| Titel: | Ueber Beleuchtung der Eisenbahnwaggons mit Leuchtgas, System Brock. | 
| Autor: | L. Ramdohr | 
| Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 131 | 
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                        Ueber Beleuchtung der
                           								Eisenbahnwaggons mit Leuchtgas, System Brock.
                        Mit Abbildungen auf Taf. III [a.d/1].
                        Ueber Brock's Beleuchtung der Eisenbahnwagen
                           								mit Leuchtgas.
                        
                     
                        
                           Seit 10 bis 12 Jahren ist man mehrfach bemüht gewesen, das
                              									Leuchtgas an Stelle des Rüböles zur Beleuchtung der
                              									Eisenbahnwagen zu verwenden. Wenn trotzdem diese Beleuchtungsart
                              									bis jetzt nur noch wenig Eingang gefunden hat, so ist dies den
                              									mannigfachen Uebelständen zuzuschreiben, welche sie bisher in
                              									Gefolge hatte, und deren erheblichster im Anfange sicher der
                              									gewesen ist, daß man nur das aus Steinkohlen dargestellte
                              									Leuchtgas und dieses wiederum in nicht comprimirtem Zustande,
                              									also in einem viel zu großen Volum, mit sich führte. Erst die
                              									Herstellung des Leuchtgases aus Petroleumrückständen oder den
                              									schweren Paraffinölen der Braunkohlendestillate und die
                              									Construction zweckmäßiger Compressionsapparate und sicher
                              									wirkender Regulirungsvorrichtungen für den Austritt des
                              									comprimirten Gases machen es möglich und wahrscheinlich, daß die
                              									Waggonbeleuchtung mit Gas in den nächsten Jahren sich ziemlich
                              									allgemein einbürgern werde. Besonders ist es die mindestens
                              									dreifach größere Leuchtkraft des aus Paraffinöl oder
                              									Petroleumrückständen hergestellten Leuchtgases, welche letzteres
                              									zur Waggonbeleuchtung besonders geeignet erscheinen läßt, da es,
                              									abgesehen von der außerdem stattfindenden Compression, an und
                              									für sich weit kleinere Behälter beansprucht als das
                              									Steinkohlengas.
                           Die Mitführung des Leuchtgases im Zuge kann auf verschiedene
                              									Weise erfolgen — entweder, wie zuerst in England und
                              									Belgien, an einer Centralstelle im Zuge, von welcher aus die
                              									einzelnen mit festen Rohrsträngen versehenen und unter sich mit
                              									Spiralschläuchen verbundenen Waggons das zu ihrer Beleuchtung
                              									nöthige Gas erhalten, oder aber, wie später in Amerika, derart,
                              									daß jeder Wagen sein eigenes Gas mit sich führt. In England
                              									wurde das Gas unter gewöhnlichem Druck und zwar in Behältern
                              									mitgeführt, welche aus zwei Holzscheiben mit dazwischen
                              									befindlichem, in Falten sich zusammenlegendem Ledermantel, also
                              									aus einem Gefäße bestanden, welches äußerlich einem
                              									cylindrischen Blasbalge ähnlich warDieses System wurde besonders von
                                    									dem bekannten Gasingenieur W. T. Sugg
                                    									ausgebildet. Vgl. * 1868 187 215., während man
                              									in Belgien zwar comprimirtes Gas verwendete, dieses aber von dem
                              									als Centralstelle dienenden Gepäckwagen aus ebenfalls den
                              									einzelnen Wagen des zusammengestellten Zuges zuführte.
                              									Schließlich übergab man in Amerika jedem einzelnen Waggon das zu
                              									
                              									seiner Beleuchtung nothwendige Gas in comprimirtem Zustande und
                              									gleichzeitig einen eigenen Druckregulator.
                           Dieses letztere Verfahren zeigte sich für den Betrieb als das
                              									günstigste, da bei ihm der Uebelstand wegfällt, daß beim Ein-
                              									oder Ausschalten von Waggons die Lösung oder Verbindung von
                              									Spiralschläuchen vorgenommen und hierdurch die Beleuchtung
                              									einzelner Waggons theilweise unterbrochen und wieder erneuert
                              									werden muß.
                           In Deutschland wurde wohl ausschließlich das amerikanische System
                              									der Ausrüstung eines jeden einzelnen Waggons versucht, und hat
                              									sich in dieser Richtung J. Pintsch in
                              									Berlin wesentliche Verdienste erworben. In neuester Zeit sind
                              									die erforderlichen Ein- und Vorrichtungen von Georg Brock, Gasingenieur in Wien, ganz
                              									wesentlich, und zwar fast in allen Hauptheilen verbessert
                              									worden. Während Pintsch das Gas nur
                              									auf 6at comprimirt, bei seinem Regulator eine ganz
                              									gleichmäßige Ausströmung nicht erreicht, und bei dem
                              									Gaserzeugungsapparate die Zuführung des flüssigen Rohmaterials
                              									von Hand regulirt werden muß, bewirkt Brock die Zuführung des Oeles unter constanter
                              									Flüssigkeitssäule durch eine ihm patentirte, automatisch
                              									wirkende Vorrichtung; er comprimirt das Gas auf 10 bis 11at,
                              									und sein Druckregulator läßt dasselbe bei einem Druck von 10at
                              									ebenso gleichmäßig ausströmen, wie bei einem solchen von wenigen
                              									Centimetern Wassersäule.
                           Wir geben im Nachstehenden nun eine ausführliche Beschreibung der
                              									Brock'schen Einrichtungen nach
                              									Unterlagen, welche uns der Patentvertreter, Civilingenieur Rich.
                              									Lüders in Görlitz, freundlichst
                              									überlassen hat, und beginnen mit dem Regulator, als einem der
                              									wichtigsten Theile, gehen hierauf auf die Einrichtung des
                              									Waggons, die Anlagen zur Erzeugung, Compression und Füllung des
                              									Gases über und bringen endlich eine ausführliche
                              									Kostenberechnung.
                           Der Regulator besteht aus einem hohlen cylindrischen Körper von
                              									Metall, welcher auf der untern Seite mit einem festen, auf der
                              									obern Seite mit einem der leichten Federung wegen mit
                              									kreisrunder, eingedrückter Nuth versehenen Boden aus
                              									Messingblech abgeschlossen ist. Der Mittelpunkt dieses
                              									Messingbleches ist der Aufhängepunkt eines Hebels, der auf ein
                              									Ventil, verbunden mit einem Kolben, drückt. Der Drehpunkt des
                              									Hebels ist möglichst nahe dem Ventil. — Das comprimirte
                              									Gas strömt aus dem Recipienten zwischen den Kolben und das
                              									Ventil, öffnet dasselbe vermöge seines größern Querschnittes
                              									gegenüber dem des Kolbens und übt einen Druck auf die
                              									Messingscheibe aus, welche sich so lange spannen wird, bis
                              									mittels des mit ihr verbundenen Hebels das Ventil geschlossen
                              									wird. Dieses Spiel erneuert sich bei der Ausströmung des Gases
                              									aus dem  Regulator zu den Flammen fortwährend, und
                              									haben Stöße und Schwankungen auf das ausströmende Gas nicht den
                              									mindesten Einfluß.
                           Wie aus Figur 4
                              									ersichtlich, ist hier eine Differentialwirkung zwischen dem
                              									Ventil und dem Kolben combinirt mit der Wirkung auf ein
                              									Diaphragma. Die Größe des Diaphragmas bei einem bestimmten
                              									Durchmesser des Ventils und des Kolbens, einem Drucke des Gases
                              									im Recipienten von 10at und einem Drucke des aus dem
                              									Regulator ausströmenden Gases von 20mm Wassersäule läßt sich
                              									folgendermaßen bestimmen.
                           Es sei beispielsweise:
                           der Durchmesser des Ventils d = 20mm,7,
                           der Durchmesser des Kolbens d1 = 20mm,
                           p der Druck des Gases im Recipienten
                              									= 10at = 100m = 100 000mm
                              									Wassersäule,
                           P der Druck des ausströmenden Gases
                              									aus dem Regulator = 20mm Wassersäule,
                           F die gesuchte Fläche des
                              									Diaphragmas,
                           f die Fläche des Ventils bei einem
                              									Durchmesser von 20mm, 7 = 336qmm,
                           f1
                              									die Fläche des Kolbens bei einem Durchmesser von 20mm =
                              									314qmm, so ist:
                           F P = (f - f1) p und
                              									F = (f -
                              									f1)
                              									p/P =
                              									110 000qmm,
                           oder der Durchmesser der Diaphragmascheibe
                              									= 375mm.
                           Aus obiger Formel geht hervor, daß der Druck P auf die Diaphragmascheibe schon bei
                              									Anwendung eines nicht übersetzten Hebels das Ventil zum
                              									Schließen bringt. Durch Hebelübersetzung und die Schraube am
                              									Aufhängungspunkte des Hebels ist man in der Lage, den Druck des
                              									ausströmenden Gases aus dem Regulator beliebig einzustellen. Es
                              									ist hieraus zu ersehen, wie exact der vorstehende Regulator
                              									bestimmt werden kann; dabei ist der Mechanismus von einer
                              									Einfachheit und Sicherheit, wie kein ähnlicher Apparat. Derselbe
                              									functionirt herab bis auf 0at,1 Ueberdruck.
                           Unter den Langträgern der Waggons senkrecht gegen deren
                              									Längenachse ist ein Recipient befestigt, dessen Größe sich je
                              									nach der Anzahl und Zeitdauer der zu speisenden Flammen richtet,
                              									und welcher mit einem solchen Regulator verbunden ist. Der
                              									Recipient R (Fig. 4)
                              									besteht aus einem cylindrischen, nicht genieteten, sondern aus
                              									Bessemer-Stahlblech geschweißten Rohre (da derartige Gefäße
                              									genietet und verlöthet auf längere Zeit unter so hohem Gasdrucke
                              									nicht dicht halten) mit starken schmiedeisernen Böden, welche
                              									mittels durch das Rohr gehender Schrauben abgedichtet sind.
                           Für einen mit drei Flammen versehenen Waggon würde der Recipient
                              									einen Inhalt von 0cbm,1 (bei 320mm
                              									Durchmesser und 1270mm Länge) erhalten müssen, wenn das
                              									Gas bis auf 10at comprimirt, der  Gasconsum auf
                              									22l nicht comprimirten Gases pro Flamme und Stunde und
                              									eine Brenndauer von 15 Stunden pro Flamme angenommen wird. Dabei
                              									wird bei 0at,1 Ueberdruck im Recipienten das Gas noch mit dem
                              									angemessenen, bezieh. normalen Druck aus den Brennern strömen.
                              									Bei 30 stündiger Brenndauer müßten zwei solche Recipienten an
                              									dem Traggerippe der Waggons angebracht und mit dem Regulator
                              									verbunden werden.
                           Von dem Regulator aus führt das Gaszuströmungsrohr für die
                              									Laternen außen am Boden entlang und an der Rückwand hinauf über
                              									das Waggondach. An dem einen Boden des Recipienten befindet sich
                              									das Füllventil, an dem andern Boden eine Absperrung nach dem
                              									Regulator. In dem Gaszuströmungsrohre ist an der Rückwand eines
                              									jeden Waggon ebenfalls ein Haupthahn eingeschaltet, der es
                              									ermöglicht, die ganze Leitung abzusperren, ohne daß eine weitere
                              									Schließung der Lampenhähne nothwendig wäre, und welcher nur dem
                              									Zugpersonale zugänglich ist. Ebenso sind die Lampenhähne nur dem
                              									Zugpersonale zugänglich. Die Lampen selbst sind von den für
                              									Rüböl- oder Petroleumbeleuchtung verwendeten kaum verschieden,
                              									die Reconstruction verursacht daher keine nennenswerthen
                              									Kosten.
                           Die ganze Disposition ist in Figur 3
                              									ersichtlich.
                           Fig. 5 und 6 zeigen
                              									Grundriß und senkrechten Längenschnitt einer vollständigen
                              									Anlage zur Erzeugung, Compression und Füllung des Gases, und
                              									zwar würde diese Anlage genügen, um täglich 6 Eisenbahnzüge mit
                              									comprimirtem Gase zu versehen, wenn jeder derselben 8
                              									Personenwagen zu 3 Flammen, sowie 1 Packwagen mit 1 Flamme mit
                              									sich führt, und für jede Flamme eine Leuchtkraft von 6 bis 7
                              									Kerzen bei 22l Gasconsum pro Stunde, sowie eine Brenndauer von 30
                              									Stunden beansprucht wird. Der Flächenraum, welchen diese Anlage
                              									einnimmt, beträgt 167qm, von denen 147 auf die
                              									eigentliche Gasanstalt sammt Compressionsabtheilung, und 20 auf
                              									den Sammelrecipientenraum entfallen, welcher blos einfach, ohne
                              									Eindeckung ummauert ist. Die Gasanstalt besteht aus dem
                              									Ofenlocal, dem Reiniger- und Uhrenlocal und dem
                              									Glockenraume.
                           Der im Ofenlocal befindliche Gasofen A (vgl. auch Detail Fig. 1 und
                              									2) ist überhaupt für Oelgaserzeugung eingerichtet und
                              									schließt drei gußeiserne Retorten in sich, welche durch
                              									Rippenverstärkungen vor Durchbiegung geschützt sind. Die
                              									Construction des vordern und hintern Retortendeckels verhindert
                              									das in die Retorten eingeführte Oel am Aufenthalte an den Enden
                              									der Retorten, wo dieselben immer kälter sind als da, wo sie vom
                              									Feuer bestrichen werden. Die Einmauerung der  Retorten ist so
                              									gewählt, daß die Stichflamme die Retorten nie direct treffen
                              									kann, wodurch es ermöglicht wird, daß mit denselben 12 Monate
                              									gearbeitet werden kann, ohne dieselben auswechseln zu müssen.
                              									Ebenso ist Vorsorge getroffen, daß jede Retorte einzeln
                              									ausgewechselt werden kann, ohne den Betrieb mit den beiden
                              									andern Retorten unterbrechen zu müssen.
                           Was die Oelzuführung zu den Retorten anlangt, so ist unstreitig
                              									die Methode der automatischen Zuführung die beste, da dieselbe
                              									in erster Linie keine Aufsicht benöthigt, und mit derselben eine
                              									Gleichmäßigkeit erzielt werden kann, wie dies bei keiner bis
                              									jetzt bestehenden möglich ist. Der automatische
                              									Oelzuführungsapparat besteht aus einem gußeisernen, luftdicht
                              									geschlossenen Gefäße, dessen Größe so gewählt ist, daß dasselbe
                              									für einen Bedarf bis zu 24stündiger Gaserzeugung vollkommen
                              									ausreicht, einer auf dem Ofen stehenden offenen Wanne, in welche
                              									zwei Rohre von dem luftdicht abgeschlossenen Gefäß einmünden,
                              									und zwar eines als Luftrohr vom höchsten, und eines als
                              									Stoffzuführungsrohr vom tiefsten Punkte desselben.
                           Der Proceß ist folgender: Das geschlossene Gefäß wird zuerst mit
                              									Stoff ganz angefüllt. Die auf dem Ofen stehende offene Wanne
                              									wird durch das Oeffnen des Hahnes an dem Stoffzuführungsrohr so
                              									hoch angefüllt, als das Luft- und Stoffzuführungsrohr unter die
                              									obere Kante der Wanne hineinragt. Sobald die Flüssigkeit die
                              									beiden Rohröffnungen erreicht und dadurch absperrt, hört jeder
                              									weitere Zufluß aus dem geschlossenen Gefäße in die Wanne auf.
                              									Wird nun Stoff aus der Wanne in die Retorte eingelassen, so
                              									werden die Rohröffnungen wieder frei, und die durch das Luftrohr
                              									in das geschlossene Gefäß einströmende Luft bewirkt ein
                              									sofortiges Nachfüllen von Stoff aus dem Gefäß in die Wanne, so
                              									lange bis die beiden Rohröffnungen wieder durch die Flüssigkeit
                              									abgeschlossen werden.
                           Die Zuführung des Stoffes von der Wanne zu den Retorten ist durch
                              									mit Quadranten versehene Hähne regulirbar und sichtlich
                              									einstellbar, sowie während der ganzen Vergasungsperiode eine
                              									vollkommen gleichmäßige, da die Flüssigkeitssäule durch die
                              									automatische Nachfüllung stets in gleicher Höhe erhalten
                              									wird.
                           Auf dem Ofen an der vordern Stirnseite liegt die Vorlage
                              									(Hydraulik) B, zu welcher von jeder
                              									einzelnen Retorte Rohre aufsteigen. Die Vorlage dient, wie in
                              									allen Gasanstalten, so auch hier, sowohl als continuirliche und
                              									selbstthätige Absperrung zwischen jeder einzelnen Retorte und
                              									dem Gasometer, als auch zur Aufnahme der durch das Gas
                              									mechanisch mitgerissenen Theertheilchen. Sie ist durch einen
                              									Rohrstrang  mit den Reinigern D verbunden. Ein solcher Reiniger besteht aus einem in der
                              									Mitte durch eine Scheidewand getheilten Kasten. In dem einen
                              									Theile befinden sich Kokes, in dem andern über einander
                              									liegende, mit Laming'scher Masse bedeckte Hürden.
                           Durch eine einfache Schiebercombination kann jeder Reiniger
                              									während des Vergasungsprocesses ein- oder ausgeschaltet werden.
                              									Von den Reinigern führt ein Rohrstrang, in welchem eine Gasuhr
                              									E zum Messen des erzeugten Gases
                              									eingeschaltet ist, zur Gasglocke M,
                              									welche sich in einem überdeckten Raume befindet, einen
                              									Durchmesser von 3m,79, eine Höhe von 2m,212
                              									und einen Inhalt von 25cbm hat.
                           Von der Gasglocke aus wird das Gas an die Compressionsabtheilung
                              									abgegeben. In derselben wird das Gas unter einen Druck von 11at,5
                              									gebracht, und zwar durch Einpumpen von Wasser in die beiden
                              									Arbeitsrecipienten — derart, daß das Wasser immer von
                              									einem Recipienten in den andern jeweilig mit Gas gefüllten
                              									Recipienten gedrückt wird, welche Manipulation man so lange
                              									fortsetzt, bis das von den Arbeitsrecipienten in die
                              									Sammelrecipienten durch das Wasserpumpen gedrückte Gas unter den
                              									Druck von 11at,5 gebracht ist. Es ist nicht rathsam, das Gas
                              									direct zu pumpen, da hierzu eine sehr große
                              									Kolbengeschwindigkeit nothwendig, sowie eine Erhitzung der
                              									Pumpenbestandtheile unausbleiblich ist und auch fortwährende
                              									Reparaturen nicht vermieden werden können.
                           Um das Einfrieren zu verhindern, ist das Wasser mit Glycerin
                              									gemischt, und zwar genügt eine auf 11° B. gebrachte
                              									Mischung.
                           Von den Sammelrecipienten geht die Leitung P zu den sogen. Füllständern, welche zur Seite eines
                              									Nebengleises, und zwar um je eine Wagenlänge von einander
                              									entfernt, aufgestellt sind und durch Lederschläuche mit
                              									Spiraleinlage mit den unter den Waggons befindlichen Recipienten
                              									in Verbindung gesetzt werden. Die Füllständer sind durch
                              									Absperrventile verschließbar.
                           Die Sammelrecipienten sind unter einander so verbunden, daß sie
                              									ein completes Ganze bilden. Zum Betriebe des ganzen
                              									Compressions-apparate genügen zwei 2pferdige Lenoir'sche
                              									Gasmaschinen F und zwei Pumpen G mit je einem Kolbendurchmesser von
                              									80mm, einem Hub von 240mm und einer theoretischen Leistung
                              									von 8cbm,4 per Stunde.
                           Die Arbeits- und Sammelrecipienten sind gleich den
                              									Waggonrecipienten aus Bessemer-Stahlblech geschweißt und mit
                              									massiven Böden durch durchgehende Schrauben abgedichtet. Die
                              									Arbeitsrecipienten haben einen Durchmesser von 0m,948
                              									und eine Länge von 1m,89, einen Inhalt von  1cbm,34. Die Sammelrecipienten haben einen Durchmesser
                              									von 1m,08, eine Länge von 2m,845 und alle vier zusammen
                              									einen Inhalt von 11cbm,25.
                           Die Anstalt ist, in Folge ihrer durchgehends doppelten Anlage, so
                              									eingerichtet, daß nie Störungen im Betriebe entstehen können, da
                              									die betreffenden Apparate und Maschinen leicht und ohne
                              									Nachtheil auszuschalten sind. Zur Herstellung des Gases benützt
                              									man, wie bereits erwähnt, Braunkohlentheeröl oder
                              									Petroleumrückstände, überhaupt Oele.
                           Der Preis der Petroleumrückstände beläuft sich loco Bahnhof Wien
                              									pro 50k auf 4 fl. 50 kr. ö. W. (9 M.). Die Kosten einer
                              									Coupé-Flamme für die Stunde erhalten wir aus Folgendem.
                           Fabrikation pro Retorte und Stunde 3 bis 3½cbm
                              									bei 365 Arbeitstagen mit je 10stündiger Arbeitszeit 11 000 bis
                              									12 700cbm. Von 50k Petroleumrückständen gewinnt man
                              									je nach der Güte des Stoffes 30 bis 35cbm
                              									Gas, daher zur Erzeugung von 12 700cbm 18 000k
                              									nothwendig sind.
                           
                              
                                 
                                 fl. ö. W.
                                 
                                 M.
                                 
                              
                                 Kosten von 18 000k Rückständen zu 4 fl. 50
                                    											kr. pro 50 k
                                 1620
                                 oder
                                 3240
                                 
                              
                                 Arbeitslöhne für 2 Mann Pro Tag 1 fl. 50 kr
                                 1095
                                 oder
                                 2190
                                 
                              
                                 Für den Unterhalt der Apparate
                                 350
                                 oder
                                 700
                                 
                              
                                 Heizungsmaterial
                                 450
                                 oder
                                 900
                                 
                              
                                 5 Proc. Zinsen vom Anlagekapital von 13 900 fl.
                                 695
                                 oder
                                 1390
                                 
                              
                                 5 Proc. Amortisation
                                 695
                                 oder
                                 1390
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 4905
                                 oder
                                 9810
                                 
                              
                           Es kosten daher 12 700cbm Gas 4905 fl. ö. W. (9810 M.)
                              									oder 1cbm 38,5 kr. (77 Pf.) oder eine Flamme pro Stunde mit
                              									22l Consum 0,84 kr.(1,68 Pf.).
                           Die Kosten des Baues einer Doppelanstalt, wie sie oben
                              									beschrieben, stellen sich in folgender Weise.
                           
                              
                                 Bau der Anstalt, completes Mauerwerk, Schornstein,
                                    											Ofenbau,
                                 fl. ö. W.
                                 
                                 M.
                                 
                              
                                 Dachstuhl sammt Eindeckung, Pflasterung, Fenster,
                                    											Thüren, Anstrich, Erdaushebung, Ausführung der
                                    											Mantelmauer des Gasbassins in hydraulischem Kalk mit
                                    											Cementverputz und des Bodens desselben mit Béton,
                                    											zusammen
                                 5 000
                                 =
                                 10 000
                                 
                              
                                 Ein Gasofen mit 3 Retorten, mit vollständiger
                                    											Ofenarmatur, vordere und hintere Ofenverkleidung sammt
                                    											Ankerplatten und Ankerschrauben, Wasserschiffe, Vorköpfe
                                    											sammt Deckel, Aufsteigröhren, Vorlage (Hydraulik) sammt
                                    											continuirlichem Abfluß, completer
                                    											Stoffzuführungsapparat, Automatensystem, zwei Reiniger,
                                    											Productionsgasuhr mit Umgangsrohr und Umgangshähnen,
                                    											sechs Absperrschieber von 105mm lichter Weite, eine Gasglocke mit einem
                                    											Durchmesser von 3m,793 und einer Höhe von
                                    											2m,212 nebst Führungen, complete
                                    											Röhrenverbindung zwischen Ofen, Reinigern, Gasuhr,
                                    											Glocke, mit Röhren von 105mm lichter Weite sammt
                                    											den erforderlichen Manometern
                                 2 600
                                 =
                                 5 200
                                 
                              
                                 Zwei Stück 2pferdige Lenoir'sche Gasmaschinen
                                 2 000
                                 =
                                 4 000
                                 
                              
                                 Zwei Pumpen
                                 160
                                 =
                                 320
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 9 760
                                 =
                                 19 520
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 fl. ö. W.
                                 
                                 M.
                                 
                              
                                 Uebertrag
                                 9 760
                                 =
                                 19 520
                                 
                              
                                 Transmission
                                 150
                                 =
                                 300
                                 
                              
                                 Zwei Arbeitsrecipienten
                                 960
                                 =
                                 1 920
                                 
                              
                                 Vier Sammelrecipienten
                                 2 400
                                 =
                                 4 800
                                 
                              
                                 Verbinbungsleitungen sammt Absperrventilen und
                                    											manometern
                                 630
                                 =
                                 1 260
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 13 900
                                 =
                                 27 800
                                 
                              
                           Die Kosten des Baues einer einfachen Anlage, nur für 15stündige
                              									Beleuchtung der Waggonflammen ausgeführt, beziffern sich mit
                              									9780 fl. (19 560 M.).
                           Bei der Doppelanstalt mit den Herstellungskosten von 13 900 fl.
                              									(27 800 M.) ist man im Stande, innerhalb 10 Stunden 6
                              									Personenzüge mit je 8 Personenwaggons und einem Packwagen, jeden
                              									Personenwaggon mit 3 Flammen und den Packwagen mit 1 Flamme, auf
                              									30 Stunden Brenndauer mit Leuchtgas zu versehen.
                           Bei der einfachen Anstalt, mit den Herstellungskosten von 9780
                              									fl. (19 560 M.) hat man innerhalb 10 Stunden die gleiche
                              									Leistung, jedoch nur für 15stündige Brenndauer der
                              									Waggonflammen.
                           
                              L. Ramdohr.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
