| Titel: | Ueber die Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes auf die Thone beim Brennprocess; von Dr. Julius Aron. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 258 | 
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                        Ueber die Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes
                           								auf die Thone beim Brennprocess; von Dr. Julius Aron.Vom Verf. gütigst eingesendeter Separatabdruck aus dem Notizblatt des deutschen
                                       												Ziegelvereins.
                        Aron, über Wirkung des Quarzsandes und des Kalkes auf die Thone
                           								beim Brennproceß.
                        
                     
                        
                           Wie wichtig auch für sämmtliche Zweige der Thonwaarenfabrikation die Eigenschaften
                              									der feuchten Thonmasse sind, indem sie der Verarbeitung des Thones bald förderlich
                              									entgegen kommen, bald hindernd in den Weg treten, wie wichtig es auch ist, diese
                              									Eigenschaften zu verstehen, damit man sie je nach Bedürfniß, so weit es thunlich
                              									ist, modificiren könne, so ist es doch auf gewissen Gebieten der
                              									Thonwaarenfabrikation möglich, allen Schwierigkeiten in der Weise aus dem Wege zu
                              									gehen, daß man das nasse Verfahren überhaupt gänzlich fallen läßt. Bei der
                              									Herstellung von Mauersteinen hat man es in einigen Gegenden Englands vorgezogen, aus
                              									trockenem Pulver Steine mit Anwendung erheblicher Kraft zu pressen, und es hat sich
                              									dieses Verfahren, sowohl was die Güte des Productes anlangt, als auch was die
                              									Herstellungskosten betrifft, als ein lebensfähiges erwiesen. Bekannt ist ferner, daß
                              									die schönen Mettlacher Fliesen aus Thonpulver gepreßt werden, und die Zukunft dürfte
                              									dieser nach mehr als einer Richtung hin sich empfehlenden Fabrikationsmethode
                              									vielleicht auch noch anderweitig Eingang verschaffen. Was aber vorerst auf keinem
                              									Gebiete der Thonwaarenproduction zu umgehen ist, das ist der Brennproceß. Durch das
                              									Brennen werden die Thonwaaren erst befähigt, denjenigen Zwecken zu dienen, zu denen
                              									wir sie verwenden wollen, indem dabei einerseits die leicht zerstörbare Form, welche
                              									man ihnen in den vorbereitenden Operationen gab, zu einer innerhalb gewisser Grenzen
                              									dauernden, widerstandsfähigen wird, andererseits die in eine bestimmte Form
                              									gebrachte Masse erst diejenigen Eigenschaften erhält, welche sie zu der
                              									beabsichtigten Verwendung befähigen.
                           So sehr gerade der Brennproceß in Ermangelung anderer sicherer Untersuchungsmethoden
                              									zur Prüfung der Brauchbarkeit eines Thones für einen bestimmten Zweck in der Praxis
                              									verwendet wird, so ist man doch weit entfernt, wenn der Ofen sein Urtheil gefällt
                              									hat, sich klar zu sein über die Bedingungen, denen in dem einen Falle die
                              									Brauchbarkeit, in dem anderen die Unbrauchbarkeit zuzuschreiben ist. Es ist aber
                              									ganz sicher, daß wenn man diese Bedingungen besser kennte, man häufig aus demselben
                              									Rohmateriale durch rationelle vorbereitende Operationen ganz verschiedenartige
                              									Objecte erzeugen könnte, deren Herstellung aus demselben  Thone fast unmöglich erscheint,
                              									oder daß man im Stande wäre, die Objecte, die man fabriciren will, besser
                              									herzustellen. So kommt es dann, daß man die Fähigkeit, gewisse Fabrikate zu liefern,
                              									häufig einem bestimmten Thone als Monopol zuerkennt, während eine genauere
                              									Erkenntniß der einschlägigen Erscheinungen den Kreis der dazu verwendbaren Thone
                              									bedeutend erweitern würde.
                           Von den Arbeiten, die zur Aufhellung dieses Gebietes angestellt wurden, sind die
                              									Versuchs von Brongniart zu registriren, künstliche
                              									Porzellanmasse herzustellen, ferner besonders die Arbeiten von Richters und Bischof. Letztere haben das Ziel
                              									gehabt, zu finden, von welchen Bedingungen es abhängig ist, daß Thonproducte
                              									innerhalb bestimmter hoher Temperaturen ihre Form beibehalten, nicht in Fluß
                              									gerathen.
                           Die angeführten Arbeiten stehen in einem gewissen Widerspruche mit einander. Während
                              									die Arbeiten von Richters und Bischof die chemische Formel als das im Wesentlichen Maßgebende für den
                              									Schmelzpunkt des Thones hinstellen, kam Brongniart zu dem
                              									Ergebniß, daß physikalische Momente eine sehr erhebliche Rolle dabei spielen.
                              									Letzterer versuchte nämlich das Kaolinporzellan durch eine Zusammenmischung seiner
                              									auf chemischen Wege gewonnenen Bestandtheile zusammenzusetzen. Indem er nun aus den
                              									chemischen Bestandtheilen den Kaolin genau durch Mischung reproducirte, gelang es
                              									ihm nicht, eine Masse herzustellen, die auch nur annähernd die Schwerschmelzbarkeit
                              									des Kaolins besessen hätte. Wenn also zwei Massen, welche der chemischen Analyse
                              									unterworfen, genau dieselben Elementarbestandtheile in denselben Proportionen
                              									ergeben, dennoch in Bezug auf ihre Schwerschmelzbarkeit sehr bedeutend von einander
                              									abweichen, so muß man sich fragen, ob auf diesem Gebiete nicht noch einiges Dunkel
                              									liegt, das der Aufhellung bedarf.
                           Ueber die für die eigentliche Thonwaarenfabrikation überaus wichtigen Momente der
                              									Schwindung im Ofenfeuer, der Porosität des resultirenden Scherbens, der Einflüsse
                              									verschiedener Temperaturen, der Wirkungsweise von verschiedenen Magerungssubstanzen,
                              									wie z. B. Quarzsand oder kohlensauren Kalk, darüber scheinen allgemeinere
                              									Beziehungen entweder nicht bekannt, oder doch nicht veröffentlicht zu sein. Brongniart hat zwar in seinem Werke (Traité des arts céramiques) Beobachtungen über
                              									Schwindung verschiedener Materialien verzeichnet, indessen haben dieselben kein
                              									eigentliches allgemeineres Interesse, einerseits weil die dort aufgeführten
                              									Materialien nicht definirt sind, andererseits weil häufig die Schwindung beim
                              									Trocknen und die Schwindung im Ofen zusammen aufgeführt sind, während es doch zwei
                              									ganz verschiedene Erscheinungen sind.
                           
                           Nachstehende Versuche hatten nun den Zweck, in dieser Richtung etwas mehr Licht zu
                              									verbreiten. Es handelte sich bei denselben namentlich darum, welche Schwindung
                              									verschieden gemagerte Massen im Ofenfeuer bei verschiedenen Temperaturen erfahren.
                              									Dieser Punkt ist von überaus großer Wichtigkeit, weil davon die Porosität des
                              									Scherbens und damit seine Festigkeit gegen Druck, seine Widerstandsfähigkeit gegen
                              									atmosphärische Einflüsse, sein Verhalten gegen Temperaturwechsel u. s. w. abhängig
                              									ist. Indem nun zunächst die Wirkungsweise des Quarzsandes und des kohlensauren
                              									Kalkes studirt werden sollte, wurden Massen verwendet, die sämmtlich aus demselben
                              									Thone hergestellt, bei der einen Versuchsreihe sich nur durch die Mengen, nicht
                              									durch die Korngrößen des in ihnen enthaltenen Sandes unterschieden, bei der anderen
                              									Versuchsreihe nur durch die Mengen des beigefügten kohlensauren Kalkes.
                           Der Thon war in beiden Versuchsreihen derselbe, nämlich ein aus dem Senftenberger
                              									Braunkohlenthone bei einer Stromgeschwindigkeit von 0,48 Mm. pro Secunde
                              									übergeschlämmtes Product. Derselbe wurde bei 130° längere Zeit getrocknet und
                              									dann mit den verschiedenen Mengen derselben Substanz versetzt, zu einem Teige
                              									angerührt und in die Form von Prismen gebracht, die nach sorgfältigem Trocknen bei
                              									130° gewogen und gemessen in der Zahl, die unten näher ersichtlich ist,
                              									gemeinsam in einer kleinen, mit ziemlicher Gleichmäßigkeit befeuerten Kapsel, also
                              									bei einer für alle Proben nahezu gleichen Temperatur gebrannt wurden. Es wurden die
                              									Proben zuerst bei einer niederen Temperatur gebrannt und dann erst Gewicht, Maß und
                              									Porosität bestimmt. Dann kehrten sie in die Kapsel zurück, um nunmehr einer
                              									gesteigerten Temperatur und darauf wiederholter Untersuchung unterworfen zu
                              									werden.
                           In dieser Weise wurden 3 bis 4 Brennstufen hergestellt, die man in Ermangelung eines
                              									Pyrometers durch die Glutfarbe der Kapsel unterschied. Gemessen wurde die Schwindung
                              									durch die Bestimmung der Entfernung zweier auf jeder Probe befindlicher Marken mit
                              									Hilfe des kleinen Apparates, dessen Einrichtung in einem früheren Aufsatze (Ueber
                              									Plasticität und Schwindung; Notizblatt 1873; vergl. 1875 215 136) besprochen wurde. Für die Porosität wurde dadurch ein Maß
                              									gewonnen, daß man die Proben einige Zeit in destillirtem Wasser kochte, bis die Luft
                              									aus den Poren derselben ausgetrieben war, und sie dann unter Wasser abkühlen ließ.
                              									Eine in dieser Weise mit Wasser gefüllte Probe wurde dann herausgenommen, schnell
                              									oberflächlich abgetrocknet und in einer verschlossenen tarirten Flasche gewogen. Die
                              									eingesogene Wassermenge im Verhältniß zu dem Gewicht der trockenen Probe lieferte
                              									ein Maß für die Porosität.
                           
                           Hierbei ist nun zu bemerken, daß dieses Verfahren der wissenschaftlichen Schärfe
                              									entbehrt. Einerseits müßte die Vergleichung der eingesogenen Gramme oder
                              									Kubikcentimeter Wasser nicht mit dem Gewichte der Probe, sondern mit ihrem kubischen
                              									Inhalte geschehen, andererseits erhält man bei dieser Methode nicht nur den Inhalt
                              									der der physikalischen Constitution der Masse entsprechenden normalen Poren, sondern
                              									auch der in der Masse zufällig vorhandenen, nicht gut ausschließbaren Hohlräume und
                              									Luftblasen, die sich gleichfalls mit Wasser vollsaugen. Der erste der beiden
                              									hervorgehobenen Fehler kann die Vergleichung der Resultate nicht sehr stören, da es
                              									sich hier immer um denselben Thon und denselben Sand handelt, und außerdem beide,
                              									wenigstens im ungebrannten Zustande, nahezu dasselbe specifische Gewicht hatten. Der
                              									zweite Fehler hindert aber die Vergleichbarkeit der Resultate der verschiedenen
                              									Proben unter einander, denn je nachdem die eine Probe mehr zufällige Luftblasen
                              									enthielt als die andere, wird der Gesammtwerth des Wassers um den Inhalt dieses
                              									Luftblasenüberschusses größer ausfallen. Jedoch behalten die Zahlen ihren Werth,
                              									sobald es sich um die Betrachtung derselben Probe in verschiedenen Brennstadien
                              									handelt, weil hier derselbe Fehler bei allen wiederkehrt und sich dadurch
                              									ausschließt; deshalb ist auf diese bequeme Porositätsbestimmung nicht verzichtet
                              									worden. Außerdem sind die Zahlen auch insofern von Interesse, als sie die wirkliche
                              									Porenmenge nach oben hin abgrenzen, indem letztere in fast allen Fällen geringer
                              									sein wird als die gefundene Zahl. Gehen wir nunmehr zu den Versuchen selbst
                              									über.
                           Mischungen mit Quarzsand.
                           Als Sand diente ein mit Glimmerblättchen vermischter feiner Quarzsand, der, durch
                              									Schlämmung gewonnen, zwischen den Stromgeschwindigkeitswerthen von 0,48 und 1,48 Mm.
                              									pro Secunde überging. Die untersuchten Proben sind dieselben, die in einem anderen
                              									Aufsatze (Beitrag zur Aufklärung der Wirksamkeit der Magerungsmittel in den Thonen,
                              									Notizblatt 1873; vergl. 1875 215 136) der Besprechung
                              									unterzogen wurden. Dabei ergaben sich die in Tabelle
                                 										I zusammengestellte Rohzahlen. Eine andere Versuchsreihe ergab die in Tabelle II gegebenen Rohzahlen. Diese Tabellen dürften
                              									ohne Weiteres verständlich sein, wenn hinzugefügt wird, daß die Köpfe 0, 20, 50 etc.
                              									jedesmal ebensoviel Gewichtstheile Sand auf je 100 G. Th. Thon bedeuten. Aus diesen
                              									beiden Tabellen ergeben sich nun einige bemerkenswerthe Resultate, die sofort
                              									hervortreten werden, wenn mir aus ihren Zahlen zwei neue durch Umrechnung
                              									feststellen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 262
                              Sand zu 100 Thon; Tab. I; Gewicht.
                                 										Gramm; Maß. Millimeter; Mit Wasser. Vor dem Brennen; II. Dunkelrothgult; III. Helle Rothglut;
                                 											IV. Hellste Rothglut.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 262
                              Sand zu 100 Thon; Tab. II; Gewicht.
                                 										Gramm; Maß. Millimeter; Mit Wasser. Vor dem Brennen; II. Dunkelrothglut; III. Rothglut; IV. Hellste Rothglut.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 263
                              Sand zu 100 Thon; 0; Tab. III;
                                 										Gewichtsverlust; Schwindung; Gewicht des Wassers; Gewichtsverlust; Schwindung;
                                 										Gewicht des Wassers; Gewichtsverlust; Dunkelrothglut; II. Rothglut; III. Hellste Rothglut.
                              
                                 
                                 Die für 0 unter I aufgeführten Zahlenwerthe
                                    											gehören eigentlich nicht in diese Columne, da diese Probe nur in den
                                    											Brennstufen II und III mit den anderen gemeinsam gebrannt wurde, Stufe I aber im Töpferthon gebrannt war.
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 263
                              Sand zu 100 Thon; Tab. IV;
                                 										Gewichtsverlust; Schwindung; Gewicht des Wassers; Gewichtsverlust;
                                 										Dunkelrothglut; II. Rothglut; III. Hellste Rothglut.
                              
                           
                           Zum Verständniß der Tabellen III und IV ist zu bemerken, daß von den drei Columnen, die
                              									jeder Sandmischung beigegeben sind, die erste jedesmal den procentischen
                              									Gewichtsverlust, bezogen auf den trocknen ungebrannten Thon, die zweite die
                              									procentische Schwindung, bezogen auf die Längenausdehnung im ungebrannten trocknen
                              									Zustande, die dritte endlich die eingesogene Wassermenge, procentisch bezogen, auf
                              									das jeweilige Gewicht des gebrannten Thones bedeutet. Wo in der Columne der
                              									Schwindung ein Pluszeichen über der procentischen Zahl gesetzt ist, hat die
                              									Entfernung der Marken nicht abgenommen, sondern um die darunterstehende Procentzahl
                              									zugenommen. Daß bei der etwas unsicheren Methode, die nasse Probe oberflächlich
                              									rasch zu trocknen, kleine Fehler unvermeidlich sind, ist an sich klar, weshalb diese
                              									Columne einige kleine Unregelmäßigkeiten zeigt.
                           Gehen wir nun zur näheren Betrachtung der beiden letzten Tabellen über, so gibt die
                              									erste Columne über den Gewichtsverlust kaum zu Bemerkungen Veranlassung, wenn nicht
                              									zu der, daß der beigemischte Sand selbst einen kleinen Glühverlust zeigt. In der
                              									That hatten 5,1171 Grm. bei 130° getrocknet einen Gewichtsverlust von 0,0197
                              									Grm. = 0,38 Proc. Hierdurch erklärten sich die Abweichungen des Glühverlustes in den
                              									höheren Magerungsstufen von den Werthen, welche man nach ihrem Procentgehalt an Sand
                              									erwarten sollte.
                           Was nun die zweite Columne anlangt, welche die Schwindungen angibt, so zeigt sich
                              									zunächst, daß bei Weitem nicht in allen Fällen eine Verkleinerung der Proben erfolgt
                              									ist, sondern in einer Reihe von Fällen eine Vergrößerung, und zwar stellen sich die
                              									einzelnen Werthe so, wie folgende Auszüge aus Tabelle
                                 										III und IV ergeben.
                           Tabelle IIIa.
                           
                              
                                 Sand zu 100 Thon.
                                 0
                                 20
                                 50
                                 80
                                 110
                                 140
                                 350
                                 
                              
                                   I. Dunkelrothglut
                                 ?
                                 0
                                 *0,32
                                 +0,46
                                 +0,59
                                 + 0,69
                                 + 0,71
                                 
                              
                                  II. Helle Rothglut
                                 2,19
                                 1,73
                                 1,14
                                 0,53
                                 0
                                 + 0,40
                                 + 0,53
                                 
                              
                                 III. Hellste Rotyglut
                                 3,29
                                 2,54
                                 1,52
                                 0,61
                                 0,19
                                 + 0,23
                                 + 0,53
                                 
                              
                           Tabelle IVa.
                           
                              
                                 Sand zn 100 Thon.
                                 10
                                 40
                                 70
                                 100
                                 130
                                 160
                                 
                              
                                   I. Dunkelrothglut
                                 0
                                 + 0,37
                                 + 0,37
                                 + 0,44
                                 + 0,36
                                 + 0,71
                                 
                              
                                  II. Rothglut
                                 1,12
                                 0,22
                                 0   
                                 + 0,39
                                 + 0,48
                                 + 0,77
                                 
                              
                                 III. Hellste Rothglut
                                 5,59
                                 3,67
                                 2,60
                                 1,88
                                 1,14
                                 0,35
                                 
                              
                           
                           Man sieht aus diesen beiden Tabellen, daß bei Dunkelrothglut, d. h. bei einer
                              									Temperatur, bei welcher das chemisch gebundene Wasser aus dem Thone entweicht, bei
                              									allen Proben eine kleine Vergrößerung eingetreten ist, mit Ausnahme von 10 und 20,
                              									bei denen die Messungen weder Zuwachs noch Schwindung ergaben. Außerdem ist
                              									ersichtlich, daß diese Vergrößerungen der Proben zunehmen mit der Menge des Sandes.
                              									Einige hierbei sich zeigenden Unregelmäßigkeiten sind jedenfalls auf kleine
                              									Messungsfehler zurückzuführen, da sie nur geringfügige Abweichungen von der durch
                              									beide Tabellen gehenden Regel zeigen. Weiter sieht man, daß einige der Proben,
                              									welche bereits die zweite Brennstufe, also helle Rothglut durchgemacht hatten, immer
                              									noch eine Vergrößerung aufweisen, und zwar sind dies diejenigen, die am meisten Sand
                              									enthalten. Ja, aus Tabelle IIIa sieht man sogar die Magerungsstufen 140 und 350 noch
                              									vergrößert, nachdem sie bereits die dritte Brennstufe, also hellste Rothglut passirt
                              									hatten, zu einer Zeit, wo der ungemagerte Thon bereits die erhebliche Schwindung von
                              									3,29 Proc. zeigte. In Tabelle IVa hat in der dritten Brennstufe, welche offenbar
                              									einer höheren Temperatur entsprach, als die entsprechende in Tabelle IVa, wie aus
                              									den Schwindungen hervorgeht, allerdings bei allen die Vergrößerung aufgehört; indeß
                              									ist bei der letzten darin enthaltenen Magerungsstufe auch nur eine ganz unerhebliche
                              									Schwindung zu constatiren.
                           Aus diesen Umständen geht hervor, daß es nicht der Thon ist, auf welchen die
                              									Vergrößerung der Proben beim Brande zurückzuführen ist, sondern der Quarzsand. In
                              									der That zeigte ein Stück Quarz, auf dem zwei Marken angebracht waren, nach dem
                              									Glühen eine Vergrößerung von 0,59 Proc. in linearer Ausdehnung. Die absolute
                              									Genauigkeit dieser Zahl will ich indeß nicht vertreten, da die Marken nicht genügend
                              									scharf hergestellt waren. Außer Zweifel schien mir aber die Vergrößerung zu sein. Es
                              									ist übrigens bekannt, daß krystallinische Kieselsäure, sehr heftiger Hitze
                              									ausgesetzt, specifisch leichter wird, also sich dem Volumen nach ausdehnt, und zwar
                              									kann vor dem Knallgasgebläse die krystallinische Kieselsäure von 2,6 spec. Gew. in
                              									die amorphe mit dem spec. Gew. 2,2 übergeführt werden, was einer Volumvergrößerung
                              									von etwa 18 Proc. entspricht. Es ist weiter bekannt, daß ein der Oberfläche eines
                              									Mauersteines nahe liegendes größeres Quarzstück beim Brande ähnlich sprengend wirkt,
                              									als säße ein Kalkstück in dem Steine — eine Wirkung, die auch nur auf die
                              									Volumvergrößerung des Quarzes zurückgeführt werden kann. Diese Vergrößerung scheint
                              									nun nach obigen Versuchen nicht erst bei hoher Hitze einzutreten, sondern beginnt
                              									bereits, sich bei dunkler Rothglut bemerklich zu machen. Man ist nicht berechtigt,
                              										 aus dem Umstande,
                              									daß die meisten Proben in den späteren Brennstufen meiner Versuche keine
                              									Vergrößerung mehr aufweisen, den Schluß zu ziehen, daß mit der gesteigerten
                              									Temperatur die Ausdehnung des Quarzes nicht mehr zugenommen habe. Die beobachteten
                              									Zahlenwerthe sind vielmehr zusammengesetzter Natur, indem sie einen Ausdruck für die
                              									Differenz aus der Volumvergrößerung des Quarzes einerseits und der Schwindung des
                              									Thones andererseits bilden. Es wird dies noch klarer hervortreten, wenn wir auf die
                              									Porositätszahlen näher eingehen.
                           Zunächst also steht für die Ziegelfabrikation fest, daß mit
                                 										Quarzsand gemagerte Steine bei Dunkelrothglut größer sind als im getrockneten
                                 										Zustande, und zwar weist das Maximum meiner Versuche eine Vergrößerung von
                              									0,77 Proc. auf. Nähme man also an, daß, abweichend von einer Zieglerregel, die
                              									Steine nicht bis genau ans Gewölbe eines Ofens zu setzen, dies dennoch geschehen
                              									wäre, so würde unter Umständen bei einer Höhe des Einsatzes von 6 M. das Ofengewölbe
                              									um etwa 46 Mm. durch die Vergrößerung herausgedrückt werden, und dies wäre nicht
                              									durch die vorübergehende Ausdehnung in Folge der Temperaturerhöhung geschehen,
                              									sondern durch die dauernde Volumveränderung des Quarzes. Der vorübergehenden
                              									Ausdehnung der Steinsäule des Ofeneinsatzes durch die Temperatur entspricht auch die
                              									Vergrößerung der Ofenwände durch die Temperatur, so daß hierbei wohl ein Heben des
                              									ganzen Ofengewölbes stattfindet, nicht aber ein Herausdrücken des Gewölbes an der
                              									Berührungsstelle des obersten Steines.
                           Indem wir die Zahlen von Tab. IIIa. und Tab. IVa betrachten, zeigt es sich weiter,
                              									daß die Schwindungsgrößen mit der Magerung beständig abnehmen, daß also der fettere
                              									Thon stärker schwindet als der gemagerte, und zwar für ein und dieselbe Temperatur
                              									betrachtet ganz entsprechend seinem Magerungsgrade. Wenn also der Ziegler allgemein
                              									behauptet, der Sand vermindere die Schwindung des Thones, so hat er diese
                              									Beobachtung von dem schließlichen Endproduct abgeleitet, ohne dabei zu untersuchen,
                              									in welchem Stadium der an einem Steine sich beim Trocknen und Brennen vollziehenden,
                              									ganz verschiedenartigen Vorgänge der Sand diese Wirksamkeit übt. Daß die Schwindung
                              									beim Trocknen aber bis zu einer gewissen Grenze durch Sandzusatz nicht vermindert
                              									wird, haben wir bereits in einer früheren Arbeit (Notizblatt 1873, vergl. 1875 215 136) nachgewiesen.
                           Von Interesse ist endlich der Aufschluß, welchen die in den Tabellen befindlichen
                              									Porositätszahlen über die Raumveränderungen gewähren, die sich während des Brandes
                              									in einem Steine vollziehen. Zur besseren  Veranschaulichung stellen wir auch diese Zahlen in zwei
                              									besonderen Tabellen zusammen.
                           Tabelle IIIb.
                           
                              
                                 Sand auf 100 Thon.
                                 0
                                 20
                                 50
                                 80
                                 110
                                 140
                                 350
                                 
                              
                                   I. Dunkelrothglut
                                 15,03
                                 14,60
                                 13,91
                                 14,18
                                 14,53
                                 13,74
                                 23,14
                                 
                              
                                  II. Helle Rothglut
                                 12,19
                                 11,85
                                 12,92
                                 14,13
                                 16,11
                                 16,93
                                 25,14
                                 
                              
                                 III. Hellste Rothglut
                                 10,93
                                 10,97
                                 12,77
                                 14,72
                                 16,55
                                 18,01
                                 25,54
                                 
                              
                           Tabelle IVb.
                           
                              
                                 Sand auf 100 Thon.
                                 10
                                 40
                                 70
                                 100
                                 130
                                 160
                                 
                              
                                   I. Dunkelrothglut
                                 14,35
                                 14,49
                                 15,12
                                 14,95
                                 14,41
                                 14,00
                                 
                              
                                  II. Rothglut
                                 13,43
                                 13,17
                                 15,04
                                 15,05
                                 15,24
                                 13,99
                                 
                              
                                 III. Hellste Rothglut
                                 3,59
                                 7,83
                                 11,61
                                 13,41
                                 15,79
                                 16,44
                                 
                              
                           Man hat für gewöhnlich die Vorstellung, daß in dem Maße, als ein Stein stärker
                              									gebrannt wird, sein Gefüge dichter und die Porenmenge des Steines geringer wird.
                              									Diese Vorstellung trifft nicht in allen Fällen zu, und selbst da nicht immer, wo der
                              									Stein offenbar eine Schwindung äußerlich kundgibt, man also zu erwarten berechtigt
                              									ist, daß dieses Schwinden auf Kosten der Poren erfolgt sei. Es liegt dieser
                              									Vorstellung wohl stillschweigend die Annahme zu Grunde, daß bei einer Temperatur,
                              									die hinreicht, eine bedeutende Schwindung des Thones hervorzubringen, namentlich
                              									aber, wenn letzterer einen solchen Grad von zäher Beweglichkeit erlangt, daß man
                              									sagt, er fange an zu klinkern, das in dem Steine enthaltene, häufig recht bunte
                              									Gemisch von verschiedenen Körpern anfange, sich chemisch zu homogenisiren und alle
                              									einzelnen Individuen, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, ihre Sonderexistens
                              									aufgeben. Dies ist indeß nicht allgemein zutreffend. Doch lassen wir die Zahlen
                              									sprechen. Vergleichen wir die Porositätszahlen in Tab. IIIb, so sehen wir, daß die
                              									ersten drei Proben 0, 20, 50 nach jeder höheren Brennstufe dichter geworden sind,
                              									daß die Probe 80 gleichsam die Grenze bildet insofern, als hier auf allen drei
                              									Brennstufen kein wesentlicher Unterschied in der Porosität sich zeigt, daß endlich
                              									die drei letzten Magerungsstufen 110, 140 und 350 mit jedem höheren Brande poröser
                              									geworden sind. Aehnliche Erscheinungen zeigen sich bei Tab. IVb, und muß nochmals
                              									darauf hingewiesen werden, daß in diesem Falle die Hitze erheblich höher war, so daß
                              									Probe 10 bereits als Klinker bezeichnet werden mußte, wie ja auch aus der
                              									erheblichen Schwindung und dem geringen Porengehalt hervorgeht. Es ergibt sich also
                              									für Steine, welche 
                              									nicht bis zum völligen Fluß gebrannt werden: Durch Quarz
                                 										gemagerte Thone werden von einem gewissen Punkte der Magerung ab beim Brennen
                                 										nicht dichter, sondern poröser, und zwar um so poröser, je stärker sie gebrannt
                                 										werden.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)