| Titel: | Walker's Dampfpumpe. | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 266 | 
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                        Walker's
                           Dampfpumpe.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              VI [a/1].
                        Walker's Dampfpumpe.
                        
                     
                        
                           In einer der jüngsten Nummern des Engineer (Juni 1875 S.
                                 382) und des Engineering (Juli 1875 S. 54) ist eine
                              interessante directwirkende Dampfpumpe mit Expansion dargestellt, deren Zeichnungen
                              in Fig. 1 bis
                              3
                              wiedergegeben sind. Der Kolben besteht, wie aus Fig. 1 deutlich
                              ersichtlich ist, aus zwei Endstücken a und a', welche mit Spannringen gegen den Cylinder
                              abgedichtet sind, und einem Metallstücke d von
                              geringerem Durchmesser, welches durch einen in der Mitte des Dampfcylinders
                              befestigten Dichtungsring c umfaßt wird. Der
                              Kesseldampf, welcher zunächst in den inneren Theil des Kolbens auf der einen oder
                              der anderen Seite des mittleren Dichtungsringes c
                              eintritt, wird beim Rückgange des Kolbens durch den Schiebercanal in das äußere
                              Cylinderende geleitet, und wirkt hier durch Expansion auf den großen
                              Kolbenquerschnitt, genau wie dies bei der Woolff'schen Maschine mit zwei Cylindern
                              stattfindet. Erst beim nächsten Hingange endlich wird der expandirte Dampf von hier
                              durch die innere Schiebermuschel in das Abdampfrohr o
                              gelassen.
                           Diese Action wird mit Hilfe der Figur 1 sofort
                              verständlich sein. Auf der rechten Seite findet hinter dem Kolben a der Eintritt des frischen Dampfes statt und treibt den
                              Kolben nach rechts; vor a entweicht der Dampf ins Freie.
                              Hingegen wird der zwischen dem linken Kolbenende a' und
                              dem mittleren Dichtungsringe c enthaltene Dampf durch
                              den Steuerungsschieber hinter den Kolben a' geleitet und
                              treibt hier, auf den vollen Querschnitt wirkend, den Kolben gleichfalls nach
                              rechts.
                           Es erübrigt hiernach nur mehr die Beschreibung der Steuerung, welche mittels eines
                              Kolbenschiebers geschieht, dessen Einrichtung aus Figur 1 vollkommen
                              deutlich hervorgeht. Der Dampf tritt in der Mitte desselben durch die Oeffnung E ein und gelangt von hier aus abwechselnd auf die eine
                              oder die andere Seite des Dichtungsringes c. Hier befindet sich auch ein
                              kleiner Hebel, mittels dessen die Steuerung der Pumpe von außen angelassen werden
                              kann. Indem der Kolbenschieber gegen sein Gehäuse nicht weiter abgedichtet ist, kann
                              sich der Dampf sowohl über die beiden Steuerungsmuscheln durchdrängen und dieselben
                              gegen ihre Gleitflächen abdichten, als auch endlich in die beiden Räume r und q am Ende des
                              cylindrischen Schiebergehäuses gelangen.
                           Hier herrscht somit gewöhnlich auch nahezu der Druck des frischen Kesseldampfes.
                              Sobald aber auf der einen oder der anderen Seite der hier enthaltene Dampf in das
                              Abdampfrohr gelassen wird, entsteht eine Druckdifferenz, welche den Kolbenschieber
                              nach der betreffenden Seite hin verschiebt, ehe noch das Nachdrängen von frischem
                              Dampf erfolgen kann.
                           Auf diese Weise wird, wie bei allen directwirkenden Dampfpumpen mit innerem
                              Steuerungsmechanismus, das Spiel des Schiebers und dadurch die Steuerung des
                              Dampfkolbens bewirkt; die Art und Weise, wie dabei diese abwechselnde Entlastung der
                              Schieberenden erfolgt, ist ziemlich gleichgiltig und kann in wenig Worten
                              dargestellt werden.
                           Wie man aus Figur
                                 3 (Schnitt BB durch den Raum q am linken Ende des Schiebers) ersieht, geht von hier
                              aus ein Canal s längs des Cylinders herab, der sich
                              schließlich in dem Dichtungsringe c (Fig. 1 und 2 Schnitt AA) ins Innere des Dampfcylinders öffnet. In dem
                              oberen Theile desselben Ringes c befindet sich noch ein
                              zweiter Canal w, welcher direct in das Ausströmrohr
                              führt. Von dem anderen Ende r des Schiebergehäuses führt
                              in ganz gleicher Weise wie s ein Canal t in den Ring c und in den
                              Kolben b; endlich befindet sich an den Enden je ein
                              Quercanal u und v, von denen
                              der erstere die Verbindung zwischen den Canälen s und
                              w, der letztere zwischen t und w herstellt, sobald er den Ring c passirt. Nachdem dies jedesmal am Ende des Kolbenhubes
                              stattfinden muß, so erfolgt auch hier rechtzeitig die entsprechende Verstellung des
                              Schiebers, und das regelmäßige Spiel der Pumpe ist gesichert.
                           Wir haben mit etwas größerer Ausführlichkeit bei dieser neuen Dampfpumpe verweilt, da
                              uns der hier beabsichtigte Zweck der Dampfersparung durch Nutzbarmachung der
                              Expansion, einer größeren Beachtung werth erscheint, als er bei directwirkenden
                              Dampfpumpen bis jetzt gefunden hat. Andererseits muß aber darauf aufmerksam gemacht
                              werden, daß die vorliegende Construction in ihrer jetzigen Gestalt, in Folge
                              wesentlicher Mängel des Steuerungsmechanismus, durchaus unpraktisch erscheint.
                              Zunächst ist allgemein bekannt, daß die dem Spiel des Schieberkolbens zu Grunde
                              liegende Idee der abwechselnden Entlastung der Schieberenden an und für sich ganz
                              beträchtliche Dampfverluste bedingt. Diese werden aber hier noch vergrößert dadurch, daß die
                              Steuerkolben mit dem Schieber aus einem Stücke bestehen, so daß bei der wachsenden
                              Abnützung der Gleitflächen immer größere Dampfverluste bei der Bewegungsumkehr des
                              Schiebers stattfinden müssen.
                           Endlich aber ist es auch von großem Nachtheile, daß in Folge der Anordnung der Canäle
                              u und v in dem
                              Dampfkolben, derselbe an jeder Verdrehung gehindert werden muß. Dies geschieht hier
                              durch einen an der Unterseite des Ringes c angebrachten
                              Keil und hat den Nachtheil, daß man auf das Mittel, durch successive Verdrehung der
                              Kolben die an der Unterseite nothwendig am stärksten auftretende Abnützung
                              gleichmäßig auf den Umfang zu vertheilen, unbedingt Verzicht leisten muß.
                           Wie sehr aber durch dieses Auskunftsmittel bei allen horizontalen Pumpen die
                              Lebensdauer der Dichtungsstulpen erhöht wird, muß jeder Praktiker, welcher mit
                              Pumpen Erfahrung hat, bestätigen.
                           
                              R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
