| Titel: | Ueber Veränderungen, welche Portlandcement durch Lagern erleidet; von Dr. L. Erdmenger. | 
| Autor: | L. Erdmenger. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 64 | 
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                        Ueber Veränderungen, welche Portlandcement durch
                           								Lagern erleidet; von Dr. L.
                              									Erdmenger.
                        (Schluß von S. 552 des vorhergehenden
                           								Bandes.)
                        Erdmenger, über Veränderungen des Cementes durch
                           								Lagern.
                        
                     
                        
                           Macht man von rasch und erheblich sich erwärmendem Cement ein bestimmtes Maß mit
                              									einer gemessenen Menge Wasser an, und zwar erst von ganz frischem und dann immer in
                              									Zeitpausen von mehrere Wochen altem Cement, so werden die Proben bis zu einem
                              									gewissen Zeitpunkte 
                              									immer flüssiger, und ergibt sich, daß der Cement zur Erzielung eines bestimmten
                              									Consistenzgrades mit fortschreitendem Alter immer weniger Wasser bedarf. Werden die
                              									aus stets gleichen Maßtheilen von Cement und Wasser hergestellten Gußstücke
                              									gemessen, so zeigt sich eine längere Zeit hindurch eine Verringerung des Volumens,
                              									also eine vergrößerte Contraction. Jedoch ist der Cement unterdeß auch immerwährend
                              									specifisch leichter geworden. Man nimmt daher zur genaueren Contractionsbestimmung
                              									statt stets gleicher Maßtheile stets die nämlichen Gewichtsmengen. Die Zunahme der
                              									Dünnflüssigkeit und Contraction steigt dann in etwas geringerem Verhältniß, weil auf
                              									dieselbe Wassermenge wie vorhin nunmehr ein constantes Gewicht Cement kommt, während
                              									bei dem ersten Verfahren wegen der Gewichtsabnahme des Cementes beim Lagern jedesmal
                              									immer weniger Cementgewicht in das Gußstück gelangte. Lagert der Cement länger und
                              									länger, so tritt endlich ein Zeitpunkt ein, wo das Volumen des Gußstückes sich nicht
                              									weiter verringert, und bei noch längerem Lagern wächst das Volumen wieder. Bis zum
                              									Eintritt der größten Dichte nimmt die Festigkeit des Cementes merklich zu. Ist das
                              									Maximum der Contraction überschritten, so geht die Festigkeit wieder zurück. In der
                              									Regel wird also weder ganz frischer, noch sehr alter Portlandcement seine volle Güte
                              									besitzen. Da das specifische Gewicht beim Lagern abnimmt, ersieht man ferner, daß
                              									der Cement meist nicht in seinem dichtesten Stadium, d. i. ganz frisch, die größte
                              									Festigkeit ergibt, sondern daß er beim Maximum seiner Leistungsfähigkeit bereits
                              									etwas von seiner ursprünglichen Schwere eingebüßt hat.
                           Bezeichnet man das stets unverändert verwendete Cementgewicht mit G, das jeweilig bestimmte specifische Gewicht des
                              									Cementpulvers mit x, so ist G/x das absolute Volumen des angewendeten
                              									Cementpulvers. Bezeichnet v das Volumen des stetig in
                              									gleicher Menge zugegebenen Wassers und Y das Volumen des
                              									erzielten gemessenen Gußstückes, so ist die Differenz D
                              									der verwendeten absoluten Volumen von Cementpulver und Wasser und dem Volumen des
                              									erhaltenen Gußstückes ausgedrückt durch: D = (G/x + v) - Y.
                           Diese Differenz, dividirt durch die Summe der angewendeten Volumen und multiplicirt
                              									mit 100, ergibt die Contraction C in Procent, also
                              										Textabbildung Bd. 216, S. 64
                              								
                           
                           Je kleiner Y und x, desto
                              									größer wird die Contraction C. Man kann daher wohl
                              									zweckmäßig den obigen Ausdruck als Contractionsmodulus bezeichnen.
                           Nach den eben gemachten Ausführungen wird nachfolgende Tabelle k leicht verständlich sein. Aus den Columnen für Contraction (in Proc.)
                              									und für Festigkeit (in Kilogrm. pro Quadr. Centim.) tritt das gleichzeitige Steigen
                              									und Sinken der Festigkeit mit der Contraction deutlich hervor. Der Cement ergab also
                              									das Maximum der Festigkeit, nachdem sein specifisches Gewicht von 3,20 auf 3,12
                              									herabgegangen war und eine Kohlensäure-Aufnahme von 0,8 Proc. stattgefunden
                              									hatte. Der Cement hatte etwa 10 Centim. hoch gelagert und war vor jeder neuen
                              									Prüfung sorgfältigst durchgemischt worden. Seine Zusammensetzung im frischen
                              									Zustande war: Kalk 64,3, Sesquioxyde 13,2 und Kieselsäure 21,5 Proc. — Das
                              									Cementgewicht G wurde zu 550 Grm., das Volumen v des zugesetzten Wassers zu 184 K. C. angenommen.
                           Tabelle k.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 65
                              Spec. Gew; Absol. Vol. des
                                 										Cementes; Summe der Volumen; Volumen des Gußstückes; Contraction; Abs.
                                 										Festigkeit nach 20 Tagen; Alter des Cementes in Wochen; Kohlensäure im
                                 										Cementpulver; Temperatur-Erhöhung.
                              
                           Bei den Cementen der folgenden, etwas anders geordneten Tabellen trat das Maximum der
                              									Güte, d. i. das Maximum der Contraction und der Festigkeit bei den specifischen
                              									Gewichten 3,10 3,04 und 3,00 ein.
                           Tabellek1.
                           
                              
                                 
                                 Cement Frisch.
                                 2 Monat alt.
                                 7 Monat alt.
                                 12 Monat alt.
                                 
                              
                                 Spec. Gew.
                                 3,22
                                 3,18
                                 3,10
                                 3,04
                                 
                              
                                 Contration
                                 16,9
                                 19,5
                                 24,7
                                 17,8
                                 
                              
                                 Absol. Festigkeit nach 20 Tagen
                                 9,0
                                 11,2
                                 17,9
                                 10,3
                                 
                              
                                 Temperat.-Erh.
                                 10–11° in 5 Min.
                                 6° in 7 Min.
                                 1–2° in 20 Min.
                                 0°
                                 
                              
                                 Ansaugezeit
                                 10 Secunden
                                 7 Min.
                                 3–4 Stunden
                                 etwa 30 Stdn.
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,0%
                                 1,1%
                                 1,8%
                                 2,3%
                                 
                              
                           
                           Tabellek2.
                           
                              
                                 
                                 Cement frisch.
                                 3 Wochen alt.
                                 5 Wochen alt.
                                 14 Wochen alt.
                                 40 Woch. alt.
                                 
                              
                                 Spec. Gew.
                                 3,07
                                 3,07
                                 3,06
                                 3,04
                                 2,92
                                 
                              
                                 Contraction
                                 14,0
                                 16,0
                                 17,9
                                 21,8
                                 18,0
                                 
                              
                                 Absol. Festigkeit nach 20 Tagen
                                 9,3
                                 10,3
                                 12,2
                                 16,0
                                 12,7
                                 
                              
                                 Temperat.-Erh.
                                 9,5° in 5 M.
                                 8,5° in 6 Min.
                                 8° in 7 Min.
                                 6° in 15 Min.
                                 3,5° in 25 M.
                                 
                              
                                 Ansaugezeit
                                 12 Sec., jäh
                                 15 Sec., jäh
                                 35–45 Sec.
                                 in ca. 7 Min.
                                 in ca. 1 St.
                                 
                              
                                 Kohlensäure;
                                 0,0%
                                 0,2%
                                 0,6%
                                 0,9%.
                                 1,4%
                                 
                              
                           Tabellek3.
                           
                              
                                 
                                 Unabgelöschter Cement.
                                 Mit 0,5% NaH,CO3 abgel.
                                    											Cem.
                                 
                              
                                 
                                 frisch.
                                 7 Woch. alt.
                                 10 W. alt.
                                 frisch.
                                 7 Woch. alt.
                                 10 W. alt.
                                 
                              
                                 Spec. Gew.
                                 3,12
                                 3,07
                                 3,02
                                 3,11
                                 2,98
                                 2,96
                                 
                              
                                 Contraction
                                 14,5
                                 17,4
                                 19,8
                                 20,8
                                 17,0
                                 16,7
                                 
                              
                                 Festigkeit nach 10 Tagen
                                 7,2
                                 11,0
                                 13,7
                                 14,5
                                 9,1
                                 7,6
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,0%
                                 0,4%
                                 0,6%
                                 ?
                                 ?
                                 ?
                                 
                              
                                 Temperat.-Erh.
                                 12° in 3 bis 5 Min.
                                 9,5° in 10 Min.
                                 8,5° in 15 Min.
                                 7,5° in 105 Min.
                                 1,6° in 15 Min.
                                 0°
                                 
                              
                                 Ansaugezeit
                                 15 Sec.
                                 105–135S.
                                 ca. 7 Min.
                                 noch nicht ½ Stunde
                                 noch nicht in 1 Std.
                                 noch nicht in 1 Std.
                                 
                              
                                 Consistenzgrad n. dem Ansaugen
                                 teigig
                                 teigig
                                 gutfließend
                                 gutfließend
                                 dickfließend
                                 dickfließend
                                 
                              
                           Die oben auf 550 Grm. Cement zugesetzten 184 Grm. Wasser entsprechen im Durchschnitt
                              									0,5 Maß Wasser auf 1 Maß Cement. Nimmt man nämlich das mittlere specifische Gewicht
                              									von Portlandcement zu 3,00 an, so repräsentiren 550 Grm. Cementpulver ein absolutes
                              									Volumen von 550 : 3,00 =183⅓ K. C., also fast genau so viel, als das
                              									Wasserquantum (184 K. C.) beträgt. Nun wird aber in einem Gefäße, welches mit
                              									Portlandcement unter einigem Schütteln gefüllt wird, annähernd die Hälfte des
                              									Gefäßhohlraumes von Luft ausgefüllt; jene 183⅓ K. C. Cement, noch mit
                              									183⅓ K. C. Luft gemischt, füllen demnach etwa 367 K. C. aus, d. i. ein
                              									doppelt so großes Volumen als das zugesetzte Wasser. Angenähert würde man demnach
                              									sagen können, daß bei den in Tabelle k bis k3 angeführten Cementen
                              									bei 0,5 Maßtheil Wasser auf 1 Maßtheil eingerüttelten Cementes die
                              									Contractionsmaxima betrugen: 21,95 24,7 21,8 20,8 Proc. Bei gutem Portlandcement vom
                              									specifischen Gewicht 3,0 bis 3,3 dürfte bei dem Maßverhältniß von Cement und Wasser
                              									= ½ oder bei dem Gewichtsverhältniß = ⅓ (550 : 184 = 3) das
                              									Contractionsmaximum 24,0 Proc. wohl nicht überschreiten und die absolute Festigkeit
                              										 bei etwa 16°
                              									Lufttemperatur wohl nach 20 Tagen Erhärtungsfrist nicht 20 Kilogrm. pro Qu. Cm.
                              									übersteigen; (die Werthe aus Brechversuchen abgeleitet mit der Formel: k = 2,55 Pl/bh2). Vom Verfasser
                              									sind wenigstens bei etwa 1000 Brechversuchen höhere Zahlen nicht erhalten
                              									worden.
                           Jedes andere Verhältniß zwischen Cement und Wasser bedingt auch eine andere
                              									Contractionsscale des lagernden Cementes. So ergab sich z. B. bei 650 Grm. Cement
                              									(spec. Gewicht = 3,05, daher absolutes Volumen = 213 K. C.) und 145 Grm. Wasser
                              									(Summe der Volumen 213 + 145 = 358 K. C.) eine Contraction von 11,6 Proc., da das
                              									Volumen des Gußstückes (13,9 × 6,9 × 3,3 =) 316,5 K. C. betrug. Dieses
                              									Verhältniß entspricht etwa 0,333 Maß Wasser auf 1 Maß Cement und wurden bei diesem
                              									Verhältniß vom Verfasser über 18 Proc. Contraction und über 27 Kilogrm. absolute
                              									Festigkeit pro Qu. Cm. nach 20 Tagen nicht constatirt.
                           Je mehr von dem loser gebundenen CaO des 5.
                              									Kalkäquivalentes (vergl. S. 548 dieses Aufsatzes) abgelöscht wird, desto weniger
                              									Wasser wird zur Herstellung eines bestimmten Consistenzzustandes des Mörtels nöthig,
                              									da ja freier Kalk viel Wasser, auf 28 G. Th. Kalk nämlich 9 G. Th. Wasser,
                              									absorbirt. Danach müßte das geringste Wasserquantum, theoretisch gedacht, bei
                              									gänzlicher Ablöschung des leicht und rasch disponibel werdenden Calciumoxydes (bei
                              									2/5-Silicat meist 1 bis 2½ Proc.), d. h. nach der Ueberführung dieser
                              									Quantität CaO in kohlensauren Kalk eintreten. Es wird
                              									aber der Cement während der Ablöschung immer specifisch leichter, das Volumen eines
                              									bestimmten Cementgewichtes und somit auch das Volumen der kleinsten Cementtheilchen
                              									immer größer. Durch immer weitere Lagerung erleidet der Cement eine Art
                              									Verwitterungsproceß, die Festigkeit vieler Cementtheilchen verringert sich; sie
                              									scheinen noch weiter in kleinere Theilchen zu zerfallen, wofür die zunehmende
                              									Zartheit des Cementpulvers beim Lagern spricht. Dadurch hat das Wasser allmälig eine
                              									immer größere Oberfläche zu benetzen und erreicht die herbeigeführte Steigerung des
                              									Wasserverbrauches schließlich die durch Abstumpfung erzielte Wasserverminderung und
                              									überwiegt sie bei noch längerem Lagern. Daher kommt es, daß mit dem
                              									Contractionsmaximum auch meist das Minimalwasserquantum zur Herstellung eines
                              									bestimmten Consistenzgrades erreicht wird. Bei noch weiterem Ablöschen geht bei dem
                              									nämlichen Wasserzusatz zu einem bestimmten Cementgewicht ein steiferer Cementmörtel
                              									hervor. Bei 1 G. Th. Wasser zu 3 G. Th. Cement z. B. erhält man später statt des
                              									vorherigen leichtflüssigen wieder  einen dicklichen, mehr breiartigen Mörtel, wie er ähnlich
                              									auch dem Cemente im ganz frischen Zustande meist eigen ist.
                           Mit steigender Contraction erfordert also der Cement zur Erzielung eines bestimmten
                              									Consistenzzustandes immer weniger Wasser, und deutet auch dies auf eine immer mehr
                              									zunehmende Dichte des angemachten Cementmörtels. Es entspricht mithin einem rascher
                              									angehenden Cemente von ganz frischem bis zum vollwerthigsten Zustande ein
                              									fortwährend etwas abnehmendes Minimalwasserquantum (vergl. 1874 211 15 und 16). Wie jeder Lagerzeit ein
                              									Minimalwasserquantum, so entspricht auch einer jeden ein besonderer Festigkeitsgrad.
                              									Die früher abgehandelten magnesiahaltigen Cemente waren in frischem Zustande mit
                              									abgelöschten gewöhnlichen Portlandcementen verglichen worden, und kamen durch diesen
                              									Fehler bei der Vergleichung noch schlechter weg, als ihnen zukommt. Nach einer
                              									angemessenen Lagerzeit stellt sich der Vergleich für sie günstiger. So zeigte z. B.
                              									der (1874 214 40) angeführte Cement (mit 20 Proc.
                              									Magnesia) im leistungsfähigsten Zustande bei 0,5 Maß Wasser 10,7 bis 14,3 Kilogrm.
                              									pro Qu. Cm. und bei 0,333 Maß Wasser auf 1 Maß Cement 15,8 bis 18,1 Kilogrm.
                              									absolute Festigkeit gegen 9,0 bis 11,0 Kgr. im frischen Zustande.
                           Contractionszunahme, Verminderung der Temperaturerhöhung, Verlängerung der
                              									Abbindezeit erhöhen, wie wir sahen, die Güte des Cementes. Dieselben Mittel, welche
                              									in Betreff des Erwärmens und Abbindens günstig wirken, befördern auch die
                              									Contraction. Durch Einführung von etwas hydratisirter Kohlensäure in sich rasch und
                              									erheblich erwärmenden Cement kann man das Contractionsmaximum meist in sehr viel
                              									kürzerer Frist als durch Lagern erreichen und selbst bei frischer Versendung schon
                              									wesentliche Verbesserung erzielen. Es kommt (wie bereits S. 542 dieses Aufsatzes
                              									erwähnt) auch vor, daß der Cement selbst bei reichlicherem Kalkgehalt sogleich ganz
                              									mild ausfällt, sich beim Anmachen nicht oder erst während oder nach Verlauf eines
                              									längeren Zeitraumes erwärmt. In diesem Falle ist auch das Maximum der
                              									Dünnflüssigkeit annähernd erreicht. Es kann dann auch die Contraction durch Zusatz
                              									von Kohlensäure abgebenden kohlensauren Salzen zunächst nicht erheblich vergrößert
                              									werden.
                           Daß durch Abstumpfung mit etwas Wasser statt der Kohlensäure wohl Erwärmen und
                              									Abbinden wesentlich beeinflußt werden, nicht aber auch die Contraction wie meist bei
                              									der Abstumpfung durch Kohlensäure, ist bereits früher (S. 543 dieses Aufsatzes)
                              									besprochen worden.
                           Die Festigkeitsangaben der Cemente sind also nur dann völlig zu Vergleichen geeignet
                              									und können als Normalangaben gelten, wenn sie ihre  Maximalleistungsfähigkeit
                              									erreicht haben, im Allgemeinen also im mehr oder weniger langsam abbindenden
                              									Zustande. Die Festigkeit des ½-Silicates ist dann bei 0,5 Maß Wasser
                              									auf 1 Maß Cement (oder bei 0,333 G. Th. Wasser auf 1 G. Th. Cement) nach 20 Tagen 7
                              									bis 13 Kilogrm. Bei 0,333 Maß (oder 0,25 G. Th.) Wasser auf 1 Maß (resp. 1 G. Th.)
                              									Cement beträgt die Festigkeit nach 20 Tagen 11 bis 17 Kilogrm. pro Qu. Cm. Im
                              									frischen Zustande fällt bei etwas höherem Kalkgehalt zunächst öfter die Festigkeit,
                              									zuweilen sogar ganz merklich, wie dies ähnlich bereits für die dolomitischen
                              									Portlandcemente (vergl. 1874 214 41 Tab. VI und ff.) hervorgehoben wurde. Es mag dies an
                              									der bald erheblich sich steigernden Temperaturerhöhung liegen, während bei dem
                              									½-Silicat die Erwärmung sehr gering ist. Die der Cohäsion
                              									entgegenwirkende Kraft der Wärme kommt dann bei den an sich durch den hohen
                              									Thongehalt nach verhältnißmäßig geringeren Festigkeiten zu sehr hervortretender
                              									Wirkung, wirft die der Kalkstufe nach dem Cemente eigentlich zukommende, seine
                              									specifische Festigkeit bedeutend zurück. Je höher man im Kalkgehalt geht, desto mehr
                              									wird die nicht in gleichem Grade wie die specifische Festigkeiten zunehmende
                              									Erwärmung in ihrer Wirkung überwunden. Schon meist bei dem Verhältniß 1,7 bis 1,8
                              									der Säurebestandtheile zum Kalk (vergl. 1873 209 286.
                              									1874 214 41. 43) ist bei frischem Cement die Festigkeit
                              									des von Haus aus viel gelinderen ½-Silicates mit Sicherheit erreicht
                              									und wird von da ab mit steigendem Kalkgehalt mehr und mehr überholt.
                           Tabelle l.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 69
                              Aequivalentverhältniß des Silicats;
                                 										Temperatur-Erhöhung des frischen Cementes; Absolute Festigkeit in Kilogr.
                                 										per Qu. Cm; frischer Cem; 6 Wochen alt; 1000 Aeq.
                              
                                 
                                 Trieb frisch nach etwa 30 Tagen; doch verlor sich das Treiben nach einigen
                                    											Wochen.
                                 
                              
                                 
                                 Trieb in beiden Fällen schon vor Ablauf von 20 Tagen.
                                 
                              
                           
                           Eine der zahlreichen vom Verfasser beobachteten Erwärmungsscalen,Vergl. hierzu nochmals Tabelle f (S. 547 des
                                    											vorhergehenden Bandes). welche bei steigendem Kalkgehalt frischer
                              									Cemente entstehen, ist voranstehend in Tabelle 1 noch mit Berücksichtigung der dabei
                              									auftretenden Festigkeit beigegeben. Die Zimmertemperatur war 15°. Der Cement
                              									war durch ein Sieb von 500 Maschen pro Qu. Cm. gesiebt und auf 1 Maß Cement ½
                              									Maß Wasser gegeben worden.
                           Die die Festigkeit schwächende Gegenwirkung des Erwärmens hat mit dem eigentlichen,
                              									durch das Auskrystallisiren des Kalkhydrats herbeigeführten Treiben nichts zu thun.
                              									Wenn außer der leicht disponibel werdenden geringen Kalkmenge (nach der im
                              									gelagerten Cement enthaltenen Kohlensäure zu urtheilen 0,5 bis 2,0 Proc.), welche
                              									durch die Aggression des Wassers leicht von ihrer vorherigen losen Verbindung
                              									abgelöst wird und das Erwärmen herbeiführt, nicht noch überschüssiger freier Kalk
                              									vorhanden ist, tritt die Erscheinung des eigentlichen Treibens, Zerklüften der Masse
                              									etc. nicht auf. Es wird nur eine — oft erheblich — geringere
                              									Festigkeit erzielt, als ohne das Erwärmen sich ergeben würde.
                           Es ist vielleicht die Annahme erlaubt, daß die ursprünglichen englischen Cemente mehr
                              									oder weniger genau dem ½-Silicat entsprachen oder vielmehr nur wenig
                              									darüber, etwa auf der Verbindung 1 : 2,1 standen. Die Unzuverlässigkeit größerer
                              									oder auch nur gleicher Festigkeit, die sich oft bei höherem Kalkgehalt der Cemente
                              									in frischem Zustande herausstellte, hat gewiß in erster Zeit dahin gewirkt, der
                              									ersteren neutralen Verbindung möglichst nahe zu bleiben. Da die so häufig geringere
                              									Festigkeit bei höherem Kalkgehalt begleitet war von Erwärmen, von schnellerem
                              									Abbinden und Mehrverbrauch an Wasser für einen bestimmten Consistenzzustand, suchte
                              									man vor Allem Cement zu vermeiden, welcher sich beim Anmachen erwärmt. Da bei noch
                              									höherem Kalkgehalt Erwärmen und Treiben zugleich auftrat, gewöhnte man sich daran,
                              									das Erwärmen überhaupt als Kriterium des Treibens anzusehen. Da das
                              									½-Silicat gleich sehr mild ausfällt, langsam angeht und sich nicht
                              									erwärmt, ist es gleich nach Lagerung von wenigen Tagen zum Versandt geeignet. Durch
                              									weiteres Lagern oder künstliche Abstumpfung können jedoch auch bei ihm, wie schon
                              									weiter oben bemerkt, oft Abbindezeit und Festigkeit noch erhöht werden und auch oft
                              									noch die Contraction. — Dem Anfänger in der Portlandcementbranche passirt es
                              									oft, daß er arg zerfallende Oefen erhält. Cement, nach dem 2/5-Silicat
                              									zusammengesetzt, zerfällt nicht. Auch das ½-Silicat zerfällt nicht
                              									oder nur theilweise. Wird jedoch unter das ½-Silicat herabgegangen, so
                              									tritt mehr oder weniger vollständiges Zerfallen oder Verschlacken ein. Die ganz
                              									bleibenden Stücke 
                              									ergeben, wie auch die bereits zerfallenen, nach dem Stampfen ein loseres zarteres
                              									Pulver, welches viel mehr Wasser erfordert als Portlandcement, und das ein
                              									geringeres specifisches Gewicht besitzt. Seine Festigkeit schwankt bei 0,666 bis
                              									0,800 Maß Wasser auf 1 Maß Cement von 2,0 bis 7,0 Kgr. pro Qu. Cm. nach 20 Tagen. Es
                              									ist eben gemahlener hydraulischer Kalk. Nun enthält jede Coaks Aschenbestandtheile,
                              									welche auf den im Cement enthaltenen Kalk ähnlich wie der Thon einwirken. Je mehr
                              									Aschentheile die Coaks enthalten, desto eher werden die von ihnen berührten
                              									Cementpartien unter das ½-Silicat herabgestimmt werden und zerfallen;
                              									desto mehr ist dann bei solchen Coaks geboten, im Kalk möglichst hoch zu bleiben.
                              									Stark aschenhaltige Coaks können selbst bei treibendem, also sehr kalkhohem Cement
                              									ein erhebliches Zerfallen im Ofen ergeben. Der Unkundige steht dann oft rathlos. Das
                              									Zerfallene scheint ihm zu hohe Thonzugabe anzudeuten. Was aber nicht zerfallen ist,
                              									das treibt und zeigt wieder auf zu wenig Thonzusatz hin. Man muß daher beim Brennen
                              									in Schachtöfen nach möglichst aschenreinen Coaks streben. Tritt nun aber auch bei
                              									reinen Coaks und bei — im großen Durchschnitt genommen — quantitativ
                              									richtigem Mischungsverhältniß der Rohmaterialien Treiben oder Zerfallen ein, so ist
                              									zu schwach gebrannt (nicht vollständig garer Cement treibt) oder die Mischung
                              									mangelhaft, deren sorgfältigste Handhabung immer vor Allem betont werden muß; sie
                              									bildet unbedingt den Schwerpunkt der Portlandcement-Fabrikation.
                           Diese eventuelle Unsicherheit der Brände setzt sich also bei ungünstig liegenden
                              									Umständen noch bis über die Mitte zwischen ½- und 2/5-Silicat
                              									fort. Je näher man aber dann dem 2/5-Silicat kommt, desto bequemer lassen
                              									sich die Brände reguliren, erfordern aber schärferes Brennen, also mehr Coaks. Nur
                              									hat man sich vor Erzeugung treibenden Cementes zu hüten. Zu schwach gebrannt, erhält
                              									man bei höherem Kalkgehalt zuweilen ein lockeres, fahles Pulver. Das 5. Aequivalent
                              									Calciumoxyd ist dann wohl fast gänzlich nur lose gebunden, saugt beim Anmachen das
                              									Wasser jäh an und bewirkt erhebliche Temperaturerhöhung, bis 30°. Der Cement
                              									treibt dann erst arg. Nach 8 bis 14 Tagen jedoch sinkt die Temperatur mehr und mehr
                              									und das Treiben verliert sich, falls das 2/5-Silicat nicht überschritten und
                              									gut gemischte Rohmasse verwendet wurde. Von den heutigen Marken stehen manche noch
                              									dem ½-Silicat, die meisten aber wohl dem 2/5-Silicat mehr oder
                              									weniger nahe. Die Repräsentanten für das letztere dürften wohl vor Allen die
                              									Stettiner Marken sein. Von drei dem Verfasser vorgelegenen Stettiner Marken hielt
                              									die eine genau das 2/5-Silicat inne und überragte an Festigkeit die beiden
                              									anderen, etwas niedriger stehenden Marken.
                           
                           Das 2/5-Silicat steht in der Festigkeit höher als das ½-Silicat,
                              									wird aber in den meisten Fällen erst in den langsam bindenden Zustand übergeführt
                              									werden müssen, um völlig zuverlässig als wirklich fertig zu gelten. Im frischen
                              									Zustande zu leicht verarbeitungsfähiger Mörtelconsistenz angerührt, absorbirt das
                              									2/5-Silicat und überhaupt Portlandcement durchschnittlich 0,4 bis 0,5 Maß
                              									Wasser auf 1 Maß Cement (oder ca. 0,266 bis 0,333 G. Th. Wasser auf 1 G. Th.
                              									Cement); das Wasser beträgt also vom Gesammtgewicht des Mörtels 23 bis 25 Proc. Die
                              									Festigkeit ist dann in guten Fällen 11 bis 18 Kgr. pro Qu. Cm. nach 20 Tagen.
                              									Derselbe Cement in ganz langsam bindendem Zustande verarbeitet, stößt sogleich
                              									soviel Wasser aus, daß das verbleibende Wasser dem Gewichte nach etwa ¼, nach
                              									Maßtheilen etwa 0,37 vom Cement beträgt, also vom Gesammtgewicht etwa 1/5 oder 20
                              									Proc. Die Festigkeit ist dann dieser geringeren Wassermenge und größeren Dichtigkeit
                              									entsprechend nach 20 Tagen beim 2/5-Silicat 16 bis 22 Kgr. Von selbst findet
                              									noch stärkeres Zusammensinken und Vermehrung der Festigkeit nicht statt. Diese kann
                              									nur durch Kneten oder künstliche Maschinenpressung, d. h. durch Auspressung und
                              									weitere Verminderung der noch überschüssigen 4 bis 5 Proc. Wasser erreicht werden.
                              									Je fester, gleichmäßiger und freier das Cementkorn von Staub ist, desto mehr wird
                              									der Cement in sonst fertigem Zustande seiner Aufgabe entsprechen.
                           Will man, ohne genaue Analysen an der Hand zu haben, doch möglichst präcis die
                              									Herstellung von gutem Portlandcement nach dem ⅔-Silicat erzielen, so
                              									verfahre man auf Grund folgender Betrachtungen. Aus jedem nicht bereits zu thonigem
                              									Kalk und jedem oder fast jedem Thon läßt sich Portlandcement erzeugen, jedoch nicht
                              									auf gleich bequeme Weise. Verfasser fand folgende beiden, annähernd nach dem
                              									2/5-Silicat zusammengesetzte Cemente, von denen der eine mehr
                              									kieselsäurereicheren, der andere mehr thonerdereicheren, feuerfesteren Thon
                              									enthielt, von gleicher Güte.
                           
                              
                                 
                                 I. Cement
                                 II. Cement
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 24,0
                                 20,7
                                 
                              
                                 Sesquioxyde
                                  9,0
                                 14,4
                                 
                              
                                 Kalk
                                 65,5
                                 64,4
                                 
                              
                           Unter 9,0 und über 14,4 Proc. wird ein nach dem 2/5-Silicat zusammengesetzter
                              									Portlandcement an Sesquioxyden wohl selten enthalten. Im ersteren Cement ist das
                              									Verhältniß der Säurebestandtheile zum Kalk 65,5 : 33,0 = 1,98, im letzteren 64,4 :
                              									35,1 = 1,83. Das Mittel zwischen beiden Werthen ist 1,90. Jeder Thon enthält nun in
                              									zur Verwendung genügend trockenem Zustande noch ca. 10 Proc. Wasser, so  daß also etwa 90 Proc.
                              									Säurebestandtheile in den Thonen dem zuzumischenden Kalke zur Disposition stehen.
                              									Hat man ganz reinen kohlensauren Kalk vor sich, so würde nach obigem Verhältniß von
                              									1,90 die nöthige Thonmenge auf jeden Centner Kalk 56 : 1,90 = 29½ oder rund
                              									30 PfundMit Berücksichtigung der noch im Thon befindlichen Wassermengen von etwa 10
                                    											Proc. betrüge das Thonquantum eigentlich 29½ × 10/9 = 33
                                    											Pfund. betragen (da ja 1 Ctr. reiner kohlensaurer Kalk aus 56
                              									Pfd. Kalk und 44 Pfd. Kohlensäure besteht). Es entsteht mithin das
                              									Mischungsverhältniß von 30 : 100. Also mehr Thon als 3/10 des Kalkgewichtes wird man
                              									auch bei den reinsten Kalken nicht zuzugeben brauchen. Je thoniger der Kalk wird,
                              									desto weniger Thonzusatz ist nöthig. Die Mischungsverhältnisse liegen meist zwischen
                              									⅓ und 1/10 Man gehe einem gegebenen Kalke gegenüber von dem Verhältniß
                              									⅓ aus mit dem Thonzusatze immer niedriger, lese jedesmal nur genügend scharf
                              									gebrannte Stücke aus, prüfe den erhaltenen Cement auf Treiben und bleibe schließlich
                              									bei der Mischung stehen, welche unter der Mischung liegt, welche zuerst treibenden
                              									Cement liefert.
                           Nachtrag 1. Bei den Kieselsäurebestimmungen der nöthigen
                              									Analysen ist zu beachten, daß die Kieselsäure zwar recht vollständig, doch auch
                              									nicht zu lange ausgewaschen werde. Mit kochend heißem und zwar im Anfange stets
                              									stark angesäuertem Wasser ausgewaschen in der Art, daß jedesmal ein etwa 50 K. C.
                              									fassendes Filter nach vollständigem Ablaufen wieder gefüllt wurde, lösten sich in 1
                              									Liter Waschwasser durchschnittlich gegen 0,033 Grm. Kieselsäure, also rund 1/30 Grm.
                              									im Waschwasser auf. So ergab sich z. B. für einen Fall, bei welchem nach dem
                              									Auswaschen bis zu einem bestimmten Waschwasserquantum die Kieselsäure immer wieder
                              									geglüht und gewogen und dann wieder von Neuem erst mit stark saurem, darauf mit
                              									reinem heißem Wasser ausgewaschen wurde, folgende Scale, wobei das Gewicht des der
                              									Analyse unterworfenen Cementes 2,191 Grm. betrug.
                           
                              
                                 1.
                                 Bestimmung mit
                                 0,30
                                 liter Waschwasser ergab
                                 0,482
                                 Grm. Kieself.
                                 =
                                 22,0
                                 Proc.
                                 
                              
                                 2.
                                 Bestimmung mit
                                 0,30
                                 liter Waschwasser ergab
                                 0,456
                                 Grm. Kieself.
                                 =
                                 20,8
                                 Proc.
                                 
                              
                                 3.
                                 Bestimmung mit
                                 1,50
                                 liter Waschwasser ergab
                                 0,413
                                 Grm. Kieself.
                                 =
                                 18,8
                                 Proc.
                                 
                              
                                 4.
                                 Bestimmung mit
                                 1,50
                                 liter Waschwasser ergab
                                 0,363
                                 Grm. Kieself.
                                 =
                                 16,6
                                 Proc.
                                 
                              
                                 5.
                                 Bestimmung mit
                                 2,25
                                 liter Waschwasser ergab
                                 0,290
                                 Grm. Kieself.
                                 =
                                 13,3
                                 Proc.
                                 
                              
                                 6.
                                 Bestimmung mit
                                 4,00
                                 liter Waschwasser ergab
                                 0,156
                                 Grm. Kieself.
                                 =
                                 7,1
                                 Proc.
                                 
                              
                           Eine fernere Kieselsäurebestimmung von 2,000 Grm. Desselben Cementes mit 0,30 Liter
                              									Waschwasser ergab wieder 22,0 Proc. Kieselsäure. Der Niederschlag zeigte sich bei
                              									der Behandlung mit Flußsäure zusammengesetzt aus 21,1 Proc. Kieselsäure und 0,9
                              									Proc. noch unausgewaschenem löslichem Kalksalz. Danach würden die beiden ersten
                              									Auswaschungen obiger Scale, zusammen 0,6 Liter Waschwasser entsprechend, bei einem
                              									Filter von 50 K. C. und etwa 0,500 Grm. Kieselsäure fast genau das Richtige
                              									getroffen haben. Die Differenz zwischen der
                           
                              
                                 2. und 3.
                                 Bestimmung beträgt auf
                                 1,5
                                 Liter
                                 0,043
                                 Mithin auf
                                 1
                                 Liter
                                 0,028
                                 Grm.
                                 
                              
                                 3. und 4.
                                 Bestimmung beträgt auf
                                 1,5
                                 Liter
                                 0,050
                                 Mithin auf
                                 1
                                 Liter
                                 0,033
                                 Grm.
                                 
                              
                                 4. und 5.
                                 Bestimmung beträgt auf
                                 2,5
                                 Liter
                                 0,073
                                 Mithin auf
                                 1
                                 Liter
                                 0,033
                                 Grm.
                                 
                              
                                 5. und 6.
                                 Bestimmung beträgt auf
                                 4,0
                                 Liter
                                 0,134
                                 Mithin auf
                                 1
                                 Liter
                                 0,034
                                 Grm.
                                 
                              
                           
                           Je größer die Kieselsäuremenge ist, desto länger muß das Auswaschen fortgesetzt
                              									werden.
                           Es ist ferner zu beachten, daß die Niederschläge der Kieselsäure sowie jene der
                              									Sesquioxyde immer möglichst bald nach dem Abkühlen des Tiegels gewogen werden
                              									müssen, da dieselben bekanntlich sehr hygroskopisch sind und somit durch
                              									Wasseraufnahme erhebliche Abweichungen vom genauen Resultate ergeben können. Es
                              									zieht 1 Milligrm. Kieselsäure nach und nach etwa 0,06 Milligrm. Wasser an. Hierauf
                              									scheint das Gewicht constant zu bleiben. Der Niederschlag der Sesquioxyde zieht auf
                              									1 Milligrm. 0,13 bis 0,17 Milligrm. Wasser an, also noch erheblich mehr als die
                              									Kieselsäure.
                           Ferner ist der Niederschlag der Sesquioxyde jedesmal nach gutem Auswaschen und Glühen
                              									wieder aufzulösen, von Neuem zu fällen, wieder gut auszuwaschen und zu glühen und
                              									dies so oft zu wiederholen, bis 2 oder noch besser 3 aufeinander folgende Wägungen
                              									übereinstimmen. Selbst nach wiederholten Fällungen enthält der Niederschlag zuweilen
                              									noch etwas Kalk. Man wendet bei allen Glühungen am zweckmäßigsten nur Platintiegel
                              									an.
                           Bei genauen Analysen, welche theoretischen Betrachtungen in Betreff der chemischen
                              									Constitution der Portlandcemente zur Grundlage dienen sollen, sind die gegebenen
                              									Andeutungen wohl zu beachten.
                           Nachtrag 2. Durch die vorliegende Abhandlung berichtigen
                              									sich einige Unrichtigkeiten in den vorangegangenen Abhandlungen des Verfassers. Wie
                              									bereits in der letzten Arbeit (1874 214 44. 45) erwähnt,
                              									kommt die sofortige Haltbarkeit von Cementkugeln unter Wasser fast jedem frischen
                              									Cemente zu, ist also nicht eine specifische Eigenschaft magnesiahaltigen Cementes,
                              									wie früher (1873 209 292–295) angenommen wurde.
                              									Ebenso wurde bereits (214 44) angeführt, daß das größere
                              									Volumen der früher besprochenen magnesiahaltigen Cementgußstücke gegenüber dem
                              									Volumen magnesiafreier Cementgußstücke und somit auch das abgeleitete
                              									Quellungsverhältniß (1874 211 16–21), sowie die
                              									nöthige größere Wassermenge ebenfalls nicht mit der Anwesenheit von Magnesia
                              									zusammenhinge, sondern der Frische des damals angewendeten magnesiahaltigen Cementes
                              									gegenüber abgelagerten gewöhnlichen Portlandcementen zugeschrieben werden müssen.
                              									Bei letzteren war bereits die in Tabelle k dieses
                              									Aufsatzes beleuchtete größere Contraction eingetreten.
                           Ferner wurde früher (1873 209 294) vom Verfasser
                              									angenommen, nicht treibender frischer Cement scheine fabrikmäßig kaum dargestellt
                              									werden zu können. Diese damalige Auffassung modificirt sich jetzt in gewissem Sinne.
                              									Verf. fand bei den früheren Untersuchungen, daß selten ein Cement gar kein
                              									Zerspringen von Reagensgläschen herbeiführe. Indeß kann dieses Zerspringen zuweilen
                              									dadurch veranlaßt werden, daß der Cement beim Abbinden sich erwärmt. Es äußert sich
                              									die Wirkung am Gläschen oft sehr spät, und zwar selbst bei arg treibendem Cement,
                              									wie die Tabelle I (1873 209
                              									291) zeigt, weil derselbe sich oft im Inneren schnell lockert und dann bei
                              									eintretendem Treiben die Theilchen noch etwas verschoben werden; erst bei immer mehr
                              									sich bildendem Calciumhydrat springt endlich das Gläschen. Ebenso zeigt ein an der
                              									Luft liegendes Gußstück von treibendem Cement, namentlich bei geringer Contraction
                              									(vergl. Tabelle k u. s. f.), oft lange Zeit an der
                              									Oberfläche kein Treiben an, wenn es auch innerlich schon sich aufgelockert hat und
                              									in Folge dessen leicht zu zerbrechen ist. Dagegen zieht bei den bald ins Wasser
                              									gelegten Kugeln oder Gußstücken aller freie Kalk schnell Wasser an, setzt sich in
                              									Calciumhydrat um und zeigt so oft viel eher die Erscheinungen des Treibens. Daher
                              									ist die Wasserprobe für die Praxis, für die schnellere Beurtheilung angezeigter,
                              									während zur vollständigen Beleuchtung  der Cementgüte auch die Gläschenprobe nicht unterlassen
                              									werden sollte. Nur muß man dann mehrere, etwa ½ Dutzend Gläschen anfüllen.
                              									— Außer dem Springen der Gläschen führte den Verfasser zu der Annahme, daß
                              									der frische Cement fast jeder Fabrik vom Treiben nicht ganz frei sein dürfte, der
                              									Umstand, daß fast jeder frische Cement erhebliche Erwärmung beim Anmachen äußert. Da
                              									man aber allgemein das Erwärmen auf vorhandenes freies treibendes Calciumoxyd
                              									zurückführte, so ergab sich aus der starken Temperaturerhöhung der Schluß auf
                              									Treiben.
                           Außer den bereits erwähnten Prüfungen zur Erkennung des Treibens ist eine weitere
                              									empfindliche Probe des Cementes gegen jede (bei gewöhnlichen Bauten oft gar nicht
                              									ins Gewicht fallende) Spur von Treiben sein Verhalten bei der Anwendung zu
                              									Gußsachen, wie Vasen, Simsverzierungen etc. Zeigt der Cement auch nur ganz geringes
                              									Treiben, so treten später (oft erst nach Monaten) sogenannte Haarrisse in Menge auf;
                              									oft kommt auch, namentlich an stärker gebogenen größeren Flächen, die Spannung an
                              									einer nachgebenden Stelle als ein längerer Riß zum Durchbruch. Da die Cementgießer
                              									gerne schnell bindenden, also noch wenig abgelöschten Cement verwenden, um bald
                              									wieder die Form abnehmen zu können, ferner den Cement in verdünnten, leicht
                              									gußfähigen Zustand bringen, und er so später im erhärteten Zustande weniger
                              									Widerstand bietet als dickflüssigerer (z. B. zu Cementplatten verarbeiteter
                              									Cementmörtel), so läßt sich der Uebelstand des späteren gelinden Treibens schwer
                              									beseitigen. Die gegossenen Stücke sind jedoch trotz der dendritenartigen Rißchen bei
                              									sonst gutem Cement durchaus fest und werden später nochmals mit Cement überstrichen
                              									resp. polirt und dadurch die Sprünge verdeckt.
                           Eine fernere gute Probe auf Treiben besteht darin, gegossene und einige Zeit
                              									erhärtete Proben auf eine andauernd warme Fläche, z. B. auf eine nicht zu heiße
                              									Ofenplatte oder in die Sonne zu legen. Es äußert sich dann sehr bald etwaiges
                              									Treiben.
                           Schließlich muß es (1873 209 289) heißen: „Man
                                 										kann ohne Gefahr zu laufen, ein schlechtes Product zu erhalten, heruntergehen
                                 										bis zum Verhältniß von etwa 1 : 1,5“ statt, wie es dort irrthümlich
                              									gesetzt wurde, wie 1 : 1,8. Speciell ist für Schicht c
                              									(S. 289) das niedrigste Verhältniß 1,47 und gibt dies folgenden Cement:
                           
                              
                                 Kalk
                                 43,0
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 28,0
                                 
                              
                                 Thonerde und Eisenoxyd
                                 11,8
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 17,4
                                 
                              
                           Dagegen zeigt der Cement vom Verhältniß 1,8 noch gar keine Neigung zum Zerfallen.
                              									Ganz genau findet man für jeden einzelnen Fall das niedrigste Verhältniß durch
                              									stöchiometrische Berechnung. Es ergibt sich, wenn man die Rohmaterialien in dem
                              									Verhältniß zusammensetzt, daß das ½-Silicat resultirt.
                           
                        
                     
                  
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