| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 186 | 
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                           Miscellen.
                           
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Belleville-Dampfkessel.
                           Nach dem Jahresbericht der Association des Ingénieurs sortis
                                 										de l'École de Liège finden die bekannten
                              										„unexplodirbaren“ Dampfkessel von J. Belleville und Comp. in Saint-Denis bei
                              									Paris (vergl. 1867 184 383) wegen ihrer Vorzüge (große
                              									Sicherheit, geringe Raumbeanspruchung, leichte Reinigung und bequemer Transport) zur
                              										Nutzbarmachung der Abganghitze von Flammöfen eine
                              									fortschreitend größere Verwendung.
                           
                        
                           Drahtseil-Straßenbahn.
                           In San Francisco (Californien) steht seit nahezu zwei Jahren eine eigenthümliche
                              									Beförderungsmethode im Betriebe, welche sich bis jetzt (nach dem Scientific American, April 1875 S. 239) vollkommen gut
                              									bewährt hat und in vielen Fällen, wo bei Straßenbahnen größere Steigungen vorkommen,
                              									empfehlenswerth sein dürfte. Es befindet sich nämlich dort in der Trace einer mit
                              									Pferden betriebenen Straßenbahn eine unvermeidliche Strecke von ca. 1000 Meter mit
                              									einer mittleren Steigung von 1:9, und einer Maximalsteigung von 1:6, welche mit
                              									Straßenlocomotiven überhaupt nicht zu bewältigen wäre, die Pferde aber aufs äußerste
                              									anstrengen und abnützen müßte. Um dieses zu vermeiden, wurde nach A. S. Hallidie's Patent eine Drahtseilbeförderung angewendet,
                              									bei welcher das Förderseil vollständig geschützt unter der Straße liegt und den
                              									gewöhnlichen Verkehr nicht im geringsten beeinträchtigt. Sobald die von Pferden
                              									gezogenen Waggons an die Steigung kommen, wird ein kleiner Wagen, der mit einem
                              									starken Arm durch einen Schlitz in das Schutzrohr des Drahtseiles hinabreicht,
                              									vorgespannt, und mittels eines besonderen Mechanismus an das Seil festgeklemmt,
                              									worauf dann, nachdem das Förderseil (mit etwa 1,8 M. pro Secunde) fortwährend in
                              									Bewegung gehalten wird, der Vorspannwagen sowie der angehängte Personenwagen nach
                              									aufwärts gezogen werden, bis die Höhe erreicht ist und dann wieder die
                              									Weiterbeförderung mit Pferden geschieht. Das Förderseil besteht aus Stahldraht, hat
                              									25,4 Mm. Durchmesser und im Ganzen 2070 Meter Länge. Es ist in einem eisernen
                              									Schutzrohr von ca. 700 Mm. Durchmesser eingeschlossen und in Distanzen von je 13
                              									Meter auf Rollen von 300 Mm. Durchmesser unterstützt. Die erforderliche
                              									Betriebskraft beträgt 30 Pferdestärken, und die gesammten Erhaltungskosten,
                              									inclusive Verzinsung des Anlagecapitals, werden mit 123 Dollars (529 Mark) pro Tag
                              									angegeben.
                           
                              Fr.
                              
                           
                        
                           Ueber den Wassergehalt der Wände und dessen quantitative
                              									Bestimmung.
                           Gläßgen (Zeitschrift für Biologie, 1874 S. 246) hat eine
                              									große Anzahl Versuche darüber angestellt, bei welchem Grad von Trockenheit oder
                              									Feuchtigkeit Neubauten hinlänglich trocken genannt werden können, um ohne Gefahr für
                              									die Gesundheit beziehbar zu sein. Als Untersuchungsmaterial wurde der Mörtelbewurf
                              									der Innenwände der Gebäude gewählt, welcher mit der Wand selbst so innig
                              									zusammenhängt, daß wohl angenommen werden kann, sein Feuchtigkeitsgehalt wird
                              									identisch mit dem der Wand sein. Es wurde sowohl das vorhandene freie Wasser, als
                              									auch das noch an Kalk gebundene Hydratwasser genau durch das Gewicht bestimmt. Zu
                              									diesem Zwecke wurden von verschiedenen Stellen der zu untersuchenden Wand
                              									Mörtelproben genommen und in fest verschließbare Gläser gebracht. Von jeder der
                              									Einzelproben wurde der feinere (durch ein Sieb von 1,5 Millim. Lochweite)
                              									durchgesiebte Theil zur Untersuchung verwendet und zu diesem Zwecke in Mengen von
                              									meist 25 Grm. in einer Liebig'schen Trockenröhre
                              									abgewogen, durch welche ein von Wasser und Kohlensäure zuvor befreiter Luftstrom
                              									hindurch geleitet ward, unter gleichzeitigem Erhitzen des Trockenapparates.  Nach ¾ bis 1
                              									Stunde ist diese Operation vollendet und der Gewichtsverlust der Trockenröhre ergibt
                              									ohne Weiteres den ursprünglichen Gehalt der eingeschlossenen Quantität an Mörtel
                              									frei, d. h. in dessen Poren enthaltenem Wasser. Zur Bestimmung des Hydratwassers
                              									wurde das nunmehr wasserfreien Mörtel enthaltende Liebig'sche Trockenrohr unter Durchleitung eines Stromes von Kohlensäuregas
                              									erwärmt und so das in Freiheit gesetzte Hydratwasser entfernt. Aus der hierbei
                              									erfolgenden Gewichtszunahme wurde die Menge des entwichenen Hydratwassers
                              									berechnet.
                           Nach dieser Methode wurden Mörtelproben einer Anzahl von Neubauten zu verschiedenen
                              									Zeiten und unter den mannigfachsten Verhältnissen auf ihren Feuchtigkeitsgehalt
                              									untersucht. Als Hauptresultat ergab sich ein constantes Abnehmen der Feuchtigkeit im
                              									Verhältniß mit der Zeit; ferner ein weit rascheres Austrocknen im Sommer als im
                              									Winter, ebenso in einem frei als in einem nicht frei stehenden Gebäude. Verf. glaubt
                              									hiernach als Grenzwerth einen Feuchtigkeitsgehalt von 1 Proc. des Mörtels aufstellen
                              									zu dürfen.
                           
                        
                           Anwendung der elektrischen Zündstäbe zur Entzündung der
                              									Sprengschüsse; von F. Abegg.
                           Bei der Anwendung der elektrischen Zündstäbe zur Entzündung der Sprüngschüsse ist es
                              									vorgekommen, daß Dynamitschüsse nicht explodirt, sondern nur ausgebrannt sind. Der
                              									auffallende Umstand, daß dies nur auf einzelnen Gruben vorkam, schloß die
                              									Vermuthung, daß fehlerhafte Beschaffenheit der Zünder die Ursache sei, von
                              									vornherein aus.
                           Eine genaue Untersuchung hat nun gezeigt, daß gegen alles Erwarten die Stäbchen beim
                              									Einstampfen des Besatzes niemals tiefer ins Loch hineingezogen werden, obgleich
                              									sicher angenommen werden kann, daß die Pulverladung dadurch noch eine weitere
                              									Zusammenpressung erfährt. Es ist also klar, daß in allen Fällen, wo die
                              									Dynamitpatronen nicht genau ins Bohrloch passen, oder wo man unterlassen hat, die
                              									Ladung mit einem Holzstampfer sehr fest zu stampfen, ehe man die Dynamitzündpatrone
                              									mit dem Zündstab ins Loch brachte, die Zündkapsel von dem Zündstab abgerissen, oder
                              									wenigstens aus der Dynamitzündpatrone herausgezogen wird, sofern man den
                              									nachfolgenden Besatz so fest einstampft, daß dadurch die Pulverladung noch weiter
                              									comprimirt wird. Diese Beobachtung macht es auch erklärlich, daß bei Schüssen mit
                              									Wasserbesatz ein Ausbrennen des Dynamites höchst selten beobachtet wurde.
                           Das Versagen von Sprengschüssen, welche mit Zündschnur versehen waren, dürfte auf die
                              									gleiche Ursache in den meisten Fällen zurückzuführen sein. Bei Schwarzpulver ist
                              									sehr fester Besatz immer wünschenswerth. Man hat geglaubt, die bessere Wirkung rühre
                              									von dem festen Besatz her. Dem ist aber nicht so. Wird ein solches Bohrloch
                              									sorgfältig geöffnet, so findet man die Pulverladung zu feinem Staub zerdrückt und es
                              									ist bekannt, daß die sprengende Wirkung eines solchen Pulvers mehr als doppelt so
                              									stark ist. Ist nun die Zündschnur aus schlechtem, mürbem Hanf hergestellt, so wird
                              									sie leicht reißen und zwar innerhalb des Besatzes.
                           Die Ursache, warum das Zündstäbchen oder die Zündschnur an der Wandung des Bohrloches
                              									scheinbar anhaften und nicht mit der Ladung und dem Besätze ius Loch hineingezogen
                              									werden, kann nur darin gesucht werden, daß die Erschütterung, welche der Schlag auf
                              									den Stampfer hervorruft, die Adhäsion des Besatzes am Zündstäbchen momentan
                              									aufhebt.
                           Es empfiehlt sich deshalb die Dynamit- oder Schwarzpulverladung vor dem
                              									Einbringen des Zünders mit einem hölzernen Stampfer so fest als thunlich zu
                              									stampfen, um einer nachträglichen Comprimirung vorzubeugen. Außerdem sollten nur 6
                              									Cm. lange Dynamitpatronen als Zündpatronen an die Zündstäbe gesteckt werden, weil
                              									die langen Zündkapseln durch die gewöhnlichen 3 Cm. langen Patronen ganz durchgehen,
                              									was zur Folge hat, daß der Schlag der explodirenden Dynamitzündpatronen
                              									Hauptsachlich die Wandungen des Bohrloches und nicht die darunter befindliche Ladung
                              									trifft. (Berggeist, 1875 S. 1.)
                           
                        
                           
                           S. Culley's Elektromotograph und W.
                              										Crooke's Radiometer.
                           Bei der am 3. April abgehaltenen Versammlung der Royal
                                 										Society zu London erregte unter Anderem der von Culley vorgezeigte Elektromotograph und der von Crooke vorgezeigte und erfundene Radiometer besonderes Interesse.
                           Der Elektromotograph ist mit Bain's chemischem Schreibtelegraphen verwandt; Schreibstift und Lösung
                              									sind jedoch von denen des letzteren verschieden. Der Schreibstift ist aus Zinn und
                              									wird durch Federn gegen das mit Kalihydrat präparirte Papier angedrückt. Seine
                              									Reibung auf dem Papier ist, wenn dasselbe in Bewegung gesetzt wird, gerade
                              									hinreichend, um ihn mitzunehmen. Sobald aber ein elektrischer Strom hindurchgeleitet
                              									wird, so findet an der Oberfläche eine rasche Wasserstoffgasentwickelung statt, in
                              									deren Folge alle Reibung aufhört, worauf der Stift in seine ursprüngliche Lage
                              									zurückkehrt. Ein an dem Schreibstift befestigter Hebel schlägt gegen eine kleine
                              									Glocke, so daß also der beim Niederdrücken eines Schlüssels entsendete elektrische
                              									Strom zugleich telegraphische Glockensignale erzeugt.
                           Crooke's Radiometer hat mit einem Anemometer en miniature Aehnlichkeit, dessen Flügel durch Scheiben
                              									— auf der einen Seite weiß, auf der anderen schwarz — ersetzt sind.
                              									Die Scheiben sitzen an den Enden von 4 leichten Glasarmen und sind äußerst leicht um
                              									ihre Achse drehbar. Das Instrument ist in eine luftleer gemachte Glaskugel
                              									eingeschlossen. Wenn nun die Scheiben den Strahlen einer Lichtquelle ausgesetzt
                              									werden, so fangen sie sofort an, mit einer Geschwindigkeit zu rotiren, welche sich,
                              									wie aus folgender Tabelle hervorgeht, nach der Intensität der einfallenden Strahlen
                              									richtet.
                           
                              
                                 Lichtquelle.
                                 Zeit für eine Umdrehung.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 20 Zoll (zu 25,4 Mm.) Entfernung
                                 182
                                 Sec.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 10 Zoll Entfernung
                                 45
                                 Sec.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 5 Zoll Entfernung
                                 11
                                 Sec.
                                 
                              
                                 2 Kerzen in 5 Zoll Entfernung
                                 5
                                 Sec.
                                 
                              
                                 4 Kerzen in 5 Zoll Entfernung
                                 3
                                 Sec.
                                 
                              
                                 8 Kerzen in 5 Zoll Entfernung
                                 1,6
                                 Sec.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 5 Zoll Entfernung hinter grünem Glas
                                 40
                                 Sec.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 5 Zoll Entfernung hinter blauen Glas
                                 38
                                 Sec.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 5 Zoll Entfernung hinter purpurfarbigem Glas
                                 28
                                 Sec.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 5 Zoll Entfernung hinter orangefarbigem Glas
                                 26
                                 Sec.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 5 Zoll Entfernung hinter gelbem Glas
                                 21
                                 Sec.
                                 
                              
                                 1 Kerze in 5 Zoll Entfernung hinter hellrothem Glas
                                 20
                                 Sec.
                                 
                              
                                 Diffuses Tageslicht, matt
                                 2,3
                                 Sec.
                                 
                              
                                 Diffuses Tageslicht, hell
                                 1,7
                                 Sec.
                                 
                              
                                 Voller Sonnenschein 10 Uhr Vormittags
                                 0,3
                                 Sec.
                                 
                              
                                 Voller Sonnenschein 2 Uhr Nachmittags
                                 0,25
                                 Sec.
                                 
                              
                           
                              P.
                              
                           
                        
                           Versuche zur Erprobung der Intensität farbiger Lichter.
                           Zur Erzielung von Resultaten, welche bei der immer mehr zunehmenden Küstenund
                              									Seebeleuchtung in Anwendung gebracht werden könnten, wurden über Veranlassung der k.
                              									k. Seebehörde in Triest unter Leitung des nautischen Inspectors sowie des
                              									Seeleuchten-Administrators Experimente angestellt, um die Intensität der
                              									farbigen Lichter und des weißen Lichtes bei verschiedenem Brennmaterial zu erproben.
                              									Obwohl es nach der Erfahrung und nach speciellen anderweitigen Versuchen keinem
                              									Zweifel unterlag, daß eine zweckentsprechende Beleuchtung auf größere Entfernungen
                              									vorzugsweise durch weißes, dann durch rothes Licht und durch die Combinationen
                              									dieser beiden erzielt werden kann, so galt es doch, die Brauchbarkeit der anders
                              									gefärbten Farbenlichter für Hafenleuchten niederen Belanges festzustellen. Zu diesen
                              									Versuchen wurden durchgehends gleiche Handlaternen mit den kleinsten Dochten
                              									verwendet. Die Glascylinder waren bei 3 Laternen weiß und bei je einer roth (aus der
                              									Fabrik für Seeleuchten-Apparate von Sautter und
                              										Lemonier in Paris), grün (böhmisches Fabriktat), grün
                              										(Sautter und Lemonier),
                              									tiefblau (Barbier und Fenestre
                              									in Paris)  und
                              									dunkelblau (Sautter und Lemonier); bei den weißen wurde amerikanisches Petroleum, Paraffin und
                              									Olivenöl, bei den übrigen Olivenöl verwendet. Schon auf die Distanz von einer halben
                              									Seemeile war das dunkelblaue Licht gar nicht und das tiefblaue kaum sichtbar, so daß
                              									deren Unbrauchbarkeit für die Seebeleuchtung außer Zweifel steht. Die Versuche,
                              									welche bis auf die Distanz von zwei Seemeilen vorgenommen wurden, ergaben: 1) daß
                              									das weiße Licht mit Petroleum als Brennmaterial intensiver ist, als das mit Parafin
                              									genäherte, welch letzteres auch mehrmals erlosch, so daß die nothwendige Continuität
                              									mangelt; 2) daß unter den Lichtern mit Olivenöl als Brennmaterial nach dem weißen
                              									das rothe und nach diesem das grüne (böhmische Cylinder) am sichtbarsten ist.
                              									Hiernach wären von den verschiedenen Lichtern nur das grüne zu verwenden und zwar
                              									möglichst in der Nähe von weißen und rothen Lichtern, da das grüne Licht schon auf
                              									kleine Distanzen mit dem weißen verwechselt werden kann. (Mittheilungen aus dem
                              									Gebiete des Seewesens (Pola 1875) S. 153).
                           
                        
                           Glasvergoldung mit Blattgold zur Herstellung von
                              									Glasschildern.
                           Die Glasplatte wird nach einer Angabe von L. W. Möser
                              									(Gewerbeblatt für Hessen, 1875 S. 98) zunächst gehörig gereinigt, am zweckmäßigsten
                              									mit Anwendung von Lappen und Kreidepulver. Hierauf folgt die Vergoldung der einen
                              									Glasseite mit Blattgold. Das Bindemittel für das Haften des Goldes auf dem Glase ist
                              									Gelatinelösung. Man läßt 5 Grm. Gelatine in 1 Liter aufweichen, kocht diese Lösung
                              									und trägt davon mit einem Pinsel gleichmäßig und möglichst warm auf die Glasplatte
                              									auf. Jetzt wird Blattgold, wie bei der Glanzvergoldung gleichmäßig und glatt
                              									aufgelegt, was natürlich Uebung erfordert. Ist der Ueberzug abgetrocknet, so wird
                              									abermals mit Anwendung des Gelatinewassers Gold aufgelegt. Selbst unechtes Blattgold
                              									(Metallgold) kann man zur Vergoldung benützen. Je weniger gleichmäßig und dicht aber
                              									das angewendete Blattgold ist, desto mehr Goldschichten muß man übereinander legen.
                              									Erscheint die Vergoldung, wenn man das Glas gegen das Licht hält, überall
                              									vollständig undurchsichtig, und ist dieselbe trocken geworden, so kann die Schrift
                              									aufgezeichnet werden. Dieselbe wird auf das Gold mit Asphaltlack, und zwar verkehrt,
                              									aufgemalt. War die Goldschicht nicht überall dicht genug, so schlägt der Asphaltlack
                              									durch und wird auf der Vorderseite unangenehm sichtbar. Das Vorzeichnen der Schrift
                              									kann mit einer Nadel geschehen, indem man die Buchstaben in Papier ausschneidet oder
                              									Schablonen von dünnem Blech anwende etc. Ist die mit Asphaltlack aufgetragene
                              									Schrift vollständig getrocknet, so wird jetzt die überschüssige Vergoldung mit
                              									Wasser geweicht und weggewaschen; die durch den Lack geschützte Schrift bleibt
                              									stehen und zeigt bei sorgfältiger Ausführung den bekannten feinen Glanz. Gewöhnlich
                              									wird dann noch das ganze Schild auf der Schriftseite mit einem dunklen Grunde
                              									versehen, welchen man durch einen Oelfarbe-Anstrich herstellt. Die Schrift
                              									wird durch den dunkeln Hintergrund besser sichtbar, noch mehr geschützt und die
                              									Reflexion ist weniger störend.
                           
                        
                           Baritgrün.
                           Nach Böttger erhält man diesen Farbstoff (vergl. 1874 211 320) auf folgende Weise. Man trage in ein
                              									geschmolzenes Gemisch von 2 Th. Aetzkali und 1 Th. chlorsaurem Kali nach und nach 2
                              									Th. fein gesiebten Braunstein ein, bringe die Masse schließlich zum schwachen
                              									Glühen, lasse erkalten, überschütte sie im gepulverten Zustande mit kaltem Wasser, filtrire und versetze das prachtvoll grün
                              									gefärbte Filtrat in der Kälte mit einer Anflösung von salpetersaurem Barit. Den
                              									hierbei sich abscheidenden neutralen mangansauren Barit von schön violetter Farbe
                              									süße man gehörig aus, versetze ihn im getrockneten Zustande mit ½ bis 1 Th.
                              									Barithydrat und bringe das Gemisch unter fortwährendem Umrühren in einer mehr
                              									flachen als hohen Messing- oder Kupferschale zur schwachen Rothglut, bis der
                              									Inhalt der Schale nach erfolgtem Erkalten eine rein grüne Farbe zeigt. Schließlich
                              									wird dieselbe vollkommen zerrieben  und zu wiederholten Malen mit kaltem Wasser behandelt, um das etwa noch vorhandene Barithydrat zu
                              									entfernen. (Jahresbericht des physikalischen Vereines zu Frankfurt 1873/4.)
                           
                        
                           Apparatine.
                           Apparatine nennt H. Gerard (Industrieblätter) eine
                              									farblose, durchsichtige Substanz, welche durch Erhitzen von Stärke, Mehl oder
                              									anderen stärkemehlreichen Substanzen mit kaustischem Alkali hergestellt wird. Die
                              									Masse soll zum Appretiren aller Arten von Waaren, sowie zu anderen industriellen
                              									Zwecken zu verwenden sein. Am besten wird sie aus Kartoffelstärke, mit einer
                              									kaustischen Lauge von Potasche oder Soda hergestellt. Das günstigste Verhältniß ist:
                              									76 Th. Wasser zu 16 Th. Kartoffelstärke und 8 Th. Potasche- oder Sodalauge
                              									von25°. Unter tüchtigem Rühren gießt man die Stärke ins Wasser und fügt dann
                              									unter fortgesetztem Rühren die Lauge hinzu. Nach wenig Augenblicken klärt sich die
                              									Flüssigkeit plötzlich und gibt ein dickes Gelée, welches gehörig geschlagen werden
                              									muß. Je mehr man es schlägt, um so besser die Qualität der Apparatine; letztere in
                              									der oben angeführten Weise bereitet, ist eine farblose transparente Substanz, ohne
                              									jeden Geruch, mit einem leicht alkalischen Geschmack, von faseriger, leimartiger
                              									Textur. Der Luft selbst für lange Zeit ausgesetzt, trocknet sie nur, ohne sich zu
                              									zersetzen, zu verderben oder Geruch anzunehmen. Kocht man sie bis zum Trockenwerden,
                              									so verdickt sie sich und quillt, außerdem aber behält sie die ursprünglichen
                              									Eigenschaften bei. Trocknet man sie in dünnen Blättchen, so hat sie eine hornartige
                              									Consistenz, ist aber weniger spröde als Horn und läßt sich zusammenfalten, ohne zu
                              									brechen. Die Masse eignet sich ganz vorzüglich zum Appretiren aller Arten Gewebe,
                              									als Baumwollen-, Seiden-, Wollenstoffe etc., denen sie eine bisher
                              									unerreichte sammetartige Glätte gibt. Durchsichtigen Fabrikaten verleiht sie die
                              									Steifigkeit von Metallblech. Schon nach einmaliger Anwendung ist die Apparatine auf
                              									dem Gewebe so unlöslich geworden, daß zwei- bis dreimaliges längeres Waschen
                              									in warmem Wasser ohne Einfluß bleibt. In allen Fällen, wo Gummi, Kleister Gelatine
                              									u. dgl. zur Anwendung kommen, kann man statt dieser die Apparatine gebrauchen. Auch
                              									als Verdickungsmittel in der Kattundruckerei ist sie zu verwenden.
                           
                        
                           Ueber die Darstellung weißer Salicylsäure.
                           Rautert (Gewerbeblatt für Hessen, 1875 S. 117) hat
                              									gefunden, daß durch Sublimation mittels überhitzten Wasserdampfes aus der nach dem
                              										Kolbe'schen Verfahren dargestellten, mehr oder
                              									weniger gelb gefärbten Salicylsäure, eine solche von rein weißer Farbe erhalten
                              									werden kann. Ein hierzu verwendetes doppelwandiges, kupfernes Kesselchen war dadurch
                              									hergestellt, daß zwei kupferne Röhren von verschiedenem Durchmesser in einander
                              									gesteckt und die Enden durch kupferne Scheiben mit Hartloth verlöthet wurden. Der
                              									Raum zwischen den beiden Röhren wurde mit Paraffin gefüllt, der innere Raum ist zur
                              									Aufnahme der rohen Salicylsäure bestimmt; an demselben sind möglichst weit oben zwei
                              									Röhren angebracht. Das eine Rohr dient zum Zuführen des überhitzten Wasserdampfes,
                              									durch das andere wird das Kesselchen mit roher Salicylsäure beschickt; späterhin
                              									dient dasselbe als Austrittsöffnung der mit Salicylsäure beladenen Wasserdämpfe Man
                              									gibt diesem Rohre einen Durchmesser von mindestens 3 Centim., weil es sich sonst
                              									durch die übergehende Salicylsäure zu leicht verstopft. An dieses letztere Rohr fügt
                              									man bei der Operation ein ebenso weites, gerades Zinnrohr, welches seinerseits in
                              									einer Liebig'schen Kühlvorrichtung steckt und stets kalt
                              									erhalten wird. In das obere Ende dieses Zinnrohres löthet man ein kleines
                              									Bleiröhrchen mit Trichter an, durch welches bei der Destillation beständig kaltes
                              									destillirtes Wasser eintropft.
                           Ist der Apparat so vorgerichtet, so erhitzt man das kupferne doppelwandige
                              									Kesselchen, bis das im Paraffin steckende Thermometer 170° zeigt. Alsdann
                              									läßt man durch das engere Rohr des inneren Raumes auf 170° überhitzten
                              									Wasserdampf eintreten. Man entwickelt diesen Dampf in einem etwa 2 Liter haltenden
                              									Glaskolben und leitet denselben zum Zwecke seiner Ueberhitzung durch ein langes
                              									dünnes Bleirohr, 
                              									welches in vielfachen Windungen in einem eisernen Topfe in auf 170° erhitztem
                              									Paraffin liegt. Sobald die rohe Salicylsäure die Temperatur des umgebenden
                              									Paraffinbades angenommen hat, beginnt die Destillation derselben in Begleitung des
                              									über sie hinwegströmenden Wasserdampfes mit solcher Schnelligkeit, daß sich die
                              									Zinnröhre trotz dem beständig eintropfenden Wasser in wenigen Augenblicken
                              									verstopfen würde, wenn man nicht in dieselbe eine Glasröhre oder besser noch ein
                              									gerissenes Stäbchen von gut ausgekochtem Tannenholz steckt, mit welchem man während
                              									der ganzen Operation durch die ganze Zinnröhre hindurch und bis in das Kesselchen
                              									hinein hin und her fährt. Die Salicylsäure erscheint nun an dem unteren Ende des
                              									zinnernen Kühlrohres als ein dicker Brei von schneeweißer Farbe und wird in einem
                              									untergestellten Becherglase aufgefangen.
                           Gegen Ende der Operation steigert man die Temperatur der beiden Paraffinbäder bis auf
                              									185°. In etwa 2 Stunden ist der Proceß beendigt. In dem Kesselchen bleibt nur
                              									ein geringer schwarzer, harziger Rückstand. Die übergegangene Salicylsäure riecht
                              									nur schwach nach Carbolsäure. Durch Abpressen des übergegangen Breies und
                              									Umkrystallisiren aus destillirtem Wasser wird sie von der Carbolsäure mit
                              									Leichtigkeit befreit und in den schönsten ganz weißen Krystallen erhalten. Bei der
                              									Darstellung im Großen würde man die Paraffinbäder wohl zweckmäßig durch
                              									hochgespannten Dampf ersetzen. In hochgespanntem Dampfe selbst, direct angewendet,
                              									verdunstet die Salicylsäure fast gar nicht.
                           
                        
                           Stickstoffgehalt wurmstichiger Hülsenfrüchte.
                           P. Stefanelli (Bollet.
                                 										entomolog., VI. Berichte der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft, 1875 S. 439) hat den mittleren Stickstoffgehalt
                              									gereinigter, wurmstichiger Hülsenfrüchte mit demjenigen nicht angefressener Früchte
                              									verglichen und er findet
                           
                              
                                 
                                 Stickstoff:
                                 Entsprechend Eiweiß:
                                 
                              
                                 
                                 Unbeschädigt.
                                 Wurmstichig.
                                 Unbeschädigt.
                                 Wurmstichig.
                                 
                              
                                 Erbsen
                                 3,73 Proc.
                                 4,27 Proc.
                                 23,86 Proc.
                                 27,25 Proc.
                                 
                              
                                 Linsen
                                 3,73 Proc.
                                 5,20 Proc.
                                 23,86 Proc.
                                 33,21 Proc.
                                 
                              
                                 Bohnen
                                 4,47 Proc.
                                 4,93 Proc.
                                 28,52 Proc.
                                 31,50 Proc.
                                 
                              
                           Hiernach wären also wurmstichige Früchte nahrhafter als nicht angefressene. Der Verf.
                              									findet die Erklärung darin, daß die Bruchuslarven aus den Früchten nur die
                              									Stärkmehlkörper aufnehmen; er bestätigt, daß die angestochenen Früchte noch
                              									keimfähig sind.
                           
                        
                           Sumpfgasfäulniß.
                           Popoff hat die Zersetzungserscheinungen einer Schlammasse
                              									untersucht, welche aus der Mündung eines Stroßenablaufcanales in den Fluß entnommen
                              									war, und alle möglichen Küchenabfälle, sowie sonstige in der Zersetzung weit
                              									vorgeschrittene organische Substanzen enthielt. Diese Masse hatte Breiconsistenz,
                              									besaß ein schmutzig graues Aussehen, reagirte neutral oder kaum merklich alkalisch
                              									und verbreitete einen eigenthümlichen Geruch. Mit dieser etwas verdünnten
                              									Schlammasse wurden Kolben gefüllt und die entwickelten Gase in Zwischenräumen von 2
                              									bis 4 Tagen untersucht. Ein Schlamm gab innerhalb 3½ Wochen folgende
                              									Gasmischungen:
                           
                              
                                 
                                 
                                    CO
                                    2
                                    
                                 
                                    CH
                                    4
                                    
                                 Sauerstoff
                                 Stickstoff
                                 
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 11,79
                                 2,48
                                 4,71
                                 81,06
                                 
                              
                                 
                                    B
                                    
                                 34,99
                                 29,03
                                 0
                                 35,98
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 55,81
                                 42,54
                                 0
                                 1,65
                                 
                              
                                 
                                    D
                                    
                                 56,00
                                 42,70
                                 0
                                 1,30
                                 
                              
                                 
                                    E
                                    
                                 45,90
                                 54,10
                                 0
                                 0    
                                 
                              
                                 
                                    F
                                    
                                 43,30
                                 56,60
                                 0
                                 0,10
                                 
                              
                           Die eingeschlossene Luft verliert also zunächst ihren Sauerstoff, es bleibt nur ein
                              									Gemisch von Kohlensäure und Sumpfgas (CH4) und zwar überwiegt anfangs die Kohlensäure
                              									später das Sumpfgas.
                           Der Schlamm bestand außer einigen amorphen anorganischen Stoffen und zahlreichen
                              									Krystallen von Carbonaten namentlich aus Cellulose und einer großen Menge  Pigmentbakterien, und
                              									zwar herrschten die rothen, gelben, dann die grünen und anderen Zooglöaformen vor.
                              									Die Organismen waren schon in der faulenden Masse in großer Menge vorhanden und
                              									vermehrten sich bei länger dauernder Zersetzung so ungeheuer daß es selbst für das
                              									unbewaffnete Auge ein Leichtes war, sie an den rothen und grünen Färbungen
                              									wahrzunehmen. Diese sehr bedeutende Vermehrung der Bakterien, welche ganz mit der
                              									Kohlensäure- und Sumpfgasbildung Schritt hielt, ließ einen wechselseitigen
                              									Zusammenhang erkennen.
                           Genaue Temperaturmessungen innerhalb eines Kolbens im Vergleich mit der Temperatur
                              									der umgebenden Luft lehrten, daß innerhalb des Kolbens stets ein Plus von Wärme
                              									vorhanden war. Anfangs war der Unterschied gering, 0,2° bis 0,4° am
                              									Ende des zweiten Monates erreichte die Differenz den Werth von 0,9° bis
                              									1° Diese Wärmeentwickelung in der faulenden Substanz, welche sich nachweisen
                              									ließ, trotzdem daß stets durch die Entwickelung von Gas eine Abgabe von Wärme
                              									vorhanden sein mußte, stellte diesen Proceß in Analogie mit der Alkoholgährung, und
                              									es ist gewiß bemerkenswerth in der Sumpfgasbildung, bei welchem jede Oxydation
                              									ausgeschlossen war und nur moleculare Umwandlungen geschehen konnten, eine Quelle
                              									der Wärmeentwickelung zu finden und ebenso wie bei der Alkoholgährung lebende
                              									Organismen bei diesen Zersetzungen betheiligt zu sehen.
                           Wie bei der Gährung übt auch auf die Sumpfgasbildung die Temperatur eine bedeutende
                              									Einwirkung aus. Es wurde die Sumpfgasentwickelung aus dem Schlamme bei
                              									verschiedenen, während dieses bestimmten Zeitraumes constant gehaltenen Temperaturen
                              									zwischen 6° und 55° beobachtet, und gefunden, daß die Sumpfgasfäulniß
                              									mit der Temperatursteigerung sehr auffällig zunimmt. Der höchste Grad der
                              									Gasentwickelung wurde bei etwa 40° beobachtet; von 45° ab ließ sich
                              									eine Abschwächung derselben constatiren, und bei 50° bis 55° hörte sie
                              									ganz auf. Schlammmassen, welche 1 bis 2 Stunden lang auf Temperaturen von
                              									135°, 110°, 100°, 75°und 53° erhitzt (die
                              									Bakterien also getödtet) worden, entwickelten gar kein Gas. Hingegen erwies sich
                              									eine vorher gefrorene Masse nach dem Aufthauen ebenso gut gährungsfähig wie eine
                              									nicht gefrorene Masse. Die Zusammensetzung der entwickelten Gase bei den
                              									verschiedenen Temperaturen wich nur in sofern ab, als sie bei höherer Temperatur
                              									dieselbe Aenderung, nämlich das Ueberwiegen des Sumpfgases über die Kohlensäure,
                              									sehr schnell erfuhr, welche bei geringerer Wärme erst nach längerer Dauer beobachtet
                              									wird.
                           Eine weitere Analogie zwischen der Sumpfgasentwickelung und den anderen
                              									Gährungserscheinungen bietet die Einwirkung gewisser Substanzen auf diesen Proceß.
                              									Es wurden nach dieser Richtung untersucht: Cyankalium, Strychnin, Curare, Chinin,
                              									Atropin, Chloroform, Carbolsäure und chlorsaures Kalium. Von jeder Substanz wurde
                              									etwas einer bestimmten Menge Schlamm zugesetzt und die Gasentwickelung bei
                              									22° bis 27° neben einem jedesmaligen Controlversuch ohne diesen Zusatz
                              									beobachtet. Das Resultat war, daß fast alle genannten Substanzen eine hemmende
                              									Wirkung auf die Sumpffäulniß ausübten, nur das Strychnin ließ den Proceß noch
                              									schneller vor sich gehen; am intensivsten wirkte das Cyankalium, dann folgte Chinin,
                              									chlorsaures Kalium, Chloroform, Atropin und Curare.
                           Weitere Versuche bestätigten, daß vorzugsweise die Cellulose bei ihrer Zersetzung
                              									Sumpfgas liefert; es ist daher erklärlich, daß auch in der Natur das Sumpfgas an
                              									solchen Orten auftritt, wo eine große Menge pflanzlicher Reste, die ja der
                              									Hauptsache nach aus Cellulose bestehen, angehäuft werden, wie in Sümpfen, Mooren,
                              									Flußufern, Kohlenlagern u. s. w., wo die Zersetzung der Cellulose in großartigem
                              									Maßstabe vor sich geht. Hierdurch wird auch noch der Umstand erklärlich, daß im
                              									Ernährungsschlauche der höheren Thiere und beim Menschen so häufig die Entwickelung
                              									von Sumpfgas zu Stande kommt. (Nach dem Archiv für die gesammte Physiologie der Menschen und
                                    											der Thiere, Band 10 S. 113.)