| Titel: | Ueber die Bedeutung der einzelnen Krappfarbstoffe für die Färberei; von A. Rosenstiehl. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 447 | 
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                        Ueber die Bedeutung der einzelnen Krappfarbstoffe
                           								für die Färberei; von A.
                              									Rosenstiehl.
                        Rosenstiehl, über die Bedeutung der einzelnen Krappfarbstoffe
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Im engsten Anschluß an seine im vergangenen Jahr (1874 214
                              									485) publicirten Untersuchungen über die vier Krappfarbstoffe, das Alizarin,
                              									Pseudopurpurin, Purpurin und Purpurinhydrat (Orangefarbstoff) veröffentlicht nunmehr
                              										Rosenstiehl (im Bulletin de
                                 										Mulhouse, 1875 p. 55) die Fortsetzung seiner
                              									Versuche mit den in reinem Zustand hergestellten Farbstoffen, wodurch die früheren
                              									Resultate theils bestätigt, theils erweitert oder ergänzt, namentlich aber durch
                              									ihre Nutzanwendung auf mehrere praktische Beispiele näher beleuchtet werden. Der
                              									Verfasser führte zunächst eine Reihe von Färbeversuchen mit jedem der vier reinen
                              									Krappfarbstoffe aus — ganz in derselben Weise, wie in den Fabriken die
                              									verschiedenen Krappsorten auf ihre Ausgiebigkeit probirt werden, indem er vor Allem
                              									sich damit beschäftigte, für jeden Fall die geeignetste Correctur des Wassers
                              									mittels Kreidezusatz zu finden. Er folgte hierbei der Idee Hausmann's, welcher zuerst die Nothwendigkeit eines Kreidezusatzes zur
                              									Krappflotte eingesehen, wiederholte die Analysen H. Schlumberger's, welcher zuerst nachgewiesen, daß sich bei der
                              									Krappfärberei gleichzeitig mit dem Farbstoff auch Kalk auf der Baumwolle befestigt,
                              									und gelangte zu derselben Ansicht wie Schützenberger, daß
                              									ein schön ausgeführtes, avivirtes Krapproth auf Baumwolle die Thonerde und den Kalk
                              									in einem ganz bestimmten Verhältniß enthält und zwar so, daß auf 4 Atome Aluminium 3
                              									Atome Calcium kommen. Ein Baumwollfleck, 0m,26 lang und 0m,81 breit, der mit einem ziemlich
                              									schweren Rothbodenmuster bedruckt war, lieferte beim Verbrennen eine Asche mit einem
                              									Gehalt von 0g,0268
                              									Kalk auf 0g,033
                              									Thonerde, anstatt 0g,0269 Kalk, wie die Berechnung für obiges Verhältniß Al4 zu Ca3 verlangt. —
                              										Rosenstiehl hat übrigens gefunden, daß für genaue
                              									Versuche die Kreide nicht rasch und nicht zuverlässig genug wirkt; er arbeitete
                              									deshalb mit einer Lösung von doppelt-kohlensaurem Kalk, erhalten durch
                              									Einleiten von Kohlensäure in Kalkwasser, so daß 11
                              									Lösung 1g kohlensauren
                              									Kalk enthält, und bestimmte, wie viel von dieser Lösung beim Färben in destillirtem
                              									Wasser für jeden der vier reinen Farbstoffe zugefügt werden muß, um das Maximum der
                              									Ausgiebigkeit und Lebhaftigkeit der resultirenden Farben zu erreichen.
                           Bei diesen Versuchen hat sich nun wiederholt bestätigt, daß das Pseudopurpurin nur in
                              									reinem destillirtem Wasser färbt und auch so nur Farben erzeugt, welche im Seifebad
                              									heruntergerissen werden. Ein  Zusatz obiger Kalklösung verschwächt sogleich die
                              									Farbflotte; wird so viel zugefügt, daß ein Kalklack des Pseudopurpurins mit einem
                              									Atom Calcium sich bilden kann, so fällt alles Pseudopurpurin nieder und geht für die
                              									Färberei verloren. Kohlensäure hat keinerlei Wirkung auf diesen unlöslichen
                              									Kalklack. Wegen dieses Verhaltens hat das Pseudopurpurin keine directe Bedeutung für
                              									die Krappfärberei, da dieselbe immer die Anwesenheit einer gewissen Menge von
                              									kohlensaurem Kalk voraussetzt. Der Krapp von Avignon enthält denselben als
                              									natürlichen Bestandtheil, während er dem Elsäßer Krapp bekanntlich fehlt. Färbt man
                              									daher mit Elsäßer Krapp, d. h. einem Gemenge von Pseudopurpurin, Alizarin und wenig
                              									Purpurin (aus dem ersten während der Gährung des Krapps entstanden) in kalkarmem
                              									Wasser, wie es im Elsaß disponibel ist, ohne der Farbflotte einen Kreidezusatz zu
                              									geben, so ist es in erster Linie das Pseudopurpurin, in zweiter Linie das Purpurin,
                              									welches an die Mordants geht. Der dritte Bestandtheil, das Alizarin, kommt dabei
                              									wenig in Betracht; die resultirenden Farben aber, weil sie in der Hauptsache
                              									Pseudopurpurinfarben sind, können nicht echt sein, weder gegen Seife und Säure, noch
                              									auch gegen das Licht. Setzt man dagegen der Flotte die nöthige Menge Kreide zu, so
                              									ist umgekehrt das Alizarin derjenige Farbstoff, welcher in erster Linie die Mordants
                              									sättigt und in Gesellschaft mit dem Purpurin das eigentliche Krapproth hervorbringt,
                              									nunmehr ebenso echt, als wenn man mit Avignoner Krapp ohne Kreidezusatz färbt. Das
                              									Pseudopurpurin findet sich in diesem Fall als unwirksamer Kalklack in dem
                              									unlöslichen Theil der Farbflotte, theilweise vermischt mit dem Kalklack des
                              									Purpurins, eventuell — je nach der Menge der zugefügten Kreide — auch
                              									dem des Alizarins; es geht somit für die Färberei verloren.
                           Um diesen Verlust an FarbenmaterialMan nimmt in den Druckereien traditionell an, daß beim Färben mit Krapp nur
                                    											zwei Drittel desselben ausgenützt werden. Es ist deshalb zu verwundern, daß
                                    											es bis auf den heutigen Tag noch Fabriken gibt (z. B. in Böhmen, wo gerade
                                    											der Artikel Krapprosa und Krapproth eine bedeutende Rolle spielt), welche
                                    											die geringen Kosten scheuen, um das letzte Drittel des verwendeten Krapps
                                    											auf Garanceux zu verarbeiten und so die gewissermaßen latente Färbekraft des
                                    											Pseudopurpurins sich nutzbar zu machen. — Das Garanceux wird nicht
                                    											als trockenes Pulver, sondern als feuchter, leicht zerbröckelnder Preßkuchen
                                    											in der Färberei verwendet. Es ersetzt die trockene Garancine, ist aber
                                    											natürlich weniger ausgiebig als diese; je nach der beim Färben verwendeten
                                    											Sorte Krapp oder Krappblumen, je nach der Menge Kreide, welche den
                                    											Farbflotten zugesetzt worden, hauptsächlich aber je nach der Stärke des
                                    											Auspressens differirt das Ausgiebigkeitsverhältniß zwischen Garancine und
                                    											Garanceux, so daß 1k. Garancine in der einen Fabrik gleichbedeutend mit
                                    												4½k
                                    											in der anderen wohl auch mit 6k Garanceux genommen wird.Kl.. einigermaßen
                              									hereinzubringen, werden in den meisten Fabriken die Krappflotten nach dem Färben in
                              									ein besonderes Bassin abgelassen, wo der unlösliche Theil derselben sich  zu Boden setzt. Die
                              									überstehende Flüssigkeit läßt man fortfließen, behandelt den gesammten Niederschlag
                              									mit kochender verdünnter Säure, um einerseits die Farblacke der Erden und
                              									Erdalkalien zu zersetzen, andererseits das Pseudopurpurin in der Siedhitze in
                              									Purpurin überzuführen, und erhält schließlich als Endproduct das Garanceux der
                              									Druckfabriken. Dieses besteht somit in der Hauptsache aus Purpurin und liefert
                              									deshalb mit Thonerdemordant ein weniger violettes Roth als sein Rohmaterial, der
                              									Krapp, aus welchem es entstanden ist.
                           Das Purpurinhydrat verhält sich ganz analog dem Purpurin, nur daß mit dem ersteren
                              									direct ein reines Roth gefärbt werden kann, ohne die Vermittelung eines Seifebades,
                              									welches dann nur noch gegeben wird, um das Feuer der Farbe zu erhöhen. Man könnte
                              									hieraus den Schluß ziehen, daß das Purpurin in seiner Verbindung mit Thonerde bei
                              									den Operationen des Avivirens und Seifens die Elemente des Wassers in sich aufnimmt
                              									und in das Hydrat übergeht. Jedenfalls hat das Purpurinhydrat, der sogen.
                              									Orangefarbstoff, für die Färberei ebenso wenig eine selbstständige praktische
                              									Bedeutung wie das Pseudopurpurin, so daß in Wirklichkeit nur mit den beiden anderen
                              									Krappfarbstoffen, mit dem Alizarin und Purpurin, zu rechnen ist. Mit ihnen, wenn sie
                              									im richtigen Verhältniß gemischt werden, lassen sich auch alle Nüancen erreichen,
                              									welche man beim Färben mit Krapp oder dessen industriellen Abkömmlingen erhält, und
                              									führt hier der Verfasser namentlich seine Versuche an, Meißonnier's Krappextract und Kopp's Alizarin
                              									durch solche Mischungen zu ersetzen. Das letztere verlangt reines Alizarin und
                              									Purpurin im Verhältniß von 70 zu 30, ersterer im Verhältniß von 45 zu 55.
                           Das Alizarin, wenn es die Beizen vollständig sättigen und namentlich das Violett mit
                              									der richtigen Nüance ausfärben soll, kann einen bestimmten Zusatz von kohlensaurem
                              									Kalk zum destillirten Wasser der Farbflotte nicht entbehren, und zwar braucht es so
                              									viel, daß sich Monocalciumalizarat bilden kann. Ein weiterer Zusatz wirkt schädlich,
                              									insofern sich alsdann aus 1 Atom Alizarin und 2 Atomen Kalk ein dunkelgefärbter
                              									blauvioletter Kalklack bildet, der zwar leicht durch Kohlensäure zerlegt wird, aber
                              									wegen seiner Schwerlöslichkeit nur ein schwaches Färbevermögen besitzt. Durch sein
                              									Verhalten zu kohlensaurem Kalk unterscheidet sich das Alizarin in charakteristischer
                              									Weise vom Purpurin. Trägt man eine kleine Portion Alizarin in kalkhaltiges Wasser
                              									und erhitzt zum Kochen, so nimmt die Flüssigkeit eine Lilafärbung an, die sich durch
                              									mehrere Tage erhält — in Folge der Bildung jenes sehr fein vertheilten und
                              									sehr schwer sich absetzenden Kalklackes. Das Purpurin  dagegen ertheilt dem Wasser,
                              									unter denselben Verhältnissen zugesetzt, eine Rosafärbung, welche schon nach einigen
                              									Stunden wieder verschwindet, während welcher Zeit der entstandene Kalklack
                              									Gelegenheit findet, sich als schwerer flockiger Niederschlag vollständig zu Boden zu
                              									setzen.
                           Auch sonst zeigt sich das Purpurin in seinem Verhalten zu kalkhaltigem Wasser
                              									wesentlich verschieden vom Alizarin. Purpurin gibt schon beim Färben in destillirtem
                              									Wasser ganz kräftige, lebhafte und ziemlich seifechte Nüancen. Der Zusatz von
                              									kohlensaurem Kalk ist also nicht absolut nothwendig; doch erhöht er auch in diesem
                              									Fall wieder die Ausgiebigkeit und die Solidität der erzielten Farben in erheblicher
                              									Weise, während ein Ueberschuß desselben, so daß auf 1 Atom Purpurin mehr als 1 Atom
                              									Kalk kommt, sehr schädlich, sogar noch schädlicher als beim Alizarin wirkt. Der
                              									hierbei sich bildende, in Wasser sehr schwer lösliche Purpurinkalklack wird überdies
                              									durch Kohlensäure nicht zerlegt.
                           Wenn 256 Th. Purpurin 50 Th. kohlensauren Kalk gebrauchen, um den Lack mit einem Atom
                              									Kalk zu bilden, so berechnet sich die entsprechende Menge Alizarin auf 240 Th.; für
                              									die Praxis, welche es mit Gemengen beider Farbstoffe zu thun hat, wählt man am
                              									besten als Mittelwerth 250 Th. Farbstoff auf 50 Th. Kalk. Hat man also auf 11 des Farbbades 0g,250 Farbstoff, so muß das Wasser in
                              										11 0g,050 kohlensauren Kalk gelöst enthalten.
                              									Nun aber beträgt der Gehalt des Wassers der Doller in Mülhausen an kohlensaurem Kalk
                              									zwischen 0g,053 und
                              										0g,057 per 11. Es erhellt daraus, wie günstig die Mülhauser
                              									Fabriken situirt sind, indem ihnen ein Wasser zur Verfügung steht, das ohne jegliche
                              									Correctur für die meisten Fälle der Färberei die vortheilhafteste Zusammensetzung
                              									hat.
                           Färbt man mit einem Gemenge von Alizarin und Purpurin in destillirtem Wasser, so ist
                              									hauptsächlich das Purpurin wirksam, wie der gelbe Stich der Rosa- und der
                              									Rothnüance zeigt; sogar noch, wenn beide Farbstoffe zu gleichen Theilen im Gemenge
                              									enthalten sind, bleiben die Nüancen exclusive Purpurinnüancen. Arbeitet man dagegen
                              									mit kalkhaltigem Wasser, so daß der Kalkzusatz der größten Ausgiebigkeit für die
                              									angewendete Menge Farbstoff entspricht, so macht sich in der Nüance des Roths
                              									sogleich die Anwesenheit des Alizarins geltend; erhöht man den Zusatz von
                              									kohlensaurem Kalk, so wird das Roth immer mehr violettstichig, wie wenn man mit
                              									Alizarin allein färbt, während das Purpurin in die Form jenes unlöslichen,
                              									unwirksamen Kalklackes übergeht. Man hat es somit in der Hand, indem man das Wasser
                              									mit mehr oder weniger kohlensaurem Kalk corrigirt, mit demselben Gemenge von
                              									Alizarin und Purpurin jede beliebige Nüance zu erzielen, welche jeder einzelne  der beiden Farbstoffe
                              									zu liefern im Stande ist, selbstverständlich immer verbunden mit dem Verlust am
                              									einen oder am anderen. Auf diese Weise erklärt es sich auch, wie man mit derselben
                              									Garancine oder mit denselben Krappblumen das eine Mal — bei Anwendung von
                              									wenig Kreide — ein gutes Roth, das andere Mal — bei Zusatz von viel
                              									Kreide — ein gutes Violett erhalten kann.Für die Thatsache, daß die eine Garancine sich mehr für Rothfärberei, die
                                    											andere mehr für Violettfärberei eignet, oder daß eventuell eine Garancine in
                                    											mit Kreide corrigirtem Wasser ein schöneres Violett liefert als ohne Kreide,
                                    											hatte bisher die Praxis die ausschließliche Erklärung, daß für Roth eine
                                    											saure, für Violett eine möglichst neutrale Garancine erforderlich sei. Der
                                    											Säuregehalt der Garancine stammt von der Fabrikation, speciell vom
                                    											unvollständigen Auswaschen derselben her.Kl.
                           Schon in seinen früheren Arbeiten hat Rosenstiehl auf das
                              									Verhalten der Purpurinfarben beim Aviviren aufmerksam gemacht. Das Purpurinroth
                              									zeigt unmittelbar nach dem Färben denselben Violettstich wie das Alizarinroth, wenn
                              									es auch etwas lebhafter ist als dieses; das Purpurinviolett ist matter und weniger
                              									bläulich als das Alizarinviolett. Aber diese Purpurinnüancen verändern sich in
                              									kochender Seifelösung; das Roth verliert seinen violetten Stich und gewinnt dadurch
                              									an Leben, während das Violett sich trübt und an Intensität abnimmt. Dieselbe Wirkung
                              									hat auch kochendes Wasser auf das Purpurinviolett, und sogar Wasserdampf von
                              									100°, in letzterem Fall nur etwas langsamer.
                           Erhitzt man das Purpurin mit schwach alkalischem Wasser in einem geschlossenen Gefäß
                              									auf 200°, so wird es rascher zerstört als das Alizarin unter denselben
                              									Bedingungen. Behandelt man in dieser Weise ein Gemenge der beiden, so wird man nach
                              									dem Erhitzen ein Product haben, das verhältnißmäßig reicher ist an Alizarin als an
                              									Purpurin. Verfasser hat dieses Verhalten benützt einestheils, um die Reinheit eines
                              									Purpurins zu constatiren, anderentheils um aus commerciellem Alizarin sich reines
                              									Alizarin zu verschaffen. Gleichzeitig gibt es eine Erklärung für die Darstellung des
                              										Pinkoffins.Es ist zu bemerken, daß dieses Pinkoffin viel häufiger unter der Benennung
                                    											Purpurin sowohl aus England als aus Frankreich in Handel gebracht wird.
                                    											Diese Bezeichnung besagt also das gerade Gegentheil von dem, was das Product
                                    											in Wirklichkeit repräsentirt; es sollte vielmehr Älizarin heißen.Kl. Dieses wird
                              									bekanntlich erhalten, indem man auf eine gute, ganz neutrale Garancine Wasserdampf
                              									von 200° einwirken läßt. Hierbei wird nicht etwa ein gelbfärbendes Pigment
                              									zerstört, wie man angenommen hat; es wird auch nicht, wie Bolley behauptet hat, das Purpurin in Alizarin übergeführt, vielmehr wird
                              									das Purpurin in der Garancine zerstört; daher beim Färben die geringere
                              									Ausgiebigkeit eines solchen Pinkoffins, daher seine Unbrauchbarkeit für Roth, daher
                              									aber auch das reine Violett, welche es nunmehr zu färben im Stande  ist, viel lebhafter und
                              									bläulicher als die Garancine, aus dem es entstanden.
                           Endlich berichtet Rosenstiehl über seine Versuche, eine
                              									scharfe Methode der Trennung von Alizarin und Purpurin zu finden, und hat dabei
                              									gefunden, daß die bekannte Trennung beider mittels kalt gesättigter Alaunlösung als
                              									eine quantitative nicht gelten kann. Das Purpurin bildet nämlich mit dem Alaun
                              									gleichzeitig zwei Verbindungen, von denen die eine — in Wasser lösliche
                              									— der Flüssigkeit die charakteristische Fluorescenzerscheinung mittheilt, die
                              									andere — in Wasser unlösliche, gegen Säure ziemlich indifferente—in
                              									Form eines rosafarbigen Pulvers dem ungelösten Rückstand sich beimengt und mithin
                              									verloren geht. Kopp hat seiner Zeit (1867) denselben
                              									Verlust an Purpurin beobachtet, nur hat er ihn der Attraction der Holzfaser
                              									zugeschrieben, deren Gehalt an fetten und harzigen Substanzen die Aufnahme von
                              									Thonerdebeize und damit von Farbstoff bedinge, — eine Erklärung, von welcher
                              									nunmehr Umgang genommen werden kann.
                           Ebensowenig gibt die ungleiche Löslichkeit der beiden Farbstoffe in
                              									doppelt-kohlensaurem Natron ein exactes Trennungsmittel für beide ab. Ein
                              									Liter gesättigter Lösung von doppelt-kohlensaurem Natron vermag 0g,5 Alizarin und 5 bis
                              										6g Purpurin in der
                              									Kälte zu lösen. Hat man nun ein Gemenge beider und behandelt mit der entsprechenden
                              									Menge obiger Lösung, so erhält man das Purpurin in Lösung, das Alizarin bleibt
                              									ungelöst; läßt man dann die Flüssigkeit ruhig absitzen und neutralisirt das Klare
                              									mit Säure, so fällt ein Niederschlag aus, welcher zwar beim Färben die Nüancen des
                              									Purpurins liefert, dem aber gleichwohl Alizarin beigemengt ist, wie nach einer der
                              									oben angegebenen Methoden nachgewiesen werden kann.
                           
                              Kl.