| Titel: | Der Telegraph und der automatische Umschalter von G. Jaite; ausgeführt von W. Gurlt in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 209 | 
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                        Der Telegraph und der automatische Umschalter von
                           									G. Jaite; ausgeführt von
                           									W. Gurlt in
                           								Berlin.
                        Nach dem Journal télégraphique, vol. II Nr. 33 und
                              									34.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              										C. und IV.
                        Gurlt, über Jaite's Telegraph.
                        
                     
                        
                           Mit seinem neuen Telegraphen, wegen dessen Anfertigung G. Jaite in Berlin sich gegen Ende Juli 1869 an die Telegraphenbauanstalt von
                              									W. Gurlt wendete, beabsichtigte der Erfinder nicht nur
                              									einen beträchtlichen Zeitgewinn gegenüber den bestehenden Systemen zu erzielen,
                              									sondern überhaupt erst einen wirklichen Tele-Graphen zu schaffen, d. h. einen solchen, welcher auf die
                              									weitesten Entfernungen zu telegraphiren vermöchte.
                           „Bei der Construction aller übrigen Telegraphen habe man sich nicht das
                              									Schreiben in die fernste Ferne als Ziel gesteckt, sondern nur eine mehr oder minder
                              									beschränkte Tragweite erstrebt.
                           „Der Morse-Einstiftapparat sei in Construction und Behandlung sehr
                              									einfach; jedoch ziehe diese Einfachheit, welche auf der Bildung der Schrift aus
                              									Strichen und Punkten beruhe, eine Vergeudung an Zeit und Kraft nach sich, und vor
                              									Allem fehle dem Morse eine zuverlässige Uebertragungseinrichtung, wie sie zum
                              									Schreiben auf Entfernungen über eine gewisse Grenze hinaus unbedingt erforderlich
                              									ist. Bei dem Morse habe der in den Eisenkernen des Elektromagnetes erzeugte
                              									Magnetismus den Ankerhebel abwärts zu bewegen, während die Spiralfeder denselben
                              									Hebel zugleich mit zunehmender Kraft aufwärts zu ziehen strebt. Der in diesem
                              									Gegeneinanderarbeiten zweier Kräfte liegende Widerspruch in der Construction des
                              									Morse trete noch greller hervor, wenn der Morse-Schreibapparat gleichzeitig
                              									als Uebertragungsapparat dienen, der Schreibhebel gleichzeitig schreiben und die Batterie schließen soll. Letzteres thue der
                              									Apparat nicht mit der erforderlichen Zuverlässigkeit; denn da der den Magnetismus in
                              									den Elektromagnetkernen erzeugende elektrische Strom in seiner Intensität variirt,
                              									so müßte die entgegen wirkende Kraft der Spiralfeder dieser Variation entsprechend
                              									regulirt werden, was aber in Wirklichkeit unmöglich sei. Dieser Widerspruch sei wohl
                              									daran Schuld, daß die Translation, d. h. die Tele-Graphie in der Telegraphie bisher nicht so heimisch geworden ist,
                              									wie es das heutige Bedürfniß erfordert. Letzterem könne nur eine stetig zuverlässige
                              									Translation entsprechen, d. h. eine zuverlässige Ladung und Entladung der Leitung,
                              									in einem, im Princip einfachen, telegraphischen Apparatsystem, welches insbesondere
                              									noch die Einschaltung einer beliebigen Anzahl von Translationen ermögliche.
                           „Der Typendrucker von Hughes, welcher
                              									augenblicklich als der leistungsfähigste Telegraph betrachtet wird und das
                              									telegraphische Drucken in der glänzendsten Weise bewirkt, ist nicht allein wegen der
                              									in ihrer Wechselwirkung sehr complicirten Mechanismen, sondern hauptsächlich wegen
                              									der störenden Bedingung des Synchronismus für eine beliebige Anzahl von
                              									Translationen in der Praxis unverwendbar. Die Leistungsfähigkeit des Hughes beruht
                              									darauf, daß ein vollständiges Schriftzeichen in Folge einer einzigen Stromwelle von
                              									sehr kurzer Dauer gedruckt wird und würde noch größer sein, wenn, wie bei dem Morse,
                              									die einzelnen Schriftzeichen in jeder beliebigen Reihenfolge hintereinander
                              									telegraphirt werden könnten.
                           
                           Wenn der Morse-Strich, welcher, wie bereits angedeutet wurde, eine Vergeudung
                              									an Zeit und Kraft in sich schließt, durch einen zweiten Punkt ersetzt wird, der sich
                              									äußerlich von dem ersten Punkte irgend wie unterscheidet; wenn ferner diese Punkte
                              									— oder besser noch Löcher im Papierbande —
                              									in Folge nur einer einzigen Stromwelle von möglichst kurzer Dauer erzeugt werden und
                              									wenn endlich die Schriftzeichen aus den Punkten in einer zweckmäßigen, insbesondere
                              									auch die kürzeste Wiedergabe der Ziffern ermöglichenden Weise gebildet werden,
                              									— so wird die Leistungsfähigkeit des Hughes um so mehr überschritten werden,
                              									weil alsdann in einem solchen System, welches keines Synchronismus bedarf, der ganze
                              									Zeitverlust wegfällt, welcher durch die Regulirungen am Hughes verursacht wird. Den
                              									Anforderungen der Tachy-Graphie vermag ein
                              									Doppelapparat zu genügen, von dessen beiden Elektromagneten der eine nur auf einen
                              									positiven, der andere nur auf einen negativen Strom anspricht, und dessen zwei von
                              									einander unabhängige Schreibvorrichtungen gleiche, sich nur durch ihre Lage auf dem
                              									Papierbande unterscheidende Schriftzeichen erzeugen. Wird damit auch der viele Jahre
                              									hindurch in der Telegraphie als besonders wünschenswerth erstrebte Typendruck
                              									beseitigt, so wird dagegen der eigentliche Zweck der Telegraphie, schleunige und
                              									sichere Uebersendung der Depeschen nur gefördert werden.“
                           Als Schriftzeichen wählte Jaite Löcher vorzugsweise
                              									deshalb, damit die Papierbänder sowohl des gebenden als auch des empfangenden
                              									Apparates bei eintretendem Bedürfniß sofort zur automatischen Weiterbeförderung
                              									dienen können. Ferner gestattet das Durchlochen eine mehrfache identische Aufnahme,
                              									wenn nur gleichzeitig zwei oder drei über einander laufende Papierbänder
                              									durchgeschlagen werden, welche dann zu der verschiedenartigsten Verwendung im
                              									Telegraphendienste zur Verfügung stehen; endlich führt auch diese saubere und leicht
                              									lesbare Schrift für das Auge des bei Tag oder bei Nacht dienstthuenden
                              									Telegraphisten nicht die nachtheiligen Folgen mit sich, über welche bei den im
                              									Gebrauch befindlichen Systemen mehr oder weniger geklagt wird.
                           Der Elektromagnet von Hughes mit der dazu gehörigen
                              									Kuppelung wurde beibehalten, aber zwei solche Elektromagnete mit einem
                              									gemeinschaftlichen Räderwerk vereinigt. Die der Druckachse des Hughes entsprechenden
                              									äußeren zwei Kuppelungsachsen des neuen Systems tragen die Schreib- und
                              									Translationsvorrichtungen und werden durch den elektrischen Strom nur ausgelöst,
                              									durch die Wirkung des Zuggewichtes aber erhalten sie die nothwendige Kraft zur
                              									Verrichtung ihrer Functionen. Für die Uebertragung sollten nicht je zwei der neuen
                              									Telegraphen verwendet werden, sondern die schon am Hughes bewährte Jaite'sche Methode der Translation mittels des
                              									automatischen Umschalters Anwendung finden, zunächst damit auf den
                              									Uebertragungsstationen der dienstthuende Beamte nur einen Apparat zu überwachen
                              									habe, dann aber auch damit die Correspondenz aller im Schließungskreise liegenden
                              									und sich beim Telegraphiren betheiligenden Stationen in einem und  demselben Papierbande —
                              									genau in der Reihenfolge, in welcher dieselbe stattfand — registrirt werde,
                              									wobei unter Umständen mehrfache identische Ausfertigungen dieser Correspondenz mit
                              									besonderem Vortheil zu benützen sein würden.
                           Im Januar 1870 konnte Gurlt, welcher den Bau des ersten
                              									Versuchsapparates übernommen hatte, bereits die ersten auf dem neuen Apparat
                              									erzeugten Schriftzeichen an Jaite nach Moskau schicken,
                              									wo sich derselbe zum Zwecke der Etablirung seiner Translation beim Hughes befand.
                              									Aus Rußland zurückgekehrt, legte Jaite im März 1870 den
                              									ersten Apparat der Generaldirection der Telegraphen des Norddeutschen Bundes vor,
                              									welche zwei nach dem vorliegenden Modelle zu fertigende Exemplare bestellte;
                              									letztere wurden im Mai 1870 zur Einübung der Telegraphisten aufgestellt.
                           Nach kurzen Correspondenz-Versuchen zwischen Berlin und Königsberg verließ Jaite wegen des Kriegs Berlin und kehrte erst Ende März
                              									1871 zurück. Gleich nach seiner Wiederkehr beschloß er, seinen Telegraphen im
                              									Principe durchaus nicht, die Anordnung der Theile desselben aber vollkommen
                              									umzuändern, um ihn bequemer zugänglich und für die verschiedenartigsten Bedürfnisse
                              									geeignet zu machen. Nach dem so entstandenen, in dem ersten Hefte der
                              										„Annalen der Telegraphie“ von Dr. Brix (Berlin 1872) beschriebenen Modelle,
                              									wurden zwei Exemplare im September 1871 an die kaiserlich deutsche Generaldirection
                              									der Telegraphen abgeliefert, und zunächst zu Correspondenz-Versuchen zwischen
                              									Berlin und Hamburg verwendet. Ein mit noch einigen später von Jaite angegebenen kleinen Aenderungen versehener Apparat wurde zur
                              									Weltausstellung nach Wien geschickt. Durch letzteren veranlaßt bestellte der
                              									Generaldirector der brasilianischen Telegraphen, Professor v. Capanema mehrere ebensolche Apparate, deren einer in Fig 1
                              									Taf. IV in perspectivischer Ansicht dargestellt
                              									ist.
                           
                        
                           Der eigentliche Telegraph. (Fig. 1Tafel IV und Holzschnitt I — VIII Taf. C.)
                           Der neue Telegraph, dessen einzelne Theile gemeinschaftlich auf einem oben durch eine
                              									Füllung geschlossenen Holzrahmen bleibend befestigt sind, wird auf einem
                              									Arbeitstisch derart aufgestellt, daß die aus der Oberfläche des Tisches
                              									hervorragenden metallenen Bolzen in die 4 in den Ecken des Holzrahmens sichtbaren
                              									Löcher eingreifen. Das in einer Kette ohne Ende hängende, das Räderwerk treibende
                              									Gewicht wird mittels der unter der Tischplatte befindlichen Aufziehvorrichtung durch
                              									Fußtrittbewegung gehoben.
                           1) Das in Holzschnitt I (Taf.
                                 										C [a/1] skizzirte Räderwerk ist zum Theil auch aus der perspectivischen Ansicht erkennbar,
                              									bei welcher die obere sowie die rechte und linke Seitenwand des metallenen
                              									Schutzkastens entfernt sind. Die linke Kuppelungsachse v1, die rechte Kuppelungsachse v2 und die
                              									Schwungradachse S werden gleichzeitig in der Richtung
                              									der Pfeile von dem auf der Zählerachse Z befindlichen
                              									Rade r mit einer 7fachen Uebersetzung der
                              									Geschwindigkeit getrieben; letztere, sowie die in der angegebenen  Pfeilrichtung umlaufende
                              									Papierbewegungswalze C empfängt ihre Bewegung bei
                              									entsprechender Räderübersetzung von der Achse a aus
                              									durch das auf diese in der Pfeilrichtung wirkende Zuggewicht. Die Schwungradachse
                              										S steht aus der metallenen Hinterwand des Kastens,
                              									welcher das Räderwerk umschließt und worin die sämmtlichen Achsen gelagert sind,
                              									noch so weit vor, daß zunächst außerhalb des Kastens das durch Reibung befestigte
                              									Schwungrad frei schwingen und daß auf ihr der in Holzschnitt II [b/1] dargestellte Centrifugalregulator,
                              									welcher noch besser als Bremse bezeichnet wird, befestigt werden kann. So lange das
                              									Räderwerk still steht, liegt das freie Ende der durch die Schraube g verstellbaren Bremsfeder f
                              									nicht an dem stählernen Bremsringe h an; sobald aber
                              									durch die Bewegung des (in der perspectivischen Ansicht ganz oben sichtbaren)
                              									Handgriffes die Arretirung des Räderwerkes aufgehoben und letzteres in Gang gesetzt
                              									ist, schleift die Bremsfeder f reibend an der inneren
                              									Wand des Bremsringes h, gegen welche sie durch die
                              									Centrifugalkraft gedrückt wird. Durch Verstellung der Regulirschraube g, deren Spitze durch einen Reiber von hartem Leder
                              									gebildet wird, kann der vorher erwähnten Zählerachse Z
                              									jede erwünschte Umdrehungsesgeschwindigkeit ertheilt werden.
                           Die inneren Kuppelungsachsen v1 und v2 sind an ihrem vorderen, vor die Kastenwand
                              									hervortretenden Ende mit je einem Sperrrade versehen (in der perspectivischen
                              									Ansicht ist nur das auf der Achse v2 befindliche
                              									sichtbar); die in die Sperrräder eingreifenden an den äußeren Kuppelungsachsen
                              									bleibend befestigten Theile werden hier nicht näher beschrieben, da sie genau
                              									dieselben Functionen wie am Hughes verrichten. Diese letzteren Achsen, welche sicher
                              									und fest, jedoch leicht drehbar in dem vor die vordere Kastenwand hervortretenden
                              									Metallgestell gelagert sind, bilden einen wesentlichen Theil der
                           2) Schreib-Vorrichtungen. Zum Zweck des Schreibens,
                              									d. h. zum Stanzen der Löcher in das Papierband, ist jede der äußeren
                              									Kuppelungsachsen zwischen ihren Lagern mit einem Excenter e versehen (Holzschnitt III [bc/4]); auf diesem ruht der eine Arm b eines Hebels, dessen zweiter Arm an freien Ende die
                              									verstellbare, auf die Stanze drückende Schraube d
                              									trägt.
                           Der zur Erzeugung der Schrift dienende metallene Lochkasten ist auf der oberen Seite
                              									durch eine gehärtete Stahlplatte p geschlossen; zwischen
                              									dieser und einer zweiten darüber befestigten Stahlplatte q bleibt ein Schlitz m für den Durchgang des
                              									Papierbandes frei. Die durch beide Stahlplatten hindurchgehenden Führungsstempel t besitzen zu größerer Sicherheit in der unteren Wand
                              									des Lochkastens eine zweite Führung.  Die beiden am oberen Ende der Führungsstempel befestigten
                              									harten Stanzen i bewegen sich leicht in der oberen, als
                              									Führung dienenden Stahlplatte q und passen genau in die
                              									nach unten conisch erweiterten Löcher der gehärteten Stahlplatte p, wo sie das durch den Schlitz m geführte Papierband durchstanzen. In den abgeschlossenen Raum unter den
                              									conisch erweiterten Löchern wird von unterhalb des Tisches durch die vorhandenen
                              									Oeffnungen ein Fallrohr l gesteckt, welches die
                              									ausgestanzten Papierscheibchen einem Behälter unter dem Tische zuführt. Haben die
                              									Stanzen, durch die Rotation der Excenter e hierzu
                              									gezwungen, ihre Arbeit vollführt, so werden sie durch Spiralfedern, welche die
                              									Führungsstempel umgeben, in ihre Ruhelage zurückgeführt. Die Papierrolle ist unter
                              									dem Tische befestigt; das Papierband wird durch vorhandene Oeffnungen nach oben
                              									geleitet und hier über eine Papierführungsrolle (s. perspectivische Ansicht) durch
                              									den Schlitz m im Lochkasten und zwischen der
                              									Papierbewegungs- und Papierdruckwalze C und C′ hindurchgeführt.
                           Die Papierbewegung kann mittels eines Hebels aufgehalten werden, welcher in der
                              									perspectivischen Ansicht unter den beiden Ebonitknöpfen der Handdoppelschlüssel zu
                              									sehen ist. In der Metallplatte unter diesem Hebel ist noch ein dritter runder
                              									Ebonitknopf sichtbar, welcher, nur aus Vorsicht angebracht, dazu dient, die Stanzen
                              									in ihre Ruhelage zu stoßen, wenn bei der Ingangsetzung des stillstehenden
                              									Papierbandes die Spiralfedern einmal den Dienst versagen sollten.
                           3) Die Uebertragungs-Vorrichtungen oder der automatische
                                 										Doppelschlüssel. Die beiden äußeren Kuppelungsachsen v1 und v2 sind an ihren vorderen Enden mit je
                              									einer, isolirt befestigten, zweiarmigen Uebertragungsfeder F1 und F2 (Holzschnitt IV [a/3]) ausgerüstet. In der Umlaufsebene
                              									dieser Federn liegen, isolirt gegen alle übrigen Apparattheile, zwei metallene Ringe
                              										L1 und L2, die mit der
                              									Leitung in Verbindung stehen, und auf welchen die kürzeren Arme der
                              									Uebertragungsfedern F1 und F2 in der Ruhelage und während des Kreisens bleibend aufliegen. In der Ebene
                              									der längeren Arme der Uebertragungsfedern liegen, isolirt gegen die Metallringe, je
                              									drei, gegen einander ebenfalls isolirte, stählerne Kreissegmente; auf den
                              									Ruhe-Contactstücken R1 und R2 liegen die längeren Arme der Uebertragungsfedern in ihrer Ruhelage.
                              									Beim Kreisen schleifen die Uebertragungsfedern zunächst über die
                              									Batterie-Contactstücke B1 und B2, um die Leitungen zu laden, und darauf über die
                              									Erd-Contactstücke E1 und E2, um die Leitungen zu entladen, bis sie auf R1 und R2 in ihre Ruhestellung
                              									zurückkehren.
                           
                           4) Der Erd- und Batterie-Wechsel
                              									(Holzschnitt V [a/4]) hat
                              									nach Bedürfniß die Batterie-Contactstücke B1 und
                              										B2 des automatischen Doppelschlüssels mit den
                              									Klemmen bue1 und bue2 der
                              									Uebertragungs-Batterie, oder unmittelbar mit der Erde zu verbinden. Dazu
                              									stehen die Contactstücke B1 und B2 des automatischen Doppelschlüssels mit den Contactstücken b1 und b2 des Erd-
                              									und Batteriewechsels, die Contactstücke bue1 und bue2 mit den Klemmen der Uebertragungsbatterien und die
                              									Contactstücke e1 und e2 mit
                              									der Erdklemme in Verbindung. Sobald die Handhabe des Erd- und
                              									Batteriewechsels auf „Telegraphiren“ zeigt, sind die Batterien,
                              									und sobald dieselbe auf „Empfangen“ zeigt, ist die Erde mit den
                              									Contactstücken B1 und B2 des
                              									automatischen Doppelschlüssels verbunden.
                           5) Der Hand-Doppelschlüssel besteht aus zwei
                              									kleinen, in der perspectivischen Ansicht vollständig deutlichen Morsetasten. Die in
                              									Spitzen gelagerten Hebel, deren Ebonitknöpfe sehr nahe an einander liegen, haben
                              									einen sehr geringen Hub, damit der Telegraphist bei der Arbeit durch den Uebergang
                              									von einem Knopf zum anderen keine Zeit verliert. Die in Holzschnitt VI [bc/3] mit ihren
                              									Drahtverbindungen dargestellten Doppelschlüssel zeigen, wie entweder eine oder zwei
                              									Batterien einzuschalten sind, um bald positive, bald negative Ströme in die Leitung
                              									zu senden.
                           An dem Körper der linken Taste 1 ist ein Umschalter angebracht, welcher den
                              									elektrischen Strom, je nachdem der Stöpsel rechts oder links eingesteckt ist, einmal
                              									direct zum Stromwender und zu den Elektromagneten, das andere Mal erst über die
                              									Unterbrechungsfedern zum Stromwender und zu den Elektromagneten leitet. Mittels
                              									dieses Umschalters läßt sich zugleich die gute Beschaffenheit der Contacte an den
                              									Unterbrechungsfedern schnell und sicher prüfen.
                           Hier mögen auch gleich die Unterbrechungsfedern beschrieben werden, die zwar nicht
                              									zum Doppelschlüssel gehören, aber durch den Stromlauf in unmittelbare Verbindung mit
                              									ihm treten. Die Unterbrechungsfedern U1 und U2 (Holzschnitt IV) sind an
                              									den äußeren Kuppelungsachsen am vordersten Ende vor den Uebertragungsfedern F1 und F2 durch einen
                              									Schraubenknopf befestigt, welcher zugleich als Handhabe für die äußeren
                              									Kuppelungsachsen dient, wie aus der perspectivischen Ansicht deutlich ersichtlich
                              									ist. Die linke Unterbrechungsfeder U1 ist mit der linken
                              									äußeren Kuppelungsachse v1 beständig in metallischer
                              									Berührung und stellt in der Ruhelage die leitende Verbindung mit dem isolirten
                              									Metallstück n her. Die rechte Unterbrechungsfeder U2 ist der Länge nach gespalten, gegen die rechte äußere
                              									Kuppelungsachse v2 vollkommen isolirt und verbindet in
                              									ihrer Ruhelage leitend die isolirten Metallstücke 
                              									w und o. Die
                              									Unterbrechungsfedern sollen das Auftreten nachtheilig wirkender Entladungs-
                              									und Inductionsströme verhindern.
                           6) Die beiden polarisirten Elektromagnete gleichen in
                              									ihrer Wirkungsweise ganz dem Elektromagnet im Hughes. In Folge der Schwächung des
                              									Magnetismus der Elektromagnetkerne schnellt der mit einer Flachfeder versehene Anker
                              									empor, hebt das darüber liegende Ende zweiarmigen Auslösehebels und neigt sein
                              									anderes Ende, wodurch die Kuppelung der Achsen eintritt; dies läßt die
                              									perspectivische Ansicht deutlich erkennen. Die beiden polarisirten Elektromagnete
                              									unterscheiden sich aber von denen im Hughes in ihrer Anordnung und Zusammensetzung
                              									dadurch, daß die drei hufeisenförmigen Stahllamellen, auf welchen die mit stärkeren
                              									Wandungen versehenen hohlen Eisenkerne aufrecht (und zwar auf den magnetischen Polen
                              									selbst) stehen in horizontaler Lage unter dem Apparat in den Holzrahmen eingelassen
                              									sind.
                           Der Draht ist in beiden Multiplicationsrollen in gleichem Sinne gewunden, die Rollen
                              									sind in gleichem Sinne über den Polen der Elektromagnete befestigt, die
                              									Multiplicatoren der beiden Elektromagnete sind aber entgegengesetzt eingeschaltet.
                              									Wenn nun z. B. eine positive elektrische Stromwelle das Aufschnellen des linken
                              									Ankers verursacht und durch die Kuppelung des linken Systems einen Umlauf der
                              									Schreib- und Uebertragungsvorrichtungen veranlaßt, so wird unterdessen der
                              									Anker des rechten Elektromagnetes um so entschiedener angezogen. Umgekehrt muß dann
                              									eine negative elektrische Stromwelle das rechte System auslösen, wobei der Anker des
                              									linken Elektromagnetes um so entschiedener angezogen wird.
                           7) Der neben dem linken Ankerträger befindliche Ausschalter gestattet, ohne weiteres einen Wecker mit dem Telegraphen zu
                              									verbinden der jedoch überflüssig ist, sobald der noch zu beschreibende automatische
                              									Umschalter mit dem Telegraphenapparat, sei es zur Translation, sei es zu anderen
                              									Diensten, verbunden wird.
                           Der Zweck des (in der oberen rechten Ecke der perspectivischen Ansicht sichtbaren)
                              										Stromwenders, und die Veranlassung zu der gewählten
                              									Anordnung der Klemmen, welche durch Schraubenstöpsel zum Theil untereinander
                              									verbunden werden können, wird sich bei Erläuterung der Stromläufe ergeben; die
                              									Anordnung der elektrischen Verbindungen ermöglicht eine schnelle Untersuchung der
                              									Apparattheile, eine sofortige Trennung der zu untersuchenden Leitung und eine
                              									Prüfung der Fertigkeit der Beamten im Telegraphiren.
                           Die Stromverbindungen sind so gewählt, daß der Schluß der mit der linken Taste
                              									verbundenen Batterie die linke Kuppelungsachse in  Thätigkeit setzt und dadurch
                              									ein Loch in der unteren Reihe des Papierbandes erzeugt, während beim Schluß der mit
                              									der rechten Taste verbundenen Batterie die rechte Kuppelungsachse arbeitet und in
                              									der oberen Reihe des Papierbandes ein Loch erscheint.
                           8) In den verschiedenen Stromlaufskizzen sind die
                              									Apparattheile und Drahtverbindungen, welche in der dargestellten Schaltung nicht zur
                              									Anwendung kommen, der Deutlichkeit halber weggelassen. Die mit AK bezeichneten Apparattheile stehen durch den
                              									Apparatkörper untereinander in leitender Verbindung.
                           Bei Anwendung der im Holzschnitt VII [bc/1] skizzirten Schaltung telegraphirt der Beamte.
                              									Station A arbeitet mit einer Batterie und Station B mit zwei Batterien. Dabei geht im Schema A der Strom vom Kupferpole K
                              									zur Achse des niedergedrückten, vom Zinkpole Z zur Achse
                              									des nicht niedergedrückten Tasters, und es ist die Achse des linken Tasters über AK und die beiden Unterbrechungsfedern mit den
                              									Elektromagnetspulen, der Schiene A des Umschalters und
                              									der Leitung, die Achse des rechten Tasters aber über die Schiene E mit der Erde verbunden. Im Schema B setzt der niedergedrückte linke Tasterhebel den
                              									Zinkpol Z der einen, der rechte den Kupferpol der
                              									anderen Batterie über AK und Schiene A mit der Leitung in Verbindung, während in beiden
                              									Fällen zugleich der zweite Batteriepol zur Erde abgeleitet ist.
                           Bei Benützung der in Holzschnitt VIII [d/1] skizzirten Schaltung telegraphirt zunächst der
                              									Beamte mit dem Handdoppelschlüssel, gleich danach der automatische Doppelschlüssel;
                              									jedoch ehe der Automat zu telegraphiren beginnt, erfolgt die Unterbrechung des
                              									Stromweges durch die Elektromagnetspulen bei Schema A an
                              									dem automatischen Doppelschlüssel, bei Schema B an den
                              									Unterbrechungsfedern und an dem automatischen Doppelschlüssel.
                           Bei dem Gebrauch der später zu besprechenden Schaltung, Holzschnitt IX, löst der Beamte nur seinen Apparat aus und überläßt
                              									dem Automaten das Telegraphiren.
                           9) Das nachstehend wiedergegebene Jaite'sche Alphabet soll die in der deutschen, französischen und
                              									englischen Sprache am häufigsten vorkommenden Buchstaben, durch die einfachsten und
                              									kürzesten Zeichen wiedergeben. Dieselben Zeichen werden aber auch gleichzeitig für
                              									die Ziffern benützt, da erfahrungsmäßig die Ziffern mindestens den dritten Theil der
                              									telegraphisch zu befördernden Schriftzeichen ausmachen. Um dies überhaupt mit der
                              									erforderlichen Zuverlässigkeit zu können, wurden zwei besondere Zeichen (Siegel)
                              									eingeführt, welche die Bedeutung haben:
                           „Zahlen folgen“ und „Buchstaben
                                 										folgen.“
                           
                           Die Buchstaben bestehen aus 1 bis 4 Elementarzeichen, die Ziffern aus 1 bis 5
                              									Elementarzeichen. Die Interpunktionen haben 6 Elementarzeichen. Außer den vorher
                              									erwähnten beiden Siegeln „Buchstaben folgen“ und
                              										„Zahlen folgen“ sind für die am häufigsten vorkommenden
                              									Dienstvermerke noch eine Reihe von Siegeln eingeführt, welche alle aus 5
                              									Elementarzeichen, bei einem mehrmaligen Wechsel in beiden Reihen, dargestellt
                              									werden. Die in nachstehender Tabelle nicht vorkommenden Combinationen von 5
                              									Elementarzeichen, mit mehrmaligem Wechsel in beiden Reihen, bleiben für die Stenotelegraphie aufgespart.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 217
                              Buchstaben; Telegraph
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 218
                              Antwort; Bezahlt; Erhalten; Warten; Trennung der Adresse von dem Texte und des Textes von der
                                    											Unterschrift.
                              
                           
                              Interpunktionen aus 6 Elementarzeichen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 218
                              Punkt;
                                    											Komma; Semikolon; Kolon; Fragezeichen; Ausrufungszeichen; Apostroph; Anführungszeichen; Alinea; Klammer; Bindestrich; Unterstreichungszeichen; Procent; Gleich; Unterbrechungszeichen
                              
                           
                              Ziffern aus 5 Elementarzeichen, für die Combination
                                 										gemischter Chifferdepeschen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 218
                              
                           (Schluß folgt.)
                           
                        
                     
                  
               
