| Titel: | Eine Zukunftsbetrachtung für Schwefelsäurefabrikanten; von Friedrich Bode (Haspe). | 
| Autor: | Friedrich Bode | 
| Fundstelle: | Band 214, Jahrgang 1874, Nr. CXIX., S. 453 | 
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                        CXIX.
                        Eine Zukunftsbetrachtung für
                           Schwefelsäurefabrikanten; von Friedrich
                              Bode (Haspe).
                        Bode, Zukunftsbetrachtung für Schwefelsäurefabrikanten.
                        
                     
                        
                           Wenn man in den Lehr- und Handbüchern der chemischen Technologie das Capitel
                              über die Fabrikation der englischen Schwefelsäure durchgeblättert hat, so findet man
                              in der Regel noch einen Anhang, in welchem „andere“ oder
                              „sonstige“ Methoden der Schwefelsäurefabrikation angeführt
                              werden. Es sind dieselben ungemein zahlreich, und es muß bemerkt werden, daß aus der
                              großen Zahl derselben kaum eine sich bis heute zu irgend einer Bedeutung für die
                              Praxis emporzuschwingen vermocht hat. Unter diesen Methoden befinden sich auch
                              mehrere, nach denen die schweflige Säure wie bisher durch Salpetersäure in
                              Schwefelsäure verwandelt, bei denen dies aber ohne Anwendung von Bleikammern
                              erfolgen soll. Ich beabsichtige nicht, zu untersuchen, wie weit diesen Methoden
                              richtige und falsche Voraussetzungen zu Grunde liegen und ebensowenig möchte ich die
                              Anzahl derselben noch um eine neue vermehren. Ohne sogleich an die gänzliche
                              Beseitigung der Bleikammern zu denken, würde es doch schon ein großer Vortheil sein,
                              wenn man im Stande wäre, die Leistungen unserer jetzigen Bleikammern zu erhöhen,
                              nicht um Bruchtheile der jetzigen normalen Production – was man bereits
                              versteht – sondern um Vielfache derselben, sage z.B. um das Sechsfache. Es
                              würde dies vielleicht gelingen, wenn man im Stande wäre, das Gasquantum, welches
                              man, auf 100 Schwefel oder Schwefelsäure bezogen, durch die Kammern führen muß,
                              wesentlich zu vermindern. Eine solche Verminderung würde aber –
                              Schwefel- oder Schwefelkiesverbrennung beibehalten – nur möglich sein,
                              wenn man die Bleikammergase nicht mittels atmosphärischer Luft, sondern mit
                              Sauerstoffgas erzeugt. Ohne Zweifel wird schon mancher den Gedanken gehabt haben,
                              daß sich die Leistungsfähigkeit einer gegebenen Menge von Bleikammerraum wesentlich erhöhen,
                              oder daß sich für eine gegebene Leistung umgekehrt mit einem geringen Kammerraum
                              auskommen lassen würde, wenn man die schweflige Säure mit Sauerstoff anstatt mittels
                              atmosphärischer Luft erzeugt, bei deren Anwendung man auf einen verbrauchten oder
                              nothwendigen Raumtheil Sauerstoff jedesmal nahezu 4 Raumtheile Stickstoff unnütz
                              durch die Kammern schleppen muß.
                           Mir selbst trat dieser Gedanke, von dessen Verfolgung mich früher stets die
                              Unkenntniß des Preises eines Kilogrammes oder Kubikmeters Sauerstoff abgehalten
                              hatte, wieder näher, als ich im vorigen Jahre in der Zeitschrift des Vereines
                              deutscher Ingenieure (Bd. XVII S. 275) einen aus dem Journal für Gasbeleuchtung
                              abgedruckten Artikel las: „Die Gasbeleuchtung unter Mitanwendung von
                                 Sauerstoff in Deutschland, von Simon Schiele.“ Am Schlusse dieses Artikels heißt es: „Wird
                                 der Sauerstoff nur einmal leicht und billig geliefert, so werden sich mehr
                                 Quellen seiner technischen Verwendbarkeit finden, als man heute kennt und
                                 annimmt.“ Die Schwefelsäurefabrikation würde für billigen Sauerstoff einen sehr großen Bedarf in Aussicht
                              stellen. Freilich müßte der Gewinn durch größere Productionsfähigkeit der
                              Bleikammern oder durch geringere Capitalanlage für die letzteren höher sein, als die
                              Ausgabe für das besonders erzeugte Sauerstoffgas, welches zur Zeit mit
                              atmosphärischer Luft gemengt Nichts kostet, im Zustande dieser Mengung aber größere
                              Anlagecapitalien erfordert oder geringere Leistungsfähigkeit der Bleikammern
                              bedingt.
                           Auf besondere Anfrage über den Preis des Sauerstoffgases ward mir von Hrn. Simon Schiele in Frankfurt a. M. die Auskunft, daß nach einer
                              in Gemeinschaft mit Hrn. B. Andrea in Wien (welcher lange
                              und unermüdlich an der Sauerstoffbereitung mit Erfolg gearbeitet und die Beleuchtung
                              unter Mitanwendung von Sauerstoff auf dem Westbahnhofe in Wien eingerichtet hat)
                              angestellten Berechnung, welcher die in Wien gemachten Erfahrungen zu Grunde gelegt
                              wurden, ein Kubikmeter Sauerstoff, bei einer Verzinsung und Amortisation des
                              Anlagecapitals von 10 Procent kosten wird bei einer Jahreserzeugung von
                           
                              
                                   300000
                                 Kubikmeter            
                                 0,8
                                 Mark
                                 
                              
                                   600000
                                         „
                                 0,5
                                 „
                                 
                              
                                 3000000
                                         „
                                 0,4
                                 „
                                 
                              
                           Der Sauerstoff enthält noch 10 Volumprocente Stickstoff.Leider hat der vorjährige Börsenkrach in Wien die auf der Westbahn bestehende
                                    Gasbeleuchtung unter Anwendung von Sauerstoffgas wieder beseitigt und die
                                    schon bestehende Sauerstofffabrik ist dem Krache zum Opfer gefallen.
                              
                           
                           Untersuchen wir nunmehr, mit obigen Daten an der Hand, ob sich bei den angeführten
                              Sauerstoffpreisen rentabel Schwefelsäure mit Hilfe von Sauerstoffgas an Stelle von
                              atmosphärischer Luft erzeugen läßt, und wenn nicht, versuchen wir zu ermitteln, bis
                              zu welchem Preise der Sauerstoff herabgehen muß, wenn man sich seiner mit Vortheil
                              für atmosphärische Luft in der Schwefelsäurefabrikation bedienen soll. Ich ermangele
                              nicht, hier schon zu bemerken, daß ich durch die Resultate der Untersuchung, die für
                              unsere heutigen Zustände durchaus negativ ausfallen, etwas enttäuscht worden bin.
                              Gleichwohl wage ich zu hoffen, daß die Verfolgung des Gegenstandes einiges Interesse
                              bieten wird. Zur Vereinfachung der Betrachtungen sehe ich im Folgenden ganz von dem
                              Betriebe mit Schwefelkies ab, und nehme stets nur Schwefelverbrennung an.
                           Zunächst mögen kurz die folgenden bekannten Berechnungen für die
                              Verbrennung von Schwefel in atmosphärischer Luft
                              recapitulirt sein.
                           Aus 16 Gew. Th. Schwefel resultiren 32 Gew. Th. schweflige Säure =
                              11,1866 Vol. (a).
                           Hierbei werden 16 Gew. Th. Sauerstoff verbraucht; ferner gehören
                              zur Ueberführung von 32 Gew. Th. schwefliger Säure in Schwefelsäure noch 8 Gew. Th.
                              Sauerstoff. Diese 16 + 8 = 24 Gew. Th. Sauerstoff hinterlassen, aus atmosphärischer
                              Luft entnommen, 63,2770 Vol. Stickstoff (b).
                           Endlich entsprechen die eben angeführten 8 Gew. Th. Sauerstoff
                              5,5933 Raumtheilen (c).
                           Außer diesen Luftmengen, welche streng genommen für die
                              Schwefelsäurebildung vollkommen ausreichen würden, läßt man noch einen Ueberschuß
                              von atmosphärischer Luft zutreten, welcher meist so bemessen wird, daß der Gehalt an
                              Sauerstoff der aus den Kammern abgehenden Gase noch 6 Vol. Proc. ausmacht. Von den
                              unter a, b und c genannten
                              Mengen würden also zunächst die unter b angeführten
                              63,2770 Vol. Stickstoff aus den Kammern zu schaffen sein.
                           Der Ueberschuß an atmosphärischer Luft, von welchem soeben die
                              Rede war, würde sich somit, den Stickstoffgehalt = x,
                              den Sauerstoff = y gesetzt, durch die ProportionenIch ergreife diese Gelegenheit, um in meiner Schrift: „Beiträge zur
                                       Theorie und Praxis der Schwefelsäurefabrikation 1872“ einen
                                    von mir seit längerer Zeit bemerkten Irrthum zu constatiren, welcher sich
                                    bei Gelegenheit ähnlicher Ansätze, wie der obigen, auf Seite 17
                                    eingeschlichen hat und bei Revision der Rechnungen unbemerkt geblieben
                                    ist. bestimmen:
                           94 : 6 = (63,277 + x) : y und
                           x : y = 79,04 : 20,96.
                           Hieraus ergibt sich das Säurestoffvolumen der überschüssigen
                              Luftportion
                           y = 5,3193 Vol. (d)
                           das Stickstoffvolumen x =
                              20,0588 Vol. (e).
                           
                           Man hat daher auf 16 Gew. Th. Schwefel an Verbrennungsgasen:
                           
                              
                                 
                                    a.
                                    
                                 Schweflige
                                    Säure          
                                 11,1866
                                 Vol.
                                 
                              
                                 c + d.
                                 Sauerstoff
                                 10,9124
                                 „
                                 
                              
                                 b + e.
                                 Stickstoff
                                 83,3348
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 105,4338
                                 Vol.
                                 
                              
                           Somit ist die procentale Zusammensetzung des Gasgemisches:
                           
                              
                                 I.
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 Schweflige
                                    Säure        SauerstoffStickstoff
                                 10,6110,3579,04
                                 
                                    
                                    
                                 20,96.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,00.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Diese Zusammensetzung wird von Schwarzenberg (in Bolley's Handbuch der
                              chemischen Technologie, S. 356) angegeben, wie folgt:
                           11,23 Proc. schweflige Säure; 9,77 Proc. Sauerstoff; 79,00 Proc.
                              Stickstoff.
                           Da aber die atmosphärische Luft aus 20,96 Vol. Proc. Sauerstoff
                              und 79,04 Vol. Proc. Stickstoff besteht und schweflige Säure das Volumen des
                              Sauerstoffes beibehält, welcher zu ihrer Bildung nöthig war, so leuchtet ein, daß
                              procental in unserem Gasgemisch Stickstoff ebenso wie in atmosphärischer Luft
                              enthalten sein muß, während sich die Procentzahlen für schweflige Säure und
                              Sauerstoff zu 20,96 ergänzen müssen. Schwarzenberg's
                              Abweichungen von meinen Zahlen rühren von anderen specifischen Gewichten her, die
                              von ihm für die betheiligten Gase in die Rechnung eingeführt worden sind; die
                              meinigen sind Bunsen's gasometrischen Methoden entnommen.
                              –
                           Hat man es nun anstatt mit atmosphärischer Luft mit einem 90proc. Sauerstoffgase zu thun, das also noch 10 Proc.
                              Stickstoff enthält, so hat man zunächst die procentale Zusammensetzung dieses
                              Gemisches:
                           
                              
                                 
                                 Sauerstoff.
                                 Stickstoff.
                                 
                              
                                 Dem Volumen
                                    nach        
                                 90   
                                 10   
                                 
                              
                                 Dem Gewichte nach
                                 91,11
                                 8,89.
                                 
                              
                           Es ergeben sich hier aus 16 Gew. Th. Schwefel wie vorher 11,1866
                              Vol. schweflige Säure (a); dagegen bleiben von den hier
                              ebenfalls unbedingt erforderlichen 24 Gew. Th. Sauerstoff nur
                           (24 . 8,89)/91,11 = 2,3418 Gew. Th. Stickstoff übrig,
                           welche 1,8636 entsprechende Volumen (b) ausfüllen.
                           8 Gew. Th. Sauerstoff liefern auch hier 5,5933 Vol. (c).
                           Läßt man im vorliegenden Falle in gleicher Weise 6 Vol. Proc.
                              freien Sauerstoff in den verbrauchten abziehenden Gasen gelten, so hat man hier nur
                              1,8636 Vol. Stickstoff abzuführen und alsdann ermittelt sich aus ähnlichen
                              Gleichungen, wie die früher aufgestellten, der Gehalt des überschüssigen
                              Gasquantums:
                           an Sauerstoff zu 0,1198 Vol. (d).
                           an Stickstoff zu  0,0133 Vol. (e).
                           Somit liefern 16 Gewichtstheile Schwefel an Verbrennungsgasen:
                           
                              
                                 a.
                                 Schweflige
                                    Säure          
                                 11,1866
                                 Vol.
                                 
                              
                                 c + d.
                                 Sauerstoff
                                 5,7131
                                 „
                                 
                              
                                 b + e.
                                 Stickstoff
                                 1,8769
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 18,7766
                                 Vol.
                                 
                              
                           
                           Mithin ist die Mischung dieser Gase procental:
                           
                              
                                 II.
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 Schweflige
                                    Säure        SauerstoffStickstoff
                                 59,57530,42510,000
                                 
                                    
                                    
                                 90,000.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,000.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Für 100 Kilogrm. Schwefel würde man bei Schwefelverbrennung in
                              atmosphärischer Luft nach I an Gasen erhalten:
                           
                              
                                 69,916
                                 Kubikmeter
                                 schweflige Säure,
                                 
                              
                                 68,203
                                 „
                                 Sauerstoff,
                                 
                              
                                 520,846
                                 „
                                 Stickstoff.
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 658,965
                                 Kubikmeter
                                 in Summa (A).
                                 
                              
                           Nach den früheren Angaben würden davon abzuführen sein:
                           100(63,277 + 20,059 + 5,319)/16 = 429,094 K. M. Gase (B).
                           Diese Volumen sind, wie alle bisher angeführten, für 0° C.
                              und 760 Millim. Barometerstand ermittelt. Nimmt man die Temperatur der Bleikammer am
                              Anfange beim Eintritte der Gase zu 55°, die Temperatur am Ende derselben zu
                              25° an, so erhöhen sich diese Volumen bei 760 Millim. Spannung und unter
                              Berücksichtigung, daß die Sättigung mit Wasserdampf erfolgt, in der Weise, daß
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 214, S. 457
                              
                           (In diesen Formeln geben die Zahlen 117,4 und 23,6 die Spannkräfte
                              des Wasserdampfes nach Magnus bei 55 resp. 25° C.
                              in Millim. Quecksilber an.)
                           Die durchschnittliche Gasmenge beträgt daher auf 100 Kilogramm
                              Schwefel:
                           (936,36 + 483,40)/2 = 709,88 Kubikmeter (III).
                           Geht man dagegen anstatt von atmosphärischer Luft von
                              90procentigem Sauerstoffgase aus, so würde man auf 100 Kilogrm. Schwefel nach II an
                              Verbrennungsgasen erhalten:
                           
                              
                                 69,916
                                 Kubikmeter
                                 schweflige Säure,
                                 
                              
                                 35,707
                                 „
                                 Sauerstoff,
                                 
                              
                                 11,731
                                 „
                                 Stickstoff.
                                 
                              
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 117,354
                                 Kubikmeter
                                 in Summa (A).
                                 
                              
                           Hiervon würden abzuführen sein:
                           100(1,8636 + 0,0133 + 0,1198)/16 = 12,479 Kubikmeter Gase
                              (B).
                           Durch Sättigung mit Wasserdampf und Temperaturausdehnung bei 60
                              bezw. 30° C. berechnenberrechnen sich diese Volumen, und zwar
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 214, S. 457
                              
                           
                           Das mittlere Gasquantum würde somit auf 100 Kilogrm. Schwefel bei
                              Anwendung von 90procentigem Sauerstoff betragen:
                           (177,93 + 14,45)/2 = 96,19 K. M. (IV).
                           Ueber den Bedarf an Kammerraum und Salpeter für eine gewisse in 24
                              Stunden zu verbrennende Menge Schwefel findet man in der Praxis und in der Literatur
                              die verschiedensten Angaben. Für die vorliegende Betrachtung möge in dieser
                              Beziehung die Annahme untergelegt werden, daß für 100 Kilogrm. in 24 Stunden zu
                                 verbrennendem Schwefel 150 K. M. Kammervolumen bei
                                 einem Aufwande von 7 Kilogrm. reinem Natronsalpeter erforderlich sind.
                           Die mittlere Gasmenge für 100 Kilogrm. Schwefel war zu 709,88 K.
                              M. gefunden, wenn man zur Schwefelverbrennung sich der atmosphärischen Luft bedient.
                              Somit bedarf die schweflige Säure zu ihrer Umwandlung in Schwefelsäure
                           (24 . 150)/709,88 = 5,07 Stunden Zeit.
                           Die obigen 7 Kilogrm. salpetersaures Natron entsprechen
                           (46 . 7)/85 = 3,79 Kilogrm. Untersalpetersäure,
                           und wenn man annimmt, daß sich der Proceß der
                              Schwefelsäurebildung durch abwechselnde Reduction der Untersalpetersäure zu
                              Stickstoffoxyd und Regeneration desselben zu Untersalpetersäure fortsetzt, so geben
                              diese 3,79 Kilogrm. Untersalpetersäure, zu Stickstoffoxyd reducirt, jedesmal
                           (16 . 3,79)/46 = 1,318 Kilogrm. Sauerstoff
                           ab – eine Menge, welche im Stande ist,
                           (32 . 1,318)/8 = 5,272 Kilogrm. schweflige Säure
                           in Schwefelsäure überzuführen.
                           Nun geben 100 Kilogrm. Schwefel 200 Kilogrm. schweflige Säure;
                              mithin sind zur Ueberführung derselben in Schwefelsäure nöthig:
                           200/5,272 = 37,9 Reductionen resp. Regenerationen.
                           Hiernach beträgt die Zeitdauer für einen solchen Turnus:
                           (5,07 . 60)/37,9 = 8,027 Minuten.
                           Daß diese Zeitdauer bei Anwendung von Verbrennungsgasen, die mit
                              Benützung von 90procentigem Sauerstoff erhalten sind, kürzer ausfallen wird, darf
                              man ohne Zweifel voraussetzen. Hat doch in diesem Falle, wie gezeigt wurde, das
                              Gasgemenge 30,425 Vol. Proc. Sauerstoff, welchen bei Verbrennung in atmosphärischer
                              Luft nur 10,35 Vol. Proc. gegenüberstehen!
                           Welche Zeitdauer aber nöthig wäre, dies würde sich erst
                              angeben lassen, nachdem man aus der Erfahrung eine ähnliche Relation über
                              verbrannten Schwefel, Kammerraum und Salpeter entnommen haben wird, wie die vorher
                              mitgetheilte, für die Anwendung der atmosphärischen Luft giltige.
                           Indessen ganz abgesehen hiervon, und den Preis des Sauerstoffgases
                              vorläufig beiseite gelassen, so würden sich auch ohnedies schon wesentliche
                              Vortheile (wenigstens auf den ersten oberflächlichen Blick) ergeben. Bleibt man
                              nämlich bei den gefundenen 5,07 Stunden Zeit als erforderlich für die Condensation
                              der schwefligen Säure stehen, so würde man für das durchschnittliche, unter IV
                              erhaltene Gasquantum von 96,19 K. M. auf 100 Kilogrm. Schwefel auskommen mit:
                           (5,07 . 96,19)/24 = 20,32 K. M. Kammerraum
                           per 100 Kilogrm. in 24 Stunden zu verbrennendem
                              Schwefel.
                           Behält man dagegen die angegebenen 150 K. M. Kammerraum bei, so
                              würde man an Stelle von 100 Kilogrm. Schwefel darauf verbrennen können:
                           (150 . 100)/20,32 = 738 Kilogrm. Schwefel in 24
                              Stunden.
                           In beiden soeben erwähnten Fällen würde stets der gleiche
                              Salpeterverbrauch von 7 Kilogrm. auf 100 Schwefel stattzufinden haben.
                           Wollte man aber von der eben berechneten Mehrproduction an
                              Schwefelsäure absehen und dagegen lediglich auf Salpeterersparniß ausgehen, so würde
                              die auf 100 Kilogrm. Schwefel durchschnittlich fallende Gasmenge von 96,19
                              Kubikmeter
                           den 96,19/150 = 0,641sten Theil
                           des Kammervolumens betragen. Mithin würde zur
                              Ausfällung der schwefligen Säure
                           24/0,641 = 37,44 Stunden Zeit
                           disponibel sein. Wird nun die Zeitdauer für eine
                              Reduction bez. Regeneration der Salpetergase ebenfalls zu 8,027 Minuten angesetzt,
                              so dürfen hier
                           (60 . 37,44)/8,027 = 280 dergleichen Vorgänge
                           stattfinden, und wenn 200 Kilogrm. schweflige Säure in
                              Schwefelsäure zu verwandeln sind, so hat man auf eine von diesen Reactionen
                           200/280 = 0,7143 Kilogrm. schweflige Säure
                           in Schwefelsäure überzuführen.
                           Hierzu werden aber erfordert:
                           (8 . 0,7143)/32 = 0,1786 Kilogrm. Sauerstoff,
                           welche Menge in einer Portion durch Reduction zu
                              Stickoxyd abgegeben wird von:
                           (46 . 0,1786)/16 = 0,5135 Kilogrm. Untersalpetersäure.
                           Zur Erzeugung dieses Quantums wären aber
                           (85 . 0,5135)/46 = 0,949 Kilogrm. reiner
                              Natronsalpeter
                           aufzuwenden und hiermit würde man gleichzeitig auch dem
                              Processe auf 100 Kilogrm. des verbrannten Schwefels genügen.
                           Wie also bei der Schwefelverbrennung in atmosphärischer Luft
                              folgende Daten in Relation stehen:
                           
                              
                                 150
                                 K. M. Kammervolumen,
                                 
                              
                                 100
                                 Kilogrm. Schwefel täglich,
                                 
                              
                                 7
                                       „      Salpeter,
                                 
                              
                                 5,07
                                 Stunden Zeit zur Condensation der schwefligen Säure; –
                                 
                              
                           so würde man bei Schwefelverbrennung in 90procentigem
                              Sauerstoffgas vorläufig folgende Beziehungen erhalten. Entweder:
                           
                           
                              
                                 150
                                 K. M. Kammervolumen,
                                 
                              
                                 738
                                 Kilogrm. Schwefel täglich,
                                 
                              
                                 7
                                       „      Salpeter,
                                 
                              
                                 5,07
                                 Stunden Zeit zur Condensation der schwefligen Säure; – oder
                                 
                              
                                 150
                                 K. M. Kammervolumen
                                 
                              
                                 100
                                 Kilogrm. Schwefel täglich,
                                 
                              
                                 0,949
                                       „      Salpeter,
                                 
                              
                                 37,44
                                 Stunden Zeit für die Condensation der schwefligen Säure; –
                                    oder
                                 
                              
                                 20,32
                                 K. M. Kammervolumen,
                                 
                              
                                 100
                                 Kilogrm. Schwefel täglich,
                                 
                              
                                 7
                                       „      Salpeter,
                                 
                              
                                 5,07
                                 Stunden Zeit für die Condensation der schwefligen Säure.
                                 
                              
                           Bei näherer Betrachtung dieser drei Fälle erkennt man zunächst auf
                              den ersten Blick, daß im ersten Falle der Kammerraum ebenso gut ausgenützt wird, wie
                              im dritten Falle; beide Male kommen nämlich auf 100 K. M. Kammerraum:
                           (100 . 738)/150 = (100 . 100)/20,32 = 492 Kilogrm.
                              Schwefel.
                           Da auch der Salpeteraufwand derselbe bleibt, so braucht man somit
                              nur noch den ersten und den zweiten Fall zusammenzuhalten und kann, was für den
                              ersten Fall gilt, sofort auch für den dritten gelten lassen.
                           Ein Betrieb, welcher nach dem I Schema: – 150 K. M.
                              Kammervolumen auf 738 Kilogrm. Schwefel bei 7 Kilogrm. Salpeteraufwand –
                              geführt würde, könnte intensiv genannt werden, während im
                              Gegensatz hierzu nach dem Schema II – bei 150 Kubikmeter Kammerraum auf 100
                              Kilogrm. Schwefel und 0,949 Kilogrm. Salpeter – ein extensiver Betrieb stattfände.
                           Ob man in diesem Sinne, bei Schwefelverbrennung in atmosphärischer
                              Luft, vormals die Bleikammern jemals extensiv betrieben hat, weiß ich nicht; heut zu
                              Tage würde extensiver Betrieb keinem Fabrikanten mehr einfallen. Sicher ist aber
                              dies, daß man früher fast durchwegs die Bleikammern nicht so intensiv betrieben hat
                              wie gegenwärtig, und ebenfalls ist es eine Thatsache, daß man in Amerika und England
                              im Durchschnitt die Bleikammern intensiver betreibt, als dies in Deutschland und
                              Oesterreich geschieht. Man wendet dort in der Regel mehr Salpeter, auf den
                              verbrannten Schwefel oder die erzeugte Säure bezogen, an, producirt, also in einem
                              gegebenen Kammerraume mehr Säure als in Deutschland, wo man relativ weniger Salpeter
                              anwendet.
                           In England und Amerika verlangt man eben das angelegte Capital
                              schneller ausgenützt und verzinst als bei uns; auch sind dort die Salpeterpreise
                              niedriger als bei uns. Nach einem Berichte von Lawrence Smith im Scientific American, v. XXI Nr. 21
                              wendet man in Amerika auf 100 Schwefel an:
                           
                              
                                 bei Schwefelbetrieb
                                 10 Salpeter;
                                 
                              
                                 bei
                                    Schwefelkiesbetrieb    
                                 8,5 bis 12,8 Salpeter.
                                 
                              
                           Es sind dies Sätze, hinter denen man in Deutschland zuweilen noch
                              um mehr als im Verhältniß von 5 : 4 zurückbleibt.
                           Daß auch für einen etwaigen Bleikammerbetrieb mit solchen
                              Verbrennungsgasen, die mittels 90procentigen Sauerstoffgases erzielt sind, ein
                              extensiver Betrieb unstatthaft sein würde, zeigt folgende Erwägung. Wenn man bei
                              einem extensiv betriebenen System den Geldaufwand für die jährlich verbrannte
                              Schwefelmenge a, für den jährlich verbrauchten Salpeter
                              b und für die Kohlen c
                              setzt, so würden sich für ein System von gleicher Größe, aber mit intensivem
                              Betriebe, die entsprechenden Kosten stellen zu:
                           7,38 (a + b + c).
                           Setzt man ferner die jährliche Lohnausgabe in jenem Falle = d, so wird man im anderen Falle reichlich mit 2 d auskommen. Beträgt endlich die Auslage für
                              Instandhaltung des extensiv betriebenen Systemes e, so
                              wird man, da im anderen Falle größere Dampfkessel und Schwefelöfen nöthig sind,
                              diesen Betrag erhöhen müssen, jedoch mit 4/3 e reichlich
                              auskommen. Wenn man endlich noch annimmt, daß die Dauer des Systemes im letzten
                              Falle nur 1/3 von der im ersten Falle beträgt, so wird sich der genannte Aufwand von
                              4/3 e noch erhöhen auf jährlich 3 × 4/3 e = 4 e.
                           Alsdann hat man die Selbstkosten für extensiven Betrieb jährlich:
                           E = a + b + c + d + e
                              
                           und in gleicher Weise für intensiven Betrieb:
                           J = 7,38 (a + b + c) + 2 d + 4 e.
                              
                           Beträgt der Nettogewinn 1/5 der Selbstkosten, so erhält man
                              dementsprechend:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 214, S. 461
                              
                           Nimmt man die Dauer der Anlagen zu 10 resp. 30 Jahren, so hat man
                              in diesen Zeiträumen den Nettogewinn:
                           En₁ = 6 (a + b + c + d + e) und
                           Jn₁ = 14,76 (a + b + c) + 4 d + 8 e.
                           Bezieht man in diesen Gleichungen die Ausgabe für Kohlen und Löhne
                              auf eine der übrigen Ausgaben, z.B. auf die Schwefelausgabe, und setzt demgemäß c = 1/7 a und d = 1/6
                              a, so erhält man
                           En₁ = 6 (a + b + 1/7 a + 1/6 a + e) und
                           Jn₁ = 14,76 (a + b + 1/7 a) + 2/3 a + 8 e
                              
                           oder vereinfacht:
                           En₁ = 7,86 a + 6 b + 6 e
                              
                           Jn₁ = 17,50 a + 14,76
                              b + 8 e.
                           Der Gewinn En₁ ist erzielt mit
                              einem Anlagecapital A; der Gewinn Jn₁ mit einem solchen = 4/3 A, der
                              gemachten Annahme gemäß. Wenn man daher En₁ mit
                              4/3 multiplicirt und das Product von Jn₁ abzieht,
                              so gibt die Differenz diejenige Geldsumme an, welche man bei intensivem Betriebe im
                              Verhältniß mehr erwirthschaftet hat als bei extensivem.
                           
                              
                                 Jn₁
                                 = 17,50 a + 14,76 b + 8 c
                                 
                              
                                 minus 4/3 En₁
                                 = 10,48 a +   8,00 b + 8 e
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Differenz:
                                      7,02 a
                                    +   6,76 b.
                                 
                              
                           Die bessere und längere Erhaltung des Apparates, sowie der
                              geringere Salpeterverbrauch würden somit bei extensivem Betriebe bei weitem nicht im
                              Stande sein, die durch intensiven Betrieb erzielte Mehreinnahme zu balanciren.
                           Bevor wir weiter gehen, mögen die bisher erlangten Zahlen der
                              besseren Vergleichung wegen nochmals zusammengestellt werden.
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Bei atm. Luft.
                                 Bei 90 Proc.Sauerstoff.
                                 
                              
                                 1.
                                 16 Kilogrm. Schwefel gebenan Verbrennungsgasen bei0° und
                                    760 Mm. Bar.:
                                 
                                    
                                    
                                 Schwefl. SäureSauerstoffStickstoff
                                   11,1866 K.
                                    M.  10,9124    „  83,3348    „
                                 11,1866 K.
                                    M.  5,7131    „  1,8769    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 105,4338 K. M.
                                 18,7766 K. M.
                                 
                              
                                 2.
                                 Die procentale Zusammensetzungder Verbrennungsgase ist demVol.
                                    nach:
                                 
                                    
                                    
                                 Schwefl. SäureSauerstoffStickstoff
                                       10,61 K.
                                    M.      10,35    „      79,04    „
                                   59,575 K.
                                    M.  30,425    „  10,000    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                     100,00 K. M.
                                 100,000 K. M.
                                 
                              
                           
                              
                                 3.
                                 a)
                                 Menge der Anfangsgase auf Kilogrm. Schwefel für0° und 760 Mm.
                                    Bar.:
                                 
                                    
                                    
                                 658,965 K. M.
                                 117,354 K. M.
                                 
                              
                                 
                                 b)
                                 Menge der Endgase auf Kilogrm. Schwefel für 0°und 760 Mm.
                                    Bar.:
                                 
                                    
                                    
                                 429,094 K. M.
                                   12,479 K. M.
                                 
                              
                                 4.
                                 a)
                                 Dieselbe, mit Wasserdampf gesättigt und
                                    mitTemperaturcorrection:
                                 
                                    
                                    
                                 936,36 K. M.Für 55°
                                 177,93   K. M.Für
                                       60°
                                 
                              
                                 
                                 b)
                                 desgl. ebenso:
                                 
                                    
                                    
                                 483,40 K. M.Für 25°
                                   14,45   K. M.Für 30°.
                                 
                              
                                 
                                 c)
                                 Mittlere Gasmengen per 100 Kilogrm.
                                    Schwefel:
                                 
                                    
                                    
                                 709,88 K. M.
                                   96,19   K. M.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 a.
                                 
                              
                                 5.
                                 Beziehungen zwischen Kammerraum,Schwefelverbrauch in 24
                                    Stunden,Salpeterverbrauch und Zeit für dieCondensation der
                                    schwefligen Säure:
                                 
                                    
                                    
                                 SchwefelKammerraumSalpeterZeit
                                  100 Kil. 150 K. M.     7
                                    Kil.5,07 Stdn.
                                    738 Kil.   150 K.
                                    M.       7
                                    Kil.  5,07 Stdn.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 b.
                                 
                              
                                 
                                 desgl.
                                 
                                    
                                    
                                 SchwefelKammerraumSalpeterZeit
                                 
                                    100 Kil.   150 K. M.0,949
                                    Kil.37,44 Stdn.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 c.
                                 
                              
                                 
                                 desgl.
                                 
                                    
                                    
                                 SchwefelKammerraumSalpeterZeit
                                 
                                    100 Kil.20,32 K.
                                    M.       7
                                    Kil.  5,07 Stdn.
                                 
                              
                           Es wird nun zu untersuchen sein, ob es etwa bereits an der Zeit ist, die
                              Schwefelverbrennung für die Fabrikation der Schwefelsäure mittels 90procentigem
                              Sauerstoffgas zu versuchen, oder zu bestimmen, um wie viel der Preis von solchem
                              Sauerstoffgas noch sinken müßte, wenn er mit Vortheil für atmosphärische Luft
                              angewendet werden soll.
                           Ein Kammersystem, welches täglich 100 Ctr. oder 5000 Kilogrm. concentrirte Säure (HO,SO₃ = H₂SO₄) liefern soll,
                              müßte, wenn man auf 1 Schwefel ein Ausbringen von 3 concentrirter Säure setzt,
                              täglich an Schwefel 1666 2/3 Kilogrm. verarbeiten, welche Menge, in atmosphärischer
                              Luft verbrannt, nach
                              den angeführten Daten 16 2/3 × 150 = 2500 Kubikmeter Kammerraum erfordern
                              würde.
                           Ein Kammersystem von gleicher Leistung, welches mittels 90proc. Sauerstoffes erzeugte
                              Verbrennungsgase condensirt, würde nach der Relation 5.c
                              an Kammerraum bieten müssen: 16 2/3 × 20,32 = 338,67 K. M.
                           Wenn man das Anlagecapital eines Systemes von 2500 Kubikmeter Inhalt nebst allem
                              Zubehör auf 126000 Mark veranschlagt, so wird man dasjenige eines Systemes von 338
                              2/3 Kubikmeter Inhalt mit 21000 Mark billig ansetzen. Es wäre dies der sechste Theil
                              jener Summe, wobei zu bedenken ist, daß der Kammerraum selbst nur 7,38mal kleiner
                              ist als im ersten Falle, während die Dampfkessel in beiden Fällen unbedingt gleich
                              groß zu nehmen sind, der Schwefelofen im letzten Falle aber mindestens ebenso groß,
                              vielleicht noch größer anzulegen sein wird, als im ersten Falle. Die Instandhaltung
                              mag in beiden Fällen zu 10 Proc. der Anlagesumme gerechnet werden, wennschon zu
                              erwarten ist, daß im letzten Falle ein schnellerer Verschleiß an den Bleikammern
                              stattfindet. Wir wollen ferner auch den Preis des 90proc. Sauerstoffes zum
                              niedrigsten Satze von 0,4 Mark pro Kubikmeter in
                              Anrechnung bringen.
                           Alsdann ermitteln sich die jährlichen Selbstkosten der concentrirten Schwefelsäure in
                              Form von Kammersäure bei 300 Arbeitstagen, wie folgt.
                           A. Bei
                                 Schwefelverbrennung in atmosph. Luft.
                           
                              
                                 1) Schwefel. – 500000 Kilo à 0,15 Mark
                                   75000 Mark.
                                 
                              
                                 2) Salpeter.  –   20000
                                    Kilo à 0,3 Mark
                                     6000    „
                                 
                              
                                 3) Kohlen.   – 315000 Kilo à 100 zu 2 Mark
                                     6300    „
                                 
                              
                                 4) Löhne.
                                     8100    „
                                 
                              
                                 5) Instandhaltung. – 10 Proc. von 126000 Mark
                                   12600    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen:
                                 108000 Mark.
                                 
                              
                           Es sind hier 4 Salpeter auf 100 Schwefel bei Wiedergewinnung der Salpetergase
                              gerechnet; im Folgenden wird das gleiche Verhältniß Reduction von 7 zu 4,
                              beibehalten werden; wegen Kleinheit der Anlage wird man an Kosten für Kohlen und
                              Löhne etwas, aber nur wenig, nachlassen können.
                           B. Bei
                                 Schwefelverbrennung in 90proc.
                                 Sauerstoffgas.
                           
                              
                                 1) Schwefel. – 510000 Kilo à 0,15 Mark
                                   75000 Mark.
                                 
                              
                                 2) Sauerstoff. – Von reinem Sauerstoff würden 500000
                                    Kilogrm.    = 349582 Kubikmeter, daher von
                                    90procentigem Gase erforderlich    sein:
                                    388424 K. M. à 0,4 Mark
                                 155370     „
                                 
                              
                                 3) Salpeter. – 2710 Kilo à 0,3 Mark
                                       813    
                                    „
                                 
                              
                                 4) Kohlen. – 300000 Kilo à 100 zu 2 Mark
                                     6000    
                                    „
                                 
                              
                                 5) Löhne.
                                     7500    
                                    „
                                 
                              
                                 6) Instandhaltung. – 10 Proc. von 21000
                                     2100    
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen:
                                 246783 Mark.
                                 
                              
                           
                           Es ist daher der Preis von 0,4 Mark für einen Kubikmeter 90proc. Sauerstoffgas bei
                              weitem noch nicht ein solcher, daß der Schwefelsäurefabrikant daran denken könnte,
                              dasselbe anzuwenden. Erst wenn man den obigen sub 2
                              notirten Posten von 155370 Mark für Sauerstoffgas im Stande sein wird auf 108000
                              – (246783 – 155370) = 16587 Mark – d. i. auf fast 1/9 –
                              herabzumindern, erst dann würde man, bei Aufrechterhaltung aller im Vorstehenden
                              gemachten Annahmen und Voraussetzungen, mit Verbrennungsgasen, die mittels
                              Sauerstoffgas erhalten wurden, nur eben zu demselben
                              Preise produciren können, wie man produciren kann bei Anwendung von atmosphärischer
                              Luft. Unter diesen Umständen müßte aber der Kubikmeter des 90proc. Sauerstoffes zu
                              4,27 Markpfennigen zu haben sein – und es scheint nicht, als ob dieser Fall
                              so bald eintreten würde.
                           Man wird daher voraussichtlich noch eine gute Weile der Schwefelsäurefabrikation in
                              bisheriger Weise obliegen müssen und inzwischen vollauf Muße haben, zu überlegen,
                              wie man die wichtigen Veränderungen vornehmen soll, welche die Anwendung von
                              Sauerstoffgas an dem bisherigen Apparat etwa nöthig macht.