| Titel: | Der Vielmesser, ein neues Feldmessinstrument von Ingenieur R. Jähns. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 219 | 
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                        Der Vielmesser, ein neues Feldmessinstrument von
                           								Ingenieur R.
                              								Jähns.
                        Mit Abbildungen.
                        Jähns' neues Feldmeßinstrument.
                        
                     
                        
                           Das nachstehend beschriebene Universal-Meßinstrument (preußisches Patent vom
                              									April 1873) ermöglicht die Lösung der bei technischen Vorarbeiten
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 220
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 220
                              
                           
                           vorliegenden Aufgabe: einen Punkt nach Situation und Höhe
                              									festzulegen — in einer von den bisherigen Verfahrungsweisen völlig
                              									abweichenden Art, indem beim Gebrauche des „Vielmessers“ die
                              									Festlegung des Punktes in beiden Ebenen gleichzeitig erfolgt, ferner dieselbe durch
                              									eine einzige Aufstellung, ohne jedwede Rechnung geschieht, endlich auch die
                              									Auftragung eines Theils der Meßresultate auf eine Zeichenplatte durch das Instrument
                              									selbstthätig bewirkt wird.
                           Das in den Figuren II und III abgebildete Instrument bedarf als Unterlage einer Meßtischplatte
                              									nebst Stativ, und es gehört dazu noch eine Nivellirlatte, auf welcher zwei Punkte
                              										y und z zu markiren sind, deren
                              									gegenseitiger Abstand von dem Maßstabe abhängig ist, in welchem die Austragung der
                              									Messungsresultate erfolgen soll; der Abstand der beiden Lattenpunkte ist also für
                              									den ganzen Umfang einer auszuführenden Messung constant.
                           Die Construction des Instrumentes beruht auf den beiden einfachen Gleichungen:
                           C : c = E : e und H : h = E : e,
                           bei denen die Bedeutung der einzelnen Werthe aus der
                              									nebenstehenden Figur I unmittelbar ersichtlich ist.
                              									In diesen Figuren bezeichnen ferner noch a′ die auf der Meßtischplatte angegebene
                              									Lage eines Stationspunktes a; x′
                              									die Horizontalprojection eines Punktes y, der um H höher als seine Projection x′ liegt; c ist eine im Instrument
                              									selbst gegebene Länge, C
                              									dagegen eine auf der Nivellirlatte vorkommende Länge, deren wesentlichste
                              									Eigenschaft schon vorhin angegeben wurde.
                           Der Vielmesser hat als Besonderheit die Einrichtung, daß während des Anvisirens der
                              									Punkte y und z die im Instrument durch
                              									einen entsprechenden Constructionstheil vertretene Verticale ib (Fig.
                                 									I) stets vertical und parallel zu der Richtung zy ist; es entspricht daher der in der
                              									Verlängerung von ib
                              									liegende Punkt d auch stets
                              									der Lage des Punktes x′, welcher in der Verlängerung von zy liegt. Der Höhenunterschied H, welcher im Instrument
                              									durch die Länge h
                              									dargestellt ist, wird entweder durch Ablesung oder auch durch Abgreifen mit einem
                              									Zirkel bestimmt.
                           Handhabung des Instrumentes. Auf einer horizontal
                              									einzustellenden Meßtischplatte wird das Instrument mit Hilfe der beiden
                              									Stellschrauben a und b und
                              									der Libellen e und c
                              									horizontal aufgestellt. Sodann wird die Schraube α so weit herunter geschraubt, daß ihre Spitze nach unten durch ein
                              									kleines, nach Art der Reißnägel auf das Papier gestiftetes Metallplättchen geht, in
                              									welchem sie dann genügenden Halt findet, um als Drehpunkt für das Instrument zu
                              									dienen. Der Meßtisch
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 222
                              
                           
                           muß vorher so orientirt gewesen sein, daß die Schraube α genau über dem Stationspunkte a (Fig. I) liegt.
                           Der Schieber (Rahmen) SS wird
                              									bis an das freie Ende der Leiste x (nach γ) gerückt, so daß der mit ersterem verbundene
                              									kleine Schlitten v (Fig.
                                 										III) von den inneren Kanten (Flächen) der beiden Schenkel f und k frei wird. Der
                              									Schlitten v enthält in Gestalt eines kleinen
                              									Stahlplättchens, das in Verbindung mit einem Fühlhebel r
                              									steht, die vorhin erwähnte Constante c des
                              									Instrumentes.
                           Auf demjenigen Punkte P (Fig.
                                 										I), der nach seiner Lage im Grundriß und in der Verticalebene bestimmt
                              									werden soll, wird die Meßlatte von constanter Visirhöhe vertical aufgestellt. Der
                              									Längenabschnitt zy auf der
                              									Latte bildet die schon vorhin erwähnte Constante C Wenn
                              									zusammenhängende Höhenmessungen ausgeführt werden sollen, kann das Geschäft dadurch
                              									etwas vereinfacht werden, daß man die untere, mit y
                              									bezeichnete Signalscheibe der Latte in gleicher Höhe n mit der Drehachse des Fernrohres am
                              									Instrumente festklemmt.
                           Jetzt wird die Schraube g (Fig.
                                 										II) so weit gelüftet, daß die Schenkel f und
                              										k zusammenschließen, wobei die Stahlflächen, mit
                              									welchen die betreffenden Seiten der beiden Schenkel belegt sind, genau auf einander
                              									liegen. Das Fernrohr des Instrumentes ist mit dem Schenkel f derartig verbunden, daß bei geschlossener Lage der Schenkel die optische
                              									Achse des ersteren den Auflageflächen parallel ist.
                           Durch Anziehen der für grobe und feine Bewegung eingerichteten Schrauben n und n1 werden die geschlossenen Schenkel, und mit
                              									denselben das Fernrohr, so weit bewegt, bis der Durchschnittspunkt der
                              									Fadenkreuzfäden im Fernrohr mit dem unteren Signalpunkte y coincidirt. In dieser Lage vertritt jede der
                              									Stahlflächen der beiden Schenkel (wie auch die optische Achse des Fernrohres) den
                              									oberen Schenkel ai des
                              									Winkels Δ, der auch den unteren Schenkel des
                              									Winkels φ (Fig.
                                 									I) bildet. Vor und nach dieser ersten Visur controlire und berichtige man
                              									eventuell die an der Libelle e erkennbare Stellung des
                              									Instrumentes bezüglich seiner Horizontalität.
                           Mittels Anziehen der Schrauben g wird nunmehr das
                              									Fernrohrfadenkreuz mit dem oberen Signalpunkt z der Latte zur Coincidenz gebracht. In dieser
                              									Lage vertritt die Stahlfläche des Schenkels f und ebenso
                              									die Fernrohrachse den oberen Schenkel ab des Winkels φ, während die
                              									Stahlfläche des unteren Schenkels k ihre Lage und
                              									Function, wie dieselben angegeben, beibehalten hat; es sind also durch die
                              									Ausführung der bisher beschriebenen Operationen die Winkel Δ und φ im Instrument
                              									festgelegt.
                           
                           Es Wird nunmehr der Schieber SS vorsichtig wieder so weit
                              									rückwärts bewegt, daß das an dem Schlitten v befestigte
                              									Stahlplättchen i und der Fühlhebel r (Fig. III), welch
                              									letzterer durch eine kleine Feder beständig in etwas gehobener Lage erhalten wird,
                              									endlich mit den beiden Stahlflächen der Schenkel k, f zum Contact kommen. Welche Verschiebung von SS genügt, damit der Fühlhebel r die Stahlfläche des Schenkels f und
                              									gleichzeitig das Stahlplättchen i die Stahlfläche von
                              										g nur eben berührt, ist durch langsame Ausführung
                              									der Operation einerseits zu sichern, andererseits durch genaue Beobachtung des
                              									Fühlhebels r auch leicht erkennbar. Ist nun der
                              									gleichzeitige Contact hergestellt, so wird durch das Anziehen der Schraube δ der Schieber SS in
                              									der zugehörigen Stellung vorläufig festgeklemmt.
                           Nunmehr wird durch entsprechende Drehungen der Mikrometerschraube u (Fig. III) dem Schieber
                              										SS eine feine Vor- oder Rückwärtsbewegung
                              									ertheilt; gleichzeitig wird eine seitlich vortretende Verlängerung des Fühlhebels
                              										r beobachtet, auf welcher sich ein Theilstrich
                              									angebracht findet. Der Schlitten v hat ebenfalls noch
                              									ein seitlich vortretendes festes Stück, auf welchem ein zweiter Theilstrich
                              									angebracht ist. In demjenigen Moment, wo in Folge der Drehung der Schraube u der Fühlhebel r eine
                              									solche Stellung angenommen hat, daß die beiden Theilstriche coincidiren, wird die
                              									Bewegung unterbrochen, indem bei dieser Stellung der Fühlhebel die Lage des Punktes
                              										b, die Kante des Plättchens aber den Punkt i (s. Fig. I genau fixiren und sonach das geometrisch
                              									ähnliche Bild der Länge zy
                              									im Instrument hergestellt ist.
                           Man überzeuge sich nunmehr, ob das Fernrohr die genaue Einstellung auf den
                              									Signalpunkt z und das Instrument seine horizontale
                              									Stellung bewahrt hat; etwaige Ungenauigkeiten sind zu verbessern, um dann auch die
                              									entsprechende Verbesserung an der Stellung des Schlittens v vorzunehmen. Ist Visur und Schlittenstellung als richtig erkannt, so
                              									drücke man auf den Kopf des kleinen Stiftes p, dessen
                              									Spitze in dem aufgespannten Papierbogen dann einen Punkt markirt, welcher die Lage
                              									des eingemessenen Punktes im Vergleich zu dem Stationspunkte angibt. Der Stift p geht durch die Wirkung einer Feder in seine
                              									ursprüngliche Stellung von selbst zurück.
                           Der Abstand jener beiden Punkte α und p kann hiernächst, wenn nöthig, mit Hilfe eines dem
                              									Instrument beigegebenen Horizontalmaßstabes leicht ermittelt werden.
                           Die Höhenlage des Signalpunktes y ergibt sich dagegen aus dem Stande des am Instrument angebrachten
                              									Transversalnonius t und an der Höhenscale des Schiebers
                              										SS (Fig. II und III).
                           
                           Ablesung der Höhen und Reduction derselben auf einen speciellen
                                 										Fixpunkt. Bei den Höhenablesungen kommt in Frage, ob
                           1) ein beliebiger Horizont angenommen und der Cotirung
                              									unterlegt werden kann, oder ob
                           2) die Cotirung auf einen allgemeinen, durch einen Fixpunkt
                              									gegebenen Horizont bezogen werden muß.
                           Im ersten Falle braucht man nur die jedesmal durch Einstellung ermittelten Höhen am
                              									Instrumente abzulesen, deren Differenzen hiermit von selbst gegeben sind.
                           Anders ist das Verfahren in dem zweiten Falle, zu dessen Erläuterung ein specielles
                              									Beispiel angenommen werden möge.
                           Die Cote des im Terrain selbst liegend gedachten Fixpunktes sei 386,75 Meter. Die
                              									diesem Horizont entsprechende Einstellung der Höhenscale des Instrumentes geschieht
                              									dann in folgender Weise.
                           Die Latte wird am Fixpunkte aufgestellt und, wenn dieser Punkt auf der Meßtischplatte
                              									nicht bereits gegeben sein sollte, die Lage desselben in der vorhin dargelegten
                              									Weise bestimmt; die Spitze des Stiftes p ist in die dem
                              									Fixpunkt angehörige Lage zu bringen, bezw. in dieser zu erhalten. Es wird alsdann
                              									mittels der Schraube δ der Schieber SS an der Leiste xx
                              									festgeklemmt. Durch entsprechende Verschiebung der mit einander verbundenen beiden
                              									Höhenscalen (Fig. III), welche Verschiebung mittels
                              									der Schraube l erfolgt, wird die (in dieser Figur mit
                              										yy bezeichnete) Scale so eingestellt, daß mit Bezug
                              									auf eine zunächst liegende Abtheilung des kleinen, an der Scale befindlichen
                              									Zehner- und Fünferleistchens Z die Ablesung 6,75
                              									sich ergibt. Nunmehr hat man noch die am Umfange mit fortlaufenden Ziffern besetzte
                              									Walze w im Schieber SS so
                              									weit zu drehen, bis die Ziffer 8 dem Zehnerleistchen Z
                              									zunächst, und zwar am unteren Anfangspunkte der betreffenden Zehnerabtheilung,
                              									erscheint. Hiermit ist nun der Horizont des Fixpunktes in das Instrument eingeführt,
                              									und es sind durch diese Anfangseinstellung alle späteren Höhenablesungen ohne
                              									weiteres auf denselben reducirt, so daß alle Umrechnungen etc. entfallen. —
                              									Die in dem gewählten Beispiele der Zahl 386,75 voranstehende Ziffer 3 muß vorläufig
                              									im Sinne behalten und den späteren Ablesungen hinzugefügt werden, selbstverständlich
                              									nur so lange, als die Ablesung in den die Zahl 300 repräsentirenden Streifen der
                              									Walze w des Schiebers fällt.
                           Ermittelung der Bezifferung des Horizontes für eine bestimmte
                                 										Station. Der im Vorstehenden unter 1 gedachte Fall schließt denjenigen ein,
                              									in welchem es sich darum handelt, den  Höhenunterschied zwischen einem Stationspunkte und einem
                              									oder mehreren anderen Punkten zu bestimmen. In diesem Falle gilt für den Horizont
                              									kein bestimmter Zahlenwerth; es kann aber der erstere dann als durch die Drehachse
                              									des Fernrohres gehend gedacht werden. Bevor man nun die vergleichsweise Höhe anderer
                              									Punkte am Instrumente ablesen kann, muß ermittelt werden, welcher Zahlenwerth an der
                              									Höhenscale yy der Höhe des Instrument-Horizontes
                              									angehört. Dies geschieht dadurch, daß man zunächst die Stahlflächen der Schenkel f und k zur Deckung und die
                              									Berührungsfläche sodann in die horizontale Lage bringt, welche letztere mittels der
                              									am Fernrohre befindlichen Libelle ∑ (Fig. II) controlirt wird. Wird hiernach der Schenkel
                              										f gehoben und alsdann der Schieber SS soweit verschoben, daß das Plättchen i mit seiner Kante auf der Stahlfläche von k aufliegt, so liest man dann am Stande des
                              									Transversalnonius t im Vergleich zur Höhenscale yy den Zahlenwerth der Höhencote des
                              									Instrument-Horizontes ab.
                           Messung von Niveau-Unterschieden auf Grund einer schon
                                 										bekannten Situation. Der Situationsplan wird auf den Meßtisch gelegt, und
                              									letzterer orientirt. Das Instrument wird so auf den Meßtisch gestellt, daß die
                              									Spitze α genau über dem im Plane gegebenen
                              									entsprechenden Terrainpunkt a sich befindet. Sodann wird
                              									die untere Signalscheibe y oder auch ein anderer Punkt
                              									der Latte anvisirt und der Schieber SS mit der
                              									Markirspitze p über den zugehörigen Punkt des Planes
                              									gerückt; der Schlitten v mit der Kante des Plättchens
                              										i wird alsdann auf die Stahlfläche des Schenkels k gesetzt etc. und die Höhencote auf der Scale yy abgelesen. Für jeden ferneren Punkt wird dies
                              									einfache Verfahren wiederholt.
                           Auf die gleiche Weise mißt man auch verticale Längen. Es bedarf dazu zweier Visuren
                              									nach den beiden Endpunkten der Länge, während der Schieber SS nur eine einzige Einstellung über demselben Punkte erfordert.
                           Stationirung und Orientirung. Bei der Stationirung können
                              									zwei Fälle vorkommen, und zwar:
                           1) der Stationspunkt konnte von einem früheren Aufstellungspunkte aus eingemessen
                              									werden und befindet sich bereits auf der Meßtischplatte verzeichnet, oder es
                              									konnte
                           2) der Stationspunkt von einem früheren Punkte aus nicht eingemessen werden und man
                              									hat ihn frei neben den auf dem Blatte bereits befindlichen Punkten noch zu
                              									wählen.
                           In letzterem Falle benützt man zur Festlegung entweder zwei bekannte Punkte oder eine
                              									Richtungslinie und einen außerhalb derselben  gegebenen bekannten Punkt. Da man den Abstand des
                              									Stationspunktes von einem beliebigen anderen Punkte stets von ersterem aus mittels
                              									nur einer Beobachtung ermitteln kann, so vereinfachen sich beim Gebrauch des
                              									Vielmessers die Operationen gegenüber denjenigen, die bei Anwendung einer Kippregel
                              									erforderlich sind, ganz bedeutend.
                           Aufnahme von Schichtenplänen. Bei der durch den Gebrauch
                              									des Vielmessers gebotenen Möglichkeit, Höhe und Distanz gleichzeitig zu bestimmen, bildet derselbe gerade für diese Aufgabe, deren
                              									Lösung im übrigen vorhin schon umständlich dargelegt ist, ein ganz besonders
                              									geeignetes Instrument. Es erübrigt nur die Bemerkung, daß, wenn eine genügende
                              									Anzahl von Terrainpunkten nebst der dazu gehörigen Höhenbezifferung auf der
                              									Meßtischplatte bestimmt ist, die Schichtenlinien eingetragen werden, wobei es von
                              									Vortheil ist, daß diese Arbeit gleich auf dem Felde vorgenommen werden kann, wodurch
                              									eine größere Annäherung an die Wirklichkeit als bei Ausführung der Arbeit im Zimmer
                              									ermöglicht wird.
                           Aufnahme und Auftragen von Querprofilen. Die
                              									Längen- und Höhenbestimmungen, welche hierbei vorkommen, geschehen in
                              									gleicher Weise wie bei den Operationen, welche für sonstige Zwecke ausgeführt
                              									werden. Einen besonderen Werth hat bei Profilaufnahmen der Gebrauch des Vielmessers
                              									dadurch, daß derselbe gestattet, die gemessenen Verticalabstände y1, y2 … direct auf die Meßtischplatte zu
                              									übertragen, und zwar in den, ihren wirklichen Horizontalabständen entsprechenden,
                              									verjüngten Horizontalabständen x1, x2 …,
                              									so daß die Nothwendigkeit der Ablesung der Zahlenwerthe für die Höhen ebenso
                              									fortfällt, wie dies analog bei der durch das Instrument bewirkten selbstthätigen
                              									Auftragung der Horizontalabstände der Fall ist. Die eingemessenen Höhen werden
                              									mittels Zirkel an der Höhenscale abgegriffen und über den gleichzeitig eingemessenen
                              									Situationspunkten, welche dem betreffenden Querprofil angehören, abgesetzt.
                           Gebrauch des Vielmessers als Nivellirinstrument. Das
                              									Instrument kann dazu direct auf den Kopf des Meßtischstativs aufgesetzt werden,
                              									obwohl die Aufstellung desselben auf einer Meßtischplatte bequemer sein dürfte. Die
                              									Libelle ∑ spielt ein, wenn die Fernrohrachse horizontal liegt; diese Stellung
                              									kann mit Hilfe der Schrauben n oder g jeder Zeit erreicht werden, wodurch der Gebrauch des
                              									Vielmessers als gewöhnliches Nivellirinstrument ermöglicht wird.
                           Arbeiten mit verschiedenen Maßstäben. Die Einrichtung des
                              									Vielmessers gestattet den Gebrauch jedes beliebigen Maßstabes, für  Entfernungen sowohl als für
                              									Höhen. Die hierbei bestimmend auftretenden Größen sind:
                           1) der Abstand der beiden Signalscheiben auf der Visirlatte;
                           2) die Distanz zwischen dem betr. Punkte des Fühlhebels (wenn dieser in seiner
                              									normalen Lage sich befindet) und der unteren Kante des Stahlplättchens i. Als normale Lage des Fühlhebels ist hier diejenige
                              									gedacht, bei welcher der auf dem Hebel angebrachte Theilstrich mit dem oben
                              									erwähnten Theilstrich am Schlitten v coincidirt.
                           Immer wird das Verhältniß stattfinden e : E = c : C. Man kann
                              									daher mit einer und derselben Constanten c im
                              									Instrumente in beliebigen Maßstäben arbeiten, wenn man diesen entsprechend nur die
                              									Länge C annimmt, oder aber unter Beibehaltung letzterer
                              									eine entsprechend veränderte Constante c in das
                              									Instrument einschalten. Obgleich die Wahl der Größen C und c scheinbar ganz beliebig ist, muß doch darauf
                              									aufmerksam gemacht werden, daß es gerathen ist, C für irgend einen Maßstab so groß wie möglich
                              									zu wählen. Je höher der gewünschte Genauigkeitsgrad sein soll, desto größer müssen
                              									die Sehwinkel des Instrumentes sein.
                           Für die gebräuchlichsten Maßstäbe, welche für die Detailaufnahme Bedeutung haben,
                              									sind dem Instrumente verschiedene Constanten c beigegeben, und es zeigt die untenstehende
                              									Uebersicht, in welcher Weise bei bestimmten Lattenhöhen diese Constanten zu
                              									verwenden sind.
                           Bei einem Wechsel des Maßstabes werden die betreffenden im Schlitten v liegenden Theile
                              									fortgenommen und durch die entsprechenden anderen ersetzt. Außerdem wird in den
                              									Höhenschieber SS eine andere, dem Maßstab entsprechende
                              									Höhenscale yy eingesetzt. Für die unten angeführten
                              									Maßstäbe sind die entsprechenden Scalen dem Instrumente ebenfalls beigegeben.
                           
                              
                                 Maßstab.
                                 Größe der Constante c in Millimeter.
                                 Entfernung der Signalscheiben in Meter.
                                 
                              
                                 1 : 200
                                 15
                                 3
                                 
                              
                                 1 : 200
                                 25
                                 5
                                 
                              
                                 1 : 500
                                 10
                                 5
                                 
                              
                                 1 : 500
                                   5
                                 2,5
                                 
                              
                                 1 : 1000
                                   5
                                 5
                                 
                              
                                 1 : 2000
                                   2,5
                                 5
                                 
                              
                           An der Visirlatte müssen beide Signalscheiben y und z verstellbar sein; diese Verstellbarkeit wird mittels
                              									Bügel und Klemmschraube in gewöhnlicher Weise bewirkt.
                           
                           Der Genauigkeitsgrad der mit dem Vielmesser ausgeführten
                              									Messungen ist für die gewöhnlichen Fälle der Praxis ein völlig ausreichender, da die
                              									graphischen Angaben des Instrumentes bei vorsichtiger Behandlung und wirklich
                              									genauem Anvisiren der Signalpunkte auf der Latte — eine fehlerlose Justirung
                              									des Instrumentes vorausgefetzt — entweder keine, oder nur solche kleine
                              									Fehler auf der Zeichenplatte ergeben, daß dieselben ohne Loupe nicht bemerkt werden
                              									können.
                           Als eine der Hauptfehlerquellen kommt die Abnützung derjenigen Theile in Betracht,
                              									welche im Instrumente die Constante c darstellen. Diese Aenderung kann aber jederzeit durch
                              									entsprechende Veränderung der Abstände der beiden Signalscheiben an der Visirlatte
                              									controlirt und vollkommen unschädlich gemacht werden.
                           Der Parallelismus der Fernrohrachse mit den Stahlflächen kann jederzeit mit Hilfe der
                              									Libelle ∑ durch Drehung des Fernrohres auf seiner Achse hergestellt werden,
                              									nachdem anfänglich der Schenkel k des Schiebers SS durch Aufsetzen einer beliebigen anderen Libelle in
                              									die horizontale Lage gebracht und darauf der mit der Drehachse festverbundene obere
                              									Schenkel f so weit bewegt wurde, daß die Stahlflächen
                              									sich decken. Die Längenausdehnung der Schenkel f und k durch die Wärme ist ohne Einfluß auf die
                              									Messungsresultate, da nur die Unveränderlichkeit der Richtung derselben, nicht aber
                              									die ihrer Längen hierauf einwirkt.
                           Ein sehr leicht zu beschaffendes Urtheil über die Genauigkeit, mit welcher das
                              									Instrument functionirt, erlangt man durch Aufnahme eines Querprofils, dessen
                              									Richtung genau abgesteckt und in jedem Brechpunkte mit Pfählchen markirt wurde. Wie
                              									die markirten Punkte sämmtlich in einer Geraden liegen, so muß auch die
                              									Verbindungslinie der auf der Zeichentafel durch den Stift p hergestellten Punktenreihe eine Gerade bilden, wenn das Instrument genau
                              										arbeitet.Vielmesser von der beschriebenen Einrichtung sind bereits in größerer Anzahl
                                    											vorräthig im optisch-mechanischen Institute von Franz Schmidt und Hänsch in
                                    											Berlin (C. Neue Schönhauserstraße Nr. 2),
                                    											welchen das ausschließliche Recht der Anfertigung übertragen ist. Der Preis
                                    											eines Instrumentes incl. Latte beträgt 450 Mark. (Aus der deutschen
                                    											Bauzeitung, 1875 S. 92.)