| Titel: | Tunner, über directe Darstellung des Eisens nach Blair. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 304 | 
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                        Tunner, über directe Darstellung des Eisens nach Blair.Nach dem Vortrage von P. Tunner bei der Generalversammlung des
                                    												montanistischen Vereins für Steiermark am 20. März
                                    											1875, durch die Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen
                                       												Vereins für Kärnten, 1875 S. 119.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									V [d/2.3].
                        Tunner, über directe Darstellung des Eisens nach Blair.
                        
                     
                        
                           Obgleich die directe Darstellung des Eisens die uranfängliche Methode der Gewinnung
                              									dieses Metalles ist und durch die später eingeführte Zwischenarbeit der Hohöfen mit
                              									ihrer Roheisenerzeugung anerkannt ein wesentlich ökonomischer Vortheil erreicht
                              									wurde, so zeigen doch die meisten Eisen producirenden Länder, namentlich in den
                              									letzten Decennien, wo die Wissenschaft auch im Hüttenwesen mehr Verbreitung gefunden
                              									hat, vielfache Bestrebungen und Versuche in der directen Darstellung des Eisens.
                              									Alle die vielen, zum Theile sehr kostspieligen, durchgehends mißlungenen Versuche
                              									mit der directen Darstellung, alle die großen Fortschritte, welche im Betriebe der
                              									Eisenhohöfen in letzterer Zeit gemacht worden sind, alle die von hervorragenden
                              									Gelehrten und Industriellen wiederholt ausgesprochenen Verdammungsurtheile über die
                              									directe Darstellung vermochten nicht, den weiteren Bemühungen auf diesem Wege
                              									Einhalt zu thun.
                           Dieser überraschenden Beharrlichkeit in der Verfolgung des directen Weges liegt die
                              									Thatsache zu Grunde, daß einerseits diese Bahn als die kürzere, wenn entsprechend
                              									durchgeführt, billiger sein müsse wie die mit dem Umwege des Hohofenbetriebes, und
                              									andererseits die von der Wissenschaft gebotene Ueberzeugung, daß diese kürzere Bahn
                              									entsprechend durchgeführt werden könne.
                           Es ist unverkennbar, daß die reichen und reinen Eisenerze, wie sie in Steiermark und
                              									Kärnten in großer Menge vorkommen, leicht zu reduciren sind und diese reducirten
                              									Erze in chemischer Verbindung durchgehends und zum Theile selbst an mechanischen
                              									Beimengungen reiner sind, als das daraus dargestellte Roheisen. Nachdem aber
                              									zweifelsohne die reducirten Erze billiger dargestellt werden können als das Roheisen
                              									und zugleich reiner sind, zum Theile sogar reiner als die aus dem Roheisen erzeugten
                              									Blooms, so muß es doch möglich sein, die reducirten Erze wenigstens gleich
                              									vortheilhaft wie das Roheisen weiter zu verarbeiten.
                           Ohne weiter auf allgemeine Betrachtungen und Erörterungen einzugehen, soll nach Blair's Anleitung in voraus auf einen bezüglich der
                              									Beschaffenheit der reducirten Erze noch ziemlich allgemein herrschenden Irrthum
                              									aufmerksam gemacht werden. Bei den meisten in größeren  Apparaten dargestellten
                              									reducirten Erzen ist bei ihrer weiteren Verwendung stets noch ein ansehnlicher Theil
                              									Sauerstoff mit dem Eisen in Verbindung gewesen, indem einerseits die Reduction nicht
                              									vollständig durchgeführt war und andererseits durch theilweise Berührung der noch
                              									heißen Erze mit atmosphärischer Luft wieder etwas Sauerstoff in Verbindung getreten
                              									ist. Hauptsächlich in dieser unvollkommenen Reduction dürfte bei dem weiteren
                              									Zugutebringen dieser Erze die Ursache der Verschlackung einer größeren Menge von
                              									Eisen gelegen sein und zur Annahme geführt haben, daß mit dem sogen. Eisenschwamm im
                              									Großen, selbst in der hohen Temperatur eines Siemensofens, nicht ohne bedeutende
                              									Eisenverschlackung, daher nie mit Vortheil gearbeitet werden könne. Dieser Umstand
                              									hat weiters zu der (in neuester Zeit auch in Steiermark versuchten) voraussichtlich
                              									kostspieligen Methode der Reduction in dem heißflüssigen Erzbade geführt.
                           Schon in der Generalversammlung v. J. hat Verf. zuerst eine kurze Notiz von der
                              									directen Darstellung des Eisens nach Blair gegeben. Etwas
                              									näher über diesen Gegenstand hat er sich gelegentlich der letzten Wanderversammlung
                              									in Graz ausgelassen, und kommt heute auf diesen Gegenstand zurück, weil seine
                              									früheren Mittheilungen unvollkommen, zum Theile selbst irrig sind, weil seither
                              									dabei wieder Fortschritte gemacht wurden, hauptsächlich aber, weil nach den jüngst
                              									erhaltenen Nachrichten auf den Hütten zu Glenwood bei Pittsburg in Nordamerika über
                              									Jahr und Tag im Großen und mit den besten ökonomischen Erfolgen nach der Methode von
                              										Blair Gußstahl und homogenes Eisen (homogeneous iron) dargestellt wird. Es sind auf Blair's Werken 6 Reductionsapparate (Oefen), jeder mit 3
                              									Cylinder, aufgestellt. Jeder solche Ofen liefert in der Woche 60t d. s. 1200 Centner
                              									reducirtes Eisen als Eisenschwamm. Früher wurde aller Eisenschwamm im kalten
                              									Zustande zu Blooms gepreßt; später ist dieses Pressen auf die in kleinerem
                              									Aggregatszustande vorkommende Partie beschränkt worden, während die gröbere Partie,
                              									ungefähr ⅔ des Ganzen, ohne weitere Vorbereitung zur Verwendung bei
                              									Schmelzöfen nach dem Siemens-Martin-Proceß gelangen.
                           Nach allen dem verdient der Proceß nach Blair unsere
                              									Aufmerksamkeit um so mehr, als demselben von Seite englischer Eisengewerken
                              									ebenfalls bereits nähere Beachtung gewidmet wird. Zunächst sei Blair's Reductionsofen, welcher in Fig. 28 bis 30 (nach Engineering) dargestellt ist, näher beschrieben.
                           Es sind in einem solchen Ofen drei gleiche, aus eigens geformten feuerfesten Ziegeln
                              									hergestellte Reductionscylinder K eingebaut, welche  1m,37 inneren Durchmesser und 12m,80 Höhe vom Boden
                              									bis zur Begichtungsebene messen. Diese Cylinder sind von einem aus ordinären Ziegeln
                              									aufgeführten, innen mit feuerfesten Ziegeln bekleideten und äußerlich gut
                              									verankerten Rauchgemäuer R dergestalt umgeben, daß
                              									zwischen diesem und der Außenwand der Cylinder ein ringförmiger Raum von 102mm gebildet wird.
                              									Unterhalb ruht das Rauchgemäuer auf Eisenplatten M,
                              									welche von Gußeisensäulen getragen werden. Hierdurch wird der unterste, zur
                              									Abkühlung des Inhaltes bestimmte und darum aus Eisenkränzen dargestellte Theil der
                              									Cylinder vom Boden auf ringsum freigestellt. Zur äußerlichen Erhitzung der Cylinder
                              									werden von einem gewöhnlichen Generator Gase in Röhren C, D zugeführt und mit den Verbrennen: E in den ringförmigen Zwischenraum um die Cylinder
                              									geleitet und mit Wind verbrannt. Dadurch werden die Cylinder von außen in die
                              									erforderliche hellrothe Glühhitze versetzt. Die Verbrennungsgase ziehen durch die
                              									Essen Q ab.
                           Am oberen Ende jedes Cylinders ist ein fingerhutartiges (oben geschlossenes) eisernes
                              									Rohrstück J von 1m,83 Länge und 1m,24 äußerem Durchmesser eingehängt,
                              									wodurch zwischen der Innenwand des Cylinders und der Außenwand des Fingerhutes ein
                              									ringförmiger Zwischenraum von 127mm Weite gebildet wird. In diesen ringförmigen Zwischenraum
                              									werden die Erze, gemengt mit der zur Reduction erforderlichen Kohle, aufgegichtet.
                              									Um diesen ringförmigen Raum nicht allein von außen durch den in Glut versetzten
                              									Cylinder, sondern zugleich an der inneren Seite zu erhitzen, so werden Generatorgase
                              									auch durch die Röhrenleitung F (Fig. 29) und Wind durch
                              									die Leitung G in das Innere des Fingerhutes geleitet und
                              									daselbst bei H diese Gase verbrannt. Ueberdies verbrennt
                              									in diesem Raume das bei der Reduction unterhalb, d. i. in dem eigentlichen
                              									Reductionsraume gebildete Kohlenoxydgas. Zum Abziehen der Verbrennungsproducte muß
                              									auch dieser Raum mit der Esse eine Communication erhalten.
                           So gestaltet wird das gegichtete Gemenge von Erz und Kohle von beiden Seiten rasch
                              									und gleichförmig erhitzt, indem die Hitze von jeder Seite nur auf 63mm einzudringen hat.
                              									Das gleichförmig erhitzte Gemenge gelangt sofort in den eigentlichen Reductionsraum
                              									des Cylinders, wo dasselbe durch die äußere Erhitzung der Cylinderwand eine
                              									zureichend lange Zeit in der zur Reduction erforderlichen Temperatur erhalten
                              									wird.
                           Die Erfahrung hat gezeigt, daß bei den in der Zeichnung dargestellten räumlichen
                              									Verhältnissen die nöthige Erhitzung in dem ringförmigen Begichtungsraume und die
                              									nöthige Zeit zur Vollendung der Reduction in dem Raume bis zum Horizont des Bodens
                              										L des erhitzten  Cylindertheiles erreicht wird,
                              									wenn zu unterst das Ausziehen der reducirten Erze in dem Maße vorgenommen wird, daß
                              									per Cylinder und Woche 20t reducirtes Eisen in dem erhaltenen Eisenschwamm enthalten sind.
                           In dieser Art und Weise wird es möglich, die Erze in größerer Menge schnell, billig
                              									und gleichförmig zu erhitzen und sofort entsprechend zu reduciren. Aller
                              									Wahrscheinlichkeit nach ist mit den vorstehend angegebenen Dimensionen, so
                              									insbesondere mit den 1m,24 Durchmesser des an der Gicht eingehängten Fingerhutes und der
                              									entsprechenden Cylinderweite, die vortheilhafteste Grenze noch nicht erreicht.
                              									Thatsache ist nur, daß zuerst im Juli 1871 mit einem aus Gußeisen hergestellten
                              									Cylinder von 279mm
                              									innerem Durchmesser und 3m,96 Höhe begonnen wurde; diesem folgten im April 1872 drei thönerne
                              									Cylinder von 914mm
                              									Durchmesser und 9m,14
                              									Totalhöhe, welche bis August 1872 im regelmäßigen Betriebe waren, worauf mit
                              									Cylindern von dem gleichen Durchmesser aber mit 12m,80 Höhe begonnen wurde. Endlich im
                              									Herbste 1873 wurden die Apparate mit den vorliegend angegebenen Dimensionen in
                              									Betrieb gesetzt und bis auf die letzten Nachrichten im laufenden Jahre
                              									ununterbrochen im Gange erhalten. Da mit dieser succesiven Vergrößerung der Apparate
                              									immer ökonomisch günstigere Resultate erzielt worden sind, so liegt auf der Hand,
                              									daß ein weiteres Fortschreiten in dieser Richtung zu empfehlen sei.
                           Es steht außer Frage, daß diese Art der Reductionsapparate das Vollkommenste ist, was
                              									bisher zu den Reductionsversuchen in der Praxis zur Anwendung gelangte, indem
                              									dadurch nicht allein rasche und gleichförmige Erhitzung erzielt, sondern überdies
                              									das bei der Reduction gebildete Kohlenoxydgas als Brennmaterial zur Verwendung
                              									gebracht wird.
                           Sehr sinnreich und zugleich höchst einfach ist das von Blair bei seinem Apparate angewendete Mittel, um jede theilweise
                              									Wiederoxydation des reducirten Eisens zu vermeiden. Bekanntlich hat das Eisen in dem
                              									Zustande der feinen Vertheilung, wie es sich in den reducirten Erzen befindet, eine
                              									sehr große Neigung, sich wieder mit Sauerstoff zu verbinden, so lange es sich in
                              									einer höheren Temperatur befindet und der mindeste Luftzutritt stattfindet. Dem
                              									begegnet Blair einfach dadurch, daß die
                              									Reductionscylinder unter dem Reductionsraume tief genug verlängert werden, um sowohl
                              									eine hinreichende Abkühlung, als weiters auch noch durch die unterste Partie der
                              									daselbst bereits kühleren Erzsäule einen Abschluß gegen allen Zutritt der Luft zu
                              									den noch wärmeren Partien zu bewirken. Der unterste Theil der verlängerten Cylinder
                              									ist, wie schon berührt wurde, aus Eisen hergestellt, und um die Abkühlung daselbst
                              										 noch mehr zu
                              									beschleunigen, ist der Eisencylinder mit einem Blechmantel N und dazwischen circulirendem kaltem Wasser versehen. Die gezogenen Erze
                              									müssen so weit abgekühlt sein, daß sie bequem mit der freien Hand gefaßt werden
                              									können, in welchem Zustande sie, wochenlang an der freien Luft liegend, keinen
                              									Sauerstoff aufnehmen, daher die unterste Partie der reducirten Erze im Kühlcylinder
                              									von der Luft nicht oxydirt und bei dem zum Theile kleinen Aggregatszustande und der
                              									durch den Druck der darüber befindlichen Säule erlangter Dichte auch nicht leicht
                              									durchdrungen wird.
                           Das Ausziehen der Erze erfolgt durch das Aufheben der zu unterst befindlichen
                              									Schubröhre P. Der in der Mitte angebrachte Conus O bewirkt das gleichmäßige Ausrollen der reducirten
                              									Erze. Wenn das entsprechende Quantum gezogen ist, wird die Schubröhre wieder
                              									niedergezogen und vorsichtshalber am Boden herum mit plastischem Thon verstrichen.
                              									In dem Maße, als unten Eisenschwamm ausgezogen, wird oben wieder gegichtet, und
                              									dergestalt der continuirliche Betrieb erzielt. Das Ausziehen wird in Intervallen von
                              									2 bis 3 Stunden vorgenommen, wobei die Gichtfüllung um circa 305 bis 457mm sinkt.
                           Der Betrieb eines solchen Reductionsofens ist so einfach und so wenigen Störungen
                              									ausgesetzt, wie kaum irgend ein zweiter metallurgischer Proceß, bei welchem mit
                              									Hitze gearbeitet wird. Es ist nur darauf zu sehen, daß das aufgegichtete Material
                              									bei seinem Verlassen des ringförmigen Raumes, d. i. bei seinem Eintritte in das
                              									Innere des Cylinders bei S hinreichend erhitzt ist, und
                              									demgemäß der erkaltete Eisenschwamm in geringerer Menge oder in längeren
                              									Zeitintervallen ausgezogen wird, wenn dies nicht der Fall sein sollte; und ferner
                              									ist die entsprechende gleichförmige Erhitzung der Cylinder durch oben angebrachte
                              									Spählöcher zu beobachten und danach die Gasfeuerung bei dem Verbrennen zu reguliren.
                              									Um bei dem Verbrennen jedem Verlegen durch abgesetzten Theer zu begegnen, kann es
                              									nothwendig werden, die Gase durch Waschen oder Abkühlen vom Theer zu befreien, bevor
                              									sie zu den Verbrennern gelangen. Die vollendete Reduction im gezogenen Eisenschwamm
                              									ist bei einiger Uebung leicht und sicher nach dem Glanze, der Farbe und dem Anfühlen
                              									insbesondere aber nach dessen Verhalten und Aussehen beim Ritzen mit einem Messer zu
                              									beurtheilen.
                           Als Reductionsmittel können Coaks, Anthracit oder Holzkohle, ebenso Sägespäne oder
                              									Torf angewendet werden; weniger bequem sind hierzu rohe Steinkohlen zu verwenden,
                              									besonders wenn es Backkohlen sind. Nothwendig muß dabei auf die entsprechende
                              									Reinheit von Schwefel gesehen  werden. Für unsere Verhältnisse würde oft das billige,
                              									mitunter ganz werthlose Kohlenklein, die sogen. Lösche, zu verwenden sein, welche
                              									bei den Kohlstätten und den mit Holzkohlen betriebenen Hohöfen oft in großer Menge
                              									sich ansammelt. Jedenfalls muß das Reductionsmittel zerkleinert werden und zur
                              									Aushaltung gröberer Stücke ein Drahtsieb passiren, dessen Maschen höchstens 25, nach
                              									Umständen nur 13mm
                              									weit sind. Die Erze müssen gleichfalls zerkleinert werden und haben ein Sieb mit
                              										38mm Maschenweite
                              									zu passiren. Das Mengen der zerkleinerten Erze und Kohle wird mit Durchschaufeln
                              									bewerkstelligt.
                           Wenn bekannt ist, wie viel Sauerstoff bei der Reduction aus den Erzen zu entfernen
                              									ist, so ergibt sich die dazu erforderliche Kohlenmenge durch ein einfaches
                              									Rechenexempel. Wenn das Eisen in dem Erz, wie am öftesten der Fall, als Oxyd
                              									enthalten ist, so werden auf 100 G. Th. Eisen 32,14 Th. Kohlenstoff erforderlich,
                              									oder einfacher und genügend: ⅓ des Gisengewichtes gibt die Menge der zur
                              									Reduction nöthigen Kohle. Zur Sicherheit wird neuerlichst aber noch gegen 10 Proc.
                              									Mehrgewicht an Kohle zugegeben. Der hierdurch zuletzt bleibende Ueberschuß an Kohle
                              									wird mit dem Eisenschwamm ausgezogen und muß von diesem getrennt werden, bevor
                              									dieser weiter verarbeitet wird. Um diese Trennung zu erleichtern, wird bei den Erzen
                              									getrachtet, sie dergestalt zu zerkleinern, daß so wenig als thunlich Partien darin
                              									enthalten sind, welche durch ein Sieb mit 13mm Maschenweite passiren können; hingegen
                              									wird die Kohle so weit zerkleinert, daß sie ein Sieb von nicht viel mehr als 13mm Maschenweite
                              									passiren kann. Bei diesen Aggregatszuständen wird nach der Reduction durch ein
                              									gewöhnliches Trommelsieb mit schwach 13mm weiten Maschen der größte Theil (bei
                              									⅔ des Ganzen) des erhaltenen Schwammes, nämlich die gröberen Stücke, sogleich
                              									von der überschüssigen Kohle befreit. Der kleinere bleibende Rest kann durch Waschen
                              									von der Kohle befreit werden, indem das Wasser kein Oxydiren bewirkt, wenn der
                              									gewaschene Schwamm nur wenige Stunden bis zu seiner weiteren Verwendung liegen
                              									bleibt.
                           Bis zum Frühjahre 1874 ist der erhaltene Eisenschwamm, unter einem Drucke von 2110k pro 1qc, im kalten Zustande
                              									zu Blooms von 152mm
                              									Durchmesser und 305mm
                              									Höhe gepreßt worden. Seither ist dieses Pressen jedoch entbehrlich gefunden worden,
                              									indem die größeren Stückchen des Schwammes unter der Schlackendecke des Schmelzofens
                              									rasch verschwinden und bei deren porösem Zustande sich sehr schnell im Metallbade
                              									auflösen. Nur die mehr zerkleinerte Partie des Schwammes wird vor der weiteren
                              									Verwerthung durch Kaltpressen in Blooms von der genannten Größe verwandelt.
                           
                           Die weitere Zugutebringung des dargestellten Eisenschwammes erfolgt zu Glenwood durch
                              									Schmelzung in einem Roheisenbade, welches in einem Siemensofen, oder einem anderen
                              									ähnlichen Gasschmelzofen sich befindet. Zur Herstellung dieses Roheisenbades ist
                              									ungefähr ¼ des ganzen Gewichtes der schließlich erhaltenen Ingots an Roheisen
                              									erforderlich; und am Ende der Charge wird, ähnlich wie bei dem
                              									Siemens-Martin-Processe, zum erwünschten Rückkohlen des Metallbades,
                              									bei 1/20 des Gesammtgewichtes an Spiegeleisen nachgetragen.
                           Um die Verwendung des zur Herstellung des Roheisenbades erforderlichen Quantums an
                              									reinem Bessemer-Roheisen zu umgehen, hat Blair
                              									verschiedene Versuche angestellt, wovon die letzten, zu den besten Hoffnungen auf
                              									das Gelingen berechtigenden, darin bestehen, daß das Klein des erhaltenen Schwammes,
                              									welches jedenfalls durch Kaltpressen in Blooms verwandelt wird, vor dem Pressen noch
                              									mit anderen die Kohlung fördernde Zuthaten (thierische Kohle, Alkalien und
                              									dergleichen Cyan bildende Bestandtheile) vermengt wird, und die so bereiteten Blooms
                              									vorerst eingeschmolzen werden. Es tritt dabei in der hohen Temperatur rasch eine
                              									Aufnahme von Kohle ein, wodurch die Blooms zu Roheisen einschmelzen; das erhaltene
                              									Metallbad ist gleichfalls geeignet, eine ansehnliche Menge des Eisenschwammes
                              									aufzulösen.
                           Bei einem oberflächlichen Ueberblicke des Vorganges nach Blair kann leicht die Ansicht entstehen, daß die ganze Reduction
                              									entbehrlich und nahezu das gleiche Resultat zu erlangen sei, wenn nach der
                              									ursprünglichen Methode des Martin-Processes in das Roheisenbad unreducirte,
                              									aber möglichst reine und reiche Eisenerze eingetragen werden. Allein bei näherer
                              									Betrachtung fällt der große Unterschied in dem Verhalten und der Wirkung zwischen
                              									den rohen und den reducirten Erzen sogleich auf; denn bei Verwendung der rohen Erze
                              									findet eine raschere Entkohlung des Eisenbades, zugleich aber auch eine bedeutendere
                              									Abkühlung und ein großer Eisenverlust durch Verschlackung statt; Sohle und Wände des
                              									Ofens werden von der eisenreichen Schlacke stark angegriffen. Der Verlauf des
                              									Processes ist öfteren Störungen ausgesetzt, wird unsicher und unökonomisch gemacht.
                              									Aus diesen Gründen ist bei dem Siemens-Martin-Processe die Zugabe der
                              									rohen Erze mit der von gefrischtem Eisen ersetzt worden. Der Eisenschwamm steht in
                              									seiner Beschaffenheit wie in seiner Wirkung näher dem gefrischten Eisen als den
                              									rohen Erzen, und hat vor dem gefrischten Eisen den großen Vorzug, daß er ungleich
                              									billiger ist. Bei der Zugabe des Eisenschwammes wird allerdings etwas mehr Schlacke
                              									gebildet als bei Verwendung von gefrischtem Eisen; allein blos bei Verarbeitung
                              									ärmerer Erze wird so viel Schlacke erzeugt, daß  deren Menge hinderlich wird und
                              									darum vor Beendigung der Charge theilweise entfernt werden muß. Eine gewisse
                              									Schlackenmenge ist als schützende Decke sehr erwünscht, weshalb bei Verarbeitung des
                              									Eisenschwammes von reichen Erzen anfangs sogar absichtlich etwas Schlacke von der
                              									vorigen Charge beigegeben wird.
                           Rücksichtlich der Verwendbarkeit von unreinen Erzen bei dem Verfahren nach Blair kann noch bemerkt werden, daß Schwefel und
                              									Phosphor, wenn sie im Erz mit dem Eisen verbunden sind, jedenfalls ihren schädlichen
                              									Einfluß zur Geltung bringen werden; sind diese Verunreinigungen in dem Erze aber an
                              									einen anderen Körper gebunden, wie z. B. wenn phosphorsaurer Kalk im Erz vorkömmt,
                              									so verlassen diese das Eisenbad in ähnlicher Weise, wie es bei der Kieselerde der
                              									Fall ist, — so wenigstens wird berichtet.
                           Zum Schlusse der vorliegenden Mittheilungen läßt Verf. nach den im Großen, aus dem
                              									mehr als einjährigen Betriebe zu Glenwood entnommenen Resultaten, jedoch auf
                              									österreichische Preis- und Localverhältnisse umgerechnet, eine Darlegung der
                              									Gestehungskosten per Centner Ingots folgen.
                           
                              
                                 2 Ctr. geröstete Erze, mit 50 Proc. Eisen, à Ctr. 32 kr.
                                 
                                 fl.
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                                 64
                                 
                              
                                 36 Pfd. Holzkohlenklein à 1 kr. (oder
                                    											schwefelfreies Steinkohlenklein)
                                 
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                                 0,75 Ctr. Braunkohle-Feingries, für den Gasgenerator à, 24 kr.
                                 
                                 fl.
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                                 18
                                 
                              
                                 Arbeitslöhne:
                                 Beim Betrieb des Reductionsofens
                                 8
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Beim Gasgenerator
                                 4
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Beim Zerkleinern und Mengen der Erze und Kohle
                                 5
                                 
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                                 Bergbausteuern (Einkommensteuer, Reparaturen)
                                 
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                                 —
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                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Gibt an unmittelbaren Kosten per 1 Ctr. Eisenschwamm
                                 
                                 fl.
                                 1
                                 40
                                 
                              
                                 Danach die Kosten für 1 Ctr. Ingots:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 0,5 Ctr. Eisenschwamm in gröberen Stückchen à 1 fl. 40 kr.
                                 
                                 fl.
                                 —
                                 70
                                 
                              
                                 0,25 Ctr. Eisenschwamm in gepreßten Blooms à 1 fl. 60 kr.
                                 
                                 fl.
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                                 40
                                 
                              
                                 Verlust an Eisenschwamm durch Verschlackung 15 Proc.
                                 
                                 fl.
                                 —
                                 22
                                 
                              
                                 0.25 Ctr. Bessemer-Roheisen à
                                    											3 fl.
                                 
                                 fl.
                                 —
                                 75
                                 
                              
                                 Verlust an Roheisen durch Verschlackung 7½ Proc.
                                 
                                 fl.
                                 —
                                 22
                                 
                              
                                 Arbeitslohn.
                                 
                                 fl.
                                 —
                                 40
                                 
                              
                                 Erhaltung des Ofens und der Gezähe
                                 
                                 fl.
                                 —
                                 20
                                 
                              
                                 1,25 Ctr. Braunkohle-Grobgries für den Gasgenerator à 30 kr.
                                 
                                 fl.
                                 —
                                 38
                                 
                              
                                 5 Pfd. Spiegeleisen zum Rückkohlen, à
                                    											Ctr. 5 fl.
                                 
                                 fl.
                                 —
                                 25
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 fl.
                                 3
                                 52
                                 
                              
                           In diese Kostenberechnung sind die Interessen für das Anlage- und
                              									Betriebscapital, wie Kanzleikosten, Assecuranzen und sonstige Generalien nicht
                              									einbezogen. Aber es ist daraus zu ersehen, daß Blair's
                              									Methode unter steierischen Verhältnissen die Concurrenz mit dem Bessemern ganz  gut bestehen kann, wenn
                              									anders die vorstehend, aus anscheinend verläßlichen Quellen entnommenen Resultate
                              									richtig sind. Jedenfalls verdient diese Methode der directen Darstellung des Eisens
                              									unsere volle Aufmerksamkeit, und es steht zu hoffen, daß damit auch hierzuland in
                              									Bälde Versuche gemacht werden, besonders wenn dafür weitere Bestätigungen des
                              									Erfolges aus Amerika einlangen, — und um so mehr, als wir bereits im Besitze
                              									von entsprechenden Siemensöfen sind, daher blos die nicht sehr bedeutenden Kosten
                              									eines Reductionsofens einzusetzen kommen.
                           Die Thatsache, daß Blair, einer der größeren,
                              									intelligentesten und geachtetsten Eisengewerken in Nordamerika, sich seit mehreren
                              									Jahren unausgesetzt mit diesem Gegenstande befaßt hat und nun dahin gelangt ist,
                              									sechs gleiche, große Apparate (Reductionsöfen) zu errichten, welche bereits über
                              									Jahr und Tag im Betriebe sind, muß selbst bei Jenen Vertrauen zu dieser Methode der
                              									directen Darstellung erregen, welche es aus dem beschriebenen Vorgange abzuleiten
                              									nicht vermögen. Und der weitere Umstand, daß bei diesem Verfahren die in den
                              									Alpenländern so kostspieligen Coaks entbehrlich und die Eigenschaften ihrer
                              									vorzüglichen Eisensteine zur erhöhten Geltung gelangen, wodurch es möglich
                              									erscheint, mit allen anderen Ländern (England nicht ausgenommen) in diesem
                              									Industriezweige concurriren zu können, muß Blair's
                              									Methode der directen Darstellung des Eisens für Steiermark und Kärnten um so
                              									werthvoller erscheinen lassen. — Erst durch Blair's billige und vollkommenere Darstellung des Eisenschwammes hat der
                              									Siemens-Martin-Proceß höheren Werth erlangt und kann als
                              									selbstständiger Proceß mit dem Bessemern die Concurrenz bestehen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
