| Titel: | Der Telegraph und der automatische Umschalter von G. Jaite; ausgeführt von W. Gurlt in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 317 | 
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                        Der Telegraph und der automatische Umschalter von
                           									G. Jaite; ausgeführt von
                           									W. Gurlt in
                           								Berlin.
                        Nach dem Journal télégraphique, vol. II Nr. 33 und 34.
                        (Schluß von S. 218 dieses Bandes.)
                        Gurlt, über Jaite's Telegraph.
                        
                     
                        
                           Der automatische Umschalter. (Fig. 2Taf. IV und Holzschnitt IX–XIII Taf. C.)
                           Dieser Umschalter wurde für die neue Translationsmethode construirt, welche Jaite im
                              									J. 1868 zunächst für den Hughes angegeben hatte. Das Wesen dieser Methode liegt
                              									darin, daß zur Translation nicht mehr (wie bisher) zwei Telegraphenapparate, sondern
                              									nur einer, an Stelle des zweiten aber ein einfacher Hilfsapparat benützt wird.
                              									Mittels dieses Hilfsapparates machen sich beide Endstationen den einen
                              									Telegraphenapparat der Uebertragungsstation, zum Zwecke des Uebertragens nach beiden
                              									Seiten hin, dienstbar und dadurch wird eben der zweite Telegraphenapparat
                              									entbehrlich. Dazu mußte der zu schaffende Hilfsapparat, unter möglichst geringem
                              									Zeitverlust, die Multiplicatoren des einen Telegraphenapparates der
                              									Uebertragungsstation, ganz nach dem Belieben der zur Uebertragung verbundenen
                              									Endstationen, aus der Ferne her, aus der einen Leitung in die andere zu verlegen,
                              									befähigt sein, nämlich aus derjenigen Leitung, welche die Uebertragungsstation mit
                              									der bis dahin telegraphirenden Endstation verband, in diejenige Leitung, welche von
                              									der Uebertragungsstation nach der sich nunmehr zum Telegraphiren anschickenden
                              									anderen Endstation führt.
                           Gleichzeitig mit dieser Umschaltung der Multiplicatoren müssen aber auch die
                              									verschiedenen, zu den beiden zur Uebertragung verbundenen Leitungen gehörigen
                              									Uebertragungsbatterien bald an die eine, bald an die andere Leitung gelegt werden.
                              									Endlich mußte der neue Hilfsapparat die Uebertragung der Unterbrechungen ausführen,
                              									bevor der Wechsel der in den Leitungen umzuschaltenden Multiplicatoren und Batterien
                              									stattfand.
                           Der automatische Umschalter und die demselben beigegebene Uebertragungsvorrichtung
                              									verrichten alles das in Folge nur einer einzigen Stromwelle (von entsprechender
                              									Richtung), und zwar kann diese Stromwelle nur von derjenigen der beiden Endstationen
                              									ausgehen, welche bis dahin empfing. Die perspectivische Ansicht Fig. 2
                              									Taf. IV zeigt die Theile des automatischen
                              									Umschalters in ihrer Zusammenstellung zu einem Apparate, auf einem soliden
                              									Holzrahmen befestigt.
                           
                           1) Das Räderwerk ist in der perspectivischen Ansicht durch
                              									die Vorderwand des metallenen Kastens, in welcher die Achsen gelagert sind,
                              									vollständig verdeckt und daher durch Holzschnitt X [ab/4] besonders dargestellt. Die Achse b mit dem daran befestigten Rad r wird durch ein in einer Kette ohne Ende hängendes Zuggewicht (welches
                              									mit dem in der perspectivischen Abbildung sichtbaren Handgriffe aufgezogen wird) in
                              									der Richtung des Pfeiles bewegt. Das Rad r treibt durch
                              									den Eingriff in den auf der Achse c befindlichen Trieb
                              									das zweite Rad z, welches auf seiner Achse nicht fest
                              									sitzt, sondern nur zwischen einer mit der Achse fest verbundenen und einer zweiten
                              									federnden Frictionsscheibe durch Reibung fest gehalten ist. In das Rad z greifen gleichzeitig die auf den Umschalterachsen u1 und u2 befestigten Räder
                              									mit 80 Zähnen, sowie der auf der Anläuferachse a
                              									befindliche Trieb mit 20 Zähnen; sobald daher durch die bewegende Kraft die
                              									Anläuferachse a zu einer vollen Umdrehung gelangt ist,
                              									haben die Umschalterachsen u1 und u2 in derselben Zeit sich nur um 90° gedreht. Die freie Bewegung
                              									des Räderwerkes wird dadurch gehemmt, daß der auf der Anläuferachse a befestigte und in der Zeichnung schraffirt
                              									dargestellte Anläufer von einem Vorsprunge des durch die Spiralfeder S entsprechend gespannten doppelarmigen Auslösehebels
                              										h nach einer vollen Umdrehung in seiner Bewegung
                              									aufgehalten wird, so daß es zu jeder neuen Umdrehung des Anläufers wiederum einer
                              									Auslösung bedarf.
                           2) Der Leitungsumschalter ist theilweise mit dem vor die
                              									Vorderwand des metallenen Kastens hervortretenden Ende der linken Umschalterachse
                              										u2 verbunden, an der Vorderwand selbst angebracht
                              									und in der perspectivischen Ansicht deutlich erkennbar. Zwei untereinander und gegen
                              									alle Apparattheile isolirte doppelarmige Federn sind an der Achse u2 befestigt. In der Umlaufsebene dieser Federn sind
                              									centrisch zur Achse vier gegen einander isolirte metallene Kreissegmente, an der
                              									Vorderwand des metallenen Kastens und ebenfalls gegen diesen isolirt befestigt. Die
                              									an der Bewegung der Achse u2 theilnehmenden beiden
                              									isolirten doppelarmigen Federn müssen je zwei der isolirten Kreissegmente leitend
                              									untereinander verbinden, und werden hierfür durch die von 90 zu 90°
                              									springende Bewegung der Achse u2 das eine Mal senkrecht,
                              									das andere Mal wagerecht eingestellt.
                           3) Die beiden Batterieumschalter (in der perspectivischen
                              									Ansicht nicht sichtbar) sind zum Theil an der Hinterwand des metallenen Kastens
                              									angebracht, während ihre doppelarmigen Federn an den nach hinten hervortretenden
                              									Enden der Umschalterachsen u1 und u2 befestigt sind; im Uebrigen haben diese beiden Umschalter genau
                              									dieselbe Einrichtung wie der vorher beschriebene Leitungsumschalter.
                           
                           4) Die Weckervorrichtung. Auf dem vor die Vorderwand des
                              									metallenen Kastens hervortretenden äußersten Ende der rechten Umschalterachse u1 sitzt ein vierstrahliger Stern und wirkt bei seiner
                              									Umdrehung (wie die perspectivische Ansicht deutlich erkennen läßt) auf einen
                              									doppelarmigen Klöpfelhebel, so daß die jedesmalige Veränderung in der Stellung mit
                              									den Contactfedern kreisenden Umschalterachsen durch einen Glockenschlag signalisirt
                              									wird. Eine links neben dem oberen Theile des Klöpfelhebels angebrachte Kurbel
                              									entfernt bei ihrer Umstellung den Hebelarm aus dem Bereiche des vierstrahligen
                              									Sternes und unterdrückt dadurch die hörbaren Glockensignale.
                           5) Der polarisirte Elektromagnet hat dieselbe Einrichtung
                              									wie der bereits (S. 215) beschriebene polarisirte Elektromagnet des
                              									Telegraphenapparates; er ist in der perspectivischen Ansicht Fig. 2 deutlich zu
                              									erkennen, nur die horizontal liegenden permanenten Magnete sind nicht zu sehen, da
                              									sie im Inneren des Holzrahmens untergebracht sind.
                           6) Die Umschaltung. Sobald ein elektrischer Strom von
                              									kürzester Dauer, aber von entsprechender Richtung und Intensität die Multiplicatoren
                              									des polarisirten Elektromagnetes durchläuft, schnellt der mit einer Flachfeder
                              									versehene Anker empor, das Schraubenende des doppelarmigen Auslösehebels h wird gehoben, mithin das entgegengesetzte Ende
                              									geneigt, hierdurch die Hemmung für die freie Bewegung des (Holzschnitt X) schraffirten Anläufers beseitigt und das Räderwerk
                              									für eine Umdrehung der Anläuferachse a, d. h. für
                              									¼ Umdrehung der Umschalterachsen u1 und u2 frei gemacht.
                           Kommen nun dadurch der an dem vorderen Ende der Umschalterachse u2 angebrachte Leitungsumschalter LU (Holzschnitt XI [a/2]) und die an den hinteren Enden der beiden Umschalterachsen u1 und u2 befestigten beiden
                              									Batterieumschalter BU1 und BU2 bei senkrechter Stellung der Contactfedern zur Ruhe, so bestehen die
                              									in Holzschnitt XI dargestellten Verbindungen. Die
                              									längere Leitung L1 ist mit den Multiplicatoren des
                              									Apparates MA, die kürzere Leitung L 2 mit den Multiplicatoren des automatischen Umschalters MU verbunden, und gleichzeitig liegen die großen
                              									Batterien GB an den Handdoppeltasten HT und die kleinen Batterien KB an den automatischen Doppeltasten AT.
                           Läuft dann eine zweite Stromwelle durch die Multiplicatoren des automatischen
                              									Umschalters, so werden die Umschalterachsen wieder um 90° gedreht, und die
                              									Contactfedern kommen in wagerechte Lage; dabei ist, wie Holzschnitt XII [a/2] zeigt, die längere
                              									Leitung L1 mit den Multiplicatoren des automatischen
                              									Umschalters MU, die kürzere Leitung L2 mit den Multiplicatoren des Apparates MA verbunden, zugleich  auch die großen Batterien GB an die automatischen Doppeltasten AT und die kleinen Batterien KB an die Handdoppeltasten HT gelegt.
                           Die beiden Batterieumschalter BU1 und BU2 bleiben ganz unbenützt, wenn die Widerstände der zur
                              									Translation verbundenen Leitungen nahezu gleich sind, also eine Abzweigung von
                              									kleineren Batterien nicht geboten erscheint. Die Klemmen am automatischen
                              									Umschalter, bez. am Telegraphenapparate selbst, gestatten eine unmittelbare
                              									Verbindung der für beide Leitungen gemeinschaftlich zu verwendenden Batterien mit
                              									den betreffenden Batterie-Contactstücken, indem sie durch Schraubenstöpsel
                              									untereinander leitend verbunden werden können.
                           Die Stromläufe lassen sich in dem in größerem Maßstabe gezeichneten Schema
                              									(Holzschnitt XIII [bc/2])
                              									leicht verfolgen; bevor aber die Stromläufe näher erörtert werden, mögen mit Hilfe
                              									dieser Zeichnung und der perspectivischen Ansicht des automatischen Umschalters noch
                              									einige andere Theile erläutert werden.
                           7) Der auch anderwärts benutzte viertheilige Umschalter V
                              									dient als Stromwender zur entsprechenden Einschaltung der Multiplicatoren bei den
                              									verschiedenen Batterieverbindungen in den Stromweg Gleichzeitig läßt sich aber durch
                              									ihn die Leitung unmittelbar mit der Erde verbinden.
                           8) Der dreitheilige Umschalter
                              									d (Holzschn. XIII) gestattet
                              									unter Ausschaltung des Telegraphenapparates, dessen Gewicht häufiger aufgezogen
                              									werden muß, beide zur Translation verwendeten Leitungen mit den Multiplicatoren des
                              									automatischen Umschalters, der nur nach Stunden aufgezogen zu werden braucht, zu
                              									verbinden.
                           Nachdem die in Holzschnitt XIII sichtbaren beiden Stöpsel
                              									entfernt worden sind, welche die beiden Theilstücke der Klemmen L1 und L2 verbinden, wird
                              									der eine dieser beiden Stöpsel zur directen Verbindung der mit L1 und L2 bezeichneten
                              									Klemmen benützt und der andere Stöpsel zur Verbindung der drei Lamellen des
                              									Umschalters d verwendet. Die in beiden Leitungen
                              									ankommenden Ströme können dann ihren (punktirten) Weg nicht mehr zum
                              									Leitungsumschalter LU u. s. w. nehmen, sondern gehen
                              									über den Umschalter d, den Stromwender V und durch die Multiplicatoren des Elektromagnetes zur
                              									Erde. Der die Uebertragung überwachende Beamte kann ohne Besorgniß während der
                              									Ruhepausen und insbesondere in der Nacht von diesem Mittel Gebrauch machen, da er
                              									durch anhaltend aufeinander folgende Glockenschläge von beiden Seiten her, durch ein
                              									und dieselbe Weckervorrichtung an die Arbeit gerufen werden kann. Eine Abzweigung
                              									von dem Umschalter d zu der mit 
                              									„Controle“ bezeichneten Klemme ist
                              									für eine Verwendung in besondern Fällen vorbehalten.
                           9) Die Unterbrechungs-Vorrichtung besteht aus dem
                              									Excenter e (Holzschnitt X
                              									und XIII) und der gegen den Apparatkörper isolirten
                              									Unterbrechungsfeder w. Der mit der Erde unmittelbar
                              									verbundene Apparatkörper AK steht in der Ruhelage des
                              									Excenters e mit der isolirten Unterbrechungsfeder w und schließlich durch den Umschalter V mit den Multiplicatoren und der Leitung in Verbindung.
                              									Beim Kreisen der Anläuferachse a verläßt das Excenter
                              										e die isolirte Feder w,
                              									und auf diese Weise wird der soeben erwähnte Stromweg unterbrochen. Das Auftreten
                              									eines nachtheilig wirkenden Inductionsstromes ist verhindert und inzwischen die
                              									Leitung über den aufgeschnellten Anker o und den Hebel
                              										h, also über den Körper AK, mit der Erde verbunden worden.
                           10) Die dem automatischen Umschalter beigegebene Uebertragungs-Vorrichtung (Holzschnitt XIII und perspectivische Ansicht) besteht aus der isolirten
                              									Uebertragungsfeder p, dem Batteriecontacte n und dem Ruhecontacte m.
                              									Dieselbe dient nur zur Uebertragung der Unterbrechungen,
                              									welche von der empfangenden Endstation durch Niederdrücken der linken Taste
                              									herbeigeführt werden, um die telegraphirende Endstation zum Innehalten in der Arbeit
                              									zu veranlassen. Diese Uebertragungsvorrichtung könnte daher recht bezeichnend der
                              										automatische Unterbrecher genannt werden.
                           Die durch Holzschnitt IX [d/3. 4] dargestellte Schaltung zeigt am automatischen Umschalter der
                              									Uebertragungsstation B die drei kreisenden Umschalter in
                              									wagerechter Stellung der Contactfedern. In diesem Falle wird von der Endstation A, durch die Leitung 2, nach der Uebertragungsstation
                              										B telegraphirt, und von der Uebertragungsstation B, durch die Leitung 1, zur Endstation C übertragen.
                           Die in Leitung 2 auf der Uebertragungsstation B
                              									ankommenden elektrischen Ströme gehen von der Leitungsklemme L2 zunächst über die unteren beiden durch eine Feder verbundenen
                              									Contactstücke des Leitungsumschalters LU zu der gegen
                              									den Anker isolirten Feder und über deren Ruhecontact zu der Apparatklemme A, von da durch einen Verbindungsdraht zur gleich
                              									bezeichneten Klemme am Telegraphenapparate, nach dem Umschalter, durch die beiden
                              									Multiplicatoren, über die beiden Unterbrechungsfedern und Tasten und endlich zur
                              									Erde.
                           Die diesen Weg nehmenden, von der Endstation A durch
                              									Niederdrücken der rechten oder linken Taste abgesendeten Ströme bewirken auf der
                              									Uebertragungsstation B in regelmäßigen oder
                              									unregelmäßigen Zeitintervallen, einen Umlauf der einen oder der anderen
                              									Uebertragungsfeder  des
                              									automatischen Doppeltasters und dadurch den Schluß bald der einen, bald der anderen
                              									Uebertragungsbatterie. Die hierdurch von B aus
                              									entsendeten positiven oder negativen elektrischen Ströme gelangen von der Erdleitung
                              									aus zunächst von der einen oder der anderen Batterie zu der einen oder anderen
                              									Klemme GB, über die oberen beiden durch eine Feder
                              									verbundenen Contactstücke des Batterieumschalters BU1
                              									oder BU2, nach der Klemme BÜ1 oder BÜ2, von hier durch einen der zwei
                              									Verbindungsdrähte zu einer der beiden gleich bezeichneten Klemmen am
                              									Telegraphenapparate, darauf über den Erd- und Batteriewechsel zum
                              									automatischen Doppeltaster über die soeben kreisende Feder F desselben (Holzschnitt IV) zur
                              									Uebertragungsklemme Ü, von dieser aus aber an die gleich
                              									bezeichnete Klemme des automatischen Umschalters und endlich über die oberen beiden
                              									durch eine Feder verbundenen Contactstücke des Leitungsumschalters LU nach der Leitungsklemme L1 und nach der Endstation C.
                           Will der Beamte der Uebertragungsstation B in dieser
                              									Stellung des automatischen Umschalters selbst telegraphiren, so geschieht dies beim
                              									Niederdrücken des einen oder des anderen ihrer Handtaster unmittelbar in der Linie 2
                              									nach der Endstation A, zugleich aber auch nach der
                              									Endstation C hin in der Leitung 1 in der eben
                              									beschriebenen Weise durch Uebertragung. Beim Niederdrücken eines Handtasters geht
                              									nämlich der positive oder negative elektrische Strom zunächst von der einen oder
                              									anderen Batterie durch die Abzweigungsdrähte zu der einen oder anderen Klemme KB, über die unteren beiden durch eine Feder verbundenen
                              									Contactstücke des Batterieumschalters BU1 oder BU2 nach der Klemme BT1 oder
                              										BT2, durch den entsprechenden Verbindungsdraht zu
                              									der gleich bezeichneten Klemme am Telegraphenapparate und weiter zu dem
                              									Arbeitscontact der betreffenden Taste des Handdoppelschlüssels, in dem
                              									niedergedrückten Tasterhebel nach den Unterbrechungsfedern, dem Umschalter und durch
                              									die Multiplicatoren zur Apparatklemme A, an die gleich
                              									bezeichnete Klemme des automatischen Umschalters, und hier nun über den Ruhecontact,
                              									die gegen den Anker isolirte Feder, die unteren beiden durch eine Feder verbundenen
                              									Contactstücke des Leitungsumschalters LU nach der
                              									Leitungsklemme L2 und durch die Leitung 2 zur Endstation
                              										A.
                           Beabsichtigt endlich die bisher durch Uebertragung empfangende Endstation C selbst zum Telegraphiren überzugehen, so stellt der
                              									Telegraphist mit der linken Hand die Handhabe des Erd- und Batteriewechsels
                              									(Holzschnitt V) auf „Telegraphiren“
                              									und drückt gleichzeitig mit der rechten Hand seine linke Taste nieder. Die linke
                              									Taste entsendet von BT1 aus einen blos localen Strom,
                              									welcher nur die linke Uebertragungsfeder in Umlauf setzt, wobei dann von BÜ1 in C aus durch den
                              									Erd- und Batteriewechsel  und über Ü eine Stromwelle
                              									durch Leitung 1 nach der Uebertragungsstation B läuft,
                              									zunächst zur Leitungsklemme L1 am automatischen
                              									Umschalter gelangt und über die oberen beiden durch eine Feder verbundenen
                              									Contactstücke des Leitungsumschalters LU ihren Weg zur
                              									Uebertragungsklemme Ü, von hier zur gleichbezeichneten
                              									Klemme am Telegraphenapparate, über den automatischen Doppeltaster hinweg zur
                              									Ruhecontactklemme RC, von da wieder an die gleich
                              									bezeichnete Klemme des automatischen Umschalters und nun endlich durch dessen
                              									Multiplicator, die isolirte Feder w, das Excenter e (Holzschnitt X) und den
                              									Apparatkörper zur Erde nimmt. Diese eine von C aus durch
                              									den Multiplicator des automatischen Umschalters in B
                              									gesendete Stromwelle läßt den Anker des automatischen Umschalters aufschnellen und
                              									die Hemmung des Räderwerkes beseitigen. Die beiden Achsen u1 und u2 (Holzschnitt X) mit den drei kreisenden Umschaltern LU, BU1 und BU2 drehen sich
                              									sofort um 90° weiter, und anstatt der bisherigen horizontalen (Holzschnitt
                              										XII und IX) tritt die in
                              									Holzschnitt XI und XIII
                              									gezeichnete senkrechte Stellung der Contactfedern ein. Gleich nach dem Aufschnellen
                              									des Ankers und noch bevor die drei kreisenden Contactfedern die ihrer horizontalen
                              									Stellung entsprechenden Verbindungen abgebrochen haben, berührt die isolirte Feder
                              										P (Holzschnitt XIII und
                              										IX) den Batteriecontact n, schließt die mit diesem (und mit dem Batteriecontact der linken Taste
                              									von B) verbundene Batterie und so wird der von der
                              									Station C ausgegangene Unterbrechungsstrom von B aus durch Uebertragung in die Leitung 2 nach der bis
                              									dahin telegraphirenden Endstation A entsendet, auf dem
                              									Wege KB, BU1, BT1, P, n, LU und L2 (Holzschnitt IX). Der
                              									nächste von C ausgehende Strom kann jetzt in B nicht mehr durch die Multiplicatoren des automatischen
                              									Umschalters gehen, sondern nimmt seinen Weg nach den Klemmen A durch die Multiplicatoren des Telegraphenapparates, durch die Handtaster
                              									und über Klemme E zur Erde, so daß jetzt die in Leitung
                              									1 von der Endstation C nach der Uebertragungsstation B kommenden Ströme von B aus
                              									in Leitung 2 nach der Endstation A übertragen werden,
                              									und zwar von KB aus entweder über BU1 und BÜ1 oder über BU2 und BÜ 2 nach Ü,
                                 										LU und L2.
                           Das Verständniß der eben geschilderten Stromläufe unterstützt die in Holzschnitt XIII skizzirte Darstellung der in der
                              									Uebertragungsstation B vor sich gegangenen
                              									Veränderungen. Zu erwähnen ist noch, daß die vom Telegraphiren zum Empfangen
                              									übergehende Endstation A die Handhabe des Erd-
                              									und Batteriewechsels auf „Empfangen“ zu stellen hat, damit die
                              									Telegraphenleitung in der empfangenden Station, sobald der elektrische Strom die
                              									Auslösung des Mechanismus verursacht hat, unmittelbar an  die Erde gelegt werde. Die
                              									Uebertragungsstation läßt die Handhabe des Erd- und Batteriewechsels ein für
                              									alle Mal auf „Telegraphiren“ stehen, es könnte daher bei
                              									permanent übertragenden Apparaten dieser Wechsel ganz wegbleiben.
                           Die Circular-Schaltung des neuen Apparates ist
                              									derjenigen des Morse ganz entsprechend anzuordnen.
                           Die soeben beschriebene neue Methode der Translation hat sich, wie schon oben erwähnt
                              									wurde, bereits bewährt, und wurde längere Zeit hindurch und unter den schwierigsten
                              										VerhältnissenWährend des deutsch-französischen Krieges wurde mehrere Monate
                                    											hindurch mit gutem Erfolge eine unmittelbare Correspondenz zwischen Berlin
                                    											und dem großen Hauptquartiere in Versailles auf Hughes-Apparaten bei
                                    											Uebertragung nach Jaite's Methode in Frankfurt a.
                                    											M. ermöglicht.D. Ref. benützt.
                           Die Anordnung der Translationsvorrichtungen und die Eigenthümlichkeit, daß die Arbeit
                              									der Translation durch die sich stets gleich bleibende Schwerkraft — und nicht
                              									durch die von dem elektrischen Strome hervorgerufene, verhältnißmäßig geringe und
                              									dabei nicht stets gleich starke magnetische Kraft — verrichtet wird, sichert
                              									dieser Uebertragung größere Zuverlässigkeit; dies haben denn auch die seitens der
                              									Kaiserlich Deutschen General-Direction der Telegraphen mit dem in Rede
                              									stehenden Systeme angeordneten mehrmonatlichem Correspondenzversuche zwischen Cöln
                              									und Insterburg, mit Uebertragung in Berlin, klar dargethan.
                           Die Einschaltung einer ganz beliebigen Anzahl von Translationen ist bei diesem
                              									Systeme unzweifelhaft zulässig. Nach dem Uebertragungsstromlauf (Holzschnitt IX) wird durch die Arbeit des Beamten der Endstation A nur der eigene Apparat in Bewegung gesetzt, das
                              									Telegraphiren erfolgt unmittelbar danach durch den automatischen Doppeltaster,
                              									hierdurch wird der Apparat der Uebertragungsstation B in
                              									Gang gebracht und der automatische Doppeltaster telegraphirt nach der Station C; aber eben so müssen alle von der Station A bis zur Station Z
                              									hintereinander empfangenden Apparate dieselbe Arbeit verrichten, das heißt immer ein
                              									Apparat zum anderen Apparat übertragen. Da die Uebertragung der Station C gar nicht mehr von dem Apparate in A, die Uebertragung der Station D nicht mehr von dem Apparate in B, die
                              									Uebertragung der Station E nicht mehr von dem Apparate
                              									in C u. s. w. abhängig ist, so wird auf diese Weise
                              									mittels des neuen Systems ein Tele-Graphiren auf
                              									so zu sagen unbegrenzte Entfernungen und dabei mit hoher Geschwindigkeit gesichert,
                              									da dieselbe in keiner Weise durch die Zahl der Uebertragungsstationen beeinflußt
                              									wird.
                           Der automatische Doppeltaster ist übrigens recht eigentlich auch im  Hinblick auf die unterirdischen
                              									und unterseeischen Telegraphenleitungen construirt; darum ist nicht blos der Ladung
                              									— wie selbstverständlich — sondern auch der zuverlässigen Entladung
                              									(erforderlichen Falls durch Hinzufügung von Gegenbatterie-Contactstücken)
                              									Rechnung getragen worden, wie ein Blick auf den automatischen Doppeltaster erkennen
                              									läßt.
                           Die Leistungsfähigkeit des Systems erläutern folgende Angaben.
                           Während der Correspondenz zwischen den Börsen von Berlin und Hamburg wurden im Monat
                              									Februar 1872 an 9 aufeinander folgenden Tagen, in zusammen 25 Stunden 43 Minuten,
                              									1435 vollständig collationirte Börsen-Depeschen, mithin in einer Stunde
                              									durchschnittlich 56 ausgetauscht. In der erfahrungsmäßig kurze Depeschen bringenden
                              									ersten Stunde eines jeden dieser neun Tage war die Leistung durchschnittlich rund 65
                              									und das Maximum an einem dieser Tage 85 collationirte Depeschen in einer Stunde. An
                              									dem einen Tage war der Eine der beiden Beamten, welche sonst gemeinschaftlich den
                              									Apparat in Hamburg bedienten, krank, und der zweite Beamte allein tauschte innerhalb
                              									3 Stunden 5 Minuten 192 Depeschen mit Berlin aus. Eine solche Leistungsfähigkeit
                              									eines Beamten dürfte, zumal da gleichzeitig zwei und mehrere Ausfertigungen der
                              									Depeschen aufgenommen und verwendet werden können, für die Kriegstelegraphie besonders werthvoll sein, weil dieser häufig die
                              									Leitungen nur kurze Zeit und weniger Telegraphisten zur Verfügung stehen. Für die
                              									Kriegstelegraphie wäre noch ein entsprechender Umschalter erforderlich, mittels
                              									dessen die Multiplicatoren bei kurzen Leitungen neben
                                 										einander geschaltet werden können.
                           Da übrigens die Leistungsfähigkeit eines Telegraphensystems durch Depeschenzahl
                              									ausgedrückt, wegen der ungleichmäßigen Wortzahl in den verschiedenen Depeschen,
                              									immer noch sehr relativ ist, so wurde für dieselbe auch einmal die Wortzahl als
                              									Maßstab angenommen, und hierbei erreichte Jaite in
                              									Gegenwart des Verf., wiederholentlich und längere Zeit selbst telegraphirend,
                              									nachstehende Resultate in einer Minute: Bei langsamer und ruhiger Arbeit 25 bis 26
                              									Worte, bei schnellerem Tempo 29 bis 31 Worte, bei möglichst beschleunigter Arbeit
                              									bis 34 Worte.
                           Da der Apparat bei dem Gebrauch der einfachen Bremse — nicht eines
                              									empfindlichen Regulators — bei ununterbrochenem Laufe des Uhrwerkes und bei
                              									permanentem Niederhalten einer der beiden Tasten mehr als 600 Löcher in einer Minute
                              									durchschlägt, so wird die Leistungsfähigkeit desselben durch die menschliche Hand
                              									zwar niemals vollständig ausgenützt werden können; doch ist der individuellen
                              									Geschicklichkeit Gelegenheit geboten, zu ihrer vollsten Geltung zu gelangen, und es
                              									werden sich derartige tachygraphische Talente bei Aussetzung entsprechender Prämien
                              									schnell genug herausbilden.
                           Bei dem Wunsche oder dem Bedürfniß, die Leitungen durch noch größere Leistungen
                              									auszunützen, könnte diesem Systeme noch ein automatischer Depeschengeber hinzugefügt
                              									werden, um eine automatische Weiterbeförderung zu ermöglichen. Vorläufige Versuche
                              									in dieser Richtung haben ergeben, daß alsdann die empfangenden Apparate zur
                              									präciseren Regulirung der Umlaufsgeschwindigkeit ihrer Uhrwerke, statt der einfachen
                              									Bremse, des Regulators von Hughes unter Benützung der Krajewsky'schen Evolventen-Spirale (beschrieben im
                              										Journal telegraphique, Vol. I p. 240) bedürfen.
                           Zum Schluß sei noch erwähnt, daß in dem Jaite-Apparat ein bequemes Instrument zur Beobachtung der das Nordlicht begleitenden tellurischen Ströme gegeben ist.
                              									Der mit seinen Multiplicatoren in die Leitung eingeschaltete Apparat wird durch  die tellurischen Ströme
                              									unmittelbar in Thätigkeit gesetzt, und es erscheinen in dem ablaufenden Papierbande,
                              									bald in der oberen, bald in der unteren Zeile Löcher, welche den Wechsel in der
                              									Richtung der Ströme, diese Richtung selbst und die Dauer der Ströme graphisch zur
                              									Anschauung bringen. Diese eigenthümliche Verwendbarkeit des Apparates hat Jaite durch eine von ihm ausgeführte
                              									Nordlichts-Beobachtung, während des brillanten Nordlichtes im J. 1870
                              									constatirt.
                           
                              E—e.
                              
                           
                        
                     
                  
               
