| Titel: | Carsten Waltjen's sogen. Scheeren-Krahne für Wilhelmshaven; von Professor Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 402 | 
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                        Carsten Waltjen's sogen. Scheeren-Krahne für
                           								Wilhelmshaven; von Professor Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des Gewerbevereins für Hannover,
                              									1875 S. 290.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									VIII [c.d/4].
                        Rühlmann, über Waltjen's Scheerenkrahne.
                        
                     
                        
                           Mit dem Namen Scheerenkrahne bezeichnet man bekanntlich
                              									eine Gattung Krahne, deren Gerüste verschiebbare, pyramidale Drei- oder Vier-Beine bilden, und
                              									die man vorzugsweise zur Ausrüstung (zum Montiren) der See-Dampf- und
                              									Segelschiffe, zum Aufrichten der Masten (daher masting-sheer und machine à mâter) und für ähnliche Arbeitszwecke
                              									benützt.
                           Während früher derartige Krahne nur zum Transporte von Lasten in verticaler Richtung
                              									(zum Heben und Senken) verwendet wurden, hat man sie in neuerer Zeit so angeordnet,
                              									daß damit auch Lasten in horizontaler Richtung transportirt werden können. Letztere
                              									Gattung wurde zuerst in England construirt und in Anwendung gebracht, und habe ich
                              									bereits 1865 im IV. Supplementbande der Prechtl'schen technologischen Encyklopädie ein Exemplar
                              										beschriebenA. a. O. S. 233, mit Abbildungen auf Tafel 113. Vergl. auch meine Allgemeine
                                    											Maschinenlehre, Bd. IV S. 489., wie
                              									sie damals für den Betrieb und Verkehr am sogen. Steinwärder bei Hamburg im Gebrauch
                              									waren. Zum Horizontaltransporte wurde hier eine ebenfalls horizontal liegende
                              									kolossale Schraube benützt, deren Mutter zugleich den Fuß des verschiebbaren
                              									Hinter- oder Mittelbeines bildete. Bei der hierbei stattfindenden
                              									Bewegungsübertragung von der Schraube zum Hinterbeine fand jedoch eine höchst
                              									nachtheilige Kraftzerlegung statt, welche das Güteverhältniß der Maschine
                              									verminderte und deren Abnützung vermehrte. In dem Etablissement des Hrn. Waltjen in Bremen (jetzt
                              										„Maschinenfabrik-Actien-Gesellschaft Weser“)
                              									hat man nun diese Dreibein-Krahne zweckmäßig und zwar derart verändertWeniger gelungene Veränderungen hat der Engländer Clarke versucht, worüber im Engeneering, Mai 1872 S. 329 (vergl. 1872 205 500) berichtet wird, wie dies betreffende Skizzen
                              										Fig. 32
                              									 und 33 erkennen lassen,
                              									wozu bemerkt werden mag, daß die betreffenden Ausführungen für den deutschen
                              									Kriegshafen Heppens (jetzt Wilhelmshaven) gemacht wurden.
                           Man erkennt bald, daß hier das Hinterbein d nicht mehr
                              									mit seinem Fußpunkte k verschiebbar angeordnet, vielmehr
                              									um diesen Punkt nur drehbar gemacht ist. Beim Horizontaltransport einer Last w geht daher das Bein-Dreieck nur aus der Lage
                              										bck in die (Fig. 32
                              									punktirt angegebene) Lage bnk über, wobei sich nur die
                              									Länge des Hinterbeines ck
                              									verkürzt, die beiden Vorderbeine bc (in Fig. 32 ist nur ein
                              									solches Bein sichtbar) aber ihre Länge unverändert behalten.
                           Eine hiermit zusammenhängende Veränderung ist das, daß man die große Schraube schräg
                              									gestellt und gleichsam zu einem Theile des Hinterbeines d gemacht hat, dessen Achse also mit der der Schraube zusammenfällt.
                           Unter Einschaltung von Zahnradvorgelegen und mit Anbringung einer geeigneten
                              									Kuppelung, um die Drehrichtung der Welle r verändern zu
                              									können, wird durch eine geeignete Dampfmaschine schließlich die Umdrehung einer
                              									endlosen Schraube s (Fig. 33) bewirkt, deren
                              									Gewinde in die Zähne eines Rades fassen, welches auf der Welle einer Seiltrommel t befestigt ist, und die zum Auf- und Abwickeln
                              									der zum Heben und Senken der Last w vorhandenen
                              									Förderkette dient.
                           In ähnlicher Weise werden auch die Umdrehungen der
                              									Dampfmaschinen-Schwungradwelle auf das Kegelradgetriebe k übertragen, durch dessen Eingreifen in das große
                              									Kegelrad l die Drehung der großen Schraube g und damit die Verschiebung der Mutter i bewirkt wird, wodurch die Verkürzung oder Verlängerung
                              									des Hinterbeines d für den Horizontaltransport der Last
                              										w erfolgt.
                           Die extremen Lagen αβ und α2β eines Lenkers, welcher zur geeigneten Führung
                              									der großen Mutter i erforderlich ist, sind in Fig. 33
                              									hinlänglich angedeutet.
                           Schließlich ist noch zu erwähnen, daß sämmtliche erforderliche Bewegungen geringerer Lasten auch ohne Dampfmaschine mit Hilfe von
                              									Handarbeitern ausgeübt werden können. Hierzu sind Erdwinden (Gangspillen) vorhanden,
                              									wovon die zum Heben und Senken einer Last π
                              										(Fig. 32)
                              									mit den Buchstaben γ,δ,ε,η (Fig. 33) bezeichnet ist, während μ
                              									die Stelle angibt, woselbst sich eine Umsatzrolle für das Förderseil λ befindet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
