| Titel: | Die Maschinen und Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Emil Teirich in Wien. | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. VI., S. 13 | 
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                        VI.
                        Die Maschinen und Werksvorrichtungen für
                           Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Emil Teirich in
                           Wien.Mit gef. Genehmigung des Verfassers, Hrn. Ingenieur Dr. Emil Teirich, Generalsecretär der Wienerberger
                                 Ziegelfabriks- und Baugesellschaft und Mitglied der internationalen Jury
                                 aus dem officiellen Ausstellungsbericht (Heft 42); Druck und Verlag der k. k.
                                 Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1873.
                           
                        Teirich, über Maschinen und Werksvorrichtungen für
                           Thonwaaren-Industrie.
                        
                     
                        
                           Die Maschinen zum Zwecke der Vorbereitung von Rohmaterialien oder der Formgebung in
                              der Thonwaaren-Industrie sowie jene Vorrichtungen und Apparate, welche zum
                              Brennen und Glasiren der geformten Stücke zu dienen haben, sollen uns hier
                              beschäftigen. Es muß jedoch gleich jetzt hervorgehoben werden und ist lebhaft zu
                              bedauern, daß die Wiener Weltausstellung im Vergleiche zu den glänzenden Sammlungen
                              fertiger FabrikateDer ausgezeichnete Bericht über die Thonwaaren-Industrie von demselben Autor bildet das 34.
                                    Heft des officiellen österreichischen Ausstellungsberichtes. Die Red., die dort zu sehen waren, ganz unverhältnißmäßig wenig auf dem bezeichneten
                              Gebiete brachte, und daß selbst unter dem Ausgestellten nur sehr selten ganz neues
                              zu finden war. Meist fehlte das Wichtigste und Interessanteste.
                           
                           Es gilt dies namentlich von solchen Maschinen, die in neuester Zeit von der
                              englischen Plattenfabrikation nach Prosser's Proceß, dann
                              bei der Erzeugung der deutschen (sogenannten Mettlacher)
                              Fußboden-Platten verwendet werden; es gilt dies ferner von den verschiedenen
                              mechanischen Töpferscheiben für runde und ovale Formen, wie sie in französischen
                              Fabriken (so bei Hache und Pepin Lechalleur frères in Vierzon) als Tellermaschinen im besten
                              Gebrauche sind, und von mannigfachen Drehbänken und ähnlichen Apparaten zur
                              Bearbeitung des roh geformten und fast ganz getrockneten Thones, wie wir sie in
                              ausgedehntester Verwendung bei Doulton in Lambeth
                              (London) fanden. Die neueren englischen Röhrenpressen für bedeutende Durchmesser und
                              die Erzeugung angeformter Muffen, welche mit directem Dampfdruck arbeiten oder jene
                              sehr ingeniöse hydraulische Röhrenpresse, welche wir als Clark's Patent in einer der größten Fabriken Englands vor kurzem arbeiten
                              sahen, sie waren ebenso wenig ausgestellt, wie Clayton's
                              bekannte Vorrichtung zu gleichem Zwecke. Wir vermißten endlich Alfing's Feldspath-Mühle (Gesellschaft Aluminia bei Kopenhagen), welche in neuester Zeit beispielsweise von der
                              Berliner königlichen Porzellanmanufactur versuchsweise benützt wurde, und die
                              Trockenmühlen der Actiengesellschaft Humboldt, welche
                              auch ebensowenig ihre renommirten Steinbrecher in Verbindung mit Walz- und
                              Schüttelwerk zur Ausstellung sandten.
                           Es ließe sich die Reihe desjenigen, was wir auf der Ausstellung nicht sahen, noch um eine gute Länge vermehren, wollte man aller neueren
                              Apparate gedenken, die namentlich von englischen Fabrikanten eingeführt und benützt
                              werden. Diese selbst, wie der schon einmal genannte und sehr bekannte Clayton, sowie auch Whitehead
                              oder Kirk und Pollock fehlten
                              sonderbarer Weise im Prater gänzlich. Mehr noch als in manchen anderen
                              Industriezweigen werden in der Thonwaaren-Fabrikation Hilfsmaschinen für
                              specielle Zwecke construirt und daher auch nicht selten ängstlich geheim
                              gehalten.
                           Das aber, was die Ausstellung brachte, zusammenzusuchen oder aufzufinden, war keine
                              kleine Arbeit. Alle hier zu besprechenden Gegenstände fanden sich in die
                              verschiedensten Gruppen eingereiht und über den ganzen Ausstellungsrayon so
                              vertheilt vor, daß einer Berichterstattung etwaige Auslassungen kaum zum Vorwurf
                              gemacht werden können. Das ganze Materiale war eben gewissermaßen nur durch
                              zufälliges Auffinden zu sammeln.
                           Um das so Gefundene zu ordnen, besprechen wir hier der Reihe nach:
                           A. Maschinen, bestimmt zur Vorbereitung des
                              Rohmaterials;
                           
                           B. Maschinen und Vorrichtungen, benützt zur Formgebung
                              der vorbereiteten Thonmasse.
                           C. Apparate zum Trocknen und Brennen der geformten
                              Gegenstände.
                           A. Maschinen zur Vorbereitung des
                                 Rohmateriales.
                           Thonschneider. Die ältesten Vorbereitungsmaschinen für
                              die Verarbeitung des plastischen Thones im feuchten Zustande sind die Thonschneider,
                              deren wesentlichster Theil, die vertical oder horizontal gestellte rotirende Welle,
                              mit Messern oder schaufelförmigen Armen versehen ist, welche nach der archimedischen
                              Schraubenlinie mehr oder weniger genau gestellt die Aufgabe haben, eine Zertheilung
                              der aufgegebenen Thonstücke, ein inniges Vermengen der unhomogenen Theile des Thones
                              oder verschiedener Zusätze zu demselben, wie Sand und dergl., zu bewirken. Eine
                              zweite Function dieser Messerwelle, welcher gewöhnlich durch stete Benetzung mittels
                              Wasser die Arbeit erleichtert wird und die daher auch den Thon in den zu seiner
                              ferneren Bearbeitung nöthigen Feuchtigkeitsgrad zu versetzen hat, ist das Vordrücken
                              der so gemengten und gekneteten Masse nach einem meist regulirbaren Mundstücke des
                              Mantels, welcher die beweglichen Theile umfaßt. Der Thon tritt als Strang heraus,
                              und wird dieser Theil der Function des Apparates den sogenannten Faßschaufeln
                              übertragen, welche auf dem der Austrittsöffnung zunächst liegenden Ende der Welle
                              aufsitzen. Weder an der allgemeinen Anordnung noch an den wesentlichsten Details der
                              Construction dieser Thonschneider war neues zu sehen. Wird der austretende
                              Thonstrang durch eine Vorrichtung in Stücke zertheilt, so stehen wir bereits vor der
                              Ziegelmaschine, die denn auch wirklich zumeist aus einem Thonschneider in Verbindung
                              mit einem Abschneideapparate besteht.
                           Bei Verwendung eines unreinen Materiales, namentlich also dort, wo der Thonschneider
                              ein solches zu verarbeiten hat, das keinem Schlämmproceß noch unterworfen war, legt
                              man vor denselben ein Walzenpaar zur Verkleinerung und Beseitigung von Steinen, zum
                              Zerdrücken harter Thonklumpen.
                           An der Ziegelmaschine der Gebrüder Schmerber in Tagolsheim
                              finden wir sogar ein doppeltes Walzwerk als Vorbereitungsmaschine für den
                              Thonschneider, nach welchem ein Transporteur (Band ohne Ende) das zerquetschte
                              Materiale führt. An den Maschinen der Eisengießerei und
                                 Maschinenfabrik in Nienburg an der Saale und an jener von L. Henrici in Wien fanden wir ein einfaches Walzenpaar dem
                              Thonschneider vorgelegt. Bei Besprechung der Ziegelpressen, welche als Maschinen zur
                              Formgebung im zweiten Theile unseres Berichtes zu behandeln sein werden, müssen wir
                              eingehender noch des Zusammenhanges von Thonschneider mit dem Walzwerke einerseits
                              und dem Abschneide-Apparate andererseits handeln.
                           Schon oben geschah der verschiedenen Stellung der Thonschneider-Welle
                              Erwähnung. Wir finden sowohl die horizontale als auch die verticale Anordnung
                              derselben. Die letztere bietet gewisse, nicht zu unterschätzende Vortheile bei
                              Lagerung der Welle, die schwächer gehalten und stabiler montirt werden kann, und es
                              werden diese wohl nur zum Theil aufgewogen durch das erschwerte Aufgeben des Thones
                              bei größerer Höhe des Mantels, der zudem oft gerade dort, wo das Einfüllen des
                              Rohmateriales erfolgt, dem Antrieb der Welle durch ein stark übersetztes
                              Kegelrad-Vorgelege einen Stützpunkt gewähren muß, wodurch eine unbequeme
                              Verengung der Füllöffnung und eine Gefahr für die Verunreinigung des Getriebes
                              entsteht.
                           Um diesem Uebelstande zu entgehen, treibt Schlickeysen in
                              Berlin seine verticale Thonschneider-Welle an den Ziegelmaschinen von unten
                              an. Es macht dies natürlich eine Lagerung derselben oben und ein Stopfzeug unten
                              nothwendig, welches den Austritt des unter Pressung befindlichen Thones hindert. Schlickeysen's Maschinen arbeiten gut, und haben
                              überhaupt die verticalen Thonschneider-Wellen den Vortheil einer längeren
                              Dauer und Haltbarkeit als die horizontalen.
                           Um das Einkarren auf so bedeutende Höhe zu umgehen, finden wir die Anordnung eines
                              Transporteurs, meist in Form eines über zwei große Lattenwalzen gezogenen, von
                              mehreren kleineren Walzen unterstützten endlosen Bandes. Keiner der auf der
                              Ausstellung befindlich gewesenen Transporteure bot irgend eine wesentliche
                              Neuerung.
                           Durch die horizontale Stellung der Thonschneider-Welle hat besonders die Firma
                              Gebrüder Sachsenberg in Roßlau an der Elbe eine
                              zweckmäßige Thonknete erhalten, deren Fülltrichter sich nur wenige Zolle über den
                              Fußboden erhebt. Die ganze Anordnung ist zweckentsprechend und einfach. Angenehm ist
                              die Möglichkeit, durch Lüften einiger Schrauben die obere Hälfte des gußeisernen
                              Mantels abheben zu können, wodurch sich der Vortheil einer, bei manchen anderen
                              Constructionen leider nicht erreichten, Zugänglichkeit der Messerwelle ergibt.
                           Die besprochene Knete dient zur Verarbeitung eines schon geschlämmten Materiales, zur
                              Mengung verschiedener Thonsorten und Beisätze für die Zwecke der Terracotta-
                              und Ofenkachel-Fabrikation etc., und ist mit keinem Walzwerke versehen.
                           Kollergänge. Weniger in Deutschland und Oesterreich als
                              in England werden als Thonvorbereitungs-Maschinen, namentlich in der Fabrikation von
                              feuerfesten Steinen die Kollergänge verwendet, welche ebenso die Verkleinerung der
                              aufgegebenen, sehr dichten, feuerfesten Thone, Chamotten und Quarze, sondern auch
                              die Mischung aller dieser Stoffe im feuchten Zustande sehr zweckmäßig vornehmen. Die
                              neueren Kollergänge mit stabilen Walzen und rotirender Tischplatte bieten den
                              Vortheil leichteren Antriebes und größerer Bequemlichkeit der Manipulation, die an
                              jeder Stelle des Tisches ungestört von den gewöhnlich umlaufenden Steinen vor sich
                              gehen kann. Der Kraftaufwand beim Antriebe ist ein geringerer, die Centrifugalkraft
                              der rotirenden Steine ist aufgehoben und hindert nicht mehr dem Apparate eine
                              größere Geschwindigkeit als bei den alten Constructionen zu geben, daher auch die
                              Leistungsfähigkeit der neueren eine viel größere wurde. Gute Lagerung und
                              Unterstützung der rotirenden Platte durch Gleitrollen ist hierbei Hauptsache. Die
                              Ausstellung freilich brachte fast gar nichts von solchen Kollergängen, wenigstens
                              keine für die Zwecke der Thonwaaren-Industrie, welchen höchstens jener
                              transportable Apparat von Herlop, Wilson und Budden in Newcastle upon Tyne dienen könnte.
                           Auf einem gemeinsamen Fundamente, das auf vier Eisenbahnrädern montirt ist, steht der
                              Kollergang mit eisernen Quetschwalzen und fixer Platte, welche direct durch eine,
                              mit einem stehenden Kessel vereinigte kleine Dampfmaschine mittels Vorgelege
                              angetrieben werden. Die ganze Zusammenstellung ist äußerst compendiös gedacht, doch
                              möchte dieses enge Aneinanderstellen der gegen Staub und sonstige Verunreinigungen
                              sehr empfindlichen Dampfmaschine mit dem Kollergange nur in den seltensten Fällen
                              anzuempfehlen sein. Die Zugänglichkeit fast aller Theile der Maschine ist gestört
                              und der Raum für Aufgeben des Rohmateriales sowie für Entfernung des bearbeiteten
                              sehr beengt.
                           Am ehesten eignet sich eine solche Anordnung wohl als Mörtelmaschine und Betonknete
                              bei Bauten, wo der Vortheil der leichten Fortbewegung des Ganzen sehr zu Gunsten
                              dieser sonst weniger zweckmäßigen Construction spricht.
                           Kollergänge zur Verkleinerung der Glasurschmelze, ehe sie auf die Mahlmühlen gelangt,
                              waren gar nicht ausgestellt worden.
                           Behufs der Verkleinerung von Quarz und Chamotte, ja selbst mit ausgezeichnetem
                              Erfolge als Bearbeitungsmaschine für feuchten Thon, hat sich der Desintegrator bewährt, den in der Originalconstruction
                              von Carr die Pariser Ausstellung zum erstenmal zeigte.
                              Bekanntlich besteht dieser höchst interessante Apparat aus zwei bis drei
                              horizontalen, in einander gesteckten Trommeln, an deren Peripherie Schlagstäbe aus
                              Schmiedeisen oder für sehr hartes Materiale aus Stahl eingesetzt sind. Jede dieser Trommeln rotirt mit
                              sehr bedeutender Geschwindigkeit, aber stets nach der entgegengesetzten Richtung wie
                              die vorhergehende. Das zu verkleinernde Materiale wird in der Richtung der
                              horizontalen Rotationsachse aufgegeben, passirt, durch Hunderte von Schlägen
                              zerkleinert, die Trommelperipherien und gelangt in sehr rascher Zeit in den
                              Zwischenraum derselben mit einem den ganzen Apparat umhüllenden Mantel, aus dem
                              zweckmäßig ein Paternosterwerk die verkleinerten Stoffe entfernt.
                           Die benöthigte Kraft für den Antrieb dieser Maschine ist wohl bedeutend, die
                              Abnützung aller ihrer Theile eine sehr empfindliche, dagegen aber auch ihre
                              Leistungsfähigkeit eine ganz erstaunliche. Durch manche Verbesserung, namentlich der
                              Lagerung hinsichtlich der stark beanspruchten Wellen, hat man diesem trefflichen
                              Apparate, der sich besonders in Thonwaaren-Fabriken noch viel zu wenig
                              Eingang verschafft hat, größere Stabilität und Dauerhaftigkeit zu geben gewußt.
                              Durch Vergrößerung des Trommeldurchmessers ist es möglich geworden, die
                              Umdrehungszahlen für die stark beanspruchten Wellen zu reduciren; immer aber machen
                              die größten bis jetzt gebauten Desintegratoren von 1,5 Meter Diameter eine
                              Umdrehungszahl von 400 bis 550 Touren, was einer enormen Umfangsgeschwindigkeit von
                              circa 30 Meter pro
                              Secunde entspricht. Bei solcher Arbeit benöthigt der Apparat dann freilich zwischen
                              15 bis 20 Pferdestärken zum Antriebe, leistet dann aber auch 20000 Kilogramm per
                              Stunde, selbst bei einem sehr harten Materiale, da er im Gegensatze zu anderen
                              Pulverisatoren die härtesten Körper am leichtesten zermalmt.
                           Desintegratoren der bisher am häufigsten angewendeten Größe, von einem Durchmesser
                              von 1 Meter, verarbeiten mit 7 Pferdestärken Betriebskraft durchschnittlich 7000
                              Kilogramm Rohmaterials zu Pulver von ganz bedeutender Feinheit.
                           Als Mischapparat für verschiedene Thonsorten ist ein Desintegrator trefflich zu
                              verwerthen, ebenso als Vorbereitung für Maschinen, die trockenen Thon zu
                              verarbeiten, oder für Ziegelpressen, welche grubenfeuchtes Materiale zu formen
                              haben. Namentlich kalksteinhaltige oder schotterige Thonsorten werden solcherweise
                              – und zwar auch billig und zweckmäßig gereinigt, respective die störenden
                              Beimengungen so sehr vertheilt, daß sie in der ganzen Masse unschädlich werden. In
                              der deutschen Thonwaaren-Industrie hat sich der Desintegrator nun freilich
                              noch kaum eingebürgert. Anders in England, dort wird er häufig bereits verwendet.
                              Wir haben ihn bei Gibbs and Canning in Tamworth, bei G. Jennings in Poole,
                              Perrens and Harrison in
                              Stourbridge, Ensor
                              and Sons in Burtonupon Trent und bei Cliff and Son in Leeds zur vollen Zufriedenheit arbeiten
                              gesehen.
                           Selbach und Deiters in
                              Mannheim stellten zwei sehr schön gearbeitete Desintegratoren ausSiehe dieses Journal, 1874 Bd. CCXI S. 102.D. Red., welche sich durch die Möglichkeit der Regulirung während des Ganges mittels
                              Anziehen von Keilen ebenso auszeichnen wie durch die sehr zweckmäßige Construction
                              der ganz geschlossenen Lager, welche vor Staub, der stets im Gefolge solcher
                              Verkleinerungsmaschinen sich findet, vollständig geschützt und so eingerichtet sind,
                              daß mit geringstem Oelverbrauch die bei so hohen Umdrehungszahlen nöthige ausgiebige
                              Schmierung gewissermaßen selbstthätig vorgenommen wird.
                           Ein Apparat, der sich in der Thonwaaren-Industrie ebenfalls bereits
                              einzubürgern sucht, ist der Steinbrecher, von dem
                              verschiedene Constructionen theils ausgeführt, theils in Zeichnung und Modell auf
                              der Ausstellung zu finden waren. Der Steinbrecher wird vorwiegend, und dort ganz
                              zweckmäßig, in der Fabrikation refractärer Producte, zum Verkleinern von Quarz,
                              Chamotte, alten Kapseln und dergl. benützt und zeichnet sich durch eine besondere
                              Leistungsfähigkeit und Einfachheit der Construction aus, was bei so sehr
                              angestrengten Maschinen stets ein wesentlicher Vortheil ist. Außer dem Bruche einer
                              leicht zu ersetzenden Backe des Brechmaules ist ein solcher Steinbrecher guter
                              Construction fast unverwüstlich. Im Vereine mit einem Walzen-Quetschwerk und
                              Siebapparat kann er auch die Verkleinerung der Rohstoffe auf einen sehr hohen Grad
                              der Feinheit bringen.
                           Mannigfache, mehr oder minder abweichende Constructionen, welche zumeist darin
                              culminiren, die Stellung der Backen des Steinbrechers während des Ganges zu
                              reguliren, fanden wir ausgestellt. Wesentlich bei diesem sonst so einfachen Apparate
                              ist die Beschaffenheit des Eisengusses, der, wenn spröde, selbst bei den stärksten
                              Dimensionen in Stücke geht. Es wäre wünschenswerth, daß die Fabrikanten hierauf mehr
                              Rücksicht nehmen würden, als dies bisher oft geschah.
                           Von österreichischen Firmen hat Korösi in Graz einen, der
                              Construction nach guten, sehr stark gebauten Steinbrecher ausgestellt. Sehr sauber
                              und fleißig ausgeführt ist ein schönes Stück von Selbach
                              und Deiters in Mannheim, dessen Construction die
                              Regulirung des Ganges der Maschine respective die Größe der zu erzeugenden Stücke
                              ebenso zuläßt wie bei Korösi.
                           
                           Hinsichtlich der Leistungsfähigkeit dieser Maschine folgen wir den Angaben der
                              Fabrikanten, welche uns von verschiedenen Seiten bestätigt wurden, und die wir
                              selbst zu erproben Gelegenheit fanden.
                           Es verbraucht bezieh, verarbeitet ein Steinbrecher
                           
                              
                                 Nr. 1
                                 mit
                                 Brechmaul-Oeffnung
                                 von
                                 500 × 300
                                 Millim.
                                 8
                                 Pferdest.
                                 resp.
                                 75000
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 Nr. 2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 450 × 250
                                 „
                                 8
                                 „
                                 „
                                 50000
                                 „
                                 
                              
                                 Nr. 3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 325 × 220
                                 „
                                 8
                                 „
                                 „
                                 30000
                                 „
                                 
                              
                           bei einer Arbeitszeit von 12 Stunden.
                           Die Kosten eines solchen Apparates variiren je nach der Größe zwischen 1600 bis 800
                              Gulden. Gewöhnlich sind die beiden Backen des Brechmaules mit zwei leicht
                              auszuwechselnden gußstählernen oder in Schalenhartguß hergestellten gerippten
                              Platten armirt, welche so ziemlich bei guter Construction die einzigen, allerdings
                              dann auch sehr starker Abnützung unterworfenen, Theile sind. Ferdinand Del in Vierzon (Cher, Frankreich) verwendet jedoch an
                              seinem transportablen Steinbrecher gehärtete Stahlbleche zum Schutze der gußeisernen
                              Backen, welche glatt, ohne Riefung bleiben. Del stellte
                              seine Steinbrecher auf einen, für dessen immerhin bedeutendes Gewicht denn doch zu
                              schwindsüchtig construirten, hölzernen Wagen. Auch hier ist durch Anziehen eines
                              Keiles die Brechmaulweite zwischen 5 und 60 Millimeter während des Ganges
                              veränderlich; im übrigen steht Construction und Solidität der Ausführung den vorhin
                              genannten Apparaten nach, von welchen namentlich die der Mannheimer Fabrik sehr
                              compendiös und gut angeordnet sind. Die Leistungsfähigkeit des französischen
                              Concasseur wird bei einer Brechmaulbreite von 350 Millimeter auf circa 30 bis 35 Kubikmeter bei einer Betriebskraft von 5
                              Pferdestärken angegeben. Der Preis von 4400 Franken ist gegenüber den deutschen
                              Fabrikaten ein relativ hoher.
                           Bei allen bisher besprochenen Steinbrechern finden wir das ursprünglich Blacke'sche System in Anwendung, bei welchem ein um einen
                              festen Aufhängepunkt schwingender Backen mittels Excenterbewegung gegen einen
                              feststehenden angepreßt wird. Anders arbeitet aber der Steinbrecher nach Archer's PatentVergl. die Notiz in Dingler's polyt. Journal, 1872
                                    Bd. CCIV S. 364. (England). Eine horizontale, rotirende und canellirte Hartguß-Walze
                              wird annähernd zur Hälfte von einer starken gußeisernen, an der Innenseite gerippten
                              und ebenso breiten Gabel umfaßt, die um eine fixe Achse oscillirt, welche etwas
                              höher als die der Walze, aber mit derselben parallel gelagert ist, so zwar, daß
                              zwischen Walze und Gabel oben ein weiterer, unten ein enger Zwischenraum bleibt.
                           
                           Diese Stellung zu der genannten Walze macht es möglich, daß in dem weiten
                              Zwischenraum von Gabel und Walze die zu zerbrechenden Materialien eingeführt und
                              durch die Walze mitgenommen, an das der Peripherie am nächsten stehende andere
                              Gabelende gebracht werden, während nun rasche Zerkleinerung stattfindet. Der Apparat
                              ist außerordentlich wirksam und leistungsfähig. Leider sind die abgenützten Theile
                              schwer auszuwechseln und die Construction überhaupt sehr dem Zerbrechen dann
                              ausgesetzt, wenn allzu ungleichförmiges Materiale aufgegeben wird. Dieser
                              Steinbrecher war nur als Zeichnung auf der Ausstellung zu sehen, fand aber bereits
                              vielfach praktische Verwendung.
                           Für gewisse Zwecke, namentlich dort, wo es sich um Zerkleinerung respective das
                              Pochen sehr harter und besonders großer Stücke eines Rohmaterials handelt, wird in
                              neuester Zeit, anstatt der bisher nicht selten üblichen Schwanzhämmer, der Dampfhammer
                              Ein Dampfhammer zum Pochen von Erz etc. ist in diesem Journal, 1871 Bd. CC S.
                                    177 beschrieben.Die Red. angewendet, ähnlich wie dies schon seit Jahren bei der Verkleinerung des
                              Naxosschmirgels geschieht. Gewöhnlich sind es solche von 3- bis 400 Pfund
                              Fallgewicht, die sich zu solchen Zwecken am besten eignen und hierfür völlig
                              ausreichend sind. Zweckmäßig sind Schnellhämmer, die bei vier Atmosphären
                              Admissions-Dampfspannung 300 bis 350 Schläge pro
                              Minute machen und dadurch zu äußerst leistungsfähigen Maschinen für. die Zwecke der
                              Großindustrie werden. Der leichteren Zugänglichkeit wegen und um Raum zur Anbringung
                              einer Aufschüttvorrichtung zu haben, sind einständrige Hämmer vorzuziehen. Da solche
                              genügen, deren Hub nicht variabel ist, so kann die Steuerung eine einfache sein, was
                              um so nothwendiger wird, wenn es sich darum handelt, sehr stark staubende
                              Materialien zu pochen. Die feinen scharfkörnigen Staubtheilchen nützen die
                              Steuerungsapparate ungemein rasch ab, und wird es nöthig, was übrigens ganz leicht
                              geschehen kann, die Kolbenstange vor deren Einwirkung zu schützen.
                           Vorstehenden Bedingungen entspricht wohl am besten der von G. Brinkmann in Witten an der Ruhr ausgestellte
                              Viercentner-Schnellhammer mit constantem Hub, welcher gar keine außen
                              liegenden Steuerungstheile hat und auch sonst von einer sehr soliden Construction
                              ist.
                           Die bekannten Firmen, zu deren Specialität Dampfhämmer zählen, haben sich auch
                              diesmal eingefunden und mehr oder weniger für unseren Zweck passendes geliefert.
                              Nennen wir darunter Banninger in Wetter an der Ruhr, B.
                              und S. Massey in Manchester und Sellers
                              in Philadelphia, die
                              durchwegs ausgezeichnete Hämmer brachten, von denen einige zu sehr billigen Preisen
                              verkauft wurden.
                           Handelt es sich um Verkleinerung geringerer Quantitäten, so ist wohl immer noch in
                              den Thonwaaren-Fabriken das Stampfwerk im
                              Gebrauche. Die oft noch übliche, recht primitive Construction desselben aus Holz mit
                              Daumenwelle wird aber jetzt gewöhnlich ersetzt durch die ausschließliche Anwendung
                              des Eisens, wie wir sie an dem schönen Pochwerke der schon mehrfach genannten Firma
                              Selbach und Deiters in
                              Mannheim finden. Das sehr schön gearbeitete Pochwerk hat sechs rotirende Stempel, je
                              im Gewichte von 250 Pfund. Die Roste sind mit gelochten Stahlplatten garnirt, und
                              der Stampftrog durch einen gußeisernen zweitheiligen Aufsatz verschlossen, der durch
                              angebrachte Thüren zugänglich gemacht wird. Namentlich für stark staubendes
                              Materiale ist diese Anordnung zweckmäßig. Die Auswechslung der abgenützten
                              gußeisernen Stempelschuhe ist leicht vorzunehmen. Der Apparat, welcher circa fünf Pferdestärken zum Betriebe bedarf, leistet je
                              nach der Art des aufgegebenen Materiales sehr viel, immerhin aber viel weniger als
                              die vorgenannten Hämmer.
                           Ganz nach demselben Systeme und gleichfalls mit einem rotirenden Stempel versehen,
                              fanden wir eine hübsche Anordnung bei Beyer frères
                              in Paris, die allerdings auf der Ausstellung von denselben zur Verkleinerung von
                              Substanzen angewendet wurde, die in der Chocoladefabrikation Verwendung finden,
                              welche wir aber dort auch empfehlen würden, wo es gilt kleinere Quantitäten von
                              Emails, Farbflüssen u.s.w. zu zerstampfen, die man auf die sonst üblichen großen
                              Kollerwerke nicht bringen kann.
                           Ein einziger Stempel, gehoben durch einen von der Hand oder mittels Maschine
                              getriebenen Daumen an einer Welle, fällt in einen Mörser. Während des Hubes erhält
                              er eine rotirende Bewegung durch einseitigen Angriff des Daumens an einen
                              horizontalen Bund des Stempels. Um Reibung, Abnützung und Geräusch zu vermeiden, ist
                              an diesen Bund eine Lederscheibe aufgesteckt, welche also zwischen den arbeitenden
                              Eisentheilen bleibt. (Auch beim Pochwerke von Selbach und
                              Deiters wäre diese Lederscheibe zweckmäßig
                              einzuschalten.) Beyer bringt zudem recht sinnreich
                              angetriebene Sieb- und Schüttelvorrichtungen, die in der Thonwaaren-Fabrikation
                              gleichfalls gute Verwendung finden können.
                           Glasurmühlen und Mühlen zur Vermahlung trockenen Thones
                              waren auf der Ausstellung gar nicht vertreten, jedoch ist hierher eine Feldspathmühle von A. W. Schmidt in Berlin zu zählen, die im Modelle ausgestellt
                              gewesen sein soll.Dank der ganz unübersichtlichen Ausstellungsweise der hier behandelten
                                    Maschinen ist es dem Verfasser nicht gelungen, obiges Modell aufzufinden.
                                    Eine directe briefliche Anfrage beim Aussteller hierüber, sowie über die
                                    Wirkungsweise seines Apparates, blieb resultatlos, ganz ebenso wie ein
                                    Ersuchen an den Vertreter der deutschen Reichscommission, welcher den Ort
                                    der Ausstellung des Objectes nicht zu wissen vorgab.
                              
                           Von neueren Apparaten für das Schlämmen des Thones war gar nichts ausgestellt, und
                              doch weist die moderne Thonwaaren-Industrie auch hierin manche Verbesserung
                              der alten, primitiven Verfahrungsweisen auf, die zum Theile mit der Anwendung von
                              Thonfilterpressen im Zusammenhange steht.
                           Anstatt in Schlämmkästen oder sogenannten Rainen die Verdickung der Schlämmmasse
                              abzuwarten, wird immer häufiger, ja in der Porzellanindustrie fast allgemein schon,
                              die Filterpresse angewendet. Bei kurzen und darum auch poröseren, sandigen Massen
                              functioniren diese Apparate eben ganz vorzüglich. Anders ist dies in der
                              Terracotta-Industrie und überall dort der Fall, wo es sich darum handelt,
                              sehr fette Massen zu entwässern. Da sinkt die Leistungsfähigkeit der Pressen sehr
                              herab und oft versagen diese Apparate ganz den Dienst. Man ist dann immer wieder auf
                              die Verdampfung des Wassers auf natürlichem Wege oder durch Zuführung künstlicher
                              Wärme in gemauerten Pfannen u.s.w. angewiesen.
                           Erstere Procedur ist zeitraubend und setzt den Thon manchen Zufälligkeiten und
                              Verunreinigungen aus; die zweite Methode, vielfach geübt in England, wo eben
                              billiger Brennstoff zur Verfügung steht, ist bei uns meist allzu kostspielig,
                              liefert aber wohl die homogensten und am feinsten vertheilten Massen.
                           A. L. G. Dehne in Halle an der Saale stellte eine
                              Filterpresse aus, welche direct mit der Zuführungspumpe für den aufgeschlämmten Thon
                              versehen ist.
                           Dehne baut zweierlei Systeme solcher Pumpen, eines mit
                              centralem, ein zweites mit außenliegendem Zuleitungsrohr und einer Vorrichtung zur
                              Selbstentleerung der zurückgebliebenen Massekuchen. Beide Systeme arbeiten gleich
                              gut bei gleichem Materiale.
                           Für eine stündliche Production von 300 bis 350 Pfund respective 150 bis 200 Pfund
                              trockener Masse kosten die Maschinen erster Construction 750 Gulden und 600 Gulden,
                              jene der zweiten Construction 600 Gulden und 450 Gulden, ja von letzterer werden
                              auch noch kleinere Pressen für eine Leistungsfähigkeit von 70 bis 100 Pfund Masse zum Preise von 300
                              Gulden gebaut.
                           Die Ausführung dieser Maschinen ist eine vorzügliche und deren Kosten nicht allzu
                              hoch.
                           Der gewünschte Feuchtigkeitsgehalt der zu erzeugenden Masse ist durch variable
                              Belastung eines Sicherheitsventiles an der Pumpe bestimmbar, was die Möglichkeit,
                              ziemlich homogene Massen aus verschiedenen aufeinander folgenden Pressungen zu
                              erhalten, sehr erleichtert.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)