| Titel: | Kupfergewinnung aus Schwefelkiesen mit geringem Kupfergehalt; von Ch. Jezler. | 
| Autor: | Ch. Jezler | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 479 | 
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                        Kupfergewinnung aus Schwefelkiesen mit geringem
                           Kupfergehalt; von Ch.
                              Jezler.
                        Jezler, über Kupfergewinnung aus Schwefelkiesen mit geringem
                           Kupfergehalt.
                        
                     
                        
                           Nachdem das k. ungarische Finanzministerium die zumeist schwefelreichen Kiese von
                              Schmölnitz, welche sich auch durch einen gewissen Kupfergehalt auszeichnen, zum
                              Kaufe ausbietet, dürfte es für manche Schwefelsäurefabrikanten nicht ohne Interesse
                              sein, eine Verarbeitung von kupferarmen Schwefelkiesen kennen zu lernen. Ohne
                              Zweifel kann für den Osten Deutschlands der Import solcher Kiese von Wichtigkeit
                              werden, denn so gut, wie es durch Specialtarife der betreffenden Eisenbahnen möglich
                              ist, Holz (resp. Schnittmaterial) vom äußersten Osten Ungarns nach
                              Nord-West-Deutschland zu bringen, müßte es auf diesem Wege auch möglich sein,
                              Schwefelkiese von Oberungarn wenigstens nach dem Osten Deutschlands zu
                              verfrachten.
                           Verfasser hatte Gelegenheit mit den Abbränden der Schwefelkiese von
                              Borsa-Bánya (Comitat Marmaros, Ungarn), welche ca. 1 Proc. Kupfer
                              enthalten, Versuche über eine Extraction anzustellen, welche zu einem positiven
                              Resultate führten. Die Sodafabrik in Bocsko (im gleichen Comitate) brennt
                              Borsa-Bánya Stückkiese zur Darstellung von Schwefelsäure.
                           Die Kiese, deren Abbrände das Versuchsmaterial abgaben, waren folgendermaßen
                              zusammengesetzt.
                           
                              
                                 Eisen
                                 35,83
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   1,01
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Arsen
                                   2,50
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Kalk
                                   2,80
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure, Thonerde
                                 12,52
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 39,65
                                 „
                                 (als Schwefelmetall).
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   4,60
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Außerdem geringe Mengen Silber, Blei, Magnesia,
                                    Natron.
                                 
                              
                           Soll das Kupfer solcher Abbrände nutzbar gemacht werden, d.h. sollen die Einnahmen
                              für das erhaltene Kupfer die Auslagen der Fabrikation decken, so ist damit Mahlen,
                              Schmelzen etc. der Rückstände unmöglich. Das einzige Mittel dem Kupfer beizukommen,
                              schien nur noch die Extraction mit Salzsäure, welche in einer Sodafabrik um so eher
                              zur Verfügung steht, als sie nicht in höchst concentrirtem Zustande nöthig ist.
                              Allein die Extraction der Rückstände, wie sie bei der Röstung fallen, gab ein höchst
                              mangelhaftes Resultat. Die natürlichen Eigenschaften der Abbrände unterstützten
                              dagegen die Bemühungen. Dieselben zerfallen nämlich an der Luft unter gleichzeitiger
                              Einwirkung von Wasser (Thau, Regen) in viel vollkommenerem Maße als beispielsweise
                              die Abbrände der westphälischen Kiese, so daß von gut abgebrannten Stücken nur ein
                              ganz geringer Kern zurückbleibt. Dieses Zerfallen geschieht unter gleichzeitiger
                              Oxydation, und aus dem abgesiebten Material ist nun durch Behandeln mit heißer,
                              verdünnter Salzsäure das Kupfer extrahirbar. Als wirksames Agens erwies sich zwar
                              nicht die Salzsäure selbst, sondern das entstehende Eisenchlorid neben freier
                              Salzsäure. Dieses wirkt auf die vorhandenen niederen Schwefelungsstufen des Kupfers,
                              während es selbst zu Chlorür reducirt wird. Der chemische Vorgang bei der hier
                              beschriebenen Extraction ist wohl mit dem Vorschlage von Prof. Kopp (1871 199 400) identisch. Geht man aber
                              darauf aus, die Abbrände auch gleichzeitig möglichst zu entschwefeln, so ist eben
                              eine vorhergehende Ausscheidung der schwefelreicheren Theile zu empfehlen.
                              Andererseits ist in
                              einer Sodafabrik Salzsäure, namentlich schwache, immer eher zur Disposition als
                              Salz, die Verwerthung von Salzsäure war im vorliegenden Falle sogar
                              wünschenswerth.
                           Gleichzeitig mit dem Kupfer treten in der Lösung regelmäßig Silber und unter
                              Umständen Blei auf. Die Möglichkeit der Existenz von Silber und Blei in Lösung bei
                              Gegenwart von Salzsäure und Sulfaten ist bekannt (vergl. 1874 214 468). Das Verhalten des Bleies ist aber doch bemerkenswerth. Die
                              Lösung desselben geschieht gegen Ende der Operation, wenn die große Menge der
                              Sulfate entfernt ist, und nur wenn die Flüssigkeit noch genügend heiß ist. Aus der
                              Lösung scheidet es sich dann beim beginnenden Erkalten als Chlorblei aus. Die Menge
                              des Bleies in den Abbränden ist so gering, daß seine Existenz bei der Analyse
                              Anfangs übersehen wurde; erst die Extractionsversuche führten zu seiner
                              Entdeckung.
                           Mit den Kiesen zur Verröstung gelangtes Gestein (Thon- und Glimmerschiefer)
                              erleidet dabei eine Aufschließung, so daß schon der wässerige Auszug der Abbrände
                              beträchtliche Mengen schwefelsaure Thonerde enthält. Bei der Extraction werden dann
                              Thonerde, Kalk etc. in solcher Menge gelöst, daß trotz des durch die Salzsäure
                              bedingten Eisenverlustes die Rückstände noch 45 Proc. Eisen enthalten.
                           Der Schwefel kann aus gut gerösteten und nachher ordentlich oxydirten Abbränden
                              leicht bis auf 1 Proc. entfernt werden. Doch wird man sich in dieser Richtung nur
                              bemühen, wenn die Möglichkeit vorhanden ist, die Extractionsrückstände als Eisenerz
                              zu verwenden. Mit solchen Rückständen wurden auch dem k. ungarischen Eisenwerk in
                              Feherpatak Schmelzversuche angestellt, welche die Verwendbarkeit derselben erwiesen.
                              Um dieses Material nicht in Pulverform anwenden zu müssen, wurden unter Zusatz von 5
                              Proc. Speckkalk oder 8 Proc. eines fetten Ziegelthones (je nach der Natur der
                              übrigen Beschickung) Kugeln geformt, und zwar wurde beim Formen nicht gewöhnliches
                              Wasser sondern Salzwasser zugesetzt. Nach scharfem Trocknen besitzen diese Kugeln
                              hinlängliche Festigkeit und zerfallen im Feuer nicht. Die Verwendbarkeit solcher
                              Rückstände als Eisenerz ist im Allgemeinen außer Zweifel (vergl. 1874 211 349; 1875 215 239), sie
                              werden ja bekanntlich anderwärts in großer Menge benützt; es entscheidet im
                              einzelnen Falle aber die locale Nachfrage.
                           Was die Vollkommenheit der Kupfergewinnung betrifft, so sei bemerkt, daß bei
                              sorgfältiger Arbeit bis 1 Proc. Kupfer ausgezogen wurde, während das verwendete
                              Material 1,03 Proc. führte. Enthielten die rohen Kiese 1,01 Proc. Kupfer, so müßten
                              die Abbrände zwar ca. 1,3 Proc. enthalten. Es hat somit eine Anreicherung von Kupfer in den Kernen
                              stattgefunden. Das Verhalten derselben wurde nicht weiter untersucht. Sie können je
                              nach dem Gehalt anders verarbeitet, oder nach Möglichkeit im Kiesofen nochmals
                              aufgegeben werden. Dieses könnte nun in der von Prof. Kopp angegebenen Weise geschehen, ohne Verwerthung der Rückstände als
                              Eisenerz. Abbrände ohne vorhergegangene Oxydation an der Luft geben bei gleicher
                              Behandlung nur 0,384 Proc. Kupfer. Die Gewichtszunahme bei dieser Oxydation beträgt
                              2,3 Proc.
                           Aus den erhaltenen Metalllösungen wurden die in Frage kommenden Metalle durch Eisen
                              gefällt und die Cementschliche bei einer oberungarischen Gewerkschaft eingelöst.
                              Kupfer und Silber wurden nach Gehalt bezahlt. Bei der Extraction im Großen blieb das
                              Blei meist in den Rückständen, weil die Temperatur zu dessen Lösung zu niedrig
                              war.
                           Auf Grund der vorangegangenen Versuche wurde dann auf genannter Fabrik eine Anlage
                              gemacht, welche ca. 50 Ctr. gesiebte Abbrände pro Tag zu verarbeiten im Stande war.
                              In den Extractionsbottichen liegt unten eine Filtrirschicht von 15cm, aus kaum linsengroßen Quarzkörnern
                              bestehend. Diese bedeckt ein vielfach durchbohrter Holzboden. Unter der
                              Filtrirschicht befindet sich ein hölzerner Hahn, außerdem mündet in jeden Bottich
                              ein Dampfrohr. Beim Beschicken wird zuerst der Bottich mit Salzsäure von 2 bis
                              3° B. zur Hälfte angefüllt und diese durch Dampf erhitzt. Ist die Flüssigkeit
                              ordentlich heiß, dann werden die gesiebten Abbrände eingetragen und ferner Dampf
                              zuströmen gelassen. Nun wird der Hahn wenig geöffnet, das Abfließende, so lange
                              dessen Farbe gelb, zurückgegeben. Nach kurzer Zeit schlägt die Farbe plötzlich in
                              Blau um, worauf die Lösung in die Cementirbottiche gelassen wird. Das specifische
                              Gewicht steigt bis 16° B. Man gibt nun noch mehr Salzsäure, zum Schluß Wasser
                              auf (je nach der Bestimmung der Rückstände) und läßt ganz abfließen, nachdem das
                              specifische Gewicht auf 1/2 bis 1° B. gefallen ist.
                           Das Sieben der Rückstände geschieht durch ein Sieb mit ca. 10 Maschen auf 1qc. Wendet man wesentlich stärkere
                              Salzsäure an, als oben angegeben, so zerfällt die Masse zu sehr und verstopft das
                              Filter.
                           Was nun die Rentabilität dieser Extractionsmethode betrifft, so sei darüber nur
                              bemerkt, daß, wenn derselben die Salzsäure von 20° B. (deren Menge 10 bis 12
                              Proc. vom Gewicht der gesiebten Abbrände beträgt) mit 50 kr. und das Brucheisen mit
                              4 fl. ö. W. pro Wiener Centner berechnet, alle übrigen Auslagen ebenfalls in
                              Rechnung gezogen werden, dieselbe ohne Verwerthung der Rückstände doch noch einen,
                              wenn auch nur sehr geringen Ertrag aufweist.
                           
                           Wie sich die Abbrände der Schmölnitzer Kiese gegen die beschriebene Methode
                              verhalten, konnte ich nicht untersuchen. Eines der genannten Extractionsverfahren
                              wird immer auf dieselbe anzuwenden sein. Von Margiczan bezogene Kiese, welche ich zu
                              rösten Gelegenheit hatte, hielten ca. 50 Proc. Schwefel, besaßen aber die
                              Eigenschaft im Feuer zu zerspringen, jedoch nicht in dem Maße, daß dadurch ihre
                              Verwendung wesentlich erschwert wurde, wovon ich mich noch vor kurzem in einer
                              österreichischen Fabrik zu überzeugen Gelegenheit hatte.