| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 457 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Wolf's Dreikesselsystem.
                           Das in diesem Bande S. 113 mitgetheilte Kesselsystem, welches die Maschinenfabrik R.
                              										Wolf in Magdeburg ausführt, stimmt mit dem 1857 143 324 mitgetheilten Patent von Holcroft und Hoyle in Manchester vollkommen
                              									überein.
                           
                              Sch.
                              
                           
                        
                           Neues Locomotivsystem.
                           Es scheint das Schicksal aller großen Erfindungen zu sein, daß sie bei ihrer ersten
                              									Entwickelung in zahlreichen Trieben aufschießen, dann aber die meisten derselben
                              									verkümmern und nur der Hauptstamm sich groß und mächtig ausbreitet. Später aber
                              									kommt der erfindende Geist wieder successive auf all die verlassenen Ideen zurück,
                              									um sie entweder aufs Neue fallen zu lassen, bis im weiteren Fortgange nochmals auf
                              									sie zurückgegriffen wird, oder auch um jetzt schon das ursprünglich Gute zu Ehren
                              									und zur Aufnahme zu bringen. Solches erleben wir in unseren Tagen an den Zahn
                              									stangenbahnen, welche — lange Zeit ein Hinderniß der rationellen Entwickelung
                              									des Locomotivbaues — endlich, nachdem das Gesetz der Adhäsion von dem
                              									Kohlengruben besitzer W. Blacket im J. 1814 entdeckt
                              									worden war, als überwundener Standpunkt verlassen wurden, während wir heute die
                              									steilen Höhen der Berge, in Steigungen bis zu ¼, bequem und ungefährdet mit
                              									Hilfe der Zahnstangenbahnen erklimmen.
                           Sollte uns ein gleiches Schauspiel mit der neuen Locomotive bevorstehen, welche von
                              									Prof. Tresca jüngst der Akademie in Paris im Modell
                              									gezeigt und empfohlen wurde? Eine Locomotive mit Beinen statt Rädern; — auch
                              									diese Idee tauchte in der Kindheit des Eisenbahnwesens wiederholt in Hirngespinnsten
                              									und selbst in greifbaren Experimenten auf, mußte selbstverständlich, wie wir heute
                              									mit mitleidigem Lächeln sagen, alsbald wieder aufgegeben werden, — um sechs
                              									Decennien später in Frankreich auf der Chemin de fer de
                                 										l'Est in Lebensgröße wieder zu erscheinen. Dort wird thatsächlich, wie wir
                              									der Revue industrielle, Mai 1875 S. 177 entnehmen,
                              									augenblicklich eine Maschine nach dem von Tresca
                              									gezeigten Modelle probirt. Sie wiegt 10 000k, passirt Steigungen von 10 Proc. mit
                              									Leichtigkeit, und erreicht Geschwindigkeiten von 7 bis 8km pro Stunde, welche man bis auf 20km zu erhöhen hofft.
                              									Als Erfinder dieses neuen „Fortschrittes“ wird Ingenieur Fortin-Hermann
                              									genannt.
                           
                              M-M.
                              
                           
                        
                           Signalspiegel für Eisenbahnzüge.
                           Um dem Locomotivführer den leichten und fortwährenden Ueberblick über den seiner
                              									Sorge anvertrauten Eisenbahnzug zu gewähren, ohne daß er genöthiat wäre, sich nach
                              									rückwärts zu drehen, bringt H. Robinson,
                              									Obermaschinenmeister der Great-Western-Railway in Canada, in der Höhe
                              									des Schutzhauses der Locomotive zwei nach rückwärts geneigte Spiegel an, welche die
                              									obere Ansicht des ganzen angehängten Zuges in den Augpunkt des Führers reflectiren.
                              									Auf diese Weise ist der Führer in den Stand gesetzt, sowohl den ungestörten
                              									Zusammenhang aller Waggons zu überwachen, als auch etwaige Signale der Passagiere
                              									oder Conducteure (Schaffner) sofort wahrzunehmen; gleiche Spiegel im Hüttelwagen des
                              									Zugführers sollen denselben Zweck vervollständigen.
                           Diese Anordnung ist thatsächlich auf den Fahrbetriebsmitteln der erwähnten
                              									amerikanischen Bahn durchgeführt und soll sehr günstige Resultate ergeben haben;
                              									Ref. glaubt jedoch nicht, daß sie, ungeachtet der Erfinder seine Patentrechte darauf
                              									preisgegeben hat, ausgedehntere Anwendung finden dürfte.
                           
                              M.
                              
                           
                        
                           
                           Bronzeformen für Hohöfen; von Philipart.
                           Eiserne und kupferne Formen (ans gelöthetem Blech) sind weniger haltbar als
                              									Bronzeformen, welche z. B. aus folgenden Compositionen gegossen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 216, S. 458
                              Seraing; Deutsche Hütte; Kupfer;
                                 										Zinn; Zink; Blei; Eisen; Summe
                              
                                 
                                 Probe vom Formrüssel.
                                 
                              
                                 
                                 Probe vom hinteren Ende der Form.
                                 
                              
                           Die Zusammensetzung der Bronze scheint keinen großen Einfluß auf deren Dauer
                              									auszuüben. Zu ihrer Erhaltung ist wesentlich erforderlich ein häufiges Reinigen,
                              									eine hinreichende Wassermenge und ein hinreichend starker Strom von Kühlwasser,
                              									damit das Wasser nicht zu heiß wird. Die Wandstärke beträgt zweckmäßig nicht über 5
                              									bis 7mm. Solche Formen
                              									zu Seraing von 1m
                              									Länge, 0m,4 äußerem
                              									Durchmesser oben und 0m,25 Durchmesser unten wiegen nur 120k und kosten etwa 360 M. Nach der
                              									Abnützung haben solche Formen, wie die kupfernen, die Hälfte des ursprünglichen
                              									Werthes. Formen aus der Composition Nr. 4 hielten wegen zu großer Wandstärke (10mm bei 190k Gewicht) weniger gut
                              									als die Serainger dünneren. Weder die kupfernen, noch die bronzenen Formen zeigten
                              									auf den Cockerill'schen Werken Ansätze von Schlacke oder
                              									Roheisen. (Nach der Revue universelles, t. 35 p. 642. Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1875
                              									S. 103.)
                           
                        
                           Farmer und Tyer's Blocksignal.
                           J. S. Farmer (Firma Saxby und
                              										Farmer) und Tyer nahmen
                              									jüngst ein englisches Patent (Engineering April 1875 S.
                              									361) auf eine von ihnen gemeinschaftlich erfundene Blocksignaleinrichtung. Bei
                              									derselben wird die Stellung des Signals von „Halt“ auf
                              										„Frei“ dem Signalwärter nur frei gegeben, wenn durch
                              									Unterbrechung eines elektrischen Stromes ein Elektromagnet seinen Anker hat abfallen
                              									lassen. Ein Gegengewicht strebt das Signal auf „Halt“ zu
                              									stellen; stellt der Signalwärter sein Signal auf „Halt“, so
                              									vermag der Wärter der nächsten Blockstation es durch den elektrischen Strom auf
                              										„Halt“ festzumachen, und dann bemüht sich der erstere
                              									Wärter vergeblich, es wieder auf „Frei“ zn stellen; hatte der
                              									Wärter es aber auf „Frei“ gestellt, so kann die benachbarte
                              									Blockstation es auf „Halt“ stellen und festmachen. Es kommt
                              									also das Signal nur auf „Frei“ zu stehen, wenn die Wärter an
                              									beiden Enden der Blockstrecke zugleich es beabsichtigen. Der elektrische Strom läuft
                              									zugleich durch je einen „Indicator“ in einer Signalbüchse,
                              									damit beide Wärter vom Stande des Signals unterrichtet werden.
                           Zu diesem Zwecke ist der Anker eines liegenden Elektromagnetes als Fallgewicht auf
                              									einem aufrecht stehenden einarmigen Hebel a. befestigt
                              									worden, welcher nur durch die Anziehung des Elektromagnetes auf den Anker in seiner
                              									aufrechten Stellung erhalten wird; sobald der durch den Elektromagnet gehende Strom
                              									vom anderen Ende der Blockstrecke her unterbrochen wird, schlägt das Fallgewicht
                              									nieder, weil in seiner aufrechten Stellung sein Schwerpunkt nicht in der Verticalen
                              									durch die Hebelachse liegt; das Fallgewicht schlägt dann auf das eine Ende eines
                              									Fallenhebels und löst durch Drehung dieses Hebels um seine Achse die durch die Falle
                              									hergestellte Verbindung eines Hebels b, von welchem die
                              									Signalzugstange ausläuft mit dem diesem Hebel b
                              									parallelen, unmittelbar über demselben liegenden und mit ihm auf dieselbe Drehachse
                              									aufgesteckten, die Fallenhebelachse tragenden Hebel c,
                              									auf welchen (durch eine Zugstange) der Handhebel wirkt, mittels dessen der Wärter
                              									das Signal zu stellen hat. Nach Auslösung der Falle kann also der Wärter sein Signal
                              									nicht mehr auf „Frei“ stellen, sondern das Gegengewicht stellt
                              									es auf „Halt“.
                           
                           Beim Aufrichten des Hebels c (zur Signalstellung
                              										„Frei“) mittels des Handhebels wirkt ein auf c sitzender, durch Gegengewicht balancirter Kegel auf
                              									einen Stift am Hebel a und hebt so das Fallgewicht zum
                              									Elektromagnet empor; dasselbe bleibt aber nur gehoben, wenn eben ein Strom den
                              									Elektromagnet durchläuft, und dann nimmt bei der nächsten Bewegung des Hebels c die Falle den Hebel b mit
                              									und stellt so das Signal auf „Frei“; ist dagegen der Strom
                              									unterbrochen, so geht der Hebel a zugleich mit dem Hebel
                              									wieder nieder und hält die Falle ausgelöst. Jener Kegel ist auf seiner Achse so
                              									balancirt, daß er den Stift am Hebel a verläßt, sobald
                              									der Hebel a ganz aufgerichtet ist. Bei mangelnder
                              									magnetischer Anziehung kann also der Hebel a dann wieder
                              									herabfallen; beim Niedergange des Hebels c aber stellt
                              									eine Nase am Gestell den Kegel wieder unter den Stift, welchem eine Feder
                              									ermöglicht, sich der Kegelbewegung anzubequemen.
                           Steht das Signal auf „Frei“, so vermag die benachbarte
                              									Blockstation durch Unterbrechung des Stromes das Fallgewicht frei zu machen, welches
                              									dann die Falle auslöst und dem Gegengewicht gestattet, das Signal (wohl nicht ohne
                              									heftigen Stoß!) auf „Halt“ zu stellen, wobei sich natürlich der
                              									Hebel c herabsenkt. Zur Schonung der Batterien ist am
                              									Gestell eine isolirte Contactfeder angebracht, mittels deren ein Contactstück am
                              									Fallgewichtshebel a den Strom erst schließt, wenn der
                              									Hebel c sich seiner aufrechten Stellung nähert.
                              									E—e.
                           
                        
                           Ueber die Aufsuchung von Eisenstein mit Hilfe der
                              									Magnetnadel.
                           Professor Thalén hat in dieser Beziehung eine sehr
                              									wichtige und interessante Methode in den Verhandlungen der schwedischen
                              									Wissenschafts-Akademie 1874 veröffentlicht. Dieselbe beruht darauf, daß man
                              									an sehr vielen Punkten eines Feldes, welches ans attractorische Eisenerze untersucht
                              									werden soll, die Resultate zwischen den Horizontalcomponenten des Erdmagnetismus und
                              									der störenden Kraft des Erzlagers mißt; mit Hilfe dieser Bestimmungen werden dann
                              									isodynamische Curven verzeichnet, aus deren Form und Beschaffenheit man auf Lage und
                              									Bedeutung des Erzvorkommens schließt.
                           Das betreffende Instrument, Magnetometer genannt, besteht in der Hauptsache aus einem
                              									gewöhnlichen Stativcompaß, der nur in ganze Grade eingetheilt ist. Von der
                              									Compaßdose läuft ein horizontaler Arm aus, auf welchen der zur Deviationsbestimmung
                              									erforderliche fixe Magnet so gelegt werden kann, daß sein Abstand von der
                              									beweglichen Nadel stets unverändert bleibt. Außerdem besitzt das Instrument einen
                              									Nivellirapparat und ein Diopter nebst Einstellschraube; das Diopter kann auf jenen
                              									Horizontalarm befestigt werden.
                           Bei Benützung des Instrumentes wird die Compaßnadel erst auf Null eingestellt,
                              									während der Deviationsmagnet von seinem Platz entfernt ist; nachdem dieser wieder an
                              									seine Stelle gebracht, wird der Deviationswinkel abgelesen.
                           Um genaue Schlüsse auf die Lage des Erzvorkommens ziehen zu können, müssen sehr viele
                              									solche Beobachtungen gemacht werden. Hierzu wird das Feld erst in Quadrate mit 30m Seitenlänge
                              									eingetheilt, worauf in jeder Ecke Intensitätsbestimmungen angestellt werden. Hierbei
                              									findet man leicht, ob noch Beobachtungen zwischen diesen Punkten nothwendig
                              									sind.
                           Sind diese Messungen verzeichnet, so hat man nur die Punkte mit gleichem
                              									Deviationswinkel zu verbinden. Diese isodynamischen Curven sind in einem Erzfelde
                              									gewöhnlich geschlossen, und sie gruppiren sich um zwei besondere Punkte, von denen
                              									der nördlich vom Erz belegene durch einen Winkel
                              									angegeben wird, der größer als irgend ein anderer ist und
                              										Maximalwinkel genannt wird, während der südlich belegene von einem Winkel bezeichnet wird, der
                              									kleiner als jeder andere ist und deshalb Minimalwinkel
                              									heißt. Jener Punkt entspricht der kleinsten Intensität
                              									und dieser der größten. Unter der Verbindungslinie
                              									zwischen diesen beiden Punkten, welche Thalén den
                              									magnetischen Meridian des Erzfeldes nennt, ist im Allgemeinen der bedeutendste Theil
                              									des Erzvorkommens zu suchen.
                           Diese Methode hat sich bisher in ihrer Anwendung auf attractorische Erze sehr
                              									zweckmäßig und aufklärend erwiesen, und hat man an mehreren Stellen bereits
                              									magnetische Karten entworfen.
                           
                           Bei hoher Bedeckung von Dammerde haben diesen Untersuchungen aber Bohrungen zu
                              									folgen, wenn man rationell und ganz sicher zu Werke gehen will. Ty. (Nach
                              									Iern-Kont. Annaler 1875 durch die berg- und hüttenmänische Zeitung,
                              									1875 S. 160.)
                           
                        
                           Ueber Schmelzpunkte.
                           Um den Schmelzpunkt einer Substanz zu bestimmen, läßt man bekanntlich die um einige
                              									Grade über denselben erwärmte Flüssigkeit ruhig erkalten. Anfangs fällt die
                              									Temperatur rasch bis zum Schmelzpunkt, um dann längere Zeit constant zu bleiben, und
                              									erst dann weiter zu sinken, wenn die ganze Masse erstarrt ist. I. Müller zeigte dies an 80g
                              									Stearinsäure, welche bis 70° erwärmt, beim Abkühlen eine ganze Stunde lang
                              									von 20 bis 80 Minuten nach Beginn des Versuches auf 55° stehen blieb und sich
                              									dann weiter abkühlte.
                           Anders verhalten sich solche Substanzen, welche vor dem vollständigen Schmelzen erst
                              									erweichen, wie Wachs und Paraffin. Ein Versuch, den der Verf. mit Paraffin
                              									anstellte, gab beim Abkühlen von 62° an folgende Temperaturen: nach 10 Min.
                              									52,5°, 25 Min. 51°, 40 Min. 50°, 50 Min. 49,5°, 60 Min.
                              									49°, 70 Min. 48°, 80 Min. 46°, 90 Min. 41°. Hier wird
                              									die Temperatur niemals stationär, die Geschwindigkeit der Temperaturabnahme wird nie
                              									ganz Null; in der Periode, in welcher diese Abnahme am kleinsten ist (25 bis 70
                              									Minuten nach dem Beginn des Versuches), beträgt sie immer noch 0,066 für die Minute.
                              									Das Paraffin hat also keinen festen Schmelzpunkt; er liegt zwischen 49 und
                              									51°.
                           Eine eigenthümliche Erscheinung zeigte die Wood'sche
                              									Metalllegirung (4 Wismuth, 2 Blei, 1 Zinn, 1 Cadmium). Von 97° abgekühlt,
                              									ergab dieses Metall folgende Temperaturen: nach 5 Min. 76°, 8 Min.
                              									68°, 11 Min. 70°, 15 Min. 70°, 16 Min. 69,8°, 21 Min.
                              									69°, 23 Min. 68,5°, 26 Min. 68°, 33 Min. 64°, 36 Min.
                              									52,8°. Die Temperatur sank also constant bis auf 68°, um dann wieder
                              									auf 70° zu steigen. Bei wiederholt angestelltem Versuch zeigte sich dieselbe
                              									Erscheinung genau in der gleichen Weise; man hat also hier offenbar mit einer
                              									Ueberschmelzung zu thun. (Nach den Berichten der naturforschenden Gesellschaft zu
                              									Freiburg i. B. Band 6 S. 110 durch den Naturforscher, 1875 S. 195.)
                           
                        
                           Warnung vor zu schnellem Bauen mit Tuffsteinen.
                           Otto Lindheimer glaubt alle Fachgenossen, welche
                              									Tuffsteine verarbeiten lassen, vor einer Gefahr warnen zu sollen, welche sehr leicht
                              									durch zu große Eile beim Bauen entsteht.
                           Schon mehrere Male kam es in Frankfurt a. M. in letzter Zeit vor, daß in neuen, erst
                              									seit 4 bis 5 Jahren erbauten Häusern die reichen Stuckdecken, welche mit Oelfarbe
                              									gestrichen und gemalt waren, plötzlich ohne alle äußere Ursache herunterfielen. Eine
                              									genauere Untersuchung ergab jedesmal, daß die Balken an der Unterseite vollständig
                              									nockenfaul waren, ebenso die Ausroll- und Verschallatten. Desgleichen waren
                              									die Tüncherrohre (Berohrung) total mürbe und sporig. Da über den betreffenden
                              									Gebälken nirgends ein Verschütten und Eindringen von Wasser möglich war, auch die
                              									Fäulniß sich gleichmäßig an der ganzen Decke zeigte, so kann als Ursache des
                              									Faulwerdens nur folgendes angenommen werden.
                           Sobald die Gebälke mit Tuffstein ausgerollt waren, begann der Tüncher sofort seine
                              									Arbeit, da die Tuffsteine ein an sich trockenes Material sind, und angenommen werden
                              									durfte, daß die wenige Feuchtigkeit des die Tuffsteine verbindenden Mörtels sich
                              									schnell verlieren und gleichzeitig mit der Lehmtünche austrocknen würde. Letztere
                              									trocknete sehr schnell, gab aber, allem Vermuthen nach, die Feuchtigkeit anstatt an
                              									die Luft, an den porösen, schwammartigen Tuffstein ab. Durch das trockene Ansehen
                              									getäuscht, begann der Gypser seine Arbeit, und die entstehende reichliche Nässe beim
                              									Ziehen und Ansetzen der Gypsarbeiten wurde wiederum von den Tuffsteinen aufgesogen.
                              									Da die Decke sehr bald als trocken erschien, strich der Maler nun dieselbe mit einem
                              									3 bis 4fachen Oelfarbenanstrich und firnißte oder wachste sie dann nochmals ab.
                              									Hierdurch entstand eine luftdicht abschließende, harte, undurchdringliche  Schicht auf der Decke,
                              									die verhinderte, daß das Wasser der Tuffsteine nach unten hin verdunstete. Der
                              									aufgefüllte Sand und der Fußboden ließen ein Austrocknen nach oben schwer zu und blieb so nichts anderes übrig, als daß die Balken
                              									stockig und faul wurden, wodurch selbstverständlich die Deckentheile ihren Halt
                              									verloren und herunterstürzten.
                           Daß diese Annahmen über die Ursache der genannten Unfälle richtig sind, geht daraus
                              									hervor, daß jedesmal nur die untere Fläche der Balken bis auf 2cm Tiefe angefault
                              									war, da das Wasser nur von unten zugeführt war. Bei einer
                              									der betreffenden Decken war nur die Lattenschalung faul, während die Balken
                              									unversehrt geblieben waren; bei einer unverschalten Decke hatten nur die Balken in
                              									oben bezeichneter Stärke gelitten.
                           Ein weiterer Beweis für die Richtigkeit dieser Annahmen dürfte darin zu sehen sein,
                              									daß dieselben Balken in den Nebenzimmern, deren Decken mit Leim- und
                              									Wasserfarbe gestrichen waren, sich vollständig gesund gehalten hatten. Pfetten,
                              									worauf die Balken ruhten, zeigten eine Fäulniß bis zum Kern, da durch die gezogenen
                              									kräftigen Wandgesimse am Anschluß der Decke eine größere Menge Wasser zugeführt war,
                              									welches nicht durch die Oelfarbenschicht durchdringen konnte.
                           Constatirt muß werden, daß sämmtliches Holzwerk vollständig gesund in die Bauten
                              									hinein gekommen war.
                           Es dürfte aus Obigem erhellen, daß ein ganz gehöriges Austrocknen sowohl der
                              									Tuffsteine, wie des Deckenverputzes, als auch endlich der Gypsarbeit bei Ausfüllung
                              									der Decken mit Tuffstein dringend nöthig ist und daß die angebliche Trockenheit der
                              									Decke häufig nur auf bloßer Täuschung beruht. (Deutsche Bauzeitung, 1875 S.
                              									199.)
                           
                        
                           Geraderichtung eines schiefen Schornsteines.
                           Die ungleichmäßige Senkung der Fundamente eines freistehenden Schornsteines wegen
                              									mangelnder Festigkeit des Erdreiches hatte bei dem einen der Ringofen-Schorn
                              									steine von E. Dubosc in Havre sich so schnell vollzogen,
                              									daß es nicht möglich war, den Bau desselben zu vollenden; es mußte derselbe deswegen
                              									nach vorheriger Einziehung in seinem oberen Theile und Abdeckung des Mauerwerkes
                              									eingestellt werden, um die noch fehlenden ca. 7m nach geschehener Geraderichtung
                              									aufzuführen. Diese Geraderichtung wurde nach der deutschen Industriezeitung in der
                              									folgenden einfachen Weise vollzogen.
                           Es wurde das Erdreich auf der der Neigung abgewendeten Seite auf eine Breite von etwa
                              										2m und bis zur
                              									Tiefe des letzten Banquet des Fundamentes aufgehoben, auf das untere Banquet eine
                              									Anzahl Pfeiler, die sich an den Schornstein anschmiegen, bis zur Terrainhöhe
                              									aufgemauert und der gebildete halbkreisförmige Graben mit radial gestellten
                              										Doppel-T-Trägern überdeckt, welche durch Unterlagen von Schwellen vor dem
                              									Einsinken in das Erdreich geschützt waren und auf den Pfeilern auflagen. Die Träger
                              									wurden nun mit Bohlen abgedeckt und auf dieselben ca. 30 000 Steine aufgepackt.
                              									Durch die hierdurch hervorgebrachte einseitige Belastung des Fundamentes wurde der
                              									Schornstein wieder in seine lothrechte Lage zurückgebracht, und zwar betrug die
                              									Bewegung desselben an der Spitze innerhalb 6 Wochen 0m,80, so daß cine Abweichung vom Loth
                              									kaum mehr bemerkt werden konnte.
                           
                        
                           Ueber den Krebs der Apfelbäume; von Dr. Rud. Stoll.
                           Wie für die Krankheiten der Kiefer, Tanne, Lärche etc. durch R. Hartig's Untersuchungen nachgewiesen wurde, daß der Krebs nicht durch
                              									Ungunst der Bodenverhältnisse, sondern durch pflanzliche Parasiten (Pilze)
                              									hervorgerufen wird, ebenso ist auch bei dem Krebse der Apfelbäume der ursächliche
                              									Grund nicht im Boden und Klima zu suchen, sondern in gewissen, dem Cambium
                              									zugefügten mechanischen Verletzungen. Ungünstige Bodenbeschäffenheit kann nur als
                              										begünstigendes Moment der Krankheit, nicht als
                              									ursächliches angesehen werden. In den vom Verf. untersuchten Fällen wurden die
                              									Verletzungen der Cambialschicht durch die Stiche eines Insektes, der Blutlaus
                              									Aphis Lanigera, hervorgebracht.
                           
                           Was die Verbreitung dieses Insektes anbetrifft, so war dasselbe bereits zu Ende
                              									vorigen Jahrhundertes in England und in der Normandie verheerend aufgetreten; jetzt
                              									ist es über ganz Frankreich, Belgien, England und Deutschland verbreitet. Seine
                              									Zerstörungen sind an manchen Orten so bedeutend, daß die Obstcultur in hohem Grade
                              									gefährdet ist. Die von Aphis lanigera befallenen Bäume
                              									sind schon aus weiter Entfernung durch ihre knorrigen Wucherungen und ihr
                              									eigenthümliches, krankes Aussehen kenntlich. Näher herangetreten, bemerkt man an den
                              									jüngeren Zweigen auf der Unterseite einen wolligen, weißen, etwas ins Bläuliche
                              									spielenden Ueberzug, der unter sich die Blutlauscolonien birgt. Dieser aus feinen,
                              									langen Fäden bestehende Ueberzug rührt von den, vielen Blatt- und
                              									Rindenläusen eigenthümlichen, Wachsausscheidungen her. Die Colonien bestehen aus
                              									flügellosen, gebärenden Weibchen und einer Menge Brut. Die Männchen sind
                              									mikroskopisch klein.
                           Um zu der für sie günstigen Nahrung zu gelangen, bohrt die Blutlaus ihren starken,
                              									aus Chitin gebauten Rüssel in die Cambialschicht in gerader, d. h. zur Achse des
                              									Zweiges senkrechter Richtung ein; daß das Insekt denselben nur in weichere
                              									Pflanzentheile einbohren kann, folgt aus seiner Structur. Dabei sieht man es in
                              									größter Zahl an den ein- und zweijährigen Zweigen. Aber auch an allen den
                              									Stellen, die durch Verwundungen irgend welcher Art das Cambium freiliegen haben,
                              									oder an noch jugendlichen Ueberwallungsstellen, welche den leichten Zutritt zur
                              									Cambialschicht ermöglichen, siedeln sie sich an.
                           In Folge des durch den Rüssel hervorgerufenen Reizes findet nach den angestochenen
                              									Stellen hin ein bedeutender Wasserzufluß statt. Das Cambium geht an der betreffenden
                              									Stelle in ein dünnwandiges, großzelliges, lockeres Gewebe über. Dadurch wird das
                              									darüber liegende Rindengewebe in Form eines Wulstes aufgetrieben, bis es endlich,
                              									dem Druck von innen nachgebend, der ganzen Länge der Anschwellung nach aufreißt. Die
                              									Form des Wulstes ist, entsprechend der Ansiedelung des Insektes, eine länglich
                              									elliptische.
                           In dem darauf folgenden Winter geht das krankhafte Gewebe durch Einwirkung des
                              									Frostes und der Feuchtigkeit zu Gründe, soweit es nicht schon im Herbst von Käfern,
                              									Maden u. s. w., denen es eine willkommene Speise ist, zerstört wurde. Von den aus
                              									den überwinterten Eiern ausgekrochenen Jungen werden die noch nicht, oder nur wenig
                              									vernarbten Wundränder in ihrem Cambium wieder angestochen, und die Wucherung beginnt
                              									dort aufs Neue. Durch die zu Grunde gegangene Wucherung ist der Holzring des Jahres
                              									der Verwundung an der befallenen Stelle unterbrochen. Die blosgelegte Stelle fängt
                              									nun an, durch Einflüsse der Luft sich zu bräunen und allmälig abzusterben. Der
                              									Holzring des zweiten Jahres nach der Verwundung kann sich bei den eintretenden
                              									Reizungen durch die Blutlaus wieder an der kranken Stelle nicht schließen und stirbt
                              									bis hinter den Rand des ersten unterbrochenen Jahresringes ab, dessen Ränder,
                              									dadurch den atmosphärischen. Einflüssen preisgegeben, ihrerseits der Zerstörung
                              									anheimfallen. So geht nun derselbe Vorgang so lange fort, bis sich die Wundränder an
                              									der entgegengesetzten Seite des Astes berühren, wenn derselbe nicht schon eher zu
                              									Grunde gegangen ist.
                           Durch das allerdings erfolglose Bestreben des Baumes, die Wunden durch Vernarbung von
                              									den Rändern ausschließen, bilden sich an den Wundrändern der einzelnen Jahresringe
                              									oft bedeutende, zerrissene Wülste, welche der Wunde oft ein eigenthümliches,
                              									knorriges Ansehen geben. Damit ist auch das sicherste Erkennungszeichen des Krebses der Apfelbäume gegeben, wodurch er sich von
                              									allen ähnlichen Holzkrankheiten desselben, wie Fäule, Brand etc., unterscheidet. Aus
                              									dem Gesagten ergibt sich, daß der Krebs der Apfelbäume als primäre Krankheit weiter
                              									nichts ist, als eine locale pathologische Veränderung des Cambiums, hervorgerufen
                              									durch von außen wirkende Ursachen. Das als Krebs bezeichnete Absterben des Holzes
                              									ist nur die Folge der zerstörenden atmosphärischen Einwirkungen auf den blosgelegten
                              									Holzkörper, vielleicht unterstützt durch die Verwesung des krankhaften Gewebes.
                              									(Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1874 S. 901.)
                           
                        
                           Martin's Verfahren zur Darstellung
                              									von Gas.
                           Dasselbe gründet sich auf die Anwendung des Naphtalins zur Darstellung von Gas. Das
                              									Naphtalin wird mit wasserstoffreichen Verbindungen (Kohlenwasserstoffen  des Petroleums etc.), welche
                              									sich bei derselben Temperatur wie das Naphtalin zersetzen, gemischt, die Mischung
                              									von porösen Körpern (getrocknetem Holz oder Torf) aufgesaugt, und diese dann in den
                              									gewöhnlichen Retorten der Destillation unterworfen. (Vergl. Hamilton's Patent, 216 250.) Der Erfinder gibt
                              									hierzu verschiedene Vorschriften.
                           100 Th. rohes Naphtalin aus Steinkohlentheer wird, um es flüssig zu machen, auf 40
                              									bis 50° erhitzt, sodann je nach der Qualität des zu erzeugenden Gases mit 5
                              									bis 25 Proc. seines Gewichtes an Petroleum-Kohlenwasserstoffen gemischt und
                              									mit diesem Gemenge getrocknetes Holz und Torf imprägnirt, welche 12 bis 14 Proc.
                              									davon absorbiren. Aus 1000k dieser Substanzen erhält man 380 bis 420cbm reiches Gas und 250 bis 300k carbonisirte
                              									Torfcoaks. Daß Gas hat je nach der verwendeten Mischung eine Leuchtkraft von 7 bis
                              									24 Kerzen bei einem Verbrauch von 105l.
                           Um die Cannel- und Bogheadkohle zu ersetzen, verwendet Martin folgende Mischung: 60 bis 70k in obiger Weise imprägnirten Torf, 30
                              									bis 40k fette Gaskohle
                              									und 1k Kalk. Diese
                              									Substanzen werden gemahlen und mit 10 bis 12 Proc. Oel- oder Holztheer in
                              									Briquette-Maschinen geformt. 1000k dieser Composition liefern 420 bis
                              										440cbm Gas, von
                              									einer Leuchtkraft von 18 bis 20 Kerzen bei einem stündlichen Verbrauch von 105l, und Coaks, welche
                              									wegen ihrer Porosität und Zusammensetzung sich für Haushaltungszwecke besonders
                              									eignen. (Nach Le Gas durch das Journal für
                              									Gasbeleuchtung etc. 1875 S. 27.)
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung der in Wollwaschanstalten
                              									gewaschenen Wolle; von Prof. Max Märcker.
                           Die Landwirthschaft hegt augenblicklich noch mancherlei Bedenken gegen die Benützung
                              									der Wollwaschanstalten, weil sie bis jetzt nicht im Stande ist, eine Controle dahin
                              									auszuüben, ob die Fabrik ihr die gesammte Menge der der schmutzigen Wolle
                              									entsprechenden reinen zurückgeliefert, ob sie auch ihre eigene und nicht etwa eine
                              									Wolle von geringerem Werthe wieder bekommen hat, und schließlich, ob sie auch ein
                              									für die Textilindustrie direct brauchbares, gleichmäßiges Product durch die
                              									Benützung der Anstalt erlangt. Der Verf. wollte durch die von ihm ausgeführten
                              									Analysen von Wollproben prüfen, wie weit jene Bedenken begründet seien. Aus seinen
                              									Untersuchungen zieht er folgende Schlüsse.
                           Der Gehalt an Wollfaser in den fabrikmäßig gewaschenen Wollen ist ein ziemlich
                              									constanter; er beträgt 83 bis 85 Proc. Die Schwankungen im Gehalt an Wollfett und
                              									hygroskopischer Feuchtigkeit sind relativ ziemlich bedeutend; es compensiren sich
                              									jedoch Feuchtigkeit und Wollfett derart, daß überall, wo ein hoher Wollfettgehalt
                              									vorhanden ist, ein verhältnißmäßig niedriger Feuchtigkeitsgehalt sich findet, und
                              									umgekehrt. Durch Feststellung dieser Wechselbeziehung zwischen Fett und
                              									hygroskopischer Feuchtigkeit wird die Befürchtung der Wollproducenten, daß sie durch
                              									eine zu stark gewaschene Wolle gegen 2 bis 3 Proc. verlieren, hinfällig, da die zu
                              									stark gewaschene oder, was dasselbe ist, entfettete Wolle entsprechend mehr
                              									Feuchtigkeit anzieht. Die Ansicht der Wollkäufer, daß starkgewaschene Wolle im
                              									Gewichte lange schwanke, findet ebenfalls hierdurch eine Erklärung, da eine solche
                              									Wolle erst längere Zeit nöthig hat, um den vollen hohen Wassergehalt
                              									aufzunehmen.
                           Die zweite Frage (Stellt sich der Fettgehalt der fabrikmäßig gewaschenen Wolle
                              									einigermaßen constant nnd dem für die Textilindustrie erforderlichen von 2½
                              									bis 3½ Proc. gleich, so daß eine Wiederholung der Wäsche in den
                              									Wollspinnereien unnöthig ist ?) findet folgende Beantwortung auf Grund der Analysen
                              									des Verfassers: Höchstens ⅔ der Wollproben zeigten die normale Entfettung,
                              									⅓ war mangelhaft, einige wahrscheinlich zu stark gewaschen. Demnach scheinen
                              									die Bedenken der Landwirthe und Wollkäufer den Wollwaschanstalten gegenüber nach
                              									dieser Richtung hin nicht ganz unbegründet zu sein, wenn gleich heute die Grenze
                              									zwischen einer gut und schlecht entfetteten Wolle noch nicht scharf gezogen werden
                              									kann.
                           Verf. glaubt übrigens, daß bei häufiger Controlirung der Operationen von Seiten der
                              									Leiter solcher Fabriken diese Bedenken leicht überwunden werden können. (Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie, 1875 S.
                              									357.)
                           
                        
                           
                           Rund-Wirkstuhl.
                           Im Scientific American, 1875 p. 38 ist eine den englischen Rundstlühlen ähnlich aussehende
                              									Rund-Wirkmaschine von E. Tompkins in Troy
                              									(Newyork) beschrieben und abgebildet, welche angeblich Neuerungen enthalten soll;
                              									leider sind aber Bild und Beschreibung so unklar, daß es nicht möglich wird, daraus
                              									das Wesen dieser Neuerungen genau zu erkennen. Ich beschränke mich deshalb darauf,
                              									hier kurz auf die genannte Maschine hinzuweisen und ihre Einrichtung anzudeuten.
                           Auf einem tischartigen Gestell sind, wie man dies von englischen Rundstühlen gewöhnt
                              									ist, mehrere, in der Regel zwei, der neueren Rundköpfe angebracht; ihre Nadelkränze
                              									drehen sich um feststehende verticale Achsen, und die Nadeln, gewöhnliche
                              									Hacken- oder Spitzennadeln, sind zu je zweien in Bleie eingeschmolzen und auf
                              									den Nadelkränzen befestigt. Die Waare wird nach oben hin von den Nadeln abgezogen,
                              									und zu dem Zwecke enthält jeder Kopf einen besonderen Abzugsapparat, ähnlich dem am
                              									Handstuhl verwendeten Rollholze, welches leicht drehbar in einem Gestell über der
                              									Mitte eines jeden Kopfes hängt, von dem sich drehenden Waarencylinder mit umgedreht
                              									wird und dabei durch Eingriff eines Rades in ein am Gestell befestigtes Rad auch
                              									eine Drehung der zwei auf einander drückenden Abzugswalzen veranlaßt. Letztere sind
                              									Schmirgelwalzen, und auf der oberen derselben liegt die Wickelwalze oder Waarenrolle
                              									zur Aufnahme der Waare. Die Zapfen der Wickelwalze liegen lose in verticalen
                              									Führungen des Rahmens, und durch Reibung der oberen Preßrolle am Umfang der
                              									Waarenrolle wird letztere immer gleichförmig gedreht, wie auch deren Durchmesser
                              									sich nach und nach vergrößern mag.
                           Die sogen. Mühleisenstellüng für feste und lockere Waare, sowie die Preßräder sind
                              									dem Arbeiter leicht zugänglich; jeder Kopf enthält mehrere (bis 4) Systeme der
                              									Maschenbildung und kann, außer glatter Waare, auch Preßmuster durch besondere
                              									Musterräder herstellen; immerhin liefert die Maschine aber eben nur cylindrische
                              									Waarenstücke zu geschnittenen Gebrauchsgegenständen. Der Betrieb durch
                              									Elementarkraft ist möglich und jeder Kopf für sich ausrückbar. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1875 S. 196.)
                           
                              G. Willkomm.
                              
                           
                        
                           Marken-Controlapparat.
                           Der Marken-Controlapparat, welchen I. Dreyer in
                              									Bochum erfunden hat und der für Werke bestimmt ist, in denen viele Arbeiter
                              									beschäftigt sind, hat (nach der Neuen Deutschen Gewerbezeitung) folgende
                              									Einrichtung. Auf einem kräftigen, massiven Holzfuß, ähnlich dem eines größeren
                              									runden Tisches, steht eine große Holzkapsel von ungefähr 1m Durchmesser mit nach oben spitz
                              									zulaufendem Deckel. Die Spitze des Deckels enthält einen Blechtrichter mit einer
                              									Oeffnung — gerade so groß, daß eine Arbeitermarke, worauf die betreffende
                              									Nummer eingeschlagen ist, durchpassiren kann. Der Blechtrichter mündet in eine
                              									Blechrinne, welche mit dem Werke einer unterhalb der Holzkapsel sitzenden
                              									gewöhnlichen Uhr derart verbunden ist, daß diese binnen einer gewissen Zeit einen
                              									Rundgang vollendet hat. Unterhalb dieser Rinne liegt eine feststehende Holzscheibe,
                              									welche durch aufrechtstehende Bretchen in kastenförmige Abschnitte eingetheilt ist,
                              									und sind diese Abschnitte genau so bezeichnet wie das Zifferblatt der Uhr. Gesetzt
                              									also, Marke Nr. 6 wird vom Arbeiter Morgens 8 Uhr 15 Minuten in den Trichter
                              									geworfen, so passirt sie die Blechrinne und fällt in den gerade unter dieser
                              									befindlichen Abschnitt. Der später den Deckel lüftende Controleur findet also Marke
                              									Nr. 6 im Abschnitte, bezeichnet mit 8¼. Derselbe notirt dies in ein
                              									nebenliegendes Buch und kann sicher vor Reclamationen sein, indem der Arbeiter auf
                              									dem nach vorn freistehenden Zifferblatt der unterhalb der großen Kapsel sitzenden
                              									Uhr genau gesehen hat, wann er eingetreten ist. Eine weitere praktische Einrichtung
                              									besteht noch darin, daß die Eingangsmarken aus gelbem Metall hergestellt sind,
                              									während die Ausgangsmarken aus weißem Metall bestehen und auf dieselbe Weise markirt
                              									werden.