| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. , S. 444 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Kraftbedarf von Spinnerei- und
                              Weberei-Maschinen.
                           Der Verein von Baumwollindustriellen in Neu-England (New England Cotton Manufactures' Association) hat kürzlich in einem
                              Schriftchen „Manual of Power“ die
                              Resultate von mehrjährigen Dynamometerversuchen veröffentlicht, welche Sam. Webber in Manchester, Neu-Hampshire, über den
                              Kraftbedarf von Spinnereimaschinen und verschiedenen Hilfsmaschinen angestellt hat
                              und zwar sowohl an alten wie an neuen, an gut- wie an schlechtgehaltenen. Die
                              Hauptzahlen, welche allerdings den von anderen Seiten gegebenen gegenüber zum Theil
                              sehr auffällig erscheinen, daraus theilen wir nachstehend mit, wobei wir die
                              Abkürzung P. S. für Pferdestärken gebrauchen.
                           Baumwollöffner, welche die Baumwolle lose auf den Boden
                              abgeben, mit einfachen Schlägern, die 532 bis 820 Touren pro Minute machen, und mit einfachen Ventilatoren, die 700 bis 1600 Touren
                              machen, erforderten einschließlich der Transmission zwischen 2 und über 6 P. S.;
                              solche mit 2 Schlägern und 2 Ventilatoren 4 1/2 bis 6 P. S. Die täglich verarbeitete
                              Baumwolle betrug 3000 bis 10900 Pfd. Im Durchschnitt kam auf 1000 Pfd. tägliche
                              Lieferung eine Pferdestärke.
                           Schlagmaschinen (picker),
                              welche pro Tag 10. 0 bis 5000 Pfd. aufgewickelte Fließe
                              liefern, erforderten 3 bis 13 1/2 P. S. oder im Mittel 2 1/2 P. S. für täglich
                              producirte 1000 Pfd. Watte.
                           Baumwollfeinkarden absorbirten etwa 1/2001/20 P. S. für jedes pro Tag gelieferte Pfund (bei
                              30 bis 76 Pfd. Production einer Karde); Reißkarden etwa ein Drittel, solche für ganz
                              feine Nummern ein Fünftheil mehr.
                           Die ersten Streckköpfe erforderten 1 1/4 bis 2 1/2 P. S.,
                              die späteren Strecken aber 1/2 bis 1 3/4 P. S., bei 3 bis
                              5 Cylindern mit 200 bis 400 Umgängen und 2 bis 4 Systemen (Köpfen). Im Mittel 0,002
                              P. S. für jede minutliche Cylinderdrehung.
                           Bei Vorspinnstühlen (Flyer) kamen auf eine Pferdestärke 28
                              bis 276 Spindeln mit 475 bis 1350 minutlichen Umgängen; im Mittel etwa 150 Spindeln
                              mit 1200 Umgängen auf eine Pferdestärke.
                           Bei Drosselstühlen trieb eine Pferdestärke 65 Spindeln bei
                              5000 oder 165 Spindeln bei 2685 Flügelumgängen. Ringspindeln erforderten nahezu
                              dieselbe Kraft.
                           Für Mulespindeln mit 3000 bis 5000 Umgängen ergaben sich
                              dagegen 200 bis 280 Spindeln auf jede Pferdestärke.
                           Webstühle mit 120 Schuß pro
                              Minute erforderten 1/8 bis 1/6 P. S.; bei solchen, die 156 Schuß machten und Garn
                              Nr. 15, 16, 20 als Kette verarbeiteten, reichte eine Pferdestärke blos für 5,1 Stuhl
                              aus; für feinere Maare bei gleicher Geschwindigkeit aber für 9 bis 10 Webstühle.
                           
                           Wollkarden mit 96 bis 130 Tambourumgängen absorbirten 0,9
                              bis 1,27 P. S.
                           Webstühle für Wollstoffe mit 65 bis 95 Schlägen 0,4 bis
                              0,6 P. S.
                           Für das treibende Zeug ließ sich im Mittel ein
                              Kraftaufwand von 0,05 der übertragenen Pferdestärken herausrechnen.
                           Von anderen untersuchten Maschinen ergab sich der Kraftbedarf für:
                           Eine Kreissäge, 18 Zoll engl. Durchmesser, mit 1300
                              Umgängen, 3 Zoll starkes hartes Holz schneidend, zu 1,27 P. S.; eine dergleichen
                              – 9 Zoll Durchmesser mit 4000 Umgängen und 1 Zoll starkes Tannenholz
                              bearbeitend – zu 1,6 P. S.
                           Eine kleine Drehbank beim Abdrehen von 3/8 Zoll starkem
                              Eisen erforderte 0,09 P. S.; eine größere, welche 1 Zoll starkes Eisen bearbeitete,
                              dagegen 0,21 P. S.
                           Eine stehende Bohrmaschine, 3/4 zöllige Löcher bohrend,
                              brauchte 0,16 P. S.
                           Eine Hobelmaschine mit 2 Fuß Hub des durch Kurbel bewegten
                              Stößels absorbirte 0,23 P. S., während eine größere, mit 5 Fuß Hub, bei 4 Fuß
                              Schnittlänge nur 0,25 P. S. bedurfte.
                           Für drei Polirscheiben, 12 Zoll im Durchmesser und 1 1/2
                              Zoll breit, war der Kraftbedarf 1,15 P. S. und für einen Schleifstein, 6 Fuß Durchm., 12 Zoll breit, 3 P. S., während ein anderer
                              Stein von 6 1/2 Fuß Durchm., 11 P. S. und ein dritter von 3 Fuß 10 Zoll Durchm. und
                              11 Zoll Breite 7,8 P. S. beanspruchte. (Nach dem Scientific
                                 American Juli 1874 durch die deutsche Industrie-Zeitung, 1874 S.
                              334.)
                           
                        
                           Gasrohrverbindungsstücke aus Weicheisen (hämmerbarem
                              Guß).
                           Als ein Beweis von der vorzüglichen Beschaffenheit des hämmerbaren Gußeisens
                              (Weicheisen) aus der im zweiten Juliheft 1874 S. 169 erwähnten
                              Weicheisen-Gießerei und Gußstahlwaarenfabrik von Georg Fischer in Schaffhausen, mag nachstehender (der deutschen
                              Industriezeitung, 1874 S. 326 entnommener) Bericht über Versuche dienen, welche C.
                              Jenny, Professor der Mechanik am k. k. Polytechnicum
                              in Wien, mit Gasrohrverbindungsstücken (Fittings) aus genanntem Material vorgenommen
                              hat. Die Ergebnisse dieser Versuche waren folgende:
                           1) Ein Tförmiges Gasrohrstück mit zwei gleichen
                              Rohrdurchmessern von 1/2 Zoll engl. und einer Fleischdicke von 1/8 Zoll hielt
                              längere Zeit anstandslos einen constanten Druck von 40 Atmosphären, ferner durch 3
                              Versuche nacheinander momentan einen Druck von 20) Atmosphären und darüber aus, ohne
                              im Geringsten Schaden zu leiten oder auch nur durch einzelne Poren wahrnehmbar
                              Wasser durchzulassen.
                           2) Ein Tförmiges Gasrohrstück von drei gleichen
                              Rohrdurchmessern von 1 Zoll engl. und einer Fleischdicke von 3/16 Zoll hielt einen
                              constanten Druck von 35 Atmosphären längere Zeit und hierauf auch bei einem zweiten
                              Versuche momentan einen Druck von 200 Atmosphären, bei einem dritten Versuch
                              momentan von 200 Atmosphären und darüber aus, ohne den geringsten Schaden zu leiden.
                              Auch ließ das Stück an keiner Stelle, weder unter dem constanten noch unter dem
                              größten momentanen Druck, Wasser durch.
                           3) Ein Tförmiges Gasrohrstück mit drei gleichen inneren
                              Rohrdurchmessern von 1 1/2 Zoll engl. und 3/16 zöll. Fleischdicke wurde wiederholt
                              und längere Zeit einem constanten Druck von 25, dann von 30, 35 und 40 Atmosphären
                              ausgesetzt. Es verhielt sich hierbei vollkommen wasserdicht und fest. Hierauf setzte
                              man es momentan einem Druck von 200 Atmosphären und nach völligem Nachlaß dieses
                              Druckes abermals und wiederholt einem Druck von 200 Atmosphären und darüber durch
                              wiederholte rasche Drücke an den Pumphebeln aus. Das Stück blieb vollständig
                              schadlos.
                           Ein Durchdrängen von Wasser wurde nur an einem der sorgfältig verdichteten
                              Verschlußstücke aus Kanonenmetall sichtbar. Durch das Eisenmaterial des eigentlichen
                              Probestückes selbst war nirgends ein Wasseraustreten bemerkbar, wie dies sonst bei
                              so hohen Pressungen in sehr feinen Strahlen durch die Poren des Materials zu
                              geschehen pflegt.
                           
                        
                           Brüchiges Platin; von Dr. E. Reichardt in Jena.
                           Vor Kurzem kam mir ein Platin, Stück eines Schwefelsäurekessels, zur Hand, welches
                              sich durch spröde, durch und durch krystallinische Beschaffenheit auszeichnete Man konnte das dicke
                              Blech sofort zerbrechen, und auf dem Bruche zeigte sich krystallinisches Gefüge. Der
                              Kessel war noch neu, wenig im Gebrauche gewesen und bekam an mehreren Stellen Risse,
                              welche sofort Flüssigkeit durchließen. Das spec. Gewicht des Platins beträgt 20,905;
                              die äußere Fläche desselben war auf beiden Seiten etwas weniger glänzend wie
                              gewöhnliches Platinblech. Durch Glühen wurde bei außen gereinigtem Platin kein
                              Verlust herbeigeführt, überhaupt nichts an der Beschaffenheit geändert. Die mehrfach
                              wiederholten Prüfungen auf andere Platinmetalle, mit ziemlich viel Material
                              vorgenommen, ergaben die Abwesenheit derselben. Die weitere Untersuchung bewies als
                              Bestandtheile:
                           
                              
                                 Platin 
                                 99,430 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer 
                                 0,473 
                                 0,473 
                                 0,452 
                                 
                              
                                 Eisen 
                                 0,013 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Silicium 
                                 0,030 
                                 0,030 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 99,946
                                 
                                 
                                 
                              
                           Es wurden namentlich noch Prüfungen angestellt, ob Schwefel oder Phosphor zugegen
                              seien, jedoch mit negativem Resultate. Die Verbindung von Schwefel und Platin ist
                              auch nicht glühbeständig, und diejenige mit Phosphor verträgt die bei Bearbeitung
                              und namentlich Schmelzung von Platin vorkommenden Temperaturgrade auch nicht. Die
                              kleinen Mengen Kupfer und Eisen sind sicher ohne Einfluß auf die Dehnbarkeit und so
                              kann nur der Siliciumgehalt als abnorm bezeichnet werden. Platin, welches hier schon
                              seit mehr als 10 Jahren im Gebrauch war und den Glanz noch völlig behalten hatte,
                              ergab nach der hier befolgten Scheidung kein Silicium.
                           Der zuerst zu stellende Einwand gegen die Annahme des nachtheiligen Einflusses vom
                              Silicium richtet sich gewiß auf die äußerst geringe Menge desselben: beiläufig
                              1/3000 vom Platin; allein die bis jetzt bekannten Beobachtungen über das Verhalten
                              von Silicium und Platin beweisen sämmtlich, daß das Silicium selbst in kleiner Menge
                              Sprödigkeit und Härte des Platins bewirkt. In Gmelin's
                              Handbuch (5. Auflage, Bd. III. S. 765) heißt es darüber folgend: „Die
                                 Verbindung ist grauweiß, hart von körnigem Bruche, schwer zu schmieden und zu
                                 feilen, ritzt Platin und Eisen und läßt sich durch rasches Abkühlen nicht
                                 Härten, hat ein spec. Gewicht von 20,5 (Boussingault), von 18,3 (Berzelius), von 17,5
                                 bis 18,0 (Boussingault). Berstet in der Kälte bald
                                 unter dem Hammer, ist in der Glühhitze völlig spröde. Läßt sich weder durch
                                 Erhitzen beim Zutritt von Luft, noch durch Cementation mit Braunstein wieder
                                 ductil machen. Löst sich in Salpetersäure schwieriger als Platin unter
                                 Abscheidung einer dicken Rinde von gallertartiger Kieselsäure, welche durch
                                 Abdampfen und Aufnahme in Wasser vollständig erhalten 1 Procent
                                 beträgt.“
                              
                           Demnach bewirkt weniger als 1 Proc. Silicium eine solche Sprödigkeit des Platins;
                              vergleicht man damit das Verhalten des Eisens, so kann nach Regnault schon 1/10000 Schwefel dasselbe brüchig machen, somit in noch
                              kleineren Mengen, als hier der Siliciumgehalt des Platins (1/3000) beobachtet wurde.
                              Jedenfalls regt dieser Fall zu weiteren Untersuchungen an. Bei der jetzt üblichen
                              Methode des Schmelzens kann das Platin um so leichter fremde Bestandtheile
                              aufnehmen. (Archiv für Pharmacie, 1874 S. 123.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der Glasvergoldung auf die Construction
                              der camera lucida; von G. Govi.
                           Das Wesen der camera lucida in den verschiedenen Formen
                              ihrer Construction, wie wir sie Wollaston, Sömmering,
                                 Amici und Nachet verdanken, beruht bekanntlich
                              auf der gleichzeitigen Wahrnehmung zweier einander überlagernder Bilder, nämlich
                              desjenigen des Objectes und desjenigen des Bleistiftes. Bei allen jenen Systemen
                              machte es jedoch einige Schwierigkeit, die Coincidenz der Bilder insbesondere an
                              gewissen Stellen des reflectirten Bildes mit dem Auge zu erfassen – ein
                              Uebelstand, welcher durch folgendes Verfahren beseitigt wird.
                           G. Govi, Professor der Physik an der königl. Universität
                              zu Rom, überzieht nämlich die reflectirende Fläche eines Prismas mit einer sehr
                              dünnen Goldschicht und kittet an diese Fläche mittels Canadabalsam ein zweites dem
                              ersteren ähnliches Prisma. Obgleich nun dieser dünne Goldüberzug durchscheinend
                              genug ist, um den Lichtstrahlen den Durchgang zu gestatten, so reicht doch sein
                              Reflexionsvermögen immer noch vollständig hin, um sehr deutliche Bilder zu geben.
                              Man hat auf diese Weise vollkommenes Mittel, zwei verschiedene Bilder, nämlich ein
                              directes und ein reflectirtes, ohne das Auge zu ermüden, übereinander zu legen. Der
                              Vorgang beruht also auf einer Anwendung der Eigenschaft dünner metallischer oder
                              anderer Schichten, zugleich die directen Strahlen durchzulassen, und die von einer
                              anderen Lichtquelle herrührenden schief auffallenden Strahlen zu reflectiren. Nachet hat nach Govi's Angaben
                              1) seine camera lucida zum Zeichnen mikroskopischer
                              Objecte umgewandelt, indem er das kleine pupillare Prisma durch die dünne
                              Goldschicht ersetzt; 2) die Anordnung getroffen, mit einer solchen camera Objecte von einem gewissen Volumen mit Hilfe
                              einer Loupe unter schwacher Vergrößerung zu zeichnen; 3) eine camera lucida für das Zeichnen naturgeschichtlicher Objecte und
                              Landschaften sowie für das Copiren von Skizzen eingerichtet. – In allen
                              diesen Apparaten erscheint das reflectirte Bild durch die gelben Strahlen, welche
                              das Gold reflectirt, gefärbt, während das durchgelassene Bild jene smaragdgrüne
                              Färbung zeigt, welche den von dem Golde durchgelassenen Strahlen eigenthümlich ist.
                              Dieser Unterschied in der Farbe ist nicht nur nicht lästig, sondern in gewissen
                              Fällen sogar von Nutzen. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß nichts leichter ist,
                              als diesen Bildern mit Hilfe geeigneter farbiger Gläser einen Farbenton zu geben.
                              (Comptes rendus, t. LXXIX p. 373; August 1874.) P.
                           
                        
                           Ueber die Mittel zur Hervorrufung von verschiedenfarbiger
                              Patina auf der Oberfläche der Bronzen; von P. Christophle
                              und Bouilhet.
                           Die Ansicht Morin's, daß die schone schwarze Patina,
                              welche gewisse chinesische und japanesische, mit feinen Incrustationen von Silber
                              verzierte Bronzen besitzen, von der Gegenwart des Bleies in diesen Legirungen
                              herrühren, können wir aus eigenen Erfahrungen und nach Untersuchung von weiteren 18
                              Proben Bronze verschiedener Färbung, welche wir der Gefälligkeit des Hrn. Cernuschi verdanken, bestätigen. Eine ähnliche Sammlung
                              von Typen in den schönsten Farben, die in Japan gebraucht werden, befand sich auf
                              der Wiener Ausstellung, und Cernuschi war so glücklich
                              ein Exemplar davon in Duplo zu erhalten, welches in der im November 1873 von Longperrier veranstalteten Ausstellung von Gegenständen
                              des äußersten Ostens zu sehen war.
                           Wir begnügten uns nicht damit die Zusammensetzung dieser Bronzen durch die Analyse
                              kennen zu lernen, sondern versuchten auch, die dieselben überziehenden Patinen
                              nachzumachen. Bei dem Mangel aller Angaben darüber und bei der Unmöglichkeit die
                              Zusammensetzung der Patina zu erfahren, ohne dieselbe zu zerstören, fehlt es uns
                              auch an Zeit unserer Arbeit, welche zahlreiche Versuche erforderte, bald zu Ende zu
                              führen. Wir werden daher erst später darüber Bericht erstatten können, glauben aber,
                              da durch Morin's Arbeit über derartige Kunsterzeugnisse
                              die Aufmerksamkeit rege geworden ist, schon jetzt diejenigen Ergebnisse, zu denen
                              wir bereits gelangt sind, mittheilen zu sollen.
                           Im Jahre 1867 befanden sich auf der internationalen Ausstellung von uns Bronzen, die
                              mit Gold und Silber überzogen waren, deren Patina aber, die einzige der Art
                              existirende, braun aussah. Die Gegenstände und die uns patentirten Verfahrungsarten
                              hatten wir damals der Société
                                 d'Encouragement vorgelegt. Durch unausgesetzte Praxis die Methoden der
                              Damascinirung und Incrustirung vollständig beherrschend, dehnten wir seitdem unsere
                              Forschungen auf die verschiedenen Färbungen der Bronze und auf die Mittel ihrer
                              Herstellung aus. Durch zahlreiche Versuche zu der Ueberzeugung gelangt, daß die
                              Patina einer Bronze nur dann haltbar ist, wenn sie durch eine natürliche chemische
                              Reaction und nicht durch Anwendung von Firniß oder Beitzmitteln hervorgebracht
                              worden, haben wir auch nur immer in dieser Richtung experimentirt. Was wir heute
                              vorlegen, sind Typen von brauner, rother, orangegelber und schwarzer Farbe, welche
                              zur Erhöhung der Wirkungen der aus Silber, Gold und ihren Legirungen bestehenden
                              Ueberzüge dienen.
                           Diese Patinen sind an der Oberfläche durch Reactionen erhalten worden, welche die
                              Erzeugung von Kupferoxydul in zwei verschiedenen Molecular-Zuständen und von
                              Schwefelkupfer bezweckten. Schützende Firniß-Ueberzüge gestatten dieselben an
                              verschiedenen Stellen
                              anzubringen, und die Hauptbedingung des Erfolges dieser Operationen ist die
                              Langsamkeit, mit der sie ausgeführt sind. Tieft Gegenstände liefern, wie wir
                              glauben, den Beweis, daß unser Verfahren praktisch und zuverlässig ist, denn es gibt
                              stets die drei erwähnten Patinen wieder. Man bedarf aber, wie wir hier besonders
                              hervorheben wollen, nicht eines Zusatzes von Blei zu der Legirung, um eine schöne
                              schwarze Patina zu erzielen, denn alle unsere Patinen sind auf reinem, mit dem
                              Hammer bearbeiteten oder galvanisch hergestelltem Kupfer hervorgerufen. Die
                              bleihaltigen Legirungen haben auch noch, wie schon Morin
                              bemerkt, den Nachtheil leichter Zerbrechlichkeit und geringere Beständigkeit, (Comptes rendus, 1874, t.
                              LXXVIII p. 1019.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Ein neues Sprach- und Hörrohr für Taucher.
                           L. v. Bremen und Comp. zu Kiel
                              ist unter dem 8. Juni d. J. ein Patent ertheilt worden auf ein unterseeisches
                              Sprach- und Hörrohr für Taucher, welches voraussichtlich einem Uebelstande
                              abhelfen wird, welcher bisher bei Ausführung aller Taucherarbeiten sehr hinderlich
                              im Wege stand. Die bisherigen Mittel zur Communication zwischen den Leuten an der
                              Oberfläche des Wassers und dem Taucher bestanden entweder in der sehr primitiven
                              Einrichtung der Benützung einer am Arm des Tauchers befestigten Leine, an welcher
                              nach vorheriger Verabredung bestimmte Rucke als Zeichen dienten, oder aber es
                              geschah die Communication mittels eines elektrischen Telegraphen, dessen Verständniß
                              und Handhabung schwierig und complicirt und unter vielen Umständen für den Taucher
                              gar nicht möglich war. Ein kürzlich in England erfundener Apparat von Mauldin Vinter gestattet nur dem Taucher, mit den
                              Aufsehern an der Luftpumpe zu sprechen jedoch nicht umgekehrt, half also dem Uebel
                              nur unvollständig und in halber Weise ab. Das nunmehr neu patentirte Sprach-
                              und Hörrohr gestattet bis auf eine Tiefe von 16 Faden nicht allein dem Taucher zu
                              den Leuten an der Luftpumpe zu sprechen, sondern er kann mittels desselben auch
                              jedes von der Oberfläche des Wassers zu ihm gesprochene Wort klar und deutlich
                              hören. Bei allen Taucherarbeiten wird durch Anwendung des Sprach- und
                              Hörrohres nicht nur viel Mühe und Zeit erspart, sondern auch eine bedeutende
                              Verringerung der Kosten herbeigeführt werden, da durch dasselbe die Sicherheit des
                              Tauchers eine unbedingt absolute wird und die Löhne für Taucher, der Gefährlichkeit
                              der Arbeit entsprechend, sehr hohe waren. Die Anwendung von Tauchern wird dadurch
                              für viele Zwecke ermöglicht werden, für welche die verhältnißmäßig großen Kosten
                              dies bis jetzt nicht zuließen. Das Sprach- und Hörrohr ist sehr einfach und
                              kann an jedem Taucher-Apparat ohne große Kosten angebracht werden. Es hat in
                              seinem Hauptprincip sich die Fortpflanzung von Schallwellen durch vibrirende
                              Metallplatten zu Nutzen gemacht, wobei jedoch zu berücksichtigen war, daß diese
                              Platten mit dem Wasser durchaus in keine Berührung kommen durften, weil das Wasser
                              die Fortpflanzung des Schalles nicht zuläßt. Die kaiserliche Admiralität hat bereits
                              die Einführung des Sprach- und Hörrohres bei den in der kaiserlichen Marine
                              verwendeten Taucher-Apparaten angeordnet und werden demnächst in
                              Wilhelmshaven die betreffenden Versuche ausgeführt werden. (Berggeist, 1874 Nr.
                              66.)
                           
                        
                           Entzifferung verbrannter Dokumente.
                           Hrn. Rathelot, einem Beamten des Pariser Gerichtshofes,
                              ist es gelungen, eine Anzahl werthvoller amtlicher Documente zu entziffern und
                              abzuschreiben, welche während der Herrschaft der Commune verbrannt worden waren.
                              Dieselben hatten so lange im Feuer gelegen, daß die Blätter der einzelnen Bände eine
                              homogene Masse bildeten, welche einem verkohlten Holzblock am ähnlichsten sah. Beim
                              vorsichtigsten Versuche, die einzelnen Blätter, welche wie zusammengeklebt
                              erschienen, zu trennen, zerfielen dieselben in Staub. Bereits hatten verschiedene
                              Männer der Wissenschaft vergeblich versucht, diese werthvollen Schriftstücke zu
                              retten, als Rathelot zu folgendem Versuche schritt. Er
                              schnitt den Rücken der das Buch bildenden Bogen durch, so daß die einzelnen Blätter
                              keinen Zusammenhang mehr hatten, tauchte das Ganze in's Wasser, und setzte es an der
                              Oeffnung eines Calorifers einer ziemlich starken Hitze aus. Durch das rasche
                              Verdampfen des Wassers lösten sich die einzelnen Blätter, und konnten nun unter
                              Beobachtung großer Vorsicht von einander getrennt werden. Die einzelnen Buchseiten
                              wurden sofort abgeschrieben, und die Abschrift durch einen anwesenden Beamten
                              beglaubigt. Auf diese Weise gelang es, gegen 70000 solcher Dokumente zu retten. Der
                              Anblick der verbrannten Blätter war wirklich eigenthümlich; die Schrift sah matt,
                              das Papier aber glänzend schwarz aus. Das Ganze hatte das Aussehen von
                              Sammetverzierungen auf schwarzem Atlasgrund, so daß das Ablesen der Schrift ohne
                              besondere Mühe von Statten ging. (Aus dem Journal of the
                                 Society of Arts durch das Gewerbeblatt aus Württemberg, 1874 S. 355.)
                           
                        
                           Zur generatio aequivoca; von Omimus.
                           Die generatio aequivoca ist nicht nur ein unabweisbares
                              Axiom für die Philosophie, sondern auch die Naturforschung bemüht sich der
                              experimentellen Lösung dieser Frage näher zu treten. Folgende von Omimus ausgeführte Versuche liefern (nach den Comptes rendus vom 20. Juli 1874, S. 173) den Beweis,
                              daß wenigstens aus schon organisirter Substanz, aus Blut und Eiweiß, unter
                              geeigneten Umständen Bakterien in spontaner Weise entstehen können. Er bediente sich zu diesem Zwecke
                              folgenden Apparates.
                           Ein Glasballon wird durch einen Kautschukstopfen verschlossen, der dreifach
                              durchbohrt ist. Drei Metallröhren gehen durch die Bohrungen in den Ballon. Außerhalb
                              desselben endigen zwei dieser Röhren in einen Hahn, welcher das Evacuiren vermittelt
                              und zugleich einen 7 Centim. langen Cylinder trägt, in den man entweder Baumwolle
                              oder Asbest bringt. Die dritte Röhre endigt zwar auch in einen Hahn; aber dieser
                              spitzt sich zu einem ganz kleinen Röhrchen zu, so daß die Luft in das Innere der
                              Metallröhre nicht eindringen kann. Man operirt in folgender Weise:
                           In den Glasballon bringt man 300–350 Grm. Wasser, 2 Grm. phosphorsaures Ammon
                              und 0,5 Grm. Kochsalz. Nun schließt man den Ballon mit dem Kautschukstopfen, in
                              welchem die drei Metallröhren stecken, und bringt die darin befindliche Flüssigkeit
                              zum Sieden, das man eine halbe Stunde unterhält und mehrmals wiederholt. Der
                              Wasserdampf entweicht hierbei durch die drei Metallröhren, deren Hähne geöffnet
                              sind; er vertreibt die Luft und zerstört durch seine Hitze die Keime, welche
                              vielleicht vorhanden sind. Während das Sieden noch im Gange ist, schließt man die
                              drei Hähne und läßt den Apparat erkalten. Im Innern desselben bildet sich hierdurch
                              ein luftleerer Raum, der in diesem Zustande so lange bleibt, als man will, was zum
                              Beweise für den vollständigen Luftabschluß nothwendig ist.
                           Ist die Flüssigkeit vollständig erkaltet, so erhitzt man das spitzige Röhrchen des
                              dritten Hahnes und führt es entweder in die Hohlvene oder in das Herz eines
                              Kaninchens und öffnet den Hahn der Röhre. Das Blut wird sofort durch den Luftdruck
                              in den leeren Raum des Ballons getrieben, ohne selbst mit Luft in Berührung zu
                              kommen; sind einige Tropfen eingetreten, so schließt man den Hahn wieder.
                           Mit Eiweiß verläuft die Operation noch bequemer. Nur muß man ganz frische und
                              unversehrte Eier nehmen. Man wäscht die Schale mit verdünnter Schwefelsäure, und
                              bestreicht den Platz, wo die Canäle eingeführt werden, mit Collodium, damit ja keine
                              Luft dazwischen treten kann. Endlich muß man auch noch keine freie Luft zutreten
                              lassen. Zu diesem Behufe öffnet man die Hähne der beiden anderen Metallröhren. Es
                              tritt Luft ein aber erst, nachdem sie eine dicke Lage von gekrempelter Baumwolle
                              passirt hat. Um ganz sicher zu sein, daß hierbei alle Keime vernichtet werden,
                              erhitzt man die beiden mit der Baumwolle gefüllten Cylinder, wobei auch noch der
                              Wasserdampf entweicht, der sich in Folge des Siedens hier condensirt hatte. Bei
                              einigen Versuchen wurde statt der Baumwolle Asbest genommen, was den Vortheil
                              gewährt, bei höherer Temperatur erhitzen zu könen. – Ein kleiner Aspirator
                              erlaubt von Zeit zu Zeit die Luft im Apparate zu erneuern, was eine wesentliche
                              Bedingung für das Gelingen der Versuche bildet.
                           
                           Trotz all dieser Vorsichtsmaßregeln entwickeln sich in der Flüssigkeit nach Verlauf
                              einiger Tage VibrionenNach Cohn sind die Vibrionen (Vibrio rugula) keine Infusorien, sondern
                                    ebenfalls Bakterien. V. G. und Bakterien.
                           Bei einer Temperatur von 25–30° trübt sich nach 3–4 Tagen die
                              Flüssigkeit in geringem Maße; aber man findet um diese Zeit nur moleculare
                              Granulationen. Erst vom 8. bis 10. Tage an werden dieselben mobil; es erscheinen
                              Vibrionen und Bakterien.
                           Läßt man zur Controlle eine Flüssigkeit von derselben Zusammensetzung wie im Ballon
                              an der freien Luft stehen, so findet man, daß sich dieselbe viel früher verändert
                              wie die Flüssigkeit im Ballon; auch werden die Vibrionen und Bakterien in letzterem
                              niemals so zahlreich und so entwickelt; auch sind sie bleicher und weniger
                              beweglich. Schüttelt man sie aber einige Zeit mit Luft, so werden ihre Bewegungen
                              rascher. Die in den Ballons eingeschlossenen Flüssigkeiten zeigen niemals einen
                              Geruch nach Fäulniß oder Zersetzung.
                           Bei 15 Versuchen, welche in dieser Weise angestellt wurden, fand man nur zweimal nach Verlauf von 10 Tagen keine Bakterien. In einem dieser beiden Fälle war der Flüssigkeit eine
                              bemerkliche Menge Zucker zugesetzt worden; im anderen hatte man nur einen einzigen
                              Tropfen Blut in den Apparat bringen können.
                           Der Verfasser kommt zu dem Schlüsse, daß die niederen kryptogamen Organismen, die
                              Bakterien, in eiweißartigen Flüssigkeiten bei Luftabschluß spontan entstehen und
                              sich entwickeln können.
                           Ein experimenteller Gegenbeweis gegen diese Versuche möchte sehr schwierig sein.
                           
                              V. G.
                              
                           
                        
                           Fortpflanzung des Schalles.
                           Schon Humboldt beobachtete an den Stromschnellen des
                              Orinoco, daß das Geräusch derselben bei Nacht dreimal so stark war als bei Tage. Die
                              Ebene zwischen dem Beobachter und dem Wasser bestand aus Gras mit untermischten
                              Felspartien. In der Hitze des Tages war die Temperatur der letzteren um 30°
                              höher als zur Nachtzeit, und schloß Humboldt daraus, daß
                              auch über jedem derartig erhitzten Felsen bei Tage eine Säule von verdünnter Luft
                              aufsteige, so daß durch die vielfachen Reflectirungen an den verschiedenen
                              Berührungsflächen der dichteren und verdünnten Luft der Schall abgedämpft wird. Auf
                              diese Art bewies er, daß eine nicht homogene Atmosphäre für die Leitung des Schalles
                              ungünstig sei.
                           Tyndall hat, nach dem „Engineering d.
                                 A.“, kürzlich eingehende Untersuchungen über die Wirkung von
                              Distanzsignalen bei verschiedenen Witterungsverhältnissen südlich von
                              Foreland-Kliff angestellt. Bekanntlich wurde bisher eine klare Atmosphäre für
                              die Fortpflanzung des Schalles allgemein am günstigsten gehalten. Nach den
                              Beobachtungen von Tyndall wurde jedoch der Schall von
                              Signalhörnern gegen die Windrichtung und bei dichtem Nebel etwa zweimal so weit
                              gehört als bei klarem Wetter und Windstille. Tyndall
                              erklärt diese auffallende Erscheinung dadurch, daß Sonnenstrahlen auf die See fielen
                              und daher eine namhafte Verdunstung hervorrufen mußten. Er betrachtet es als sehr
                              unwahrscheinlich, daß die entwickelten Dämpfe so aufsteigen, daß sie mit der Luft
                              eine vollkommen homogene Mischung bildeten; es unterliegt vielmehr keinem Zweifel,
                              daß dieselben sich in der Atmosphäre zu kleinen Anhäufungen sammeln und ganze
                              Striche einnehmen, in welchen die Luft dann mit mehr Wasserdämpfen gesättigt ist als
                              an anderen Partien. An den Trennungsflächen dieser Partien nun haben wir, obgleich
                              uns dieselben unsichtbar sind, die nothwendigen Vorbedingungen für die Erzeugung
                              eines partiellen Echos, wodurch naturgemäß eine Schwächung des Schalles bewirkt
                              wird. Die Homogenität resp. die Continuität der einzelnen Molecüle ist demnach in
                              der Atmosphäre sowie in vielen anderen Körpern auf die größere oder geringere
                              Mittheilungsfähigkeit jeder Bewegung, wie jene des Schalles, der Wärme etc., von
                              größtem Einflüsse. Diese Schlußfolgerung wurde auch durch die Beobachtung bestätigt,
                              daß der Schall der Signalhörner, als die Sonne untergangen war, in einem solchen
                              Maße anwuchs, daß derselbe um 6 Uhr Abends gegen 2 Uhr Nachmittags um mehr als das
                              Mache an Intensität zugenommen hatte.
                           
                        
                           
                           Anwendung des Kaolins als Klärmittel für Wein.
                           Nach Versuchen, welche B. Hoff mit österreichischen und
                              ungarischen Weinen angestellt hat, ist das Kaolin im geschlämmten Zustande ein sehr
                              gutes Mittel zum Klären des Weines. Seine Wirkung erstreckt sich hauptsächlich auf
                              gewisse, im Wein lange in Suspension bleibende Proteingebilde, mit denen es sich zu
                              einer unlöslichen Verbindung vereinigt, die sich schnell absetzt. Hierauf beruht
                              seine conservirende und regenerirende Wirkung auf schleimig gewordene Weine, und
                              hierdurch lassen sich auch seine die Gährung hemmenden Eigenschaften theilweise
                              erklären. Das Kaolin nimmt, nachdem es sich in der Ruhe abgesetzt hat, nur einen
                              sehr kleinen Raum im Fasse ein und bildet einen zusammenhängenden Niederschlag, von
                              welchem der geklärte Wein bis zum letzten Tropfen klar abgezogen werden kann. Wenn
                              man einen in Gährung befindlichen Wein mit Kaolin versetzt, so klärt er sich sofort.
                              Das Kaolin macht auch die Filtration ganz überflüssig, da es beim Niedersinken auch
                              die Unreinigkeiten mit sich reißt. – Das abgewogene Quantum Kaolin (1/2 Proc.
                              vom Gewicht des Weines) wird mit ein wenig Wein in einem besonderen Gefäß zu einem
                              dünnflüssigen Brei angerührt und dann nnter starkem Mischen dem zu klärenden Weine
                              zugesetzt. Sollte 1/2 Procent Kaolin nicht den gewünschten Erfolg haben, so kann man
                              nochmals 1/2 Proc. zugeben. Bei langsam sich klärenden Weinen ist ein mehrmaliges
                              Aufrühren des Kaolins im Fasse nützlich. Das anzuwendende Kaolin darf keine Spur von
                              Eisen enthalten, weil es sonst färbend auf den Wein einwirkt. Die Entfernung des
                              Eisens gelingt sehr leicht durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure, welche aber
                              durch Naschen mit Wasser vollständig wieder entfernt werden muß. (Weinlaube, 1874
                              Nr. 2 durch die Industrie-Blätter, 1874 S. 200.)
                           
                        
                           Ueber die Ueberführung der schwefelsauren Alkalien in
                              Chlormetalle durch Glühen mit Chlorammonium.
                           Nach H. Rose (Poggendorff's
                              Annalen, Bd. LXXIV S. 568) lassen sich schwefelsaures Natron und schwefelsaures Kali
                              direct in die entsprechenden Chlormetalle überführen dadurch, daß sie wiederholt mit
                              Chlorammonium gemengt und geglüht werden.
                           Edw. Nicholson (Chemical News,
                                 t. XXVI p. 147) führt dagegen Resultate von
                              Versuchen mit schwefelsaurem Natron an, wodurch er die Unbrauchbarkeit der Methode
                              darzuthun sucht, indem nur höchst geringe Spuren einer solchen Zersetzung
                              nachzuweisen seien.
                           Nach den Versuchen von Phillips hängt die Umsetzung der
                              schwefelsauren Alkalien durch Chlorammonium wesentlich von der Temperatur ab, welche
                              so hoch gesteigert werden muß, daß das Chlorammonium in ein lebhaftes Verdampfen
                              versetzt wird. Der Schmelzpunkt der Chlorkaliums, resp. Chlornatriums, kann aber
                              nicht erreicht werden, ohne dadurch einen Verlust desselben durch Verflüchtigung zu
                              verursachen. Durch Vermehrung des Chlorammoniums erfolgt keine entsprechende
                              Beschleunigung der Reaction. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S. 149.)
                           
                        
                           Ueber schwefelsaures Eisenoxydul-Natron.
                           E. Bilz machte schon früher darauf aufmerksam, daß das sogenannte Eisendoppelsalz
                              Fe(NH₄)₂ S₂O₈6H₂O (FeO,
                                 SO₃ + NH₄ O, SO₃ + 6HO) in der Chlorimetrie nicht
                              brauchbar sei, weil ein Theil des Chlors durch Zersetzung des Ammons unter
                              Entwickelung von Stickstoff in Anspruch genommen werde. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 11 S. 103.) Derselbe
                              empfiehlt jetzt (daselbst Bd. 13 S. 124) die entsprechende Natriumverbindung
                              FeNa₂ (SO₄)₂ 4H₂O = 366 (NaO,
                                 SO₃ + FeO, SO₃ + 4HO), welche nach Gräger's
                              Vorschrift in folgender Weise dargestellt wird.
                           Man löst reinen krystallisirten Eisenvitriol unter Zusatz von 2 Procent verdünnter
                              Schwefelsäure in seinem gleichen Gewicht Wasser heiß auf und schüttet sein
                              Aequivalent krystallisirtes schwefelsaures Natron hinzu. Hierauf bringt man das
                              Ganze zum Sieden, und läßt bei gelindem Kochen und fortdauerndem Rühren
                              eindampfen.
                           
                           Bald wird sich das Doppelsalz krystallinisch abscheiden; man verdampft indessen nur
                              so weit, bis noch ziemlich viel Flüssigkeit vorhanden ist, nimmt vom Feuer und rührt
                              bis zum Erkalten. Sodann gießt man die Flüssigkeit ab, bringt den gleichförmigen
                              Salzbrei auf einen Trichter, dessen Spitze durch ein kleines genäßtes, gut
                              anschließendes Filter geschlossen ist, entfernt die anhängende Lauge durch Absaugen
                              und wäscht mit etwas Wasser nach. Hierauf wird das Krystallpulver zwischen
                              Fließpapier gepreßt, an warmer Stubenluft und dann im Wasserbade zu einem sandig
                              krystallinischen Pulver ausgetrocknet. Ist der verwendete Eisenvitriol nicht frisch
                              bereitet oder nicht gut erhalten so setzt man zweckmäßig während des Einkochens eine
                              kleine Menge wässeriger schwefliger Säure zu. Das bläulichweiße Doppelsalz verliert
                              auch beim Erhitzen auf 100° sein Krystallwasser nicht, so daß es bei erneutem
                              Gebrauch wiederholt im Wasserbade ausgetrocknet werden kann, wenn es durch längere
                              Aufbewahrung eine Spur Feuchtigkeit angezogen haben sollte. Nur bei der Bereitung
                              darf das noch nasse Salz nicht sofort im Dampfbade erhitzt werden. Die Formel
                              verlangt 15,3 Proc. Eisen; gefunden 15,29 Procent.
                           
                        
                           Ueber die Untersuchung des Rohanthracens auf seinen Gehalt an
                              Anthracen; von T. H. Davis.
                           Man nimmt 1 Grm. von der gut gemischten Probe des Rohanthracens und löst es in 40 bis
                              50 K. C. Eisessig auf, indem man es in einem Fläschchen damit kocht, bis der Inhalt
                              des Fläschchens eine klare, gelbbraune Flüssigkeit geworden ist. Vorher hat man 10
                              Grm. Chromsäure in so viel Eisessig und Wasser, als zur Lösung derselben nöthig ist,
                              aufgelöst und gießt dieselbe nun zu der Lösung des Anthracens, bis die Chromsäure im
                              Ueberschuß vorhanden ist, ein Tropfen der Mischung also auf einer Silbermünze einen
                              rothen Fleck von chromsaurem Silber hervorbringt. Man stellt dann die Mischung, in
                              welcher nun ein gelblich grüner Niederschlag entstanden ist, bei Seite, und verdünnt
                              nach dem Erkalten mit destillirtem Wasser zu 200 K. C. Man läßt sie nun 6 bis 8
                              Stunden lang stehen und filtrirt sie darauf durch ein gewogenes, naß gemachtes
                              Filter: man wäscht das auf dem Filter zurückgebliebene Anthrachinon zunächst mit
                              destillirtem Wasser, bis die ablaufende Flüssigkeit hell ist, dann ein- oder
                              zweimal mit heißer schwacher Sodalösung und endlich wieder mit destillirtem Wasser,
                              bis das Ablaufende neutral reagirt. Das auf dem Filter befindliche Anthrachinon muß
                              nun ein schönes, gelbes, seidenartiges Ansehen haben; man trocknet es mit dem Filter
                              bei 100°, wägt und zieht von dem gefundenen Gewicht das Gewicht des Filters
                              ab. Aus dem so erhaltenen Gewicht des Anthrachinons berechnet man nun, nachdem man,
                              wie Luck angegeben hat (Zeitschrift für analytische
                              Chemie, 1873 S. 347), 0,01 Grm. für das in dem Filtrat gebliebene Anthrachinon hinzu
                              gerechnet hat, den Anthracengehalt des untersuchten Rohanthracens. (Nach den Chemical News, t. XXIX p.
                              169.)
                           
                        
                           Ueber den Aggregatzustand der Sonnenflecke.
                           Nach F. Zöllner ist die Voraussetzung schlackenartiger,
                              durch Ausstrahlung an der glühendflüssigen Oberfläche der Sonne entstandener
                              Abkühlungsproducte die einzige Annahme zur Erklärung der Sonnenflecke, welche nicht
                              zu Widersprüchen mit physikalischen Gesetzen und sicher verbürgten Beobachtungen
                              führt. (Poggendorff's Annalen, Bd. 152 S. 291).