| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. , S. 530 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Stahlblech zu Dampfkesseln; von Josef Schmidhammer.
                           Blecke aus Bessemerstahl (und aus dem ihm gleichstehenden
                              Siemens-Martin-Stahl) zeigen Eisenblechen
                              größere absolute Festigkeit (166 : 100), so daß Kesselbleche aus Stahl um 1/4 bis
                              1/3 dünner gewählt werden können, wenn die Minimalgrenze von 3 Linien (6,6 Millim.)
                              nicht überschritten wird. Der absolute Preis des Stahlbleches bei mittlerer Größe
                              ist entweder gleich oder sogar beträchtlich geringer. Kesselbleche von Stahl können
                              in allen Größen um einen gleich billigen Preis hergestellt werden, nicht so die
                              Eisenbleche; dies begünstigt eine rationellere Herstellung von Kesseln aus möglichst
                              wenigen großen Blechen, also mit weniger Nietnähten. Geringere Kesselwanddicke und
                              weniger Nähte erhöhen die Verdampfungsfähigkeit der Stahlkessel und gewähren größere
                              Sicherheit gegen das Anbrennen durch die Stichflamme. Die Stahlbleche sind fast
                              absolut frei von Blasen und Fehlern, und Locomotivkessel aus Stahlblech endlich
                              haben den großen Vorzug der Leichtigkeit, was bei sehr hohen Spannungen von
                              9–10 Atm. besonders wichtig ist. Zur Erzielung guter Stahlbleche bedarf es
                              kaum größerer Vorsicht als bei Eisenblech; eine Cylinderplatte kann mit der
                              Biegemaschine kalt gebogen werden; stärkere Bleche biegt man am besten im
                              dunkelrothglühenden Zustande; das Umborden geschieht zweckmäßig mittels Pressen bei
                              einer einzigen gleichmäßigen Erhitzung des Bleches auf einmal mit nachheriger
                              Abkühlung im trockenen Sande. In der Regel werden die Bleche nur stückweise
                              umgebordet, indem man nur einen Theil des Randes auf einmal in einem Schmiedefeuer
                              erhitzt. Das fertig umgebordete Blech wird in einem Flammofen gleichmäßig rothwarm
                              gemacht, im Allgemeinen ausgerichtet und langsam erkalten gelassen. In Neuberg
                              wurden seit Mitte d. J. 1865 bis 1873 108000 Ctr. Stahlbleche erzeugt und davon
                              75000 Ctr. zu Locomotiv- und Stabilkesseln verwendet.Vergl. Haswell: Verwendung von Stahl zu
                                    Locomotivkesseln, in diesem Journal, 1873 Bd. CCVII S. 337.D. Red. (Nach der österr. Zeitschrift für
                              Berg- und Hüttenwesen.)
                           
                        
                           Wetterfeste Zinkanstriche.
                           Bekanntlich haftet Oelfarbe schlecht auf Zinkblech und schützt dasselbe nicht vor der
                              Oxydation. Das Bedürfniß nach einem in Wind und Wetter haltbaren Anstrich des
                              Zinkbleches ist aber oft schon aus ästhetischen Rücksichten wünschenswerth, wenn
                              – wie z.B. bei monumentalen Gebäuden – die Gestalt des Daches eine
                              Eindeckung mit Zink wünschenswerth macht und das hellgraue glänzende Metall nicht zu
                              dem Gesammtbilde paßt. Puscher in Nürnberg hat sich
                              längere Zeit mit dem Gegenstande beschäftigt und ist es demselben gelungen, ein äußerst
                              einfaches Verfahren zu finden, welches einen sehr haltbaren, verschieden gefärbten
                              Anstrich auf Zinkblech auszuführen ermöglicht. Dasselbe beruht auf der Anwendung des
                              basisch essigsauren Bleioxydes. Einer Lösung des Salzes kann man z.B. Eisenoxyd (Caput mortuum) zusetzen, so daß man einen sehr angenehm
                              wirkenden braunrothen Anstrich erhält. Ein solcher ist auf den fünf Kuppeln der
                              Nürnberger Synagoge, von Baurath Wolff erbaut, angewendet
                              worden, und hat sich bis jetzt nach länger als Jahresfrist zur größten Zufriedenheit
                              bewährt. – Durch Zusatz anderer Farbstoffe kann man hellere, dunklere und
                              graue Farben hervorbringen, auch gelbliche Nüancen erzielen und damit Anstriche für
                              in Zinkguß ausgeführte Architekturen erhalten, um ihnen das Ansehen von
                              Steinhauerarbeit zu geben. Um auf blankem Zinkblech eine tiefschwarze, sehr haltbare
                              Schrift hervorzubringen, bedient man sich nach Puscher
                              einer Auflösung von gleichen Theilen chlorsaurem Kali und Kupfervitriol in der
                              36fachen Menge heißen Wassers. Schreibt man mit dieser schwach grün gefärbten Lösung
                              auf Zinkblech, so tritt nach kurzer Zeit die Schrift sehr schön und haltbar hervor.
                              Nach einigen Minuten kann man das Blech abwaschen und trocknen. Man kann sich zum
                              Schreiben einer Stahlfeder bedienen. Für Gartenbesitzer oder Forstleute dürfte
                              dieses Verfahren manche Vortheile bieten. (Aus den Mittheilungen des bayerischen
                              Gewerbemuseums, 1874 Nr. 2.)
                           
                        
                           Ausgezeichnete Lichtentwickelungen beim Schleifen harter
                              Steinarten.
                           Meine Beobachtungen über die merkwürdigen Lichterscheinungen beim Schleifen harter
                              Steinarten sind in den Achatschleifereien zu Oberstein und Idar im Fürstenthum
                              Birkenfeld gemacht worden. Ehe ich sie mittheile, muß ich nothwendig die dort
                              vorhandenen Schleifapparate kurz beschreiben, da diese bei den Erscheinungen, als
                              durch die große Geschwindigkeit der Bewegung einwirkend, wesentlich in Betracht
                              kommen. Die Schleifereien liegen an einem Wasserlauf, welcher ein unterschlächtiges
                              Wasserrad betreibt, dessen Achse in die Schleifstube reicht, und hier durch
                              Vermittlung zweier Kammräder eine horizontale Welle bewegt, an welcher sich vier
                              oder fünf Schleifsteine befinden, die vertical von oben nach unten rotiren. Ueber
                              jedem Schleifstein ist ein Gerinne in der Weise angebracht, daß ein fließender
                              kleiner Wasserstrom sich über den rotirenden Schleifstein und zwischen diesem und
                              dem zu schleifenden Stein ergießt.
                           Die Schleifsteine bestehen aus einem festen feinkörnigen Sandstein aus der Formation
                              des bunten, und werden in der benachbarten rheinischen Pfalz gewonnen. Sie müssen
                              durchaus fehlerfrei sein, ohne Sprünge, Thongallen u. dgl., da sie sonst bei der
                              schnellen Bewegung dem Zerspringen leicht unterworfen sind. Man hat viele Beispiele
                              und selbst aus späterer Zeit, daß Schleifsteine, welche unbemerkt gebliebene Kehlen
                              hatten, bei der Rotation zersprangen und in Stücken auseinandergeflogen sind,
                              Arbeiter getödtet und große Zerstörungen im Arbeitsraum angerichtet, selbst das
                              Dach- und Mauerwerk der Schleiferei zertrümmert haben. Die Schleifsteine
                              haben 5–5 1/2 Fuß Durchmesser und sind auf der Schleifbahn 14 Zoll dick. Die
                              Geschwindigkeit der Umdrehung ist durchschnittlich dreimal in der Secunde, also
                              180mal in der Minute, somit 10800mal in der Stunde. Die Schleifbahn legt daher an
                              dem wider dieselbe gehaltenen Schleifobject in der Stunde eine Strecke von 169646
                              bis 186613 Fuß oder 7 bis 8 geographische Meilen zurück.
                           Der Schleifer verrichtet das Schleifen des Steines in liegender Stellung; er liegt
                              mit dem Bauche und zum Theil mit der Brust auf einem halbcylinderförmig
                              ausgehöhlten, genau nach dem Schleifstein etwas schräg aufgerichteten Schemel, die
                              Füße nach hinten ausgestreckt und die Fußsohlen gegen einen auf dem Boden
                              befestigten Balken gelehnt. In dieser Lage drückt er den zu schleifenden Stein mit
                              beiden Händen fest gegen die Bahn des Schleifsteines. Mit etwas aufgerichtetem Kopfe
                              kann er dabei auf das Aufliegen des Schleifobjectes auf dem Schleifsteine sehen und
                              die ganze Operation zweckmäßig verrichten. Durch diese Lage gewinnt der Schleifer
                              die nöthige Kraft, das Schleifobject stark gegen den Schleifstein zu drücken. Da die
                              Muskelkraft der Arbeiter dadurch sehr angestrengt wird, so geschieht, das Schleifen
                              mit Unterbrechungen, so daß mit den Arbeitsstunden gleichlange Ruhestunden wechseln,
                              in. welchen sich die Arbeiter meist mit dem vorbereitenden Zuschlagen der
                              Achatsteine beschäftigen.
                           
                           Meine Versuche über die Lichterscheinungen beim Schleifen verschiedener Steinarten
                              habe ich am hellen Tage um die Mittagszeit bei einer Lufttemperatur von etwa +
                              17° C. angestellt. Die Phänomene, welche ich beobachtete, sind wesentlich
                              zweierlei Art, die ich von einander unterscheiden muß. Sofort wie ein Stein von
                              beiläufig Quarzhärte an den umlaufenden Schleifstein gedrückt wird, entwickelt sich
                              zwischen dem schleifenden Stein und dem Schleifstein ein starkes rothes Licht,
                              welches zugleich um das Schleifobject in einem schmalen Streifen ausstrahlt und
                              viele Funken von sich ausgehen läßt. Bei allen harten Steinen war diese Erscheinung
                              gleichartig.
                           Das andere Phänomen tritt mit jenem gleichzeitig, aber nur bei durchscheinenden und
                              durchsichtigen Steinen ein, nicht bei völlig undurchsichtigen. Die Steine von der
                              ersten Beschaffenheit leuchten prachtvoll roth, mit einem Stich ins Gelbliche. Sie
                              sehen meist wie rothglühendes Eisen aus, und es hat das Ansehen, als müsse der
                              Schleifer, der sie in den Händen hält, dieselben stark verbrennen. Alle versuchten
                              Steine, auch die völlig undurchsichtigen, wurden beim Schleifen warm; nach dem
                              Gefühl in der Hand glaubte ich die Zunahme der Temperatur auf 12 bis 15°
                              schätzen zu können.
                           Die Steine, welche ich in dieser Weise versucht habe, waren folgende:
                           Chalcedon von gelblichgrauer Farbe, ein wenig durchscheinend, von Uruguay in
                              Südamerika; ein zwei Zoll dickes Stück wurde prachtvoll feuerroth und dabei
                              durchsichtig.
                           Chalcedon von weißer Farbe und milchig durchscheinend, angeblich aus dem Orient,
                              verhielt sich wie beim vorigen Versuch.
                           Chalcedon von röthlicher Farbe, durchscheinend, gab dasselbe Resultat.
                           Chrysopras aus Schlesien, ein dickes, sehr wenig an den Kanten durchscheinendes Stück
                              von blaßgrüner Farbe, als Schmuckstein kaum brauchbar, gab wenig rothes Licht.
                           Bergkrystall, farblos, vollkommen durchsichtig, aus Brasilien. Die Lichterscheinung
                              war sehr prachtvoll, aber die feuerrothe Farbe gegen die obigen Versuche sehr
                              gemildert, fast rosenroth.
                           Bergkrystall, rauchgrau, durchsichtig (sogenannter Rauchtopas), aus den Schweizer
                              Alpen. Ziemlich das vorige Resultat, nur etwas weniger schön.
                           Carneol, von schöner rother Farbe, stark durchscheinend, aus Indien, gab das
                              prachtvollste rothe Licht, da sich die Farbe derselben mit der Naturfarbe des
                              Carneols sättigte.
                           Amethyst, Krystalle, stark durchscheinend, von Idar. Das Licht war blaßviolett, indem
                              auch hier die schöne violblaue Farbe des Steins mit der feuerrothen des Lichts sich
                              mischte, schön durchsichtig.
                           Von ganz undurchsichtigen Steinen wurden geprüft: Achatjaspis von Idar, schwarzer
                              Lydit mit weißen Quarzstreifen (Geschiebe), künstlich schwarz gefärbter Chalcedon
                              von Uruguay, undurchsichtiger Heliotrop aus Indien und zuletzt noch unverwitterter
                              Melaphyr vom Bahnhof Oberstem. In allen diesen Steinen war kein Licht bemerkbar, nur
                              das Licht auf der Schleiffläche blieb constant.
                           Fragt man nach den Grundursachen des Phänomens der Erleuchtung auf der Schleiffläche,
                              so können diese wohl keine anderen sein, als die Combination von Friction und
                              Elektricitäts-Entwickelung, wovon die Temperaturerhöhung des sich reibenden
                              Steines eine Folge ist. Der rothe Hof um den erleuchteten Stein und das
                              Funkensprühen kann nur von den erleuchteten Steinstücken herrühren, welche sich beim
                              Schleifen von dem Schleifobject und dem Schleifstein abreiben.
                           Das zweite Phänomen des prachtvoll feuerroth erleuchteten Steines scheint eine bloße
                              Folge der Lichtdurchstrahlung von der Berührungsfläche des zu schleifenden Steines
                              und des Schleifsteines zu sein, obgleich durchsichtige und durchscheinende Steine
                              von 5–6 Zoll Länge ganz gleichförmig das rothe Licht verbreiten. Daher ist
                              auch kein Licht in den völlig opalen Steinen zu bemerken.
                           Ich war nicht in der Lage nähere Untersuchungen anstellen zu können. Es wäre bei
                              meinen Versuchen von physikalischer Seite noch sehr vieles zu fragen; zunächst
                              möchten mit den Steinen unmittelbar nach dem Schleifen elektroskopische Versuche,
                              sowie Prüfungen ihrer Temperaturzunahme anzustellen sein; auch wäre die
                              Spectralanalyse des Lichtes von Wichtigkeit; endlich wären meine Untersuchungen noch
                              mit solchen von vielen andern Steinarten zu vervollständigen Ich erlaube mir,
                              Physiker auf die ausgezeichnete Gelegenheit aufmerksam zu machen, welche die
                              zahlreichen Achatschleifereien von Oberstein und Idar für die in Rede stehenden
                              Zwecke darbieten. Es ist
                              wirklich auffallend, daß, so viel ich weiß, noch niemand früher diese merkwürdigen
                              Phänomene näher untersucht und beschrieben hat, da die Achatschleifereien jener
                              Gegend schon seit sehr alter Zeit betrieben werden und jedem zugänglich sind.
                           Nöggerath.
                           Lichtentwickelung beim Schleifen von Diamanten. Die oben
                              erwähnte Erscheinung erinnert mich an eine Beobachtung beim Schleifen des Diamanten.
                              Mein verstorbener Bruder beschäftigte sich mehrfach mit dem Schleifen von Diamanten,
                              nicht zu luxuriösen, sondern zu industriellen Zwecken. Als ich eines Tages bei ihm
                              in Berlin beim Besuch war, rief er mich, da er eben eine Diamantenspitze schliff,
                              mit den Worten herbei: „Paß mal auf!“ Ich bemerkte, daß bei
                              mäßiger Geschwindigkeit des Rades und bei geringem Druck mit der Hand der Diamant
                              dunkel blieb, daß aber bei beschleunigter Geschwindigkeit
                              und bei verstärktem Druck es in dem Diamanten
                              „blitzte.“ Dabei ist zu bemerken, daß Diamant an Diamant
                              sich rieb, und der Diamantstaub in leichten Wölkchen sichtbar wurde; auch zeigte
                              sich die Lichterscheinung nur in dem einen von beiden, während der andere, wie es
                              mir schien, dunkel blieb. Lag es daran, daß der durchleuchtete mehr Volumen hatte?
                              Er hatte die Größe einer guten Erbse, während der andere eben nur sich mit einer
                              Spitze, wie sie die Lithographen und Kupferstecher gebrauchen, vergleichen ließ. Die
                              Farbe des Lichtes erinnerte an die Farben des Regenbogens, violett, gelb, roth, und
                              war bei natürlichem Tageslicht sowohl, wie auch bei künstlichem Lampenlicht im
                              Diamant hervorzulocken. Ließ die Drehgeschwindigkeit des Rades und der Druck mit der
                              Hand nach, so verschwand das Licht mit seinen Farben. Hiernach muß die Temperatur
                              des Steines eine ansehnliche gewesen sein. Die Länge der Drehbank betrug etwa 0,8
                              Meter und sie wurde mit dem Fuß getreten. Diesen Umstand glaube ich anführen zu
                              müssen, damit man nicht auf die Vermuthung gerathe, als ob jenes
                              „Blitzen“ oder „Leuchten“ sich nur bei
                              so großen Vorrichtungen, wie im obigen angegeben, wahrnehmen lasse; es genügt dazu
                              wohl jede Drehbank mit der nöthigen festen Einrichtung
                              und mit Support versehen, wenigstens für Diamanten. S.
                           (Ausland, 1874 S. 512 und 619.)
                           
                        
                           Ueber den atmosphärischen Staub; von G. Tissandier.
                           Meine Untersuchungen über den in der Luft suspendirten Staub bezweckten die
                              Ermittelung der in einem bestimmten Volum Luft enthaltenen Quantität fester Materien
                              und die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung derselben. Der dazu verwendete
                              Apparat war ein mit Wasser gefüllter Aspirator. welcher die äußere Luft –
                              Blase für Blase – durch eine mit chemisch reinem Wasser gefüllte Liebig'sche Kugelröhre und durch eine Uförmige, einen Pfropf Schießbaumwolle enthaltende Röhre
                              zog. Der Staub wurde auf diese Weise in dem destillirten Wasser zurückgehalten.
                           Der Versuch geschah am 28. Juli 1870 an einem Fenster der Straße Michel-le-Comte, 3 Meter über dem Boden.
                              Die Witterung war schön, die Luft klar; Tags zuvor hatte es etwas geregnet und die
                              Luft enthielt wenig feste Theile. Binnen drei Tagen hatte ein Kubikmeter Luft die
                              beiden Röhren passirt. Das Wasser der Kugelröhre wurde in einer bis auf 1/2
                              Milligrm. tarirten Platinschale bei 100° eingetrocknet. Der Rückstand wog
                              0,0060 Grm. Die Schießbaumwolle hinterließ beim Auflösen in Aether keine Spur eines
                              Rückstandes. – Derselbe Versuch wurde noch mehrmals wiederholt. Einige der
                              dabei erhaltenen Resultate waren:
                           Gewicht des in 1 Kubikmeter Pariser Luft
                                 enthaltenen Staubes.
                           
                              
                                 Nach Tags zuvorgefallenen Regen(Juli
                                    1870)
                                 Nach acht Tagentrockenen Wetters.(Juli
                                    1872)
                                 Unter normalen
                                    atmosphärischenBedingungen(Juni bis Juli 1870,April bis Nov.
                                    1872)
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                    0,0060 Grm.
                                 
                              
                                 –
                                 –
                                 0,0075    „
                                 
                              
                                 0,0060 Grm.
                                 0,0230 Grm.
                                 0,0080    „
                                 
                              
                           
                           Die Quantität des Staubes in 1 Kubikmeter dieser Luft schwankt mithin von 6 bis 23
                              Milligrm. Um den Werth dieser Zahlen würdigen zu können, wollen wir uns an die
                              niedrigste halten, und eine über das Marsfeld, welches 500000 Quadratmeter
                              Oberfläche hat, verbreitete Luftsäule von 5 Meter Höhe annehmen. Diese Luftmenge
                              enthält mithin nicht weniger als 15 Kilogrm. feste Materie. Auf ganz Paris
                              berechnet, würden sich Hunderte von Kilogramm ergeben.
                           Die Messung der einzelnen Staubtheilchen geschah mit einem Glas-Mikrometer.
                              Theilchen von Geweben, Holz, Kohle zeigten eine Länge bis zu 1/10 Millim.,
                              mineralische Materien, Kieselerde etc. eine Länge von 1/100 bis 1/1000 Millimeter.
                              Dieser Staub kann nur durch die Bewegung der Luft schwebend darin erhalten werden;
                              der feinste bleibt natürlich am längsten suspendirt, aber es schlägt sich doch
                              fortwährend ein gewisser Antheil nieder.
                           Ich habe darüber in und bei Paris Beobachtungen angestellt. Es wurde ein Blatt
                              geleimtes glattes Papier von 1 Meter Quadratfläche, welches in einem Rahmen
                              befestigt war, horizontal der Luft ausgesetzt, und zwar auf einem ganz freien Dache
                              in 10 bis 15 Meter Höhe während einer ganzen ruhigen Nacht. Am folgenden Morgen
                              kehrte man die mit bloßem Auge sichtbaren Stäubchen mittels eines zarten Pinsels
                              zusammen, und obgleich dabei ein kleiner Verlust nicht ganz zu vermeiden war, so
                              betrug das Gesammelte doch 0,0015 bis 0,0035 Grm. Nimmt man als Mittel davon 0,002
                              Grm. an, welche während 12 Stunden auf einen Quadratmeter fallen, so würde das für
                              die Fläche des Marsfeldes während 24 Stunden 2 Kilogrm. betragen.
                           Die chemische Zusammensetzung wurde sowohl aus dem durch den Aspirator, als auch aus
                              dem durch freiwilligen Absatz gesammelten Staube ermittelt. Man erhielt:
                           
                              
                                 Organische Materie, mit Flamme verbrennend 
                                   25 bis   34
                                 
                              
                                 Mineralische Materie (Asche) 
                                   75 bis   66
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100 bis 100
                                 
                              
                           Die mit einigen Milligramm ausgeführten Reactionen gestatteten keine quantitative
                              Bestimmungen. Der in Wasser lösliche Theil der Asche enthielt Chlor, Schwefelsäure
                              und Spuren von Salpetersäure (?). In dem in Salzsäure löslichen Theile fand sich
                              Eisen, Kalk und Kieselerde.
                           Es wurde noch Staub untersucht, der in einer ansehnlichen Höhe, u.a. in 60 Meter Höhe
                              von einem der Thürme der Kirche Notre Dame, wohin seit Jahren Niemand gekommen war,
                              gesammelt wurde. Die dortigen Stufen zeigten sich mit einer sehr feinen graulichen
                              Staubschicht von wenigstens 1 Millim. Dicke bedeckt. Dieser Staub konnte nur mit
                              Hilfe der Luft durch die engen Fugen der Fenster gedrungen sein, seine
                              Zusammensetzung gibt daher ein sehr gutes Bild von der Natur des Luftstaubes. Die
                              Analyse, mit 5 Grm. ausgeführt, lieferte:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 213, S. 534
                              Organische Materie, leicht
                                 brennbar, reich an Kohlenstoff, unter Leuchten verbrennend; Mineralische
                                 Materie; Löslich in Wasser (alkalische und alkalisch-erdige Chloride und
                                 Sulfate, salpetersaures Ammoniak; Löslich in Salzsäure; Eisenoxyd; Kohlensaurer
                                 Kalk; Kohlensäure Magnesia, Spuren von    
                                 Phosphaten, Thonerde etc.; Unlöslich in Salzsäure (wesentlich Kieselerde) 
                              
                           Andere Proben gaben wesentlich dieselben Resultate in Bezug auf die Natur der
                              Bestandtheile. Eisen war stets in bedeutender Menge zugegen.
                           Die Quantität der in der Luft suspendirten oder daraus sich absetzenden festen
                              Materien ist mithin beträchtlich genug, um in der Physik des Erdballes eine
                              wirkliche Rolle zu spielen. Wie ich nachgewiesen habe, bestehen dieselben zu etwa
                              1/3 aus organischen und zu 2/3 aus mineralischen Substanzen. Von letzteren verdient
                              die verhältnißmäßig beträchtliche Menge Eisen noch besonders hervorgehoben zu
                              werden, denn dasselbe ist ganz bestimmt kosmischen Ursprungs. (Comptes rendus, 1844 t.
                              LXXVIII, p. 821.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           
                           Die kaukasische Kardendistel-Seidenraupe und ihre
                              Züchtung in Deutschland; von K. H. Ulrichs in
                              Stuttgart.
                           Die Seidenraupe, welche die Blätter der Kardendistel (Karde, Rauhkarde) frißt, Saturnia Cynthia, ist vor 20 Jahren (1854) von der
                              Acclimatisationsgesellschaft zu Paris in Europa eingeführt worden. Schon nach einer
                              Beobachtung von nur wenig Jahren hat man jedoch – voreilig und mit Unrecht
                              – in Deutschland ihre Züchtung für unpraktisch erklärt. Im Laufe dieses
                              Sommers begann ich selbst diese Raupe zu züchten; zugleich unterrichtete ich mich
                              über dieselbe auch anderweitig. Ehe ich das Thier und seine Behandlung, sowie die
                              großen Vorzüge seiner Züchtung mittheile, will ich sogleich die beiden Einwände,
                              welche gegen die Zucht der Cynthia erhoben worden, widerlegen.
                           Der erste Einwand ist: „Die Cocons der Cynthia könnten nicht abgehaspelt
                                 werden.“ Nun ist dies unwahr; aber selbst das Gegentheil angenommen,
                              bleibt ja die vorzügliche Seide noch immer brauchbar zur
                              Floretseide-Fabrikation, welche bekanntlich eine große Ausdehnung gewonnen
                              hat. – Da die Cocons am Kopfende eine Oeffnung besitzen, um welche herum der
                              Faden gewunden ist, so kommt es bisweilen vor, daß beim Abhaspeln (wenigstens nach
                              bisheriger Manier) der Faden an dieser Oeffnung reißt. Um forthaspeln zu können, muß
                              dann am Cocon ganz einfach das abgerissene Ende auf's neue gesucht werden, was zwar
                              hin und wieder einige Verzögerung verursacht, sonst aber keinen Nachtheil bringt, am
                              wenigsten die Abhaspelung unmöglich oder auch nur unthunlich macht. Dies ergibt sich
                              auch noch speciell aus folgender Thatsache. Auf der Wiener Ausstellung waren die
                              Tscherkessen mit den prächtigsten Seidenwaaren von Cynthia-Seide massenhaft
                              vertreten. Und in dieser tscherkessischen Ausstellung, so wird ausdrücklich
                              berichtet, war die Cynthia-Seide nicht nur als gesponnene Floretseide
                              ausgestellt (Handgespinnst), sondern eben so sehr auch als Seidenzwirn, d. i. als
                              erst abgehaspelte und dann gezwirnte Seide – ein Beweis, daß das Abhaspeln
                              weder unmöglich noch unpraktisch und mit erheblichen Schwierigkeiten verknüpft
                              ist.
                           Der zweite Einwand: „Die beiden Futterpflanzen der Cynthia (Wunderbaum und
                                 Götterbaum – ricinus communis und ailanthus glandulosa) gedeihen bei uns nicht überall
                                 und ihr Laub werde vom ersten Herbstfroste zerstört, so daß im Spätjahr
                                 vorzeitiger Futtermangel eintrete“, wurde zu einer Zeit erhoben, als
                              man noch keine Kenntniß davon hatte, daß diese Raupen ebenso gern das Laub einer
                              Pflanze fressen, welche bei uns (und noch weithin nordwärts) einheimisch ist, und
                              daß sie dabei ebenso gut gedeiht, ja noch besser als bei jenem Futter. Diese Pflanze
                              ist eben die Kardendistel, Weberkarde, Rauhkarde (carduus oder dispacus fullonum), deren
                              Samengehäuse bekanntlich zum Rauhen in der Tuchfabrikation benützt wird. Diese ist
                              bei uns als die eigentliche Futterpflanze der Cynthia anzusehen. Ihr Laub ist
                              frosthart genug, um sogar bis in den Januar hinein im Freien grün und
                              fütterungsfähig zu bleiben. Es kann demnach von Futtermangel in Folge von
                              Herbstfrost keine Rede sein. Die Pflanze ist im mittleren Europa fast überall leicht
                              zu haben. Fast überall wächst sie wild. In der Pfalz, in Frankreich u.s.w. wird sie
                              für die Verwerthung in der Tuchfabrikation auf Aeckern angepflanzt. Ihren Samen
                              versendet jede größere Samenhandlung zu einem kaum nennenswerthen Preise (beisp. Haage und Schmidt in Erfurt
                              für 1 Sgr. 20 Gramm Samen). Uebrigens gibt es eine Varietät der Cynthia, Cynthia ricini, welche nur
                              Ricinus frißt. Die Hauptvarietät, welche ich züchte, frißt Götterbaum und Karde
                              (nicht auch Ricinus).
                           Die Vorzüge der Cynthia-Zucht sind folgende:
                           a) Die Raupe ist nur eine äußerst kurze Zeit lang zu
                              hegen und zu füttern. In meiner Zucht erfolgte (Juni und Juli 1874) die Einspinnung
                              schon nach 26 Tagen, seitdem das Räupchen das Ei verlassen hatte, während z.B. die
                              Yamamayaraupe 60–70 Tage lang gehegt und gefüttert werden muß. Im Kaukasus
                              soll sie sogar schon nach 21 Tagen sich einspinnen. (Sie ist übrigens auch in Assam
                              heimisch.)
                           b) Außerordentliche Vermehrung und Ertragsfähigkeit
                              trotz der nur geringen Größe der Cocons. Die Cynthia gestattet nämlich –' in
                              unserem Klima – bei guter Fütterung 2, ja 3
                              Generationen im Jahre. Denn auch die übrigen Entwickelungsperioden sind sehr kurz:
                              Puppenzeit etwa 35 Tage; Eizeit etwa 14 Tage. In der niedrigeren Temperatur des
                              Spätjahres sind die Entwickelungsperioden, auch die Raupen- bez.
                              Fütterungszeit etwas länger als im hohen Sommer.
                           c) Vorzügliche Qualität der Seide. Die Seide ist
                              elastisch, fest, sehr glänzend und von außerordentlicher Feinheit. Sie ist befähigt,
                              die feurigsten Farben sowie die zartesten Nüancen anzunehmen, wie von der
                              tscherkessischen Ausstellung berichtet wird.
                           d) Nicht gering möchte ich auch den Umstand anschlagen,
                              daß in meiner Zucht nur wenig Raupen starben, in vortheilhaftem Gegensatz zu meiner
                              gleichzeitigen Zucht von Yamamaya und Pernyi.
                           e) Endlich ist die Cynthia weit leichter im Freien, ganz
                              sich selbst überlassen, zu züchten, als Yamamaya und Pernyi. Kardensamen kann man ja
                              leichter in den Gärten oder in Töpfen säen, als Eichbüsche ausgraben und
                              einpflanzen. Auch die Ueberspannung der Karden mit Netzen zum Schutz gegen Vögel ist
                              leichter als jene der Eichbüsche. –
                           Cynthia überwintert nur als Cocon, nicht als Ei. Die Cocons der letzten Züchtung des
                              Jahres bringt man in ein kaltes Zimmer, in welchem man sie, an einer Schnur
                              aufgehängt, den Winter über beläßt. Wünscht man im nächsten Jahre 3 Generationen zu
                              erzielen, so bringt man die Cocons um die Mitte des März in Zimmerwärme, damit die
                              Schmetterlinge zeitiger ausschlüpfen. Will man nur 2 Generationen erzielen, so läßt
                              man sie in der Kälte, bis die Temperatur sich von selbst erhöht.
                           Der Schmetterling ist prachtvoll; olivengrün und violett mit weißen Binden, bei
                              schlanker Flügelform und schöner Zeichnung: 4 Halbmonde, 2 Pfauenaugen und
                              verschiedene geschwungene Linien. Die Raupe ist erheblich kleiner als die beiden
                              Eichlaubraupen; die Flügel des Schmetterlings dagegen sind fast eben so groß, als
                              jene der beiden Eichlaubschmetterlinge. Seit dem 26. August habe ich Schmetterlinge;
                              seit dem 1. September hat das Legen der Eier begonnen. Vom 15. Sept. an erwarte ich
                              somit wieder junge Räupchen, eine Herbstzucht, die ich mit Leichtigkeit noch bis zum
                              Einspinnen zu bringen hoffe.
                           Nachtrag. Seit einigen Tagen hat schon meine
                              Cynthia-Herbstzucht begonnen. Die jungen Räupchen beginnen den Eiern zu
                              entschlüpfen. Auch jetzt wieder entwickeln sie sich ausfallend rasch. Sehr
                              erleichtert wird die Spätzucht dadurch, daß der im August reifgewordene Same der
                              Karde, nachdem er bald gesäet ist, schon nm die Mitte des Septembers keimt. Ich
                              säete ihn in Töpfe, welche jetzt mit keimenden Pflanzen angefüllt sind. Wenn man die
                              jungen Raupen einfach auf diese Pflanzen setzt, so ist man der ganzen Mühe der
                              Fütterung und des Futterwechsels überhoben – so wie der Sorge, daß die Raupen
                              nicht welke (oder auch nur zu welken beginnende) Blätter vor sich haben, was
                              durchaus nicht der Fall sein darf. Die Zucht im Zimmer (auf Karden in Töpfen)
                              scheint sich für die Frühjahrs- und Herbstzüchtung sehr zu empfehlen. Für die
                              Sommerzüchtung ist die Zucht im Freien, auf Karden im Garten oder Felde)
                              vorzuziehen. Die herbstliche Ei-Dauer (Eiperiode, Eiruhe) betrug bei mir, bei
                              ziemlich kühler Witterung, etwa 18 Tage. – Stuttgart, 24 September.
                           
                        
                           Unterscheidung der Faser des neuseeländischen Flachses (Phormium tenax) von der Flachs-, Hanf-
                              etc. Faser; nach E. Vitrebert.
                           Man taucht die Faser oder das daraus verfertigte Gewebe in eine wässerige
                              Anilinlösung – im Liter etwa 12 Decigramm – läßt darin bei
                              gewöhnlicher Temperatur einige Stunden oder bei 70 bis 80° einige Minuten
                              liegen und wäscht hierauf mit reinem Wasser, besser noch mit Seifenwasser aus. Die
                              Faser des Phormium ist nun stark gefärbt, die
                              Flachs- und Hanffaser ungefärbt. Tiefe Prüfungsweise ist empfindlicher als
                              die mit Salpetersäure (D. p. J. 1847 Bd. CIV S. 357); der vorausgegangene
                              Bleichproceß wirkt nicht nachtheilig.
                           Im Papier läßt sich durch diese Methoden das Phormium
                              nicht so leicht erkennen, weil die Fasern hier weit inniger mit einander vermengt
                              sind. (Bulletin de la Société Chimique de
                                 Paris, t. XXI, p. 545; Juni
                              1874.)      W.
                           
                        
                           
                           Feuchtigkeitsmessungen an Leinen- und Wollstoffen; von
                              Dr. A. Kurz in
                              Augsburg.
                           Der Verfasser theilt im bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt (Juli 1874, S.
                              196 u.s.f.) Wägungen mit von genetzten Leinen-, Woll- und
                              Baumwollstoffen, welche nach dem Vorgange von v. Pettenkofer (Zeitschrift für Biologie, 1865) unternommen wurden, um das
                              hygroskopische Verhalten jener Bekleidungsstoffe unter einander zu vergleichen.
                           Es ist bereits länger bekannt, daß Leinwand weniger als ihr Eigengewicht –
                              ungefähr 3/4 – Flanell und Baumwollstoffe mehr und zwar beziehungsweise das 2
                              bis 1 fache des Eigengewichtes an Wasser zurückbehalten können.
                           Wenn nun beim Trocknen gleich großer Stücke von Leinwand und Baumwollstoff ein
                              geringer, wir wollen hier sagen, gar kein Zeitunterschied sich ergibt, so. hat der
                              letztere Stoff offenbar eine größere hygroskopische Thätigkeit entwickelt als der
                              Leinenstoff.
                           Wenn man aber beide Stücke mit gleich großem Wasserquantum (welches also die
                              Aufnahmsfähigkeit der Leinwand nicht überschreitet) genetzt denkt, so fühlt sich die Baumwolle schon am Anfange trockener an als
                                 das Leinwandstück; mit Beibehaltung obiger Zahlen könnte man sagen, die
                              Baumwolle sei 3/4 naß, während das Leinwandstück ganz (1) naß ist.
                           Wenn man endlich noch dazu in Anschlag bringt, daß der Trocknungsproceß beider Stücke
                              sich stetig verlangsamt (daß die Abgabe der Feuchtigkeit an die Luft um so rascher,
                              je nässer der Stoff ist), so ist die Menge des vom Baumwollstücke in bestimmter Zeit
                              abgegebenen Wassers geringer als die betreffende Menge beim Leinwandstücke;
                              wenigstens in den ersteren (intensiveren) Stadien des Trocknungsprocesses.
                           Man kann dies so ansehen, daß bei der Baumwolle das Wasser mehr im Innern, bei der
                              Leinwand mehr auf der Oberfläche sich befindet, daher hier die raschere Verdunstung
                              stattfindet. In den späteren Stadien, wenn auch auf der Oberfläche der Leinwand das
                              Wasser mehr und mehr verdunstet ist, kann das Umgekehrte eintreten, daß nämlich der
                              mehr poröse (für die Luft permeable) Baumwollstoff reichlicher von seinem
                              Wassergehalt verliert als gleichzeitig der Leinenstoff. In den ersteren Stadien
                              finden wir, was v. Pettenkofer betonte; in den letzteren
                              kommt die mehr hygroskopische Natur des Baumwollstoffes wieder zum Vorschein.
                           
                        
                           Gerbsäuregehalt nordamerikanischer Hölzer.
                           McMurtrie in Washington hat sich längere Zeit mit der
                              genauen Bestimmung der Gerbsäure in Hölzern, von denen man glaubt, sie als
                              Substitute oder zur Aushilfe bei den jetzt zum Gerben am meisten gebräuchlichen
                              Borken verwenden zu können, beschäftigt. Es scheint, daß diese Hölzer, welche große
                              Wälder im Süden und Südwesten der Vereinigten Staaten bilden, ebenso reich an
                              Gerbstoff sind als die jetzt gebrauchten Gerberrinden. Bestätigt sich die Erwartung,
                              daß mit den Gerbstoffen dieser Hölzer ebenso gutes Leder hergestellt werden kann,
                              als mit den bisher gebrauchten Borken, so wird man nicht ermangeln, jene Hölzer zur
                              Extractbereitung zu verwenden, da ohnehin der Transport des Holzes in Blöcken auf
                              größere Entfernungen billiger zu stehen kommt, als der Transport der sperrigen
                              Borken. Die Versuche wurden hauptsächlich mit den Holzproben des Mesquite (Algarobia gladulosa), des Gelbholzes, Osage orange (Maclura
                                 aurantiaca) und der grünen Eiche, Live Oak (Quercus virens) aus verschiedenen Grafschaften von Texas
                              gemacht.
                           Der Gehalt an Gerbsäure wurde gefunden:
                           
                              
                                 Gruͤne
                                 Eiche,
                                 weißes Holz 
                                 0,30 
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 hartes Holz 
                                 0,125
                                 „
                                 
                              
                                 Mesquite,
                                 hartes  Holz 
                                 6,21
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 weißes Holz 
                                 0,50
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Borke 
                                 0,50
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    Osage
                                    
                                 
                                    orange
                                    
                                 hartes Holz 
                                 5,87
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 weißes Holz 
                                 0,30
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Borke 
                                 0,10 
                                 „
                                 
                              
                           (Aus dem Shoe and Leather Reporter
                              durch die Gerberzeitung, 1874 S. 140.)
                           
                        
                           
                           Darstellung und Eigenschaften des Glycerins; von Director E.
                              Schering in Berlin.
                           Rohglycerin wird bei der Darstellung von Stearin als Nebenproduct gewonnen; früher
                              ließ man die dünnen Glycerinlaugen weglaufen, jetzt thut dies aber wohl keine Fabrik
                              mehr, der Artikel ist ein zu werthvoller und viel gefragter geworden. Es werden
                              verschiedene Methoden die Fette zu zersetzen angewendet:
                           1) vollständige Verseifung mittels Aetzkalks; Glycerin scheidet sich ab, und wird
                              eingedampft mit dem überschüssigen Kalk.
                           2) die Fette werden mit einigen Procenten Schwefelsäure einer höheren Temperatur
                              ausgesetzt: das sich hierbei ausscheidende Glycerin enthält viel
                              Glycerinschwefelsäure.
                           3) Die Fette werden ohne jeglichen Zusatz durch überhitzte Wasserdämpfe zersetzt und
                              die Stearinsäure sowohl wie das Glycerin abdestillirt.
                           Zum Reinigen sowohl wie zum Destilliren eignet sich das schon einmal destillirte
                              Glycerin am besten; es enthält wenig Fett und Buttersäure, und hat den süßlichen
                              Geruch des Glycerins; man hat nicht erst die fremden organischen Säuren, den
                              Aetzkalk oder die Schwefelsäure zu beseitigen. Um nun aus dem rohen Glycerin
                              gereinigtes (Glycerin. depuratum album) darzustellen,
                              wird dasselbe, wenn es kalkhaltig ist, mit Kohlensäure, dann mit überhitztem
                              Wasserdampf, um die Buttersäure auszutreiben, behandelt und zuletzt auf Thierkohle
                              gebracht und nach vollständiger Entfärbung, was oft, je nach Qualität der Rohwaaren,
                              2–3 Wochen dauert, im Vacuum eingedampft. Hat man mit Glycerin zu thun, worin
                              Schwefelsäure enthalten, so muß man dasselbe verdünnen und heiß mit kohlensaurem
                              Barit behandeln; die Glycerin-Schwefelsäure zersetzt sich nicht so leicht,
                              gibt eine lösliche Verbindung mit Barit. Das Glycerin
                                 depur enthält immer mehr oder weniger große Mengen von Chlor,
                              Schwefelsäure, Fettsäure, Kalk etc. und hat meistens einen Nebengeruch; es ist daher
                              zu medicinischen Zwecken nicht anzuwenden; wird hauptsächlich zum Vermischen der
                              Seifen, des Bieres, zum Füllen von Gasuhren und zu verschiedenen technischen Zwecken
                              verwendet.
                           Glycerin pur. destillat. Rohes Glycerin wird in einer
                              Destillirblase mit überhitztem Wasserdampf übergetrieben, wobei man die größte
                              Aufmerksamkeit verwenden muß; sind die Wasserdämpfe nicht heiß genug, dann
                              destillirt es zu langsam; sind sie zu heiß, so geht das Glycerin gefärbt über und
                              nimmt den Geruch nach Acrolein an; dabei ist es sehr schwer zu vermeiden, daß ganz
                              geringe Mengen von Chlor oder Kalk mit übergerissen werden. Genug es bietet dies
                              Präparat unendlich viel Schwierigkeit dar, und selten gelingt es dasselbe so rein zu
                              erhalten, daß es selbst den strengsten Anforderungen der Pharmacie entspricht;
                              entweder ist es nicht ganz farb- oder geruchlos, oder es enthält ganz geringe
                              Spuren von Chlor oder von Kalk. Dazu kommt noch, daß die Pharmakopöe
                              Prüfungsmethoden angibt, die zu irrigen Schlüssen führen können.
                           1) „Mit verdünnter Schwefelsäure versetzt und abgedampft, soll sich nach
                                 Vorschrift der Pharmakopöe das Glycerin. pur. nicht
                                 schwärzen.“ Wie lange soll eingedampft werden? Dampft man so lange
                              ein, bis das Wasser der verdünnten Schwefelsäure verjagt ist, also concentrirte
                              Säure zur Wirkung kommt, dann wird selbstverständlich das Glycerin – eine
                              organische Substanz – verkohlt und schwarz; will man bei dieser
                              Prüfungsmethode auf Zucker fahnden, oder worauf sonst?
                           2) „Aus einer mit Salmiakgeist versetzten Lösung des salpetersauren Silbers
                                 scheidet Glycerin kein metallisches Silber ab.“ Jedes Glycerin,
                              welches destillirt ist, und nur aus solchem kann man reines darstellen, reducirt
                              Silber – in der Kälte nach kurzer Zeit, gekocht sofort – einen
                              prachtvollen Silberspiegel gebend. Den durch die Ueberhitzung gebildeten
                              reducirenden Körper im Glycerin war Verf. nicht möglich zu entfernen; das Glycerin
                              wurde mit einem großen Ueberschuß von Quecksilberoxyd gekocht, letzteres wurde
                              reducirt, aber das abfiltrirte Glycerin zeigte dasselbe Verhalten gegen Silber.
                           3) Die Probe der Pharmakopöe mit Aetzkali und schwefelsaurem Kupfer, nach welcher das
                              Glycerin „nicht roth werden darf,“ hält der Verfasser für
                              angemessen, die Fehling'sche Lösung, die eigentlich das
                              empfindlichste Reagens auf Zucker ist, darf hier nicht angewendet werden; denn diese
                              könnte leicht Täuschungen herbeiführen, da dieselbe mit Glycerin einen schmutzig gelbrothen
                              Niederschlag gibt (die Weinsäure der Fehling'schen Lösung
                              scheint bei dieser Reaction eine Rolle zu spielen).
                           Die Differenz im specifischen Gewicht 1,23–1,25 ist eine sehr große, wie sie
                              die Pharmacie nie zuläßt; diese Differenz entspricht einem Gehalt von 7 Proc. und
                              Preisunterschied von 3–4 Thlr. pro 30 Kilogrm.
                              Ist das Glycerin sehr concentrirt, so verursacht es auf der Haut, noch mehr auf
                              wunden Stellen einen großen Reiz und zwar dadurch, daß es im hochconcentrirten
                              Zustande mit Begierde Wasser aufnimmt, es ist daher nicht zweckmäßig ein solches
                              Glycerin anzuwenden, besser das weniger concentrirte 1,23. Die chemischen Reactionen
                              wurden mit Glycerinsorten aus verschiedenen und den renommirtesten Quellen
                              vorgenommen und nur sehr geringe Abweichungen in qualitativer Richtung dabei
                              beobachtet – ein Beweis, daß die bis jetzt angewendeten Reinigungsmethoden
                              nicht im Stande sind, ein anderes Glycerin zu liefern. (Industrieblätter, 1874 S.
                              237.)
                           
                        
                           Prüfung auf den in artesischen Brunnenwässern aufgelöst
                              befindlichen Sauerstoff; von A. Gerardin.
                           Der artesische Brunnen zu Grenelle fördert, nachdem er die Kreide-Formation
                              des Pariser Beckens vollständig durchdrungen hat, aus einer Tiefe von 548 Meter
                              Wässer, welche aus dem grünen Sandstein kommen und mit einer Temperatur von 27,70 C.
                              zu Tage gelangen. (Vergl. dies Journal. 1841 Bd. LXXIX S. 80 und 466). Aufgefordert
                              von Belgrand, die Reservoirs der Stadt Paris zu
                              untersuchen, war Verf. in der Lage, auch zahlreiche Versuche am
                              Greneller-Brunnen anstellen zu können. Vermittels einer heberförmig
                              gekrümmten Röhre wurde das Wasser 4 Meter unterhalb seiner Mündung geschöpft und
                              nach einer früher (im Journal, 1872 Bd. CCVI S. 208) beschriebenen Methode auf
                              gelösten Sauerstoff geprüft. Die ersten Tropfen Hydrosulfit-Lösung
                              veränderten die blaue Farbe des schwach gefärbten Wassers in Bechern von 1, 2 und 6
                              Liter Inhalt. Das aus solcher Tiefe aufgestiegene Wasser enthält mithin sicherlich
                              keinen Sauerstoff aufgelöst, und werden dadurch die früher von Peligot in derselben Richtung angestellte Versuche bestätigt.
                           Auch das Wasser von vier 60 bis 140 Meter tiefen Brunnen in St. Denis und des 11
                              Meter tiefen artesischen Brunnens bei Gonesse enthielt keine Spur Sauerstoff.
                           Aus vorstehenden Versuchen ist zu schließen, daß man in den unterirdischen Wässern
                              niemals Sauerstoff aufgelöst finden wird, wenn man die Vorsicht gebraucht, sie
                              vorher nicht mit der Luft in Berührung zu bringen. Daher fand Payen, welcher diese Vorsicht außer Acht ließ, in dem Wasser des
                              artesischen Brunnens von Grenelle Sauerstoff und zwar 4 Kubikcentimeter im
                              Liter.
                           Der Verf. hat oft innerhalb der Aufsteigröhren lange weiße opalisirende Fäden
                              bemerkt, welche in der aufsteigenden Flüssigkeit schwammen und mit einem Ende an der
                              Wand der Röhre hafteten. Diese Algen besitzen die merkwürdige Eigenschaft, daß sie
                              so lange weiß bleiben, als das Wasser sauerstofffrei ist, und augenblicklich grün
                              werden, wenn das Wasser an die Luft tritt. Ihre Empfindlichkeit für den Sauerstoff
                              gibt derjenigen der feinsten Reagentien nichts nach. Das Verhalten dieser Algen
                              bestätigt also die Versuche mit dem unterschwefligsauren Natron, und wir besitzen
                              damit ein neues äußerst feines Reagens auf im Wasser eines artesischen Brunnens
                              vorkommenden freien Sauerstoff. (Comptes rendus, t.
                              LXXVIII p. 1704; Juni 1874.)
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Zur Analyse der holzessigsauren Kalke; von R. Fresenius.
                           Die essigsauren Kalke, welche durch Neutralisation rectificirten oder auch rohen
                              Holzessigs mit Kalkhydrat erhalten werden und die bekanntlich unentbehrliche
                              Zwischenproducte zwischen dem Holzessig und der reinen Essigsäure oder reinen
                              essigsauren Salzen darstellen, kommen in Masse in den Handel und müssen somit, da
                              ihr Gehalt an Essigsäure ein wechselnder ist, zur Beurtheilung ihres Werthes stets
                              auf ihren Gehalt an Essigsäure geprüft werden.
                           
                           Der holzessigsaure Kalk des Handels besteht aus essigsaurem Kalk, dem kleine Mengen
                              propionsauren, buttersauren Kalkes etc. beigemischt sind, aus Verbindungen
                              empyreumatischer Stoffe mit Kalk und aus beim Behandeln mit Wasser ungelöst zurück
                              bleibenden empyreumatischen Substanzen, denen meist etwas kohlensaurer Kalk, etwas
                              Thon etc. beigemischt ist. Außerdem enthalten die holz essigsauren Kalke wechselnde
                              Mengen Wasser. Fügt man zu dem mit Wasser bis zur Lösung des Löslichen behandelten
                              Präparate Oxalsäure im Ueberschuß, so erhält man im Niederschlage allen Kalk als
                              oxalsauren Kalk, einen Theil der empyreumatischen Stoffe, ferner Thon, Kieselsäure,
                              Sand etc., während die Lösung an sauer reagirenden Substanzen enthält: die
                              Essigsäure sammt den geringen Mengen ihrer Homologe und den Ueberschuß der
                              Oxalsäure, d.h. den Antheil derselben, welcher nicht mit Kalk in Verbindung getreten
                              ist; – von nicht sauer reagirenden Stoffen finden sich in der Lösung außerdem
                              empyreumatische Substanzen, welche die Lösung mehr oder weniger gelb bis braun
                              färben.
                           Bestimmt man somit in der Lösung einerseits die Acidität mit Normalalkali,
                              andererseits die Menge der Oxalsäure durch Fällen mit essigsaurem Kalk, so hat man
                              nur die der letzteren entsprechende Normallauge abzuziehen von der im Ganzen
                              verbrauchten, um aus der Differenz die Menge der Essigsäure (sammt Propionsäure,
                              Buttersäure etc.) berechnen zu können. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S.
                              153.)
                           
                        
                           Lenkbarer Luftballon.
                           In Woolwich wurden vor der englischen Militärverwaltung kürzlich Versuche mit einem
                              neuen lenkbaren Luftballon – System Bowdler
                              – gemacht. Die beliebige Direction des Ballons sollte dabei erzielt werden:
                              durch ein verstellbares Segel, ferner durch zwei Schrauben, wovon die erste um eine
                              horizontale und die zweite um eine verticale Achse rotirt.
                           Die Schrauben – in ihrer Gestalt den Propellerschrauben der Schiffe ähnlich
                              – sind aus dünnem Blech hergestellt und werden mittels
                              Zahnräder-Uebersetzung von Menschenkraft bewegt bis zu 600 und 700
                              Umdrehungen pro Minute. Dabei soll die um die verticale
                              Achse rotirende Schraube die senkrechte Bewegung des Ballons ermöglichen, die andere
                              Schraube aber zur Vorwärts- und Rückwärtsbewegung dienen.
                           Bei der von dem Erfinder selbst vorgenommenen officiellen Erprobung gelang auch, bei
                              günstiger luftstiller Witterung, der erste Programmpunkt vollständig, indem der
                              Ballon mehrmals, ohne Veränderung des Ballastes nur unter dem Einflusse der Schraube
                              auf- und abwärts stieg, bis endlich der Mechanismus brach, was bei dessen
                              schwächlichen Dimensionen nicht Wunder nehmen konnte. Der Versuch der Bewegung in
                              horizontaler Richtung mittels der zweiten Schraube hatte zwar auch einen günstigen
                              Erfolg; gleichzeitig aber ward es auch unzweifelhaft, daß einer stärkeren
                              Windströmung mit den leichten Dimensionen dieses Apparates und der geringen
                              disponiblen Kraft unmöglich Widerstand geleistet werden könne.
                           
                        
                           Berichtigungen.
                           In diesem Bande von Dingler's polytechn. Journal ist zu
                              lesen:
                           Im ersten Augustheft S. 224 (Priwoznik, über Bildung von Sulfaten bei Gasflammen) g. 4 von oben statt
                              „0,2175 Grm. oder 60,4 Proc. Schwefelsäure“ :
                              „0,2175 Grm. schwefelsauren Barit oder 60,4
                                 Proc. Schwefelsäure.“
                              
                           Im zweiten Augustheft (Riche,
                              Untersuchungen über Metall-Legirungen) S. 345, Tab. 4, Colonne II statt der
                              unteren Zahl „8,952“
                              „–“; desgleichen S. 347, Tab. 5 statt der fünf untersten
                              Zahlen „8,947“ in Col. I; statt der vier untersten Zahlen 8,932
                              in Col. II; statt der fünf untersten Zahlen „8,930“ in Col. III
                              „–“; desgleichen S. 352, Tab. 12 Col. II statt der
                              drei untersten Zahlen „8,924“
                              „–“.
                           Im ersten Septemberheft S. 444 (Kraftbedarf etc.) Z. 18 v.
                              u. statt „1/20“
                              „1/200“.