| Titel: | Das deutsche Reichsgewehr (Modell 1871). | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 145 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Das deutsche Reichsgewehr (Modell
                           								1871).
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									II [a/1].
                        Das deutsche Reichsgewehr.
                        
                     
                        
                           Es ist nicht leicht einer Waffe ein regeres Interesse entgegengebracht worden, als
                              									dem deutschen Reichsgewehr (Modell 1871), gewöhnlich Mauser-Gewehr genannt; — allerdings aus leicht begreiflichen
                              									Gründen, einmal weil es (die bayerische Armee ausgenommen) die Bewaffnung der
                              									gesammten deutschen Infanterie bilden soll, — was in nicht ferner Zeit,
                              									innerhalb Jahr und Tag, zur Thatsache geworden sein wird — dann auch weil man
                              									von der preußischen Kriegsverwaltung mit Fug die Einführung einer Waffe erwarten
                              									konnte, welche die nach dem heutigen Stand der Waffentechnik überhaupt möglichen
                              									Leistungen in hervorragender Weise zur Geltung bringen werde.
                           In wie weit diese Erwartung gerechtfertigt ist, mag der Leser aus folgender Darlegung
                              									ersehen, welche mit kurzen Strichen die mechanische Einrichtung und ballistische
                              									Leistung der Waffe erörtert.
                           Seiner technischen Classification nach zählt das Mauser-Gewehr zu den Einladern mit gasdichter Patrone und mit
                              									Cylinderverschluß, ist daher mit dem Zündnadelgewehr nahe verwandt, ja man könnte
                              									zur näheren Charakterisirung die Waffe als ein auf Metallpatrone und zum
                              									Selbstspanner umgeändertes Zündnadelgewehr bezeichnen. Dadurch ist — eine
                              									Verminderung der Griffzahl abgerechnet — die Manipulation nahezu die gleiche
                              									geblieben, und es wird der Uebergang zum neuen Gewehr in der Armee in dieser
                              									Hinsicht kaum fühlbar — um so weniger, als auch der Anschlag der nämliche ist
                              									und die Maß- und Gewichtsverhältnisse sich nicht oder nur zum Vortheil
                              									geändert haben.
                           
                           Von den einzelnen Bestandtheilen des Gewehres kommt vor Allem der Lauf in Betracht.
                           Er ist brünirt und seiner Form nach auf den bei weitem größeren Theil seiner Länge
                              									ein Conus, an dem sich nach hinten zu der Achtkant, der Gewindetheil zum
                              									Verschrauben der Hülse und das Mundstück reihen. Am vorderen Ende auf der unteren
                              									Seite ist ein Ansatz angelöthet, die sogenannte Oberringwarze mit dem Muttergewinde
                              									für die Oberringschraube.
                           Die innere Construction des Laufes sichert eine sehr große Anfangsgeschwindigkeit der
                              									Geschosse, eine vorzügliche Schußpräcision und eine leichte Ladeweise der Patrone.
                              									In die Wände der Seele mit einem Caliber von 11 Mm. sind vier rechtsgewundene Züge
                              									von scharfkantigem, rechteckigem Profil eingeschnitten, zwischen welchen die Felder
                              									von gleicher Breite stehen geblieben sind. Die Dralllänge beträgt 550 Mm. gleich 50
                              									Caliber, welche einem Drallwinkel von 3° 36′ entspricht. Der Laderaum
                              									endigt hinten mit der Aufbohrung für die Krempe der Patronenhülse. In diese
                              									Aufbohrung, welche die Einkerbung für den Auszieher enthält, greift der Spund des
                              									Verschlußkopfes ein und liegt mit seiner Stoßfläche am Patronenboden an. Nach vorn
                              									hat der Laderaum genau die Form der äußeren Dimension der Patronenhülse, besteht
                              									also aus drei Conusen, in deren vorderem die Züge allmälig verlaufen. Der Patrone
                              									ist ein so geringer Spielraum gewährt, daß das Geschoß eine nahezu centrale Lage
                              									erhält, und dadurch die sanfte Ueberführung in den gezogenen Theil mehr befördert
                              									wird, ferner daß die Hülse durch die Spannung der Pulvergase nicht über die
                              									Elasticitätsgrenze ausgedehnt, sondern beim Oeffnen leicht aus dem Laderaum gezogen
                              									werden kann.
                           Das Visir (Fig. 13 und 20) ist vor
                              									dem Achtkant mit dem halbrunden Visirfuß auf den Lauf aufgelöthet. Das Standvisir
                              									für 270 Meter ist unbeweglich; hinter demselben ist die kleine Klappe für 350 M.,
                              									vor demselben die Schieberklappe für die Entfernungen von 400 bis 1600 M., und mit
                              									Unterabtheilungen für Zwischendistanzen von 50 M. Die Schieberklappe besteht aus dem
                              									Gestell mit den beiden Haltestiften und dem Schieber mit der Schleppfeder.
                              									Letzterer, welcher mit Falzen die Schenkel des Gestelles übergreift, wird durch die
                              									Schleppfeder in beliebig aufgezogener Stellung festgehalten, seine Bewegung aber
                              									durch die beiden im Gestell festgeschraubten Haltestifte nach oben begrenzt. Im
                              									vorderen Theile des Visirfußes ist das Lager für die Visirfeder — eine starke
                              									Druckfeder, welche mit einer Schraube fixirt ist und die große Klappe in verticaler
                              									Stellung und in horizontaler Lage festhält.
                           
                           In dem 20 Mm. von der Mündung entfernten Kornsattel ist das Korn von geschwärztem
                              									Stahl befestigt.
                           An dem Mauser-Gewehr findet sich zuerst eine
                              									Erweiterung der Grenze des Visirschusses bis zu 1600 M. = 2000 Schritt, und es ist
                              									durch den einfachen Gebrauch des Aufsatzes, gemäß welchem unter allen Verhältnissen
                              									die Zielregel „gestrichen Korn auf die Mitte des Gegners“ sich
                              									verwenden läßt, die Verwerthung der Leistung der Waffe gesichert.
                           Der Schloßmechanismus (Fig. 13) basirt auf dem
                              									Mausersystem vom J. 1871 (beschrieben 1872 206 343),
                              									welches in einigen Punkten Verbesserungen erfahren hat. Er besteht aus der
                              									Verschlußhülse (mit Abzugsvorrichtung ähnlich wie beim Zündnadelgewehr), einem unten
                              									abgerundeten Achtkant mit cylindrischer Bohrung zur Aufnahme der Verschlußtheile,
                              									nämlich des Verschlußkopfes C1 (Fig.
                                 										17), des Ausziehers A (Fig. 19), der Kammer C2 (Fig. 16), des Schlößchens
                              									mit der Sicherung C3
                              										(Fig. 14
                              									und 15), des
                              									Schlagbolzens (Fig.
                                 										18) mit der Schlagbolzenmutter C4 und der Spiralfeder F
                              										(Fig.
                                 									17).
                           Im vorderen geschlossenen Theile der Verschlußhülse, dem
                              									Hülsenkopfe K, ist zum Einschrauben des Laufes ein
                              									Muttergewinde, hinter dem eine Erweiterung der Hülsenbohrung sich befindet, um
                              									rückwärtsströmenden Gasen beim Platzen von Hülsen unschädlichen Abfluß zu
                              									verschaffen. Der hintere Theil der Verschlußhülse endet mit dem Kreuztheil, durch
                              									welchen die Kreuzschraube zur Verbindung der Hülse mit dem Schafte geht. Die rechte
                              									Seitenwand ist für die Patroneneinlage auf die Länge der Kammerleitschiene (Fig. 16) mit
                              									einem Ausschnitt versehen, welcher durch gleichlaufende schraubengangförmige Flächen
                              									begrenzt ist, deren vordere am Hülsenkopfe sich befindet. Ebenso ist die obere Seite
                              									für die Kammerleitschiene ausgeschnitten und hat rückwärts eine Verstärkung mit dem
                              									Lager für die Scheibe an der Kammer, deren Rückwärtsbewegung hierdurch begrenzt
                              									wird. Im Inneren der Hülse ist auf der linken Seite die Nuth für den Auszieher und
                              									auf der unteren Seite die ovale Durchlochung für den Abzugsfederstollen und in der
                              									Höhe der Aussenkung (für die Kammerscheibe) in der Patroneneinlage das Loch für die
                              									Abzugsfederschraube und das Loch für die Verbindungsschraube, welche gleichfalls die
                              									Hülse mit dem Schafte verbindet.
                           Der Verschlußkopf
                              									C1 (Fig. 17) dient mit seinem
                              									vorderen Theile, dem Spund, der Patrone als Stoßboden. Der nächstfolgende stärkere
                              									Theil, die sogen. Welle, von der Dimension der Hülsenbohrung, schließt mit seiner
                              									vorderen Fläche den Lauf ab; die darin befindliche Einkerbung liegt über der oben
                              									erwähnten Erweiterung der Hülsenbohrung und hat gleichen Zweck wie diese; im
                              									hinteren Theile der Welle ist links seitwärts  das schwalbenschwanzartige Lager für den Auszieherfuß und
                              									oben die Nase, welche in eine Rast an der unteren Fläche der Kammerleitschiene (Fig. 16 bei
                              										C2) eingreift und
                              									zur Vereinigung von Kammer und Verschlußkopf dient. Die cylindrische Fortsetzung der
                              									Welle von kleinerem Durchmesser (der Verschlußkopfzapfen) muß sonach innerhalb der
                              									Kammerbohrung liegen. Er ist zur Aufnahme des Schlagbolzenblattes B (Fig. 17) gespalten. Da
                              									der Auszieher A mit dem Verschlußkopf C1, verbunden und durch
                              									seine Lage in der Nuth der Hülse an jeder Drehung gehindert ist, so ist auch jede
                              									Drehung des Verschlußkopfes ausgeschlossen und damit auch des Schlagbolzens, der mit
                              									seinem Blatte stets in der Spalte des Verschlußkopfzapfens sich befindet, und
                              									endlich des Schlößchens, welches der Schlagbolzen in seiner Lage fixirt. Durch diese
                              									Anordnung werden Störungen beim Schließen des Gewehres vermieden, die sich durch
                              									Anstoßen der Leitschiene des Schlößchens am hinteren Hülsenende bei Drehungen des
                              									Schlößchens ergeben würden. Die in der Längenachse des Verschlußkopfes befindliche
                              									Bohrung hat genau die Form der Schlagbolzenspitze, welche sich darin mit so geringem
                              									Spielraum führt, daß Pulver- und Zündhütchengase nicht in das Innere dringen
                              									können.
                           Der Auszieher
                              									A (Fig. 17 und 19) besteht
                              									aus dem Blatte, der Kralle, dem Fuß und der Wulst. Der Fuß hat in seinem Lager
                              									soviel Spielraum, daß vermöge der federnden Wirkung des Ausziehers, hervorgebracht
                              									durch den Druck der Wulst auf die Kammer C2, ein Uebergleiten über die Krempe einer schon im
                              									Laderaum befindlichen Patrone beim Schließen des Gewehres möglich ist.
                           Die Kammer
                              									C2 (Fig. 16) ist aus einem
                              									Stück gearbeitet und besteht aus dem Cylinder vom Durchmesser der Hülsenbohrung und
                              									der Leitschiene mit der Handhabe. Der Cylinder ist mit einer Bohrung von
                              									verschiedener Weite versehen, so daß dadurch ein Absatz entsteht, welcher der
                              									Spiralfeder, die mit dem Schlagbolzen B im vorderen
                              									weiteren Theil der Kammerbohrung sich befindet, als Widerlager dient. Der hintere
                              									engere Theil der Bohrung gestattet dem Schlagbolzen nur die nöthige Bewegung. Auf
                              									der unteren Seite — bei geöffnetem Gewehr — ist die Nuth für den
                              									Abzugsfederstollen, in welche dieser bei der Vorund Rückwärtsbewegung der Kammer
                              									reicht. Auf der der Nuth entgegengesetzten Seite ist eine Ausfräsung mit einer
                              									schraubengangförmigen Fläche, welcher die schiefe Fläche an dem Ansatz des
                              									Schlößchens C3
                              									entspricht. Zwischen der Nuth und der Ausfräsung ist eine Einkerbung — Rast
                              									für die im Schlößchen liegende Sicherheitswalze — von halbkreisförmigem
                              									Querschnitt, deren vordere Begrenzungsfläche der vorderen Endfläche  der Sicherheitswalze ähnlich
                              									geformt ist, um die Drehung der letzteren zu erleichtern. Die Kammerleitschiene geht
                              									an ihrem hinteren Ende senkrecht nach oben in eine Handhabe über, steht nach vorn
                              									über dem Cylinder soweit vor, daß sie bei geschlossenem Gewehr an die Schlußfläche
                              									des Hülsenkopfes K reicht. Dieser hervorragende Theil
                              									ist unten ausgerundet und mit einem Ansatze versehen, durch welchen die oben
                              									erwähnte Rast für die Verschlußkopfnase gebildet wird. In der oberen Fläche der
                              									Leitschiene ist das Lager für die Kammerscheibe und das Loch für die zugehörige
                              									Schraube.
                           Das Schlößchen
                              									C3 (Fig. 14 und 15) besteht
                              									aus einem Cylinder vom Durchmesser der Hülsenbohrung, welcher zur Aufnahme des
                              									Schlagbolzens durchbohrt ist, und der Leitschiene, welche, den Cylinder nach vorn
                              									bedeutend überragend, in den oberen Hülsenausschnitt greift und dadurch ein Drehen
                              									des Schlößchens hindert. Auf der rechten Seite des Cylinders befindet sich der oben
                              									erwähnte Schlößchenansatz, auf der linken eine Warze mit Stift, welche an der
                              									Ausziehernuth liegt und diese gegen zurückweichende Gase absperrt, während der Stift
                              									in die Bohrung des Schlößchens ragt und sich an die Abplattung des Schlagbolzens
                              										(Fig. 18)
                              									legt und dadurch eine Drehung desselben sowie des Schlößchens hindert. Auf der
                              									unteren Seite des Schlößchens ist eine Nuth für den Abzugsfederstollen angebracht
                              									und zwar in der Verlängerung der Nuth der Kammer C2, welche nach vorn zu eine Steigung hat und dem
                              									Abzugsfederstollen eine genügende Anlagefläche als Spannrast sichert.
                           In der Leitschiene zum Theil und theils in der oberen Cylinderwand ist das Lager für
                              									die Versicherung (Fig. 14 und 15), welche
                              									aus einem Stück gefertigt ist und aus der Walze und dem Flügel G — Griff zum Drehen der Walze — besteht.
                              									Die Walze ist, soweit sie in der Leitschiene liegt, genau nach der unteren Fläche
                              									derselben abgesetzt. Die Stirnfläche der Walze ist, wie schon oben erwähnt, der
                              									Einkerbung in der Kammer C2 entsprechend abgeschrägt, wodurch beim Rechtsdrehen derselben eine
                              									kleine Rückwärtsbewegung des Schlößchens erfolgt, welche den Abzugsfederstollen
                              									freigibt. In einer Rinne des vollen Theiles der Walze lagert ein durch die
                              									Leitschiene gehender Haltestift, der ein Drehen der Walze, aber keine Vor-
                              									und Rückwärtsbewegung derselben gestattet.
                           Der Schlagbolzen geht durch die Bohrungen des
                              									Verschlußkopfes, der Kammer, des Schlößchens, ist mit seinem Gewinde in die
                              									Schlagbolzenmutter C4
                              									eingeschraubt, und verbindet auf diese Weise alle Theile des Schloßmechanismus zu
                              									einem Ganzen. Seine Länge ist so bemessen, daß er nach entspannter Feder das
                              									Zündhütchen gegen die Zündglocke  der Patronenhülse treiben kann. Seine Theile sind die
                              									Spitze, der Teller, gegen welchen die Spiralfeder sich
                              									stützt, die cylindrische Spindel mit der Abflachung (deren Zweck bereits erwähnt
                              									ist), um welche die Spiralfeder in 28 Gängen umgewunden ist, und endlich der
                              									Gewindetheil für die Schlagbolzenmutter. Diese ist
                              									cylindrisch, behufs Erleichterung mit einer halbrunden Ausdrehung versehen, hat
                              									einen Ansatz, welcher in die Nuth für den Abzugsfederstollen eingreift und damit ein
                              									nicht beabsichtigtes Abschrauben der Bolzenmutter verhindert, und links an ihrem
                              									hinteren Ende eine Nase, welche die Ausziehernuth absperrt und den gleichen Zweck
                              									hat, wie die oben erwähnte Warze des Schlößchens.
                           Wenn aus der Betrachtung der einzelnen Theile die große Einfachheit und
                              									Dauerhaftigkeit des Mechanismus folgert, so ergibt sich die vorzügliche
                              									Brauchbarkeit für Militärzwecke aus der Leistungsfähigkeit desselben wegen der so
                              									einfachen und leichten Ladeweise, welche nur aus drei Griffen besteht: Linksdrehen
                              									und Zurückziehen der Kammer — Einlegen der Patrone — Vorschieben und
                              									Rechtsdrehen der Kammer. Ein geübter Schütze ist daher im Stande, in einer Minute 25
                              									gezielte Schüsse auf 300 Meter Distanz abzugeben.
                           Betrachten wir nun die Wirkungsweise des Schloßmechanismus in den einzelnen Momenten
                              									der Manipulation.
                           Ist das Gewehr abgefeuert, also das Schlößchen abgelassen,
                              									so ragt die Spitze des Schlagbolzens aus dem Verschlußkopf so weit hervor, als
                              									nöthig ist, das Zündhütchen zur Explosion zu bringen. Die Stoßfläche des
                              									Verschlußkopfspundes liegt am Patronenboden, die Schlußfläche der Welle an der des
                              									Laufes an, die Auszieherkralle vor der Patronenkrempe. Die Spiralfeder ist
                              									entspannt, und die Kammer nach rechts gedreht. Der Schlößchenansatz liegt in der
                              									correspondirenden Ausfräsung der Kammer. Der Sicherungsflügel ist nach links
                              									umgelegt, der Abzugsfederstollen in den hinteren Theil der Nuth des Schlößchens
                              									eingetreten.
                           Soll das Gewehr zum Laden geöffnet werden, so wird mit
                              									Hilfe der Handhabe die Kammer C2 soweit nach links gedreht, bis die
                              									Kammerleitschiene die linke Hülsenwand erreicht hat, wobei gleichzeitig wegen der
                              									schraubengangförmigen Begrenzungsflächen der Patronen-Einlage eine
                              									Rückwärtsbewegung der Kammer erfolgt. Da bei dieser Bewegung die Rast der
                              									Kammerleitschiene die Nase des Verschlußkopfes erfaßt, muß auch dieser und damit der
                              									Auszieher die Rückwärtsbewegung mitmachen, welch letzterer die Patronen hülse in
                              									ihrem Lager lockert. Durch die Rechtsdrehung der Kammer wird indeß auch das
                              									Schlößchen, welches 
                              									wegen der Lage seiner Leitschiene in dem oberen Hülsenausschnitt seit wärts nicht
                              									ausweichen kann, durch die schraubenartige Wirkung der beiden aneinander liegenden
                              									Flächen der Kammer und des Schlößchens zu einer Rückwärtsbewegung veranlaßt. Ist die
                              									Drehung der Kammer vollendet, so ist der Schlößchenansatz aus der Ausfräsung der
                              									Kammer herausgetreten und lehnt sich mit seiner vorderen Spitze gegen die hintere
                              									senkrechte Fläche der Kammer. An der Rückwärtsbewegung des Schlößchens muß
                              									selbstverständlich auch die Schlagbolzenmutter und somit der Schlagbolzen Theil
                              									nehmen, wodurch die Spiralfeder zusammengedrückt wird. Der Abzugsfederstollen tritt
                              									gleichzeitig in die Nuth des Schlößchens, wobei die Abzugsfeder wegen der Steigung
                              									der Nuthfläche etwas gespannt wird, bis sich der Abzugsfederstollen mit seiner
                              									hinteren senkrechten Fläche vor die vordere des Schlößchens setzt, welcher Moment
                              									durch hörbares Knacken sich kundgibt. Beim weiteren Zurückziehen der Kammer bis zur
                              									Anlehnung der Kammerscheibe an die Hülsenverstärkung führt sich der
                              									Abzugsfederstollen in der Nuth der Kammer, der Auszieher bringt die Patronenhülse
                              									aus ihrem Lager, welche durch eine kleine Drehung des Gewehres nach rechts
                              									ausgeworfen wird. Nun kann die frische Patrone in die Hülse gelegt und das Gewehr
                              									geschossen werden.
                           Zum Schließen des Gewehres wird die Kammer soweit vorwärts
                              									geschoben, bis ihre Leitschiene am Hülsenkopf anstößt, wodurch die Patrone in den
                              									Laderaum gebracht wird und der Auszieher über die Patronenkrempe tritt und diese
                              									erfaßt. Der Abzugsfederstollen stellt sich vor die vordere Fläche des Schlößchens.
                              									Dreht man nun die Kammer mit der Handhabe nach rechts, so macht die Kammer eine der
                              									Steigung der schraubenförmigen Begrenzungsflächen der Patronen-Einlage
                              									entsprechende Vorwärtsbewegung, und drückt hierbei mittels des Verschlußkopfes die
                              									Patrone völlig in den Laderaum. Das Gewehr ist geschlossen. Das Schlößchen, das
                              									dieser Vorwärtsbewegung nicht folgen kann, trennt sich von der Kammer, die
                              									Spiralfeder wird vollends gespannt.
                           Durch das Zurückziehen des Abzuges wird der Abzugsfederstollen nach abwärts bewegt
                              									und das Schlößchen frei, dadurch die Spiralfeder entspannt, welche den Schlagbolzen
                              									(sammt Schlößchen und Mutter) vorwärts schleudert, der mit seiner Spitze auf das
                              									Zündhütchen trifft und dieses zur Entzündung bringt. Die Vorwärtsbewegung des
                              									Schlagbolzens ist beendet, wenn der Schlößchenansatz in die Ausfräsung der Kammer
                              									getreten ist.
                           Die Sicherung gespannten Gewehres geschieht durch
                              									Rechtslegen des Sicherungsflügels G, wobei der volle
                              									Theil der Walze nach abwärts gedreht und das vordere Ende in die hierfür bestimmte
                              									Rast in der Kammer C2
                              									 gebracht wird. Der
                              									ganze Mechanismus ist hierdurch gesperrt, weil sowohl eine Vorwärtsbewegung des
                              									Schlößchens (beim Zurückziehen des Abzugsfederstollens) als auch ein Aufdrehen der
                              									Kammer unmöglich ist. Die Sperre wird durch die entgegengesetzte Drehung des
                              									Sicherungsflügels aufgehoben. Die jeweilige Lage des Sicherungsflügels ist dadurch
                              									garantirt, daß die hintere Fläche der Walze so geformt ist, daß beim Drehen des
                              									Flügels die Schlagbolzenmutter stets etwas nach rückwärts geschoben, d. h. die Kraft
                              									der Spiralfeder überwunden werden muß.
                           Soll der Mechanismus zerlegt werden, so lüftet man die Schraube der Kammerscheibe so
                              									weit, daß diese über die Verstärkung der Kammer hinweggleiten kann, und nimmt den
                              									ganzen Verschluß, mittels des Abzugs den Abzugsfederstollen nach abwärts ziehend,
                              									aus der Hülse. Nach Abnahme des Verschlußkopfes wird die Schlagbolzenspitze gegen
                              									eine feste Unterlage, im Nothfall gegen den Entladestock gestützt, so daß die
                              									Spiralfeder zusammengedrückt wird, bis der Ansatz der Schlagbolzenmutter aus der
                              									Nuth des Schlößchens tritt und die Mutter abgeschraubt werden kann, worauf alle
                              									Theile des Mechanismus vom Schlagbolzen gelöst werden können.
                           Beim Zusammensetzen ist darauf zu sehen, daß die Abflachung des Schlagbolzens mit der
                              									Abzugsfederstollennuth parallel steht und gegen den Stift der Warze im Schlößchen zu
                              									liegen kommt.
                           Von der übrigen Einrichtung des Gewehres, welche sich im Wesentlichen von anderen
                              									Waffen nicht unterscheidet, ist nur der Oberring erwähnenswerth, welcher den
                              									obersten Theil des Schaftes mit dem Laufe verbindet. Er ist an diesem durch die
                              									Oberringschraube befestigt, welche ihr Muttergewinde an der Oberringwarze (siehe
                              									oben beim Lauf) hat. An seiner rechten Seite ist der Haft für das Säbelbajonnet,
                              									welches für die Hälfte der Bewaffnung auf dem Rücken mit doppelten Sägezähnen
                              									versehen ist. Durch diese Befestigungsweise des Säbelbajonnets wird der Schaft zum
                              									Tragen desselben mit herangezogen, und sollen hierdurch Laufverbiegungen vermieden
                              									werden.
                           (Schluß folgt.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
