| Titel: | Automatisch directe Schieber- und Kolbenschmierung; von Ingenieur Fumée in Samanud (Egypten). | 
| Autor: | Fumée | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 4 | 
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                        Automatisch directe Schieber- und
                           Kolbenschmierung; von Ingenieur Fumée in Samanud (Egypten).
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              I [a/2].
                        Fumée's automatisch directe Schieber- und
                           Kolbenschmierung.
                        
                     
                        
                           Die automatischen Schieber und Kolbenschmierungen sowohl, als die gewöhnlichen Oeler
                              mit Doppelhähnen haben bekanntlich den Nachtheil, daß sie sehr unökonomisch sind;
                              der größte Theil des Fettes geht, ohne geschmiert zu haben, mit dem abgehenden Dampf
                              verloren. Die automatischen Schmiervorrichtungen, welche scheinbar gut arbeiten,
                              haben außerdem den bedeutenden Nachtheil, daß gewöhnlich ein großer Theil des Fettes
                              zersetzt wird. Die Zersetzung (Verseifung) tritt besonders stark auf, wenn das
                              Speisewasser NatronHier sind die meisten Brunnenwässer mehr oder weniger Natron haltig. Kalk etc. enthält. Die geringe Menge Fett, welche mit jedem Kolbenhub mit
                              dem einströmenden Dampf und in fein vertheiltem Zustande gemengt ist, verseift sich
                              zum Theil mit dem vom Dampfe mitgerissenen Salze. Kommt nun noch ein Ueberkochen im
                              Kessel vor, so erscheint die Schmierung ganz wirkungslos. Die Zersetzungsproducte
                              sind in solchen Fällen schlechte Schmiermittel, und man wird bald eine sehr starke
                              Abnützung am Schieber, Kolben etc. bemerken.
                           Abgesehen von diesen Nachtheilen, ist die allgemein angewendete Schieberschmierung
                              noch sehr unvollkommen, und zwar besonders bei Doppelschiebern. Sowohl am
                              Vertheilungs als Expansionsschieber kommen Gleitflächen vor, welche nie mit Dampf,
                              noch weniger mit Fett in Berührung kommen. (Die Anbringung von Schmierschlangen auf
                              der Schieberfläche hat sich auch ungenügend bewährt, da sich die Canäle bald
                              versetzen.) Die Folge davon ist eine ungleiche Abnützung des Schiebers, was
                              nothwendig einen schlechten Verschluß desselben und einen größeren Dampfverbrauch
                              nach sich zieht. Dieser Nachtheil mag besonders Ursache sein, daß man die so schöne
                              und einfache Schiebersteuerung bei größeren Maschinen in der Neuzeit durch andere
                              mehr complicirte Steuerungen zu ersetzen gesucht hat. Alle diese angeführten
                              Nachtheile werden bei Anwendung meiner directen Schmierung gänzlich beseitigt.
                           Die directe Schieber- und Kolbenschmierung beruht darauf, das Fett nicht wie
                              gewöhnlich mit dem einströmenden Dampf zu mengen, welcher nur einen geringen Theil
                              des Fettes an die Gleitflächen bringt, sondern es durch eigens gebohrte Löcher und
                              Canäle direct auf die Arbeitsflächen zu leiten, ohne daß das Fett vorher mit dem Dampf in Berührung
                              kommt. Haftet einmal das Fett auf den Gleitflächen, so wird es in diesem Zustand
                              nicht mehr so leicht vom arbeitenden Dampf weggerissen, oder von demselben zersetzt
                              werden. Die directe Schmierung ist eine zweifache, für Schieber und für Kolben;
                              denselben liegt die gleiche Idee zu Grunde, die Details sind aber verschieden
                              construirt.
                           I. Die directe Schieberschmierung (Fig. 1 bis 5), welche besonders bei
                              Doppelschiebersteuerungen vortheilhaft anzuwenden istDer einfache Schieber müßte, um vollkommen geschmiert zu werden, ebenso
                                    construirt sein wie der Vertheilungsschieber der
                                    Doppelschiebersteuerung., geschieht durch einen kleinen Canal, welcher seitlich ins Schiebergehäuse
                              gebohrt ist, und auf der einen Seitenfläche des Schieberspiegels ausmündet. Derselbe
                              ist, mit b bezeichnet, in dem Querschnitt Fig. 1 einer
                              Doppelschiebersteuerung, sowie in der Draufsicht Fig. 2 des
                              Schieberspiegels ersichtlich. Bei Maschinen mit horizontal liegendem Schieber findet
                              dieselbe Disposition statt, nur muß die Stellung des Schmiergefäßes a etwas erhöht werden, um die entsprechende Druckhöhe zu
                              erhalten.
                           Das zur Oeffnung d im Schiebergesichte austretende Oel
                              gelangt von hier aus durch die in der unteren Ansicht des Vertheilungsschiebers Fig. 4
                              ersichtlich gemachten Canäle c, c und d, d über das ganze Schiebergesicht, indem die Rinnen
                              d des Schiebers, in Folge der Bewegung desselben,
                              sowohl über die Flächen m als auch über die Stege n des Schiebergesichtes (Fig. 2) abwechselnd
                              gleiten. Um endlich noch den Expansionsschieber entsprechend zu schmieren, gehen
                              vier Canäle o, o und p, p im
                              Vertheilungsschieber nach aufwärts, durch welche das Oel in zwei Quercanälen z, z unter die Expansionsplatten gelangt.
                           Diese Canäle sind in Fig. 2. in der Draufsicht des Vertheilungsschiebers ersichtlich gemacht,
                              wo auch die darüber gleitenden Expansionsplatten mit strichpunktirten Linien
                              angedeutet sind.
                           Es ist Sorge zu tragen, daß dieselben bei ihrer relativen Bewegung auf dem
                              Vertheilungsschieber nie die Canäle z, z entblößen und
                              hierdurch dem Oel directen Austritt in den Dampfraum gestatten. Da diese Canäle sich
                              in Folge der allmäligen Abnützung des Schiebers versetzen können, so muß für die
                              Möglichkeit, dieselben zu reinigen, gesorgt werden. Dies geschieht, indem man den
                              Canälen unten bei r, s einen Abzug gibt; dadurch kann
                              man beim Oeffnen des Schmiergefäßes den Dampf durch die Canäle blasen lassen, was
                              stets eine vollständige Reinigung derselben bezwecken wird.
                           
                           Das Schmiergefäß kann ähnlich, wie die gewöhnlichen Oeler, mit Doppelhähnen
                              construirt werden; nur muß der obere Hahn mit drei Wegen versehen sein, um vom
                              Schieberkasten aus ein kleines Dampfrohr aufzunehmen. Stellt man die Hähne nach der
                              Füllung des Oelers a, wie Fig. 1 zeigt, so erhält
                              das Fett dadurch von oben denselben Druck wie in den Canälen und fließt daher durch
                              das eigene Gewicht hinab. Bei Anwendung des Schmiergefäßes A (Fig.
                                 5) wird die Schmierung automatisch gemacht. Es fließt durch das Röhrchen
                              h so viel Fett in den Schieber, als oben im Gefäße
                              Dampf sich condensirt. Durch den kleinen Hahn i wird vor
                              der Füllung das condensirte Wasser abgelassen.
                           II. Die directe Kolbenschmierung (Fig. 6 bis 10) besteht darin, daß
                              man das Fett in einen zwischen die zwei Ringe des Kolbens ringsum eingefeilten Canal
                              hineintreibt und so bei der Bewegung desselben die ganze Cylinderfläche schmiert,
                              ohne daß das Fett vorher mit dem arbeitenden Dampf in Berührung kommt. Das
                              Hineintreiben des Fettes geschieht mittels Dampfdruck, wenn die Kurbel sich an einem
                              der todten Punkte befindet, durch ein eigens dazu construirtes Schmiergefäß, welches
                              an dieser Stelle gerade über dem Canal der Ringe zu stehen kommt. Das Schmiergefäß
                              kann ähnlich wie das am Schieberkasten construirt sein, nämlich oben mit einem
                              Dreiweghahn, welcher durch ein Rohr x mit dem todten
                              Raume vor dem Kolben in Verbindung steht. Der untere Theil des Schmiergefäßes hat
                              ein Doppelventil (Fig. 7), welches nach aufwärts und abwärts schließt, für gewöhnlich durch
                              eine schwache Feder nach oben gehalten wird. Um das Herabfließen des Fettes längs
                              des Ventils zu ermöglichen, muß dasselbe Canäle erhalten, welche jedoch an dem
                              Zapfen p ganz flach gehalten werden müssen, damit das
                              zurückbleibende Fett nicht frei herabtropfen, sondern nur durch Dampfdruck
                              herabgetrieben werden kann. Der Zapfen p hat die
                              Aufgabe, den unteren Raum so viel als möglich auszufüllen, um jeden Verlust an Fett
                              zu verhüten. Der Spielraum des Ventils kann durch die Beilage l (Fig.
                                 6) regulirt werden, deren Dicke der Gewindehöhe entspricht.
                           Die Wirkungsweise ist nun leicht erkenntlich. Sobald der Kolben am todten Punkte
                              anlangt, erfolgt die Dampfeinströmung zum Cylinder; der Dampf drückt durch das mit
                              dem Cylinder communicirende Rohr x auf das Fett im
                              Schmiergefäß a und treibt in Folge dessen das Ventil
                              nach abwärts und drängt dadurch das im Raume um den Ventilzapfen p befindliche Fett in die Schmiernuth des Kolbens. Das
                              Eintreten des Fettes erfolgt mit Leichtigkeit, da in der Nuth kein Druck herrscht,
                              indem dieselbe durch eine
                              in den Cylinder eingehaltene Nuth n (Fig. 8) mit dem
                              Dampfaustritt in Verbindung steht. Sobald der Kolben sich weiter bewegt und das
                              Ventil von unten denselben Druck wie oben erhält, schließt es sich durch die
                              Federkraft nach aufwärts und läßt kein Fett verloren gehen. Der Spalt der
                              Dichtungsringe ist aus der Skizze Fig. 10 näher
                              ersichtlich; der Schmiercanal darf selbstverständlich an dieser Stelle nicht
                              unterbrochen werden.
                           Das Schmiergefäß a
                              Fig. 6 ist
                              besonders für langsam gehende Maschinen anzuwenden. Für schnell gehende Maschinen,
                              welche auch mit hohem Druck arbeiten, ist das Schmiergefäß A
                              Fig. 9
                              vortheilhaft. Die Einrichtung desselben ergibt sich leicht aus der Skizze. Es wird
                              an derselben Stelle wie das oben beschriebene befestigt, und besteht hauptsächlich
                              aus dem Füllungsraum f, der Einspritzöffnung i, welche durch das Ventil v
                              beliebig weit geöffnet und geschlossen werden kann, dem Dreiweghahn q, welcher den Füllungsraum nach Belieben mit der freien
                              Luft, dem Dampfraum vor dem Kolben (wie oben) in Verbindung setzen oder ganz
                              abschließen kann, und endlich dem Füllungswechsel h. Ist
                              das Gefäß gefüllt worden, so stellt man die Communication des Gefäßes mit dem
                              Cylinder her und öffnet das Ventil v nur ganz wenig.
                              Findet im Gefäß f und unter dem Ventil v derselbe Druck statt, so kann durch die kleine
                              Oeffnung i unter dem Ventil kein Fett herabtropfen;
                              sobald jedoch der Kolben mit seinem Schmiercanal unter das Ventil gelangt und die
                              Dampfeinströmung erfolgt, wird ein Einspritzen des Fettes erfolgen, welches durch
                              das Ventil beliebig regulirt werden kann. Dieses Schmiergefäß wäre auch für die
                              Schieberschmierung zu verwenden, nur müßte das Ventil mehr geöffnet werden.
                           Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß dieses System der Kolbenschmierung auch schon mit
                              großem Vortheil praktisch bei einer Dampfmaschine von Ruston und Proctor angewendet wurde, und es ist
                              wohl nicht zu zweifeln, daß sich dieselbe bei Pumpen und Gebläsen bestens verwerthen
                              läßt, was mit der jetzt bekannten Schmiervorrichtungen nicht leicht ausführbar
                              ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
