| Titel: | Wassermesser von Dreyer, Rosenkranz und Droop in Hannover. | 
| Autor: | Hausenblas | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 295 | 
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                        Wassermesser von Dreyer, Rosenkranz und Droop in
                           								Hannover.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									V [a/4]
                        Rosenkranz' Wassermesser.
                        
                     
                        
                           Den bisher bekannten Wassermessern, welche auf dem Princip der Reactionsturbine
                              									gründen, mangelt meist eine für alle Fälle genügende Genauigkeit. Dort, wo es sich
                              									lediglich um die Bestimmung der einer Wasserversorgung seitens eines Consumenten
                              									entnommenen Wassermenge handelt, kann man allerdings von einer vollkommen genauen
                              									Messung absehen und diese Apparate, die sich übrigens durch Einfachheit und
                              									Billigkeit vor den Kolbenapparaten auszeichnen, immerhin in Anwendung bringen; in
                              									anderen speciellen Fällen jedoch, beispielsweise bei Bestimmung des
                              									Kesselspeisewassers, namentlich bei Verdampfproben, muß man auf eine möglichst große
                              									Genauigkeit der Apparate entschieden Anspruch erheben, und dies dürfte auch der
                              									wichtigste Grund sein, daß auf diesem Gebiete die zwar complicirten und theueren,
                              									jedoch zuverlässigere Resultate gebenden Kolbenapparate noch nicht gänzlich
                              									verdrängt werden konnten.
                           
                           Der vorliegende Wassermesser soll nun die Vorzüge der beiden genannten Systeme
                              									vereinigen, indem er bei einfacher Construction sehr befriedigende Resultate
                              									bezüglich Empfindlichkeit und Genauigkeit gibt. Er besteht im Wesentlichen aus einem
                              									Flügelsystem, welches in einem ringförmigen Canal durch den Einfluß der
                              									Geschwindigkeit des den Canal passirenden Wassers eine rotirende Bewegung erhält,
                              									welche auf ein Zählwerk übertragen wird. Die Flügel, welche die Canalwandungen
                              									möglichst genau berühren, verhalten sich vor dem Wasser ähnlich wie ein Kolben in
                              									einem Cylinder.
                           Die besondere Einrichtung des Apparates ist aus den Fig. 3 bis 8 ersichtlich. Die
                              									Metallschale S ist mit einem ringförmigen Canal
                              									versehen, dessen innere Peripherie durch die cylindrische Haube H gebildet ist, während er nach außen hin vom Mantel der
                              									Schale begrenzt wird, dessen Form einem Theil eines sphäroidischen Umdrehungskörpers
                              									entspricht. An diesen Canal schließt sich mit entsprechender Krümmung bei E das Eintritts- und bei A das Austrittsrohr an, welche beide durch ein eingelegtes Stück T theilweise getrennt sind. Die Schale ist durch einen
                              									auf den Rand derselben aufgeschraubten Deckel verschlossen. Da dieser höher liegt
                              									als die Haube H und das Trennungsstück T, so bleibt ein Spielraum, welcher zur Aufnahme der
                              									rotirenden Flügelarme a dient. Die Flügel sind in einer
                              									Metallscheibe s (Fig. 6 und 7) radial befestigt,
                              									welche auf einer kleinen verticalen, in der Mitte der Schale auf Stahlspur
                              									gelagerten Welle w sitzt und außerdem vier zwischen den
                              									Armen a gleichmäßig vertheilte radiale Blechstreifen b trägt. Da die Höhe dieser Streifen und ebenso die
                              									Dicke der Arme a und der Scheibe s möglichst genau dem Abstand zwischen Deckel und Haube entspricht, so ist
                              									dadurch und mit Rücksicht auf die Form des Trennungsstückes T (Fig.
                                 										3 und 5) bei jeder beliebigen Lage des Flügelsystemes die vollständige Trennung
                              									von Ein- und Austrittsöffnung erzielt.
                           Die Arme a sind an ihren äußeren Enden schwächer
                              									abgesetzt; auf diese ist ein leichter, mit angebogener Hülse versehener Blechflügel
                              										f geschoben, vor welchem eine Mutter geschraubt und
                              									verlöthet ist, um ein Losfliegen desselben zu verhindern. Die Form dieser Flügel ist
                              									durch das Profil des Schalencanals bestimmt, indem sie bei einer Neigung von
                              									45° letzteren genau ausfüllen. In dieser Lage befinden sich die Flügel so
                              									lange, als sie den Canal zwischen Eintritts- und Austrittsöffnung
                              									durchlaufen; haben sie letztere verlassen, so müssen sie bei weiterer Drehung über
                              									das Trennungsstück T hinweg durch den Spielraum zwischen
                              									diesem und dem Deckel D in horizontaler Lage gleiten. Um
                              									nun die Flügel aus ihrer geneigten Lage in die horizontale überzuführen,  ist vor der Austrittsöffnung
                              										A ein Steg e (Fig. 8)
                              									angebracht, welcher — von der Sohle des Canals bis zur Kopffläche des
                              									Trennungstückes T sanft ansteigend — aus einem
                              									mit Blech armirten Kork- oder Lederstreifen gebildet ist. Durch die Wahl
                              									dieses Materiales ist einer Abnützung der über den Steg schleifenden Flügel
                              									vorgebeugt; derselbe verhindert gleichzeitig, daß die Flügel etwa vom Wasser
                              									mitgerissene Steinchen, Holzstückchen u. dgl. in die enge Stelle zwischen Deckel und
                              									Haube ziehen, was Störungen in der Bewegung des Flügelsystemes zur Folge hätte. Da
                              									solche auch aus einem Festklemmen der Flügel entspringen könnten, so ist auf den
                              									Armen a für die Grenzlagen der Flügel (45° und
                              									horizontal) Anschlag gegeben.
                           Sobald nun Wasser in den Apparat gelangt, wirkt es auf den vor der Eintrittsöffnung
                              									befindlichen Flügel ein und schiebt denselben vor sich her; mittlerweile gelangt der
                              									andere Flügel an den Steg e, der ihn allmälig in die
                              									horizontale Lage bringt, in welcher er schließlich über das Trennungsstück T gleitet, worauf er nach Verlassen des letzteren durch
                              									sein Eigengewicht und unter dem Einfluß des Wassers vor der Eintrittsöffnung wieder
                              									in die geneigte Lage zurückfällt. Das Wasser wirkt nun auf diesen Flügel ein,
                              									während der andere außer Action kommt. Auf diese Weise entsteht, so lange das Wasser
                              									den Canal durchströmt, eine continuirliche Rotation des Flügelsystemes, welche zur
                              									directen Messung, d. i. Kubicirung des Wassers benützt wird.
                           Da in Folge der überall an den Flügeln und Armen etc. vorhandenen unvermeidlichen
                              									Undichtigkeiten gleich bei Beginn des Wasserzulaufes der ganze Apparat unter Wasser,
                              									also unter gleichem Druck steht, so folgt, daß die Bewegung des Flügelsystemes
                              									lediglich von der Wassergeschwindigkeit und nur relativ vom Druck abhängt, was sehr
                              									werthvoll für Messungen unter variablem Druck ist. Weil der Druck ohne Einfluß ist,
                              									können überdies alle Theile des Bewegungsmechanismus äußerst leicht gehalten werden.
                              									Durch diesen Umstand und dadurch, daß stets nur ein Flügel activ ist, wird auch das
                              									sogen. Vor- resp. Nachlaufen vermieden. Bezüglich der erwähnten
                              									Undichtigkeiten sei noch bemerkt, daß dieselben der Genauigkeit der Messung fast
                              									keinen Eintrag thun, indem namentlich kleinere Apparate von 75 bis 40mm Durchmesser noch
                              									bei geringeren Abflußmengen arbeiten, als die Summe der unvermeidlichen
                              									Undichtigkeiten beträgt. Dies erklärt sich theilweise wohl dadurch, daß die zwischen
                              									Deckel und Haube befindliche Wassermenge blos mitrotirt und nicht eigentlich zum
                              									Ausfluß gelangt.
                           Die bedeutende Kraftäußerung des Flügelsystemes wird zur Bewegung des Zählwerkes
                              									benützt, welches sich in einem auf dem Deckel  dicht aufgeschraubten gußeisernen Gehäuse G befindet. Das Zählwerk wird von der Welle w angetrieben, welche zu diesem Zwecke durch den Deckel
                              										D ragt und ein Getriebe r trägt, das in ein Rad R eingreift, von
                              									welchem die Bewegung durch ein großes Vorgelege mit zwei Schrauben ohne Ende auf den
                              									zum Zählwerk führenden, conisch abgesetzten Zapfen k
                              									übertragen wird. Durch diese große Uebersetzung wird von dem Flügelsystem nur ein
                              									geringer Kraftbedarf für das Zählwerk gefordert.
                           Auf dem Zapfen k wie im ganzen Raum B, in welchem sich der Rädermechanismus befindet und der
                              									durch ein Loch 1 mit der Schale S communicirt, wirkt der
                              									ganze Wasserdruck, und zwar namentlich bei geringen Abflußöffnungen bremsend auf den
                              									conischen Zapfen, resp. das Flügelsystem ein. Um für größere Abflußöffnungen
                              									ebenfalls eine gleichmäßige Bewegung und Messung zu erzielen, sowie die
                              									unvermeidlichen Einflüsse der Undichtigkeiten auszugleichen, ist noch eine Welle v mit Trieb t angeordnet,
                              									welche je nach Form und Größe der Apparate zwei oder mehrere Hemmflügel F trägt. Diese reguliren, während sie bei langsamer
                              									Drehung gar nicht zur Wirkung kommen, bei immer schnellerer Rotation den Apparat und
                              									bilden einen nicht nnwesentlichen Theil desselben.
                           Von dem Zählwerk, einem einfachen Gaszähler, ist noch zu bemerken, daß dasselbe nicht
                              									durch mühsame Uebersetzungen, welche leicht zu unrichtigen Angaben führen, auf ein
                              									bestimmtes einheitliches Maß gebracht ist, sondern daß für eine bestimmte Anzahl
                              									Umdrehungen das durchfließende Wasserquantum empirisch ermittelt und die so
                              									gefundene Einheit auf dem Zifferblatt angegeben ist. Das abgelesene Resultat ist
                              									daher stets mit dieser Zahl zu multipliciren, um den Wasserverbrauch in Kilogramm
                              									oder Liter zu erhalten.
                           Obwohl geringe Verunreinigungen, Niederschläge und einzelne schwere Stückchen dem
                              									Apparate nicht schaden, indem die Flügel darüber hingleiten können und dieselben
                              									endlich beim Ausgang fortgespült werden, so empfiehlt sich doch zur Hintanhaltung
                              									grober Verunreinigungen, namentlich durch Holz- oder Strohstückchen, Kies
                              									etc., die Anwendung eines in Fig. 9 dargestellten
                              									Schlammentopfes, welcher bei c mit Eintrittsbei d mit Austrittsstutzen versehen ist. Zwischen beiden ist
                              									ein feines Metallsieb eingezogen, das man zum Schutz beiderseits mit in der oberen
                              									Hälfte grob gelochtem Zinkblech bekleidet. Das Wasser ist somit genöthigt, den Weg
                              									durch das Sieb zu nehmen, und es werden sich die Verunreinigungen vor demselben
                              									absondern. Zur Verhinderung der Stromwirkung ist bei N
                              									eine Nase vorgebaut; p ist eine Ablaßschraube.
                           
                           Es wurden Eingangs als Bedingungen eines guten und für alle Zwecke brauchbaren
                              									Wassermessers Einfachheit, Empfindlichkeit und Genauigkeit bezeichnet. Bezüglich der
                              									letzteren sei erwähnt, daß der vorliegende Apparat bei einem mittleren Druck von 3
                              									Atmosphären das wirkliche Wasserquantum fast genau angibt, bei Druckdifferenzen von
                              									100 bis 50mm die
                              									entstehenden Fehler nicht über zwei Procent betragen. Auch einer weiteren Bedingung,
                              									der eines genügenden Durchgangsquerschnittes ist entsprochen; ebenso dürfte die
                              									Dauerhaftigkeit des Apparates aus seiner Construction wohl gefolgert werden. Durch
                              									längere Versuche wurde der Constructeur des Wassermessers zu einer Verbesserung
                              									desselben geleitet, welche aus Fig. 10 bis 13 ersichtlich
                              									ist. Hier liegt der Steg e hinter der Austrittsöffnung
                              										A. Dadurch wird einerseits jede schädliche Brechung
                              									des Wasserstrahles vermieden, andererseits einer Abnützung der über den Steg
                              									gleitenden Flügel um so sicherer vorgebeugt, da letztere beim Passiren des Steges
                              									nicht mehr nnter der directen Einwirkung des Wasserstrahles stehen. Ueberdies wurde
                              									durch die neue Anordnung auch der Weg des Wassers im Apparat verringert.
                              									Gleichzeitig wurde die Empfindlichkeit durch Vergrößerung der Räderübersetzung beim
                              									Zählwerk vergrößert und die beständige Communication des Raumes B mit dem eigentlichen Meßraum in der Schale S durch eine in Figur 13 besonders
                              									dargestellte Ventilklappe aufgehoben, welche jedoch gleichwohl die Ausgleichung von
                              									Druckdifferenzen zuläßt. Die Regulirung des Wassermessers erfolgt mittels einer mehr
                              									oder weniger gekrümmten Schütze o, welche hinter der
                              									Eintrittsöffnung E angeordnet ist.
                           Hausenblas. 
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
