| Titel: | Maschinen zur Bearbeitung des Chinagrases; von Dr. H. Grothe. | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LXXI., S. 282 | 
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                        LXXI.
                        Maschinen zur Bearbeitung des Chinagrases; von
                           Dr. H. Grothe.
                        Im Auszug aus der „ Allgem. deutschen polytechn.
                                 Zeitung, 1874 S. 351.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Grothe, über Maschinen zur Bearbeitung des Chinagrases.
                        
                     
                        
                           Nachdem Verfasser seit 1867 die Fortschritte des Anbaues und der Verwendung des
                              Chinagrases genau beobachtet hat und selbst an der Ausbreitung dieser vortrefflichen
                              Faser mitwirken konnte, theilt er a. a. O. neue Maschinenconstructionen mit, welche
                              für eine bessere Reinigung und Bearbeitung der Faser, als sie bisher stattgefunden,
                              bestimmt sind. Die bisherige Bearbeitung war fast durchweg eine rein mechanische
                              Behandlung mit Apparaten, welche der Flachsbereitung entnommen waren. Nur ein
                              Fabrikant Moerman in Gent hat es versucht, mit Hilfe
                              seines eigenthümlichen Röstprocesses unter Anwendung der Polysulfure das Chinagras
                              von der Rinden- und Hautsubstanz chemisch zu befreien. Es ist durchaus falsch
                              die Chinagrasfaser mit dem Flachs gleich behandeln zu wollen, denn die Gruppirung
                              und der Zusammenhang der Faserbündel und Bastzellen im Chinagras ist ganz anders als
                              beim Flachs. Da nun der Anbau des Chinagrases bereits einen bedeutenden Umfang
                              gewonnen hat, so lag die Schaffung geeigneter Maschinerien in der
                              Nothwendigkeit.
                           Die Skizze in Figur
                                 19 stellt die „Maschine zum Entfernen der
                                 Rindenhaut“, die sogen. Shavingmaschine dar. Die vorher mit Sodalauge
                              präparirten Stengel werden durch das Zuführtuch zz'
                              unter dem Druckcylinder y den Einführwalzen x, y' übergeben und unter dem stellbaren Prisma c zwischen die Fortführplatten q und p eingeführt. Die untere in der Richtung
                              der Bewegung geriffelte Platte p ist fest, die obere
                              Platte q dagegen transversal beweglich. Dieselbe preßt
                              nicht, sondern reibt blos die zwischen den Einziehwalzen x,
                                 y' gehaltenen Stengel, welche daraufhin zwischen die scharf
                              zusammengepreßten Walzen s, s'
                              hindurchgehen und eine
                              wiederholte Reibung zwischen der quergeriffelten festen Platte o und den sechs Wälzchen n
                              erfahren; dergestalt werden die Stengel an vielen Stellen geknickt und die
                              Rinden- und Holzsubstanz an vielen Stellen abgelöst. Die vollkommene
                              Abscheidung der letzteren erfolgt zwischen einem Holztambour g und der mit Kautschukschwamm bezogenen Walze a, welch letztere durch die Bürstenwalze c'
                              gereinigt wird. Der Kautschukschwamm bietet viele Poren und damit viele freie Kanten
                              dar und deshalb eignet sich kein Material so trefflich für diesen Zweck.
                           Die Stengel gelangen über das stellbare Prisma h zu den
                              Abzugswalzen k, von welchen sie durch den mit Bürsten
                              garnirten Flügeltambour l in den Kasten m befördert werden. Die über dem Speisetuch angeordnete
                              weichhaarige Bürste u dient für das Geradelegen der
                              aufgegebenen Stengel. – Der Antrieb geht von der Hauptwelle v aus.
                           Die Figur 20
                              repräsentirt die nächste, die sogen. Wipingmaschine, welche die Arbeit der
                              Shavingmaschine weitertreibt. p ist ein großer Tambour,
                              welcher auf seinem Holzmantel ein grobes Drahtgewebe mit etwa 6 Millim. weiten
                              Oeffnungen aufgezogen besitzt. Ueber dieses Drahtgewebe ist mit flüssigem Kautschuk
                              und Leim getränktes grobes Segeltuch fest aufgespannt und in die Maschen
                              eingedrückt. So ist ein Ueberzug hergestellt, der eine Reihe von hervorragenden
                              Kanten enthält. Mit diesem Tambour p arbeiten nun
                              zusammen die Walzen b, c, d, ferner die mit
                              Kautschukschwamm bezogenen Walzen a, a', a''. Die Walzen
                              b führen das Material von i an den Tambour und unter a hin. Darauf wird
                              das Material von den Walzen c erfaßt und fest gegen die
                              Oberfläche des Tambours gedrückt. Dabei erhalten die Walzen c untereinander abwechselnd eine Längenverschiebung nach entgegengesetzten
                              Richtungen, während sie durch Friction mit dem Tambour um ihre Achse rotiren. Sodann
                              wirkt die Walze a' wieder abstreifend, und es folgt die
                              Wirkung der Walzen d analog wie c. Der Schwammvolant a'' vollendet die Arbeit,
                              und die Walzen e sammeln das Material und führen es über
                              f nach dem Abführtuch g.
                              
                           Eine Trennung der einzelnen Faserbüscheln, ein Vorhecheln, findet auf einer dritten,
                              der Purificationsmaschine statt. Vorher wird das Material mittels Bürsten
                              geschlichtet, dann in Holzklappen eingespannt, ähnlich wie diese in der
                              Floretseidespinnerei gebraucht werden (vergleiche dies Journal, 1873 Bd. CCIX S. 328
                              und 403). Diese Klappen, welche bei Zusammenschluß etwa 1/6 der Faserlänge fassen
                              und festhalten, werden radial zwischen ein langsam rotirendes Scheibenpaar a (seitliche Ansicht bez. Schnitt in Fig. 21) derart
                              eingelegt, daß die freien Fasern nach dem Inneren des Cylinderraumes hängen. Die Scheiben
                              a sind am Umfang mit radialen Nuthen versehen, in
                              welche die Klappen eingeschoben werden. Bei A findet das
                              Einlegen statt, und bei der langsamen Drehung der Scheiben kommen die Fasern immer
                              mehr in das Bereich des excentrisch gelagerten, rasch rotirenden Stiftentambours b. Ist diese Hechelarbeit beendet, so kommen die Klappen
                              gegen die Ausstoßvorrichtung C und werden auf das Pult
                              v abgegeben. – Eine Bürste q von Reisstroh dient zum Reinigen des Zahntambours.
                           Das Material wird auf einer zweiten ähnlich gebauten Purificationsmaschine nochmals
                              behandelt, und dann erst den Spinnereimaschinen übergeben.
                           
                        
                     
                  
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