicht. Eine mit diesem Producte
                              vorgenommene chemische Untersuchung ergab, daß dasselbe aus circa 40 Proc. Kautschuk und 60 Proc. Lederabfällen zusammengesetzt war,
                              die flüchtigen Lösungsmittel konnten natürlich nicht ist Betracht kommen.
                           Das sogenannte Lederpapier wird nicht aus Lederabfällen
                              gemacht, sondern ist ein mit Gelatine überzogenes Papier. (Nach dem bayerischen
                              Industrie- und Gewerbeblatt, 1874 S. 158.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Eisenschrots statt des Bleischrots zum
                              Reinigen der Flaschen; von Fordos.
                           In einer früheren MittheilungDingler's polytechn. Journal, 1874 Bd. CCXI S.
                                    160. habe ich nachgewiesen, daß das zum Reinigen benütze Bleischrot an der
                              Flaschenwand kohlensaures Bleioxyd so fest anhaftend hinterläßt, daß dasselbe durch
                              Spühlen nicht entfernt werden kann, mithin von den dann in die Flaschen
                              eingefüllten, zum diätetischen oder medicinischen Gebrauche bestimmten Flüssigkeiten
                              aufgelöst wird und diese vergiftet. Dazu kommt noch, daß bei der Anwendung des
                              Bleischrots nicht selten einzelne Körner in den Flaschen zurückbleiben, weil sie
                              sich zwischen den Wänden am Boden festgeklemmt haben und durch bloßes Schütteln mit
                              Wasser nicht loszubringen sind, wodurch natürlich der Bleigehalt der Flüssigkeiten
                              ansehnlich erhöht wird.
                           Es war daher von Wichtigkeit, einen unschädlichen Ersatz für Bleischrot zum Reinigen
                              der Flaschen zu finden. Zu diesem Zwecke ließ ich Eisendraht von verschiedener
                              Stärke in Stücke von 4 bis 5 Mm. Länge schneiden. Die Drähte Nr. 16–18
                              lieferten ein für kleinere Fläschchen, die Drähte Nr. 20–22 ein für
                              Weinflaschen geeignetes Material. Solches Eisenschrot ist zwar nicht gleichförmig,
                              übertrifft dagegen das Bleischrot in der Reinigungs-Fähigkeit. Seit zwei
                              Monaten werden in der Apotheke der Charité die Medicingläser mittels
                              Eisenschrot gereinigt, und zwar mit bestem Erfolge; ferner bedient sich zum Reinigen
                              der Weinflaschen ein Küfer seit einem Monate des Eisenschrotes Nr. 20–22 zur
                              größten Zufriedenheit. Während des Schüttels wird das Eisen durch den Sauerstoff der
                              Luft allerdings oxydirt, allein das entstandene Oxyd hängt sich nicht wie das
                              Bleiweiß fest an die Wände, sondern läßt sich leicht mit dem Wasser herausspülen. In
                              keinem Falle würde übrigens ein kleiner Rest von gesundheitsschädlichen Folgen sein.
                              In der That bleibt eine Spur davon in den Flaschen zurück, und es entstand nun die
                              Frage, ob dieselbe die Farbe der Weine modificire. Darüber angestellte Versuche
                              ergaben, daß die rothen Weine nicht merklich, gewisse weiße Weine dagegen schwach
                              dadurch verändert werden, indessen immerhin so unbedeutend, daß man die
                              stattgefundene Veränderung nur durch genauere Vergleichung wahrnehmen kann.
                              Nichtsdestoweniger würde es vielleicht doch rathsam sein, zum Reinigen von für
                              feinere weiße Weine bestimmten Flaschen Zinnschrot anzuwenden, wie dies in einigen
                              Champagner-Fabriken schon geschieht. (Comptes
                                 rendus, 1874 t. LXXVIII p. 1911.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           
                           Kohlenwasserstoffe aus Gußeisen.
                           Cloëz hat die Kohlenwasserstoffe, welche sich beim
                              Auflösen von Gußeisen in Säuren bilden, näher untersucht. Er löste Spiegeleisen bei
                              75 bis 90° in mit zwei Volumen Wasser verdünnter Salzsäure und condensirte
                              die entstehenden Kohlenwasserstoffe theils direct, theils in Brom.
                           Die direct condensirten Kohlenwasserstoffe, deren Menge ungefähr 1 Proc. des
                              Gußeisens ausmacht, fangen unter 120° an zu sieden, und die Siedetemperatur
                              steigt allmälig bis gegen 2000. Cloëz hat einen
                              bei 118 bis 124° siedenden Kohlenwasserstoff isolirt, welcher der Analyse
                              nach Octylen = C₈H₁₆ ist.
                           In dem Brom hatte sich hauptsächlich Propylen condensirt; Aethylen konnte darin
                              durchaus nicht nachgewiesen werden. Es fände sich darin auch wahrscheinlich
                              Bibrombutylen und höher siedende Bromide. Aus letzteren, welche nicht mehr
                              destillirbar sind, konnte durch Behandeln mit alkoholischem Kali bei 1300 siedendes
                              gebromtes Heptylen (C₇H₁₃Br), und bei 150° siedendes
                              gebromtes Octylen (C₈H₁₅Br), erhalten werden.
                           Endlich bleiben in der Wasserstoffentwickelungsflasche noch feste Kohlenwasserstoffe
                              zurück, welche mit Graphit gemengt sind und durch Schwefelkohlenstoff oder Alkohol
                              ausgezogen werden können. Diese Producte sind noch nicht untersucht. Graues Gußeisen
                              liefert beim Auflösen in Säuren nur ganz unbedeutende Mengen dieser Producte.
                              (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 823).
                           
                        
                           Recepte für Gefrorenes.
                           Anknüpfend an die in diesem Journal 1872 Bd. CCIV S. 409 u.s.f. mit Abbildung
                              beschriebene Eismaschine zur Bereitung von Gefrorenem, welche von Prof. Dr. Meidinger, Vorstand der großherzoglich
                              badischen Landes-Gewerbehalle in Karlsruhe construirt wurde, geben wir
                              nachstehend einige Recepte für Gefrorenes, welche wir dem Gewerbeblatt für das
                              Großherzogthum Hessen, 1874 S. 108 entnehmen.
                           Die Maschinen werden von der Firma C. Beuttenmüller und
                              Comp. in Bretten (Großh. Baden) zu nachstehenden
                              Größen und Preisen abgegeben:
                           
                              
                                 Eismaschine Nr. 
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 für
                                 
                              
                                 
                                 3
                                 6
                                 12
                                 24
                                 Portionen Gefrorenes
                                 
                              
                                 kostet 
                                 6,50
                                 9,75
                                 13
                                 16
                                 Mark pro Stück.
                                 
                              
                           Die beiden ersten der nachfolgenden Recepte sind für Maschinen Nr. 3, d. i. also für
                              12 Portionen berechnet; für die anderen Maschinen nimmt man entsprechend mehr oder
                              weniger.
                           Vanille-Gefrorenes. Man verwendet 400 Grm. Zucker,
                              2 ganze Eier, 60 Grm. gute süße Butter, 1 Liter Milch, 1/8 Liter Wasser, ein kleines
                              Stück feinste Vanille im Preis von etwa 1 Groschen.
                           Man mischt Milch und Wasser, läßt in dem größeren Theil den Zucker vergehen; mit
                              einem kleinen Theil verrührt man das Eigelb und gießt dies zu dem übrigen. Das
                              Eiweiß zerschlägt man zu Schnee und rührt es in die Zuckerlösung ein. Man gibt dann
                              die zerkleinerte Vanille sowie die Butter zu und bringt auf dem Feuer in's Kochen.
                              Unter fortwährendem Herumrühren wird so lange gekocht,
                              bis die ursprünglich dünne Flüssigkeit dicklich geworden. Es gehört einige Uebung
                              dazu, um den richtigen Grad zu erkennen. Man nimmt vom Feuer weg und läßt erkalten.
                              Der Crême sollte bis Brunnenwasserwärme abgekühlt sein, ehe man ihn in die
                              Maschine bringt; bei dieser Temperatur ist er ziemlich dickflüssig geworden. (Man
                              muß sich vor zu starkem Kochen hüten, indem der Crême sonst einen etwas
                              strengen Milchgeschmack annimmt.)
                           Chocolade-Gefrorenes. Man verwendet: 300 Grm.
                              Zucker, 250 Grm. (1/2 Pfund) feinste Chocolade (das Pfd. zu 1 fl. 18 kr. = 22 Sgr.),
                              1 Liter Milch, 1/8 Liter Wasser, 30 Gramm Butter.
                           
                           Man läßt den Zucker in dem Gemenge von Wasser und Milch vergehen, bringt in's Kochen,
                              und gibt von der Flüssigkeit in ein besonderes Gefäß, um die Chocolade damit zu
                              verrühren. Man gießt alsdann zurück, setzt die Butter zu und kocht unter
                              unausgesetztem Herumrühren so lange, bis der Crême hinreichend zart geworden.
                              Dann läßt man erkalten.
                           Frucht-(Saft-) Gefrorenes. Man kann jeden
                              Fruchtsyrup benützen, nachdem man ihn mit Wasser genügend verdünnt hat. Man darf
                              jedoch nicht zu viel Wasser zusetzen; verdünnt wie zum Trinken, würde der Saft ein
                              zwar sehr hartes und kaltes, aber wässerig schmeckendes Gefrorene geben. Der
                              concentrirte Saft auf der anderen Seite läßt sich nicht gefrieren. Die Erfahrung
                              lehrt am besten, wie weit man einen vorhandenen Saft verdünnen kann; die gleiche bis
                              doppelte Menge Wasser wird man in der Regel zuzusetzen haben. (Mittels der Syrupwage
                              läßt sich die Beschaffenheit des Syrups jeder Zeit rasch erkennen und verbessern.
                              Das beste Gefrorene erhält man von einem Saft, in welchem die Wage bis 22 Grad (1,18
                              spec. Gewicht) einsinkt; sinkt sie tiefer, so hat man dicken Syrup oder Zucker
                              zuzusetzen, steigt sie höher, so verdünnt man mit Wasser.) Der Conditor bereitet
                              sich die Fruchtsäfte für Gefrorenes besonders zu, um den Wohlgeschmack der frischen
                              Früchte zu conserviren und durch das Mark den Syrup etwas consistenter zu machen.
                              Wir geben die Anweisung für Himbeeren und Erdbeeren.
                           Die Himbeeren werden fein zerquetscht durch ein Sieb
                              gerieben und in eine Flasche gefüllt; die wohl verkorkte Flasche wird dann in
                              kochendem Wasser eine Stunde erhitzt und nach dem Erkalten aufbewahrt. Die Himbeeren
                              halten sich so unbegrenzte Zeit. Die Gefrorenes-Mischung wird davon bereitet,
                              indem man etwas Wasser und genügend Zucker zusetzt. Die aufgebrochene Flasche hält
                              sich nicht lange, wenn man sie nicht wieder verkorkt und kocht.
                           Die Erdbeeren vertragen das Kochen nicht, ihr Aroma würde
                              zerstört. Dieselben werden zerquetscht, durch ein Sieb gerieben und mit etwa dem
                              anderthalbfachen Gewicht fein zerstoßenen Zucker gemengt, in eine Flasche gebracht
                              und so aufbewahrt. Der aufgelöste Zucker schützt hier vor dem Verderben. Zur
                              Bereitung des Gefrorenen verdünnt man den Syrup einfach mit Wasser und rührt ihn
                              etwa nochmals durch ein feines Sieb.
                           
                        
                           Eismaschine für Parfümerie-Fabriken.
                           Meidinger's Eismaschine (dies Journal 1872 Bd. CCVIII, S.
                              409) wurde (wie das Gewerbeblatt für das Großh. Hessen meldet) mit bestem Erfolg in
                              Parfümerie-Fabriken zur „Scheidung der fetten
                                    Oele vom Spiritus“ durch Gefrieren eingeführt und hat
                              deshalb die Firma C. Beuttenmüller u. Comp. in Breiten Veranlassung genommen außer den früher
                              bezeichneten 4 Größen noch eine größere Nummer herzustellen, welche sich für diese
                              Zwecke besonders eignet.
                           Dieselbe faßt circa. 14 Kilogr. der zu scheidenden
                              Flüssigkeit und bedarf zur Füllung etwa 30 Kilogr. zerkleinertes Roheis, 10 Kilogr.
                              denatürirtes Kochsalz (sogen. Viehsalz) und 10 Liter concentrirte Kochsalzlösung.
                              Das Salz kann durch Eindampfen wieder gewonnen und zu neuen Operationen verwendet
                              werden.
                           Die Flüssigkeit erreicht nach ungefähr 10 Minuten einen Kältegrad von –
                              16° C. und da die meisten fetten Oele schon bei 0° zum Gefrieren
                              gelangen, so kann der beigemischte Spiritusgehalt schon nach wenigen Minuten
                              abgegossen werden, während die gefrorenen Fettsubstanzen im Becher vollständig
                              geschieden zurückbleiben. Diese aus sehr starkem Blech gefertigten Eismaschinen
                              kosten pro Stück 20 Thaler.
                           
                        
                           Ueber das ägyptische Blau; von H. de
                                 Fontenay.
                           Nur mittels drei Elementen – Sand, Natron und Kalk –, welchen zuweilen
                              variable Mengen Kupferoxyd zugefügt waren, stellten die Alten seit den ältesten
                              Zeiten drei wohl untere Producte dar.
                           
                           1) Glas, durch das Kupfer blau oder roth gefärbt.
                           2) Eine sehr schöne und glänzende Glasur, welche als Email zu den aus Thon geformten
                              ägyptischen Figuren diente (babylonisches Email).
                           3) Eine Malerfarbe, welche über 2000 Jahre lang bei den Alten im Gebrauche war, und
                              deren sich selbst die neueren Maler hie und da bedient haben.
                           Letztere Farbe – eine Art Nachahmung des Lapis (Lazuli) – ist es,
                              welche den Gegenstand dieser Mittheilung bildet.
                           Man findet dieselbe oft in den Ruinen Theben's und Alexandrien's; die Mauern der
                              unterirdischen Nekropolen von Saggara (Memphis) sind damit überzogen, und ich hobe
                              mir die Gewißheit verschafft, daß die blauen Malereien, welche die Sarkophage des
                              Museums des Louvre zieren, vermittels jener Farbe hergestellt sind.
                           Theophrast, welcher in seinem Buche über die Steine davon
                              spricht, nennt sie ägyptisches Blau; aber ihre Gegenwart
                              ist schon fraglich an den hieroglyphischen Inschriften, wo der Lapis in echten und in nachgemachten
                              unterschieden wird. Letztere scheint nichts anderes zu sein als das Theophrastische Blau, welches sehr frühzeitig ein
                              ägyptischer König entdeckt hat.
                           Plinius und Vitruv berichten,
                              daß man in Rom das ägyptische Blau theils als Schmuckstein (zu Gesimsen, Halsketten
                              etc.), theils als Malerfarbe anwendete.
                           Lange Zeit besaßen die Völker des Nilthales das Monopol seiner Bereitung; der
                              Mittelpunkt der Fabrikation war Alexandrien, aber später gründete ein Römer Namens
                              Vestorius, welcher das Geheimniß der Bereitung
                              ermittelt hatte, und worüber uns Vitruv Auskunft
                              gibt,„Um Azur herzustellen, reibt man Sand mit Natronblüthe zusammen,
                                       fügt Kupferfeilspäne hinzu, knetet das Ganze mit den Händen, formt
                                       kleine Kugeln daraus, trocknet dieselben und thut sie in einen Tiegel,
                                       welcher in einem Glühofen steht, da theilen sich das Kupfer und der Sand
                                       durch den Einfluß des Feuers einander das mit, was von dem einen und
                                       anderen ausschwitzt (inter se dando et accipiendo
                                          sudores), verlassen jeder ihre eigene Natur, und ändern sich in
                                       einen azurblauen Körper um.“Man sieht, der lateinische Schriftsteller sucht uns zu belehren, daß die
                                    Materie nicht schmelzen darf, wie gewisse Uebersetzer sagen, sondern blos
                                    gefrittet werden soll. Das wird auch durch
                                    einfache Prüfung der Proben des antiken Blaus bestätigt.Endlich lesen wir in den Origines des Isidorus, daß die Kupferfeilspäne vorher an der
                                    Luft gebrannt werden müssen (cyprium
                                       adustum).Die Beschreibungen der verschiedenen Autoren ergänzen also einander. mehrere Fabriken in Spanien und zu Puzzuoli.
                           Davy fand auf seiner italienischen Reise viele Fragmente
                              ägyptischen oder Vestorius'schen Blaus in Rom und
                              Pompeji; diese Farbe fesselte besonders seine Aufmerksamkeit,
                              „denn“, sagt er, „das Princip ihrer
                                 Zusammensetzung ist vollkommen; es besteht darin, die Farbe in der Weise einer
                                 Masse, welche wie Stein aussieht, zu incorporiren, daß die zersetzende Wirkung
                                 der Elemente verhütet wird.“ Er untersuchte die Farbe auch
                              qualitativ. 20 Jahre später versuchte Darcet sie
                              nachzumachen und bekam ein ganz gutes Product; er scheint aber sein Verfahren geheim
                              gehalten zu haben, denn es ist nichts darüber bekannt geworden. Uebrigens suchte er
                              seine Entdeckung nutzbringend zu machen, denn er führte die Farbe bei der
                              Fabrikation der farbigen Papiere ein.
                           Die von mir untersuchten Proben des antiken Blaus stammten theils aus den römischen
                              Ruinen Autin's, theils aus der ehemaligen Stadt auf dem
                              Berge Beuvray (Saône
                              und Loire) wo Bulliot seit mehreren Jahren Nachgrabungen
                              anstellt, welche für die Archäologie schon interessante Resultate geliefert
                              haben.
                           Die Substanz bildet kleine runde Bruchstücke von dem Umfange einer Kinderspielkugel
                              (bille d'écolier), zelligem Gefüge, rauh im
                              Anfühlen und unter dem Mörserpistill leicht zerspringend. Ihr Pulver ist schön
                              türkis-blau, aber bei weitem nicht mehr so intensiv wie die ganzen Stücke.
                              Unter der Loupe unterscheidet man hie und da zerstreut eingemengte kleine weiße
                              Körner von Kieselerde. Vor dem Löthrohre liefert sie eine bräunliche Fritte und gibt
                              die Reactionen des Kupfers. Säuren, selbst concentrirte, wirken wenig oder gar nicht
                              ein.
                           
                           Die quantitative Analyse lieferte folgende procentische Zusammensetzung:Das Darcet'sche Blau ist reicher an Kalk und ärmer
                                    an Kieselerde.
                              
                           
                              
                                 Kieselerde
                                 70,25
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                 16,44
                                 
                              
                                 Eisen und Thonerde
                                 2,36
                                 
                              
                                 Kalk
                                 8,35
                                 
                              
                                 Natron
                                 2,83
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,23.
                                 
                              
                           Von Kobalt fand sich keine Spur.
                           Aus einer Mischung von 70 Th. weißen Sand, 15 Th. Kupferoxyd, 25 Th. Kreide und 6 Th.
                              Soda erhielt ich eine der antiken Farbe ganz ähnliche blaue Fritte; aber die
                              richtige Leitung des Feuers verursacht Schwierigkeiten. Man muß sehr langsam bis auf
                              ungefähr 1000° erhitzen, diese Temperatur nicht überschreiten und eine Zeit
                              lang innehalten. Die Farbe entsteht zuerst an der Oberfläche der Kugeln und dringt
                              dann, aber äußerst langsam, in das Innere. Ueberschreitet man die angegebene
                              Temperatur bedeutend, so nimmt die Substanz sofort eine schmutzig grüne Farbe an,
                              wird dann braun und schmilzt endlich zu einem schwarzen Glase, welches gepulvert
                              grün aussieht.
                           Das antike Blau entsteht mitunter zufällig auf dem Boden gewisser Oefen, worin Kupfer
                              verarbeitet wird, wie das Ultramarin in den Sodaöfen.
                           Aus obiger Mischung habe ich es auch leicht in den Porzellan-Muffelöfen bei
                              halb-großem Feuer erhalten. (Comptes rendus t.
                              LXXVIII p. 908, März 1874.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Bestimmung der Phosphorsäure in Phosphaten.
                           Nach F. Jean wird die Substanz in Salpetersäure gelöst,
                              nach Verdünnen filtrirt, mit Ammoniak übersättigt und Citronensäure bis zur völligen
                              Lösung des entstandenen Niederschlages zugefügt. Man setzt sodann Uranacetat hinzu,
                              erhitzt zum Sieden, filtrirt, wäscht mit kochendem Wasser aus und glüht nach dem
                              Trocknen. Das so erhaltene Uranphosphat enthält 20,04 Proc. Phosphorsäure. In der
                              filtrirten Flüssigkeit soll mit Molybdänsäure keine Spur Phosphorsäure nachzuweisen
                              sein. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 737).
                           
                        
                           Ueber die Sprengkraft der verschiedenen Nitroglycerin
                              enthaltenden Sprengmittel und des Sprengpulvers.
                           Hierüber sind auf den Eisensteingruben bei Hamm a. d. Sieg im rheinischen
                              Oberbergamtsbezirk vergleichende Versuche angestellt worden. Der Wirkungsgrad des
                              Sprengpulvers wurde mittels der Schlagprobe festgestellt und das Verhältniß der
                              Energie der verschiedenen Sprengmittel aus den verglichenen Resultaten solcher
                              Schüsse bei der Bergarbeit bemessen, welche unter sonst möglichst gleichen Umständen
                              mit dem gleichen Gewichte der einzelnen Sprengmittel geladen wurden. Danach ergab
                              sich folgende Reihe der Wirkungsgrade:
                           
                              
                                 1)
                                 Gewöhnliches Salpeter-Sprengpulver
                                 1
                                 
                              
                                 2)
                                 Beste Sorte desselben Pulvers mit höherem Salpetergehalt
                                    undFaulbaumkohle
                                 3
                                 
                              
                                 3)
                                 Dualin (nitrirtes und mit Nitroglycerin getränktes
                                    Holzmehl;Sägespäne)
                                 5
                                 
                              
                                 4)
                                 Lithofracteur von Krebs und Comp. in Deictz
                                 5
                                 
                              
                                 5)
                                 Colonial-Pulver (von Wasserfuhr in Cöln
                                    zu 12 Sgr. pro Pfd.geliefert) angeblich ein
                                    mit 30 bis 35 Proc. Nitroglycerin getränktes,von dem gewöhnlichen
                                    Sprengpulver etwas verschieden zusammengesetztes Schießpulver
                                 5 bis 6
                                 
                              
                                 6)
                                 Dynamit
                                 6 bis 7
                                 
                              
                           (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1874 S. 223.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Vidal'sche Ebullioskop;
                              von E. Mailigand und G. Brossard-Vidal.
                           Der Zucker, die Harze, die Citronensäure und die Weinsteinsäure verändern den
                              Kochpunkt des Weingeistes, worin man sie gelöst hat, nicht. Diese von dem
                              verstorbenen Abbé Brossard-Vidal gemachte
                              Beobachtung wurde für ihn der Ausgangspunkt einer neuen Idee, welche er dadurch
                              ausführte, daß er den einer jeden Mischung von Weingeist und Wasser eigenthümlichen
                              Kochpunkt zur Bestimmung des Gehaltes der Weine und anderer spirituöser
                              Flüssigkeiten an Weingeist anwendete und dazu ein Instrument construirte, welches
                              Ebullioskop benannt wurde.
                           Der von Jacquelain und E. Malligand verbesserte Apparat enthält:
                           1) Eine gleichförmig brennende Dochtlampe.
                           2) Einen kleinen Schornstein über dem Dochte zur Beförderung des gleichförmigen
                              Brennens.
                           3) Einen kegelförmigen Siedekessel, am oberen Theile durch eine angeschraubte Scheibe
                              geschlossen, welche zwei Löcher hat, durch deren eines ein knieförmiges Thermometer
                              geht, und von denen das andere einen abkühlenden Condensator trägt, welcher aus 2 concentrischen Cylindern besteht und
                              angeschraubt ist. Dieser Siedekessel enthält an seinem unteren Ende in diametral
                              entgegengesetzten Höhen die beiden Enden eines kleinen Cylinders, welche kreisförmig
                              gebogen sind, aber einwärts spiralig zulaufen. Diese Röhre, welche sich mit
                              derselben Flüssigkeit wie der Siedekessel anfüllt, geht quer durch den Raum des
                              Schornsteins, und empfängt folglich auf einer kleinen Oberfläche die ganze Hitze der
                              Flamme; die allmälig erwärmte Flüssigkeit circulirt von unten nach oben in diesem
                              Cylinder, gelangt in den Siedekessel und verdichtet sich darin unter Abgabe der
                              latenten Wärme des Dampfes bis zu dem Momente, wo sämmtliche Flüssigkeit ins Kochen
                              gekommen ist. Von demselben Zeitpunkte an nimmt die Quecksilbersäule des
                              Thermometers eine feste Stellung ein. und behält sie ungefähr zehn Minuten lang.
                           4) Ein rechtwinkelig gebogenes Thermometer, welches in dem Kessel so angebracht ist,
                              daß seine Kugel beliebig entweder in die kochende Flüssigkeit oder in den Dampf
                              derselben eintaucht.
                           5) Ein auf den Deckel des Siedekessels befestigtes horizontales Lineal, zum Anlegen
                              an das Thermometer, ähnlich einer beweglichen Scale dazu bestimmt, den
                              barometrischen Pressionen zu folgen und zur Anzeige der alkoholischen Grade von 0
                              bis 25 eingetheilt.
                           Wir lassen hier einige mit diesem Apparate erhaltene Resultate folgen.
                           Ein und derselbe Wein von unbekanntem Gehalte gab in 67 Versuchen (ausgeführt vom 11.
                              März bis 6. April 1874) 166 halbe Millimeter-Theilungen, mit einer Differenz
                              von einem halben Millimeter mehr oder weniger.
                           Sechs auf einmal in Thätigkeit gesetzte, mit ein und derselben Mischung von Weingeist
                              und Wasser versehene Apparate gaben während 10 Minuten einen Weingeistgehalt von
                              9,15° an. Dieselben Apparate mit ein und demselben Weine gefüllt, zeigten in
                              derselben Zeit 11,3° Weingeist an.
                           1/2 Liter Malagawein, durch Abdampfen auf die Hälfte concentrirt und nach dem
                              Erkalten mit soviel Wasser und Weingeist versetzt, daß er 16 Proc. Alkohol enthielt,
                              auf + 15° C. gebracht und hierauf noch ein gleiches Volum Wasser hinzugefügt,
                              gab im Ebullioskop 8°. Letztere Mischung abermals mit dem gleichen Volum
                              Wasser versetzt, gab darin 4°.
                           Dieses Instrument liefert also mit wenig Flüssigkeit (70 K. C.) und rasch (in 9
                              Minuten) stets genauen Aufschluß über den Weingeistgehalt aller Arten von
                              Flüssigkeiten. (Comptes rendus, Mai 1874, t. LXXVIII p. 1470.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Einheitliche Numerirung der Spodiumsorten.
                           Um eine einheitliche Numerirung herbeizuführen sowie verschiedene beim Spodiumhandel
                              sich geltend machende Unzukömmlichkeiten abzustellen, fand kürzlich unter Vorsitz
                              von Dr. O. Kohlrausch in Wien
                              eine Versammlung von Spodiumfabrikanten statt, bei welcher folgende Resolutionen
                              gefaßt wurden.
                           
                           1. Die bisherigen Benennungen der Spodiumsorten, welche auch im Auslande gang und
                              gäbe sind, sollen vorläufig aus Opportunitäts-Rücksichten beibehalten werden;
                              es bleibt einer späteren Zeit überlassen, anstatt dieser unpraktischen jetzt
                              üblichen Bezeichnungen correctere einzuführen.
                           2. Es ist wünschenswerth, daß alle Spodiumfabriken sich gleichartiger Siebe, sowie
                              auch derselben Nomenclatur für die verschiedenen Körnungen bedienen.
                           3. Zur Bestimmung der Körnungsgröße soll eine fixirte Anzahl Drähte auf den
                              Quadratzoll Siebfläche, sowie eine bestimmte Größe der von den Drähten
                              eingeschlossenen Maschen (weil die Dicke des Drahtes von Einfluß ist) maßgebend
                              sein.
                           4. Das verkäufliche Spodium ist in sechs Sorten einzutheilen und die Numerirung
                              dieser sechs Körnungen ist folgende:
                           Nr. I, Nr. II, Nr. III-grob, Nr. III-mittel, Nr. III-fein, Nr.
                              IV (Gries).
                           Als Nr. I gilt Spodium, welches durch ein Sieb fällt, das einen Draht auf den
                              Quadratzoll hat, aber nicht mehr ein Sieb passirt, welches 1,25 Drähte auf den
                              Quadratzoll zählt.
                           (Sieb mit einem Draht per Quadratzoll = 23 Millim.
                              Maschenweite.)
                           (Sieb mit 1,25 Drähten per Quadratzoll = 18,5 Millim.
                              Maschenweite.)
                           Nr. II muß ein Sieb passiren, welches 1,25 Drähte zählt, aber auf dem Siebe bleiben
                              bei 2 Drähte per Quadratzoll = 10,5 Millim.
                              Maschenweite.
                           Nr. III-grob muß ein Sieb passiren, welches 2 Drähte zählt, aber auf dem Siebe
                              bleiben bei 4 Drähte per Quadratzoll = 5 Millim.
                              Maschenweite.
                           Nr. III-mittel muß ein Sieb passiren, welches 4 Drähte zählt, aber auf dem
                              Siebe bleiben bei 7 Drähte per Quadratzoll = 3 Millim.
                              Maschenweite.
                           Nr. III-fein muß ein Sieb passiren, welches 7 Drähte zählt, aber auf dem Siebe
                              bleiben bei 18 Drähte per Quadratzoll = 1 Millim.
                              Maschenweite.
                           Nr. IV. (Gries) muß ein Sieb passiren, welches 18 Drähte zählt, aber auf dem Siebe
                              bleiben bei 38 Drähten per Quadratzoll = 0,5 Millim.
                              Maschenweite.
                           Spodium, welches auf einem Siebe mit 1 Draht per
                              Quadratzoll liegen bleibt, gilt als Schrot, welches durch ein Sieb mit 38 Drähten
                              per Quadratzoll fällt, als Staub.
                           5. Mustersiebe von der bestimmten Größe sollen bei dem Vereine für
                              Rübenzucker-Industrie in der Oesterr.-Ungar. Monarchie deponirt
                              werden, um bei eventuellen streitigen Fällen darüber entscheiden zu können, zu
                              welcher Körnung ein Spodium rangirt.
                           6. Wenn bei einem Kaufschluß kein besonderer Feuchtigkeitsgrad bedungen ist, so hat 8
                              Proc. Wassergehalt als Normale zu gelten; ein Mehrgehalt an Wasser ist durch den
                              Verkäufer zu vergüten.
                           
                        
                           Preisausschreiben.
                           Der Verein deutscher Ultramarinfabriken hat auf den 1. Januar 1876 einen Preis von
                              1000 Reichsmark für die beste
                                 wissenschaftliche und experimentelle Arbeit über
                              die Verbindungsweise des Schwefels im Ultramarin und dessen chemische Constitution ausgeschrieben.