| Titel: | Die Zuckerbestimmung der Rüben; von Dr. A. Heintz. | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. LXXXV., S. 317 | 
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                        LXXXV.
                        Die Zuckerbestimmung der Rüben; von Dr. A. Heintz.Vom Verfasser gefälligst eingesendeter Separatabdruck aus der
                                 „Zeitschrift für Zuckerindustrie des deutschen
                                       Reiches.“
                                 
                           
                        Mit einer Abbildung.
                        Heintz, über die Zuckerbestimmung der Rüben.
                        
                     
                        
                           Die Zuckerbestimmung der Rüben ist entweder eine directe,
                              welche aus einer gewogenen Quantität Rüben allen Zucker zu gewinnen sucht und
                              denselben in diesem Auszug feststellt, oder eine indirecte, nach welcher in einfach ausgepreßtem Safte der Zuckergehalt
                              – und im Rübenbrei der „Saftgehalt“ bestimmt wird. In
                              letzterem Falle bestimmt man z.B. durch vollkommenes Auswaschen einer gewogenen
                              Menge Rübenbrei das in Wasser unlösliche: „Mark“ und setzt:
                              Saft = Rübe minus Mark. – Oder aber (wie A. Müller, Grouven und Stammer
                              vorgeschlagen haben) durch den Trockenverlust bestimmt man, wie viel Proc. Wasser 1)
                              der ausgepreßte Saft = S, 2) die nicht ausgepreßte Rübe
                              = s enthalten, und nennt 100 s/S den Saftgehalt. Beide indirecten Methoden
                              beruhen auf der naturgemäßen Definition: Saft ist die Gesammtmenge des in den Rübenwurzeln enthaltenen Wassers plus allen darin gelösten oder löslichen Stoffen. Daß
                              beide zu übereinstimmenden Resultaten führen können, bei hinlänglicher Sorgfalt,
                              zeigen die Angaben von E. Schulze. Jener Definition
                              werden beide Verfahren gerecht. Aber nun knüpft man daran
                              sofort die Hypothese, daß dieser gesammte Saft in seiner
                              procentischen Zusammensetzung, speciell also in seinem Zuckergehalt, genau
                              übereinstimmt mit der Saftprobe, welche abgepreßt und polarisirt wird.
                           Direct in den Rüben wurde der Zucker bereits von Marggraf,
                                 Bley, Pelouze und Peligot zu bestimmen gesucht;
                              unter anderem analysirte man den alkoholischen Extract vorher getrockneter Rüben.
                              Aber es stand jenen älteren Experimenten nicht das vervollkommnete
                              Polarisationsverfahren unserer Zeit zur Seite. Dagegen ist es Usance geworden, den
                              nach der indirecten, der Saftgehaltsmethode berechneten – oder auch
                              schablonenhaft angenommenen – Zucker den Ausbeuteberechnungen zu Grunde zu
                              legen. Da trat während der letzten Jahre Ferd. Jicinsky
                              in seinen umfangreichen Arbeiten für directe, polarimetrische Zuckerbestimmung auf
                              (vergl. dies Journal, 1872 Bd. CCVI S. 387 und 1873 Bd. CCVIII S. 452). Er nennt:
                              p die Polarisation der Rübe, P jene des Saftes, 100 p/P den Saftgehalt der Rübe; mit Recht wird von ihm der
                              Schwerpunkt in den Zuckergehalt gelegt; bei ihm ist jedoch Saft: der Theil der Rübe,
                              welcher durchschnittlich ebenso viel Zucker enthält als
                              der ausgepreßte Saft. Den Anforderungen dieser Definition
                              entspricht die analytische Ausführung; dieser selben
                              Definition und keiner anderen muß aber der Werth des
                              Saftfactors entsprechen, welcher zur Berechnung des Zuckergehaltes der Rüben aus dem des abgepreßten Saftes benützt wird. Nun haben
                              aber Jicinsky's zahlreiche Versuche bewiesen, daß 100 p/P stets kleiner ist als
                              100 s/S. Folglich hat die
                              Gesammtmenge des in den Rüben enthaltenen Wassers plus
                              allen darin gelösten Stoffen einen durchschnittlich geringeren Zuckergehalt als der
                              ausgepreßte Saft, und ist der nach indirecter Methode berechnete Zuckergehalt der Rübe zu
                                 hoch. So elegant nun diese Resultate Jicinsky's
                              übereinstimmen mit den Folgerungen, welche die endosmotischen und physiologischen
                              Gesetze bei der Zuckerrübe verlangen, so vollkommen widersprachen und widerlegten
                              sie einen Trugschluß, in welchem man eben jene Gesetze nicht berücksichtigte, denen
                              doch Organismen wie die Zuckerrübe unleugbar zu gehorchen
                              haben. Zudem liefert die directe Zuckerbestimmung Zahlen, welche sich dem
                              praktischen Ergebniß mehr nähern, als die aus den indirecten Methoden abgeleiteten;
                              die unfindbaren Verluste werden durchschnittlich geringer.
                           Hinsichtlich der physiologischen Erklärung ist es nach einer brieflichen Mittheilung
                              von Sachs gewiß, daß die Rübenwurzel nicht von einem
                              überall homogenen Saft durchtränkt sein kann. Nicht nur die Zellwände enthalten
                              gewiß als Durchtränkungsflüssigkeit einen weniger zuckerhaltigen Saft, sondern auch
                              die eiweißreichen Zellen der Gefäßbündel werden gewiß weniger Zucker enthalten als
                              das Parenchym. Dazu kommt, daß wir alle Ursache haben zu der Annahme, daß der das
                              Protoplasma der Parenchymzellen durchtränkende Saft weniger Zucker enthält, als der
                              eigentlich sogenannte Zellsaft, der die Zellräume in Masse ausfüllt.
                           Betreffs der hierher gehörigen endosmotischen Versuche sei nur folgendes erwähnt. J.
                              v. Liebig constatirte in den vierziger Jahren, daß
                              trockene thierische Membran in derselben Zeit weniger Kochsalzsolution als Wasser in
                              sich aufnimmt. Liebig tauchte Stücke trockener Blase in
                              eine Lösung von Kochsalz oder Glaubersalz und ließ sie sich damit durchtränken; die von ihnen
                              aufgenommene Lösung wurde weniger concentrirt als die ihnen angebotene. Dann preßte
                              er die imbibirte Blase aus. Die ausgepreßte Flüssigkeit war concentrirter, d.h.
                              salzreicher und wasserärmer, als der durchschnittliche
                              Gehalt der von der Blase aufgenommenen Lösung. Hieraus folgt, daß 1) die Anziehung
                              der von Ludwig untersuchten Membran zum reinen Wasser stärker ist als zu dem darin aufgelösten
                              Salze;. 2) daß in Folge dieser Anziehung die Concentration der Lösung in einem
                              molecularen Canal der Membran mit der Entfernung von den Wänden dieses Canales
                              wächst. Da aber die imbibirte Flüssigkeit im centralen Theile eines solchen Canales
                              auch überhaupt schwächer angezogen wird und sich darum leichter auspressen läßt, so
                              besitzt die ausgepreßte Lösung eine höhere Concentration als die in der Blase
                              zurückgehaltene.Siehe Baranetzky: Diosmotische Untersuchungen in
                                    Poggendorff's Annalen, Bd. 147 S. 206. In
                                    dieser trefflichen Abhandlung, welche eine lehrreiche Uebersicht der
                                    Literatur und eine Reihe geistreicher Experimente enthält, stellt Baranetzky auf S. 244 betreffs des Zuckers einige
                                    falsche Behauptungen auf.
                              
                           Schönbein fand 1861, daß mit wenigen Ausnahmen Wasser den
                              in ihm gelösten Stoffen auf capillarem Wege voraneilt. – Im selben Jahre
                              veröffentlichte Willibald Schmidt interessante
                              Untersuchungen über die Filtration verschiedener Lösungen
                              unter Druck durch Häute und zwar Herzbeutelmembran; im Allgemeinen eilte das Wasser
                              auch hier dem gelösten Stoffe durch die Molecularporen voran – so zwar, daß
                              bei Gummi arabicum unter Umständen das Filtrat nur den
                              dreizehnten Theil des mittleren Gehaltes der aufgegebenen Lösung zeigte! Aber bei
                              einigen Lösungen entschiedener Krystalloide blieb die Concentration vor und nach dem
                              Filtriren nahezu gleich. Jamin, Jolly, Brücke, Graham,
                                 Hofmeister, Hoppe-Seyler, Traube und Baranetzky können hier nur genannt werden.
                           Merkwürdig ist ferner der von Sachs (Lehrbuch der Botanik,
                              3. Auflage, 1873 S. 713) angeführte, mit dem Mark des Baldgreises (Senecio umbrosus) gemachte Versuch. Isolirte Marktheile
                              verlängerten sich, in einem Glasrohr verschlossen, um mehrere Procente. Die inneren
                              Markzellen schienen hierbei den äußeren energisch Wasser zu entziehen und eine
                              kräftige Gewebespannung zu erzeugen. Nach alledem wird nur noch der einzige Einwand
                              gemacht werden können: Das mag bei all den verschiedenen Membranen ganz richtig
                              sein, zwingt aber noch nicht zu der Ueberzeugung, daß dem entsprechend zwischen den
                              Zellhäuten und dem Zellsaft der Rübenwurzeln ein analoger Unterschied im
                              Zuckergehalt stattfindet! Diesem Einwurf begegne ich mit folgenden Experimenten.
                           
                           Aus lufttrockenem Rübenmark und einer reinen Zuckerlösung von bekanntem Gehalt denke
                              man sich künstlichen Rübenbrei hergestellt. Gesetzt nun, derselbe enthielte Wasser
                              und Zucker proportional vertheilt, so muß der unter allen nöthigen
                              Vorsichtsmaßregeln wieder abgegossene oder ausgepreßte Saft denselben Zuckergehalt
                              wie vorher haben. Werden hingegen die oben angedeuteten Sätze von quellungsfähigen
                              Zellwänden des Rübenmarks befolgt, so wird dem zugesetzten Saft mehr Wasser als
                              Zucker entzogen, folglich muß wieder abgezogener Saft nachher zuckerreicher
                              sein.
                           Es wurde möglichst fein geriebener Rübenbrei wiederholt abwechselnd mit Wasser
                              ausgekocht und ausgepreßt, zuletzt abgesüßt und getrocknet, enthielt noch 12,5 Proc.
                              hygroskopische Feuchtigkeit; in einer Flasche mit eingeschliffenem Stöpsel wurde
                              dies Mark mit einer (Halbnormal-)Lösung, von 130,24 Grm. Raffinade (0,3 Proc.
                              Wasser; 0,1 Proc. Nichtzucker; 99,6 Proc. Zucker) im Liter, getränkt in dem
                              Verhältniß, daß auf 1 Grm. Mark 20 K. C. Lösung kamen. Dann wurde die verschlossene
                              Flasche 16 Stunden sich selbst überlassen, das Ganze nochmals geschüttelt, der
                              abgegossene Saft bei möglichstem Luftabschluß rasch filtrirt und polarisirt, ergab
                              53,9° gegen 49,8° vorher.
                           Eine Portion gleichen Rübenmarks von 11,4 Proc. Feuchtigkeit mit Normalzuckerlösung
                              im Verhältniß von 1 Grm. zu 20 K. C. gemischt und ohne Verzug weiter behandelt wie
                              oben, ergab 104,6° gegen 99,8° vorher.
                           Ferner wusch ich in beschriebener Weise gereinigtes Rübenmark mit Alkohol und Aether,
                              trocknete auf dem Wasserbade und verwendete das Mark mit 11,0 Proc. Feuchtigkeit,
                              jedoch nun in dem Verhältniß, daß auf 1 Grm. Mark 40 K. C. Saft kamen. Bei einem
                              Versuch mit Halbnormalsolution und 16stündiger Einwirkung wurde der zuerst
                              freiwillig ablaufende Saft (ca. 1/4 des ganzen), und
                              dann die abgepreßte Hauptmenge untersucht; jener polarisirte 50,4°, diese
                              51,0° gegen 49,8° vorher. Ein Versuch mit 40 K. C. Normalsolution auf
                              1 Grm. Mark und nur 1/4stündiger Dauer ergab für den freiwillig ablaufenden Saft
                              (ca. 1/4 des ganzen) eine Polarisation von
                              100,7°; für das ausgepreßte Hauptquantum eine solche von 101,6° gegen
                              99,8° vorher.
                           Die beobachtete geringere Concentration des freiwillig abgelaufenen Saftes im
                              Vergleich zum ausgepreßten ließe sich wohl durch gewöhnliche Capillarität erklären;
                              da sie aber mit der Quellung der Zellmembran, mit der Imbibition nichts zu thun hat, gehe ich jetzt nicht weiter darauf ein und
                              bemerkte es nur nebenbei.
                           
                           Ferner wurde gemischt 2,1 Grm. Mark mit 7,0 Proc. Feuchtigkeit und 56,7 Grm.
                              Halbnormallösung und in gut verschlossener Flasche an einem dunkeln, kühlen Ort 8
                              Tage aufbewahrt; daneben noch eine Probe des verwendeten Saftes, wie ich überhaupt
                              die angewendete Lösung erst mit der verarbeiteten polarisirt habe, so daß beide
                              immer gleich lange standen. Nach der Polarisation hatte der ursprüngliche Saft 12,35
                              Proc. Zucker, der vom Mark wieder ausgepreßte 12,65 Proc. Zucker. Nach der
                              indirecten Methode hätte sich nun (aus der Formel 100 s/S = 97,05) der Zucker auf 12,28 Proc. der Gesamtmenge oder 7,221 Grm.
                              berechnen müssen. Wirklich vorhanden sind aber nur 7,002 Grm. Hätte ich also in
                              anderem Sinne experimentirt und nicht direct die vorhandene Zuckermenge gekannt, so
                              mußte ein unfindbarer, aber ungeschehener Verlust von 3,03 Proc. der angeblich
                              theoretischen, aber falsch berechneten Zuckermenge notirt werden.
                           Man wird wohl einsehen, zu welchen Irrthümern es führen kann, wenn der Imbibition
                              keine Rechnung getragen wird. Daß wir es in den beschriebenen Fällen etwa mit einem
                              neben dem Zucker noch rechts polarisirenden Körper zu thun hätten, läßt sich nicht
                              annehmen; wie sollte derselbe, nachdem er einem 12stündigen Auswaschen und Auskochen
                              mit etwa der 1000fachen Menge Wassers, die mindestens 10mal erneuert war,
                              widerstanden, nun auf einmal innerhalb einiger Minuten von so wenig
                              Zuckerflüssigkeit gelöst werden; Invertzucker oder ähnlich auf Fehling'sche Lösung reagirende Stoffe waren auch in keinem Falle
                              nachzuweisen; nur der letztbeschriebene Versuch von 8tägiger Dauer lieferte einen
                              schwach opalisirenden Saft und dieser mit Fehling'scher
                              Lösung einen so geringen Niederschlag, daß demselben 1/100 bis 2/100 Proc.
                              Invertzucker entsprechen konnten. Dann habe ich noch Rübenmark nicht nur mit Wasser,
                              sondern danach mit Ammoniak, dann Wasser, dann verdünnter Schwefelsäure, wieder
                              Wasser, verdünntem Ammoniak und Wasser ausgewaschen; für das Ungelöste konnte ich
                              keine Quellungsfähigkeit mehr nachweisen, wie auch zu erwarten stand. Den in der
                              Natur gegebenen Verhältnissen sind die positiven Versuche, so viel wie möglich und
                              erforderlich, nachgebildet; eine lebendige Zelle hat noch
                              kein Mensch fabricirt. Die mikrochemisch quantitative Analyse ist aber noch weit
                              entfernt, bei so subtilen Fragen zuverlässig dienen zu können. Immerhin mögen die
                              beschriebenen Erscheinungen Berücksichtigung finden in der Kritik der sogen, unfindbaren Verluste des Fabrikbetriebes.
                           Jicinsky hat es nicht unterlassen, einen heiklen Punkt zu
                              erwähnen, der sich bei Berechnung seines Saftgehaltes aus der directen Zuckerbestimmung einstellt;
                              bekanntlich erzielt er aus der halben Normalmenge 100 K. C., und
                              Polarisations-Irrungen von 0,1 Proc. wachsen zu Differenzen von beiläufig 1
                              Proc. Saftgehalt. Daher versuchte ich eine Verbesserung im Dampfpreßfilter (vergl.
                              dies Journal, 1873 Bd. CCIX S. 256.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 214, S. 322
                              Dieses kleine Instrument combinirt die Wirkung des Filtrirens mittels der
                                 Luftpumpe, des Pressens, und des Auslaugens durch Dämpfe, und liefert ein
                                 verhältnißmäßig recht concentrirtes Filtrat. In der aus leichtem Messingguß
                                 gefertigten Extractionskapsel A liegt eine starke,
                                 feingelochte Siebscheibe (Centrifugenblech) hohl über dem zur Mitte sich
                                 senkenden Boden. Das Ausflußrohr des letzteren ist so bemessen, daß die Kapsel
                                 auf die Waagschale schräg gestellt und bequem mit möglichst fein zerriebenem Rübenbrei beschickt und gewogen werden
                                 kann. Ist dies geschehen, so fügt man die Rohrverbindung an, welche zum
                                 graduirten Kölbchen führt. Das (engere) Filtratrohr innerhalb des (weiteren) zur
                                 Pumpe führenden Röhrenstückes wird mit Gummischlauch gedichtet; diese doppelte
                                 Rohrverbindung führt mit Leichtigkeit in den nur 9 Millim. weiten Hals des
                                 Kolbens von 50 oder 100 Kubikcentimeter. Hat man die zum Scheibler'schen Raffinationswerth dienenden Kölbchen zur Hand, so
                                 braucht man nur einen doppelt durchbohrten Kork mit zwei Glasröhren aufzusetzen.
                                 Das Sammelkölbchen wird nun in ein Kühlgefäß gestellt, und p mit der Luftpumpe (nach Bunsen, Finkener oder ähnlich) verbunden. Dann wird der Deckel fest
                                 aufgeschraubt und erforderlichenfalls mit einem geknoteten Faden verpackt; indem
                                 man nun auf den Holzknopf k langsam kräftig drückt,
                                 preßt man mit dem beweglichen Stempel s einen
                                 erheblichen Theil des Saftes aus, zieht den Stempel wieder in die Höhe und
                                 verbindet e mit einer Dampfleitung. Die Führung der
                                 Stempelstange durch b vertritt die Stopfbüchse.
                              
                           Man wende gespannten Dampf an und entferne das in der nächsten Rohrstrecke abgesetzte
                              Wasser durch vorheriges volles Oeffnen des Hahnes, welcher hierauf nur sehr wenig
                              offen gelassen wird. Durch d wird entweder abwechselnd
                              mit der Dämpfung oder gleichzeitig Luft eingesaugt; im letzteren Falle erhält man
                              eine Art von Nebeldecke. Von Zeit zu Zeit preßt man nach, übrigens hüte man sich auch
                              vor zu gewaltsamem Drücken; dadurch kann der Siebboden verstopft werden oder etwas
                              Preßling über die Stempelplatte emporquellen. Bei einiger Uebung wird man schon das
                              richtige treffen und innerhalb einer Stunde mit Zucker- und Saftgehalt des
                              Rübenbreies fertig werden können, während die Müller-Grouven-Stammer-Methode in der Regel eine
                              Reihe von Tagen dauert. 13,024 Grm. können bei einem Filtrat von 48 K. C. vollkommen
                              entzuckert, die ursprüngliche Fehlerquelle somit halbirt werden. Dasselbe ist mir
                              sogar bei 26,048 Grm. gelungen, und wenn mir ein Polarisationsinstrument mit
                              40-Centimeterröhren zu Gebote stand, so war die Genauigkeit in dieser
                              Hinsicht verachtfacht. Sollte es der Mühe werth scheinen, diese Methode zu
                              versuchen, so empfehle ich, zunächst 13,024 auf 50 K. C. zu nehmen. Die
                              Dampfpreßfilter fertigt Hr. Mechaniker Kuhlo in Stettin
                              an.
                           In einem Laboratorium ohne Dampfleitung verbinde man mit c das Mundstückrohr einer gewöhnlichen Spritzflasche, die zum Sieden
                              erhitzt wird; auch kann man statt der Luftpumpe folgenden bekannten einfachen
                              Aspirator nehmen: eine große Flasche mit doppelt durchbohrtem Kork, zwei Glasröhren,
                              von denen eins unter Wasser endigt (wovon eine kleine Schicht in der Flasche) und
                              das andere zum Ansaugen dient, beide mit Quetschhahn versehen. Mit gespanntem Dampf
                              hatte ich freilich besseren Erfolg. Nachstehend die Resultate einiger Analysen.
                           Feinst zerriebener Rübenbrei ergab einen aus dem Mark = 2,78 Proc.
                              berechneten sogen. Saftgehalt von 97,22 Proc.
                           1) Nach 100 s/S = 97,17 Proc.; nach
                              100 p/P = 94,4 Proc.
                           2) 100 s/S = 100 82,65/86,48 = 95,57
                              Proc.; 100 p/P = 100 13,50/14,55 = 93,1 Proc.
                           3) 100 s/S = 96,46; 100 p/P = 93,33 Proc. (Der Brei mit Alkohol extrahirt.)
                           4) 100 s/S = 97,15; 100 p/P = 93,84 Proc.
                           5) 100 s/S = 96,61; 100 p/P = 92,55 Proc.
                           Durch anderweitige Berufsgeschäfte seit längerer Zeit verhindert, diesen Gegenstand
                              weiter zu bearbeiten, sollte es mich freuen, wenn von anderer Seite eine noch exactere Methode, den Zucker der Rüben zu bestimmen,
                              gefunden wird; bei einer solchen würde es dann Wohl zunächst darauf ankommen, die
                              selbst polarimetrisch störenden Nichtzuckerstoffe analytisch zu bewältigen.