| Titel: | Ueber die aus flüssigem Roheisen sich ausscheidenden „Narben“ oder „Blattern“; von Dr. F. Muck. | 
| Autor: | F. Muck | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XI., S. 48 | 
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                        XI.
                        Ueber die aus flüssigem Roheisen sich
                           ausscheidenden „Narben“ oder „Blattern“; von
                           Dr. F. Muck.
                        Muck, über die aus flüssigem Roheisen sich ausscheidenden Narben
                           oder Blattern.
                        
                     
                        
                           Unter ähnlichem Titel veröffentlichte ich im J. 1865 – im Journal für
                              praktische Chemie, Bd. 96 S. 385 u. ff. – eine Abhandlung. Obwohl nun meine
                              Berufsgeschäfte mir kaum gestatten, mich fortlaufend mit gleichen
                              metallurgisch-chemischen Studien zu befassen, so sehe ich mich doch durch
                              zwei denselben Gegenstand berührende PublicationenA. Ledebur, berg- und hüttenmännische
                                    Zeitung, 1873 S. 355; – E. Schott, Engineering vol. XV Nr. 389 bez. als Broschüre: „Die Kunstgießerei in
                                       Eisen“ (Vieweg und Sohn. Braunschweig 1873.) aus dem vorigen Jahre veranlaßt, meine neueren Untersuchungen zu
                              veröffentlichen, da das Ergebniß derselben theils berichtigende, theils
                              vervollständigende Thatsachen enthält.
                           Im J. 1860 (berg- und hüttenmännisches Jahrbuch) wurde das
                              „Spiel“ des EisensJournal für praktische Chemie Bd. XCVI S. 385; Jahresbericht für Chemie, 1865
                                    S. 761; Chemisches Centralblatt, 1866 S. 250; Wagner's Jahresbericht 1867, S. 30; Kerpely, Fortschritte der Eisenhüttentechnik im J. 1865, S. 77;
                                    berg- und hüttenmännische Zeitung, 1866 S. 226; ferner C. Jourdan in der Zeitschrift für das Berg-,
                                    Hütten- und Salinenwesen im preuß. Staate 1865 S. 1. zuerst von J. Krombach beobachtet, resp. die
                              dabei sich ausscheidenden
                              „Narben“ von Robert Richter
                              zuerst untersucht. Ledebur verzichtet auf eine Erklärung
                              des „Spieles,“ wenn er es bezeichnet als „hervorgerufen durch ununterbrochene regelmäßige
                                    selbstständige Bewegung des ruhig stehenden Eisens, in Wechselbeziehung
                                    stehend zu dem Krystallisationsbestreben desselben, welches durch
                                 stetiges Zerreißen des an der Oberfläche gebildeten Gußhäutchens bestimmte, sich
                                 stets erneuernde Figuren erscheinen lassen.“ Die im weiteren Verlauf
                              des „Spieles“
                              erfolgendeerfolgte Bildung der „Narben“ (wie ich sie in der Folge nennen
                              will) bringt Ledebur in nothwendigen Zusammenhang mit der
                              an der Oberfläche des Eisens stattfindenden Oxydation. Freilich sind die gebildeten
                              Ausscheidungen (wenn auch nicht ganz ausschließlich, wie ich gezeigt habe und zeigen
                              werde) Sauerstoffverbindungen. Ledebur verlegt sich den
                              Weg zu einer befriedigenden Erklärung der Narbenbildung, indem er zweierlei,
                              allerdings gleichzeitig oder doch nebeneinander auftretende, im Uebrigen aber
                              wesentlich verschiedene Dinge in Bezug auf ihre Entstehungsart nicht genügend
                              getrennt hält. Ich meine damit die eigentlichen Narben
                              und die Gußhaut, welche von Ledebur ganz zutreffend mit Frischschlacke und Hammerschlag verglichen
                              werden. Derselbe definirt die Ausscheidungen beiderlei Art – das
                              „Gußhäutchen“ – als „ein Oxydationsproduct
                                 des Eisens, welches sich bildet, sobald dessen metallische Oberfläche mit der
                                 Luft in Berührung kommt. Es besteht im Wesentlichen aus Eisenoxyduloxyd nebst
                                 geringen Mengen Manganoxydul, theilweise mit Kieselsäure zu basischen Salzen
                                 vereinigt, ähnelt also in seiner Zusammensetzung garer Frischschlacke und
                                 Hammerschlag. Es bildet sich um so reichlicher, je leichter das flüssige Eisen
                                 zur Oxydation neigt, und je öfter dessen metallische Oberfläche durch Bewegung
                                 erneuert wird.“
                              
                           Während diese Ausscheidungen am ausgesprochensten bei grellem Gußeisen auftreten,
                              weniger bei halbirtem, so zeigt sich – nach Ledebur's Erklärung wegen der geringen Neigung zur Oxydation – beim
                              grauen graphitreichen Eisen nur ein zartes, mit ausgeschiedenem Graphit gemischtes
                              Gußhäutchen, welches die ruhig stehende Oberfläche des Eisens bedeckend, dieses vor
                              weiterer Oxydation schützt. Dem entgegengesetzt bilden die zu Blattern, Bläschen,
                              Narben vereinigten Oxydationsproducte ein kräftiges Oxydationsmittel für das
                              darunter befindliche Roheisen, wodurch die Bildung von Kohlenoxyd resp. die davon
                              herrührenden blasenartigen Vertiefungen unter der oxydirenden Schicht ihre Erklärung
                              finden. Wenn Ledebur im weiteren Verlauf seiner Abhandlung den Einfluß
                              der Schmelzbarkeit der verschiedenen Gußeisensorten bespricht, sofern als die Blasen
                              (Gasblasen in diesem Falle) häufiger in
                              schwerschmelzbaren als in (durch Phosphor) leichtflüssigeren Eisensorten auftreten,
                              welche ein rascheres Aufsteigen der Kügelchen und Gasblasen gestatten, so hat er
                              sich den eigentlichen Grund für die „selbstständigen
                                 Bewegungen“ des ruhig stehenden Eisens außerordentlich nahe gelegt.
                              Wenn er trotzdem keinen Gebrauch davon macht, so ist dies nur durch den Umstand zu
                              erklären, daß er, wie aus seiner Arbeit unzweifelhaft hervorgeht, auf die chemische ZusammensetzungZusammenstellung der Ausscheidungsproducte und der betreffenden Eisensorten gar nicht
                              eingehend Rücksicht nimmt. So sagt er von den Ausscheidungen, daß sie im
                              Wesentlichen aus Eisenoxydoxydul nebst geringen Mengen
                              Manganoxydul etc., theilweise mit Kieselsäure zu
                              basischen Salzen vereinigt, bestehen. Der sehr wichtige Phosphorgehalt z.B. bleibt
                              also unerwähnt.
                           Aus den weiter unten aufgeführten Analysen erhellt aber, daß zu zu dem von Ledebur erwähnten Bestandtheilen noch erhebliche Mengen
                              von Phosphor und Schwefel kommen. Ich wage zu behaupten, und könnte es für einzelne
                              Fälle sogar beweisen, daß, wo in betreffenden Analysen Phosphor und Schwefel fehlen,
                              die Bestimmung derselben einfach unterlassen ist. Meiner Ansicht nach ist die von G.
                              Schott (Kunstgießerei etc. S. 14, 15 und 19) auch auf
                              den sogen. Anbrand der Gußwaaren ausgedehnte Erklärung
                              die einzig richtige. Nach ihm wird das Eisen im flüssigen Zustande kein homogener
                              Körper sein, sondern ein Conglomerat verschiedener Eisenverbindungen von Eisen und
                              Phosphor, Eisen und Schwefel, Eisen und Mangan, Eisen und Kohle, Eisen und Silicium
                              u.s.w. Jede Verbindung hat aber ihren bestimmten Schmelzpunkt; die eine erstarrt
                              früher wie die andere u.s.w. Wenn nun Mischungen, welche nach dem Schmelzpunkte weit
                              auseinander liegen, das Eisen bilden, so wird ein Theil erstarrt sein, während der
                              andere noch flüssig gebliebene beim Zusammenziehen des erstarrten Eisens durch die
                              im rothglühenden Zustande noch offenen Poren desselben herausgedrückt wird und den
                              sogen. Anbrand bildet. – Nebenbei bemerkt, kann Schott's Ansicht auf Priorität keinen Anspruch erheben, weil ungefähr
                              dasselbe schon 1860 (im berg- und hüttenmännischen Jahrbuch) von Robert Richter ausgesprochen wurde; letzterer nimmt allerdings
                              zur Erklärung der Ausscheidung auch das niedrigere specifische Gewicht des
                              Siliciummangan zu Hilfe.
                           Ich theile zunächst die von mir ausgeführten Analysen von Narben und neben einer
                              derselben die Analysen des entsprechenden Eisens mit.
                           
                           I, II und III sind von ein und demselben Eisen einer rheinischen
                              Hütte; das betreffende Eisen war leider nicht mehr zu erhalten.
                           IV und V sind Narben und entsprechendes Eisen von einer
                              westphälischen Hütte (bei angeblich abnormem Ofengang) erblasen.
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   31,874
                                   31,939
                                   28,731
                                   23,786
                                 2,269 Mangan
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                   39,609
                                   38,107
                                   45,873
                                   62,968
                                 0,056 Kupfer
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   24,612
                                   25,876
                                   21,108
                                     5,331
                                 1,770 Silicium
                                 
                              
                                 Kalk
                                     1,580
                                     1,363
                                     0,615
                                     1,594
                                 1,421 Phosphor
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     0,150
                                     0,051
                                     0,031
                                     0,309
                                 0,615 Schwefel
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                     3,401
                                     4,088
                                     4,335
                                     7,022
                                 2,330 Kohlenstoff
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     1,602
                                     1,710
                                     0,824
                                     2,009
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 102,828
                                 103,125
                                 101,517
                                 103,019
                                 
                                 
                              
                                 SiO₃ : RO =
                                 1,13 : 1
                                 1,15 : 1
                                 1,015 : 1
                                 0,79 : 1
                                 
                                 
                              
                           Bei I–IV sind Eisen und Mangan des Vergleichs halber als MonoxydeManganoxyde aufgeführt. Es ergeben sich, trotzdem Eisen und Mangan in Wirklichkeit als
                              höhere Oxyde vorhanden sind, bedeutende – die Grenzen analytischer Fehler
                              weit überschreitende – Ueberschüsse, die sich eben dadurch erklären, daß
                              nicht alles Silicium, nicht aller Phosphor (und Schwefel) als OxyverbindungenOxydverbindungen vorhanden sind.
                           Die Narben IV sind äußerlich von den ersten (I, II und III) gar nicht zu
                              unterscheiden. Es sind Schalen im Durchmesser bis zu 5 Millimeter, in der Dicke von
                              1–3 Millim.; an der convexen Oberfläche eisenschwarz, an der concaven Seite
                              bräunlichschwarz und von schlackenartigem Ansehen. In allen Fällen ist die viel
                              dünnere obere, offenbar oxydreichere Schicht von der
                              unteren silicatreicheren mechanisch nicht trennbar. Die Ausführung der
                              Gesammtanalyse geschah wie früher angegeben. Als gemeinsame Bestandtheile von
                              I–IV wurden also ermittelt:
                           1) Silicate von Eisen-Manganoxydul, Kalk und Magnesia.
                           2) Phosphormetalle (Eisen und Mangan).
                           3) Phosphorsaure Salze.
                           4) Schwefeleisen (vielleicht auch Schwefelmangan und Manganoxysulfid (MnO, MnS
                                    Manganoxysulfid (MnO: MnS
                                    ).
                           5) Eisenoxydoxydul.
                           6) Manganoxydoxydul.
                           7) Unverbundene Kieselsäure.
                           Qualitativ verschieden sind I–III von IV, wie
                              folgt:
                           A. I–III gelatiniren mit Säuren nur mäßig, IV dagegen außerordentlich
                                 leicht. Unter den vorstehend aufgeführten Analysen sind die
                              Sauerstoffverhältnisse von SiO₃ und RO (Silicium und Metalle nur als Sauerstoffverbindungen
                              gedacht) aufgeführt. Die sich so darstellende Verschiedenheit der
                              Sauerstoffverhältnisse, wie diese als im Großen und Ganzen bestehend angenommen
                              werden können, entsprechen ganz dem Grade der Leichtigkeit des Gelatinirens.
                           a) I–III entwickeln mit Salzsäure nur anfänglich etwas Schwefelwasserstoff, worauf beim
                              Erwärmen die tiefbraune Lösung allmälig die rothgelbe Farbe des Eisenchlorids
                              annimmt. Es ist dies die bekannte beim Lösen manganoxydreicher Eisenstein
                              beobachtete Erscheinung.
                           b) IV hingegen entwickelt mit Salzsäure andauernd und
                              reichlich Schwefelwasserstoff, und ein Farbenwechsel wie bei a ist nicht deutlich zu beobachten. Das in nur geringer Menge vorhandene
                              Manganoxyd resp. das daraus mit Salzsäure entwickelte Chlor genügt nicht, den
                              auftretenden Schwefelwasserstoff und eine größere Menge Eisenoxydul zu oxydiren.
                           B. I–III enthalten Manganphosphat, dagegen IV höchstens Spuren davon.
                           Ich habe in meiner früheren Abhandlung nachgewiesen, und kann es auf Grund vielfacher
                              späterer Versuche bestätigen, daß jedes Manganphosphat, wie
                                 stark es auch zuvor geglüht sei, mit kalter Essigsäure geschüttelt, sofort
                                 beträchtliche Mengen Phosphorsäure in Lösung gehen läßt. Eisenphosphate thun
                                 dies nicht; mengt man aber ein Eisenphosphat mit einem Manganoxyd und glüht nur
                                 ganz kurze Zeit, so gibt das geglühte Gemisch in Folge stattgehabter Umsetzung
                                 an kalte Essigsäure sofort Phosphorsäure ab.
                           C. Aus I–III zieht reine kochende Kalilauge
                              leicht den größten Theil des Schwefels als Schwefelsäure aus, dagegen gibt IV kaum
                              Spuren Schwefelsäure ab, während die kalinische Flüssigkeit grünlich ist, hepatisch
                              riecht, mit Säuren Schwefelwasserstoff entwickelt, mithin Schwefelkalium enthält,
                              wie dies aus der Einwirkung von Kalihydrat auf Schwefeleisen leicht zu erklären
                              ist.
                           Die hierbei gleichzeitig ausgezogene Phosphorsäure beträgt bei III 1,300, bei IV
                              2,399 Proc., also den Gesammtgehalten proportionale Mengen.
                           Quantitativ unterschieden sich die Narben I–III
                              von IV nachstehend:
                           A) Das in I, II und III enthaltene Silicat ist weit
                              saurer als das von IV (s. oben A). Aus III zieht
                              kochende Kalilauge etwa gleichviel Kieselsäure aus wie aus IV (1,155 resp. 1,095
                              Proc.). Zu einem besonderen Schlusse, z.B. daß gleich viel freie Kieselsäure in
                              beiden Substanzen enthalten sein möchte, berechtigt dies nicht. Das Vorhandensein
                              freier Kieselsäure
                              steht in Wechselbeziehung zu Höheroxydation von Eisen- und Manganoxydul.
                           B) In I–III ist sehr viel weniger Eisen und sehr
                              viel mehr Mangan enthalten als in IV.
                           C) I–III enthalten zwar bedeutend weniger
                              Phosphorsäure als IV, aber diese ist (wie unter B
                              erwähnt) zum großen Theil an Mangan gebunden, was bei IV
                              höchstens spurweise der Fall ist.
                           D) I–III enthalten weit weniger Schwefel als IV,
                              diesen aber theilweise als Schwefelsäure, was bei IV so
                              gut wie nicht der Fall ist.
                           Faßt man das unter B, B, C und D Gesagte zusammen, so ergibt sich daraus:
                           1) Der gewiß nicht zu bestreiten richtige Schluß, daß die Oxydation von jedenfalls
                              ursprünglich vorhandenem Schwefelmetall zu Sulfat durch das als energischer
                              Sauerstoffübertrager wirkende und in ziemlicher Menge vorhandene Manganoxyd bewirkt
                              sein muß. Wie viel Manganoxyd, ist wegen der gleichzeitig
                              vorhandenen Eisenoxyde natürlich nicht zu ermitteln.
                           2) Daß bei hohem Gehalt an Mangan dieses zum großen Theil an Phosphorsäure gebunden
                              ist.
                           Es ist hier der Ort, einer – wie ich glaube – sonst nicht bekannt
                              gewordenen Beobachtung Erwähnung zu thun, welche Ingenieur Wasum als damaliger Chemiker des Bochumer Vereines für Bergbau und
                              Gußstahlfabrikation im J. 1867 machte. Er fand im wässerigen Auszug von
                              Bessemerrauch, welcher durch einen auf den über dem Converter mündenden Schornstein
                              gelegten eisernen Deckel aufgefangen worden war, bedeutende Mengen Schwefelsäure und Manganoxydul.
                           E) Beim Glühen der gepulvertengepulperten Substanzen III und IV im Wasserstoffstrom entwich neben Wasserdämpfen Schwefelwasserstoff. Unter Anwendung gewogener Mengen
                              wurde das gebildete Wasser im Chlorcalciumrohr und der Schwefelwasserstoff in
                              ammoniakalischer Silberlösung aufgefangen.
                           1) Die Gewichtszunahme des Chlorcalciumrohres entsprach bei III 2,145, bei IV 3,008
                              Proc. Sauerstoff. Mit diesen Zahlen läßt sich nichts anfangen, da gleichzeitig
                              Eisenoxyduloxyd zu metallischem Eisen und Manganoxyd zu Oxydul reducirt werden.
                              Titrimetrisch wurde in III 8,65, in IV 8,54 Proc. Eisenoxyd bestimmt, also viel
                              größere Mengen, als sich aus obigen Sauerstoffzahlen für die Formel irgend eines
                              bekannten intermediären Eisenoxydes berechnen lassen. Bei dem hohen
                              Mangan(oxyd)-Gehalt von III ist dies unschwer zu erklären.
                           
                           2) In den Silberniederschlägen wurde der Schwefel bestimmt, und zwar in III zu 0,165,
                              in IV zu 0,371 Proc., also den Gesammtschwefelgehalten nahezu proportionale
                              Mengen.
                           Da Monosulfide im Wasserstoffstrom bekanntlich keinen Schwefel abgeben, und bei der
                              Bildungstemperatur höhere Sulfide schlechterdings nicht gebildet werden konnten, so
                              läßt sich die Schwefelwasserstoffentwickelung anders nicht erklären wie aus dem
                              Vorhandensein eines Sulfates. Ein solches, weil
                              nothwendig feuerbeständig, kann hier nur Kalk-
                              oder Mangansulfat sein. Die Annahme des letzteren scheint mir im Hinblick auf Wasum's Beobachtung berechtigt zu sein. Als schwer zu
                              erklären mag der Umstand immerhin zu bezeichnen sein, daß IV, trotzdem es wie III im
                              Wasserstoffstrom Schwefelwasserstoff entwickelt, an kochende Kalilauge kaum eine
                              Spur Schwefelsäure abgibt (s. oben D).
                           Die Versuche, Reste von Siliciummetallen (deren
                              Vorhandensein zum Mindesten sehr möglich ist) nachzuweisen, sind resultatlos
                              geblieben, was übrigens bei dem oxydirenden Einfluß der vorhandenen höheren Oxyde
                              nicht überraschend ist.
                           In I–III wurde die Gegenwart von Phosphormetallen
                              an dem beim Verdünnen der heißen salzsauren Lösung deutlich auftretenden
                              Phosphorwasserstoffgeruch erkannt (vergl. Percy's
                              Metallurgie, bearbeitet von Knapp und Wedding, S. 97). Bei IV wollte dies nicht gelingen, weil
                              der hier immer noch anhaltend auftretende Schwefelwasserstoff den
                              Phosphorwasserstoff leicht zu verdecken vermochte.
                           ––––––––––
                           In meiner Mittheilung aus dem J. 1865 sprach ich wiederholt die Ansicht aus, daß
                              speciell der hohe Mangangehalt in nächster Beziehung zur Ausscheidung so
                              beträchtlicher Mengen von Phosphor stehen müsse, und schien das nachgewiesene
                              Vorhandensein von Manganphosphat besonders darauf hinzuweisen. Diese Ansicht hat nun
                              freilich durch das Ergebniß der Analyse IV an Stütze verloren; denn die Analyse IV
                              weist gegen die übrigen einen viel höheren Phosphorgehalt neben sehr viel weniger
                              Mangan auf. Damit aber hat die seiner Zeit von Robert Richter und dann 13 Jahre später von Schott
                              ausgesprochene Ansicht an Haltbarkeit wesentlich nichts verloren. Genug, die das
                              „Spiel“ des Eisens, resp. die in Rede stehenden
                              Ausscheidungen bedingende Ursache – wenn auch die näheren Bedingungen noch
                              lange nicht genug erkannt sind – liegt im verschiedenen
                                 Schmelzpunkt und verschiedenem specifischen Gewicht von
                              Phosphor-Silicium- und Schwefelmetallen, wobei, wie aus Vorstehendem
                              hervorgeht, die relativen Mengen von Eisen und Mangan sehr wechselnde sein können. Daß die an die Oberfläche
                              des Eisens tretenden Verbindungen an der Luft und durch die sauerstoffübertragenden
                              höheren Oxyde des Eisens und Mangans eine mehr oder weniger weitgehende Oxydation
                              erleiden, ist eine Sache für sich und steht die doch jedenfalls anfangs
                              stattfindende Ausscheidung sauerstofffreier Verbindungen
                              gewiß in keinen so nahen ursächlichen Zusammenhang damit, wie Ledebur annimmt. Wenn man mit Ledebur darüber
                              übereinstimmen kann, daß die Blattern, soweit sie unverbundene Oxyde enthalten, ein
                              kräftiges Oxydationsmittel abgeben für den Kohlenstoff des darunter befindlichen
                              Eisens, daß ein Frischproceß eingeleitet und Kohlenoxyd gebildet wird, welches in
                              dem schon vorhandenen Eisen jene Vertiefungen der Oberfläche unterhalb der
                              oxydirenden Schicht bildet, so muß doch bestritten werden, daß, wie Ledebur meint, in der oberflächlichen Oxydation des
                              flüssigen Eisens die Grundursache der Ausscheidungen zu suchen sei. Diese Annahme
                              wäre auch gar nicht im Stande die außerordentliche
                                 Concentration von Silicium, Phosphor, Schwefel und Mangan in den
                              „Narben“
                              oderund
                              „Blattern“ zu erklären; wie bedeutend dieselbe sein kann, zeigt
                              ein Blick auf die Analyse IV und V.
                           Nachstehende von einem befreundeten Hüttenmann und Chemiker mir mitgetheilten Daten
                              zeigen ebenfalls die sehr bedeutende Anhäufung von Mangan, Silicium und Phosphor in
                              Ausscheidungen. Diese letzteren sind als „lose am Eisen haftende
                                 Schalen“ bezeichnet und mögen der Beschreibung nach mehr dem Glühspan
                              ähneln, wie auch schon die Zusammensetzung vermuthen läßt.
                           
                              
                                 SchwachweißstrahligesSchwachstrahliges Eisen.
                                 Lose Schalen.
                                 Schlacke.
                                 
                              
                                 Eisen
                                 91,30
                                 49,700
                                 Kieselsäure
                                 37,50
                                 
                              
                                 Mangan
                                   2,91
                                   7,187
                                 Thonerde
                                 11,00
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,90
                                   2,600
                                 Eisenoxydul
                                 0,91
                                 
                              
                                 Silicium
                                   0,91
                                   4,046
                                 Manganoxydul
                                 8,19
                                 
                              
                                 Schwefel
                                    0,021
                                 
                                 Kalk
                                 38,80
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Schwefel
                                 1,06
                                 
                              
                           
                              
                                 Weißstrahliges Eisen.
                                 Lose Schalen.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Eisen
                                 46,74
                                 
                              
                                 Mangan
                                 3,78
                                 
                                 15,73
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,86
                                 
                                 7,98
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,85
                                 
                                 2,65
                                 
                              
                           Bochum, Laboratorium der
                              westphälischen Berggewerkschafts-Casse, Juli 1874.