| Titel: | Ueber eine verbesserte Ventilbürette; von Dr. Georg August König. | 
| Autor: | Georg August König | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 134 | 
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                        Ueber eine verbesserte Ventilbürette; von Dr.
                           Georg August
                              König.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              II [d/1].
                        König's verbesserte Ventilbürette.
                        
                     
                        
                           Zur Herstellung des Ventilsitzes läßt man die Anschwellung am Halse einer Mohr'schen Bürettenröhre über einer mäßig starken
                              Gasflamme langsam zusammenfallen. Die Temperatur darf eine dunkle Rothglut nicht
                              übersteigen, und muß die Röhre fortwährend gedreht werden, damit ein Verbiegen
                              vermieden werde. Das Resultat dieser Bearbeitung ist eine starke Verdickung der
                              Halswand, und eine schwach kegelförmig sich zuspitzende Haarröhre. Die Weite der
                              letzteren richtet sich natürlich nach dem beabsichtigten Gebrauche. Will man eine
                              rasch auslaufende Bürette für minder genaue Arbeiten, wie z.B. für gewöhnliche
                              alkalimetrische und acidimetrische Proben, so läßt man die Röhre weiter, etwa wie in
                              Fig. 45,
                              wo 50cc in 1 1/2 Minuten ausfließen;
                              anderenfalls kann man bis zur Hälfte jenes Durchmessers heruntergehen, z.B. für
                              feine chlorometrische Bestimmungen. Im letzteren Falle gebraucht man alsdann eine in
                              1/20cc getheilte Röhre.
                           Die so vorbereitete Röhre wird nunmehr auf einem gewöhnlichen rotirenden
                              Schleifsteine angeschliffen, und zwar je nach Belieben rechts oder links, immer aber
                              so, daß die Schliffebene rechtwinkelig auf der Theilung steht.
                           Die Neigung der Schliffebene ist durch die Punkte α,
                                 β (Fig. 45) in jedem Falle gegeben, d.h. sie muß möglichst steil sein. Da
                              die Ausflußröhre conisch ist, kann man, sobald der Durchschnitt erfolgt, die Weite
                              der Mündung innerhalb enger Grenzen noch controliren. Falls man nämlich die Röhre
                              sehr enge werden ließ, kann nunmehr durch fortgesetztes Schleifen eine Erweiterung
                              erzielt werden.
                           Man schleift jetzt den Rücken und die Seiten des Halses so zu, daß bei α eine möglichst feine Spitze entsteht (Fig. 47), und
                              zwar so, daß diese Spitze nicht mehr als 1 bis 2mm unter den tiefsten Punkt der elliptischen Ausflußöffnung zu liegen
                              kommt. – Dieses ist ein ziemlich wichtiger Punkt, indem davon die
                              Gleichförmigkeit des ausfließenden Strahles, und mehr noch der Tropfen, vorzugsweise
                              abhängt. – Der Ventilsitz ist damit fertig, will man das in Fig. 49 und 50
                              dargestellte Ventil benützen. Soll aber das in Fig. 45 bis 48
                              dargestellte Ventil zur Anwendung kommen, so muß dem Zuspitzen ein Flachschleifen
                              und Poliren vorausgehen, was natürlich einige Geschicklichkeit verlangt, und am
                              besten von einem Optiker besorgt wird, welcher in sehr kurzer Zeit eine ebene Glasfläche
                              herzustellen vermag. Die Construction der Ventilklappe und der dazu gehörigen Feder
                              ist aus den Figuren so leicht ersichtlich, daß es kaum nothwendig erscheint,
                              dieselbe zu erklären. Jedoch sind es einige Punkte, welche der Erläuterung bedürfen.
                              Die Figuren zeigen die Einrichtung für eine 50cc Bürette, mit den Dimensionen aller Theile in natürlicher Größe.
                           Die Platte p (Fig. 45 und 47) ist von so
                              dickem Platinblech gefertigt, daß ein Verbiegen, selbst unter starkem Drucke, nicht
                              leicht möglich ist. Sie hängt durch den Platinstift i
                              (angelöthet) mittels des Gelenkes h mit der platinirten
                              Messingfeder t zusammen. Letztere wird durch den mittels
                              Klemmschraube um die Bürette gelegten Ring c
                              festgehalten. Die Bewegung erfolgt durch den in der Mutter n sich drehenden Schraubenkopf s. Sowie
                              nämlich die Spitze des Bolzens die Glaswand berührt, wird die Feder rückwärts bewegt
                              und die Klappe geöffnet, wobei dann ein voller Strahl senkrecht ausfließt, wenn die
                              Stellung Figur
                                 48 erreicht ist. Eine halbe Drehung genügt, um diese Stellung zu
                              erzielen.
                           Die Regulirung des Ausflusses geschieht mit der größten Leichtigkeit und Sicherheit
                              in allen Stadien. Sobald die Bolzenspitze das Glas nicht mehr berührt, kommt die
                              Elasticität der Feder zur Wirkung und hält die Klappe mit dichtem Verschlusse. Die
                              in Fig. 49
                              und 50
                              dargestellte Vorrichtung zeigt das Klappenprincip in seiner einfachsten Form. Die
                              etwas ausgeplattete Spitze der platinirten Messingfeder ist mit dem dünnen
                              Kautschukblättchen r (Fig. 49) bekleidet, wobei
                              eine consistente Kautschuklösung als Befestigungsmittel dient. – Diese
                              einfache Vorrichtung, obgleich nicht so elegant arbeitend, als die oben
                              beschriebene, hat sich nach mehr als anderthalbjährigem Gebrauche in den Händen
                              meiner Praktikanten für alle volumetrischen Flüssigkeiten gleich gut bewährt. Die
                              mit der Meßflüssigkeit in Berührung tretende Fläche der Klappe ist so klein, daß ein
                              beachtenswerther Einfluß nicht stattfinden kann. Bleiben die Büretten fortwährend
                              gefüllt, so erleidet allerdings der Kautschuk in einiger Zeit eine Veränderung, er
                              wird hart und brüchig; doch kann die Auswechselung eines Blättchens bei vorräthiger
                              Kautschuklösung in wenigen Minuten erfolgen.
                           Anstatt den Hals zu verdicken, wie oben angegeben, kann derselbe auch in eine Spitze
                              ausgezogen werden. Jedoch ist alsdann das Anschleifen viel schwieriger und die
                              Gefahr des Zerbrechens bedeutender.
                           Philadelphia, im Juni 1875.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
