| Titel: | Sperrklinken-Mechanismen bei Regulatoren. | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 1 | 
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                        Sperrklinken-Mechanismen bei
                           Regulatoren.
                        Mit Abbildungen.
                        Sperrklinken-Mechanismen bei Regulatoren.
                        
                     
                        
                           Verschiedene technische Fachblätter haben in der jüngsten Zeit Besprechungen über
                              einen neuen Regulator gebracht, dessen Eigenthümlichkeit in der Verbindung der Hülse
                              eines beliebigen Schwungkugel-Regulators mit der Drosselklappe und eventuell
                              der Expansionsvorrichtung bestehen soll. Fig. I und
                              II stellen das Wesen dieser Einrichtung dar.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 217, S. 1
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 217, S. 1
                              
                           In denselben bedeutet a die Spindel der Drosselklappe,
                              auf welcher zwei feine und entgegengesetzt gezahnte Schalträder b und b' aufgekeilt sind, in
                              die zwei Sperrklinken c und c' eingreifen; letztere sind auf einem gemeinsamen um o drehbaren Hebel angebracht. (Der Deutlichkeit halber
                              sind die beiden Hälften des Mechanismus, welche sich zum Theile verdecken würden, in
                              den Figuren getrennt gezeichnet.)
                           An das Ende des Hebels h greift die Zugstange z, welche unmittelbar mit der Hülse des Regulators
                              verbunden ist. Steigt der Regulator über die Mittelstellung, so wird der Hebel h um o gedreht, und die
                              Sperrklinke c (Fig. I)
                              nimmt dabei das Schaltrad b mit und dreht die Spindel
                              a der Drosselklappe im rechten Sinne; die Klinke c' bleibt dabei ganz außer Eingriff, weil sie durch den
                              Anschlag d' am weiteren Herabsinken gehindert ist und
                              sich somit von den Zähnen des Sperrrades b' entfernt.
                              Wenn nun, nach herabgeminderter Dampfspannung, der Regulator wieder zu sinken
                              beginnt, so gleitet die Sperrklinke c frei über die
                              Zähne von b zurück, c' war
                              überhaupt außer Eingriff, und die neue Stellung der Drosselklappe bleibt somit
                              unverändert, so lange die Maschine ihre normale Tourenzahl und der Regulator seine mittlere Stellung behält.
                              Würde der Regulator unter das Mittel herabsinken, so käme die Klinke c' zum Eingriff, während c
                              vollkommen außer Wirksamkeit bleibt. Auf diese Weise wird erreicht, daß der
                              Regulator jede beliebige Stellung der Drosselklappe zuläßt, resp. dieselbe so lange
                              verdreht, bis die normale Tourenzahl erreicht ist, während ein gewöhnlicher Watt'scher Regulator mit directem Angriff an die
                              Drosselklappe bekanntermaßen seine Mittelstellung nur bei einer bestimmten Stellung
                              der letzteren innehat und somit gar nicht im Stande ist, die Maschine auf wechselnde
                              Arbeitsleistungen einzustellen. Dagegen leisten die sogen, astatischen oder parabolischen Regulatoren, sowie die pseudoastatischen Regulatoren mit gekreuzten Armen genau
                              dasselbe, wie der hier beschriebene Hagen'sche Regulator,
                              und Ref. glaubt somit nicht, daß derselbe, außer vielleicht bei alten Maschinen mit
                              bestehendem Watt'schen Regulator, Anwendung finden
                              dürfte. Zudem ist der Gebrauch des Sperrklinken-Mechanismus für die
                              Uebertragung der Wirkung des Regulators durchaus nicht neu und sogar schon in
                              vollkommener Weise durchgeführt, wie aus der Anordnung der Fig. III und IV hervorgeht, welche
                              Referent an einer Maschine des Eschweiler Bergwerksvereins (bei Aachen) angetroffen
                              hat.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 217, S. 2
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 217, S. 2
                              
                           Die Maschine dient zum Beschaffen des Wassers für eine
                              Kohlenwäsche und regulirt sich selbstthätig nach dem Wasserstande im Druckreservoir,
                              dessen Schwimmer mit der Regulatorzugstange z
                              entsprechend verbunden ist. Je nach dem Stande desselben wird die Spindel E des Meyer'schen
                              Expansionsschiebers nach rechts oder links verdreht, je nachdem die vordere oder
                              hintere Sperrklinke c bezieh. c' in ihr entsprechendes Sperrrad b, b' zum
                              Eingriffe gelangt. Hier werden nämlich beide Sperrklinken, deren Hebel h, h' auf die Expansionsschieberstange E frei drehbar aufgesetzt sind, continuirlich hin und her
                              bewegt, ohne aber bei der Mittelstellung des Regulators zum Eingriff zu gelangen.
                              Die oscillatorische Bewegung der Sperrklinkenhebel erfolgt durch zwei Daumen d und d', welche auf einem
                              Muffe m sitzen, der durch eine Schraubennuth von dem auf
                              der Stange des Vertheilungsschiebers V festgekeilten
                              Arme a abwechselnd verdreht wird.
                           Die Einwirkung des Regulators auf die Steuerung ist nun folgende. Zwischen den beiden
                              Sperrrädern b und b' sitzen
                              auf freibeweglicher Nabe zwei Arme l und l', deren Stiften s und s' unter die Sperrklinken c
                              und c' ragen, so daß sie in der Mittelstellung beide
                              Sperrklinken von ihren respectiven Rädern entfernt halten. Neigen sich aber die
                              Hebel l und l' nach links
                              (Fig. III), so kann die Sperrklinke c tiefer herabsinken und kommt somit zum Eingriffe und
                              zur Verdrehung der Spindel E im rechten Sinn, während
                              c' noch weiter entfernt wird und völlig unwirksam
                              bleibt; das umgekehrte geschieht bei der Verdrehung der Hebel l und l' nach links, und es bedarf somit die
                              Einwirkung der Regulatorzugstange z, welche an einem
                              zwischen l und l'
                              vorspringenden Hebel l'' angreift, keiner weiteren
                              Erläuterung.
                           Die Vorrichtung fungirte vollkommen sicher und ist eines der wenigen Beispiele einer
                              automatischen Regulirung der Meyersteuerung, welche nicht
                              nach den ersten nutzlosen Versuchen der Ingangsetzung wieder beseitigt wurde. Sie
                              hat vor der Hagen'schen Vorrichtung den großen Vorzug der
                              völligen Entlastung des Regulators voraus, hat jedoch auch einen Nachtheil gegenüber
                              derselben, den sie mit allen indirect wirkenden Regulatoren theilt.
                           Während nämlich der Hagen'sche Regulator (analog allen
                              astatischen Regulatoren) nach Erreichung des höchsten oder tiefsten Standes der
                              Kugeln aufhört weiter zu reguliren, so wird bei dem in Fig.
                                 III und IV veranschaulichten Regulator auch
                              noch während des Rückganges bis zur normalen Stellung die
                              Spindel weiter verdreht, somit entschieden zu viel
                              regulirt. Auch der Hagen'sche Regulator vermeidet diesen
                              Fehler nicht vollkommen, wird aber doch jedenfalls früher zur Ruhe kommen.
                           Ein vollkommen wirkender Regulator muß zwar selbstverständlich seiner Wesenheit nach
                              astatisch sein, dennoch aber beim Rückgang in die normale Stellung theilweise
                              zurückreguliren, wenn er die Maschine genau auf die erforderliche Arbeitsleistung
                              einstellen soll. Ein Beispiel derartiger Regulirung liefert der Régulateur compensateur, System Denis, welchen Professor Rittershaus in dem deutschen amtlichen Berichte über die Wiener
                              Weltausstellung von 1873 (S. 46) beschrieben hat.
                           
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