| Titel: | Cohausen's Perigraph. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 204 | 
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                        Cohausen's Perigraph.
                        Mit einer Abbildung.
                        Cohausen's Perigraph.
                        
                     
                        
                           Bei der Aufnahme architektonischer Profilirungen pflegt man von einem Senkel aus die
                              									Coordinaten zu messen und aufzutragen, und, indem man ihre Endpunkte verbindet, sich
                              									auf die Sicherheit seiner Augen und auf das Gefühl, welches man für die Schweifung
                              									und Schwellung der Linien zu haben glaubt, zu verlassen. Diese Zuversicht wird nicht
                              									immer von anderen getheilt, und sie finden nicht mit Unrecht bald die Eleganz, bald
                              									die Rohheit nicht genügend stylgerecht. Deshalb hat v. Cohausen (Erbkam's Zeitschrift für Bauwesen, 1875 S. 106) eine Methode
                              									angegeben, welche dergleichen Aufnahmen auf rein mechanischem Wege ohne
                              									individuelles Zuthun auszuführen ermöglicht.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 205
                              Ein mit Papier bespanntes Bretstück A wird etwa von
                                 										der Leiter aus mit der linken Hand an das aufzunehmende Capitäl angehalten. Auf
                                 										der Zeichenfläche ist bei g ein Drahtstift
                                 										eingeschlagen, an welchem ein Lineal ef hin und her
                                 										gleitet, wenn das angeschärfte Ende e mit der
                                 										rechten Hand dem Capitälprofil nachgeführt wird. Dabei zeichnet ein in h befestigter Bleistift ein verzerrtes Bild des
                                 										Profils. Wenn man nun dieses Bild als Leitcurve benützt, gelingt es leicht, das
                                 										richtige Profil zu reconstruiren.
                              
                           Man heftet an das Papier ein anderes Blatt an, versetzt den Bleistift von h nach e und befestigt bei
                              										h einen Zeigerstift. Fährt man nun mit letzterem dem
                              									gezeichneten Profilbild nach, so wird der Bleistift in e
                              									denselben Weg wie am Capitäl, d. h. das richtige Profil verzeichnen, wenn das Lineal
                              										ef wie früher stets an dem Drahtstift g anliegend bewegt wird. Dies ist die einfache Idee des
                              									Verfahrens. In der Praxis läßt sich jedoch der Bleistift nicht wohl an der
                              									Anschärfung e des Lineals befestigen. Man läßt daher den
                              									Bleistift in h und bringt dafür den Zeigerstift in i an, und zwar im Abstand hi
                              									= eh.
                           Daß man auf demselben auf dem Bret befestigten Papierblatt, bei gehöriger Bezeichnung
                              									und jedesmaliger Markirung der zugehörigen Lothrechten, eine Menge Profile aufnehmen
                              									kann; daß man den Ort für den Drahtstift g so wählt, wie
                              									man am vollständigsten der Profillinie folgen kann; daß man Profilstellen, zu denen
                              									man mit der angeschärften Latte nicht kommen kann, aus freier Hand ergänzt oder
                              									mittels einer anderen Stellung des Bretes oder des Drahtstiftes extra aufnehmen mag;
                              									daß man sich die unverrückte Stellung des Bretes durch eine angelehnte Stange
                              									erleichtern kann; daß man statt des einfachen Lineals auch ein feineres Instrument
                              									sich anfertigen lassen und diesem den als Ueberschrift gewählten Namen Perigraph
                              									geben kann, sind Dinge, die sich in den Händen praktischer Männer von selbst
                              									verstehen.