| Titel: | Die Motoren auf der Wiener Weltausstellung 1873; von Professor J. F. Radinger. | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 433 | 
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                        Die Motoren auf der Wiener Weltausstellung 1873;
                           von Professor J. F. Radinger.Mit gef. Genehmigung aus dem officiellen Ausstellungsbericht, Heft 33. Druck und
                                 Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Wien 1874.
                           
                        Mit Abbildungen.
                        (Fortsetzung von S. 86 dieses Bandes.)
                        Radinger, über die Motoren auf der Wiener Weltausstellung
                           1873
                        
                     
                        
                           Von den österreichischen Maschinen bringen wir hier die Corlißmaschine (Patent Dautzenberg) und die Fördermaschine, welche die Prager
                                 Maschinenbau-Actiengesellschaft (vormals Ruston und Comp.) ausgestellt hatte.
                           Corlißmaschine. Außer der von den gebräuchlichen Arten
                              etwas abweichenden Form des Hauptbalkens zeichnete sich diese Maschine hauptsächlich
                              durch eine vom Director Dautzenberg dieser Fabrik
                              herrührende neue Steuerung aus, welche, mit flachen Schiebern und ohne Federn
                              arbeitend, die Vortheile der Corlißmaschine ohne deren Nachtheile besitzt.
                           Der Dampfcylinder hatte 420mm Durchmesser
                              und sein Kolben 0m,950 Hub. In der
                              Ausstellung ging die 30 pferdig benannte Maschine leer und mit 50 Umgängen, während
                              sie normal 60 Umgänge in der Minute machen soll, was 1m,9 Kolbenweg per Secunde entspricht.
                           Das Dampfzuführungsrohr maß 105, das Rohr zum Condensator hin 135mm lichten Durchmesser; diese geben (mit
                              den Canalquerschnitten nahezu gleiche) Flächen von 1/15 und 1/925 des freien Kolbens
                              und sind reichlich zutreffend für die Normalgeschwindigkeit, indem der Einströmdampf
                              28m Geschwindigkeit anzunehmen
                              braucht.
                           Der Cylinder war ohne Mantel, aber mit seinen Schieberkästen, Dampfwegen und unteren
                              Tragblöcken zusammengegossen und lag direct auf dem Steinfundament. Der 150mm hohe Kolben war durch eine
                              Hinterschraube auf seiner 66mm dicken
                              Stange gehalten, und diese ging in gleicher Stärke durch den rückwärtigen
                              hohlgegossenen Cylinderdeckel, wo sie ein Fuß auf einer Gleitschiene trug. Dieser
                              Tragfuß war ziemlich
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 217, S. 434
                              1/48 der natürlichen Größe.
                              
                           
                           hoch, damit die Schiene tief genug kam, um das Wegheben des
                              Deckels und das Nachsehen des Kolbens zu gestatten, ohne selbst weggenommen werden
                              zu müssen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 217, S. 435
                              Der Vorderdeckel war bis auf die gesondert eingesetzte Stopfbüchse an den
                                 Cylinder gegossen. An den dennoch vorstehenden Außenflansch setzte sich hier
                                 unverschnitten (?) das Ende der hohlliegenden Colonnenführung an, welche
                                 ausgebohrt, vorn durch einen Schlußring versteift und wieder aufliegend mit
                                 Fundamentschrauben niedergehalten war.
                              Seitlich ging der Balken, fortwährend am Fundament ruhend und mit diesem
                                 verbunden, zum eingegossenen Kurbellager hin, so daß das ganze Gerüste der
                                 Maschine, mit Ausnahme der Geradführungsbrücke, am Fundamente auflag, obgleich
                                 es Cylinder und Lager als directer Balken verband.
                              
                           Ein gabelförmiger Schmiedeisen-Kreuzkopf hielt den Zapfen der Schubstange. Die
                              Führungsplatten setzten sich am Schluß der Gabel mittels Tragschrauben stellbar an
                              und nahmen den Druck (also excentrisch) auf. Da die Dampfspannung normal 4at beträgt und die Maschine mit
                              Condensation arbeitet und ferner die Schubstange 5 1/2 mal der Kurbellänge
                              gleichkam, so entfällt auf die 263mm
                              breiten, 315mm langen Platten der mäßige
                              Führungsdruck von 1k,5 per 1qc gleitender Fläche.
                           Der Kreuzkopfzapfen hatte 73 bei 105mm
                              Dimension und erfuhr 84at Schalendruck; er
                              war nach außen verlängert, wo er mit einer Nebenschubstange den
                              Luftpumpen-Antrieb besorgte.
                           Die Schubstange endete beiderseits mit künstlich geschlossenen Köpfen, deren Bügel je
                              zwei Querstreifkeile und eine Schraube festhielt, während die Schalen durch je einen
                              Hinterkeil anzuziehen waren.
                           Der Kurbelzapfen maß 86mm Durchmesser und
                              120mm Länge. Er hat mit 65at Schalendruck und 0mk,84 specifischer Abnützarbeit zu
                              arbeiten, war vorn mit einer vorgeschraubten Bundplatte versehen und steckte selbst
                              in einer schmiedeisernen Kurbel.
                           Die Welle ruhte ohne jeden angedrehten Bund im Hauptlager. Vorn schloß wohl die
                              Kurbel und hinten das Excenter (fast) dicht aus Lager, aber sonst blieb sie sich
                              selbst überlassen. Sie war im Lager 160mm
                              dick und die Schalen waren 300mm lang, was
                              14at Auflagedruck und 0mk,34 specifische Abnützarbeit gibt.
                           Die Schalen des viertheiligen Kurbellagers waren aus Gußeisen und mit Weißmetall
                              ausgegossen. Sie hatten keine Borten, sondern waren nur durch die jederseits zwei, halb in sie und halb
                              in die Lagerwangen versenkten Anzugkeile der Seiteneinstellung fixirt, welche mit
                              Schrauben von der oberen Fläche des Lagerdeckels aus anzuziehen waren. Der
                              Lagerdeckel selbst war verschnitten und übergreifend und jederseits durch eine
                              starke Deckelschraube gehalten, während der mitgegossene Grundbalken knapp neben dem
                              Lager aus Fundament gebunden war. Durch diese enge Construction, welche trotzdem
                              reichliche Auflagerflächen darbot, blieben die Hebelarme aller wirkenden Kräfte
                              klein und das ganze System wurde so starr als möglich.
                           Unmittelbar hinter dem Lager und fast daran streifend, saß das Steuerexcenter, von
                              dessen gußeisernem Ring die aus zwei Viechschilden bestehende Excenterstange zur
                              eigentlichen Steuervorrichtung ging; dann verdickte sich die Welle auf 170mm und kam eine Riemenscheibe für den
                              Antrieb des Porter-Regulators, der in der halben Führungslänge am
                              Seitenbalken stand und dessen Manschette bei der letzten Ausführung einfach eine
                              horizontale Stange mit Keilanschlägen festzuhalten oder zu verschieben hatte.
                           Das Schwungrad, welches abgedreht war und zugleich als Riemenscheibe diente, war in
                              Einem gegossen, gesprengt und durch Ringe um die Nabe und Einlagkeile im Kranz
                              wieder verbunden. Das Rad hatte 3m,80
                              Durchmesser, und sein im Kern nur 110mm
                              dicker Kranz war durch innen 60 und am Rande 40mm starke Angüsse T-förmig gestaltet und
                              auf 420mm Breite gebracht. Die radiale
                              Dimension betrug 410mm. Die Kranzverbindung
                              geschah in einwärts offenen Schlitzen, in welche die Keile (35 und 60mm Querschnitt) einfach von der Innenseite
                              einzulegen waren.
                           Die Luftpumpe lag nebst einer Speisepumpe und dem Lager des
                              Hohlguß-Verticalhebels, welcher vom Kreuzkopf durch die Nebenschubstange
                              angetrieben wurde, auf einem Rahmen in der Nähe des Kurbellagers unten im Fundament.
                              Der Verticalhebel war ungefähr 2m lang; in
                              seinem unteren Drittel hing die Antriebsstange für den Rohrkolben der Luftpumpe,
                              welche mit dem Kondensator zusammengezogen war und zu dem das Dampfrohr vom Cylinder
                              her mit durchwegs zugängigen Flanschenverbindungen führte. Der Einspritzhahn stand
                              dann gleichfalls vorn beim Lager.
                           Wesentlich neu und als wahre Verbesserung (vergl. auch 1874 214 351) anzusehen war die innere Steuerung. Diese fand mit vier ebenen
                              und leicht zugängigen Platten statt, welche nach dem System Corliß wirkten, ohne den
                              Nachtheilen der runden Schieber, der ungleichmäßigen Abnützung und den daraus
                              folgenden Undichtheiten ausgesetzt zu sein. Auch war blos der Dampfdruck allein für die Schließung der
                              einmal ausgerückten Einströmplatten verwendet, wodurch die mitunter träg fallenden
                              Gewichte oder dem Bruch ausgesetzten Federn entfielen.
                           An jedem Ende des Cylinders befand sich nämlich ein seitlicher Schieberkasten, von
                              dem eine (die äußere) Spalte in den Cylinder und die andere in den angegossenen
                              Längscanal zur Ausströmung führte. Jede Cylinderspalte war dauernd offen, während
                              die Ausströmspalten durch je eine ebene Platte geöffnet oder geschlossen wurden.
                           Diese Bewegung geschah von einem zwischen den beiden Schieberkästen schwingenden
                              Steuerhebel aus, dessen tiefgelagerte Grundwelle mit einem weiter außen aufgekeilten
                              Arm vom Excenter angetrieben wurde.
                           Auf der oberen Horizontalwand jedes dieser Schieberkästen befand sich nun eine
                              Dampfkammer angegossen und die durchführende Verbindungsöffnung von abermals einer
                              ebenen Platte bedeckt. Diese Oeffnung war annähernd quadratischer Form, was die
                              Größe des Umfanges reducirt und daher das Abdichten erleichtert. Diese letzteren
                              (die Einström-) Platten erhielten nun gleichfalls ihre Bewegung vom
                              schwingenden Steuerhebel, indem sie an (40mm dicken) Stangen hingen, welche nach außen reichten und je ein
                              Scharnierstück trugen, an die das stahlarmirte Ende des Steuerhebels schlug.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 217, S. 437
                              
                           Die Scharnierstücke ruhen außen auf der unteren Schiene eines rechteckigen
                              Hohlrahmens, dessen obere Schiene auf zwei gleichen Keilen der horizontalen, von der
                              Regulatormanschette mittels Winkelhebel gestellten Regulatorstange liegt. Durch das
                              Heben oder Senken der Manschette hebt oder senkt sich daher auch der Tragrahmen der
                              Scharnierstücke. Nachdem aber der Steuerhebel einen Bogen beschreibt, sein
                              schwingendes Ende bei dessen mittleren (Vertical-) Lage angreift und sich
                              nach abwärts senkt, so werden die Anschläge desto eher außer Eingriff kommen, je
                              höher der Tragrahmen und mit ihm das Ende des jeweilig angedrückten
                              Scharnierstückendes der Einströmschieberstange steht. Da die Stellung des Tragrahmens vom
                              Stande des Regulators abhängt, so wirkt dieser direct auf die Füllung, und da nur
                              ein Excenter vorhanden, ist jene voll oder mit circa 40 Proc. begrenzt.
                           Das Schließen der Einströmschieber besorgt der directe Dampfdruck auf die in der
                              Stopfbüchse 40mm dicken Schieberstangen.
                              Nachdem bei größerem Drücken auch eine größere Kraft zur Ueberwindung der Reibung
                              benöthigt wird, ergibt sich diese hier von selbst; für ganz kleine Spannungen würde
                              der Druck vielleicht nicht ausreichen, aber solche sind bei einer hochexpandirenden
                              Maschine ohnedies nicht zulässig. Bei 4at
                              Ueberdruck stellt sich der schließende Druck auf diese Stange mit 50k heraus. Er besorgte den Schluß
                              thatsächlich schnell, und dieser wurde durch je einen Luftkolben außen auf der
                              Schieberstange gebremst.
                           Der untere Schieberkasten bildet hier einen sogen, schädlichen Raum. Dieser ist nun
                              durch seine aufs Nöthigste beschränkten Abmessungen möglichst reducirt, und da er
                              bei der hochexpandirenden Maschine seinen Dampf meistentheils in den Cylinder
                              sendet, so ist der wohl größere Raum nicht im gleichen Maße schädlicher zu nennen.
                              Das Lager für die Welle des Steuerhebels stand auf einer zwischen die Cylinderfüße
                              geschraubten, gefensterten Grundplatte, die zugehörigen Lager waren viertheilig mit
                              Seitenschrauben, der Hebel selbst war Guß.
                           Die Maschine arbeitete anfangs in Folge eines Räderwerkes am Regulator nicht ohne
                              Anstände. Nachdem aber dieses entfernt und durch das neue einfache Gestänge ersetzt
                              war, wurde die Arbeit tadellos.
                           Die leichte Zugängigkeit der ebenen Platten und diese selbst machen es jedem nur
                              halbwegs richtigen Maschinisten möglich, die Stellung derselben etc. zu besorgen,
                              und der Wegfall der Federn gibt dem Ganzen, außer einer erhöhten Sicherheit gegen
                              Störungen, einen billigen Preis.
                           Zu Schluß der Ausstellung wurde für diese Maschine 7900 fl. ö. W. ohne Condensation
                              und 8900 fl., wenn mit Condensation, begehrt.
                           Fördermaschine. Diese war für einen 380m tiefen Schacht und zur Hebung von 1250k Nutzlast mit 5 bis 7m Geschwindigkeit pro Secunde gebaut. Sie
                              bestand aus zwei gekuppelten Dampfmaschinen von je 500mm Cylinderbohrung und 1m,9 Kolbenhub, auf deren gemeinsamer
                              Kurbelwelle zwei Bobinen von je 3m
                              kleinstem Durchmesser für das Bandseil saßen. Die Cylinder lagen, mit jederseits
                              zwei Pratzen- und zwei durchreichenden Fundamentschrauben gebunden, auf den
                              unten durchgehenden, je in Einem gegossenen, oben gehobelten Bettrahmen, welche vor
                              der Führung mit je einem einzigen Arm zum angegossenen Kurbellager reichten. Die
                              Cylinder waren mit nebengeschraubten Ventilkästen für die Ventilsteuerung
                              versehen; vorn hatten sie angegossene und verrippte Deckel mit vorgeschraubtem
                              Stopfbüchsenkopf, hinten jedoch normale Deckel mit Stopfbüchsenführung für die
                              verlängerten Kolbenstangen.
                           Das Einströmrohr jeder einzelnen Maschine hatte 120, das Ausströmrohr 170mm lichten Durchmesser oder 1/17 und 1/8,4
                              der freien Kolbenfläche an Querschnitt. Normal arbeitet die Maschine mit 32 Hüben
                              pro Minute oder 2m Kolbengeschwindigkeit
                              pro Secunde, für welche die Canäle (Constante 1/34) noch eben ausreichen. Die
                              Rauminhalte der Ventilkammern waren durch tief einhängende Deckel möglichst
                              reducirt, und die unten fast tangirenden Dampfwege besorgten die
                              Condensationswasserabfuhr von. selbst.
                           Vorn war je ein gußeiserner Gabelkreuzkopf auf die 85mm dicken Kolbenstangen gekeilt. Jede
                              Traverse trug an ihren beiden Enden gußeiserne Geradführungsblöcke, welche mit
                              unterlegten und durch Stellschrauben in den Nischen der Blöcke nachstellbaren
                              Bronzeplatten von je 130mm Breite und
                              400mm Länge armirt warm. Da nun die
                              normale Dampfspannung 4at beträgt und die
                              Schubstange 4,8 Mal so lang als die Kurbel war, so stellt sich der
                              Maximalführungsdruck auf 1at,5, d. i. genau
                              so hoch als in der anderen (Corliß-) Ausstellungsmaschine dieser Firma. Die
                              beiderseitigen Führungsschienen lagen ziemlich nahe beim Kreuzkopf; die unteren
                              waren an den Grundrahmen angegossen, die oberen aber als flache schmiedeiserne
                              Lineale aufgeschraubt.
                           Die 4m,6 lange Schubstange endete jederseits
                              mit ursprünglich offenen Köpfen, welche aber je ein überlegter und festgestellter
                              Bügel schloß. Das Feststellen geschah durch beiderseitige, halb in den Bügel und
                              halb in die Stange versenkte Querkeile und eine die Keile blos streifende
                              Durchsteckschraube. Die Schalenkeile standen beide einwärts und endeten mit
                              Anzugsschrauben.
                           Kreuzkopf- und Kurbelzapfen waren gleich und zwar je 130mm lang, ersterer 86, letzterer 92mm dick, so daß der Schalendruck 68 und
                              64at und die specifische Abnützbarkeit
                              0mk,47 betrug. Der Druck auf die
                              Kurbelzapfen ist also wieder genau derselbe, wie bei der anderen
                              Ausstellungsmaschine, die Abnützarbeit dort aber fast doppelt so groß als hier. Der
                              Kurbelzapfen endete auch hier mit einer vorgeschraubten Bundscheibe. Die zwischen
                              den (angegossenen) Lagern 263mm starke
                              Bobinenwelle setzte sich in diesen auf 237mm ab und lag 400mm lang in den
                              Schalen, vor welchen sie die schmiedeisernen Kurbeln selbstverständlich unter
                              90° trug. Der Lagerdruck macht hier nicht mehr als 8at und die specifische Abnützarbeit 0mk,15 aus.
                           
                           Die Lagerschalen waren wieder in guter Weise, ohne vorgesetzte Borten und von den
                              Seitenkeilen etc. allein gegen das Verschieben geschützt, wodurch ein längeres
                              starres Aufliegen der Zapfen, ein breiterer Lagerfuß und ein geschlossenes Ansehen
                              erreicht wird. Der Lagerdeckel war überschnitten und durch jederseits eine starke
                              Schraube niedergehalten, während je zwei Seitenkeile das Ganze nachstellbar
                              machten.
                           Die Steuerung geschah von einer genau in der
                              Maschinenmitte (zwischen den beiden Cylindern) liegenden und zwischen den Bobinen
                              mit gleichen Kegelrädern angetriebenen Längswelle aus, welche bis hinter die
                              Cylinder lief. An jedem Cylinderende befanden sich je in gemeinsamer Kammer ein
                              Einström- und ein Ausström-Doppelsitzventil, welche mit oberen
                              Winkelhebeln durch den Zug je einer Verticalstange geöffnet werden konnten.
                           Auf der Steuerwelle steckten nun direct und in der Ebene der Ausströmventile je eine
                              unrunde Knaggenmuffe, auf welche jede sich die stählernen Enden von zwei nach den
                              beiden Seiten quer wegreichenden Winkelhebeln stützten. Diese reichten gegen die
                              beiderseitigen Cylinder zu, und griffen am Gegenende jene verticalen Zugstangen an,
                              die für das Heben der Ausströmventile dienten. Aehnlich geschah auch die Bewegung
                              der Einströmventile. Nur waren die zugehörigen Knaggenmuffe wegen der Umsteuerung
                              paarweise unter 180° versetzt vorhanden und nicht direct auf die Steuerwelle,
                              sondern auf ein Rohr gekeilt, welches mit Längskeil auf derselben verschiebbar
                              war.
                           Dieses Rohr verschob sich nun während des Ganges der Maschine von selbst, indem neben
                              der Hauptsteuerwelle eine von dieser durch Stirnräder mitgenommenen Nebenwelle lag,
                              welche mit Gewinde und Mutter in eine Manschette des Rohres griff. Nachdem aber die
                              Erhöhung der Knaggenmuffe nur auf der Seite geradezu begrenzt war, welche die
                              Einströmung zu öffnen hatte, während die Abfallseite nach einer Schraubenlinie
                              endete, so wurde der jeweilige angedrückte Steuerhebel desto eher frei, je weiter
                              das Rohr verschoben lag. Auf diese Art wurde die Füllung genau im Verhältnisse
                              kleiner, als das nach aufwärts steigende Seil kürzer und leichter, und das
                              niederhängende Seil länger und schwerer wird, und es kann so ein vollkommen
                              gleichmäßiger Gang der Maschine und die möglichste Dampf- und Kohlenersparniß
                              erreicht werden. Letztere macht sich außer auf directe auch noch auf indirecte Weise
                              bemerkbar, indem die Kessel reiner und geschonter bleiben.
                           Dieser selbststellende Expansionsmechanismus ist aber durch Anziehen der Klinke des
                              Umsteuerungshebels außer Gang zu bringen, indem dieser die Mitnehmmutter lüftet, so
                              daß in jedem Augenblicke die Maschine (bei ausgelegtem Hebel und gehaltener Klinke) auch ohne
                              Expansion arbeiten oder ungesteuert mit einer größeren oder geringeren Füllung (bei
                              halbausgelegtem Hebel, eingefallener Klinke) neuerdings zu arbeiten beginnen und aus
                              jeder beliebigen Etage gefördert werden kann, ohne daß eine andere Einstellung als
                              die der Klinke nöthig wäre.
                           Am unteren Ende des Umsteuerungshebels hängt noch eine horizontale Stange für einen
                              gemeinsamen Schieber in jenem tiefliegenden Kasten, welcher die Dampfgabelung
                              besorgt. Indem nun dieser Schieber die Zuleitung geschlossen hält, wenn der
                              Umsteuerhebel vertical steht, so ist der Stillstand der Maschine doppelt sicher. An
                              diese Schieberstange kommt ferner ein kleiner Anschlag der bei jedesmaliger Bewegung
                              das Condensationswasser aus dem Fuß des Kastens entläßt. Außer den beiden
                              Doppelsitzventilen für Ein- und Auslaß war noch ein drittes selbstthätiges
                              Ventil in jedem Gehäuse, welches vom Dampf der Kesselspannung niedergehalten war und
                              zur Sicherheit für den Fall dienen soll, als sich bei einem der Auslaßventile eine
                              Betriebsstörung einstellt.
                           Es mag noch beigefügt werden, daß für die eingangs erwähnte Teufe 36 Touren der
                              Maschine nöthig sind, daß sich auf der langen Steuerwelle ein Index verschiebt,
                              welcher die Lage der Förderschalen angibt, und daß zwei prismatisch abgedrehte
                              Bremsscheiben neben den Bobinen sitzen, deren eine mittels Druckschraube, die andere
                              mittels eines Kolbens angezogen werden kann, dessen Cylinder dauernd von Dampf
                              erfüllt bleibt. Die Gegenseite wird dann von Hand oder vom anschlagenden Index aus
                              geöffnet, wodurch ein momentanes Anziehen der Bremse erfolgt.