| Titel: | Verbesserte Zeicheninstrumente; mitgetheilt von F. Frese in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LXX., S. 279 | 
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                        LXX.
                        Verbesserte Zeicheninstrumente; mitgetheilt von
                           F. Frese in
                           Hannover.
                        Aus den Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover,
                              1874 S. 183.
                        Mit Abbildungen.
                        Frese, über verbesserte Zeicheninstrumente.
                        
                     
                        
                           In den nachstehenden Holzschnitten sind einige verbesserte Zeicheninstrumente
                              französischer Construction abgebildet.
                           Die Vortheile der beiden in Fig. I–V dargestellten Reißfedern
                              bestehen darin, daß man mit ihnen die Stärke eines zu ziehenden Striches während des
                              Zuges selbst beliebig verändern kann. Nicht unwesentlich ist diese Verbesserung bei
                              der Kreisreißfeder, da es häufig vorkommt (vorzüglich wenn Schattenlinien in der
                              betr. Zeichnung angegeben werden sollen), daß die Stärke einer Kreislinie an
                              verschiedenen Stellen verschieden sein muß, dieses aber mittels der gewöhnlichen Einsatzreißfeder nur
                              durch wiederholtes Ziehen und auch dann nur unvollkommen zu erreichen ist. Bei der
                              Reißfeder für gerade Linien ist ein Bedürfniß, die Stärke des zu ziehenden Striches
                              während des Zeichnens desselben verändern zu können, weniger vorhanden; indessen
                              können doch immerhin auch hier Fälle eintreten, in denen eine Reißfeder, welche
                              dieses ermöglicht, gute Dienste leistet.
                           
                              
                              Holzschnitt I, Bd. 214, S. 280
                              
                           
                              
                              Holzschnitt II, Bd. 214, S. 280
                              
                           
                              
                              Holzschnitt III, Bd. 214, S. 280
                              
                           
                              
                              Holzschnitt IV, Bd. 214, S. 280
                              
                           
                              
                              Holzschnitt V, Bd. 214, S. 280
                              
                           
                              
                              Holzschnitt VI, Bd. 214, S. 280
                              
                           Die Einrichtung der neuen Kreisreißfeder ist nun folgende.
                              Die beiden Paletten derselben sind bei k, k (s. Holzschnitt I–III) in eigenthümlicher Weise doppelt gekröpft, und zwar ist der
                              Querschnitt in der Mitte der Kröpfung ziemlich gering, so daß die Paletten federn
                              und jedem leisen Drucke gehorchen müssen. Da die Kröpfungen schräg zu den
                              Palettenebenen stehen, so wird ein stärkerer Druck der Reißfeder gegen das Papier
                              ein Ausweichen, ein schwächerer ein Zusammenrücken der Palettenspitzen zur Folge
                              haben, wodurch der Strich seine veränderliche Stärke erhält. Wie man aus dem
                              Gesagten erkennt, ist das der neuen Reißfeder zu Grunde liegende Princip dasselbe,
                              was bei der Stahlfeder längst angewendet wurde. Durch die neue Einrichtung der Reißfeder ist die
                              Anbringung von 3 Stellschrauben α, β,
                                 γ nothwendig geworden, von denen α die Functionen der Stellschraube bei gewöhnlichen Reißfedern
                              versieht, während die Muttern β und γ dazu dienen, ein Maximum und Minimum der
                              Strichstärke in jedem einzelnen Falle feststellen zu können.
                           Bei der Reißfeder zum Ziehen gerader
                                 Linien besteht die hauptsächlichste Neuerung in der Anbringung einer
                              ziemlich starken Face f (s. Holzschnitt IV und V), welche den
                              Querschnitt der Palette p derartig schwächt, daß diese
                              Palette, auf der stets beim Zeichnen der Zeigefinger der rechten Hand ruht, einem
                              leisen Drucke dieses Fingers gehorchen muß, und man also durch Veränderung des
                              Druckes eine veränderte Strichstärke hervorbringen kann. Auch hier werden die
                              Grenzen, zwischen denen die Strichstärke variiren soll, durch die Stellung zweier
                              auf derselben Spindel sitzender Muttern δ und ε bedingt.
                           Schließlich ist in Fig. VI ein gewöhnlicher Bleieinsatz angegeben, welcher mit einer Verbesserung
                              versehen ist, die allerdings nicht mehr ganz neu sein dürfte, aber wegen ihrer
                              Einfachheit und Zweckmäßigkeit Wohl in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient.
                              Die gewöhnlichen Bleieinsätze mit schräger Bohrung für den Bleistift leiden
                              bekanntlich an der Unvollkommenheit, daß selten ein Bleistift paßt, und also die
                              Feststellung des Stiftes immer erst einige Weitläufigkeiten verursacht. Man hat
                              deshalb und um auch hier die so schnell beliebt gewordenen (Faber-) Zeichenstifte ohne Holzumhüllung anwenden zu können,
                              neuerdings angefangen, die Bleifüße mit einer Einrichtung zum Festklemmen dieser
                              Stifte zu versehen – ähnlich derjenigen, welche die sogen. Crayons besitzen.
                              Hierbei ist jedoch wieder die schräge Stellung des Stiftes aufgegeben, so daß man
                              mit einem Zirkel derartiger Construction kleine Kreise überhaupt nicht zeichnen
                              kann. In der zu besprechenden Construction sind nun die Vortheile beider
                              Einrichtungen in sehr zweckmäßiger Weise vereinigt durch Herstellung eines ganz
                              besonderen, von dem Einsatze selbst getrennten Theiles, der zur Aufnahme des Stiftes
                              bestimmt ist. Die Einrichtung desselben ist ähnlich, wie bei den Crayons, jedoch
                              wird hier, nach Feststellung der äußeren (im Durchschnitt gezeichneten) Hülse η durch die Schraube ζ die in das Muttergewinde dieser Hülse passende Schraubenspindel,
                              welche den Bleistift enthält, bei ν gedreht und
                              dadurch der Stift selbst festgestellt, während bei den Crayons die Spindel feststeht
                              und die Hülse gedreht wird. Mit Recht kann diese Neuerung allen denjenigen empfohlen
                              werden, welche sich viel mit der Anfertigung von Zeichnungen zu beschäftigen haben, um so
                              mehr, da die kleine Hülse ohne Weiteres bei jedem Bleieinsatze gewöhnlicher
                              Construction (mit schräger Bohrung) angewendet werden kann, vorausgesetzt, daß die
                              Bohrung selbst nicht zu klein ist.