| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 282 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hydraulischer Motor für Orgelgebläse.
                           Engineer empfiehlt in einer seiner jüngsten Nummern
                              									(April 1785 S. 260) einen von Hubbard und Aller in Brooklyn (Amerika) patentirten Wassermotor, der
                              									sich auch seiner Einfachheit und sicheren Functionirung halber vorzüglich zum
                              									Antrieb der Blasebälge von Orgeln eignen soll. In diesem Falle wird dann in der
                              									Druckleitung ein Hahn eingeschaltet, welcher von den gefüllten Blasebälgen gesperrt
                              									gehalten wird,  beim
                              									Entleeren derselben sich allmälig öffnet und die Maschine in Gang treten und frische
                              									Luft zuführen läßt. Interessant und neu bei diesem Maschinchen ist nur die
                              									selbstthätige Steuerung, welche mit Vermeidung aller äußeren Steuerungstheile und
                              									ohne Federn und Ventile durch zwei Schlitze in der Kolbenstange in Thätigkeit
                              									gesetzt wird und zwar auf folgende Weise. Der Vertheilungsschieber ist als
                              									Rundschieber vollkommen entlastet in einem cylindrischen Gehäuse eingeschlossen
                              									derart, daß zu seiner abwechselnden Verschiebung nur eine ganz geringe Kraft
                              									erforderlich ist; dieselbe wird dadurch erhalten, daß hinter eines der beiden Enden
                              									des Kolbenschiebers am Ende des Hubes einen Moment lang frisches Druckwasser
                              									zugelassen wird. Hat nämlich der Kolben nahezu das Ende seines Hubes erreicht, so
                              									kommt ein durch die Kolbenstange gebohrter Längsschlitz in das nach innen
                              									fortgesetzte Ende der Stopfbüchse und stellt hier, ähnlich dem Wirbel eines Hahnes,
                              									die Verbindung her zwischen einer zum Kolbenschieber führenden Bohrung und einer
                              									zweiten, diametral gegenüberstehenden Bohrung, welche mit der Druckleitung
                              									communicirt. Hierdurch wird der Schieber umgesteuert, der Kolben geht zurück, und
                              									nun ist die Communication der beiden erwähnten Bohrungen durch den vollen
                              									Querschnitt der Kolbenstange unterbrochen, bis endlich am anderen Ende des Cylinders
                              									ein zweiter Schlitz in der nach rückwärts fortgesetzten Kolbenstange Druckwasser
                              									hinter das andere Ende des Kolbenschiebers zuläßt und denselben wieder in seine
                              									frühere Lage zurückbringt.
                           
                        
                           Boulton's Röhrenkessel.
                           Dieser Kessel ist im Engineer, April 1875 S. 261,
                              									illustrirt und soll nach unserer Quelle schon vielfach bei schmalspurigen
                              									Locomotiven sowie bei Locomobilen mit Erfolg angewendet sein. Er besteht aus einem
                              									cylindrischen Mantel mit eingesetztem Heizrohre, das an seinem vorderen Ende zur
                              									Aufnahme des Rostes dient, hinter dem Rost aber von quergestellten Heizröhren
                              									durchzogen ist. Dieselben sind in zwei abwechselnd entgegengesetzten Lagen unter ca.
                              									30° Neigung gegen die Horizontale eingezogen, haben 38 Mm. Durchmesser und
                              									sind mit Zwischenräumen von 20 Mm. nebeneinander angeordnet. Auf diese Weise ist
                              									eine äußerst günstige Ausnützung der Heizfläche erzielt, indem der Zug der
                              									abströmenden Gase durch die quergestellten Rohre fortwährend unterbrochen und
                              									genöthigt wird, den größten Theil seiner Wärme abzugeben. Die Reinigung der Röhren
                              									auf ihrer inneren Fläche von Kesselstein, obwohl sich derselbe hier in Folge der
                              									raschen Circulation nur mäßig ansetzen dürfte, ist nach Herausnehmen des Heizrohres
                              									— durch Lösung zweier Schraubenverbindungen — leicht zu erzielen;
                              									unmöglich dagegen ist die Reinigung der Röhren von außen, wo sich jedenfalls bald
                              									eine dichte Rußkruste bilden wird. Wenn dagegen der Erfinder behauptet, daß
                              									hierdurch nie Schwierigkeiten entstehen könnten, weil der angesetzte Ruß entweder
                              									mitverbrannt oder durch den Zug herausgerissen werde, so dürfte er wohl durch die
                              									Beobachtung des in den Siederöhren eines Locomotivkessels angesammelten Rußes eines
                              									besseren — respective schlechteren belehrt werden.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           Mittel zur Verhinderung des Losdrehens von
                              									Schraubenmuttern.
                           Um das Losewerden der Muttern bei Schraubenverbindungen, welche vielen
                              									Erschütterungen ausgesetzt sind, möglichst zu verhüten, hat man die verschiedensten
                              									Mittel in Vorschlag gebracht — darunter Paget
                              									(vergl. 1867 183 348) eine federnde Unterlagscheibe,
                              									welche die fest niedergeschraubte Mutter mit großer Reibung gegen die Schraubengänge
                              									andrückt. Zu dieser Kategorie von Sicherungen gehört die (im Journal of the Franklin Institute März 1875 S. 162 mitgetheilte) Winslow'sche elastische Unterlage für Schraubenmuttern,
                              									die aus einer spiralförmig gewundenen Drahtfeder besteht,
                              									welche unterhalb der Mutter eingelegt und durch Anziehen derselben zusammengepreßt
                              									wird.
                           
                              J.
                              
                           
                        
                           
                           Waggon-Reinigung durch Dampfkraft.
                           Vor einigen Wochen wurde auf der Great-Northern-Railway in England ein
                              									Versuch mit einer neuen, vom Earl of Caithneß erfundenen Vorrichtung gemacht, die schon der
                              									Curiosität halber einige Aufmerksamkeit verdient — dies aber umsomehr, als
                              									die Resultate nach vorliegenden Berichten höchst befriedigend ausfielen.
                           Es handelt sich nämlich darum, die von Zeit zu Zeit unbedingt erforderliche äußere
                              									Reinigung der Eisenbahnwaggons von Staub und Schmutz, welche mit Handarbeit
                              									verrichtet, einen bedeutenden Zeit- und Geldaufwand verursacht, durch
                              									Maschinenkraft zu verrichten, und dieses zu erreichen, wurden auf beiden Seiten
                              									eines Seitengleises in drehbaren Rahmen zwei colossale Bürstwalzen (mit
                              									Pferdehaaren) aufgestellt, und durch Riemen und Zahnräder von einer kleinen
                              									4pferdigen Dampfmaschine aus in rasch rotirende Bewegung versetzt. Hierauf wird ein
                              									zusammengestellter Zug der zu reinigenden Wagen langsam von einer Locomotive
                              									vorgeschoben, um zwischen den rotirenden Bürsten, welche mittels eines langen
                              									Handhebels gegen die Waggons angedrückt werden, durchzupassiren. Dabei werden die
                              									Waggons vor und hinter den Bürsten von siebartig durchlochten Röhren mit Wasser
                              									bespritzt. Auf diese Weise ward ein aus 12 Personenwagen verschiedener Art
                              									bestehender Zug bei einer Durchfahrt in 4 Minuten vollkommen gereinigt, selbst mit
                              									Einschluß der Fenster und aller vorstehenden Metallbestandtheile. Um Züge hin und
                              									zurück zwischen den Bürsten schieben zu können, ist die Antriebsmaschine zu
                              									reversiren.
                           
                        
                           Ersatz einer hölzernen Schachtzimmerung durch Gußeisen.
                           In einer Grube der Société du Couchant du Flénu in
                              									Quaregnon (Arr. Mons, Belgien) gab ein 113 Meter tiefer, mit Holz ausgezimmerter
                              									Schacht zu fortwährenden Reparaturen Anlaß. Die Zimmerung war in Gestalt eines
                              									Zwölfeckes mit eingeschriebenem Kreise von 2,92 M. Durchmesser angeordnet, und aus
                              									dem stärksten erhältlichen Eichenholz ausgeführt; trotzdem war sie nicht im Stande,
                              									dem enormen äußeren Wasserdruck zu widerstehen, so daß fortwährend Auswechslungen
                              									vorgenommen werden mußten.
                           Um diesen kostspieligen Reparaturen zu entgehen, kleidete man endlich den unteren
                              									Theil des Schachtes mit gußeisernen Röhren aus, welche in Stutzen von 2,500 M.
                              									Durchmesser und 1,225 M. Höhe übereinandergestellt und mit Bleiplatten abgedichtet
                              									wurden. Diese Verkleidung, obwohl vollkommen undurchlässig, bewährte sich
                              									gleichfalls nicht auf die Dauer, indem in Folge ungewöhnlicher Erschütterungen
                              									außerhalb des Schachtes einer der Rohrstutzen einen Riß von 1,200 M. Länge (in
                              									beiläufig horizontaler Richtung) erhielt, aus welchem nun das Wasser in großen
                              									Mengen ausströmte. Nachdem sich der Riß fortwährend zu vergrößern strebte, so mußte
                              									das Project der Abdichtung durch eine aufgeschraubte Kupferplatte bald aufgegeben
                              									werden; ebensowenig konnte man daran denken, den schadhaften Stutzen durch einen
                              									neuen zu ersetzen, weil in der Zwischenzeit der Wasserzufluß gar nicht zu bewältigen
                              									gewesen wäre, und so entschloß man sich endlich zu folgendem (von der Revue universelle, 1875 S. 223 mitgetheilten) Mittel.
                              									Die Rohrstutzen hatten zum Behufe der Verschraubung an beiden Enden einen 85 Mm. ins
                              									Innere des Schachtes einspringenden Flansch, und zwischen diese zwei Flanschen der
                              									gebrochenen Trommel ward nun durch daubenartige Gußsegmente (in 3 übereinander
                              									stehenden Reihen von je 12 Stück) und zwischen getriebene Holzkeile ein innerer
                              									Kranz gebildet, der ohne Schwierigkeit in zwei Tagen hergestellt war, absolut dicht
                              									hielt und nie mehr einen Anstand ergeben hat.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                           Thum's Ofen zum Verhütten von
                              									Erzen, welche Zink, Blei und Silber enthalten.
                           Es gibt Erze, welche aus einem so innigen Gemenge von Zinkblende und Bleiglanz
                              									bestehen, daß eine Trennung des letzteren auf mechanischem Wege sehr schwierig, wenn
                              									nicht praktisch unmöglich ist. Hierher gehört z. B. das auf Anglesey bei Amlwich
                              									unter dem Namen „Bluestone“ gewonnene Erz. Dasselbe enthält ca.
                              									28 Proc. Zink,  11 Proc.
                              									Blei mit 70 Unzen Silber in der Tonne und 1 bis 2 Proc. Kupfer. Trotz des nicht
                              									unbedeutenden Gehaltes an edlem Metall ist der Werth solcher Erze ein sehr geringer.
                              									Als Bleierze kann man sie nicht verschmelzen, und auch auf nassem Wege läßt sich
                              									selten etwas damit anfangen; wenigstens ist die oft versuchte Extraction des Kupfers
                              									und Silbers beim Bluestone, seiner stark kieseligen Begleitung wegen, bis jetzt
                              									nicht gelungen.
                           Für solche Erze schlägt der Verf. einen (in der berg- und hüttenmännischen
                              									Zeitung, 1875 Taf. I skizzirten) Ofen vor, welcher
                              									die gleichzeitige Gewinnung von Zink und Blei, einschließlich des Silbers
                              									ermöglicht. Derselbe ist auf beiden Längsseiten in der Weise der belgischen Zinköfen
                              									zugestellt, und die Destillirröhren sind auf beiden Seiten offen. Im erhöht
                              									liegenden Ende der Röhre wird die Vorlage eingesetzt, während sie an dem tiefer
                              									liegenden Ende auf der entgegengesetzten Seite des Ofens sich räumen und chargiren
                              									läßt. Ist die Charge eingetragen, so verschließt man das tiefer liegende Ende mit
                              									einem Thonpfropfen. Das Zink destillirt alsdann in die Vorlage ab, und das Blei
                              									sammelt sich in den tiefer liegenden Theilen der Röhre über dem Thonpfropfen an, von
                              									wo es durch ein Stichloch, wenn nöthig, während des Destillationsprocesses entfernt
                              									werden kann.
                           Man braucht bei dieser Einrichtung zum Zwecke des Ausräumens und Wiederbeschickens
                              									der Röhren deren Vorlagen natürlich nicht erst abzunehmen, wodurch dem gewöhnlichen
                              									belgischen Ofenbetriebe gegenüber, abgesehen von dem damit zu erzielenden
                              									Zeitgewinne, die Dauer der Vorlagen selbst wesentlich erhöht und der Verlust an Zink
                              									verringert wird.
                           
                        
                           Relative Wärmeleitungsfähigkeit verschiedener
                              									Bodenarten.
                           Littrow (Wiener akademischer Anzeiger, 1875 S. 4) faßt die
                              									Resultate seiner Untersuchungen über die relative Wärmeleitungsfähigkeit
                              									verschiedener Bodenarten in folgenden Sätzen zusammen.
                           1) Den Haupteinfluß auf die Wärmeleitungsfähigkeit trockener Bodenarten übt ihre
                              									mechanische Zusammensetzung, und zwar dermaßen, daß die durch das Mikroskop
                              									feststellbare Qualität der abschlämmbaren Theile ganz unzweideutig ihre Wirkung
                              									zeigt. Mit dem Steigen der Feinheit der Constitution des Bodens nimmt seine
                              									Wärmeleitungsfähigkeit ab. Gehalt an organischer Substanz verringert die Leitung der
                              									Wärme bedeutend.
                           2) Die petrographische und chemische Zusammensetzung verschwindet in ihrer Wirkung
                              									neben der mechanischen fast ganz. Gehalt an Kalk und Magnesia scheint die
                              									Wärmeleitungsfähigkeit zu verringern.
                           3) Naß leiten, wie vorauszusehen war, alle Bodenarten die Wärme besser als trocken,
                              									da in ihren Zwischenräumen die Luft durch den besseren Leiter, Wasser, ersetzt
                              									ist.
                           4) Die nassen Bodenarten leiten die Wärme besser als Wasser.
                           5) Die den Boden bildenden Materialien leiten somit an und für sich die Wärme besser
                              									als Wasser.
                           6) Die Curven des Wärmeleitungsvermögens der trockenen Bodenarten fallen zwischen die
                              									für Wasser und Luft erhaltene, während die der nassen Böden im wesentlichen jenseits
                              									der für Wasser erhaltenen Curve zu liegen kommen, so daß die Wärmeleitungsfähigkeit
                              									des Wassers den Uebergang bildet zwischen der der nassen und der trockenen
                              									Bodenarten.
                           Die Beobachtungen von Becquerel (Comptes rendus, 1875 t. 80 p. 141) über das Eindringen
                              									der Kälte in unbedeckten und mit Rasen versehenen Boden haben ergeben, daß bei
                              									Lufttemperaturen von 0°bis — 12° in der Tiefe von 0,5 Meter
                              									unter dem berasten Boden die Temperatur vom 23. December 1874 bis zum 1. Januar 1875
                              									niemals auf 0° gesunken ist, während sie unter dem gleichen aber nackten
                              									Boden bis — 5° herabging. Um Knollen, Wurzeln u. dgl. im Winter vor
                              									Frost zu schützen, empfiehlt sich daher das Bedecken mit Rasen.
                           
                        
                           Verbesserung in der elektrischen Beleuchtung; von Ladyguine.
                           Am 29. December 1874 hat die kaiserl. Akademie in Petersburg an Ladyguine den Lomonossow-Preis verliehen
                              									für wichtige Entdeckungen in der elektrischen Beleuchtung.  In seinem Berichte darüber an
                              									die Akademie erinnert der Director des physikalischen Central-Observatoriums
                              									zunächst daran, daß man, seit Davy 1821 den galvanischen
                              									Lichtbogen entdeckte, diese glänzendste künstliche Lichtquelle vielfach praktisch
                              									verwendet habe; doch sei man sofort auch auf Schwierigkeiten gestoßen. Trotz
                              									verwickelter Regulatoren für die Bewegung der verbrennenden Kohlenspitzen bleibe das
                              									elektrische Kohlenlicht einem raschen Wechsel in seiner Stärke unterworfen; außerdem
                              									sei es für das gewöhnliche Leben zu grell, eine Auflösung desselben in mehrere
                              									weniger grell leuchtende Punkte aber scheine unmöglich; endlich sei seine Erzeugung
                              									mittels galvanischer Batterien zu theuer. Allein seit man in neuester Zeit mittels
                              									durch Dampfkraft getriebener magneto-elektrischer Maschinen das elektrische
                              									Kohlenlicht bei gleicher Stärke zum dritten Theile des Preises vom Gaslicht
                              									herzustellen gelernt habe, wurden die Anstrengungen verdoppelt, es gleichmäßiger zu
                              									machen und nach Belieben in minder grelle leuchtende Punkte aufzulösen. Bei einer
                              									Benützung des elektrischen Lichtes in Geißler'schen
                              									Röhren habe sich dasselbe als zu schwach und zu veränderlich erwiesen. Besseren
                              									Erfolg habe Ladyguine erreicht. Bekanntlich verdanke man
                              									das elektrische Kohlenlicht blos der Eigenschaft des elektrischen Stromes, die von
                              									ihm durchlaufenen Leiter zu erwärmen und zwar um so mehr, je größeren Widerstand sie
                              									ihm entgegensetzen. Die hohe Leuchtkraft des gewöhnlichen elektrischen Kohlenlichtes
                              									rühre von der sich zwischen den Kohlenspitzen befindenden, schlecht leitenden
                              									Luftschicht her, welche sich stark erhitze und die Verbrennung der weißglühend
                              									werdenden Kohlenspitzen veranlasse; wegen des großen Leitungswiderstandes dieser
                              									Luftschicht, welchen nur ein sehr kräftiger Strom überwinden könne, müsse dieses
                              									Licht so grell sein. Man könne zwar auch ohne Mithilfe eines Gases einen festen
                              									Körper weißglühend machen, z. B. dünne Platindrähte; das so erzeugte Licht sei auch
                              									schwächer und gleichmäßiger, und lasse sich nach Belieben verstärken und schwächen;
                              									doch sei es niemals praktisch verwendet worden, weil es zu theuer sei und weil bei
                              									größerer Lichtstärke der (nicht durchaus gleichartige) Platindraht leicht schmelze.
                              									Daher ist Ladyguine auf den Gedanken gekommen, den
                              									Platindraht durch dünne Stäbchen von einer dem Graphit nahe stehenden Kohle (Coaks),
                              									also durch einen guten Leiter zu ersetzen. Die Kohle besitzt bei gleicher Temperatur
                              									ein viel größeres Ausstrahlungsvermögen als das Platin; die Wärmecapacität des
                              									Platins übertrifft die der fraglichen, gut leitenden Kohle beinahe um das doppelte,
                              									so daß dieselbe Wärmemenge die Temperatur eines kleinen Stäbchens der Kohle beinahe
                              									auf einen doppelt so hohen Grad erhöht, als die eines Platindrahtes von demselben
                              									Rauminhalte. Außerdem ist der elektrische Leitungswiderstand der fraglichen Kohle
                              									etwa 250 mal größer als der des Platins; das Kohlenstäbchen kann also 15 mal so dick
                              									sein als ein gleich langer Platindraht, wenn der durchgehende Strom dieselbe
                              									Wärmemenge liefern soll. Endlich ist bei der Kohle ein Schmelzen selbst bei der
                              									größten Erhitzung nicht zu befürchten. Deshalb mußte die von Ladyguine vorgeschlagene Art der elektrischen Beleuchtung sich so
                              									erfolgreich erweisen, als sie es bereits gethan hat. Den einzigen Uebelstand dabei,
                              									nämlich daß sich die Kohle allmälig mit dem Sauerstoff der Luft verbindet und
                              									verbrennt, hat der Erfinder bereits durch Einschließung der Kohle in ein luftdicht
                              									geschlossenes Gläschen beseitigt, aus dessen Innerem der Sauerstoff in einfachster
                              									Weise entfernt wird. (Nach der Revue universelle, 1875
                              									S. 213.)
                           
                              E—e.
                              
                           
                        
                           Ueber den angeblichen Uebelstand, welchen die Anwendung von
                              									Gefäßen aus böhmischem Glase bei Analysen und besonders in der Alkalimetrie
                              									darbietet.
                           Truchot (Comptes rendus, t. 79 p. 1412) behauptet,
                              									daß Gefäße aus böhmischem Glase in der Alkalimetrie nicht verwendet werden können,
                              									da sie an die Flüssigkeiten Alkali abgeben. Benrath
                              									(Glashütte, 1875 S. 120) kritisirt mit Recht die Naivität, mit welcher dieses
                              									Urtheil abgegeben ist. Bekanntlich haben schon Emmerling
                              									(1869 194 251), Pelouze (1856
                              										142 121. 1865 178 134) und
                              										Stas (1868 188 163)
                              									nachgewiesen, daß die größere oder geringere Widerstandsfähigkeit des Glases gegen
                              									Wasser u. dgl. nicht davon abhängt, ob es kali- oder natronhaltig  ist, sondern von den
                              									Mengenverhältnissen der Bestandtheile. Truchot's
                              									oberflächliche Verurtheilung der aus Deutschland in Frankreich eingeführten Gläser
                              									ist daher zurückzuweisen.
                           
                        
                           Chromsaures Eisenoxyd.
                           Nach Dr. Kayser (Mittheilungen
                              									des bayerischen Gewerbemuseums zu Nürnberg, 1875 S. 42) besteht der
                              									hellorangefarbene Niederschlag, welcher durch Fällung einer Lösung von neutralem
                              									chromsaurem Kali mit einer angesäuerten Lösung von Eisenchlorid entsteht aus Fe2(CrO4)3 oder Fe2O3, 3CrO3. Verf. empfiehlt diese Verbindung, von Kletzinsky (1873 207 83) Sideringelb genannt, als billige, giftfreie Farbe.
                           
                        
                           Gewinnung des sogen. Guignet' schen
                              									oder Smaragd-Grüns.
                           Dieses Pigment, an Farbe und Feuer dem Schweinfurter Grün sehr nahe stehend und dabei
                              									nicht giftig, ist ein auf eine eigenthümliche Weise bereitetes Chromoxydhydrat. Man gewinnt dasselbe im Großen sehr leicht, indem man in
                              									einem eigens dazu construirten Flammofen auf dem Herde bei Dunkelrothglühhitze ein
                              									Gemenge von 3 Th. Borsäure mit 1 Th. doppelt-chromsaurem Kali
                              									zusammenschmilzt. Die Masse bläht sich dabei auf, entwickelt viel Sauerstoffgas und
                              									verwandelt sich schließlich in eine schön grüne Doppelverbindung von borsaurem
                              									Chromoxydkali. Diese wird dann durch mehrmaliges Auswaschen mit siedendem Wasser in
                              									Chromoxydhydrat und unauflösliches borsaures Kali zersetzt. Nach gehörigem
                              									Auswaschen und aufs Feinste zerrieben, erscheint nunmehr dieses Chromoxyd in
                              									schönster Farbennüance, deckt gut, ist luft- und lichtbeständig und wird nur
                              									von siedenden concentrirten Säuren angegriffen. Im Kleinen läßt sich dieses Grün
                              									auch recht gut in Porzellantiegeln bereiten. (Jahresbericht des phsikalischen
                              									Vereins zu Frankfurt 1873/4.)
                           
                        
                           Pruneau's decorative Platten mit
                              									imitirten Marmorgebilden.
                           Man nimmt eine Tafel aus Fenster- oder Spiegelglas und trägt auf diejenige
                              									Fläche, welche der Berührung unzugänglich bleiben soll, die Farben des
                              									nachzubildenden Objectes. Ebenso überzieht man die eine Seite einer anderen Tafel
                              									aus Glas oder einem sonstigen Material mit einem gleichmäßigen Farbengrunde. Handelt
                              									es sich um die Nachahmung eines durchscheinenden Gebildes, z. B. um den Durchschnitt
                              									eines Onyx oder Achates, so erhalten beide Glastafeln ein identisches Muster.
                           Pruneau erzeugt die in Rede stehenden Gebilde, deren
                              									Haltbarkeit und Unveränderlichkeit er verbürgt, mit Hilfe von Kalisalzen, welche
                              									durch Metalloxyde verschiedenartig gefärbt sind. Sie werden theils mit dem Pinsel
                              									aufgetragen, theils durch Bewerfen des präparirten Grundes hervorgebracht; in
                              									gewissen Fällen sind mehrere Bäder hinter einander nothwendig. Auf diese Weise
                              									erhält man ein naturgetreues Abbild der Farbentöne und Nüancirungen des Marmors. Die
                              									Marmorirung wird sodann einer ziemlich hohen Temperatur ausgesetzt, um sie hart zu
                              									machen und in eine Art dem Glase aufs innigste anhaftenden Kitt zu verwandeln.
                              									Endlich werden beide Tafeln an den Rändern mit Mastixkitt oder mit einer Masse aus
                              									arabischem Gummi und gepulvertem Alabaster zu einer einzigen Platte vereinigt.
                              									Solche Platten, als Marmorimitation, kommen in einfachem Glas auf 16, in stärkerem
                              									Glas auf 18, und in Spiegelglas auf 21 Franken per Quadratmeter. (Nach dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1875 S.
                              									166.)
                           
                              P.
                              
                           
                        
                           Wilde Vanille.
                           Wie bekannt, sind nach dem Genusse von Vanille-Eis wiederholt zahlreiche
                              									Personen erkrankt, und es hat sich ungeachtet sorgfältigster chemischen
                              									Untersuchungen bis jetzt nicht ermitteln lassen, welches die Ursache dieser
                              									Erscheinung gewesen ist.
                           
                           Aus Südamerika soll nun eine wilde Vanille in bedeutender Menge und zu sehr billigem
                              									Preise eingeführt werden; diese könnte wohl die Vergiftungen veranlaßt haben, da die
                              									Pflanze im wilden Zustande giftige Eigenschaften besitzen soll, welche durch die
                              									Cultur sich verliert. Diese Angabe verdient nähere Prüfung.
                           
                              W.
                              
                           
                        
                           Butteruntersuchung.
                           Prof. Moser (Stummer's Ingenieur, 1875 S. 97) hat bei der
                              									in Wien unter dem Namen „Sparbutter“ verkauften künstlichen
                              									Butter einen weit niedrigeren Schmelzpunkt gefunden als bei der echten Butter.
                              									Dasselbe gilt auch für das aus den Buttersorten durch Ausschmelzen auf dem
                              									Warmtrichter gewonnene reine Fett oder „Schmalz“. In der
                              									folgenden Tabelle sind die Resultate dieser Versuche zusammengestellt.
                           
                              
                                 Buttersorte Nr.
                                 Schmelzpunkt der Butter
                                 Schmelzpunkt des Schmalzes
                                 Wassergehalt der Butter
                                 
                              
                                 1
                                 34°
                                 30°
                                 15,09
                                 Proc.
                                 
                              
                                 2
                                 36
                                 34,5
                                 nicht
                                 
                              
                                 3
                                 37
                                 36
                                 bestimmt
                                 
                              
                                 4
                                 34,5
                                 24,5
                                 20,1
                                 Proc.
                                 
                              
                                 5
                                 33
                                 29
                                 15,15
                                 Proc.
                                 
                              
                                 6
                                 36
                                 29,5
                                 14,9
                                 Proc.
                                 
                              
                                 7
                                 27
                                 22,5
                                   6,4
                                 Proc.
                                 
                              
                                 8
                                 31,7
                                 31,5
                                   7,77
                                 Proc.
                                 
                              
                           Nr. 1 und 2 sind die sogen. „Theebutter“ (aus süßem Rahm
                              									dargestellt), und zwar wurde Nr. 1 im Sommer, Nr. 2 im Spätherbst bezogen. Nr. 3 ist
                              									Butter, die im November 1874 aus schwach saurem Rahm im Laboratorium dargestellt
                              									wurde. Die Milch stammte von Kühen der Wiener Versuchsstation, die ungefähr im
                              									mittleren Lactationsstadium standen und mit Wiesen- und etwas Kleeheu unter
                              									Beigabe von Roggenkleie gefüttert wurden. Nr. 4 ist Sommer- oder
                              									Alpenweidebutter aus Kärnten. Nr. 5 und 6 sind Marktbutter, und zwar Nr. 5 erste,
                              									Nr. 6 zweite Qualität. Nr. 7 ist künstliche, unter dem Namen
                              										„Sparbutter“ in der Markthalle und im Consumverein
                              									verkaufte Butter; Nr. 8 künstliche Butter aus Paris.
                           Um Butter auf einen Talggehalt zu untersuchen, machte sich
                              										Kunstmann (Pharmaceutische Centralhalle 1875) aus
                              									Drahtstücken Dochthalter, brachte in dieselben etwa 3 Mm. breite Dochtstückchen,
                              									setzte sie in kleine Gläser, worin die betreffenden Butterfette erwärmt worden
                              									waren, zündete die Dochte an, blies die Flammen nach 1 bis 2 Min. wieder aus und
                              									prüfte die dann aus den Dochten aufsteigenden Dämpft auf ihren Geruch. Sofort war zu
                              									erkennen, welche Butter rein und, welche verfälscht war. Versuche durch
                              									Zusammenschmelzen reinen Butterfettes sowohl mit Rindertalg als auch mit Hammeltalg
                              									und Schweinefett gaben dieselben Resultate; jedoch riecht der Dampf aus der Mischung
                              									mit Schweinefett weniger intensiv. — Der Docht darf nicht zu stark sein,
                              									damit er nicht kohlt und glimmt, sonst tritt der Geruch nicht so charakteristisch
                              									hervor.
                           
                        
                           Berichtigung.
                           In Dr. Schott's Aufsatz „über Abkühlung des Glases“ in
                              									diesem Bande S. 77 Z. 22 v. u. ist statt „dicker“ zu lesen:
                              										„dieser“.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
