| Titel: | Worssam's Universal-Tischlerbank; von Professor Dr. W. F. Exner. | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. XLIII., S. 186 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLIII.
                        Worssam's Universal-Tischlerbank; von Professor Dr. W. F. Exner.Mit besonderer Genehmigung des Hrn. Verfassers aus dem officiellen
                                       Ausstellungsbericht über „Holzbearbeitungsmaschinen“, von Dr.
                                    W. F.
                                       Exner, k. k. Regierungsrath, Professor an der
                                    Forstakademie Mariabrunn und Honorardocent an der Handelshochschule in Wien. (53
                                    S. in gr. 8. Mit 31 Illustrationen und 2 lith. Tafeln. Preis 1 fl. 20
                                    Neukreuzer. Druck und Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Wien
                                    1874.)
                        Mit Holzschnitt und Abbildungen auf Tab. III.
                        Exner, über Worssam's Universal-Tischlerbank.
                        
                     
                        
                           Um an Raum in den Werkstätten für Holzbearbeitung zu gewinnen, um auf einem und demselben Gestelle mehrere Maschinen zu
                              vereinigen – also
                              an Eisenguß zu sparen, um eine möglichst niedrige Summe für die Möglichkeit mittels
                              Maschine zu bohren oder zu fräsen oder zu stemmen aufzuwenden, um endlich an einem
                              Werkstück aufeinanderfolgende Proceduren vornehmen zu können, ohne dieses von einer
                              Maschine zur anderen bewegen zu müssen, – aus diesen und vielen ähnlichen
                              Gründen combinirt man häufig mehrere Holzbearbeitungs-Maschinen zu einer und hat damit manche recht schätzenswerthe,
                              nützliche Einrichtung gewonnen. Jeder Ingenieur, welcher mit der Branche der
                              Holzbearbeitung näher vertraut ist, wird solche Combinationen erfinden können, und
                              die Zahl der diesbezüglichen Vorschläge und der wirklich in die Praxis eingeführten
                              combinirten Maschinen ist eine sehr große. Auch die Wiener Weltausstellung war
                              überreich an zum Theile zweckmäßigen, zum Theile nur aus der Neuerungssucht
                              entspringenden und minder zweckdienlich combinirten Maschinen.
                           Auf die Combination von zwei Maschinen (Verf. erwähnt in seinem Berichte die
                              combinirte Band- und Decoupirsäge; Fräs- und Hobelmaschine;
                              Doppelfräsmaschine; Stemm- und Bohrmaschine; Hobel-, Fräs-,
                              Kant-, Stemm- und Bohrmaschine; Ref.) folgen die Combinationen zu
                              dreien u. sf. Enthält eine solche combinirte Maschine Vorrichtungen für alle
                              wichtigeren Holzbearbeitungs-Methoden, also Circularsäge, Hobel- und
                              Fräsköpfe, eine Drehspindel, Bohrer etc., so nennt man diese Maschine „Universal-Tischler“ (General-Joiner). Ueber diese Maschinen ist zu sagen, daß sie die
                              oben angeführten Vortheile combinirter Maschinen (Raumersparniß,
                              Anschaffungskosten-Ermäßigung, Verminderung des Transportes der Arbeitsstücke
                              von einer Maschine zur anderen etc.) in um so höherem Maße bieten, je mehr Maschinen
                              sie in sich vereinigen. Dagegen ist die Leistungsfähigkeit eines
                              Universal-Tischlers im Vergleiche mit einer Suite selbständiger Maschinen von
                              gleicher Bestimmung wie die Bestandtheile der combinirten eine ungleich geringere.
                              Ein General-Joiner ist immer nur ein Surrogat. Die einzelnen Theile eines
                              Universal-Tischlers können nie sämmtlich gleichzeitig arbeiten, und wenn nur
                              einige Theile beschäftigt sind, so behindern sich die Arbeiten häufig gegenseitig.
                              Arbeitet aber nur ein Theil, oder sind selbst zwei Werkzeuge in Function, so läuft
                              doch die eine oder andere Welle unnütz. Wird auf dem Universal-Tischler
                              regelmäßig nur ein Bestandtheil in Function erhalten, während man doch mehrere
                              Maschinen beschäftigen könnte, so stellt der Universal-Tischler eine
                              unökonomische Anordnung dar.
                           Faßt man das Gesagte zusammen, so geht daraus hervor, daß der
                              Universal-Tischler unter gewissen Verhältnissen, aber auch nur unter gewissen Verhältnissen Vortheile gewährt, z.B.
                              in großen Städten, bei hoher Miethe und einem vorhandenen Motor, oder als
                              Aushilfsmaschine in einer Werkstätte, wo nebstbei allerlei Holzarbeiten, einmal
                              diese, einmal jene vorkommen, ohne daß alle diese Arbeiten continuirlich gemacht
                              werden müssen, u.a.m. Abgesehen von dieser generellen Beurtheilung des
                              General-Joiner ist er selbst sehr mannigfaltig in seiner Anordnung und daher
                              sehr verschieden in seinem Werth. Je mehr er sich von seiner Bedeutung als billige,
                              compendiöse Aushilfsmaschine entfernt, desto min der empfehlenswerth wird er.
                           Jede Werkzeug-Maschinenfabrik baut einen General-Joiner, und die Wiener
                              Weltausstellung enthielt nicht weniger als sechs solche Maschinen (Ch. Powis; Powis, Western u. Comp.; Ransome; Robinson; Schmaltz;
                                 Worssam). Die Maschine von Sam. Worssam und Comp. in London schien uns einer solchen Beachtung werth,
                              daß wir eine Specialaufnahme von derselben machten, und diese in Fig. 17 und 18 im
                              Auf- und Grundriß wiedergeben. Diese Maschine bekundet zugleich einen
                              Fortschritt in der Anlage des von der genannten Firma früher gebauten
                              General-Joiner, so daß ein näheres Eingehen willkommen sein dürfte.
                           Die Patent-Universal-Tischlerbank ist geeignet, die meisten in der
                              Tischlerwerkstätte vorkommenden Handarbeiten auf mechanischem Wege zu vollführen;
                              man kann auf ihr längs- und querschneiden, plan- und kehlhobeln,
                              spunden, nuthen und federn, abvieren, stemmen, Rund- und Langlöcher bohren,
                              Zapfen formen etc. Mehrere der Arbeiten können stets gleichzeitig vorgenommen
                              werden, und überdies ist der Uebergang von einer derselben zur anderen sehr
                              erleichtert. Die Maschine wird von einem Arbeiter
                              bedient, wenn nur eine Procedur vorgenommen wird; sonst
                              verwendet der Arbeiter einen oder mehrere Gehilfen. Die Einrichtung wird durch
                              folgende Beschreibung hinreichend klar werden.
                           Die sämmtlichen Vorrichtungen sind auf einem gußeisernen, durch Rippenprofile sehr
                              verstärkten und mäßig schweren Tisch A montirt. (Das
                              Gewicht der ganzen Maschine beträgt 35 Centner.) Eine Hauptwelle a trägt den Schneidkopf b,
                              auf welchem augenblicklich Kehlhobeleisen c
                              aufgeschraubt sind, der aber ebenso gut geradschneidige Planhobeleisen, oder
                              Nuth-, Zapfen-, oder endlich beliebige Fräsmesser tragen kann. Das
                              Holz wird unter dem Schneidkopf auf einem Zuführungstisch 
                              d zugeschoben, mittels der Riffelwalze f vor und den Backen g (Fig. 18) nach
                              der Bearbeitung niedergehalten.
                           Die Riffelwalzenwelle h wird durch einen Hebel i mit dem Laufgewichte k
                              nach abwärts gepreßt. Eine geneigte Platte w, welche
                              sich mit einer Seitenkante auf die Oberfläche des Holzes legt, und in dieser
                              Position durch einen anderen Druckhebel i', k' erhalten
                              wird, streift die Späne von der Oberfläche des Holzes weg, bevor dasselbe unter den
                              Schneidkopf gelangt. Die Hobel- und Kehlvorrichtung läßt Dimensionen bis 240
                              Millim. Breite und 80 Millim. Dicke des zu bearbeitenden Holzes zu.
                           Die Geschwindigkeit der Zuführung, welche von der Maschine selbstthätig besorgt wird,
                              kann mit Rücksicht auf die Beschaffenheit des Holzes verschieden groß gewählt
                              werden; doch ist das Maximum derselben 8 Meter pro
                              Minute.
                           An der Hauptwelle a steckt ferner der Bohrer l. Auf einem Tisch, welcher durch die Hand des Arbeiters
                              die nöthige Bewegung (mittels des Hebels m und der
                              Kurbel n an der Führungs-Schraubenspindel o) je nach der Länge und Tiefe des Bohrloches erhält,
                              liegt das zu bohrende Holz, welches auf der Tischplatte durch eine Klemmschraube p festgehalten wird. Dabei ist der Tisch mit Hemmungen
                              versehen, um eine bestimmte Länge und Tiefe der Löcher zu erhalten. Zum
                              Höher- und Tieferstellen des ganzen Tisches dient das
                              Schrauben-Handrad q.
                           Weniger deutlich sind die Figuren in Beziehung auf den dritten Haupttheil, der zum
                              Zapfenschneiden mittels vier Circularsägeblätter S₁, S₂, S₃ und S₄ adjustirt ist, von
                              denen die zwei ersteren vertical an der Hauptwelle a
                              aufgesteckt sind, während die letzteren zwei horizontal liegend durch zwei separate,
                              aufrecht stehende Spindeln getrieben werden. Um an Raum zu gewinnen, ist das mit
                              Zapfen zu versehende Holz in verticaler Stellung an eine ebensolche Führungswand
                              befestigt. Diese ganze Führungsplatte kann entweder gegen die Mitte der Maschine zu
                              geneigt oder völlig weggenommen, die Sägeblätter aber können durch Fräsköpfe ersetzt
                              werden. Selbstverständlich ist eine Verstellung der verticalen Zirkelsägen in
                              Beziehung auf ihre gegenseitige Entfernung (um die Zapfen dicker zu machen), und
                              eine Hebung oder Senkung der wagrechten Kreissägen (um die Zapfen kürzer oder länger
                              herzustellen) ermöglicht. Zum Festhalten des Holzes bezieh. zur Verstellung der
                              aufrechten Tischplatte und zum Neigen derselben dienen die Schrauben t, t₁, t₂, t₃ und t₄, die
                              Kegelräder u, u₁, die Führung v und die Handhaben x,
                                 x₁.
                           
                           Die Deutlichkeit der Darstellung wird noch gewinnen, wenn der Leser einen Blick auf
                              nachstehenden Holzschnitt wirft, welcher den General-Joiner von der Seite aus
                              darstellt, wo derselbe den Zapfenschneid-Apparat trägt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 214, S. 190
                              
                           Die bekannte Thatsache, daß eine Circularsäge, wenn sie geneigt steht, in eine ihr
                              dargebotene Holzfläche eine Nuth fräst, konnte bei der Worssam'schen Universal-Tischlerbank vor den Augen des Publicums
                              hundert Male in der Ausstellung demonstrirt werden, da der Maschine eine sinnreiche,
                              einfache Vorrichtung (der sogen. drunken saw apparatus)
                              beigegeben ist, durch welche man ein Kreissägeblatt mehr oder weniger schiefgestellt
                              einspannen und daher mehr oder weniger breite (3 bis 33 Millim.) Nuthen fräsen
                              kann.
                           Der vorstehend beschriebene Worssam'sche
                              Universal-Tischler kostet sammt diversem Zubehör an Werkzeugen circa 2100 Gulden. Die Vorgelegwelle macht 600 Touren,
                              die Treibrollen messen 320 Millim. und die erforderliche Betriebskraft beträgt 6
                              Pferdestärken.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
