| Titel: | Die Maschinen und Werksvorrichtungen für Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Emil Teirich in Wien. | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LIII., S. 207 | 
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                        LIII.
                        Die Maschinen und Werksvorrichtungen für
                           Thonwaaren-Industrie auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Dr. Emil Teirich in Wien.
                        (Schluß von S. 117 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Teirich, über Maschinen und Werksvorrichtungen für
                           Thonwaaren-Industrie.
                        
                     
                        
                           Apparate zum Trocknen und
                                 Brennen.
                           Als hervorragendste Novität unter den Brennöfen für die
                              Zwecke der Thonwaaren-Industrie ist der neuerliche und diesmal sozusagen
                              völlig gelungene Versuch der Einführung der reinen Gasfeuerung zu nennen. Das
                              Verdienst hierbei gebührt vor Allem dem thätigen Civilingenieur Georg Mendheim in Berlin, dann aber dem Director der
                              königlichen Porzellanmanufactur daselbst, dem Regierungsrathe v. Möller, welcher dem Erfinder dieses Ofensystemes beim
                              Neubau der Porzellanfabrik in dem Thiergarten Gelegenheit gab, zum erstenmale eine
                              großartige Feuerungsanlage von 22 Kammern in luxuriösester Weise auszuführen und
                              seit December 1871 in Betrieb zu setzen. Seither sind zwölf solcher Oefen an den
                              verschiedenen Orten im Betriebe, sechs andere im Bau, und dient dieses System
                              ebensowohl zum Brennen von Porzellan, als auch von Steinzeug, Terracotta und
                              Ziegeln.
                           Die wesentlichsten Eigenschaften dieser Brennöfen lassen sich, wie folgt,
                              zusammenfassen:
                           Erfolgt die Verbrennung der Generatorgase kostenfrei mit der
                              den in Abkühlung begriffenen Kammern entnommenen heißen Luft.
                           Wird die heiße Verbrennungsluft außerdem zum Vorwärmen der
                              zunächst gar zu brennenden Ofenkammer völlig ausgenützt.
                           Allen speciellen Ausführungen der Mendheim'schen Oefen sind diese Principien gemeinsam, während die
                              specielle Construction der Kammern je nach dem vorliegenden Zwecke den größten
                              Modificationen unterliegt.
                           Eine möglichst gleichförmige Mischung von Gas und Luft, eine
                              gleichmäßige Vertheilung der Flamme, resp. Hitze in der ganzen Ofenkammer und die
                              Vermeidung einer unnöthigen Ueberhitzung gewisser Theile des Ofens sind die, bei
                              allen Varianten angestrebten Principien der Constructeurs.
                           In allen jenen Fällen, in denen das zu brennende Fabrikat gegen eine nicht ganz
                              gleichförmige Mischung der Flamme sehr empfindlich ist, wie bei Porzellan-,
                              Steingut- oder bleiglasirtem Geschirre, ist eine centrale Einführung des
                              Gasgemenges erforderlich, was freilich den Nachtheil hat, daß eine gewisse
                              Wärmemenge durch Zusammenführen von Gas und Luft unterhalb der Ofensohle dem
                              Brennprocesse entzogen wird und auch die Baukosten der Anlage sich erhöhen. Für
                              Terracotten und Ziegel ist eine solche Vorsicht nicht nothwendig. Hier kann man Gas
                              und Luft an mehreren Punkten der Kammer frei eintreten lassen; die Bauart derselben
                              wird einfacher, dauerhafter, die Brennstoff-Ersparniß erheblicher. Die
                              angewendeten Gasgeneratoren sind von bekannter Construction; in ihnen bildet sich
                              aus dem aufgegebenen Brennmateriale unter Zuströmen eines geringeren Luftquantums,
                              als zur völligen Verbrennung nöthig ist, das Gemenge von Kohlenoxyd-Gas,
                              Wasserstoff und Kohlenwasserstoffen, welches neben dem gebildeten Wasser und dem
                              Stickstoffe der eingeströmten atmosphärischen Luft in zwei Canälen den Kammern
                              zugeleitet wird, welche in größerer Zahl und in zwei Reihen angeordnet sind. Die
                              Gaszuströmungs-Canäle laufen an den beiden Außenseiten der doppelten
                              Kammerreihe. Jede Kammer hat ihre besondere, durch ein Ventil sperrbare Gaszuführung
                              und eine Verbindung mit den beiden anstoßenden Kammern durch Canäle in den
                              Trennungswänden, welche ihrerseits durch eiserne Schieber absperrbar sind. Durch ein
                              eisernes Glockenkegel-Ventil steht zudem jede Kammer mit dem
                              Rauch-Abzugscanale in Verbindung, der zwischen den beiden Kammerreihen liegt
                              und in den Schornstein des Ofensystemes mündet. Soll eine solche Kammerreihe in
                              Betrieb gesetzt werden, so bringt man die Generatoren in Gang, leitet das Gas in
                              eine Ofenkammer, welche vorher mittels directen Feuers in Rothglut gebracht ist,
                              oder man zündet das Gas, auch wenn die Beschaffenheit der zu brennenden Waare dies
                              zuläßt, bei seinem Eintritte in eine kalte Kammer direct an. Sobald die Kammer gar
                              gebrannt ist – was man freilich bei kalter Verbrennungsluft etwas schwer
                              erreicht – wird das Gasventil derselben geschlossen und das zu der nächsten
                              Kammer führende geöffnet, welche durch die abziehenden heißen
                              Verbrennungs-Producte aus der ersten bereits stark vorgewärmt ist. Die Luft,
                              welche nun zur Verbrennung nöthig ist, passirt durch die Oeffnungen in den
                              Kammer-Scheidewänden, tritt erhitzt an das Gas, entzündet es und erhöht
                              dessen Heizkraft wesentlich. In solcher Weise setzt sich nun ein continuirlicher
                              Brennproceß von Kammer zu Kammer regelmäßig fort. Für Ziegel und Chamottewaaren
                              genügt eine Kammerzahl von vierzehn bis sechzehn, in zwei Reihen von je sieben bis
                              acht Kammern angeordnet, welche an ihren Enden durch Canäle verbunden sind. Wenn bei
                              einem im vollen Gange befindlichen Ofen von sechzehn Kammern beispielsweise die
                              Kammer 8 durch Einleitung von Gas befeuert wird, so empfängt letzteres die nöthige
                              Verbrennungsluft durch den etwas geöffneten Eingang der Kammer 5, nachdem diese Luft
                              Kammer 5, 6, 7 passirt und aus denselben Wärme entnommen hat. Die Kammern 9, 10 und
                              11 werden von den aus 8 abgehenden Verbrennungsproducten durchstrichen und hierdurch
                              vorgewärmt; Kammer 11 ist von 12 dabei durch Schieber getrennt. Auch die fertig
                              gebrannt stehenden Kammern 1, 2, 3 und 4 haben dann noch eine ziemlich erhebliche
                              Temperatur. Man läßt Luft durch dieselben streichen, welche nach Belieben zur
                              Erwärmung der Trockenräume in der Fabrik verwendet oder durch einen besonderen
                              kleinen Canal in die Kammern 13 und 14 geleitet wird. Diese sind mit frischem
                              Einsatz versehen, jede für sich durch Schieber abgeschlossen und mit dem Schornstein
                              in Verbindung gesetzt. Durch den ganz allmälig den frischen Einsatz passirenden, vom
                              Schornstein angesogenen warmen Luftstrom werden nicht nur alle etwa noch feuchten
                              Stücke nachgetrocknet, sondern auch bis zu dem Grade erwärmt, daß die in den
                              Verbrennungsproducten enthaltenen, aus den erhitzten Waaren entweichenden
                              Wasserdämpfe sich nicht an der Oberfläche der frischen Waare niederschlagen und
                              dieselbe dadurch verunstalten. Es ist selbstverständlich, daß dieses
                              Schmauchverfahren in der Regel nur bei massigen Fabrikaten, wie beispielsweise bei
                              Ziegelwaaren, nicht aber bei Porzellan oder Steingut angewendet wird, die wenig
                              Wasserdämpfe geben und bei denen die Verbrennungsproducte bei höherer Temperatur
                              entweichen. Die Kammergröße kann ohne sichtlichen Einfluß auf die Gleichförmigkeit
                              des Brandes zwischen 6 bis 44 Kubikmeter variiren, ja letztere Dimension noch
                              übersteigen. Nach diesen und der Waarensorte ändert sich die Brenndauer der Kammer.
                              Verblend- und Chamotteziegel brauchen 15 bis 25 Stunden, feine Verblender und
                              Terracotten 25 bis 40 Stunden je nach Empfindlichkeit des Materiales, Thonröhren 10
                              bis 12, Porzellan-Verglühbrand circa 4 Stunden,
                              Scharfbrand bei Vollfeuer in demselben Ofensystem 10 Stunden im Durchschnitt.
                           Gegenüber den alten Porzellanöfen mit Benützung der abgehenden Hitze für das
                              Verglühen stellt sich die Brennstoff-Ersparniß in Mendheim's Ofen auf circa 25 Procent, da bei
                              diesem Systeme Verglüh- und Kapselbrände gesondert gemacht werden müssen. Für
                              leicht brennende Ziegel (vom Normalmaß 250 × 120 × 65 Millimeter)
                              genügen circa 500 Pfund oberschlesische Steinkohle pro 10000 Pfund Waare – ein
                              Brennstoff-Verbrauch, der sich bei sehr schwer brennenden Materialien und
                              Klinkerbränden auch verdoppeln kann. Bei Thonröhren und Steingut rechnet man 100 bis
                              160 Pfund per Kubikmeter Kammerinhalt je nach dem zu
                              erzielenden Feuergrade. Es ist zwar einleuchtend, daß die Vorzüge dieses
                              Ofensystemes in vollstem Maße nur dann hervortreten, wenn dasselbe für
                              continuirlichen Betrieb gebaut ist und ein solcher darin auch wirklich unterhalten
                              wird, doch schließt dies keineswegs aus, daß im gegebenen Falle nur ein Complex von 4 oder 5 etc.
                              Kammern für intermittirenden Betrieb in Anwendung kommt.
                           Alle jene Brennmaterialien, welche für Flammfeuerungen gut verwendbar sind, können
                              auch für Generatorbetrieb verwendet werden. In neuerer Zeit, wo die beispielsweise
                              in Steiermark mit den Leobener Grieskohlen angestellten Versuche deren
                              Verwendbarkeit im Siemens'schen Gasofen gezeigt haben,
                              können diese, dann aber wahrscheinlich auch jüngere Braunkohle, Lignit und Torf zur
                              Gaserzeugung, und dann mit großem ökonomischem Vortheile, verwendet werden.
                           Der Mendheim'sche Ofen hat jedenfalls die größte Zukunft
                              in der Thonwaaren-Industrie bei Erzeugung feinerer Waaren; zum Brennen für
                              Ziegel, ja vielleicht selbst noch für gewöhnliche Steinzeug-Röhren brennt er
                              naturgemäß zu theuer und macht daher dem bekannten Ofen von Friedrich Hoffmann in Berlin keine Concurrenz. Mit dessen Erfindung
                              und Ausbreitung begann unstreitig eine neue Epoche für die
                              Thonwaaren-Industrie, die besonders jenem Zweige derselben, welcher die
                              größten Massen zu bewältigen hatte, also der Ziegelfabrikation, zu gute kam und sich
                              von dieser auf die Erzeugung von Kalk, Cement und Gyps übertragen hat. Als im Jahre
                              1858 Hoffmann zuerst mit seinen Ringöfen vor die
                              Oeffentlichkeit trat, wurden dieselben zwar lebhaft von der Wissenschaft als
                              theoretisch vollkommenster Brennapparat begrüßt, aber nur allmälig fand die neue
                              Idee eine praktische Gestaltung; als aber die überraschenden Resultate der enormen
                              Brennstoff-Ersparniß und die Güte des erzielten Productes Würdigung gefunden
                              hatten, nahm die Zahl der Ringöfen in erstaunlicher Weise so zu, daß heute beinahe
                              tausend nach den Entwürfen des Erfinders errichtet worden sind. Sieben Achtel davon
                              dienen der Ziegelindustrie, der Rest zur Erzeugung von Kalk und Cementen.
                           In keinem Industriezweige konnte die Brennstoff-Ersparniß weitergehende
                              national-ökonomische Vortheile bieten als gerade hier. Nimmt man
                              schätzungsweise die jährliche Leistung eines der bestehenden Ringöfen nur mit 3
                              Millionen Steinen an (es gibt deren solche, die neun bis zwölf Millionen Ziegel im
                              Jahre brennen, wie solche beispielsweise in Inzersdorf bei Wien zu sehen sind) und
                              die Brennstoff-Ersparniß per tausend Ziegel nur
                              mit 600 Pfund Kohle, so ergibt sich ein jährlicher Minderverbrauch von achtzehn
                              Millionen Centner Kohlen im Werthe von neun bis zehn Millionen Gulden, welche
                              jährlich für andere Industriezweige disponibel gemacht werden. In Oesterreich war es
                              bekanntlich Heinrich v. Drasche, welcher, nachdem er die
                              treffliche Wirkungsweise des Hoffmann'schen
                              Brennapparates erkannt, für die Einführung desselben auf seinen großartigen Ziegeleien zu Wien und
                              Pest mit allen Mitteln eintrat. In gleicher Weise gab seine Geschäftsnachfolgerin,
                              die „Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft“
                              dem Ringofen-Betrieb eine weitere, bis jetzt noch nirgends sonst erreichte
                              Vollkommenheit. Mit der in den letzten Jahren immer weiter um sich greifenden
                              Anwendung der Ringöfen hat die Ausbildung derselben sowohl im Bau als auch im
                              Betriebe gleichen Schritt gehalten. Die ursprünglich kreisrunde Form des Ofenringes
                              hat vielfach, nicht gerade principiell geänderten, aber durch locale Verhältnisse
                              bedingten Grundriß-Formen weichen müssen. Für Oefen in größeren Dimensionen
                              hat sich, angeregt durch die in den vereinigten Wienerberger Fabriken durchgeführten
                              Versuche, namentlich die langgestreckte Form, sowie die Anwendung zweier hinter
                              einander wandernden Feuer im Ofenringe seit einigen Jahren eingebürgert. Die
                              Construction von Glocken mit eingesetzten Kegeln zum Abschluß der Rauchcanäle
                              anstatt der einfachen ursprünglichen Glockenverschlüsse, hat die exacteste
                              Regulirung des Zuges ermöglicht und die Sicherheit des Betriebes damit wesentlich
                              erhöht. In vielen Fällen hat sich der Betrieb des Hoffmann'schen Ofens auch unter Aufgeben des Principes der Continuität
                              bewährt, natürlich aber unter Beibehaltung der demselben eigenthümlichen
                              Befeuerungsweise.
                           So vollkommen der Ringofen als Brennapparat angesehen werden muß, so sind doch an
                              demselben noch Wärmeverluste zu beobachten, deren Vermeidung wünschenswerth
                              erscheint. Die auf der Weltausstellung vorgeführten Ringofen-Modelle Hoffmann's veranschaulichen die Art und Weise, wie diese
                              Verluste künftig in der Praxis zu umgehen sind. Besonders sind es zwei neue Organe
                              des Ringofens, welche in dieser Richtung Erwähnung verdienen: der Schmauchcanal, um
                              das Trocknen, Vorwärmen und Ausschmauchen der Steine durch die warme, trockene, den
                              zu entleerenden Kammern entströmende Luft zu bewerkstelligen, und die
                              Trockenkammern, um das durch Strahlung aus den Ofenwänden entweichende Wärmequantum
                              zum Trocknen von Steinen zu benützen, und zwar in derselben continuirlichen Weise,
                              wie es beim Brennen geschieht, und mit diesem Schritt haltend. Der Schmauchcanal
                              gestattet unter Anwendung dreier Schieber zur Sperrung des Ofencanales neben einem
                              Gewinn von Wärme, die Ziegel in einem nicht ganz trockenen Zustande einzubringen,
                              ohne daß sie namentlich in ihrer Farbe leiden, da sie während des Beginnes des
                              Schmauchprocesses von den mit Wasserdämpfen geschwängerten Feuergasen abgeschlossen
                              sind. Der Schmauchcanal hat in befriedigendster Weise das Problem gelöst, auch
                              zartere Objecte, wie Verblendsteine und Bauornamente, fehlerfrei zu brennen.
                           
                           Die Trockenkammern gestatten den Betrieb einer Ziegelei räumlich und in Bezug auf
                              Handarbeit auf ein Minimum zu reduciren. Eine Reihe von Vorschlägen Hoffmann's, die Vortheile des Ringofen-Betriebes
                              auch auf andere keramische Processe als das Brennen von Ziegeln zu übertragen, wie
                              das Aufschmelzen von Glasuren, die Erzeugung gesalzener Steinzeug-Röhren,
                              schwarz gedämpfter Ziegel, zarter Ornamente und dergl., haben endlich auch noch zu
                              Constructionsweisen seines Ofens geführt, auf die einzugehen wir uns hier versagen
                              müssen. Die durch die Bemühungen einer beutegierigen Concurrenz leider in Preußen
                              und in Oesterreich durchgesetzte Aufhebung des Hoffmann'schen Privilegiums kurz vor dessen nahe bevorstehendem Ausgang hat in
                              technischen und juridischen Kreisen viel Staub aufgewirbelt. Und mit Recht, denn nie
                              wurde größeres Verdienst in schnöderer Weise mißachtet, nie wohlerworbene Rechte
                              rücksichtsloser mit Füßen getreten als bei diesem in der Geschichte der Privilegien
                              zum Glücke beispiellosen Processe.
                           Zu den vielen Nachbildungen, welche der Hoffmann'sche Ofen
                              erfahren hat, und die ihr Entstehen ursprünglich nur dem Bemühen verdanken, das
                              seinerzeit noch bestandene Privilegium zu umgehen, ist auch jener Ofen von Paul Loeff, Baumeister in Berlin, zu erwähnen, dem wir auf der
                              Ausstellung begegneten. Der Form sowie den Details in der Ofenconstruction nach sind
                              Hoffmann's Ideen völlig beibehalten und die von Loeff angewendeten Abänderungen der Hoffmann'schen Bauweise gereichen dem ganzen Apparate kaum zum Vortheile.
                              Hier wie dort treffen wir auf den continuirlichen Ofencanal, den beweglichen
                              eisernen Schieber zur Trennung der Kammern, die Abzugscanäle nach einem gemeinsamen
                              Rauchsammler, der nach einem isolirt stehenden Schornstein führt. Die Grundform des
                              Ofenringes ist die oblonge; die Heizung geschieht durch Oeffnungen im Gewölbe der
                              Kammern ohne besondere Feuerstelle. Was wir aber an Loeff's Ofen vermissen, das ist die äußerst solide, constructiv so sehr
                              durchdachte Bauart Hoffmann's, welche Wärmeverluste durch
                              Strahlung und Mittheilung vermeiden läßt und den ganzen Brennapparat vor den
                              zerstörenden Wirkungen des fortwährenden grellen Temperaturwechsels schützt. Mit
                              einem Worte, wir halten Loeff's Ofen für einen
                              unvollkommenen Hoffmann'schen Ringofen, dessen
                              Herstellungskosten vielleicht um weniges verringert wurden – ein Vortheil,
                              der sich jedenfalls theuer genug bezahlt macht, wenn nach kurzer Betriebszeit
                              kostspielige und durchgreifende Reparaturen nöthig werden.
                           Zum guten Theile gilt das eben Gesagte auch von dem Ringofen von Benno Schneider in Berlin, der sich womöglich noch enger an den Hoffmann'schen Ofen anschließt. Auch hier haben wir alle
                              wesentlichen Bestandtheile des Originales gefunden. Der Ofen ist 18kammerig, jede
                              Kammer mit einem Kuppelgewölbe geschlossen und von der nächsten mittels
                              durchbrochener Scheidewände getrennt, unter denen außerdem ein Canal die
                              Communication der Feuergase vermittelt, wenn die Gitterwand durch Sandschieber
                              abgeschlossen wird. Der Rauchsammler ist getheilt in zwei oben am Ofen liegende
                              Canäle und steht durch ebensolche mit jeder Kammer in Verbindung. Der Schornstein
                              steht in Mitten des Ofens. Die Feuerung geschieht seitlich mittels Rosten, welche
                              vertieft unter der Ofensohle liegen. Jede Kammer hat eine einzige Feuerstelle. Ein
                              Exemplar dieses Ofens steht in Baden bei Wien im Betriebe. Auch von dieser
                              Constructionsweise ist wenig mehr zu erwarten als von allen anderen mit ähnlicher
                              Feuerung. Keinesfalls ist diese dem Hoffmann'schen Ofen
                              gegenüber sogar complicirtere Anordnung als ein Fortschritt in unserer Ofenbaukunst
                              anzusehen. Die bei Wien mit dem Ofen erzielten Resultate sind, wenn auch nicht
                              geradezu ungünstig, doch auch wieder nicht so ermuthigend, daß wir die Anlage dieses
                              Systemes befürworten könnten.
                           Ein ganz eigenthümlicher und von den bisher behandelten völlig verschiedener
                              Brennapparat ist jener von A. Morand in Broocklyn
                              (Amerika). Eine Reihe von 5 bis 6 Kammern steht durch je zwei Längscanäle unter dem
                              Boden und zwei ebensolche ober dem Gewölbe mit einander so in Verbindung, daß durch
                              die oberen Canäle aus jeder Kammer die feuchten Schmauchgase und Rauch nach dem
                              Schornsteine separat abgeführt werden können, während die unteren dazu dienen,
                              einerseits die heißen Feuergase nach demselben zu bringen, andererseits aber die
                              heiße Luft von einer Kammer zum Zwecke der Vortrocknung neuer Waare in die andere zu
                              leiten. Die Kammern sind durch Scheidewände mit Oeffnungen getrennt; jede derselben
                              hat eine seitliche Einkarrthüre und eine Oeffnung zum Entleeren der fertig
                              gebrannten Steine gegenüber der ersteren. Durch ein complicirtes Schiebersystem wird
                              nun allerdings der Vortheil aufs vollkommenste erreicht, die Dämpfe von den
                              trockenen Gasen völlig und sicher zu trennen, ja noch mehr, es wird die Möglichkeit
                              hier geboten, eine in der Reihe der im Betriebe stehenden Kammern gelegene Kammer
                              auszuschalten, für sich allein abzukühlen oder mit höherer Temperatur und für
                              längere Zeit im Feuer zu halten. Erreicht wird dies einerseits durch die doppelte
                              Beschickung des Ofens mit Brennmaterial durch horizontale Rostfeuerung von zwei
                              Seiten und dann gleichzeitig durch Heizlöcher im Scheitel der Gewölbe, andererseits
                              durch einen eigenthümlichen Apparat, welcher gestattet, kalte Luft von außen durch Rohre, welche mit
                              einem Ventilator in Verbindung stehen, in jede Kammer einzublasen, um entweder die
                              Verbrennung darin zu befördern oder die Abkühlung der schon fertig gebrannten Waare
                              zu beschleunigen. Obwohl ohne in sich wiederkehrenden ringförmigen Ofencanal ist
                              dieses einreihige System dennoch ein ganz continuirliches.
                           In Amerika und England sind Morand's Oefen bereits in
                              einigen Exemplaren ausgeführt und in Betrieb gesetzt worden. Ueber die erzielten
                              Resultate verlautet nichts Ungünstiges; die Brennkosten werden sogar als ganz
                              besonders niedrige angegeben. In der bekannten kolossalen Ziegelei von J. W. Beanland bei Bradford ist dieser Ofen seit 1871 im
                              dauernden und zufriedenstellenden Betriebe. Uns würde vorläufig seine complicirte
                              Bauweise und kostspielige Anlage von seiner Anwendung noch abhalten. Seine
                              Aehnlichkeit mit Mendheim's Gasofen ist unläugbar. Wir
                              würden der deutschen Erfindung aber den Vorzug einräumen, denn wenn schon die
                              Feuergase lange Wege zu machen haben und Luft von außen eingeblasen werden muß, so
                              ist doch die Centralisation der Gaserzeugung einer vielfach getrennten Feuerung
                              vorzuziehen.
                           Anschließend an diese continuirlichen Oefen wäre das System des Freiherrn v. Steinäcker in Lichtenau (Preußisch-Schlesien) zu
                              nennen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, gleichfalls eine Trennung der
                              Schmauchgase von den trockenen Feuergasen an nicht continuirlichen Oefen für einen
                              kleinen Betrieb zu erzielen.
                           Steinäcker ordnet zwei Brennöfen so aneinander an, daß
                              die abziehende Wärme des einen zum Vorwärmen im anderen benützt werden kann. Dies
                              geschieht in der Weise, daß nach dem Abbrennen des Ofens I dessen Aschenfälle,
                              Heizthüren und die im Gewölbe befindlichen Schürlöcher ebenso geschlossen werden wie
                              die Verbindung des Ofens mit dem Schornstein, der für beide Oefen zusammen wirkt.
                              Dafür stellt man nun die Communication des Innern von I mit dem vorher
                              eingeschobenen Ofen II her und öffnet dessen Verbindung mit dem Schornstein, der
                              solcherweise ganz langsam die kalte Luft durch I nach II zieht, die sich auf diesem
                              Wege erwärmt, dabei die fertige Waare kühlt und die neu eingesetzte in II vorwärmt.
                              Natürlich wiederholt sich das Spiel nach der anderen Seite, sobald II ausgebrannt
                              und I wieder neu beschickt ist. Es ist zudem möglich noch während des Auskarrens
                              eines fertigen Ofens die darin enthaltene immerhin trockene und laue Luft unter den
                              Rost des im Brande befindlichen Ofens streichen zu lassen. Alles dies ist nun
                              freilich recht schön, aber auch nur durch ein Heer von Schiebern und Canälen
                              erreicht, was von vorneherein jeden Glauben an eine billige Herstellungsweise dieser
                              Brennöfen ausschließt und hier umsomehr zu beachten ist, als die erzielte Ausnützung
                              der verloren gegangenen Wärme nur eine theilweise ist, da ja während des
                              eigentlichen Brandes des einen Ofens doch die heißen Gase nach dem Schornsteine
                              unbenützt streichen.
                           Wir haben aus der Betrachtung der vorstehend genannten Ofensysteme ersehen, wie
                              zumeist dahin getrachtet wird, Schmauchfeuer und trockene Heizgase zu trennen,
                              respective dahin zu wirken, daß die in einer Abtheilung des Ofens verflüchtigten
                              Wassertheile sich nicht in den kälteren Ofenpartien an der ungebrannten Waare
                              neuerdings niederschlagen und derselben damit ein fleckiges Aussehen verleihen, was
                              namentlich beim Brennen von Terracotten und Verblendsteinen sehr mißlich ist. Daß
                              die Vermeidung dieses Uebelstandes auf Kosten des Brennstoff-Verbrauches
                              geht, ist klar.
                           Die Zeichnung eines Terracotta-Ofens nach einer
                              Construction von Ed. Lehner in Wien bot nichts Neues. Der
                              Ofen unterscheidet sich in nichts von den in den oberschlesischen Fabriken benützten
                              mit radialer Feuerung und Abzug der Feuergase durch den Boden nach einem
                              Schornstein.
                           Als Anhang an die Brennöfen sei endlich nur noch eines neuerlichen Versuches gedacht,
                              den der Amerikaner C. A. Winn in Philadelphia, dessen
                              Ziegelmaschine wir früher bereits erwähnten, in der Absicht machte, die auf seiner
                              Maschine erzeugten Ziegel rasch auf künstlichem Wege zu trocknen. Die Einrichtung
                              unterscheidet sich in nichts von jener, die wir mehrfach in den englischen und
                              schottischen Chamottefabriken angewendet fanden. Ein gepflasterter Boden wird durch
                              hin- und wiederkehrende gemauerte Heizcanäle erwärmt, die mit einigen Schüren
                              in Verbindung stehen. In der schon genannten Ziegelei der Gebrüder Lönholdt bei Frankfurt a. M. ist auch dieser Apparat in
                              Function und trocknet täglich soviel als eine Maschine Winn's erzeugt. Der Aufwand an Brennmaterial soll circa 30 Kreuzer per mille Ziegel betragen.
                              Für gewisse Zwecke, namentlich für die Erzeugung von Chamottesteinen größerer
                              Dimensionen, welche sowie die gewöhnlichen Mauerziegel ohne weiteres auf dem
                              erwärmten Boden geschlagen oder geformt werden, ist eine solche Trockenvorrichtung
                              von Vortheil. Ein ähnlicher Trockenboden dient übrigens auch zum Trocknen
                              feuerfester und anderer Thone vor deren Vermahlung auf Mühlen behufs Verwendung im
                              Prosser'schen Trockenformprocesse.