| Titel: | Ein neues System optischer Telegraphen. | 
| Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 512 | 
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                        Ein neues System optischer
                           Telegraphen.
                        A.Léard, über ein neues System optischer
                           Telegraphen.
                        
                     
                        
                           Der französische Telegraphenbeamte A. Léard hat sich die Aufgabe gestellt, zwischen zwei weit von
                              einander entfernten Stationen trotz aller zwischenliegenden, nicht zu übersehenden
                              Hindernisse (wie Wälder, Berge und dergleichen) optisch zu telegraphiren. Er will
                              den Himmel als eine Schreibtafel benützen, um auf ihm Morsezeichen abzulesen, und
                              will dazu in den Raum ein Strahlenbündel elektrischen Lichtes benützen, welches
                              durch einen kleinen parabolischen Spiegel parallel gemacht wird.
                           Ein Versuch damit wurde in Algier auf Befehl des
                              Generalgouverneurs gemacht. Dabei wurden 50 große Bunsen'sche Elemente als
                              Lichterzeuger und ein automatischer Lichtregulirapparat von Serrin angewendet, welcher auf einer in einfachster Weise beweglich
                              gemachten Platte stand und die Strahlen nach allen Seiten hin zu werfen gestaltete,
                              je nach der Stellung des um seinen Brennpunkt drehbaren Spiegels, unter verschieden
                              starker Neigung (40 bis 45°) gegen den Horizont, nach unten oder nach oben.
                              Durch Verdeckung der Lichtgarbe auf längere oder kürzere Zeit bildete man die
                              Striche und Punkte der Morseschrift. Ein über 200m hohes Gebirge lag zwischen dem Beobachter und der Lichtquelle. Das
                              Telegraphiren ging vollkommen gut. Der Himmel war etwas trübe und nebelig. Der
                              gestrahlte Lichtbüschel zeichnete sich unter schwachem Winkel ganz wie ein schöner
                              Kometenschweif. In dem Fort National, das in der Luftlinie 25 Lieues von Algier
                              entfernt ist, waren die langen und kurzen Zwischenräume sehr scharf und bestimmt zu
                              beobachten.
                           Bei sehr trockenem Wetter und im Mondschein wurden die Versuche
                              wiederholt, jedoch nicht mit so günstigem Erfolge. Es wurden einige schwache
                              Schimmer mit großer Mühe
                              auf 100km Entfernung gesehen. Die
                              telegraphische Schrift zu lesen, war unmöglich. Auf dem Meere, wo die oberen
                              Schichten der Atmosphäre immer feucht sind, glaubt Léard die telegraphischen Zeichen, selbst bei heiterem Himmel und
                              bei Mondlicht, auf 10 oder 15 Lieues entziffern zu können.
                           Er hat nachgewiesen, daß das elektrische Licht durch ein rothes
                              Glas unmittelbar auf sehr große Entfernung sichtbar ist, daß dagegen der durch
                              dasselbe Glas gegangene Lichtbüschel in geringer Entfernung sichtbar zu sein
                              aufhörte. Er schlägt deshalb vor, das elektrische Licht durch ein Pulver von
                              salpetersaurem Strontian oder Feilspäne eines passenden Pulvers zu färben. Das eine
                              prächtige Purpurfärbung gebende Strontianpulver ist sehr flüchtig, brauchte nur
                              vorübergehend und nach Bedarf auf die Lichtquelle gebracht zu werden. Léard hat dazu einen besonderen kleinen Apparat
                              entworfen und einen Zeichengeber, welcher das elektrische Licht nur, während ein
                              Strich oder Punkt telegraphirt werden soll, erzeugt, da ja ein ununterbrochenes
                              Licht dabei überflüssig wäre.
                           Zweckmäßig wäre es, die Bunsen'sche Batterie durch eine
                              Gramme'sche Maschine (oder eine kleinere von Hefner-Alteneck, 1875 217 264. D. R.) zu ersetzen. Die Verdeckung des Lichtes
                              kann durch eine auf einer Achse sitzende Scheibe bewirkt werden, welche von selbst
                              durch ihr eigenes Gewicht oder durch die Wirkung einer Feder in ihre ursprüngliche
                              Lage zurückkehrt.
                           Auf diese Weise könnten u.a. auch zwei durch ein Vorgebirge
                              getrennte Schiffe in telegraphische Verbindung treten. Alle Schiffe einer
                              Flottenabtheilung würden ferner gleichzeitig die Befehle vom Admiralschiffe
                              empfangen und beantworten. (Nach den Annales
                                 télégraphiques, Bd. 2 S. 379.)
                           
                              E–e.