| Titel: | Ueber die Prüfung des käuflichen Ultramarins auf seine Zartheit; von Ch. Benner. | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LXIII., S. 249 | 
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                        LXIII.
                        Ueber die Prüfung des käuflichen Ultramarins auf
                           seine Zartheit; von Ch.
                              Benner.
                        Benner, über die Prüfung des käuflichen Ultramarins auf seine
                           Zartheit.
                        
                     
                        
                           Es ist in einigen Fällen, z.B. bei der Anwendung zum Bläuen der durch die
                              Chlorkalkbäder erzeugten Druckstellen, von Wichtigkeit, den Ultramarin auf seine
                              Feinheit und Zartheit zu prüfen. Der Verf. empfiehlt dazu ein einfaches Verfahren,
                              welches sich auf die
                              längere oder kürzere Zeit gründet, welche die gepulverte Farbe in Wasser suspendirt
                              bleibt. Zu diesem Zweck wiegt Verf. von der trockenen Farbe 2 Grm., von der teigigen
                              50proc. Farbe 4 Grm. ab, reibt sie erst mit wenig destillirtem warmem Wasser zu
                              einem homogenen Brei an, setzt dann noch 300 Grm. desselben Wassers hinzu, gießt das
                              Gemenge in einen gläsernen Präcipidir-Cylinder von 1 Liter Rauminhalt, und
                              taucht, nachdem er dasselbe mit Hilfe eines Glasstabes gut umgerührt und in eine
                              wirbelnde Bewegung versetzt hat, einen 5 Centim. breiten und 40 Cm. langen Streifen
                              von weißem Druckcalico ein, so daß das untere Ende bis auf den Boden des Glases
                              reicht, während das obere Ende mit einer Nadel in der Weise festgehalten wird, daß
                              der Streifen die Wand des Glases nicht berührt.
                           Nach Verlauf einer Stunde sind durch Hilfe der Capillarität die zartesten Theile der
                              Farbe in dem Streifen aufgestiegen, und je nach der Feinheit des Pulvers erhält man
                              denselben auf eine gewisse Strecke hin mehr oder weniger blau gefärbt. Hat man
                              gleichzeitig mehrere Proben angestellt, so läßt man die Streifen, nachdem sie
                              herausgezogen sind, trocknen und vergleicht sie dann mit einander. Diejenigen, deren
                              Färbung sich am weitesten nach oben erstreckt, entsprechen den feinsten Farben.
                           Statt Calico kann man sich auch mit sicherem Erfolge der Cretonne (normännischer
                              Leinenstoff) oder auch des Organdy (Mull) bedienen, aber vorzuziehen ist doch der
                              erstere.
                           Man versuchte auch das Verfahren auf das Chromgrün in
                              Pastenform und verschiedene für den Druck verwendete grüne Farben auszudehnen;
                              allein diese besitzen einen geringeren Grad von Vertheilung als die Ultramarine; die
                              damit erhaltenen Resultate können daher nur als annähernde betrachtet werden.
                           Auffällig war der mit einem Gemenge von pastenförmigem Chromgrün und
                              pasten-förmigem Ultramarin von höchst feiner Vertheilung erzielte Erfolg;
                              denn dasselbe zeigte keineswegs die Erscheinungen der Capillarität, sondern lagerte
                              sich binnen zehn Minuten so vollständig ab. daß das überstehende Wasser ganz klar
                              wurde; der Stoffstreifen nahm keine Farbe an, und der Satz bildete zwei Schichten,
                              eine untere grüne und obere blaue.
                           Wiederholt man denselben Versuch mit den Ockerfarben, so zeigt sich, daß diese, wenn
                              sie vorher geschlemmt waren, mit dem Ultramarin zusammen in dem Calicostreifen
                              aufsteigen; bei Anwendung von ungeschlemmtem Ocker hingegen wird der Streifen nur
                              blau, und am Boden des Glases lagert alsdann unten der Ocker und darüber Ultramarin,
                              während bei den Proben mit geschlemmtem Ocker in dem Absatze Gelb und Blau nicht so
                              scharf von einander getrennt sind. (Nach dem Bulletin de la Société de Rouen,
                                 1874 t. II p. 37.)
                           
                              W.