| Titel: | Evrard's Apparat zum Waschen und Sortiren der Steinkohlen. | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 374 | 
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                        Evrard's Apparat zum
                           Waschen und Sortiren der Steinkohlen.Diese Apparate werden nach Mittheilung von Armengaud, Publication industriell v. XXI p.
                                    355, von der Maschinenfabrik J. F. Révollier
                                 und Comp. in St. Etienne (Loire) ausgeführt.D. Red.
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              VII [c/3].
                        Evrard's Apparat zum Waschen und Sortiren der
                           Steinkohlen.
                        
                     
                        
                           Das Januarheft des Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement bringt die Beschreibung und Zeichnung einer Maschine zum
                              Waschen und Sortiren der Steinkohlen, die alle Beachtung verdient, da diese
                              Vorrichtung nicht allein alle Verunreinigungen gänzlich entfernt, sondern die
                              Steinkohle nach dem Grade der Reinheit selbstthätig sortirt.
                           Diesen Zweck erreicht Evrard dadurch, daß er in einem
                              hohen cylindrischen Apparate mit durchlöchertem und beweglichem Boden, auf welchem
                              die zu waschende und zu sortirende Kohle liegt, einen kräftigen Wasserstrom in der
                              Richtung von unten nach oben intermittirend, und zwar
                              Anfangs in längerer, später in immer kürzer werdender Zeitdauer wirken läßt. Durch
                              die erste Einwirkung werden zunächst alle feineren, staubförmigen Kohlentheilchen
                              nach oben bewegt, durch die spätere, in ganz kurzen Zwischenräumen mit kurzer Dauer
                              erfolgenden Stöße des Wassers aber wird die ganze Kohlenmasse in eine oscillirende,
                              oder vielmehr auf- und abwärts schaukelnde Bewegung versetzte, und es ordnen sich dadurch die
                              Theilchen nach ihrem specifischen Gewichte mit außerordentlicher Genauigkeit.
                           Die Abbildungen Fig.
                                 28 und 29 zeigen die ganze Vorrichtung in zwei senkrechten Durchschnitten, Fig. 30 und
                              31
                              Details vom oberen Theile des Waschgefäßes.
                           Des besseren Verständnisses wegen trennen wir die eigentliche Beschreibung der
                              einzelnen Theile von der der Operation des Waschens und Sortirens.
                           A ist das Waschgefäß (die Schlämmbütte), welches für
                              eine Charge von 2500k Steinkohlen 1m,60 im Durchmesser und 3m,00 Höhe erhält, mit gleich gutem Erfolge
                              aber auch bis zu einem Durchmesser von 3m,00 für eine Charge von 10000k
                              (10t) vergrößert werden darf.
                           Der Waschtisch B dient zum Emporheben der auf ihm
                              ruhenden, gewaschenen Kohlenfüllung. Er besteht aus einer durchbrochenen. Mit
                              einfacher Hanfdichtung versehenen Platte, welche auf der Kolbenstange des in dem
                              Cylinder C beweglichen, durch hydraulischen Druck zu
                              hebenden und durch das Gegenwicht S herabzuziehende
                              Kolbens ruht. Die jedesmalige Stellung des Waschtisches zeigt eine Scale an, an
                              welcher entlang das Gegengewicht S sich bewegt.
                           D ist die Abstreichvorrichtung zur Entfernung der
                              verschiedenen Kohlenschichten; in den Fig. 30 und 31 ist
                              dieselbe im Detail und zwar in Fig. 31 functionirend
                              dargestellt. Die zum Abstreichen erforderliche Bewegung erhält dieser Theil durch
                              einen mittels Wasserdruck bewegten, seitwärts in der Zugrichtung gelagerten Stempel,
                              der sich in dem Cylinder E bewegt, während die
                              Zurückführung des Abstreichers durch ein Gegengewicht bewirkt wird, wobei dieser
                              Theil auf zwei in verticaler Richtung beweglichen Schienen gleitet, mittels deren er
                              über die abzustreichende Kohlenschicht hinweg gehoben werden kann. Die durch D abgestrichenen gewaschenen Kohlen gelangen mittels der
                              Rinne W in die bereit stehenden Wagen X zur Abfuhr; für leere und gefüllte Wagen sind
                              besondere Gleise auf der Bühne Y vorhanden.
                           F bezeichnet ein zu A
                              concentrisches Gefäß mit durchlöchertem Boden zum Durchlassen von kleinen Steinen,
                              Schlamm etc. welche sich in dem trichterförmigen Raume G
                              ansammeln und von der tiefsten Stelle desselben mittels Dampfdruck durch das Rohr
                              H entfernt werden. Dadurch, daß man intermittirend
                              Dampf auf die Oberfläche des in dem Gefäße F vorhandenen
                              Wassers wirken läßt, wird die schaukelnde Bewegung in der Wassermasse
                              hervorgebracht, welche durch die Kohlenschicht hindurch wirkend, auf das
                              Sorgfältigste die Wäsche und das Sortiren der Kohlen bewerkstelligt. Unabhängig von
                              der Höhe des Apparates, soll die Dampfspannung hierbei 1k nicht übersteigen. – Ein erheblicher Dampfverlust ist dabei nicht
                              zu befürchten, da die auf der Oberfläche des kalten Wassers sich ablagernde Schicht
                              siedend heißen Wassers jede weitere Berührung des Dampfes mit der Hauptmasse des
                              Wassers und somit die Kondensation verhindert.
                           I, I sind zwei Luftventile, von denen das eine mit dem
                              luftverdünten Raume correspondirt, der sich beim Heben des Waschtisches unter
                              demselben bildet, während das andere mit dem oberen Raume des Gefäßes F in Verbindung steht, in welchem beim Abstellen des
                              Dampfes ebenfalls ein luftverdünnter Raum entsteht.
                           J ist der hydraulische Förderaufzug, mittels dessen das
                              Fördergefäß direct aus dem Schachte so hoch gehoben wird, daß sein Inhalt in den mit
                              gitter- oder rostartigem Boden versehenen Rumpf L
                              entleert werden kann.
                           In dem Schieberkasten M befinden sich drei verschiedene,
                              von der Hand zu bewegende Schieber für die hydraulischen Triebwerke und zwar für die
                              Cylinder C und E, sowie für
                              den Förderaufzug J, während die beiden in dem Kasten N vorhandenen Schieber zum An- und Abstellen des
                              Dampfes für das Druckreservoir O, beziehentlich das
                              Gefäß F, dienen.
                           P ist das Speisewasser-Bassin für das
                              Druckreservoir O, in welchem letzteren der Dampf mit der
                              im Dampfkessel vorhandenen Spannung von 4 bis 5k wirkt.
                           Ein Decantirgefäß Q dient zur Gewinnung der feinen
                              Kohlentheilchen, welche beim Emporheben und Abstreichen der gewaschenen Kohlen durch
                              das den letzteren anhängende Wasser mitgeführt werden und verloren gehen würden,
                              wenn dieses Wasser nicht aufgefangen würde. Letzteres sammelt sich aber bei
                              Entfernung der gewaschenen Kohlen in der Rinne V an,
                              welche es dem Decantirgefäß zuführt, aus welchem der Kohlenschlamm durch Hebung
                              eines Ventilkegels in den Wagen U entleert wird.
                           Mittels der beiden von außen nach innen sich öffnenden Klappen R, R wird nach jeder Operation selbstthätig das Niveau im Waschgefäß A (aus dem Speisebassin T)
                              und im Druckreservoir O (aus dem Bassin P) regulirt, resp. hergestellt.
                           Endlich ist noch ein besonderes Wasserreservoir zur Aufnahme desjenigen Wassers
                              vorhanden, welches beim Rückgange der Kolben in den drei hydraulischen Cylindern C, E und J entleert, resp.
                              ausgestoßen wird. – Die drei Gefäße A, F und O sind zur Vermeidung der Abkühlung mit Holz
                              umkleidet.
                           
                           Der Betrieb des Apparates erfolgt in nachstehender Weise.
                              Zunächst bewirkt man durch etwas auf die Oberfläche des in F enthaltenen Wassers gegebenen Dampf ein Aufsteigen des Wassers im
                              Waschgefäß A, und zwar so hoch, daß dasselbe ungefähr
                              0m,5 über dem Waschtische B steht. Dadurch wird nicht allein die durch die
                              herabfallenden Kohlen bewirkte Erschütterung des Waschtisches vermindert, sondern es
                              werden auch gleichzeitig die Kohlen gewässert und abgespült. Durch das in dem
                              Füllrumpfe angebrachte Sieb erfolgt eine gleichmäßigere Vertheilung der Kohlen. Nach
                              erfolgter Füllung des Waschgefäßes gibt man stoßweise
                              Dampf auf die Oberfläche des in F befindlichen Wassers,
                              und zwar je nach der Höhe und Durchlässigkeit der auf dem Waschtische befindlichen
                              Kohlenschicht mit verschiedener Kraft. Sobald das Niveau in A etwa 1m hoch über dem
                              Waschtische, also auch oberhalb der Kohlen steht, muß die Kraft der schaukelnden
                              Wasserstöße vermindert werden, weil man dann die Gewißheit haben kann, daß bereits
                              sämmtliche Staubkohle im Waschwasser suspendirt ist. Im Anfange der Operation kommt
                              es zuweilen vor, daß, wenn die Kohlenstücken an und für sich schon dicht auf
                              einander gelagert sind, der Kohlenschlamm die Zwischenräume theilweise derartig
                              ausfüllt, daß das Wasser nicht durchzudringen und nicht zwischen den Kohlen zu
                              spielen vermag; indeß bringt man die Masse in solchem Falle durch einige recht
                              kräftige Dampfstöße stets bald in Bewegung.
                           Nach erfolgter Wäsche, bei welcher gleichzeitig eine nahezu schichtenweise Ablagerung
                              der Kohle je nach der Größe der einzelnen Stücke vor sich geht, überläßt man den
                              Apparat kurze Zeit der Ruhe zum Absetzen des Schlammes in dem Trichter G, und geht hierauf an die Entleerung der gewaschenen
                              Kohlen. Diese kann ebensowohl im Ganzen, als schichten- oder lagenweis
                              erfolgen, je nachdem man den Waschtisch gänzlich bis zur Basis der
                              Abstreichvorrichtung hebt, oder nur so hoch, daß eine Schicht von bestimmter Höhe in
                              diesen Abstreicher hineinreicht. Die Hebung des Waschtisches erfolgt durch den
                              hydraulischen Cylinder C.
                           Fig. 30 zeigt
                              den bis zu einer gewissen Höhe gehobenen Waschtisch mit voller Kohlencharge, Fig. 31 den
                              Abstreicher in Thätigkeit.
                           Meistens genügt eine einzige Waschoperation, um die Kohlen soweit zu sortiren, daß
                              die obersten Schichten zur Bereitung von Coaks und Briquettes, die anderen zur
                              Heizung geeignet sind; indeß läßt sich das Sortiren der Kohlen leicht und schnell
                              noch vollständiger ausführen, indem man nach Entfernung der obersten, feinsten
                              Kohlentheile den Waschtisch wieder senkt und das übrige nochmals der schaukelnden
                              Bewegung des Wassers aussetzt.
                           
                           Bei der Erzwäsche würde es sich empfehlen, die bei der
                              ersten Wäsche erhaltenen verschiedenen Schichten von gleichem Korn für sich allein
                              nochmals einer besonderen Behandlung zu unterwerfen.
                           Schon bei einer einzigen Operation sondern sich die Kohlen nach ihrer Reinheit, in
                              Folge der, wenn auch geringen, Differenz in ihrem specifischen Gewichte, welches bei
                              den reinsten Kohlen 1,20, bei weniger reinen 1,35 beträgt. Nachstehende Tabelle
                              enthält die durch eine einzige Waschoperation erzielten Betriebsresultate für
                              Klarkohlen, die ein Sieb mit 3cm breiten
                              Zwischenräumen passirt hatten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 217, S. 378
                              Kohle, welche bei gewöhnlicher
                                 Wäsche 10 Proc. Staubkohle ergab. Aschengehalt der rohen Kohle = 25 Proc.;
                                 Kohle, welche bei gewöhnlicher Wäsche 16–18 Proc. Staubkohle ergab.
                                 Aschengehalt der rohen Kohle = 17 Proc.; Kohle, welche bei gewöhnlicher Wäsche
                                 25–35 Proc. Staubkohle ergab. Aschengehalt der rohen Kohle = 20 Proc.;
                                 Höhe der Schichten; Aschengehalt in jeder Schicht; Staubkohle; Unreine Kohle;
                                 Schiefer; Chargenhöhe.
                              
                           Zu bemerken ist, daß im unteren Theile der Charge die unmittelbar
                              über der unreinen Kohle liegende Schicht bei allen drei Versuchen einen auffallend
                              geringeren Aschengehalt zeigt, als die darüber liegenden Schichten; es kommt diese
                              Erscheinung daher, daß gerade an dieser Stelle die größten Stücke der reinsten
                              Kohle, gemischt mit verhältnißmäßig kleinen Theilen einer weniger reinen Kohle, sich
                              ablagern.
                           Im Uebrigen dürfte die Zusammenstellung zeigen, mit welcher
                              Schärfe die Waschmaschine die Grenze zwischen der unreinen Kohle und den vollständig
                              kohlefreien Schiefern zieht.
                           Die Menge des für eine Waschoperation erforderlichen Dampfes beträgt bei einer Charge
                              von 2000 bis 2500k und einem Durchmesser
                              des Waschgefäßes von 1m,60 etwa 15cbm (etwa 12k verdampftem Wasser entsprechend).
                           
                           Zum Betriebe des Apparates sind im Ganzen nur vier Arbeiter erforderlich, von denen
                              der erste das An- und Abstellen der hydraulischen und der
                              Dampf-Schieber, also die eigentliche Waschoperation, der zweite die Heizung
                              des Kessels, der dritte das Schütteln des Füllrumpfes und das Abstreichen der
                              gewaschenen Kohlen, und der vierte die Entleerung des Decantirgefäßes zu besorgen,
                              auch vorkommenden Falls den drei anderen Arbeitern bei ihrer Thätigkeit Hilfe zu
                              leisten hat.
                           Die täglichen Ausgaben übersteigen dabei, nach Angabe des Erfinders, nicht 20
                              Franken, incl. des Preises der erforderlichen Heizkohlen (etwa 500k) und bei einer täglichen Production von
                              200t. Das Waschen und Sortiren von
                              100k Steinkohlen kostet an baaren
                              Auslagen sonach nur 1 Centime = 0,8 Pf.
                           Einen besonderen Werth legt aber der Erfinder noch auf die Gewinnung der feinen
                              Kohlenschlämme, welche bei dem gewöhnlichen Waschverfahren nicht so vollständig
                              gewonnen werden. Nimmt man den Staubgehalt zu 10 Proc. an, so werden auf 1000k roher Kohle 100k Staubkohle im Werthe von 1 Fr., bei der
                              oben angegebenen Tagesproduction also 20000k Staubkohle im Werthe von 200 Fr. gewonnen.
                           Der erste, versuchsweise zu Saint-Etienne aufgestellte Apparat von Evrard hat nur ein Waschgefäß von 1qm Querschnitt und 2m Höhe, ersetzt aber bei Tag- und
                              Nachtbetrieb die Arbeit von 20 durch Maschinenkraft bewegten Setzsieben mit
                              Kolben.
                           
                              L. R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
