| Titel: | Zur Kenntniss des Alizarins und Oxyanthrachinons von C. Willgerodt. | 
| Autor: | C. Willgerodt | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 238 | 
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                        Zur Kenntniss des Alizarins und Oxyanthrachinons
                           von C. Willgerodt.
                        Willgerodt, zur Kenntniß des Alizarins und
                           Oxyanthrachinons.
                        
                     
                        
                           Um einige noch nicht bekannte Derivate des Alizarins und Oxyanthrachinons
                              darzustellen, war Willgerodt genöthigt, diese beiden
                              Substanzen sich ganz rein zu verschaffen, und gelangte im Verlauf seiner Arbeit
                              (Inauguraldissertation, Freiburg 1875) zu dem Resultat, daß einige der bis jetzt
                              cursirenden Angaben über dieselben zu berichtigen seien. – Zunächst gibt
                              Verf. den Schmelzpunkt des chemisch reinen Oxyanthrachinons gegenüber den
                              variirenden Angaben anderer Forscher bei 323° und den des Alizarins bei
                              290° liegend an, während derselbe für letzteres stets bei 215°
                              angenommen wurde. Betreffend die Trennung des künstlichen Alizarins von seinem
                              steten Begleiter, dem Oxyanthrachinon, bezeichnet er die bekannte Methode (1871 203 155), welche auf der Löslichkeit des Kalk-
                              oder Baritsalzes des Oxyanthrachinons und der Unlöslichkeit des Alizarinkalkes in
                              Wasser beruht, als eine vorzügliche; nur macht er darauf aufmerksam, daß einerseits
                              das Kalksalz des Alizarins in viel heißem Wasser nicht absolut unlöslich ist, und
                              daß andererseits das Kalksalz des Anthrachinons eine bedeutende Menge Wasser zu
                              seiner Lösung gebraucht. Willgerodt sah sich deshalb
                              veranlaßt, neben dieser Methode noch einer anderen sich zu bedienen, welche nach
                              seiner Angabe annähernd zur quantitativen Trennung der beiden Körper benützt werden
                              kann. Er löst das zu untersuchende künstliche Alizarin, nachdem die Säuren, Salze
                              und das Anthrachinon auf bekannte Weise entfernt sind, in einer für die angewendete
                              Menge genau berechneten Quantität von in Wasser gelöstem Kaliumhydroxyd auf, so daß
                              ganz neutrales Alizarat entsteht, trocknet im Wasserbad ein und zieht den
                              feingepulverten Rückstand so oft mit Alkohol aus, bis die anfänglich blutroth
                              gefärbten Auszüge eine braunviolette Färbung annehmen. Dieselben werden gesammelt
                              und zur Trockene verdampft; der Rückstand, wieder aufgelöst in Wasser, scheidet auf
                              Zusatz von Säuren reines Oxyanthrachinon als strohgelben gallertartigen Niederschlag
                              aus, während der vom Alkohol nicht gelöste Theil des ersten trockenen Rückstandes
                              aus reinem Alizarin besteht. Das so erhaltene, alizarinfreie Oxyanthrachion läßt
                              sich weiter noch aus kochendem Eisessig umkrystallisiren; es ist unlöslich in
                              kochender Alaunlösung, wenig löslich in kochendem Wasser. Willgerodt hat geringe Mengen desselben mit etwa dem 5 bis 6 fachen
                              Gewichte Aetzkali in bekannter Weise unter Zusatz einiger Tropfen Wasser im
                              Silbertiegel auf 200° erhitzt und schon nach einstündigem Schmelzen vollständig in
                              Alizarin übergeführt. Diese kurze Zeitdauer beim Arbeiten im Kleinen, verglichen mit
                              der langen Zeitdauer der Operation im Großen, sowie der ganze Verlauf des
                              Schmelzungsprocesses brachte den Verfasser auf den Gedanken, daß die Oxydation des
                              Oxyanthrachinons zu Alizarin wesentlich durch den Sauerstoff der Luft bewirkt werde,
                              und beabsichtigt er deshalb, auf Veranlassung von Professor Claus in Freiburg i. Br., seine Versuche unter Einblasen von
                              atmosphärischer Luft in die schmelzende Masse zu wiederholen, um auf diese Weise
                              nicht nur das Oxyanthrachinon, sondern vielleicht auch das Anthrachinon in Alizarin
                              überführen zu können.
                           
                              Kl.